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PLötzlich war es Liebe

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Und plötzlich war es Liebe
 

Hallihallo! Diese kleine Story ist mein neustes Werk. Naja, begutachtet selbst. Ich grüße Kyoko! HDL!
 

Kapitel 1
 

Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte! Nicht mir, Laila Johnson, Tochter eines Ingenieurs, und nun wirklich keine Schönheit. Ich hatte schlichtes braunes Haar, das mir lang über die Schultern fiel, braune Augen, eine gewöhnliche Figur - naja, vielleicht ein bisschen wenig Busen - eben nichts Besonderes.

Am besten ich beginne am Anfang meiner Geschichte.
 

Damals, ich war sechzehn, hatte ich einen ziemlich brutalen Freund. Wenn ihm etwas nicht passte, kam es oft vor, dass er einfach zuschlug.

Wir waren gerade in der Disko als ich sozusagen "gerettet" wurde. Einige meiner Klassenkameraden waren dabei und David, ein sehr schüchterner Junge forderte mich zum Tanzen auf.

"Klar!", willigte ich sofort ein. Ich wollte ihn nicht enttäuschen, schließlich war es ziemlich untypisch für ihn, ein Mädchen zum Tanzen aufzufordern. Wir tanzten also ein paar Minuten, dann kam mein Freund Andrew von der Toilette zurück. Er war krankhaft eifersüchtig und schlug David fast zu Brei.

"Andrew! Hör auf! Wenn du nicht sofort aufhörst, bist du mich für immer los!", startete ich meinen letzten Versuch ihn von David abzulenken.

Und tatsächlich hörte augenblicklich auf auf David einzuschlagen und baute sich nun bedrohlich vor mir auf. "Ach ja?!" Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Er hatte schon wieder zu viel getrunken. Das tat er öfters und wurde dann unberechenbar. "Komm mal mit, Schlampe!" Er packte mich hart am Arm und zog mich unter den Augen meiner Freunde aus der überfüllten Disko, wo alle anderen vergnügt tanzten.

"Du willst also mit mir Schluss machen, ja? Sehe ich das richtig? Du willst also mit mir Schluss machen? Das ich nicht lache! Du kannst froh sein, wenn ich dich nach dieser Aktion gerade überhaupt noch einmal angucke!", schrie er mich an. Ich sah mich hilfesuchend nach dem Türsteher um, aber er war nicht an seinem gewohnten Platz an der Eingangstür der Disko.

"Und ob!" Diesmal wollte ich mich nicht unterkriegen lassen. Andrew hatte mich schon viel zu lange unter Kontrolle, als das ich das weiterhin über mich ergehen lassen könnte.

Er verpasste mir einen harten Schlag ins Gesicht, sodass ich rückwärts taumelte. Obwohl ihm oft die Hand ausrutschte, war ich doch immer überrascht und enttäuscht, dass er zu so etwas fähig war.

"Ich sag dir was, Laila! Ohne mich wärst du doch ein Nichts. Gib es doch zu! Ich bin der Star der Schule, nur deshalb bist du mit mir zusammen!" Seine Bierfahne stieß mir ins Gesicht und ließ mich weiter taumeln.

"Nein, das ist nicht wahr! Ich bin mit dir zusammen, weil ich dachte, ich wäre in dich verliebt und du könntest dich ändern, wenn ich nur genug Geduld für dich aufbrächte! Aber ich habe mich geirrt, du bist nicht der Mensch, in den ich mich verliebt habe! Du bist doch nur ein Schatten deiner Selbst. Willst du dir den letzten Funken Grips mit deinem Alkoholkonsum ertränken? Du bist doch nicht mehr ganz dicht!" Endlich hatte ich meiner Seele Luft gemacht, aber schon wenige Sekunden sollte ich die Quittung dafür bekommen. Ich erntete einen weiteren Schlag auf die Wange. Er taumelte auf mich zu und ich hatte Angst, dass er weiter schlagen würde, aber stattdessen zog er mich in seine starken Arme und küsste mich. Aber nicht zärtlich, sondern fordernd und hart. Ich stieß ihn von mir und wischte mir über die feuchten Lippen. "Lass das! Ich will dich nicht küssen!"

"Natürlich willst du mich küssen! Du hast mich zu küssen, weil ich dir ansonsten nicht vergebe. Und nachher, wenn wir zu dir nach Hause gehen, wirst du ganz lieb zu mir sein, oder es kracht!"

Ich hasste es, wenn er mir drohte. Früher war ich das Spiel eingegangen. Immer wenn er sauer auf mich gewesen war, hatte ich ihn einfach geküsst und hatte mit ihm geschlafen. Danach war alles wieder wie vorher und er war wie ausgewechselt. Dann war er wieder der Andrew, den ich kennen und lieben gelernt hatte. Aber ich wollte nicht mehr. Ich wollte nie wieder "lieb" zu ihm sein. Bei dem Gedanken an die Nächte, die wir zusammen verbracht hatten, durchzog ein stechender Schmerz meine Brust. Selbst wenn wir miteinander schliefen konnte er nicht zärtlich sein. Wir schliefen miteinander, wenn er es wollte. Dann hatte ich mich nicht zu sträuben. Wenn doch, gab es Schläge. Dann presste er meine Brust immer so stark, dass es schmerzte. Ich konnte mich nie darauf vorbereiten mit ihm zu schlafen. Es tat immer höllisch weh, vor allem, wenn er betrunken war und sich nicht im Zaum hatte. Er war einfach ein furchtbarer Mensch. Wie ich mich je mit ihm einlassen konnte, war eine Frage, die ich mir wohl nie beantworten werden kann.

"Nein! Lass mich sofort los! Ich will das nicht! Ich will dich nicht!", schrie ich verzweifelt. Wieso standen auch ausgerechnet jetzt keine Leute vor dem Eingang der Disko? Andrew schob seine Hand unter mein Top, küsste mich hart und fordernd. Zwischen seinen erstickenden Küssen versuchte ich um Hilfe zu Rufen. Ich stieß ihn von mir und stand schwer atmend vor ihm, Tränen in den Augen. Dass dieser Mensch so brutal sein konnte...

"Laila! Was ist denn los mit dir, Schätzchen. Wieso weinst du denn? Ich will dich doch nur ein bisschen lieb haben!" Seine Stimme klang harmlos, aber ich wusste, wie es gleich weitergehen würde. "Nein, Andrew! Du kannst mich nicht lieben, du liebst niemanden außer dich selbst und jetzt verschwinde, bevor ich nach Hilfe schreie!", drohte ich ihm, aber er antwortete nur unter großem Lachen: "Wer soll dich denn hier hören, Schätzchen? Hier ist doch niemand. Ich kann tun und lassen, was ich will und niemand kann mich aufhalten!"

