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Angel of Light I

Another world
von

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Bericht eines Abenteuers

Kaum wurden die vier Freunde von den Erwachsenen bemerkt, eilten diese mit besorgten Gesichtern auf sie zu. Während Draco von seinen beunruhigten Eltern und Ron und Hermine von Remus auf Verletzungen untersucht wurden, fand sich Harry Augenblicke später in Sirius' fester Umarmung wieder.
 

Erstaunt über die Welle an besorgten Gefühlen, welche er in einem erneuten Aufflackern seiner Empathie von Sirius auf sich übergehen fühlte, erwiderte Harry die Umarmung und versuchte den älteren Mann instinktiv zu beruhigen. Es dauerte jedoch eine geraume Weile, ehe Sirius Harry wieder aus seinen Armen freiließ und nunmehr aus forschenden dunkelbraunen Augen musterte. Auch Severus, der an Harrys anderer Seite aufgetaucht war, ließ seinen Blick suchend über den schwarzhaarigen Gryffindor gleiten, als müsse er sich davon überzeugen, daß dem jungen Mann nichts passiert war.
 

Als Harry den Alarm in den Augen beider Männer aufblitzen sah, runzelte er die Stirn und blickte nun ebenfalls an sich hinab. Und als er das tat, verstand er die Sorge der beiden Erwachsenen. Seine Kleidung war durch die Abenteuer während der Prüfungen ein wenig dreckig geworden und an manchen Stellen sogar gerissen. Harry ging auf, daß seine drei Freunde und er dadurch wahrscheinlich aussahen, als hätten sie Schlimmes durchlebt. Gekoppelt mit der Tatsache, daß sie wohl schon eine geraume Zeit lang vermißt wurden, erklärte das den unvermutet emotionalen Empfang, der nicht nur ihm zuteil geworden war.
 

Als Severus jedoch eine Hand hob und einen leisen Zauber murmelte, wollte Harry ihn und Sirius darüber aufklären, daß sein äußerlicher Zustand nichts über eventuelle Verletzungen aussagte. Bevor er jedoch den Mund öffnen konnte, erglühte Severus' Hand leicht in silbernem Licht und Sekunden später fühlte sich Harry, als würde er geröntgt.
 

Er blinzelte bei dem merkwürdigen Gefühl, bevor er sich wieder zusammenriß und nun seinerseits die Hand hob, um sie Severus auf den Arm zu legen. "Mir fehlt nichts, Sev", erklärte er dem Schwarzhaarigen, der seine Untersuchung jedoch nicht unterbrach, während Sirius Harry eine Haarsträhne aus der Stirn strich. "Wirklich", insistierte der Gryffindor daraufhin, leicht irritiert von der Fürsorge, die er empfing. Das kannte er nicht, daß jemand sich so sehr um sein Wohlergehen sorgte, daß er nicht einmal von Harry selbst davon überzeugt werden konnte, daß es diesem gut ging.
 

"Es sieht schlimmer aus, als es ist", fügte Harry noch hinzu. Er rollte die Augen, als Sirius daraufhin Severus fragend anblickte, sichtlich auf dessen Meinung wartend. Der Slytherin hatte seine ,Untersuchung' mittlerweile abgeschlossen und nickte seinem Gefährten zu, was diesen sichtlich erleichterte, ging man davon aus, wie er sich entspannte.
 

"Was hab' ich gesagt?", grummelte Harry scheinbar beleidigt vor sich hin. "Ihr könnt mir schon glauben, wenn ich sage, mir fehlt nichts." Doch das Schimmern in den tiefgrünen Augen des Gryffindors zeigte Sirius und Severus, wie gerührt und dankbar ihnen Harry für ihre Handlungen war, auch wenn der Schwarzhaarige dies nicht laut sagte. Daher lächelte Sirius auch nur und wuschelte ihm durch die Haare, während Severus den Jüngeren mit erleichterten, warmen Augen betrachtete.
 

"Ist mit Harry auch alles in Ordnung?", wollte nun Remus wissen, welcher sich inzwischen davon überzeugt hatte, daß Hermine und Ron nichts fehlte. Auch Draco war von seinen Eltern auf Verletzungen durchgecheckt worden, was er mit einem toleranten Gesichtsausdruck über sich ergehen ließ. Anscheinend war der blonde Slytherin es gewohnt, wie seine Eltern darauf reagierten, wenn sie meinten, ihm wäre etwas geschehen.
 

"Mir geht es gut", erwiderte Harry, mit mehr Nachdruck in der Stimme als geplant. Doch es war ihm etwas peinlich, so viel Aufmerksamkeit zu erhalten. Außerdem hatte er nicht gewollt, daß sich jemand Sorgen um ihn und seine Freunde machen mußte. Schon gar nicht die Menschen, welche für ihn langsam zu einer Ersatzfamilie wurden.
 

Als er Remus' skeptischen Gesichtsausdruck bemerkte, als dieser ihn und seine derangierte Kleidung musterte, seufzte Harry auf und legte dem Werwolf seine Hand auf den Arm, bevor er ihm wortlos klarzumachen versuchte, was er gerade empfand. Es fiel dem schwarzhaarigen Gryffindor überraschend leicht, sich dem Freund seiner Eltern zu öffnen, so daß Remus' emphatische Natur seine Gefühle auffangen konnte.
 

Remus schloß kurz die Augen, als er spürte, wie durch Harrys Hand auf seinem Arm eine empathische Verbindung zwischen ihnen geschaffen wurde. Dem älteren Mann war klar, daß seinem Patensohn daran gelegen war, ihm seine Befürchtungen über seine Gesundheit zu nehmen. Doch was Harry nicht bewußt zu sein schien, war die Offenbarung über das Ausmaß seiner Empathie - denn Remus hatte noch nie zuvor in seinem Leben eine derartig starke Verbindung zu einem anderen Wesen gespürt, wenn sie sich berührten. Nun wurde ihm auch klar, warum es der Remus in Harrys eigener Welt vermied, zu enge körperliche Kontakte zu Harry herzustellen - die noch unkontrollierte Begabung des Gryffindors für die Empathie verstärkte seine eigene Fähigkeit und ließ ihn Harrys Gefühle in fast schmerzhafter Klarheit spüren. Als wären es seine eigenen Empfindungen.

Doch dann konzentrierte sich Remus darauf, Harrys Angebot zu nutzen und sich davon zu überzeugen, daß es dem Jüngeren auch emotional gut ging. Daß ihm körperlich nichts zu fehlen schien, das hatte der Werwolf durch Severus' Zauber gesichert gesehen.
 

Als Remus tiefer in die empathische Trance fiel, welche es ihm erlaubte, die Gefühlswelt eines anderen Menschen - oder auch die anderer magischer Geschöpfe - zu erfühlen, wurde er förmlich mit den verschiedensten Emotionen überflutet.

Doch keines von ihnen war auch nur in geringster Weise negativ - Remus spürte zur Zeit in Harry nicht diese unglaubliche Traurigkeit, den tiefen Schmerz oder die Einsamkeit wie bei ihrem ersten Zusammentreffen. Es schien fast so, als hätte der Gryffindor diese Emotionen vorerst zur Seite geschoben, um zu leben.
 

Statt dessen herrschte in Harry zur Zeit ein interessanter Mix von Verwunderung, tiefer Freude, warmer Dankbarkeit, aber auch Unglauben, Nachdenklichkeit, Erwartung sowie großer Neugier vor. Diese so unterschiedlichen Gefühle strömten ungehindert von Harry zu Remus hinüber und der Werwolf konnte spüren, wie der Jüngere sie zu kontrollieren versuchte. Dies geschah aus dem Grunde, daß Harry mittlerweile erkannt hatte, wie stark seine Emotionen waren, da Remus leicht zitterte unter dem Schwall an Gefühlen. Doch als Harry ihre Verbindung unterbrechen wollte, um Remus nicht mit seinen heftigen Gefühlen zu überwältigen, hielt der ältere Mann ihn auf.
 

Die kurze Distanz zwischen ihnen mit einem halben Schritt überbrückend, nahm Remus seinen Patensohn fest in die Arme und erwiderte dessen Geste, indem er Harry nunmehr in seine Gefühlswelt eintauchen ließ. Im Gegensatz zu dem Schwarzhaarigen lief die von Remus initiierte Verbindung viel kontrollierter ab, doch auch Harry zuckte überrascht zusammen, als er plötzlich klar und deutlich Gefühle wahrnehmen konnte, die eindeutig nicht von ihm stammten.

