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Dark Destiny

Fordere dein Schicksal heraus
von

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Kapitel 1: Die Fußstapfen seines Vaters

Es war ein wunderschöner, sonniger Tag in ganz Basia. Viel zu schön eigentlich um sich um die sogenannten "wichtigen Dinge im Leben" zu kümmern. Für Shinos Mutter hieß das immer: den Garten umgraben.

Da hockte er nun und buddelte in den Beeten herum und achtete sorgsam darauf bloß keine der Blumen und anderen Pflanzen zu beschädigen.

Das ist doch keine Aufgabe für einen richtigen Mann, dachte Shino. Gibt es denn nichts anderes zu tun, als im Garten zu sitzen und von der Sonne gegrillt zu werden?

Viele seiner Freunde waren schon aufgebrochen, um die anderen Welten zu besuchen und ihr Glück zu finden. Es gab aber auch noch die Möglichkeit vom Komplex angefordert zu werden. Der Komplex war eine Akademie, die Söldner ausbildete, die überall hin entsannt wurden, um sich um das Übel in der Welt zu kümmern. Es war immer sein großer Traum gewesen, irgendwann einmal eine Nachricht zu erhalten, in der er eingeladen werden würde, sich am Komplex einzuschreiben. Er war immer auf der Suche nach einem neuen Abenteuer, nur leider hatte er weder das Geld noch das Einverständnis seiner Mutter.

Wenn doch TJ noch hier wäre, dann wäre ich wenigstens nicht alleine, dachte er, als er mit der Harke wütend auf die gelockerte Erde schlug. TJ war sein bester Freund, aber vor ungefähr einem Jahr ist er mit seiner Familie auf die Nachbarinsel Alua gezogen. Lukra war zwar nicht so weit davon entfernt, doch er hatte keinerlei Gelegenheit dazu, seinen Freund zu besuchen. Dafür hätte er nämlich ein Luftschiff gebraucht. Und sich von jemandem mitnehmen zu lassen, konnte sich echt negativ auf seine ohnehin schon leere Brieftasche auswirken.

Ganz in Gedanken versunken bemerkte er zuerst gar nicht seine Mutter, die ihn vom Haus aus etwas zu, rief.

Noch träumend machte er sich auf den Weg zum Haus, das etwa achtzig Meter weit entfernt war. Hatte sie wohl noch mehr Arbeit für ihn, oder was soll der Stress? Er erreichte die Schwelle der Hintertür seines Elternhauses. Es war ein schönes Haus. Nicht zu groß und nicht zu klein, aber trotzdem etwas ganz besonderes. Viele Leute lebten in kleinen barackenähnlichen Häusern und im Vergleich zu diesen wirkte das Haus der Familie Bluestone wie ein kleines Schloss. Der weiße Anstrich und die roten Ziegel an Fenstern und Türen ließen das ganze erst recht nach einem gehobenerem zu Hause aussehen.

"Was ist denn los, Mama?", fragte Shino. "Was soll ich denn noch tun? Ich hab' ja noch nicht einmal den Garten fertig." Er seufzte.

"Du hast Post bekommen",, sagte seine Mutter fast beiläufig, "und zwar von Komplex auf Murila."

"Wirklich?", rief Shino voller Freude und fiel seiner Mutter strahlend um den Hals. Sie gab ihm den B, rief, den er schnell und hektisch öffnete. Und da stand es. Man hatte sich dazu entschlossen, ihn, Shino Bluestone, einzuladen, damit er an der Aufnahmeprüfung teilnehmen konnte. Er konnte es immer noch nicht fassen.

"Heißt das, dass du gehen wirst?", fragte seine Mutter bedrückt.

"Wieso? Lässt du mich nicht?" Er faste sie an den Schultern und blickte ihr tief in die Augen. Sie waren voller Angst. Angst um ihn.

"Ich verspreche dir, dass mir nichts passieren wird", sagte er ruhig. "Versteh' doch: das ist immer mein Traum gewesen. Ich werde eine gute Ausbildung erhalten und dann, mit etwas Glück, werde ich mein Geld damit verdienen, für Gerechtigkeit zu sorgen. Daran ist doch nichts Falsches."

"Nein, das ist es ja auch nicht. Ich hab' nur Angst, dich, wie deinen Vater, zu verlieren. Versteh' mich bitte. Er hat auch immer das Abenteuer gesucht, genau wie du. Und dann, eines Tages hat ihn niemand mehr finden können. Es heißt, er sei für eine gute Sache gestorben und das ist auch der Grund, warum..." Shino unterbrach sie.

"Das weiß ich doch, Mama. Bitte, lass mich tun, was ich schon immer tun wollte. Ich sag' es noch mal: Mir wird nichts passieren! Das verspreche ich dir. Bitte, Mama!"

"Meine Angst wird zwar dadurch nicht verschwinden, aber meinetwegen. Werd' du ein Held. Ich würde es dir von ganzem Herzen wünschen."

Shino drückte seine Mutter so fest an sich, wie er nur konnte und einige Stunden später standen sie auch schon an der Airstation von Lukra. Außer ihm und seiner Mutter waren noch mehrere andere Jungen und Mädchen seines Alters dort anwesend. Ebenfalls in Begleitung der Eltern.

"Heute müssen viele Jugendliche den Bescheid erhalten haben", stellte Shino fest. "Sieh' nur, was das hier für ein Menschenauflauf ist."

Die Airstation bestand aus einem großen Flugfeld, einem Hangar und natürlich auch aus der Airstation mit Hauptgebäude und Tower selbst. Es waren viele Luftschiffe im Hangar. Vorwiegend klein, die irgendwelchen Leuten gehören, die es sich zur Aufgabe gemacht haben neue Welten zu erkunden und Abenteuer zu erleben, da es ihnen zu Hause langweilig geworden ist. Es waren aber auch Händler vertreten, welche hofften ihre Wahre auf Lukra unter die Leute zu bringen. Selten nur kamen interessante Leute auf die kleine Wolkeninsel, um im Leben der Bewohner für kurze Zeit für Aufregung und Unterhaltung zu sorgen. Doch heute war zu den kleinen Schiffen ein großes gestoßen. Es lief gerade ein, als Shino die Umgebung genauer betrachtete. Ein wahrlich gigantisches Luftschiff mit drei großen, mit Luft gefüllten Blasen, vielen Propellern und was nicht alles. Es war in roten Tönen gehalten, die sich mit dem silbrigen Metallrumpf perfekt ergänzten. Wenn man es so sah, wie es zur Anlegestelle trottete, sollte man der Meinung sein, dass es sich um ein langsames Schiff handelte, aber Shino wusste, dass dieser Typ durchaus hohe Geschwindigkeit erreichen konnte. Nun war es soweit: Das Schiff stoppte und sank auf die Bodenplatte des Hangars herab. Dann warfen sofort Leute schwere Sandsäcke von Bord, die an Seilen befestigt waren und das Schiff auf den Boden halten sollten. Der Junge staunte nicht schlecht, als das so schlicht wirkende Luftschiff seine Eingangsluke öffnete und die Besatzung hervortrat, die nicht gerade aus wenigen Menschen bestand. Einer der Männer verkündete, dass er sich freue, dass alle so zahlreich erschienen sind - das Übliche halt - und, rief die einzelnen Namen auf, woraufhin sich die genannten Personen an Bord begaben. Dann hörte Shino seinen Namen und wusste, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen sich zu verabschieden.

Sicherlich wird Mutter anfangen zu heulen, dachte Shino. Er drehte sich zu ihr um und sah sie fröhlich an, als wolle er sie nochmals daran erinnern, was er ihr versprochen hat. Anschließend nahm er sie nochmals in den Arm und setzte sich in Bewegung. Seine Mutter wusste, dass ihr Sohn auf sich aufpassen konnte und dass er sich auch mal bei ihr melden würde. Sei es durch einen persönlichen Besuch oder per Post, sie würden auf jeden Fall in Kontakt bleiben.

Er schlenderte gelassen die Rampe hinauf, ohne sich noch mal umzudrehen, in der Hoffnung seine Mutter nicht da stehen zu sehen, wie sie sich die Tränen mit einem Taschentuch trocknete. Sie weinte jedoch nicht, sondern berichtete gerade einer anderen Mutter, wie stolz sie auf ihren Sohn sei - typisch Mütter.