Er kam wankend auf mich zu. Seine Fahne roch man schon jetzt. Ich hasste es, von ihm geküsst zu werden, wenn er getrunken hatte. Ich trank auch gerne mal ein Bier. Aber nicht mehr, als ich vertragen konnte. Andrew übertrieb immer maßlos.

"Schatz...", flüsterte er und griff stark nach meinem Arm. Ich hatte das Gefühl, er würde ihn zerquetschen, so viel Kraft steckte er in diese kleine Bewegung. Ich stieß ihn weg und er taumelte rückwärts und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren.

"Jetzt reicht es mir aber!", schrie er plötzlich und kam wieder einige Schritte auf mich zu. "Erst mit diesem Schwächling rumhuren und dann nicht wieder alles in Ordnung bringen! Ich nehme mir was ich haben will und kannst nichts dagegen tun..."

Dann war es auch schon passiert, er zog mich in den anliegenden Wald, als er meinte weit genug von der Straße entfernt zu sein stieß mich auf den Boden, legte sich über mich und übersäte meinen Körper mit feuchten Küssen. "Nein!" ich schrie die ganze Zeit, aber egal, wie laut, niemand schien mich zu hören. Er wollte mich gerade meines Rockes entledigen, als ich etwas im Busch rascheln hörte. Andrew hatte anscheinend nichts bemerkt und machte unbeirrt weiter. Plötzlich wurde er von mir heruntergerissen und landete hart auf dem feuchten Waldboden. Wenn ich doch nur etwas sehen könnte, aber es war so verdammt dunkel im Wald, dass ich nicht einmal erkennen konnte, welcher nun Andrew war und wer mein Retter. Ich hörte jemanden aufstöhnen, wer es war, konnte ich nicht heraushören. Schnell knöpfte ich mein Oberteil wieder zu, zog den Rock gerade und ordnete meine Haare. Ich wollte so aussehen, als sei nichts gewesen. Das tat ich immer. Sogar mein Vater, der mich und meine kleine Schwester Angela allein großzog und sehr unter dem Tod unserer Mutter litt, bemerkte nichts von meinen blau geschlagenen Augen und den zahlreichen Flecken an meinem ganzen Körper. Jedes Mal ließ ich mir eine andere Ausrede einfallen, wenn mich jemand nach meinen Verletzungen fragte. Ich war von Fahrrad gefallen, oder war aus dem Bett gefallen, ab und zu fiel ich einfach die Treppe runter oder ähnliches. Im Sportunterricht zog ich immer lange Sachen an, damit niemand die blauen Flecken sehen konnte. Angela war erst acht und kaufte mir die Geschichten noch gut ab, aber meine Freunde wussten Bescheid und ließen sich nicht länger von mir belügen. Sogar die Lehrer hatten etwas bemerkt. Sie hatten die Polizei gerufen und meinen Vater festnehmen lassen. Dass mein Vater nichts getan hatte, konnte ich nur schwer beweisen, ohne Andrew dabei zu belasten.

Plötzlich war es still.

"Ist alles in Ordnung mit dir? Bist du verletzt?", fragte eine sanfte, männliche Stimme, die sich mir langsam näherte. Ich ging einige Schritte zurück.

"Ja...ja...ich glaube schon. Danke für deine Hilfe. Ich muss jetzt los.", meine Stimme zitterte furchtbar während ich sprach.

"Keine Angst; ich tue dir bestimmt nichts. Komm, wir gehen erst mal aus diesem dunklen Wald raus, hier kann man ja gar nichts sehen." Er packte mich an der Hand und zog mich aus der erstickenden Finsternis. Als ich unter der Laterne im Licht stand, ging es mir schon viel besser.

Vor mir stand ein großer, blonder junger Mann. Ich schätzte ihn auf neunzehn. Seine blauen Augen funkelten warm und ich fühlte mich gleich viel besser.

"Lass mal sehen. Deine Wange ist ja ganz rot, hat er dich geschlagen?"

"Nein.", log ich. "Das kommt sicher nur von der Aufregung."

Er nickte. "Ich rufe jetzt die Polizei, die soll ihn gleich mit in den Knast nehmen."

"Nein!" ich wusste nicht, warum ich Andrew weiterhin in Schutz nahm, obwohl er mich gerade fast vergewaltigt hätte. "Er ist mein Freund, er hat nur zu viel getrunken, dann ist er immer so. Mach dir keine Sorgen. Sobald er wieder ganz ausgenüchtert ist, ist er wieder ganz normal." Er hatte wohl die Angst in meinen Augen gesehen, denn er sah mich nur ungläubig an, sagte aber nichts mehr dazu.

"Ist sonst alles in Ordnung mit dir?", fragte er weiter und fasste sanft nach meinem Arm, der vom Waldboden ganz schmutzig war.

"Ja, mir nur etwas schwindelig. Ansonsten geht es schon." Ich hatte schon wieder gelogen. Ich fühlte mich furchtbar. Mir tat alles weh und mir war schrecklich schlecht von der ganzen Aufregung. Mein Körper bebte bei der Erinnerung an das, was gerade geschehen war.

"Komm mit. Ich glaube, du brauchst erst mal einen schönen, heißen Tee.", er legte seinen Arm schützend um mich. Ich ließ mich ohne Widerrede von ihm führen. Ich fühlte mich unglaublich geborgen in seinem Arm und wahrscheinlich brauchte ich jetzt tatsächlich erst mal etwas Warmes zu trinken. Er führte mich zu einer kleinen Kneipe, in der nur ruhige Musik gespielt wurde und wo man sich gut unterhalten konnte, ohne zu schreien. Er hatte den Weg durch die Fußgängerzone gewählt, obwohl der Weg durch ein paar finstere Gassen schneller gewesen wäre. Ich wusste, dass es das getan hatte, um mich nicht zu beunruhigen.

Wir setzten uns an einen Tisch in der Ecke, wo von man das ganze Lokal im Blick hatte. Ich brauchte nicht in die Karte zu schauen, ich wusste, was ich nehmen wollte. Nach der Schule saßen ich und meine Freunde oft hier und unterhielten uns über Gott und die Welt. Jenny, meine beste Freundin, und auch alle anderen aus der Clique konnten Andrew nicht ausstehen. Das sagten sie mir auch immer wieder, aber ich hatte nicht auf sie hören wollen. Ich war der festen Überzeugung gewesen, dass Andrew in mich verliebt gewesen sei.