Da war zum Beispiel die gerade erst abflauende Sorge um seine Sicherheit, welche von dem Instinkt des Werwolfs bestimmt wurde, seine Familie - sein Rudel - zu beschützen. Harry erkannte mit plötzlicher Klarheit, wieviel er auch Remus bedeutete. Auch für den Braunhaarigen war er ein Teil seiner Familie, wie ein besonders geliebter Neffe. Zu dieser Erkenntnis paßte auch die starke Liebe, welche Remus ihm nicht vorenthielt.
 

Diese Fähigkeit, seine Familie zu lieben, gekoppelt mit einer inneren Sanftheit, die so konträr zum wilden Wesen eines Werwolfes stand, bildete das Fundament von Remus' ruhigem, besonnenen Wesen. Wie ein Lichtblitz erkannte Harry, wie stark Remus wirklich war - wie innerlich gefestigt er sein mußte, wenn er einerseits über starke empathische Kräfte verfügte, andererseits aber auch den wilden Wolf in sich zu bändigen hatte.
 

Bewunderung stieg in Harry auf, als er zum ersten Mal richtig verstand, wie schwer auch Remus' Leben stets gewesen sein mußte - nun, da auch er seine eigene empathische Gabe zu entdecken begann. Mit dieser Fähigkeit kam große Verantwortung - denn die Versuchung, die Empathie zum eigenen Vorteil auszunutzen, wurde sicher manchmal recht groß. Doch Harry war sich unwillkürlich sicher, daß Remus sie nie mißbraucht hatte, um sich selbst in irgendeiner Weise einen Vorteil zu verschaffen. Und mit der Achtung, die der Gryffindor angesichts dieser Tatsache in sich wachsen fühlte, wurde auch der Entschluß in ihm geboren, Remus nachzueifern. Sollte er wirklich auf dem empathischen Gebiet so begabt sein wie sein ,Patenonkel', dann würde er diese Fähigkeit ebenfalls nur dazu nutzen, Gutes damit zu tun.
 

Remus lächelte warm, als er Harrys Emotionen anhand dessen spürte, was er dem Jüngeren gerade von sich selbst gezeigt hatte - der Schwarzhaarige war wirklich ein ganz besonderer junger Mann. Seine Gefühle waren so stark und dabei rein und gut, obwohl es nur zu natürlich gewesen wäre, wenn Harry aufgrund seines harten Lebens verbittert oder zornig gewesen wäre. Doch der Gryffindor war ein Kämpfer mit einer Seele voller Licht und Hoffnung, welche nur überdeckt worden war von Traurigkeit und Schmerz.
 

Langsam zog sich Remus aus der Verbindung zwischen ihm und Harry zurück, bevor er diese vorsichtig endgültig beendete. Als er jedoch seine Umarmung an dem Jüngeren brach, schwankte Harry etwas desorientiert, woraufhin Remus schnell wieder zugriff und ihn dann zu einem der Sessel nahebei führte und hineindrückte.
 

Der Rest der Anwesenden, welche dem Geschehen interessiert zugeschaut hatten, sahen Remus besorgt und fragend an, woraufhin dieser mit einem sanften Lächeln seinen Kopf schüttelte, bevor er sich vor Harry in die Hocke sinken ließ. Der schwarzhaarige junge Mann blinzelte mehrmals, als würde er von weit entfernt in die Gegenwart zurückkehren. Remus mit staunenden Augen ansehend, murmelte Harry: "Wow."
 

Remus' Lächeln weitete sich aus und wurde eindeutig amüsiert, bevor er erwiderte: "Das kannst du laut sagen, Harry. Ich hatte nicht erwartet, daß du, wenn sich deine Empathie zu Wort meldet, diese in solchem Maße aufweisen würdest. Die Verbindung, welche nur durch deine Berührung zwischen uns zustande kam, war sehr stark - so etwas habe ich bis jetzt noch nicht erlebt. Nur an deiner Kontrolle müssen wir noch ein wenig feilen."
 

Augenblicklich wurde Harrys Blick besorgt und er beugte sich vor: "Habe ich dich verletzt, Remus? Das wollte ich nicht...ich...", begann er sich zu entschuldigen.
 

Remus hingegen sah ihn nur beruhigend an und erwiderte: "Nein, du hast mich nicht verletzt. Sei unbesorgt. Ich war nur ein wenig überrascht über die Stärke, mit der ich deine Gefühle empfangen konnte - sie waren so klar und deutlich, wie ich es von vorherigen Verbindungen mit anderen Menschen oder magischen Geschöpfen nicht kannte. Mit ein wenig Übung wirst du die Intensität deiner Wahrnehmung - und damit auch die Stärke, mit der du selbst Gefühle überträgst - besser kontrollieren können.

Diese Kontrolle deiner Empathie ist sehr wichtig, Harry, denn es gibt Wesen, welche diese Gabe in einen Fluch verwandeln können. Viel zu empfinden ist nicht immer leicht - und wenn man die Gefühle derer spüren kann, die einem viel bedeuten, kann dies eine große Last sein. Aber im Gegensatz dazu auch ein wundervolles Geschenk. Du mußt nur wissen, wie du richtig damit umgehst, damit weder du noch sonst jemand durch diese Gabe Schaden nimmt."
 

Harrys smaragdgrüne Augen waren nach Remus' Worten sehr ernst geworden und er nickte zustimmend. "Das hat Midnight auch gesagt", meinte er nachdenklich, bevor er sein Augenmerk hoffnungsvoll auf den Werwolf vor sich richtete: "Wirst du mir helfen, Remus? Ich möchte niemanden verletzen durch diese Fähigkeit. Andererseits habe ich aber auch ein wenig Angst davor, was diese Gabe für mich mit sich bringt. Bis jetzt war es schwierig genug für mich, mit meinen Gefühlen klarzukommen, da möchte ich schon Kontrolle darüber haben, wieviel ich von den Emotionen anderer Personen mitbekomme."
 

"Natürlich werde ich dir behilflich sein, Harry", versetzte Remus mit einem Lächeln. "Es wird interessant sein, herauszufinden, was deine spezielle Begabung in der Empathie ist. Obwohl ich, so glaube ich jedenfalls, schon einen Verdacht habe..."
 

Bevor Harry ihn dazu näher befragen konnte, wurde Remus von Professor Dumbledore, welcher sich bis zu diesem Zeitpunkt still verhalten hatte, angesprochen. "Remus, mein Junge, wärest du so freundlich, den Rest von uns darüber aufzuklären, was Harry und du gerade getan habt?", wollte der weise Zauberer wissen. Dabei funkelten die hellblauen Augen hinter der Halbmondbrille jedoch schon so vergnügt, daß dem Werwolf klarwurde, daß sein ehemaliger Schulleiter eine recht genaue Vorstellung davon hatte, was gerade passiert war.
 

Dennoch erhob sich Remus aus seiner knienden Stellung vor Harrys Sessel und ließ sich statt dessen in einem danebenstehenden nieder, wobei er Sirius' fragend auf ihn gerichteten Blick mit einem scherzhaften Augenrollen beantwortete. Der Animagus grollte leise, aber ebenfalls nur spaßhaft, da er das Verhalten seines besten Freundes sehr gut kannte und daher an dem Leuchten in Remus' goldenen Augen erkannte, daß der Tag, auf den dieser gewartet hatte, nunmehr wohl endlich gekommen war.
 

Remus hatte die letzten Jahre geduldig darauf gewartet, daß Harrys empathische Gabe endlich zum Tragen kam. Dies hing mit einem Versprechen zusammen, das der Braunhaarige vor vielen Jahren Lily gegenüber gemacht hatte, als bei Harrys Geburt klargeworden war, daß dieser ebenso wie Remus ein Emphat war. Lily hatte damals von Remus das Versprechen bekommen, daß er ihrem Sohn die nötige Kontrolle über diese Gabe sowie die Anleitung geben würde, sie auch richtig einzusetzen.
 

Dieses Versprechen würde Remus nun in die Tat umsetzen - und wie Sirius mit einem Seitenblick auf Harry und dessen erleichterten Gesichtsausdruck feststellte, würde der junge Gryffindor über jede Hilfe nur zu dankbar sein.