Jetzt, wo alle an Bord waren begann sich die Luke langsam zu schließen und die jungen Anwärter wurden zu ihren Plätzen geführt. Diese waren in drei Sitzblöcken aufgeteilt, die jeweils vier Sitze in einer Reihe aufwiesen. Es gab mehr als genug Platz an Bord und Shino merkte schnell, dass das gigantische Transportmittel schon auf anderen Inseln gewesen sein muss, weil, als er den Passagierbereich betrat schon ziemlich viele Leute dort vorfand. Und wer saß wie immer vorne in der ersten Reihe? TJ, der für Shino bereits einen Platz freigehalten hatte. Er hatte sich überhaupt nicht verändert. Seine dunklen Haare waren so kurz, dass man nach dem Waschen nur einmal mit der Hand drüberwischen musste, damit sie trocken waren. TJ trug ein enges Rippenshirt, dazu eine weite Plumphose und Turnschuhe. Es war also genau sein Stil. Shino bemerkt sein Lächeln und spürte, wie ihn die Freude übermannte, er auf TJ zurannte und ihm die Hand gab. Das war ein großer Fehler. Shino hatte vergessen, dass TJ einen wahnsinns Händedruck hat, gegen den nur wenige ankommen. Ohne sich anzustrengen und ohne das geringste Zucken der Muskeln drückte er Shinos Hand, woraufhin dieser zu schreien begann. Nachdem TJ merkte, dass sein Kumpel genug hat, ließ er los.

"Tja, ich hab's immer noch drauf", bemerkte TJ. "Schön dich zu sehen, Shino."

"Ja. Ich wünschte nur, ich hätte mich an deine blöde Angewohnheit erinnert, Leuten die Hand zu zerquetschen. Na ja, egal. Hauptsache, wir sehen uns endlich wieder. Ist ja echt schon lange her. Was hast du so getrieben?"

TJ erzählte ihm, dass er eigentlich nicht allzu viel getan hat, bis auf den B, rief vom Komplex zu warten. Er hat nun auch noch seinen Schwarzen Gürtel in der letzten noch verbleibenden

Kampfsportarten gemacht. Die anderen hatte er bereits auf Lukra erlangt. TJ ist ein echt guter Kämpfer, vielleicht sogar der beste, den Shino je gesehen hat. Es gib nach Shinos Meinung keinen gelenkigeren als TJ. Daher ist er auch froh, dass er sein Freund und nicht sein Feind ist.

"Also sind wir nun endlich wieder zusammen. Wir werden denen vom Komplex zeigen, dass es kein besseres Team gibt, als uns zwei." behauptete Shino.

"Wenn du das sagst, Kleiner." pflichtete ihm TJ bei. "Was willst du denn eigentlich für einen Waffentyp benutzen, wenn ich mal fragen darf? Außer dem kurzen Claw-Training von vor drei Jahren ist bestimmt nicht sehr viel hängen geblieben."

Shino legte die Hände an den Hinterkopf und lehnte sich entspannt zurück. "Genau aus dem Grund habe ich noch mal einen Kurs besucht. Einen Schnellkurs. Und jetzt bin ich auf alles vorbereitet, was da nur kommen mag. Du wirst sehen, ich habe mich lange auf das heutige Ereignis vorbereitet."

Shino hatte wirklich viel mit seiner Claw geübt. Diese Waffe hatte ihn schon immer begeistert. Es handelt sich bei einer Claw, wie der Name schon sagt, um eine Metallklaue, die der Kämpfer sich an einem Handschuh überzieht. Sie hat drei Klingen - eine lange in der Mitte, die wie ein Dolch fungiert und eine links und eine rechts, die leicht nach vorne gebogen sind und dadurch der Waffe ihren Namen geben.

TJ hatte, als Kampfsportler, vor nur seine Hände zu benutzen, was Shino aber für sehr dumm hielt, da fast alle anderen Anwärter Waffen hatten. Sie überlegten eine ganze Weile, kamen aber zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis.

Der Flug dauerte zwei Stunden und nach dieser Zeit sahen die beiden siebzehnjährigen von weiten schon die Insel Murila mit ihren wunderschönen Wiesen und Hügeln. Fast in der Mitte des Landes stand nun der Komplex. Er war noch viel größer, als Shino ihn sich vorgestellt hatte - und Shino hatte viel Phantasie. Es sah aus, wie ein befestigter Außenposten mit Mauer, Wachtürmen und natürlich auch dem Komplex in der Mitte des Terrains. Es war ein architektonisches Wunderwerk. Shino konnte es selbst nicht recht beschreiben, aber eins wusste er: Es erinnerte ihn ungemein an ein Schneckenhaus, das nach oben hin spitzer wurde.

Das Luftschiff setzte vor den Toren zur Landung an und als das Landemanöver, welches Shino vorhin schon miterlebt hatte, vollzogen war, stiegen die Jugendlichen nervös aus. Es war heiß und die Sonne schien hier viel stärker zu scheinen, als daheim. Natürlich war das nicht der Fall, aber nach zwei Stunden Flug in einem gewaltigen Luftschiff, das rund um die Uhr gekühlt wird, erscheint einem jeder Ort heißer.

Ein zuständiger Ausbilder empfing sie am Tor und bat sie, ihm ins Innere zu folgen. Alle kamen seiner Bitte nach, wobei man schon merkte, dass einige schon sehr aufgeregt waren und daher wie wild herumhüpften. TJ zum Beispiel! Er hüpfte neben Shino auf und ab und grinste dauernd, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank.

"Bist du noch ganz dicht, TJ? Musst du denn immer so einen Blödsinn machen?" meckerte Shino.

"Du bist mir vielleicht einer! Freust du dich denn gar nicht? Wir sind jetzt hier im Komplex, verstehst du, was ich meine? Wir haben endlich geschafft, was wir uns so lange gewünscht haben. Also freu' dich jetzt gefälligst!" er hüpfte weiter herum, als er sich in Gedanken noch mal vor Augen führte, was er gerade gesagt hatte.

"Ja, ich freue mich ja auch, aber du vergisst, dass wir noch einen Test bestehen müssen, um hier aufgenommen zu werden", bemerkte Shino. Dieser Test schien ihm echtes Kopfzerbrechen zu bereiten. "Tut mir leid, dass ich mich also nicht so sonderlich freue, aber wenn wir den Test geschafft haben, TJ...TJ?"

TJ hörte ihm gar nicht mehr zu. Er blickte an ihm vorbei und hatte anscheinend etwas entdeckt. In der riesigen Eingangshalle waren nun alle Anwärter angekommen und zudem war auch mittlerweile kein Platz mehr. Der Raum ähnelte einer großen Kuppel, da die Decke und die Wände eine große Glocke über dem Boden bildete. In der Mitte standen Bänke, auf denen schon gar keine Plätze mehr frei waren, und eine Säule, die sich bis zur gewölbten Decken erstreckte. An einer Seite befand sich ein Aufzug und überall waren Türen, die Beschriftungen wie

"Halle B8" aufwiesen. Dieser Raum war schon groß, aber im Vergleich zum gesamten Bauwerk, war er noch gar nichts.

Als Shino sich umdrehte sah er was TJ denn so tolles erblickt hatte. Die Frage sollte aber besser lauten: Wen hat er entdeckt? Ein Mädchen natürlich. Sie stand mit einem anderen Mädchen bei den Bänken und die beiden unterhielten sich angeregt über etwas.

"Meinst du die kleine mit den blonden Haaren?", fragte Shino, als er schon hinter TJ stand und ihm über die Schulter blickte.

"Na klar! Sieht doch echt süß aus. Und die Andere für dich, na, was sagst du?" er hatte schon wieder diesen heimtückischen Blick aufgesetzt.

"Was ist los? Wenn du dir Ärger machen willst, dann viel Spaß, aber auf mich musst du dabei leider verzichten."

"Okay, dann mach' ich das eben alleine, aber sei nachher bloß nicht neidisch auf mich, Kumpel." Er stiefelte los und machte einen auf cool. Shino konnte nicht verstehen, was die Blondine zu TJ, sagte, aber das gab ihm Gelegenheit sich ein eigenes Bild von den beiden zu machen.

Sie hatte, wie gesagt, blondes, kurzes Haar, das in einem Mittelscheitel fiel, trug ein kurzes, braunes Top und eine grünliche, lange tarngemusterte Hose und Stiefel. Das auffälligste waren jedoch ihr blaues Stirnband und ein Ohrring auf der linken Seite an dem eine Feder hing.