Die Bedienung kam an unseren Tisch und fragte mit einer freundlichen Stimme, was wir bestellen wollten.

"Zitronentee, bitte."

"Für mich dasselbe." Er lächelte mich an und als die Frau wieder gegangen war meinte er: "Wir haben den selben Geschmack wie es aussieht."

"Ja, stimmt." Ich konnte nur schwach lächeln. Der Schock steckte mir noch in den Gliedern.

"Ach übrigens: ich heiße Jason."

"Laila."

"Schön dich kennen zu lernen, Laila." Er lächelte sanft und reichte mir über den Tisch hinweg die Hand. Sie war warm und sein Händedruck war sanft und zärtlich, gar nicht grob, wie ich es bei Andrew immer erfahren hatte.

Wir unterhielten uns ziemlich lange, bis er schließlich fragte: "Erzählst du mir jetzt endlich, was wirklich gewesen ist?" Er sah meinen vereisten Blick und fügte schnell hinzu: "Keine Angst, ich will dir nichts Böses, aber was der Typ da gerade mit dir gemacht hat, war nicht okay. Ich will dir helfen, und mich bestimmt nicht über dich lustig machen. In Ordnung?"

Ich nickte. Und nach und nach viel alle Scheu von mir. Ich erzählte ihm alles über Andrew und meine Beziehung zu ihm. Ich konnte mir selbst nicht erklären, wie ich so schnell Vertrauen zu ihm fassen konnte.

"Naja, ich weiß nicht genau, wann er so geworden ist, wie er heute ist, aber ich war damals in ihn verliebt und wollte nicht von meinen Freunden hören. Jetzt weiß ich, wie Recht sie hatten, als sie sagten, Andrew sei nichts für mich. Aber damals wollte ich davon nichts wissen. Ich hatte meine rosarote Brille auf und wollte die Wahrheit wohl nicht sehen."

"So etwas ist schlimm, Laila, und ich bin der Meinung, dass du ihn anzeigen solltest. Vielleicht noch nicht jetzt. Aber irgendwann, wenn du bereit bist, das ganze zu verstehen und zu verarbeiten. Das geht nicht von jetzt auf gleich, aber irgendwann wirst du es sicher schaffen." Er machte sich große Sorgen um mich und bot mir immer wieder seine Hilfe an. Aber noch wollte ich seine Hilfe nicht. Irgendwann vielleicht.

"Sag mal, wieso warst du eigentlich da im Wald?", fragte ich schließlich. Die Frage brannte mir schon die ganze Zeit auf der Zunge.

"Naja, das Klo der Disko war so überfüllt und dreckig und da bin ich halt in den Wald gegangen." Er errötete leicht und strich sich eine Blonde Strähne aus dem Gesicht. "Und dann habe ich dich schreien gehört und habe dich gefunden."

"Ich werde jetzt nach Hause gehen. Ich brauche unbedingt Schlaf, sonst sehe ich morgen aus wie ein Monster."

"Das kannst du doch gar nicht." Er stand ebenfalls auf. "Komm, ich bringe dich nach Hause." Obwohl das Angebot verlockend klang, lehnte ich ab. Ich brauchte noch dringend etwas Zeit zum Nachdenken.
 


 

Kapitel 2
 

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf, obwohl ich fast bis drei Uhr mit Jason in der Kneipe gesessen hatte. Die ganze Nacht hindurch hatte ich mich von einer Seite auf die andere gewälzt und wirres Zeug geträumt. Ich hatte von dem brutalen Andrew geträumt, der sich in den zärtlichen Jason verwandelte.

Nachdem ich mich angezogen hatte, stieg ich die Treppe zum Erdgeschoss herunter und machte mich gleich an die Arbeit. Mein Vater hatte am gestrigen Abend wieder einmal alle seine männlichen Freunde zum Fußballgucken eingeladen.

Der tiefe Tisch vor dem Fernseher sah aus, wie ein kleines Schlachtfeld. Die Bierdosen stapelten sich, eine war auf den Teppich gefallen und hatte einen hellen Fleck hinterlassen, Chipsreste lagen verstreut auf dem Tisch und darunter. In der anliegenden Küche sah es nicht besser aus. Das schmutzige Geschirr stapelte sich bis unter die Decke und die gebrauchten Töpfe enthielten vertrocknete Napolisoße und wenige Spaghetti, die im Sieb klebten.

Nach einer halben Stunde sah das Wohnzimmer wieder recht passabel aus und ich machte mich daran, die Wäsche zu waschen, aufzufalten und bei den Besitzern, also meine kleine Schwester Angela, mein Vater oder ich, in den Schrank zu legen.

Da ich sie nicht aufwecken wollte, stapelte ich ihre Wäsche vor ihren Schlafzimmertüren.

Ich bereitete das Frühstück vor und weckte Angela auf. Meinen Vater wollte ich noch etwas schlafen lassen. Seit meine Mutter tot war, trank er viel und verkroch sich hinter seinem Schreibtisch. Man kam kaum noch an ihn heran und ich wusste nicht, wie lange ich die ganze Arbeit noch alleine machen konnte. Angela war in dieser Hinsicht keine besonders große Hilfe. Wir frühstückten alleine und erst als wir fertig waren, kroch mein Vater aus dem Bett.

"Guten Morgen, meine beiden Engel. Habt ihr gut geschlafen?", fragte er und setzte sich an den Tisch.

Ich nickte. Dass ich die ganze Wohnung wieder auf Fordermann gebracht hatte, bemerkte er entweder gar nicht oder sagte aus Protest nichts dazu.

Angela fuhr zu einer Freundin und mein Vater verkroch sich wieder hinter seinen Akten. Jetzt hatte ich endlich etwas Zeit für mich. Ich erledigte erst meine Hausaufgaben, die wir für die Ferien aufbekommen hatten und setzte mich dann gemütlich vor meinen Fernseher. Gerade als ich völlig entspannt meine Lieblingssendung genoss, schellte es an der Tür. Ich war sicher, dass mein Vater sich nicht von seinem Schreibtisch wegtrauen würde, also ging ich mit schnellen Schritten die Treppe hinunter. Ich hielt mitten in der Bewegung inne, als mir klar wurde, dass draußen Andrew stehen könnte. Was sollte ich machen, wenn er reinkommen wollte? Was würde ich sagen, um ihn abzuwimmeln? Würde es mir überhaupt gelingen? Was würde ich tun, wenn er wieder so brutal war? Ich schob all diese Gedanken erst einmal bei Seite und öffnete mit zitternden Händen die Tür. Aber vor mir stand nicht Andrew sondern Jason, mit meinem Portmonee in der Hand.