Als Remus zu sprechen begann, trat Sirius an Harrys Seite und ließ sich dann auf der Sessellehne nieder. Auch Severus war zu ihnen gekommen und stützte sich auf der Rückenlehne des Sessels, in welchem Harry saß, ab, während er aufmerksam zuhörte. Der Rest der Anwesenden hatte sich ebenfalls niedergelassen.
 

"Nun", begann Remus dem Schulleiter zu antworten, während ein amüsiertes Lächeln seine Züge zierte, "wie Ihr sicher schon selbst herausgefunden habt, ist der Tag endlich gekommen, daß ich mein Lily einst gegebenes Versprechen einlösen kann, Professor. Obgleich ich annehme, daß Harrys überraschende Demonstration dieser Tatsache mir gegenüber gerade eben nicht in diesem Maße von ihm beabsichtigt war, so hat er mir doch verdeutlicht, daß die empathischen Schwingungen, welche ich damals kurz nach seiner Geburt bei ihm feststellte, Vorboten einer beachtlichen Gabe waren."
 

"Wie interessant", murmelte Dumbledore mit funkelnden Augen. "Ein echter Gryffindor also in dieser Beziehung. Du warst dir ja damals nicht hundertprozentig sicher, Remus, ob sich die Schwingungen zu einem wirklichen Talent verdichten würden, oder ob es nicht eine vorübergehende Manifestation von Harrys Magie sei. Doch nun können wir wohl rückblickend davon ausgehen, daß seine manchmal beachtliche Sensibilität in Gefühlsdingen während der vergangenen Jahren ein Hinweis darauf war, was in ihm ruhte."
 

Harry wurde bei diesen wohlmeinenden Worten rot, während er unwillkürlich tiefer in seinen Sessel rutschte. Er war eigentlich nicht der Meinung, daß er eine besonders sensible Natur war - doch vielleicht hatte sich sein hiesiges Ich darin hervorgetan.
 

"Doch bevor ich Harry noch mehr in Verlegenheit bringe", fuhr Professor Dumbledore mit einem Schmunzeln in die Richtung des schwarzhaarigen Gryffindors fort, "sollten er und seine Freunde uns erzählen, wo sie während der letzten Stunden waren."
 

Als sich nach diesen Worten die Blicke aller Erwachsenen fragend und mit Neugier auf die vier Jugendlichen richteten, tauschten diese untereinander ebenfalls einen Blick aus, bevor stillschweigend Hermine von ihnen dazu auserwählt wurde, die Ereignisse der letzten Stunden zusammenzufassen.
 

Die Gryffindor, welche neben Ron in einem der von Professor Dumbledore herbeigezauberten Sessel saß, sammelte kurz ihre Gedanken, bevor sie begann. "Nun, wie wir es heute Morgen geplant hatten, haben Draco, Ron und ich Harry heute morgen nach Malfoy Manor mitgenommen, um dort einen Ausritt zu machen. Was wir dabei jedoch nicht ahnen konnten, war die Tatsache, daß Harry hier", Hermine schenkte ihrem Freund ein amüsiertes Lächeln, "uns gleich zu Beginn erneut überraschen würde."
 

Neugierige Blicke schweiften daraufhin zwischen dem jungen Mann und Hermine hin und her, doch die Erwachsenen blieben still, da sie die junge Frau in ihrer Berichterstattung nicht unterbrechen wollten. Doch sie ahnten, daß der Tag für die vier Freunde wohl von Anfang an sehr interessant abgelaufen war.
 

"Kaum waren wir an der Koppel angekommen, hatte Harry uns jedenfalls vollkommen vergessen", warf Draco amüsiert ein, wofür Harry ihm einen schmollenden Blick zuwarf. Der blonde Slytherin grinste nur frech und fuhr fort: "Midnight hatte es ihm sofort angetan, was aber nicht weiter verwunderlich ist, wenn man bedenkt, daß auch ,Harry' stets alles um sich herum vergißt, wenn er und Midnight zusammen sind."
 

"Du hast ein Auge für Schönheit", meinte Professor Dumbledore an dieser Stelle zu dem schwarzhaarigen Gryffindor, welcher verlegen zu Boden blickte, als der Schulleiter den Satz noch fortführte. "Und zwar nicht nur für die äußerliche, mein Junge."
 

Als Harry die Augen wieder hob, war sein Blick ernst, aber auch ein wenig verträumt. "Midnight ist wirklich wunderschön, Professor. Doch viel mehr noch bewegte mich der Stolz und...ich möchte es fast Erhabenheit nennen...die in jeder seiner Bewegungen lag. Midnight weiß genau, wer er ist, das konnte ich deutlich spüren. Er strahlte eine Aura von Freiheit aus, von Unabhängigkeit - ich konnte mir nicht vorstellen, daß er sich jemandem unterordnen würde. Das wäre ein Unrecht."
 

"Das hat ,Harry' auch nie von ihm verlangt", warf hier Lucius ein. Der blonde Mann saß mit seiner Frau neben Draco auf einem der Sofas im Büro des Schulleiters und musterte nun Harry aus seinen hellgrauen Augen mit einem Lächeln. "Ich nehme an, daß du inzwischen von der Art und Weise weißt, wie Midnight zu ,Harrys' Freund wurde, nicht wahr?"
 

Harry nickte schweigend. "Daher bin ich auch nicht überrascht", fuhr Lucius fort, "daß du ebenso wie er reagierst. Auch unser Harry hat stets vehement abgelehnt, Midnight seinen Willen aufzuzwingen - obwohl dies wahrscheinlich auch gar nicht nötig gewesen wäre, bedenkt man, daß Midnight ihm vom ersten Tag an überall hin folgte. Doch ihre Beziehung basierte von Anfang an auf gegenseitigem Verständnis und bedingungslosem Vertrauen, wodurch Harry auch nie Zaumzeug oder Ähnliches benötigte, wenn er und der Rest von euch ausritt."
 

"Dies ist dann aber ein grundlegender Charakterzug, da Harry", fuhr Hermine nun wieder fort, während sie auf ihren Freund deutete, "sofort eine Beziehung zu Midnight aufbaute. Ich denke, daß Midnight zuerst annahm, er wäre unser Harry. Doch auch, als klarwurde, daß dem nicht so ist, hatte er sofort Vertrauen - was für Midnight eher ungewöhnlich ist."
 

"Stimmt. Erinnert euch daran, wie lange es gedauert hat, bis wir ihn berühren durften", warf Ron an dieser Stelle ein, einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht.
 

Harry hingegen war jetzt überrascht und wollte mit gerunzelter Stirn wissen: "Er hat euch nicht gleich von Anfang an sich herangelassen? Nur ,Harry'? Aber er sagte mir doch, daß er Remus vertraut, obwohl es für seine Herde schwer gewesen sei, da sie den Wolf in ihm spüren könnten."
 

"Er hat gesagt?" Sirius' Frage war eindeutig verblüfft, während Remus nur schmunzelte, als hätte er damit den Beweis für etwas, was er schon länger vermutet hatte. Da auch der Rest der Anwesenden den schwarzhaarigen Gryffindor nur verständnislos anblickte - außer Harrys drei Freunden, welche diese Überraschung schon eher am Tag überwunden hatten - fiel Remus' Reaktion Harry natürlich auf und er wandte sich an den Werwolf.
 

"Dir scheint diese Neuigkeit nicht so neu zu sein", meinte der junge Mann, woraufhin ihm Remus ein Lächeln schenkte. "Nicht wirklich", bestätigte er. "Ich war mir bis eben nicht sicher, doch ich hatte schon länger den Verdacht, daß Midnight ein emphatisch begabtes Wesen sei. Von all den Personen, die damals bei seiner Rettung dabei waren, knüpfte er nur zu Harry sofort ein enges Band. Auch dieser war von Beginn an auf eine Weise von Midnight eingenommen, welche ungewöhnlich zu nennen ist - es war die sprichwörtliche ,Liebe auf den ersten Blick' zwischen den Beiden.

Was sich wohl heute zwischen ihm und dir wiederholte - und damit meine These untermauert, daß sich empathisch begabte Wesen anscheinend instinktiv erkennen. Unbewußt die Nähe eines gleichartigen Geschöpfes suchen, verstehst du?"
 

Remus lehnte sich in seinem Sessel vor und fuhr nachdenklich fort: "Ich habe mich oft gefragt, wieso Midnight in meiner Gegenwart - im Gegensatz zu seiner Herde - so ruhig und furchtlos war. Auch wenn er mich nicht gleich an sich heranließ, so spürte ich bei ihm doch nie Angst vor dem Werwolf in mir. Es schien fast so, als wüßte er, daß ich nicht die Absicht hatte, ihn oder seine Artgenossen zu verletzen."
 