Was ihre Freundin betraf, sie hatte dunklere Haare, die ihr bis auf Kinnhöhe hinunterhingen. trug aber auch ein trägerloses, olivgrünes Top und ein beige-braunes Tuch oder so etwas um die Hüften gebunden. An den Füßen trug sie Mokassins, die aus hellem Leder bestanden. An dem Tuch hingen an einer Seite drei kleine Kugeln an Schnüren, wenn Shino das richtig erkannte.

Jetzt kam auch TJ zurück und machte einen erstaunlich fröhliches Gesicht. Er grinste Shino an und dieser merkte, was los war.

"Abgeblitzt was?" Shino blickte ihn mit einem typischen Ich-hab's-doch-gleich-gesagt-Gesichtsausdruck an.

"Ja, volle Kanne!" bestätigte TJ und grinste immer noch.

"Weißt du denn wenigstens, wie sie heißt?"

"Nein!"

"Sonst irgendwas? Wo sie herkommt und warum sie sich hier bewerben möchte?"

"Nein! Sie, sagte mir nur, dass mich das alles absolut nichts angehen würde und dass ich doch jetzt besser gehen solle, bevor sie mir ein paar in die Fresse haut."

"Tja, du hast es eben noch voll drauf", bemerkte Shino.

"Willst du es nicht mal bei ihrer Freundin versuchen? Ich glaub, die ist netter", drängte TJ.

"Nö, ich mache doch nicht den gleichen Fehler wie du."

In diesem Moment trat ein Ausbilder an das aufgebaute Rednerpult. Mit einem mal wurde es still unter den Kindern.

"Liebe Mädchen und Jungen!", begann er. "Ich freue mich euch hier am Komplex begrüßen zu dürfen und ich muss sagen, dass ich stolz bin, dass so viele von euch sich dazu entschlossen haben, hier zu lernen. Ich bin der Direktor. Mein Name ist Dean Strongheart und ich bitte euch nun in Gruppen in die beiden Räume links und rechts von euch zu begeben, wo ihr an der Aufnahmeprüfung teilnehmen werdet. Das ist ein schriftlicher Test, der uns einen Eindruck eures kämpferischen Wissens und eurer Einstellung zu manchen Dingen zeigen soll. Viel Erfolg euch allen!"

Er verließ das Pult wieder und die Jugendlichen gingen ohne Wiederworte in die Räume.

"Hey, TJ! Viel Glück, Junge", schrie Shino über einige Köpfe, die sich zwischen sie gedrängt hatten.

"Yo! Dir auch! Das schaffen wir beide schon!"

So also betraten sie das Prüfungszimmer in dem sich entscheiden sollte, ob sie ihrem großen Traum ein Stück näher kommen würden.
 

Prüfungen sind etwas schlimmes, fand Shino. In seiner schulische Ausbildung hatte er zwar auch schon mehrmals mit der Folter eines Testes Bekanntschaft gemacht, war aber immer noch der Meinung, dass so etwas schlichtweg überflüssig war. Da saß er nun und, schrieb, bis ihm die Finger qualmten, obwohl durch das ganze Denken sein Kopf viel mehr in Anspruch genommen wurde.

Was soll das? Ich will hier keinen Schulabschluss machen. Ich will ein Krieger werden! Das sollte mir eigentlich solche Tests ersparen. So viele Fragen und ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob die Antworten, die ich schon geschrieben hab', überhaupt richtig sind, dachte Shino und, schrieb seine letzte Antwort auf das Blatt, die beantworten sollte, wie er zu sich und seinen Freunden steht und was er tun würde, wenn diese in Gefahr gerieten. Doch er hatte nicht die Zeit sich noch mal alles in Ruhe anzusehen, weil es plötzlich klingelte und ein Ausbilder das vor ihm liegende Blatt entgegennahm.

Das ist das zweite, was ich an Tests hasse, dacht Shino wütend. Der Test wird einem immer dann weggenommen, wenn man seine Antworten noch mal überdenken will!

Nun war es jedoch nicht an der Zeit wütend zu werden, da die Jungen und Mädchen sich jetzt wieder in der Eingangshalle versammelten. Es war gerade erst eine Viertelstunde vergangen, als sie diesen verlassen hatten und nun war schon alles entschieden und keiner konnte mehr etwas ändern. TJ klopfte Shino auf die Schulter. "Na, wie war's? Ich fand, einige Fragen waren ganz schön haarig, was? Aber die meisten habe ich auf jeden Fall richtig. Sag' doch auch mal was." drängte TJ.

"Gerne. Wenn du mich mal zu Wort kommen lassen würdest. Ich fand den Test auch ganz schön schwer, aber darauf hab' ich mich ja vorbereitet. TJ?... hast du deine Nervosität immer noch nicht unter Kontrolle? Hör' endlich auf rumzuhüpfen oder willst du für bescheuert gehalten werden?" Shino versuchte ihn an den Schultern auf dem Boden festzudrücken.

"Okay, ich glaub' jetzt hab' ich mich wieder beruhigt. Ist echt aufregend hier", kommentierte TJ seinen Freudeausbruch.

Sie standen nun nicht so weit hinten wie zuvor und hatten daher einen guten Ausblick auf das Pult, wo sich nun wieder etwas abspielte.

"Handschuhe", sagte Shino plötzlich.

"Was ist los?", fragte TJ mehr als nur überrascht. "Was für Handschuhe? Ich sehe keine."

"Nein. Ich meine, wenn du Kämpfen möchtest, warum kaufst du dir keine Handschuhe. So richtig coole mit Metallbeschlägen und Riemen."

"Mal sehen... schau! Da tut sich was", rief TJ und deutete auf die Masse an Ausbildern, die nun vor der Menge standen. Ganz vorne stand der Direktor und stellte sich jetzt hinter's Pult.

"Ich hoffe, dass euch die Fragen nicht allzu schwergefallen sind und dass ihr alle ein gutes Ergebnis erhalten werdet. Die Auswertungen sind nun vollendet und bevor ich die Ergebnisse bekannt gebe muss ich noch darauf hinweisen, dass der Komplex zur Zeit keinerlei Schüler beherbergt. Eure Vorgänger haben alle ihre Ausbildung abgeschlossen und sind nun in der Welt unterwegs, um ihre Träume zu erfüllen. So wird es euch hoffentlich auch nach den drei Jahren euerer Ausbildung ergehen.

Es gibt hier am Komplex viele Klassen, die alle einen bestimmten Namen haben. Jedes Jahr gibt es jedoch eine Klasse, die als die beste bekannt werden wird. Wir, ich und die anderen Ausbilder, haben euere Prüfungen ausgewertet und euch je nach Leistung in die einzelnen Klassen eingeteilt. Ich lese nun zuerst den Klassennamen vor und dann die dazugehörigen Schüler, die zu den hier stehenden Ausbildern gehen werden. In der ersten Klasse, den Red Birds, sind..."

Alle hörten ihm zu und wenn jemand aufgerufen wurde machte sich diese Person gleich auf den Weg zum Ausbilder und immer wenn eine Klasse komplett war, ging es gleich in einen der Klassenräume, die in den oberen Etagen liegen mochten.

"Hat der gerade dich gerufen, Shino?" fragt TJ halblaut.

"Nein! Ich weiß doch wohl noch, wie ich heiße. Was ist eigentlich, wenn wir nicht in der selben Klasse sind? Wäre echt scheiße."

"Stimmt. Aber wir sind doch beide nicht auf den Kopf gefallen. Meinst du sie ist auch bei uns?"

"Die Kleine, die dir mit Schlägen gedroht hat? Sei doch froh, wenn es nicht so ist." meinte Shino.

Die Halle wurde immer leerer und Shinos Hoffnung mit TJ in eine Klasse zu kommen wurde immer größer.

"So kommen wir nun zur letzten Klasse", sagte Direktor Strongheart. "Es sind die Angels und ich bin der zuständige Ausbilder. Also da haben wir: Ben Town, Si Yesman, Seal Drager, Sam Omegis, Aiva Strongheart, Shino Bluestone..." Shino macht einen Luftsprung, der es in sich hatte. Aber irgendetwas war ihm merkwürdig vorgekommen, als die Namen verlesen wurden.

"Und was ist mit mir?", fragte TJ als noch weitere Namen verlesen wurden und er seinen nicht hörte.