"Hallo, Laila. Das hier hast du gestern in der Kneipe vergessen.", sagte er und reichte mir mein Portmonee.

"Danke." Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte. Ich war froh, dass es nicht Andrew war, der jetzt vor mir stand. Andererseits fühlte ich mich auch unbehaglich.

"Willst du reinkommen und einen Kaffee mit mir trinken?", gewann ich endlich meine Stimme wieder und trat einen Schritt zurück, damit er eintreten konnte.

"Gern."

Ich war heilfroh, dass ich schon aufgeräumt hatte, ansonsten hätte ich mich nie getraut ihn hereinzubeten.

"Hättest du auch Tee da?"

"Zitronentee?"

"Genau." Er lächelte wieder sein süßes Lächeln und stand etwas verloren in dem großen Raum.

"Willst du dich nicht setzen? Natürlich nur solange der Tee noch nicht fertig ist, danach können wir gerne wieder stehen."

"Danke. Ich bevorzuge das Sitzen."

Als der Tee fertig war stellte ich die Tassen und Kandiszucker auf ein Tablett und stellte noch ein paar Kekse dazu, dann führte ich ihn in mein Zimmer. Er pfiff anerkennend. "Nicht schlecht. Sehr freundlich."

"Hat mich viel Arbeit gekostet."

"Das glaube ich dir gern." Er nahm einen tiefen Schluck aus seiner Tasse und verbrannt sich die Zunge. "Verdammt!", fluchte er und hechelte dabei wie ein Hund.

"Dummerchen!" ich lachte zum ersten Mal wieder richtig ausgelassen und schon das bewunderte ich Jason so. Er war in der Lage, mich zum Lachen zu bringen. Andrew hatte das nur selten geschafft. Ich wollte die beiden nicht vergleichen, aber immer wieder musste ich verwundert feststellen, dass Jason all das hatte, was mir an Andrew gefehlt hatte.

Jason und ich verbrachten die nächsten Ferientage zusammen und unser Haushalt litt etwas darunter. Ich lud ihn aber nicht mehr zu uns ein, sondern kam immer zu ihm oder wir trafen uns in der Stadt. Er wurde zu meinem besten Freund und Beschützer. In letzter Zeit kam es häufiger vor, dass mich Freunde von Andrew anredeten und mich schwer beleidigten. Dann griff Jason jedes Mal ein. Obwohl er Schlägereien verabscheute, das hatte er mir gesagt, prügelte er sich für mich, wenn es notwendig war.

Heute wollten wir uns einen gemütlichen Videoabend bei ihm machen. Ich hatte Chips und Cola besorgt und er wollte für uns Kochen.

Mit den schweren Tüten in der Hand stand ich schließlich vor seiner Haustür. Seine Großmutter öffnete mir.

"Hallo Mrs. Allister.", begrüßte ich die grauhaarige Frau.

"Hallo, meine Liebe. Wie geht es dir denn heute?"

"Gut, danke." Ich wollte gerade fragen, wo Jason sei, als sie unbeirrt weiter redete.

"Weißt du, Laila, mein Jason, der hatte vor einem Jahr seine erste richtige Freundin. Also so eine ganz richtige. Die auch hier geschlafen hat, wenn du verstehst was ich meine." Sie kicherte verlegen und ich musste lächeln als ich ihr schamerfülltes Gesicht sah. "Und ich würde mir wünschen, meine Liebe, wenn du seine neue Freundin werden könntest."

"Mrs. Allister...", stotterte ich. Ich wusste gar nicht, was ich dazu sagen sollte.

"Keine Widerrede, junge Dame. Ich bin eine alte Frau und ich will meinen Jason und guten Händen wissen. Und du wärst genau die Richtige. Ich glaube Jason muss das nur erst noch verstehen." Sie summte die Hochzeitsmelodie nach und mir wurde das Gespräch mit ihr immer unbehaglicher.

"Jason und ich sind nur Freunde. Sonst nichts. Ich glaube nicht..." Wieder ließ sie mich nicht aussprechen, sondern redete mir einfach ins Wort: "Papperlapapp! Natürlich! Ihr seid für einander bestimmt. Glaub mir, mein Kind, ich bin schon uralt, ich kenne mich aus in der Liebe. Aber was rede ich wieder? Du willst sicher zu Jason."

Irgendwie ist die Frau komisch, schoss es mir durch den Kopf und ich konnte nur dumm gucken, als sie mich aus der Tür schob und sie schloss. Nach wenigen Sekunden wurde sie wieder aufgerissen und die alte Frau erschien noch mal im Türspalt. "Du musst um das Haus herumgehen, da ist eine Tür und dahinter eine Treppe. Die gehst du hinunter und schon bist du in seiner Wohnung." Die Tür knallte wieder ins Schloss und ich ging etwas durcheinander in den garten und tatsächlich fand ich da die besagte Tür. Ich stieg die Treppe hinunter und stieß die Tür auf, die sich am Fuß der Treppe befand.

"Hi, Laila!" Jason kam auf mich zu, umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange, wie wir es immer zur Begrüßung taten.

"Hey, Jason. Was machst du eigentlich hier unten?" Jason versperrte mir mit seinen muskulösen Schultern den Blick und ich konnte nicht sehen, was sich hinter der Tür befand.

"Komm rein. Ich habe hier etwas für dich." Er legte seinen Arm um mich und führte mich in den riesigen Raum. "Wow...!", entrann mir der erste Gedanke, den ich fassen konnte. Der Raum war wie ausgewechselt. Ich war schon oft mit Jason hier unten gewesen und hatte ihm beim Wäsche waschen geholfen, weil er in den häuslichen Dingen leider eine komplette Niete war. Sonst standen im Keller nur die Waschmaschine und der Trockner, der Raum war grau gestrichen und hatte immer etwas Unbehagliches. Aber jetzt waren die Wände in einem hellen Orange gestrichen und Teppichboden war ausgelegt. In einer Nische stand ein riesiges Sofa, davor ein Breitbildfernseher der neusten Generation, auf der anderen Seite des Raumes befand sich die Küche, die ganz neu eingebaut worden war und ein kleiner runder Tisch, auf dem eine rote Tischdecke lag und Blumen standen, stand inmitten des hübschen Zimmers.