Harry verstand, worauf Remus hinauswollte und bestätigte: "Ja, Midnight meinte, er hätte stets gefühlt, daß du ein guter Mensch seist - wenn auch mit einem schweren Schicksal. Doch durch deine Bindung zu eurem Harry als einem Mitglied seiner Familie wußte Midnight auch, daß dir trotz des Wolfes zu trauen sei. Schon um ,Harrys' Willen würdest du niemandem, an dem ihm etwas liegt, Schaden zufügen."
 

Remus wirkte für einen Moment etwas überrascht, doch das legte sich rasch wieder und er meinte: "Sehr interessant. Midnight ist sehr gut in seinen Beobachtungen und auch den Schlüssen, die er zog. Er hat Recht, ich würde keinem von ,Harrys' Freunden willentlich ein Leid zufügen." Als Harry daraufhin dankbar nickte, neigte Remus den Kopf und sagte: "Du meintest vorhin, er hätte zu dir gesprochen. War dies alles - oder habt ihr eine richtige Konversation geführt?"
 

Nun sah Remus sehr neugierig aus und auch Sirius, welcher noch immer auf Harrys Sessellehne saß, beugte sich mit funkelnden Augen ein wenig vor. Der Animagus wußte aus den Erfahrungen mit Remus' Talent, worauf sein bester Freund hinauswollte - und wenn Harry dazu jetzt schon in der Lage war, dann war sein Talent wirklich beachtlich.
 

Der Gryffindor blinzelte verwirrt, bevor er langsam, an Remus gerichtet, antwortete. "Nun, zuerst konnte ich nur starke Gefühle von Midnight ausgehen spüren, als wir uns kennenlernten. Es fühlte sich an, als versuche er, mir durch seine Gefühle klarzumachen, was er sagen will. Doch dann, als ich gleichermaßen versuchte, zu ihm hinüberzulangen - um es einmal bildlich auszudrücken - da war es plötzlich, als wäre eine Wand zusammengestürzt, die uns vorher voneinander getrennt hatte. Eine Wand in mir drin, von der ich keine Ahnung hatte.

Das war ein wirklich merkwürdiges Gefühl - doch danach konnte ich Midnight auf einmal klar und deutlich verstehen. So, als würde ich mit ihm auf die Weise reden wie gerade jetzt mit dir, Remus. Es bedarf von meiner Seite her noch sehr viel Konzentration, ein längeres Gespräch zu führen, doch Midnight meinte, ich würde mit ein wenig Training sicher bald besser werden und nicht mehr so viel mentale Kontrolle benötigen wie jetzt noch. Was", hier sandte Harry Draco einen nachdenklichen Blick, "mich auf das bringt, was Draco dazu bemerkt hat."
 

"Die Tatsache, daß du völlig abwesend wirkst, wenn du gedanklich kommunizierst?", steuerte der blonde Slytherin seine vorherige Feststellung erneut bei. "Ich denke nur, daß dies für Andere irritierend wirken kann, da man nicht weiß, ob es dir auch gut geht, Harry. Außerdem wirst du verwundbar, wenn du dich so ausschließlich auf das mentale Gespräch konzentrierst - du bräuchtest immer jemanden, der dich im Notfall warnen kann oder dich beschützt. Was wiederum kompliziert werden kann."
 

Remus hob an dieser Stelle seine Hand, um die sichtbar werdende Besorgnis ob dieser Worte auf den Gesichtern der anderen Erwachsenen im Keim zu ersticken. "Ihr braucht euch nicht zu sorgen", führte der Werwolf beruhigend aus. "Die mentale Abwesenheit ist nur am Anfang so ausschließlich. Je stärker die Gabe ist, desto rascher lernt man, damit umzugehen und das Bewußtsein sozusagen zu spalten, damit man nicht aus Versehen zum Beispiel gegen eine Wand läuft, nur, weil man plötzlich in Gedanken angesprochen wird."
 

Harry verzog das Gesicht und meinte: "Na hoffentlich. Das wäre nicht sehr erbaulich, wenn ich durch die gedankliche Kommunikation auf einmal unfallträchtig werden würde. Doch Midnight - und auch Fawkes - bestätigen Remus' Worte. Daher heißt das für mich also lernen. Zum Glück bist du ein geduldiger Lehrer, soweit ich weiß, Remus", wandte er sich mit einem Lächeln an den braunhaarigen Mann.
 

"Ich glaube nicht, daß ich sehr viel Geduld mit dir werde aufbringen müssen, Harry", erwiderte der Ältere. "Anhand deiner Beschreibung der Ereignisse zwischen Midnight und dir kann ich davon ausgehen, daß die schwerste Arbeit schon getan ist. Ihr habt die in dir vorherrschende Magiebarriere durchbrochen, welche deine Empathie hinderte, ihre volle Bandbreite zu zeigen", erklärte er dann seinem Patensohn.
 

Auf dessen leicht verwirrten, aber definitiv interessierten Blick hin erläuterte Remus ein wenig ausführlicher. Er spürte auch, daß der Rest der Anwesenden seinen Ausführungen mit Spannung folgte, betraf dies doch ein Gebiet der Magie, welches sonst keiner von ihnen beherrschte - und daher wollten sie alle wissen, wie sie vielleicht Harry bei der Erlernung der Nutzung dieser Gabe behilflich sein konnten. Und dazu war das Wissen nötig, was diese Fähigkeit alles mit sich brachte - und wie sie zum Tragen kam.
 

"Jede Hexe und jeder Zauberer hat von Geburt an Grundlagen für gewisse Talente in sich, welche erst in späteren Jahren sichtbar werden. Sie manifestieren sich in besonderen Fähigkeiten - wie zum Beispiel Rons Hang zur Feuermagie oder die Schutzzauber, für die Dracos Familie bekannt ist", führte Remus aus.
 

"Doch...", Remus stockte und überlegte kurz, bevor ein amüsiertes Aufblitzen in seinen goldenen Augen zu sehen war. "Stellt euch vor, daß Ron schon als Baby Elementmagie bewirken könnte - was würde passieren? Zum Beispiel, wenn jemand ihn ärgert? Oder er einfach nur Hunger hat?"
 

Allgemeines Grinsen rundum war ein Resultat dieses Beispiels, doch Hermine hatte bald herausgefunden, worauf Remus eigentlich hinauswollte. "Er würde Feuer legen", sagte sich mit nachdenklich gerunzelter Stirn. "Rein instinktiv, um Aufmerksamkeit zu erregen - oder sich zu wehren", fuhr sie fort.
 

Remus nickte. "Genau. Kinder nutzen auch schon in geringem Alter alle Mittel, um sich selbst zu schützen oder Erwachsene auf sich aufmerksam zu machen. Das ist, wie Hermine schon richtig sagte, ganz einfach ein Instinkt, den jedes Lebewesen hat. Doch da - um bei unserem Beispiel zu bleiben - Ron noch nicht wüßte, wie er seine Feuermagie richtig einsetzen kann, gibt es sogenannte Magiebarrieren. Sie bewahrten Ron als Kind davor, das Haus seiner Familie in Schutt und Asche zu legen, wenn er ärgerlich war.

Erst, wenn die Kontrolle und das Verständnis für die magische Gabe herangereift ist, wird diese aktiv. Ich weiß nicht genau, wie es funktioniert, doch wird die entsprechende Kraft immer erst in dem Moment freigesetzt, in dem die Hexe oder der Zauberer die Fähigkeit mit ein wenig Training auch kontrollieren kann. Das kann manchmal Jahre dauern. Doch es ist nötig, damit die Person weder sich selbst durch mangelndes Verständnis schadet noch den Menschen um sich herum."
 

"Wieso konnte ich dann als Kind schon zaubern, obgleich ich nichts von meiner Herkunft als Zauberer wußte?", fragte Harry mit gerunzelter Stirn.

An dieser Stelle übernahm Professor Dumbledore die Antwort. "Das sind plötzliche Ausbrüche deiner Magie, Harry. Auch wenn die von Remus erwähnten Magiebarrieren Kinder davor schützen, zufällig mit ihrer Magie Unfälle heraufzubeschwören, so steigt mit dem Alter doch das Magielevel. Und aufgrund dessen werden die Barrieren manchmal durchlässig - porös, wenn du so willst. Ein wenig der Magie sickert hindurch und manifestiert sich in einem Zauber. Deshalb sind auch Kinder oftmals in der Lage dazu, ohne Zauberstab zu zaubern, was Erwachsenen zum großen Teil sehr schwer fällt, da sie gelernt haben, ihre Magie streng zu kontrollieren."
 