"So, das war's. Bitte folgt mir." forderte der Direktor die genannten auf.

"Hey! Hab' ich etwa nicht bestanden?", schrie TJ und hatte prompt alle Augen auf sich ruhen.

"Hmm? Bist du zufällig Thomas James Smith?", fragte der Direktor.

"Ja, aber nennen sie mich TJ! Stehe ich drauf?"

"Ich hab dich gerade leider übersehen, da du in einer anderen Zeile stehst."

"Warum denn das? Bin ich etwa nicht so gut wie die anderen?"

"So ist es. Du bist der mir der höchsten Punktzahl. Herzlichen Glückwunsch, Thomas." Ein kurzer Applaus folgte.

"Bitte nicht Thomas. TJ langt völlig."

Nach diesem Austausch an Freundlichkeit ging es auch für sie in die Klasse, die im dritten Stock lag.

Im Klassenzimmer angekommen setzte sich jeder an einen Einzeltisch, wobei man gleich merkte, dass es schon untereinander einige Bekanntschaften gab. Zum Beispiel waren die beiden Mädchen von vorhin auch in der Klasse und saßen natürlich auch nebeneinander. Dann saßen ganz vorne zwei Jungen, die sich sehr angeregt unterhielten. Zu laut für Shinos Geschmack. Und noch Andere waren damit beschäftigt, sich mit der neuen Situation vertraut zu machen. Als dann Direktor Strongheart hereinkam wurde es sofort ruhig und die Schüler erhoben sich, zollten ihren Respekt durch eine kurze Verbeugung und setzten sich anschließend wieder.

"Also nochmals willkommen am Komplex, ihr alle. Es dürft euch sicher interessieren, dass ihr die beste Klasse in diesem Jahr seid. Was allerdings die Ausbildung nicht im geringsten einfacher macht. Ihr habt alle auf eueren Prüfungsbogen euren Waffentyp angeben müssen und ich war überrascht, als ich deinen gelesen habe, TJ. Du kämpfst tatsächlich nur mir den Händen?"

"Nein ich möchte das gerne ändern. Und zwar möchte ich mir in der Stadt Kampfhandschuhe besorgen."

Der Direktor nickte. "Kein Problem, TJ. Ich ändere es sofort. Du hast da auch gleich das angesprochen, was ich jetzt mit euch bereden möchte. Ihr habt, wie ich sehe, euere Waffen und einige haben auch schon andere Ausrüstung. Ihr erhaltet jetzt diese Karte von mir, die ein Guthaben von 200 Goldstücken aufweist. Für dieses Geld könnt ihr euch nach Herzenslust einkleiden. Kauft das was ihr wirklich braucht, wie Rüstungen, Waffen - nicht wahr Herr Smith? Oder ihr könnt eure Ausrüstung reparieren oder vielleicht auch verbessern lassen. Geht jetzt, seid aber in genau drei Stunden wieder hier, damit wir anfangen können. Ach ja! Ihr habt natürlich auch Zimmer. Einzelzimmer, die nur die beste Klasse erhält. Holt euch also auch hier noch einen Zimmerschlüssel ab. Name steht drauf. Bis später."

Shino stand auf und bewegte sich nach vorne und nahm eine Karte und den Schlüssel mit seinem Namen an sich. Er hatte Zimmer Nummer 142. Die Einzelzimmer befanden sich gleich eine Etage unter ihnen und waren also leicht erreichbar. Auch wenn sie sich diese gerne angesehen hätten wollten TJ und Shino keine Zeit vertrödeln und lieber in Ruhe einkaufen gehen. Als Shino an den vorderen Tischen vorbei kam, sah er hinter einem der Tische einen Jungen mit langen schwarzen Haaren sitzen, der mit der Karte in seiner Hand spielte. Der Mitschüler blickte kurz auf und Shino spürte einen strafenden Blick auf sich ruhen. Wer war diese Gestallt im schwarzen Mantel. Er trug darunter ein dunkelrotes Oberteil und eine ebenfalls schwarze Lederhose. Der hohe Kragen und die Schulterpolster mir den Nieten machten ihn noch geheimnisvoller.

Aber jetzt war noch nicht die Zeit gekommen neue Freundschaften zu schließen, denn die 200 Goldstücke warteten darauf ausgegeben zu werden. Und so begaben sie sich wieder in die Eingangshalle, die nun leer war. Bis auf die Säule in der Mitte, wo einige Schüler sehr an einem Aushang interessiert zu sein schienen.

"Shino hast du das gelesen?", fragte TJ, der hingerannt war um nachzusehen.

"Ne, wie denn? Was ist denn so toll?", fragte Shino.

"Wenn wir in die Stadt wollen, dann können wir uns aus der Garage des Komplexes ein Fahrzeug leihen. Kostenlos!"

"Na dann mal los! Auf in die Stadt", rief Shino und sie verließen das Gebäude und fanden sich im Hof wieder. Vom Eingang, in dem sie standen führte ein Weg zum Tor und ein Anderer nach rechts. Dem zweiten folgten sie bis zu einem Gebäude, das sie für die Garage hielten. Und tatsächlich war sie das auch.

Wenige Minuten später kam jeder von ihnen auf einem Motorrad herausgefahren. Dann machten sie sich auf den Weg nach Westen, wo die Hauptstadt von Murila lag, die genauso hieß.

Es gab unterwegs wirklich viel zu sehen. Murila war eine der schönsten Inseln in Basia und auch ein beliebtes Urlaubsziel. Nach zweieinhalb Kilometern in westlicherer Richtung erreichten sie das Stadttor von Murila und stellten ihre Räder dort ab. Anschließend betraten sie die kleine Stadt, die zum größten Teil aus Geschäften bestand. Es gab jede Menge Schmieden, Lebensmittelgeschäfte und was nicht alles. Die beiden Jungs machten sich gleich auf den Weg zur Schmiede von Mac Vares, der wohl der berühmteste Schmied auf Murila ist. Nach einigem Suchen fanden sie sie endlich.

Drinnen sah es aus, wie in einer mittelalterlichen Schmiede. Genauso kannte man es aus Geschichten. Nichts fehlte, weder Steinofen noch Amboss. Sogar einige Waffen, wie Schwerter und Äxte hingen an der Wand hinter der Theke, an der ein muskulöser Mann stand. Das musste Mac Vares sein.

"Kann ich etwas für euch tun, Jungs?", fragte Mac mit erstaunlich freundlicher Stimme, obwohl man eher mit einem tiefen Brummen gerechnet hätte. "Lasst mich raten: ihr seid sicher vom Komplex und wollt euch ausrüsten." riet er.

"Da haben sie vollkommen recht." bestätigte TJ. "Wir haben noch all unser Geld und wollen nur das beste. Deshalb sind wir zu ihnen gekommen."

"Oh, das freut mich. Ich hoffe, ich hab' das, was ihr sucht. Bitte seht euch um."

Shino und TJ teilten sich auf und suchten getrennt nach dem, was sie suchten. Shino fand einen robusten Eisengürtel und lange Handschuhe mit Metallbeschlägen, wobei der Linke noch als Zusatz ein kleines Eckschild auf Höhe des Ellbogen hatte.

TJ fand auch endlich das, wonach er gesucht hatte. Nachdem er erst mal fast den gesamten Laden auf den Kopf gestellt hatte. Zwei Handschuhe kamen zum Vorschein. Der rechte hatte eine Metallkappe auf der Oberseite und der linke wies bewegliche Metallflechten auf der Handfläche auf, was bei der Abwehr sehr hilfreich sein würde. Er zog sie gleich an und schnürte sie gut fest. Shino hatte fast sein gesamtes Geld ausgegeben. Ihm blieben noch 15 Goldstücke, wohingegen TJ noch ein reicher Mann war. Er hatte nur 50 ausgegeben, da Mac die Handschuhe für TJ billiger gemacht hat, weil die Handschuhe wohl die letzten ihrer Art waren und Mac sie sowieso loswerden wollte. Dann gab TJ einen Teil seines Geldes dafür aus, seine neuen Handschuhe zu polieren und meinte, dass er das restliche Geld ja eh nicht ausgezahlt kriegt. Daher gab er Shino noch ein Mittagessen in der Stadt aus. Sie hatten noch eine ganze Stunde Zeit und machten sich noch eine schöne Zeit, bevor sie sich auf ihre Räder schwangen und in Richtung Komplex davonrasten.