"Für dich.", flüsterte mir Jason ins Ohr und ich konnte kaum glauben, was er da sagte.

"Wie...wie meinst du das?", stotterte ich verwirrt.

"Na so wie ich es gesagt habe. Alles hier gehört dir." Er schloss mich sanft in seine starken Arme und küsste mich erneut auf die Wange.

"Bist du neureich oder so?" ich konnte es noch immer nicht fassen. Was hatte das alles zu bedeuten?

"Nein, aber meine Eltern ziehen weg und ich werde hier bleiben. Meine Oma wird in dem obersten Stock ziehen und ich bleibe in der Wohnung im Erdgeschoss. Sie haben erlaubt dass ich den Keller für dich ausbaue, damit du immer herkommen kannst, wenn dir danach ist."

"Ich verstehe das alles nicht...Du ziehst nicht mit deinen Eltern weg?"

"Nein, ich will erst mein Studium beenden und dann hier arbeiten gehen und das verstehen sie. Sie werden zu meiner älteren Schwester nach Australien ziehen."

"Aber so ein Umbau ist doch so teuer. Wo hast du denn das ganze Geld her?" " Mein Großvater ist gestorben und hat ein unglaubliches Erbe hinterlassen. Daher haben meine Eltern auch beschlossen, nach Australien auszuwandern und ein neues Leben anzufangen."

"Wow! Das ist ein bisschen viel für mich, tut mir Leid."

"Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Ach übrigens: Hier ist das Bad." Er stieß eine Tür auf und wir standen in einem weißgekachelten Raum, mit Toilette, Waschbecken, Dusche und einer riesigen Badewanne.

"Bitte schön." Er nahm meine Hand und legte die Schlüssel zur Tür hinein.

"Wieso tust du das alles für mich?" ich war den Tränen nahe. So viel hatte noch nie jemand für mich getan.

"Weil ich bemerkt habe, wie ungern du bei deinem Vater bist...naja, und vor allem, weil ich dich in meiner Nähe haben will. Du bist für mich unverzichtbar geworden, du bist meine beste Freundin, Laila, und ich will, dass du für immer glücklich bist." Ich konnte kaum glauben, was Jason da sagte. Aber es ging noch weiter und ich musste mich noch mehr wundern. "Versteh mich nicht falsch, Laila, aber ich liebe dich über alles, wie eine kleine Schwester, wie...ich weiß auch nicht, ich weiß nur, dass ich dich bei mir haben will und dass ich nicht will, dass du traurig bist. Du bist zu einem Teil von meinem Leben geworden und ich will dich nie wieder vermissen."

Jetzt konnte ich die aufsteigenden Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ ihnen freien Lauf. So etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Ich warf mich Jason in die Arme und weinte zum ersten Mal in meinem Leben Tränen des Glücks.

"Wein doch nicht. Habe ich etwas falsch gemacht?", fragte er verunsichert und strich mir zärtlich übers Haar. Ich trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. "Nein, gar nicht. Das ist es ja eben, es ist alles perfekt. Deshalb weine ich."

"Naja, vielleicht solltest du lieber aufhören, sonst wird das Essen kalt."

"Essen?"

"Ja, ich habe für uns gekocht. Ich hoffe nur, dass es dir schmeckt. Spaghetti Napoli und Salat." Er lächelte wieder sein wunderschönes Lächeln, führte mich zum Tisch und bot mir einen Stuhl an.

"Mein Gott!", mir stiegen die Tränen wieder in die Augen, obwohl ich gehofft hatte, sie erfolgreich verbannt zu haben. In meinem Kopf kreisten die unterschiedlichsten Gedanken und wollten mir keine Ruhe geben. Jason war wahrscheinlich der wunderbarste Mensch, den ich je kennen gelernt hatte.

Er füllte unsere Teller und goss uns sogar Rotwein ein. Wir aßen auf und setzten uns dann auf das urgemütliche, rote Sofa. Jason schob den ersten Film in den Videorecorder, setzte sich wieder zu mir und legte schützend seinen Arm um mich. Ich wusste nicht, woher dieses Gefühl kam. Dieses Gefühl der Geborgenheit und des Schutzes, das Jason in meinem Inneren auslöste. Ich wusste nur, dass ich ihn genauso liebte und brauchte, wie er mich. Zwar liebte ich ihn nicht, wie ich dachte Andrew zu lieben, es war anders, ich liebte ihn eben, wie einen Bruder. Das dachte ich zumindest.
 

Nachdem wir "Titanic", "Pearl Harbor" und "Message in a bottle" - meine Lieblingsfilme - geguckt hatten, schlief ich in seinen Armen ein und erwachte erst wieder am nächsten Morgen. Jason lag nicht mehr neben mir und das versetzte mir einen kleinen Stich. Der Platz neben mir war so unsagbar kalt, als würde da etwas fehlen. Ich hörte ihn in der Küche werkeln und schlich mich von hinten an ihn heran. Blitzschnell schob ich meine eiskalten Finger unter sein T-Shirt und tastete mich zu seinem flachen, muskulösen Bauch.

"Ahhh! Mein Gott, Laila!", lächelte er, als er sich zu mir umgedreht hatte.

"Guten Morgen.", flüsterte ich und küsste ihn auf die Wange.

"Entschuldige. Guten Morgen, Engelchen." Engelchen war mein Kosename und nur Jason durfte mich so nennen.

Er bereitete ein wunderbares Frühstück für uns vor und ich konnte mich ganz entspannt in meinem Stuhl zurück lehnen und ließ ihn Pfannkuchen machen. Ich liebte es zu sehen, wie er am Herd stand und kochte. Wahrscheinlich war das das Einzige, was er wirklich gut konnte, was mit dem Haushalt zusammenhing.
 

Kapitel 3
 

Ich war direkt nach dem Essen nach Hause gegangen. Vielleicht hatte mein Vater noch gar nicht bemerkt, dass ich die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen war. Aber da hatte ich mich geirrt. Als ich die Haustür aufschloss stand er bereits vor mir, die Hände in die Hüften gestemmt.

"Wo bist du gewesen?", seine Stimme klang bedrohlich. Ich hatte Angst, ihm zu antworten.

"Ich...ich...war bei Jason. Ich bin einfach eingeschlafen. Tut mir Leid...", stotterte ich, während ich unter seinem strafenden Blick immer kleiner wurde.