"Was für Zauber hast du denn ausgeführt?", wollte Sirius neugierig wissen.

Harry zuckte die Schultern und erwiderte: "Meistens habe ich einfach etwas verschwinden lassen - zum Beispiel, wenn Dudley es haben wollte, obwohl es eigentlich mir gehörte. Später tauchte der Gegenstand dann immer irgendwo wieder auf.

Ein oder zweimal bin ich auch", Harry zögerte kurz und eine tiefe Falte zierte seine Stirn, bevor er fortfuhr: "Nun, ich denke, man könnte es fast als apparieren bezeichnen. Jedenfalls war ich ein paar Mal plötzlich in meinem Zimmer. Und einmal habe ich meine Tante Marge schweben lassen wie einen Luftballon, obwohl das bei ihrem Umfang wahrscheinlich mehr Magie verbrauchte, als mir damals bewußt war."
 

"Alles Gelegenheiten, wo du emotional also stark beteiligt warst", ließ sich Dumbledore erneut vernehmen. Harry blinzelte und, an die häßliche Szene mit seiner ungeliebten Tante zurückdenkend, nickte schließlich.
 

"Jedenfalls", kam Remus auf den Ausgangspunkt des Gespräches zurück, "ist es nun soweit, daß die Barriere, welche deine Emphatie in Schach hielt, nicht mehr von Nöten ist und daher mit Midnights Hilfe von dir durchbrochen werden konnte. Bei manchen Fähigkeiten ist eine ,aggressive Art' wie in diesem Fall nicht notwendig - dann verschwindet die Barriere ganz von allein, löst sich sozusagen langsam auf. Doch bei starken Talenten wird die Magiebarriere über die Jahre so stark, daß man sie willentlich durchbrechen muß - darauf hatte ich mich bei dir schon vorbereitet, Harry.

Doch Midnight hat mir diesen Part abgenommen und dir auch schon die ersten Hilfestellungen mit auf den Weg gegeben, wodurch wir bald damit anfangen können, deine Gabe aktiv einzusetzen. Wie gesagt, wirst du nicht sehr viel Übung brauchen, doch ein wenig mentale Kontrolle kann nicht schaden. Außerdem hilft es dir sicher, wenn du mit Severus Okklumentik übst", beendete der Braunhaarige seine Rede.
 

Harry hatte dem Werwolf aufmerksam zugehört und konnte sein Zusammenzucken bei der Erwähnung von Okklumentik gerade noch unterdrücken. Er hatte wirklich keine guten Erinnerungen an diese Technik des gedanklichen Selbstschutzes, doch er hoffte trotzdem, daß es ihm hier mit Severus' Unterstützung gelingen würde, stärkere mentale Schilde aufzubauen. Stark genug, um nicht weiterhin Voldemorts grausamen Treiben zuschauen zu müssen und nicht eingreifen zu können.

Mit einem kaum hörbaren Seufzer nickte Harry Remus zu, welcher ihn für einen Moment nachdenklich musterte, sich dann aber dazu entschied, nicht nachzufragen. Obwohl der schwarzhaarige Gryffindor sich mittlerweile sichtlich besser fühlte als vor ein paar Tagen bei ihrem ersten Treffen, hatte er doch noch einen langen Weg vor sich, all den Schmerz und die Traurigkeit, die tief in ihm verborgen waren, zu verarbeiten. Und er würde dabei Hilfe dringend nötig haben.
 

Doch vorerst schenkte Remus seinem Patensohn ein warmes Lächeln, welches ein dankbares, antwortendes Leuchten in den smaragdgrünen Augen des Jüngeren aufblitzen ließ. Dann wandte sich Harry wieder an seine drei Freunde und sagte mit einem schelmischen Lächeln: "Sollten wir ihnen nicht langsam das wirklich Interessante an unserem heutigen Tag erzählen?"
 

Ron und Draco grinsten scheinbar verschwörerisch zurück, woraufhin Hermine die Augen verdrehte, jedoch ein Lächeln ebenfalls nicht unterdrücken konnte, als sie das neuerliche Interesse in den Augen aller Erwachsenen sah. Als Ron grinsend meinte: "Aww, müssen wir wirklich?", entschied sich Sirius dazu, ein wenig Druck auf die vier Jugendlichen auszuüben, um an diese anderen Neuigkeiten zu kommen, als er das amüsierte Glitzern in Harrys Augen sah.
 

Der ehemalige Marauder saß noch immer auf Harrys Sessellehne und lehnte sich zu dem Schwarzhaarigen hinüber. Mit einem gespielten Stirnrunzeln blickte er für einem Moment auf Harry hinab und meinte dann zu Severus: "Sev, unser Sohn hat anscheinend all seine guten Manieren vergessen. Nicht nur, daß er uns halb zu Tode ängstigt, indem keiner von uns weiß, wohin er und seine Freunde heute verschwunden sind - jetzt wollen sie es uns nicht einmal hinterher erzählen. Was machen wir denn jetzt mit ihm?"
 

"Hmmm", murmelte der Zaubertrank-Lehrer, scheinbar angestrengt überlegend, wie man diese Ungehörigkeit richtig bestrafen könne. Seine onyxfarbenen Augen funkelten belustigt, als er auf Sirius' Theaterspiel einstieg. "Wie wäre es mit...", begann er, doch Dracos amüsierte Stimme fiel ihm ins Wort.
 

"Hört' schon auf, ihr Beiden", lachte der Blonde leise auf, "bevor Harry wirklich noch denkt, ihr würdet ihn jemals bestrafen! Außerdem hatten wir nicht vor, unsere Entdeckung für uns zu behalten - dafür ist es viel zu aufregend!" Nun glühte auch in Dracos hellen Augen wieder die Begeisterung über das vor wenigen Stunden Erlebte.
 

"Kindskopf", murmelte Harry indessen, als ihm bewußt wurde, wie sehr dieser Sirius dem in seiner Welt glich. Beide waren sie jederzeit zu einem kleinen Streich aufgelegt - und es machte Harry erneut bewußt, wie verbunden er sich Sirius fühlte. Von Anfang war da zwischen ihnen eine Verbindung gewesen, welche Harry als überaus kostbar empfand. Zu wenige Menschen waren in seinem Leben jemals wahrhaft freundlich und um ihn besorgt gewesen, als daß er Liebe für etwas Selbstverständliches halten würde.
 

Sirius war zwar nicht durch Blut mit ihm verwandt, doch Harry hatte seinem Vater oft im Stillen dafür gedankt, daß James einen solch wundervollen Menschen zu seinem Paten und damit stellvertretenden Vater gemacht hatte - auch wenn die Zeit, welche Harry mit ,seinem' Sirius hatte verbringen dürfen, schmerzhaft kurz gewesen war. Dennoch würde Sirius' warmherziges Wesen und die liebevolle Art, mit welcher er Harry in seiner eigenen Welt behandelt hatte als auch die Fürsorge, die er dem Gryffindor in dieser Wirklichkeit schenkte, für den schwarzhaarigen jungen Mann stets ein wertvolles Geschenk sein.
 

Unwillkürlich griff Harry bei diesem Gedanken nach Sirius' Hand und drückte sie für einen Moment fest, während er sich darauf konzentrierte, seinem ,Vater' zu zeigen, wie sehr er ihn liebte. Was seine Gegenwart ihm bedeutete, auch wenn er es nicht in Worten auszudrücken vermochte. Harry hoffte, daß es ihm möglich sein würde, seine Gefühle auch auf nonverbalem Wege deutlich zu machen.

Und als er hörte, wie Sirius plötzlich scharf die Luft einsog und dann instinktiv ebenfalls fester zugriff, als wolle er sich an Harry festhalten, flog ein Lächeln über die Züge des jüngeren Gryffindors. Dann schwächte Harry die Welle an Gefühlen, welche er zu Sirius schickte, langsam ab, ließ sie aber nicht völlig versiegen. Vielmehr versuchte der Schwarzhaarige, ihre natürliche Verbundenheit zu verstärken. Auszubauen, so daß es ihm auch dann möglich sein würde, Sirius' emotionalen Zustand zu erkennen, wenn er nicht die Unterstützung einer physischen Berührung hatte.
 