Auf halben Wege bemerkten sie einen anderen Motorradfahrer an ihnen vorbeirasen. Er jagte mit einem solchen Tempo an den beiden vorbei, dass es Shino sehr schwer fiel den Fahrer auszumachen. Es war dieser Junge in schwarz, den er in der Klasse gesehen hatte.

Warum hat der es nur so eilig?, fragte er sich.

Wieder daheim machten sie sich sofort auf, ihre Zimmer in Augenschein zu nehmen. Shino hatte es gefunden und drehte den Schlüssel. Es war ein gemütliches, wenn auch kleines Zimmer. Darin standen ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch und... was war das? Ein Paket? Das Objekt war lang und flach und in braunes Papier eingewickelt. Auf dem Absender stand die Adresse seiner Mutter. Er öffnete es und das erste, was er fand war ein B, rief. Darin stand, dass seine Mutter ihm das hier schickt, da es Shinos Vater gehörte und er gewollt hätte, dass Shino es eines Tages erhält.

Jetzt war Shino neugierig. Er riss das restliche Papier weg und öffnete die Schachtel und dann sah er es. Es war ein Schwert. Das Schwert seines Vaters! Es war wunderschön. Mit einer Länge von 1,06 Metern zählte es in die Gruppe der Langschwerter. Am oberen Teil der schimmernden Klinge waren zwei bläuliche Steinchen eingearbeitet und am Ende des langen Griffes befand sich eine blaue Kristallkugel. Der Bereich zwischen Klinge und Griff war etwas verziert worden. Besonders auffällig war das Auge, das in der Mitte Platz fand. Eine tolle Waffe. Dabei fand Shino auch noch das Heft und den Gürtel, den er sich direkt um den Eisengürtel band. Dann steckte er das Schwert in das Heft und machte seine ersten Schritte. Er sah sich im Spiegel das Ganze etwas genauer an und kam zu dem Schluss, dass er mal mit Direktor Strongheart sprechen musste.

Plötzlich schwang die Tür auf und TJ stand dahinter. "Shino... was ist das?" er deutete auf das Schwert.

"Die Waffe meines Vaters. Ich glaube ich steige von der Claw auf das hier um. Verstehst du, ich will es meines Vaters wegen benutzen." Erklärte Shino seinem keuchenden Freund.

"Oh, wie schön. Aber ich muss dir etwas Starkes zeigen. Ich bin total aus der Puste. Mein Zimmer liegt nämlich am anderen Ende des Ganges. Jetzt komm, Shino." TJ rannte voraus und Shino folgt ihm umgehend. Am anderen Ende angekommen öffnete TJ seine Tür und Shino sah, dass unter seiner Decke ein Boxsack hing.

"Den hab' ich auf dem Müll gefunden. Warum sollte man so einen tollen Sack wegwerfen?"

"Nun vielleicht, weil da schon einige Löcher drin sind und sich der Inhalt auf deinen Zimmerboden verteilt." Shino verschränkte die Arme und grinste, da er sich wunderte, warum TJ immer so einen Blödsinn im Kopf hat.

"Ach das klebe ich einfach zu und dann geht das schon. Aber jetzt hab ich wenigstens etwas zum Draufhauen", sagte er und schlug mit aller Kraft zu. Nach dem Unterricht muss sich wohl erst einmal jemand darum kümmern, sein Zimmer zu putzen und einen leeren Sandsack zu füllen.

Na ja, jetzt aber erst mal in den Unterricht bevor sie noch zu spät kamen. Nach einem kurzen Sprint zum Aufzug, fuhren sie mit diesem in den dritten Stock, nur noch um ein paar Ecken und dann kamen sie vor der Klasse an. Glück gehabt, dass noch alle vor dem Raum standen. Shino sah auf die Uhr und bemerkte, dass es gerade erst zehn Minuten vor zwei war. Sie hatten noch zehn Minuten.

"Kannst du mir mal sagen, warum ich mich so abgehetzt habe? Wir haben doch noch mehr als genug Zeit", sagte Shino, der immer noch ein bisschen keuchte.

"Du weißt doch, wie das ist. Im Unterricht lernt man die Leute nicht so gut kennen, wie vor dem Unterricht. Sie doch mal, was hier alles für Typen rumstehen." er deutete mit einer Kopfbewegung auf einige Anwesende.

"Psst, TJ?" flüsterte Shino TJ zu. "Was hältst du denn von diesem da drüben?"

TJ sah herüber und beugte sich ein wenig zurück um Shino zurückzuflüstern. "Ist das nicht der, der gerade noch mit einem Affenzahn an uns vorbeigedüst ist? Scheint sich wohl für einen ganz tollen Typen zu halten."

Er wandte sich von Shino ab und trat auf den Jungen in schwarz zu. Shino folgte ihm, weil er auch nicht gerade uninteressiert an der so mysteriös wirkenden Gestalt war.

"Hallo", begann TJ . "Ich bin TJ und das hier ist mein Kumpel Shino. Wir sind wohl in einer Klasse, also dann: Auf gute Zusammenarbeit", sagte er und streckte die Hand aus. Zu seiner Überraschung nahm der Klassenkammerat diese entgegen und lächelte.

"Hi! Ich bin Seal. Seal Drager. Freut mich hier so einen kräftigen Burschen, wie dich kennenzulernen. Dein Händedruck ist wirklich nicht schlecht, aber gegen mich kommst du damit nicht an", bemerkte Seal spöttisch und drückte fester zu, dass er TJ damit auf den Boden brachte.

"Ah! Okay, Okay! Du bist stärker", schrie TJ und erhob sich wieder als Seal den Griff löste. "Du... bist echt stärker, als ich dachte. Was für eine Waffe hast du?"

"Diese hier." er zog hinter seinem Rücken ein Breitschwert hervor. Es bestand hauptsächlich aus einer weißen, schimmernden Klinge, an der sofort, mit einer kleinen, gezackten Metallverbindung, der Griff angebracht war. TJ hatte bei Seal eher mit eine protzige Waffe gerechnet und deshalb macht er einen verdutzten Gesichtsausdruck.

"Was ist los?", fragte Seal. "Noch nie ein Schwert gesehen, Faustkämpfer?"

"Doch, Shino hat auch eines." Er schob Shino näher zu Seal.

"Ah! Du warst das doch, an dem ich mit dem Motorrad vorbeigerast bin. Bluestone, nicht wahr?" er reichte Shino seine Hand, die, genau wie die andere, in einem schwarzen Lederhandschuh steckte.

"Richtig. Woher..", begann Shino, als er die Hand entgegennahm, wurde jedoch gleich wieder von Seal unterbrochen.

"Als die Namen aufgerufen, ist mir deiner gleich aufgefallen. Woher ich ihn kenne weiß ich auch nicht recht", sagte Seal. "Was ist das denn für ein Schwert, von dem TJ gesprochen hat? Zeigst du es mir mal?" bittete Seal und Shino kam dem nach.

"Ein wirklich umwerfendes Schwert, in des Wortes Zweideutigkeit." Seal lachte und gab die Waffe zurück.

Dann kam der Direktor und alle begaben sich geschlossen in das Klassenzimmer. Nachdem sich jeder wieder auf seinem Platz eingefunden hatte, konnte es weitergehen.

"Okay, ich hoffe ihr hattet Erfolg bei eurer Suche", sagte der Direktor. "Ja, Shino? Was gib's?" er deutete auf Shino, der sich gemeldet hatte.

"Direktor Dean? Ich möchte meine Waffenangabe ändern. Und zwar möchte ich jetzt nicht mehr mit der Claw, sondern mit diesem Schwert kämpfen." Er hob es an.

"Das ist echt beeindruckend - das Schwert meine ich. Hattest du denn genug Geld, um dir das zu kaufen?", fragte Dean.

"Nein ich habe es mir nicht gekauft. Meine Mutter hat es mir geschickt und weil es die Waffe meines Vaters war, will ich sie nun benutzen. Mein Vater war nämlich auch hier am Komplex müssen sie wissen." erzählte Shino.

"Na dann... alles erledigt. Nun steht hier Langschwert. Sonst noch jemand ohne Fahrschein? Nein? Okay.

Heute werden wir nicht mehr viel schaffen, aber ihr müsst natürlich nicht gleich auf die Zimmer verschwinden. Ihr könnt euch noch nach Herzenslust austoben. Morgen früh beginnt der Unterricht um acht Uhr, also übernehmt euch nicht. Bis dann."