"Das will ich auch hoffen! Die Küche ist nicht geputzt, die Toiletten auch nicht, das Wohnzimmer ist nicht aufgeräumt und meine Wäsche ist auch noch nicht gemacht! Für wen hältst du dich eigentlich? Soll ich hier denn alles alleine machen?" ich konnte seine starke Bierfahne riechen. Ich wusste, dass er es nicht so meinte, aber es schmerzte trotzdem. Seid sechs Jahren versuchte ich neben der Schule und den Hausaufgaben den Haushalt zu schmeißen und auch wenn das nicht immer einfach war hatte ich es doch versucht. Ich hatte immer weiter gemacht, und dass ich dafür nicht einmal ein Wort des Dankes bekam, schmerzte nur noch mehr.

"Was tust du denn schon? Du sitzt den ganzen Tag hinter deinem Schreibtisch und versäufst dein sauerverdientes Geld. Du schaffst es nicht, deine Kinder angstfrei zu erziehen, du bist einfach krank, wann gestehst du dir das endlich ein?" er schlug mir ins Gesicht, sah mich enttäuscht an und ging dann wieder auf den Dachboden, wo sich sein Büro befand. Um nicht weitere Auseinandersetzungen wie diese heraufzubeschwören machte ich mich gleich an die Arbeit und brachte die Wohnung auf Fordermann. Nach mehr als einer Stunde Knochenarbeit, war ich endlich mit fertig mit meiner Arbeit.

Mein Vater hatte mir außerdem eine Woche Hausarrest erteilt. Ich wusste nicht, wie lange ich das alles noch aushalten würde. Gott sei Dank war wenigstens Angela nicht da, die bekocht werden wollte. Mein Vater würde heute Abend bei einem seiner Saufkollegen vor dem Fernseher sitzen und sich irgendwelche Pornos ansehen. Angela würde bei ihrer Freundin übernachten, also hatte ich wenigstens den Abend für mich. Heute Abend würde ich nur tun, was mir Spaß machte. Ich würde nicht einen Finger im Haushalt krümmen, höchstens, wenn ich für mich etwas zu Essen machen wollte.

Eigentlich hatte ich mich ja mit Jason zum Tanzen verabredetet, aber ich wollte auf keinen Fall riskieren auf Andrew zu treffen oder mich noch einmal mit meinem Vater anlegen zu müssen. Es war so schon schwer genug, mit ihm zurecht zu kommen, aber hatte man erst mal sein Wohlwollen enttäuscht, war es nicht wieder aufzubauen.

Ich wusste nicht mehr, wie es war, als meine Mutter noch da war. War mein Vater jemals anders gewesen, als er heute ist? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, ob es jemals schöne Tage in meinem Leben gegeben hatte. Vielleicht als Mutter noch da gewesen war, vielleicht auch nicht. Ich wusste nur noch, wie ich damals zusammen mit meinem Vater, der Angela auf dem Arm hielt, am Grab stand und sie den Sarg gerade in die Erde ließen. Der Pastor sprach irgendein Gebet, dass er aus einem Buch hatte und warf dann ein wenig Erde in das Loch. Es kam mir ungerecht vor, dass meine Mutter wie jeder andere Tote auch behandelt wurde. Ich wollte, dass meine Mutter einen schönen Platz auf dem Friedhof bekam. Unter einem Baum oder so. Dann noch dieser furchtbare Grabstein, der eine Woche später auf dem Grab stand. Hässlich, einfach hässlich und ich hatte meinen Vater zum ersten Mal Weinen sehen. Die nächsten Wochen machte er nichts anderes mehr, aber ich wunderte mich nicht mehr über seine Tränen. Er war verschlossen und einsam geworden. Nur nach und nach kroch er aus seinem Schneckenhaus, zog sich aber schnell wieder zurück, wenn ihm jemand zu nahe kam. Es war sechs Jahre her, dass Mutter gestorben war, aber er hatte noch immer keine neue Frau an seinem Leben teilhaben lassen. Vielleicht würde er nie über den Tod meiner Mutter hinwegkommen, aber ich betete für ihn, dass es doch so war. Zwar behandelte er mich schlecht, aber ich wollte ihn auch glücklich sehen. Vielleicht tat ich deshalb immer alles, was er wollte. Vielleicht wollte ich ihm damit eine Freude machen, alles zu tun, was er mir aufgab. Ich hatte in diesen sechs Jahren viel getan. Ich hatte in wenigen tage alles gelernt, was man zum Führen eines Haushalts brauchte, in meiner wenigen freien Zeit lernte ich verbissen für die Schule und ließ meine Freunde immer warten. Nur sonntags hatte ich ein wenig Zeit. Aber jetzt, wo Ferien waren, hatte ich genug Zeit, die Hausarbeit am Vormittag zu machen und hatte so den Rest des Tages frei.

Jetzt blieb nur noch die Frage, wie ich Jason erreichte. Irgendwie musste ich ihm ja erklären, dass ich nicht kommen konnte. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht einfach ans Telefon gehen sollte, oder ob Vater dann wieder ausrasten würde. Er war einfach viel zu schwer zu verstehen. Schließlich rang ich mich doch dazu durch, zu telefonieren. Sonst würde Jason bis er grau wurde vor der Disko sitzen und auf mich warten.

"Jason? Hi, ich bin es.", sagte ich so leise, dass er mich gerade noch verstehen konnte.

"Laila, wieso sprichst du denn so leise? Ist irgendetwas?"

Schnell erklärte ich ihm die Sache mit meinem Vater und er verstand sofort. "Du kannst heute Abend also nicht kommen? Schade."

"Nein, tut mir leid, aber ich möchte ihn nicht noch mehr verärgern.", gestand ich und bedauerte es aufrichtig, nicht bei Jason sein zu können.

"Naja. Gehen wir eben ein andermal aus. Die Ferien sind ja noch lang." An seiner Stimme merkte ich, wie enttäuscht er war.

"Tut mir wirklich Leid, Jason. Aber er ist völlig ausgerastet, als ich nach Hause kam."

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wir sehen uns, Maus. Ich hab dich lieb."

"Ich hab dich auch lieb, tschüss." Ich legte gerade noch rechtzeitig auf, dann hörte ich, wie sich die Tür zum Dachboden öffnete und mein Vater die Stufen herunterkam. Ich ging schnell ins Bad und tat so, als würde ich mir die Hände waschen.

"Hat da nicht gerade jemand gesprochen?", fragte er mich und er schien sich wieder abgeregt zu haben.

"Ich hab nichts gehört."

"Na dann, ich gehe jetzt zu Brad und Steve. Spätestens um eins bin ich wieder da. Bis dann."