Sich auf diese Verbindung konzentrierend, schloß Harry die Augen und spürte dem Gefühl nach, welches ihn mit Sirius verband. Und wenige Sekunden darauf wurde die Dunkelheit plötzlich erhellt und Harry zuckte ein wenig zusammen, als er sich auf einmal in einem ihm unbekannten Raum wiederfand. Niemand außer ihm hielt sich dort auf, doch als er an sich herunterblickte, weiteten sich Harrys Augen erstaunt. Er trug auf einmal ihm völlig fremde Kleidung in reinem Weiß, bestickt mit goldenen Runen.
 

Doch das Merkwürdigste waren die Lichtstrahlen, welche von seinem Herzen auszugehen schienen. Es waren mehr als drei Dutzend dieser Lichtstrahlen, welche sich in der Ferne zu verlieren schienen. Jeder der Lichtstrahlen war von dem gleichen reinen Weißgold wie Harrys Kleidung und schimmerte und leuchtete voller Kraft.
 

Neugierig geworden, hob der Gryffindor seine rechte Hand und streckte sie dann zögernd nach einem der vielen Lichtstrahlen aus. Vorsichtig legte er seine Handfläche auf das gebündelte Licht und erwartete eigentlich, daß er auf keinen Widerstand treffen würde. Doch Sekunden später blinzelte er, als sich der Lichtstrahl als vollkommen solide erwies.
 

Als der junge Mann seine Hand nach längerem Zögern schließlich wieder etwas mutiger ganz auf das weißgoldene Licht legte, begann dieses plötzlich zu pulsieren und Lichtstöße fuhren an seiner Länge entlang ins scheinbare Nichts. Dies blieb so mehrere Sekunden lang, bis plötzlich in der Ferne ein rotes Licht aufblitzte.
 

Es kam rasch näher, gefolgt von immer weiteren roten Lichtern und Harry erkannte verblüfft, daß diese auf die von ihm ausgehenden weißgoldenen Lichtstöße zu antworten schienen. Als die verschiedenartigen Farben schließlich in der Mitte des Lichtbandes aufeinanderstießen, umkreisten sie sich wie nach langer Zeit wiedergefundene Freunde und verwoben sich miteinander. Dadurch färbte sich das vorher weißgoldene Lichtband dort schließlich immer mehr rot ein und erstrahlte am Ende in rot-weißgoldenem Licht.
 

Harry musterte voller Neugier das Lichtband, welches nun in drei Abschnitte geteilt war: von ihm ausgehend war es etwa zu einem Drittel Weißgold, dann in der Mitte ein Drittel in einem harmonischen Mix aus seiner Farbe und dem leuchtenden Rot. Das letzte Drittel, welches in der Ferne verschwand, war völlig Rot.
 

Auf einmal riß Harry die Augen auf, als ihm klarwurde, was er hier vor sich sah. Ein Seelenband. Hermine hatte Ron und ihm einst davon vorgelesen, da sie das Thema faszinierend fand. Und ausnahmsweise hatten ihr die beiden Jungen auch aufmerksam zugehört, da Seelenmagie wahrlich außergewöhnlich war.
 

Die Veranlagung zur Seelenmagie schlummerte in jedem Menschen, selbst in denen, die sonst keine Magie besaßen. Doch es war sehr schwer, diese Form der Magie zu nutzen, da sie kein aktives Potential besaß. Mit Seelenmagie konnte man nicht angreifen oder sie sonst zu einem aggressiven Zweck nutzen. Nein, Seelenmagie war die reinste Form der Magie - die purste weiße Magie. Zauberkraft, die mehr dazu diente, ihrem Träger klar zu machen, wie es in ihm selbst und anderen aussah, zu denen er eine Beziehung pflegte.
 

Daher, so wurde dem jungen Gryffindor bewußt, mußte es sich bei dem Seelenband, das er per Zufall ausgewählt hatte, um eine Person handeln, die ihm nahestand. Dies zeigte die Aufteilung in die drei fast gleichgroßen Abschnitte. Obwohl Harry nicht sagen konnte, wieso seine Seelenfarbe ausgerechnet Weißgold war, so mußte er doch nicht lange überlegen, zu welcher Person das flammende Rot gehörte.
 

Ron.
 

Nun wirklich neugierig geworden, löste Harry seine Hand von dem noch immer pulsierenden Lichtband zwischen Ron und ihm, welches daraufhin wieder an Kraft verlor, jedoch die farbige Aufteilung weiter beibehielt. Es war, als gäben sich die Farben gegenseitig die Kraft, das Seelenband stabil und stark zu halten.

Nacheinander testete Harry noch weitere der Lichtbänder, die, wie er nun wußte, nicht von seinem Herzen, sondern von seiner Seele ausgingen. Als seine Farbe sich wie bei Ron zuvor zu drei gleichgroßen Teilen mit dem Ockerbraun von Hermines Seelenfarbe mischte, lächelte Harry glücklich. Es war wundervoll, die Stärke ihrer Freundschaft in ihrem Seelenband bestätigt zu sehen.
 

Gleichermaßen erfreulich war die Tatsache, daß Sirius' Bordeauxrot sich fast die Hälfte ihres Seelenbandes mit Harrys Weißgold teilte, während nur jeweils ein Viertel in ihren separaten Farben gehalten war. Dies war ein Indikator für ihre enge Verbundenheit.
 

Mit dem warmen Türkis von Draco verband Harry erst ein Fünftel seines Seelenbandes, ebenso wie mit dem Dunkelblau, in welchem der junge Mann überraschenderweise Severus erkannte. Doch in beiden Fällen hatte er den Eindruck, das Mittelstück, wo sich die Farben miteinander verbanden, werde immer größer.
 

Professor Dumbledores Seelenfarbe war ein klares Himmelblau, welches Harry an die fast immer verschmitzt funkelnden Augen des Schulleiters erinnerte. Auch bei ihm wurde ein gutes Drittel von dem Mix ihrer Farben beherrscht, ebenso wie bei Remus' strahlendem Goldbraun. Weitere Seelenbänder waren nicht ganz so leicht auszumachen, doch nach ein wenig Überlegen erkannte Harry noch das Waldgrün von Lucius und grüngesprenkelte Rot von Narzissa, welche beide knapp ein Siebentel mit seinem Weißgold teilten.
 

Ähnlich war es mit anderen Lichtstrahlen, bei denen Harry nicht auf Anhieb sagen konnte, wer die Person war, mit der er dieses Band besaß. Aber er nahm an, es handele sich dabei um andere seiner Freunde - wie zum Beispiel Neville, Dean und Seamus. Oder den Rest der Weasley-Familie, was vielleicht auch die zwei fast miteinander verbundenen Lichtstrahlen erklären würde, da sie wahrscheinlich die Zwillinge repräsentierten.
 

Zwei Lichtstrahlen jedoch bereiteten Harry Kopfzerbrechen, denn er fühlte, er sollte die Personen am anderen Ende ebenfalls erkennen. Immerhin war auch hier ein großer Teil gemeinsam von ihren jeweiligen Farben eingenommen. Doch er kam einfach nicht drauf, wen diesen beiden Seelenbänder repräsentieren mochten.

Während er noch grübelte, begann Sirius' Seelenfarbe auf einmal immer stärker zu leuchten und Harry wurde aufmerksam. Das Bordeauxrot pulsierte immer stärker und plötzlich blendete es in einem warmen Licht auf und Harry fand sich überraschend Auge in Auge mit Sirius wieder, welcher ihn besorgt anschaute.
 

Aber da war auch eine neue Art von Wärme und Erkennen in den dunkelbraunen Augen des Animagus, als wenn er spüren könne, was Harrys und seine Seele miteinander verbinde. Der junge Gryffindor erkannte, daß Sirius zwar nicht genetisch sein Vater war, auf einer höheren Ebene jedoch definitiv zu den Seelen zählte, welche ihm - in welcher Existenz auch immer - direkt verbunden waren. Ein Seelenverwandter.
 

Dies erklärte auch, warum sich Harry ihm vom ersten Augenblick ihrer Begegnung an so nahe gefühlt hatte, obwohl Sirius' angeblicher Mord an seinen Eltern trotz der Tatsache, daß Harry inzwischen die Wahrheit über jene Ereignisse wußte, zu Spannungen in ihrer Beziehung hätte führen müssen. Doch eigentlich von der ersten Sekunde an hatten sie einen ganz speziellen Draht zueinander gehabt - durch ihre Seelenverwandtschaft.
 