Wie auf Kommando standen alle auf und rannten raus. TJ hängte sich wie erwartet an die Blondine, die ihn heute schon einmal abblitzen ließ.

"Shino, kommst du bitte noch mal zu mir?" bat Dean den Jungen, der gerade die Klase verlassen wollte. "Du hast doch jetzt sicher nichts wichtiges vor, oder? Ich hätte da nämlich noch einen Auftrag für dich."

"Was soll ich denn tun?", fragte er überrascht.

"Du sollst in den Südwald gehen. Meine Tochter wollte vorhin spazieren gehen und ist noch nicht wieder hier. Ich mache mir große Sorgen. Würdest du mir also den Gefallen tun?" Dean schien schon regelrecht zu betteln.

"Ich werde tun, was man mir hier aufträgt. Ich bringe sie zurück, versprochen." er verbeugte sich und ging aus der Klasse.

Seine Tochter? Wer ist das? Sicher ist sie in einer anderen Klasse. Shino ließ sich dies alles durch den Kopf gehen und wäre dabei fast gegen die beiden Jungen gerannt, die plötzlich vor ihm standen.

"Du heißt Shino, hab' ich Recht?", fragte der eine. Er trug eine schwarze Hose und eine ebenfalls schwarze Jacke. Darunter ein rot-orangenes T-Shirt. Seine Frisur schien sein ganzer Stolz zu sein, denn zwischendurch fummelte er mit der rechten Hand an seinen schwarzen Haaren rum. Er hatte einen Bart, der allerdings nur jeweils einen Streifen auf der linken und einen auf der rechten Wange bildete. Shino kannte ihn aus der Klasse und wusste, dass sein Name Si ist. Wodurch er die andere Person als Ben identifizierte, der ein blaues Hemd über einem etwas hellerem blauen T-Shirt trug. Außerdem trug er noch eine Jeans und - genau wie Si - Turnschuhe. Die beiden waren dadurch besonders auffällig geworden, dass sie sich ständig stritten, aber trotzdem die besten Freund zu sein schienen.

"Der bin ich. Und ihr seid Ben und Si. Was wollt ihr? Ich hab's eilig." Shino versuchte sie abzuwimmeln, da der Auftrag für ihn höchste Priorität hatte.

"Wir beide wollten in die Stadt, um irgendwo auf unsere Aufnahme anstoßen. Kommst du mit?", fragte Ben.

"Würde ich ja gerne, aber wie schon gesagt, habe ich es eilig. Ich muss die Tochter von Dean suchen. Sie ist noch nicht wieder hier." Shino hörte selbst, wie blöd das klang.

"Ah! Gleich ein richtig harter Auftrag für einen richtig harten Mann, huh?" stänkerte Si. "Jetzt glaubst du wohl, den Volltreffer gelandet zu haben. Das ist ein mieser Job! Des ist einfach nur erbärmlich! Das ist..." Ben zog ihn zurück und stand anschließend an seiner Stelle.

"Nimm ihn einfach nicht ernst. Er redet gerne viel Blech. Wenn du es wirklich so eilig hast, dann solltest du dich jetzt sputen, Shino", sagte Ben ruhig.

"Du hast recht. Viel Spaß euch beiden und bis morgen." Shino rannte aus dem Hauptgebäude. Er konnte hinter sich die beiden streiten hören, da Si etwas ungehalten darüber war, dass Ben ihn zur Seiten gezogen hat und behauptet hat, er würde Blech reden.

Shino war vor dem Tor der Garage angekommen, als er bemerkte, dass das Tor verschlossen war.

Wer schließt denn um diese Zeit schon das Tor zur Garage?, fragte sich Shino. Es half nichts. Wenn er seinen Auftrag erfüllen wollte, dann durfte er sich nicht von einem verschlossenen Tor aufhalten lassen. Er zog sein Schwert.

"Also gerne tue ich das nicht, aber ich habe leider keine Wahl", sagte er zu sich selbst und schlug mit einem gewaltigen Schlag das eiserne Vorhängeschloss in zwei. Drinnen suchte er nicht lange nach einem Fahrzeug, sondern nahm das, was ihm direkt vorne auffiel. Ein Auto, das auch schon mal bessere Tage gesehen hatte. Er schwang sich in den Zweisitzer, der schon gar kein Dach mehr hatte und betete, während er den Zündschlüssel drehte, er möge anspringen. Und tatsächlich tat er das. Shino fuhr direkt über den Platz zum Tor hinaus und wandte sich dann nach Süden. Es war Gott sei Dank noch hell draußen und so konnte er den Südwald schon erkennen, der in einem kleinen Tal lag, in das Shino jetzt hinunterfuhr.

Er hielt direkt vor dem Eingang, den wohl irgendwelche Wanderer mal hineingeschlagen hatten. Im Wald selbst sah es ganz anders aus, als Shino es sich vorgestellt hatte. Durch die Decke aus grünen Blättern schimmerte das letzte Sonnenlicht dieses Tages und hüllte den Jungen in eine grüne Aura aus Licht. Shinos halb blau, halb graues Hemd und seine hellgraue Hose sahen aus, als würde eine grüne Linse sie verdecken. Glühwürmchen waren nun langsam zu erkennen. Sie wirkten wie Irrlichter, die den Weg in eine andere Welt, weisen um unerfahrene Aberteurer zu verwirren. Die Bäume wirkten majestätisch und mit jedem Schritt, den Shino machte spürte er die Magie des Waldes mehr und mehr. Er war wohl noch nie so mit der Natur verbunden gewesen, wie in diesem Moment. Eine unglaubliche Ruhe und Abgeschiedenheit, eigentlich ideal für einen Spaziergang. Doch das war es mit einem mal nicht mehr, da er einen Schrei ganz in seiner Nähe vernahm. Nachdem er sich für eine Richtung entschieden hatte, rannte er los und verfehlte die auf ihn zukommenden Stämme nur sehr knapp. Schließlich gelangte er an eine Stelle, wo irgendetwas schon viele Bäume gefällt hatte und daher der mittlerweile dunkle Nachthimmel durch die Blätter sichtbar wurde, die im Mondschein leuchteten. Das Etwas, das dies vollbracht hatte war auch nicht weit. Es stand genau vor Shino und hielt ein Mädchen in der einen Pranke. Sie war schon ohnmächtig geworden und Shino vertrödelte keine Zeit mehr.

"Hey, du Schlappschwanz!", schrie er das Monstrum an, das aussah, als sei es eine Mischung aus einer Echse und einem missgebildeten Menschen mit langen, scharfen Krallen. Es hätte auch Ähnlichkeit mit einem Ork haben können, wäre da nicht der Schwanz und einige andere unangenehmen Sachen gewesen. Bei diesem Wesen handelte es sich um einen Juga. Ein gefährliches Biest, das gerne Leute aus dem Hinterhalt anfällt und sie langsam in kleine Stücke reißt, um sie dann zu fressen.

Nun spürte Shino den Blick des Juga auf sich ruhen. Die rotbraune Kreatur lies das Mädchen fallen und sprang auf Shino zu. Er rollte schnell zur Seite und zog seine Waffe. Der Juga reagierte verdammt schnell und war schon wieder unterwegs. Dieses Mal jedoch, war Shino vorbereitet. Er wich ein wenig aus und hielt das Schwert so, dass der Arm des Juga an der Klinge entlang schabte. Gefolgt von viel Blut, das aus dem Arm lief, stieß es einen grausigen Schrei aus. Normalerweise sollte des Vieh genug haben, aber dieses hier anscheinend nicht. Weil es sich durch die Wunde nur noch bedingt schnell bewegen konnte, fiel es Shino nicht schwer, statt auszuweichen, sein Schwert anzuheben und den rasendem Biest Einhalt zu gebieten, indem er ihm das Schwert durch den Kopf jagte.

Ein letztes Zucken, ein letzter Blutspritzer und der Juga verlor den Halt und brach in seiner eigenen Blutlache zusammen.

Shino zog die Klinge zurück und wischte sie am nächsten Baum ab, den der Juga umgeworfen hatte. Dann eilte er zu dem Mädchen und sah nun um wen es sich handelte. Es war die Freundin von TJ's Schwarm. Sie trug nun jedoch über die linke Schulter ein leichtes Kettentuch, das sie sich vermutlich von den 200 Goldstücken in Murila gekauft hatte. Er stützte ihren Kopf auf und rüttelte leicht an ihren Schultern, bis sie langsam wieder zu sich kam und ihn aus tiefen, braunen Augen ansah.