"Bye."

Damit war er aus der Tür und ich hatte endlich meine Ruhe. Ich machte mir Mittagessen, Spaghetti, wie immer, wenn mein Vater nicht da war. Es war mein Leibgericht und mein Vater legte viel Wert auf ein deftiges Mal. Mit Spaghetti und Napolisoße konnte man ihn nicht beeindrucken. Nachdem ich gegessen hatte, lehnte ich mich gegen die Federkissen in meinem Bett und musste irgendwann eingeschlafen sein.
 

Am späten Abend wurde ich durch heißen Atem und feuchte Küsse auf meiner Brust geweckt. Entsetzt stieß ich einen Schrei aus und stemmte meine Hände gegen die Brust, die hart und fest über mir lag. Es war Andrew.

"Sei still, mein Häschen. Ich will nur etwas lieb zu dir sein.", flüsterte er an mein Ohr und fuhr mit der Zunge darüber. Mich ekelte und mir stieg wieder dieser Brechreiz empor. Ich wollte ihn wegstoßen, aber Andrew war viel zu stark für mich.

"Nein!", presste ich zwischen den Zähnen hervor, aber Andrew hörte nicht auf, mich anzufassen. Er lag zwischen meinen Schenkeln und ich spürte seine Erregung an meinem Bauch. Eine neue, stärkere Welle des Ekels durchfuhr meinen wehrlosen Körper und ich wollte auf der Stelle sterben. Ich wollte, dass Andrew verschwand, wollte die furchtbaren Bilder unserer gemeinsamen Nächte verbannen, wollte keine Schmerzen mehr, weder seelischer noch körperlicher Art. Ich wollte endlich frei sein, wollte ohne Angst leben, wollte Andrew vergessen. Aber seine Hände, die jetzt hart nach meinen nun unverhüllten Brüsten griffen, zeigten mir, dass Andrew nie gehen würde. Er wollte mich. Und er wollte es jetzt. Wieso war mein Vater nicht zu Hause? Wieso war nicht wenigstens Angela da? Wieso hatte ich mich nicht dem Verbot meines Vaters widersetzt und war ohne seine Erlaubnis zu Jason gefahren?, schrie es in meinem Kopf und diese Gedanken hämmerten immer härter gegen meine Stirn. Wieso jetzt? Wieso ich?

Seine Zunge glitt über die Brustspitzen, als wollte er mich mit Haut und Haaren verschlingen.

"Nein! Andrew, bitte nicht!", versuchte ich zu schreien, aber meine Stimme klang seltsam leise und rau. Er drückte seine feuchten Lippen auf meinen Mund, zwang mich, die Lippen zu öffnen und ließ seine Zunge hineinschnellen. Er hatte schon wieder getrunken.

Ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen, die Möbel um mich herum drehten sich schneller und schneller im Kreis, mein Blick verdunkelte sich, bis ich nach mehreren tiefen Atemzügen endlich wieder sehen konnte.

Meine Hose glitt zu Boden, mein Slip folgte, dann kam er zu mir.

Plötzlich und ohne dass ich es geahnt hatte stieß sein Glied in meinen Körper. Der Schmerz wurde unerträglich. Ich verkrampfte schlagartig, was den Scherz nur noch verstärkte.

"Bitte!", winselte ich, die Tränen bahnten sich ihren Weg über mein gerötetes Gesicht und wollten nicht versieden. Ich würde nie aufhören zu weinen, so lange Andrew in meinem Leben einen festen Platz hatte. Und er würde nie gehen. Er würde mich nie gehen lassen. Er würde mich für immer festhalten.

Seine Zunge hinterließ überall auf meiner Haut schmerzende Wunden, während seine Erregung meinen Körper von innen auffraß. Seine fordernden Hände waren überall, wollten meinen gepeinigten, toten Körper nicht loslassen. Wollten nicht aufhören meine Haut zu verletzen.

Irgendwann konnte ich mich nicht mehr wehren. War zu schwach, um ihn von mir stoßen zu wollen, war zu schwach, zu schreien, zu schwach zu atmen, zu schwach zum leben. Ich wollte sterben. Ich wollte nichts mehr spüren.

Dann war es vorbei und er ließ endlich von meinem gequälten Körper ab. Meine Seele brannte, ich stand in Flammen.

Plötzlich war er so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Ich war allein. Meine Seele war allein. Ich war einsam. Mein Körper war wie taub. Konnte mich nicht bewegen. Spürte die Tränen nicht mehr, die unbeirrt über mein Gesicht rannen. Ich lag da, nackt und ungeschützt und niemand würde kommen, um mich zuzudecken, niemand würde da sein, um mich zu beschützen. Andrew würde wiederkommen. Ich spürte seine Anwesenheit noch immer, obwohl er längst gegangen war. Meine Sinne nahmen nichts mehr war. Meine Haut war von Andrew verbrannt, meine Augen konnten nicht mehr sehen, meine Ohren nichts mehr hören, meine Nase nicht mehr den erstickenden Duft Andrews Körper riechen, ich schmeckte seine Küsse nicht mehr. Ich war wie tot. Ich hoffte, ich würde sterben, als sich die erdrückende Schwärze um meinen Körper hüllte.
 

Als ich aus meiner Ohnmacht wieder erwachte, war es dunkel draußen. Ich sah den Vollmond hoch oben am Himmel stehen, und wünschte, ich wäre er. Unerreichbar und unverletzbar.

Meine Nachttischlampe brannte und mein noch immer nackter Körper lag unter der Decke. Ich hörte Schritte und wollte aufspringen, um mich zu verstecken, doch meine Beine gehorchten nicht. Ich konnte mich nicht verstecken. Konnte nicht fliehen. Dann wurde die Tür leise geöffnet und ich sah in Jasons besorgtes Gesicht.

"Jason!", wollte ich rufen, aber ich brachte nur ein Krächzen hervor. Mit wenigen Schritten war er bei mir, kniete sich herunter und fuhr mit seiner warmen Hand über meine erhitzte Stirn. "Schh. Nicht sprechen. Es ist alles wieder gut. Ich passe auf dich auf." Seine wohltuende Stimme war wie Arznei für meine Wunden und langsam beruhigte ich mich wieder. Er half mir, mich aufzusetzen und hielt mir eine Tasse an die Lippen. Gierig trank ich den heißen Tee, um meinen Durst zu ertränken.

"Wo ist Andrew? Ist er weg? Ist er endlich weg?", flüsterte ich und spürte, wie sich die Tränen wieder ihren Weg suchten.