"Harry? Geht es dir gut, Junge?", wollte Sirius in diesem Moment wissen, in dem er dem schwarzhaarigen jungen Mann sanft über die Wange strich, als wolle er ihn aufwecken. Der Angesprochene blinzelte mehrmals, bevor er sich wieder auf die Gegenwart besann. Das war eine wirklich ungewöhnliche Erfahrung gewesen, doch spürte Harry, daß er im Moment nicht darüber reden wollte. Vielmehr wollte er dieses Erlebnis noch für eine kleine Weile ganz für sich allein behalten - die Erinnerung an die voller Kraft leuchtenden Seelenfarben seiner Freunde und Familie in seinem Gedächtnis einen Ehrenplatz geben, bevor er sie auch Anderen mitteilte. Vielleicht konnte er einigen von ihnen sogar dazu verhelfen, ebenfalls diesen Seelenraum in ihnen selbst zu finden, um herauszufinden, welche Personen wirklich wichtig in ihrem Leben waren.
 

Daher lächelte Harry Sirius auch nur beruhigend an und meinte: "Ich fühle mich völlig in Ordnung. Ich bin nur etwas über das Ziel hinausgeschossen, als ich dir eben durch meine Empathie etwas mitteilen wollte. Ich sollte wirklich zuerst lernen, sie besser zu kontrollieren, bevor ich sie weiter einsetze...", schloß Harry mit einem Blick auf Remus.
 

Die bernsteinfarbenen Augen des Werwolfs lagen nachdenklich auf Harry, doch als er den Blick des Jüngeren bemerkte, lächelte er warm. Remus hatte etwas gefühlt, während er Harry dabei beobachtete, wie dieser Sirius empathisch seine Liebe verdeutlichen wollte. Und der Braunhaarige war sich sicher, daß dabei etwas geschehen war, was Harry sehr überrascht hatte - aber auch sehr glücklich machte. Es hatte dem Schwarzhaarigen ein Stück inneren Frieden gegeben. Nun, wenn Harry die Zeit für reif hielt, würde er sicherlich davon erzählen, war Remus bewußt. Daher würde er sich in Geduld üben, denn er war sicher, daß der Gryffindor nicht auf lange Dauer zögern würde, dieses Erlebnis - was auch immer in den wenigen Minuten zuvor geschehen war - mit ihnen zu teilen.
 

Harry war einfach ein Mensch, welcher glückliche Erfahrungen ebenso stark mit anderen Menschen teilen wollte, wie er andererseits schlechte Erlebnisse von ihnen fernzuhalten versuchte. Das lag in seiner Natur begründet, welche in diesem Aspekt Remus sehr an Lily erinnerte.
 

"Nun denn", ließ sich Sirius vernehmen, "wenn es dir wirklich gut geht, dann können wir ja zum Thema zurückkehren - wo wart ihr Vier heute, nachdem ihr von eurem Ausflug zurückgekehrt wart?" Der ehemalige Gryffindor versuchte, eine strenge Miene aufzusetzen, was ihm jedoch nicht sehr gut gelang und von Harry auch nur eine erhobene Augenbraue als Antwort erhielt.
 

"Du solltest bei Professor McGonagall Unterricht nehmen, Sirius", meinte Harry dann mit einem amüsierten Lächeln. "Der strenge Ton kommt bei dir noch nicht so gut rüber. Aber keine Angst, wir erzählen euch schon alles. Wie Draco vorhin schon sagte - es ist viel zu aufregend, als daß wir es lange für uns behalten könnten."
 

"Wenn ihr weiterhin so mit Andeutungen um euch werft", seufzte Narzissa auf, "könnte ich mich gezwungen sehen, euch zu zeigen, daß nicht nur Minerva streng sein kann. Es wäre daher nur in eurem Interesse, endlich ein wenig ausführlicher zu werden...", grollte sie scheinbar entnervt über die andauernde Spannung.
 

Draco grinste belustigt, bevor er ihr beruhigend seine Hand auf den Arm legte. "Keine Sorge, Mom. Wir haben nicht vor, deine Nerven weiterhin unnötig zu belasten. Hermine, Harry, Ron und ich waren schon früher als geplant wieder in Hogwarths, da wir uns alle unsere Gedanken über das gemacht hatten, was Harry gestern erzählte. 'Mine stürmte daher heute früh die Bibliothek und kam dabei auf die Lösung, warum wir während der letzten Jahre trotz aller Bemühungen die Räume Gryffindors nicht gefunden hatten", begann der junge Slytherin endlich die Erläuterung.
 

Erstaunte, aber auch sofort sehr interessierte Blicke hefteten sich auf Hermine, da die sechs Erwachsenen wissen wollten, zu welchem Schluß die Gryffindor bei ihren Recherchen gekommen war. Selbst Professor Dumbledore war nämlich fast am Ende mit seiner Weisheit in Bezug auf die Suche nach den Räumen des Gründers und daher für jede neue Anregung offen und dankbar.
 

Hermine übernahm nunmehr die Erklärung. "Nachdem Harry gestern berichtet hatte, was er von dem Basilisken erfuhr, suchte ich in der Bibliothek nach Informationen über die Erbauung von Hogwarths sowie die beiden Gründer, welche laut Azhura Harrys Vorfahren sind. Und während ich die Bücher durchsuchte, fiel mir schließlich etwas auf.

Da Lord Gryffindor und Lord Slytherin sich liebten und durch die Vereinigung ihrer Magie und der Hilfe von Lady Hufflepuff schließlich sogar ein Kind bekamen, war der Gedanke nicht von der Hand zu weisen, daß sie danach ihre ursprünglichen Gemächer nicht mehr nutzen konnten. Als verheiratetes Paar konnten sie weder auf heutigem Slytheringrund wohnen, noch im Gryffindorturm. Sie brauchten neutralen Grund für ihre gemeinsame Zukunft."
 

"Gemeinsam. Aber natürlich", murmelte Severus vor sich hin, während er aus einem Impuls heraus seinen Kopf auf den von Sirius legte und seinen Gefährten umarmte. Die onyxfarbenen Augen des Zaubertränke-Professors zeigten, daß er verstanden hatte, was Hermine sagen wollte. Und auf einmal erschien alles so logisch - immerhin hatten auch Sirius und er eine ähnliche Entscheidung treffen müssen, als sie vor einigen Jahren ein gemeinsames Quartier im Schloß bezogen. Da sie verschiedenen Häusern entstammten, hatten sie sich für einen neutralen Grund entschieden, um für alle Seiten fair zu bleiben.
 

Sirius, der sich in Severus' Umarmung lehnte, brauchte nur wenige Augenblicke länger, um ebenfalls zu begreifen. Und auch der Rest der Erwachsenen folgte kurz darauf.
 

"Gemeinsame Gemächer", brachte es Professor Dumbledore auf den Punkt, während seine hellblauen Augen vergnügt zu funkeln begannen. "Aber ja. Selbstverständlich. Dadurch kommt der Gryffindorturm natürlich nicht mehr in Frage. Eine interessante Entdeckung, auch wenn zu unserer Entschuldigung", hier lächelte der Schulleiter verschmitzt, "anzuführen ist, daß erst durch Harrys Gespräch mit Azhura Gryffindors zweite Verbindung ans Tageslicht kam. Wer hätte aber auch jemals gedacht, daß die Geschichte uns so in die Irre führen würde?" Den letzten Satz murmelte er mehr zu sich selbst.
 

"Wie auch immer", mischte sich Lucius in das Gespräch. "Deine Schlußfolgerung aus den Geschehnissen des gestrigen Abends lautete also, daß Harrys Vorfahren gemeinsame Gemächer besitzen mußten...vor allem, als sie später ihr Kind aufzogen."
 

Hermine nickte Dracos Vater bestätigend zu, während Harry leise einwarf: "Er heißt Shal. Halryon Shalsar zu Gryffindor-Slytherin." Sofort stand er im Zentrum der Aufmerksamkeit der Erwachsenen.
 

Es war Narzissa, die schließlich die Frage äußerte, welche auch den Männern ins Gesicht geschrieben stand. "Woher ist dir der Name des Kindes bekannt, Harry?" Sich Hermine zuwendend, als ihr etwas einfiel, fuhr Dracos Mutter fort: "Hast du in der Hogwarths-Bibliothek ein Buch über ihn gefunden, Hermine?"
 