"Na, da hast du dem Vieh ja einen tollen Kampf geliefert. Der hat ja vor Wut hier alles auseinandergenommen", sagte Shino und lächelte sie an. "Bist du in Ordnung, oder hat er dich verletzt?"

"Ich glaub', ich bin Okay. Danke, äh..." sie war noch merklich schwach.

"Ich bin Shino. Dein Vater schickt mich, um dich nach Hause zu holen. Er macht sich echt große Sorgen. Kannst du gehen?" er half ihr auf und stützte sie ein Stück weit, bis sie plötzlich stehen blieb.

"Was ist los? Geht's nicht weiter?" er machte sich in Gedanken eine Liste von Sachen, die nicht in Ordnung sein konnten. Diese wurde aber sofort entsorgt, da das Mädchen schnell auf die Frage reagierte.

"Ich trau mich nicht nach Hause. Verstehst du, ich bin heute am Komplex angenommen worden und mein Vater hat sich so auf diesen Tag gefreut. Ich will ihn nicht enttäuschen." Klagte sie.

"Das wirst du sicher nicht, wenn du dein Bestes gibst. Ich kann mir ja vorstellen, dass es besonders schwierig ist, wenn man unter dem wachsamen Auge seines Vaters steht, aber ich bin mir sicher, dass du das schaffen wirst." sein Versuch sie zu beruhigen zeigte leider nicht die gewünschte Wirkung.

"Du hast gut reden. Du hast den Juga besiegt. Und ich? Ich kann absolut nicht kämpfen. Ich bin einfach nur eine Versagerin und das ist der Grund, warum sich mein Vater für mich schämen wird." Sie begann zu weinen und Shino konnte nichts anderes tun, als sie in den Arm zu nehmen. Er überlegte, was er nun sagen sollte. Sie schien ja total von ihrer Unfähigkeit überzeugt zu sein.

"Hör mal,..", begann Shino und überlegte, wie sie heißt.

"Aiva." schluchzte Aiva.

"Also Aiva, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ich habe jetzt auch zum ersten mal mit einem Schwert gekämpft. Meiner Meinung nach muss man nur an sich selbst glauben, dann kann man alles schaffen. Wenn du an dich glaubst, dann wirst du eine ausgezeichnete Kämpferin. Da bin ich mir ganz sicher."

"Danke Shino. Ich glaube du hast Recht." Sie trocknete ihre letzten Tränen und tat einen Schritt nach hinten.

"Meinst du, das könnte unter uns bleiben. Ich meine, das mit dem Nicht-kämpfen-können. Ich will wirklich, dass alle stolz auf mich sind. Und vielleicht kannst du mir ja auch ein bisschen helfen. Immerhin bist du ein so guter Kämpfer, dass du gleich am ersten Tag einen Juga erlegst." Sie strahlte übers ganze Gesicht, als Shino ihr bestätigend zunickte.

"Meinetwegen, aber übertreib es nicht, ja? Ich bin nur hier, weil der Direktor es mir aufgetragen hat." Shino drehte sich in Richtung Waldausgang. "Was ist? Können wir jetzt?"

"Typisch Mann!" brüllte Aiva. "Erst, wenn man ihnen sagt, was sie doch tolles können, müssen sie den Anführer raushängen lassen. Ach und wenn du es genau wissen willst: ja, wir können jetzt gehen!" sie stampfte schnell an ihm vorbei. Er beeilte sich, um sie nicht zu verlieren.

"Nicht so schnell, sonst holt dich gleich das nächste Ungetüm." Er lachte und setzte zu einem kleinen Spurt an, um sie kurz vor dem Ausgang wieder einzuholen. Er hörte sie unterwegs noch ein leises "Wie witzig!" murmeln und hielt ihr freundlich die Beifahrertür auf, was sie aber nur als Verarschung deutete. Vielleicht war es das auch.

Nachdem sie sich die ganze Fahrt angemeckert hatten, waren sie im Innenhof angekommen und bemerkten, dass das ganze Streiten einfach zu kindisch war.

"Okay, ich glaube, wir sollten uns jetzt mal etwas erwachsener benehmen. Ich hoffe ja darauf, dass wir nun Freunde sind."

"Darauf kannst du wetten." bestätigte Aiva. "Meine Freundin Sam wird sich sicher auch mit dir vertragen. Was deinen Freund angeht: ist der eigentlich immer so direkt?"

"Du meinst TJ? Nein. Diese blöde Anmache kam nur zustande, weil er so nervös war. Dann hüpft er immer von dem einen Bein auf das Andere. Aber sonst ist er ein echt klasse Kerl. Ihr werdet ihn mögen."

Sie betraten den Komplex und gleich kam ihnen Sam entgegengerannt.

"Der verfolgt mich, Aiva. Dieser Smith!" sie rettete sich hinter Aiva und Shino und als TJ um die Ecke gerannt kam, sah er bereits, dass Shino ihn auslachte.

"Warum lachst du, Shino? Hab' ich was nicht mitgekriegt?", fragte TJ ohne recht zu wissen, was los ist.

"Ich find das nur so affig von dir. Sieh es doch ein, dass Sam nichts von dir will." Er ging zu TJ rüber und ließ die beiden Mädels alleine stehen. "Die beiden wollen unsere Freunde sein. Das sollte dir genügen. Und außerdem sollte man berufliches und privates immer trennen. Ach übrigens: Das ist Aiva Strongheart. Die Tochter vom Direktor. Ihr Name war es, der mir beim Aufrufen aufgefallen ist, da sich Dean schon vorher vorgestellt hatte, kannte ich ihn ja schon. Hab' ich hier was verpasst?"

"Nö, nichts wichtiges. Oder warte... doch. Seal hat einem aus einer anderen Klasse eine aufs Maul gehauen, weil er ihn als Schwächling bezeichnet hat. Dieser Seal scheint echt ein bisschen überzureagieren, was seine Person betrifft."

"Sag, was du willst. Ich finde ihn cool. Er hat eine beeindruckende Wirkung auf mich. Er ist bestimmt ein sehr guter Kämpfer und ich will genau so gut werden." schwärmte Shino ganz in Gedanken.

"Ich wäre bei der Wahl deiner Vorbilder ein wenig vorsichtiger. Der ist mir wirklich nicht geheuer."

In diesem Moment kamen Aiva und Sam zu ihnen herüber.

"Na TJ, hast du dich wieder unter Kontrolle?", fragte Sam vorsichtig.

"Yo. Tut mir leid, dass ich so auf dich losgegangen bin, aber du bist so... so..." er begann zu stottern und Shino half mit einem Tritt auf die Füße, die nur mit Bandagen eingewickelt waren, nach.

"Ich glaub' das heißt: er wäre gerne mit dir befreundet, Sam." übersetzte Aiva TJs schmerzhaften Schrei.

"Aiva kommst du jetzt bitte? Wir wollen deinen Vater nicht warten lassen." Er nahm sie an der Hand und zog sie bis zum Aufzug mit sich. Dann fuhren sie zusammen in die fünfte und somit letzte Etage. Die Lifttür öffnete sich und dahinter wartete Dean schon voller Sorge. Als er sein kleines Mädchen sah, fiel er ihr um den Hals.

"Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist. Was war denn los?" sie sah kurz zu Shino rüber, der prompt mit einer gut vorbereiteten Ausrede begann.

"Äh... öhmm... sie äh... hat sich... verlaufen und konnte den Weg nicht mehr finden. Ja genau. Und dann war da noch dieser Juga..." er konnte dieses Gestotter beenden, da Aiva weitermachte.

"Ja, stell dir mal vor, Shino hat ganz alleine einen Juga getötet. Ich verdanke ihm mein Leben und dir verspreche ich, dass ich das nächste mal besser aufpasse, wenn ich weggehe." Ihr Vater lächelte zufrieden, als er das hörte.

"Ich glaube, wir hatten für heute alle genug Aufregung. Ich denke es wäre das beste, wenn wir jetzt alle ins Bett gingen. Gute Nacht ihr zwei."

"Gute Nacht", sagten die beiden, wie aus einem Munde und machten sich auf den Weg zu ihren Quartieren.

"Na dann. Bis morgen, Shino. Träum' schön", sagte Aiva.