Die Angesprochene schüttelte verneinend den Kopf und Ron ergänzte diese nonverbale Antwort mit einem schelmischen Lächeln: "Wir haben etwas viel Besseres getan. Wir haben heute eine Familienzusammenführung begangen."

"Familienzusammenführung?" Das Fragezeichen war deutlich zu hören.
 

"Ron hat Recht", meinte Harry mit einem leichten Lächeln. "Es mag sich zwar seltsam anhören, aber meine Familie wurde heute um drei Personen erweitert."
 

"Würdest du so freundlich sein, das näher zu erläutern?", warf Sirius augenrollend ein, da der Animagus bemerkte, daß sich die vier Jugendlichen über die Verständnislosigkeit der Erwachsenen amüsierten. Doch was sollte man auch aus derart kryptischen Aussagen entnehmen?
 

Harry grinste Sirius erst schelmisch an, doch dann wurde er wieder ernster und nickte zustimmend. "Aber natürlich, Sirius. Was wir euch zu erklären versuchen, ist, daß es Ron, Hermine, Draco und mir - mit Fawkes' Hilfe - gelungen ist, die gemeinsamen Räumlichkeiten meiner Vorfahren zu finden. Dort machten wir dann die Bekanntschaft von Godric Gryffindor, Salazar Slytherin und Shal, ihrem Sohn."
 

Nach diesen so nonchalant vorgetragenen Worten war es still in Dumbledores Büro. Man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören können, so still war es. Doch war es den sechs Erwachsenen zu verdenken, daß sie zuerst kein Wort auf Harrys Erläuterung zu erwidern wußten? Wohl kaum. Nach mehreren Jahren intensiver Suche nach den Gemächern des Gründers war es schon eine Überraschung, daß Harry und seine Freunde diese auf einmal gefunden hatten - und dabei gleich die nächste Überraschung präsentierten.
 

"Ihr habt zwei der Gründer Hogwarths' getroffen? Wie war es, Gryffindor und Slytherin persönlich zu sehen - vor allem, nachdem wir wissen, daß sie Harrys Vorfahren sind?", wollte Severus schließlich wissen, einen nachdenklichen, aber auch eindeutig neugierigen Ausdruck in den schwarzen Augen. Der dunkelhaarige Slytherin hatte seine Arme noch immer um Sirius geschlungen, welcher nunmehr ebenfalls aus der Starre erwachte, in welche ihn Harrys Worte gesandt hatten.
 

"Und ihr Sohn?", fügte er hinzu. "Wie ist der so?"
 

Bei dem letzten Satz begann Ron zu grinsen, während Hermine lächelte und Harry einen Blick zuwarf. Doch es war Draco, welcher auf die Fragen antwortete. "Es war zuerst ein wenig seltsam, sich auf einmal mit den beiden Gründern unterhalten zu können - doch es ist ja schließlich nicht das erste Mal, daß wir magische Porträts sehen. Daher klang der erste Schock recht schnell ab, obwohl ich zugebe, Salazar Slytherin warmherzig lächeln zu sehen...", Dracos Stimme verklang, als er sich an jenen Augenblick erinnerte.
 

Harry nickte und übernahm die Erzählung. "Ja, es ist schon gewöhnungsbedürftig, doch es bestätigt Azhuras Geschichte. Salazar macht auf mich wirklich den Eindruck, ein sehr freundlicher Mann gewesen zu sein. Ich hoffe, wir finden heraus, warum die Geschichte ihn so völlig verkehrt darstellt - ich würde das gern ändern, wenn es möglich ist", fügte Harry mehr an sich selbst gewandt als zu seinen Zuhörern hinzu.
 

"Doch auf der Liste der Überraschungen, die uns in den Räumen erwartete, war Salazars freundliche Persönlichkeit nicht das non-plus-ultra", berichtete Harry weiter, während er sich mit einer abwesenden Geste durch die Haare fuhr und dann den Kopf schüttelte. "Es war vielmehr der Anblick seines Sohnes, der - zumindest mich - vollkommen verblüffte. Shal sieht mir - oder besser gesagt, ich ihm - so unglaublich ähnlich, daß man uns sicher für Zwillinge halten würde, würde er heutzutage leben."
 

"Yep", bestätigte Ron und grinste breit angesichts der erstaunten Mienen ihrer Zuhörer. "Bis auf geringe Unterschiede könnte man sie für Spiegelbilder voneinander halten. Dies war zuerst ein ziemlicher Schock - doch beweist es deutlicher noch als das Stammbuch, daß Harrys Familienstammbaum mit Shal seinen Anfang nahm."
 

"Wow", entfuhr es Sirius, während er Harry eindringlich musterte und dann warmherzig lächelte. Ihm gefiel die Idee. "Nun, warum auch nicht?", meinte der Animagus, bevor er den Kopf schieflegte und wissen wollte: "Habt ihr noch ein paar Überraschungen in petto, oder gebt ihr uns jetzt die Gelegenheit, ein paar Fragen zu stellen, um ein bißchen mehr Klarheit in eure Erzählung zu bringen?"
 

"Reicht das etwa noch nicht aus?", schmollte Draco scheinbar, wobei er den Adoptivvater seines Freundes aus seinen silberblauen Augen fragend ansah. "Nachrichten wie die, die wir euch gerade mitgeteilt haben, gibt es schließlich nicht für einen Knut an der nächsten Ecke, Sirius."
 

Der Angesprochene lachte leise nach Dracos Worten und auch der Rest der Erwachsenen schmunzelte amüsiert. Doch der blonde junge Mann hatte Recht. Und erstaunt waren sie alle über den Bericht der vier Gefährten. Schließlich entdeckte man nicht jeden Tag lang verschollene - und bis zu diesem Tag vergeblich gesuchte - Räumlichkeiten so wichtiger Personen wie der Godric Gryffindors und Salazar Slytherins. Vor allem nicht, um kurz darauf mehr oder weniger persönlich mit diesen in Kontakt zu treten.
 

Als sowohl den Malfoys als auch Remus, Sirius und Severus klarwurde, welche Quelle an Informationen sich damit für sie nicht nur über die Gründer selbst, sondern auch über die Zeit, in der diese gelebt hatten, ergab, wurden sie lebhaft und überschütteten Hermine und ihre drei Freunde mit Fragen. Professor Dumbledore beobachtete alles mit belustigt funkelnden Augen und wartete vorerst ab. Ihm war klar, daß er mit der Zeit alles Wichtige erfahren würde - daher lehnte er sich zurück und genoß die Show, welche sich vor seinen Augen entfaltete, als die vier Jugendlichen damit zu kämpfen hatte, Antworten auf die Fragen zu finden, welche ihnen gestellt wurden.
 

Schließlich hob Harry Einhalt gebietend die Hand und meinte mit einem tiefen Seufzer: "Ihr seid ja schlimmer als die Inquisition. Uff. Habt Gnade. Wartet bis morgen früh, dann könnt ihr eure Fragen Godric, Salazar und Shal selber stellen. Der Tag war sehr interessant und aufschlußreich, aber auch ebenso anstrengend. Daher möchte ich jetzt eigentlich nur noch ins Bett - und ich denke, Ron, 'Mine und Draco wird es nicht anders gehen. Ist das in Ordnung?"
 

Nach einem kurzen Zögern willigten die Erwachsenen ein, da sie sehen konnten, daß die Vier wirklich ziemlich erschöpft aussahen, auch wenn die Freude über ihre Entdeckung ihre Augen leuchten ließ. Daher mühten sie sich, ihre Neugier vorerst zu zügeln und wenig später trennte sich die Gruppe, um zu Bett zu gehen. Der Tag war wirklich lang gewesen.
 

Neues langes Kapitelchen nach langer Wartezeit! Yeah!

Danke für alle Kommis, die ich in der Zwischenzeit bekommen habe! (*smiles*)

Antalya



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-02-15T09:57:36+00:00 15.02.2006 10:57
Du hast wieder ein super Kapitel geschrieben. Für Harry war es ganz ungewohnt das sich so viele Leute um ihn Sorgen gemacht haben. Das mit dem Seelenband war sehr interessant. Mach bitte bald weiter.


Gruß

Serentiy
Von:  InaBau
2006-02-10T05:07:52+00:00 10.02.2006 06:07
Eine tolle FF! Bitte schreib ganz schnell weiter! Ich freu mich schon darauf!


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