"Ja, du auch. Und nochmals sorry wegen vorhin."

"Ach schon gut. Ich war ja auch nicht besser."

Shino verschwand in seinem Zimmer und schlief vor Erschöpfung sofort ein. Er hatte den ersten Tag überstanden, aber er ahnte noch nicht, dass das noch viel weniger, als nur der Anfang war.
 

Der nächste Morgen kam und durch die Sprechanlage vernahmen die Schülerinnen und Schüler des Komplexes, dass sie noch genau eine halbe Stunde hatten, um sich für den Unterricht fertig zu machen. Shino wurde so aus seinem Schlaf gerissen. Ein so tiefer Schlaf, als sollte es für lange Zeit das letzte mal sein, dass er so tief schlafen konnte. Er setzte sich auf die Bettkante und sah zum, von der Morgensonne hell erleuchtendem, Fenster. Es bot ihm Aussicht auf das Land Murila in all seiner Pracht. Shino konnte in der Ferne Wälder und weiter vorne große, prächtige Wiesen sehen.

Nun stand er auf. Noch ein wenig wacklig auf den Beinen, ging er langsam zum Spiegel, unter dem ein Waschbecken montiert war. Er blickte in den Spiegel und löste das Haargummi, das um seinen kleinen Zopf gewickelt war. Hatte er es denn gestern Abend nicht abgemacht? Nein er war zu müde gewesen, so dass er nicht mehr daran gedacht hatte. Mit seinen Händen strich er sich erst über sein Gesicht und anschließend formte er seinen Zopf und wickelte das Gummi darum. Seinen langen Pony strich er sich, wie immer, aus Gewohnheit hinter die Ohren. Seine dunkelblonden Haare waren nun nicht mehr so zerzaust, wie beim ersten Blick in den Spiegel und als er sich noch schnell gewaschen hatte, nahm er sein Schwert, band den Gürtel um und ging zum Klassenraum, einen Flur unter ihm.

Als es dann endlich klingelte und sie wieder in der Klasse saßen begann der erste richtige Unterricht. Shino hörte viel von Taktiken und anderen Kram, den man so im Kampf brauchte.

Seal scheint das wohl alles sehr ernst zu nehmen, dacht Shino so bei sich. Er sitzt da vorne und blickt so gebannt drein, als wolle er sich das alles nicht nur merken, sondern bis zu seinem Lebensende im Gedächnis behalten. Das kann es doch nicht sein. Shino blickte sich zu seinen neuen Freundinnen um, die sich fleißig Notizen machten. Nein, dachte er. Aufschreiben tue ich das nicht. Es ist eine Sache, etwas vom Papier zu lernen, aber eine ganz andere, etwas durch Taten zu lernen. Und Kämpfen gehört eindeutig zu der zweiten Kategorie.

Und so verstrich die erste Stunde. Vielen tat der Rücken weh, da sie den ganzen Tag auf ihrem Hintern saßen.

"So, das wäre dann das, was ich heute mit euch vorhabe. Noch irgendwelche Fragen? Gut, dann machen wir jetzt eine halbe Stunde Pause und sehen uns dann in der Trainingshalle B3. Das findet ihr, wenn ihr im Erdgeschoss auf die Schilder seht." Mit diesen Worten entließ Dean seine Schüler. Die meisten rannten sofort raus. Ben und Si machten noch ein paar Witze und folgten dann den übrigen. Als Shino und TJ auch gehen wollten und sie an Seals Platz vorbeikamen stand Seal auf und er tat dabei so, als wolle er den beiden zeigen, dass er etwas besseres sei.

Die beiden Freunde verkrochen sich in TJs Zimmer. Der Boxsack war nun geflickt und TJ schlug darauf ein, als er mit Shino sprach.

"Sag' was du willst. Ich halte Seal für ein großes Arschloch. Siehst du das denn nicht? Er spielt sich hier so auf, als wäre er der King. Aber das lasse ich nicht zu!" Er schlug zu und wünschte sich innig, dass es Seal wäre.

"So darfst du nicht über ihn reden! Er ist auf seine eigene Art beeindruckend. Ich hab' überlegt, ob ich mir die Haare auch lang wachsen lassen soll. Ich könnte ja..." TJ unterbrach ihn, indem er ihn am Kragen packte.

"Spinnst du! Du bist ja total süchtig nach diesem Kerl! Hallo, Shino! Der hat ohne Grund jemanden zusammengeschlagen. Und das gefällt dir anscheinend." Nun verschränkte er die Arme.

"Natürlich nicht. Ich würde nur gerne wissen, wie er kämpft", erklärte Shino und stand von TJs Bett auf, auf dem er gerade noch gesessen hatte.

"Dann komm mit. Wir gehen ihn suchen. Dann wirst du ja sehen, wie besessen er ist!" donnerte TJ.

Dieser Satz blieb eine ganze Zeit lang im Raum stehen, bis Shino merkte, was da gerade gesagt worden war.

"Er?", fragte Shino.

"Ich hab' ihn gestern, als du weg warst gesehen, wie er in der Halle A6 ganz alleine trainiert hat. Komm jetzt."

Sie setzten sich in Bewegung und erreichten unten die Halle A6. Durch einen Spalt in der Tür sahen sie Seal, wie er mit verbundenen Augen mit seinem Schwert um sich schlug.

"Was zum Teufel tut der da?", fragte Shino.

"Psst! Sieh nur."

Nun begann er dabei zu reden. Ganz so, als ob er in Gedanken seine Gegner benannte. Dann blieb er stehen. Mit dem Rücken zu der Tür. Er steckte das Breitschwert weg und grinste für die beiden nicht sichtbar.

"Was wollt ihr zwei?", fragte Seal. "Seht ihr nicht, dass ich hier trainiere. Und zwar würde ich das gerne alleine machen."

Da sie nun sowieso aufgeflogen waren, gingen sie hinein.

"Wie hast du uns gesehen? Das ist nicht möglich." TJ war verblüfft.

"Das, TJ",, sagte Seal, "Ist das Ergebnis langem Trainings. Ich habe schon immer viel Zeit in meine Kampfkunst investiert. Sie ist schon fast makellos."

"Ja, klar! Und das demonstrierst du dann an schwächeren Schülern, wie ich gestern gesehen habe." warf TJ ihm vor. "Ein guter Kämpfer sollte sich nie mit schwächeren nur aus Spaß anlegen."

"Wer hat gesagt, dass ich ein guter Kämpfer bin? Ich bin der beste", rief Seal den Jungen zu.

"Hey, du bist mir 'ne Spur zu arrogant, Seal. Du bist bestimmt ein guter Kämpfer, aber nicht der beste." stellte Shino fest.

"Wer sollte denn besser sein? Du vielleicht, Bluestone? Ihr habt doch alle keine Chance gegen mich", prahlte Seal.

"Gegen dich und dein aufgeblasenes Ego meinst du wohl. Soll ich dir mal was sagen? Wenn du doch so toll bist, warum war mein Aufnahmetest viel besser als deiner, huh? Wir könnten dich alle in die Tasche stecken." TJ stampfte auf und ging wütend zur Tür hinaus. Seal stand nun bei Shino und als dieser auch gehen wollte, fasste Seal seinen Arm und zog ihn zu sich heran.

"Du wirst nicht viel zu lachen haben, wenn du dich mit mir anlegst, Bluestone. Du bist ein Nichts und das sollst du zu spüren bekommen. Allerspätestens bei der Abschlussprüfung, wenn ich bestanden habe und du versagt haben wirst." Er sah ihm genau ins Auge.

"Darüber denke ich nach, wenn es soweit ist. Ich wollte so sein, wie du. Doch jetzt hab' ich Mitleid mit dir. Du bist der Schwächere von uns Beiden. Du musst dir immer selbst beweisen, dass du gut bist, aber ich weiß, dass ich gut bin. Das ist wahre Macht. Ich werde besser als du jemals sein wirst, Seal. Du wirst schon sehen." er schüttelte den Arm seines neuen Widersachers ab und verließ die Halle.

"Nein, so darf das nicht enden", sagte Seal leise zu selbst. "Ich werde diesen Bluestone und alle Anderen übertreffen. Ich muss der Beste werden, schon alleine um mein Verschwinden zu rechtfertigen. Der jüngste Bruder will endlich auch etwas aus sich machen." Er verließ die Halle und fand sich mit den anderen in der nahen Halle B3 ein.



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