"Ja, Maus. Er ist weg. Leg dich schlafen. Ich passe auf dich auf." Dann spürte ich nichts mehr und schlief ein.
 

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Mittlerweile funktionierte mein Körper wieder und ich sinnierte über das nach, was vor wenigen Stunden passiert war. Jetzt hatte Jason mich schon zwei Mal gerettet. Jason saß neben mir auf einem Stuhl und schlief. Ich musste wieder an Andrew denken und die plötzliche Übelkeit überraschte mich. Ich stürzte zum Bad, warf die Tür auf und übergab mich in die Toilette. Es war, als würde ich alle Schmerzen, die Andrew verursacht hatte, von mir geben. Plötzlich spürte ich Jason neben mir. Er hielt meine Haare zurück, während ich mich übergab. Er streichelte sanft meine Hand und führte mich zum Waschbecken, wo ich mir den Mund auswusch. Meine Beine fühlten sich wieder Taub an und ich konnte keinen Schritt mehr tun. Jason hob mich auf seine starken Arme und trug mich zurück ins Bett.

"Schlaf, Laila.", flüsterte er und streichelte weiter meine Hand. Ich rutschte ein Stück zur Seite. "Kannst du mich in den Armen halten? Bitte. Ich will nicht alleine schlafen!", flehte ich und er ließ sich dazu bewegen, zu mir ins Bett zu kommen. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust, spürte sein Herz regelmäßig schlagen und schlief fast zufrieden ein.
 


 

Kapitel 4:
 

Das Klingeln des Telefons weckte mich und noch immer halb schlafend wankte ich hinunter in die Diele und hob ab.

"Laila Johnson.", murmelte ich und vernahm die Stimme meines Vaters.

"Guten Morgen Mäuschen. Ich bin's, Daddy. Oma ist krank, ich muss sofort hin. Macht es dir etwas aus, schnell unsere Taschen zu packen? Ich komme in einer halben Stunde und dann fahren wir. Wenn du möchtest, kannst du auch zu Hause bleiben. Angela würde gerne wieder mit, du musst dich also um nichts kümmern."

"Ja, ich packe eure Taschen, aber ich möchte lieber zu Hause bleiben."

"Gut, Schätzchen. Wir sehen uns gleich." Dann war die Leitung unterbrochen.

Ohne weiter nachzudenken packte ich eine Reisetasche für meinen Vater und eine für meine Schwester. Das lenkte mich etwas von dem gestrigen Erlebnis ab. Ich schlief noch halb und überlegte nur wenig. Mir fiel nur auf, dass mein Vater wie früher geklungen hatte. Lieb und nett, freundlich und hilfsbereit. Er war wieder mein Daddy. Vielleicht lag es daran, dass er wieder eine Aufgabe für sich gefunden hatte. Nach Mutters tot hatte er sich nutzlos gefühlt und hatte gar nicht bemerkt, wie sehr ich und vor allem Angela ihn brauchten. Jetzt schien er wieder der Alte zu sein.

Nach der besagten halben Stunde wurde die Tür aufgeschlossen und mein Vater kam herein.

"Mensch, Laila. Du siehst aber schlecht aus. Bist du krank?", fragte er besorgt und legte seine Hand auf meine Wange. Er war wirklich wieder Daddy.

"Naja. Mir ist etwas schlecht. Deshalb möchte ich auch lieber hier bleiben. Tut mir Leid.", erwiderte ich wahrheitsgetreu.

"Es muss dir nicht Leid tun. Ich muss schon wieder los, mein Mädchen, aber ich rufe heute Abend mal an, ja? Hier hast du Geld, damit du auch leben kannst. Mensch! Die Wohnung sieht mal wieder klasse aus, Laila. Du bist die beste Putzfrau, die zufällig auch noch meine Tochter ist! Machs gut!"

"Bis dann, Daddy. Und grüß Oma von mir." Mein Vater drehte sich verwundert um und sah mir fragend in die Augen. "Daddy hast du mich schon lange nicht mehr genannt."

Ich lächelte. Ich war ihm nicht egal. Ich war immer noch seine Tochter. "Ich hab dich lieb, Daddy!" ich fiel ihm um den Hals und er drückte mich an sich. "Ich habe dich auch lieb, Laila und ich bin sehr stolz auf dich. Du bist schon viel erwachsener als ich. Dabei bist du erst sechzehn und ich über vierzig. Ich beneide dich. Du versteckst dich nicht vor deinen Problemen, so wie ich. Als du mir gestern die Meinung gesagt hast, hat mich das sehr getroffen. Weil ich mich angegriffen fühlte und vor allem, weil ich wusste, dass du Recht hast. Geh mal wieder raus, Laila. Erlebe etwas. Du bist noch zu jung, um für zwei Menschen Sorge zu tragen. Bis heute Abend, meine Kleine."

Ich sah ihm lange in die Augen. "Ja, bis dann." Dann war er aus der Tür uns ich war wirklich stolz auf meinen Vater.

Mein Frohmut hielt nicht lange an. Als ich zurück in mein Zimmer kam und das Bett sah, kroch die Szene des gestrigen Abends wieder in mir empor. Andrew. Er hatte mich vergewaltigt. Und er würde es wieder tun. Wieso kam mir das erst jetzt wieder in den Sinn? Gestern Nacht hatte ich nicht einmal davon geträumt. Ich hatte mich sogar sehr wohl in Jasons Armen gefühlt. Aber jetzt war Jason weit weg in seinen Träumen. Er lag noch immer in meinem Bett und schlief. Ich wollte, dass er mich jetzt in den Arm nahm, aber ich verbot mir, ihn zu wecken. Die ganze Nacht hatte er auf mich aufgepasst und hatte kaum Schlaf bekommen. Er sollte sich ausschlafen. Dass die Tränen wieder flossen merkte ich schon nicht mehr. Der Schmerz erfüllte meinen Körper. Wieso nahm ich nicht einfach das Küchenmesser und schnitt den Schmerz heraus? Wieso nahm ich nicht das Messer und schnitt die Scham heraus? Wieso brachte ich mich nicht um, um nichts mehr spüren zu müssen?

Ich riss die Schublade auf und starrte das Messer an, wie einen Gott, der mich befreien könnte. Plötzlich zog Jason mich in seine Arme, hielt mich umklammert und schenkte mir ein wenig Wärme seines Körpers. Das Messer viel klirrend zu Boden. Nein! So lange ich Jason hatte, konnte mir nichts passieren. Er würde immer für mich da sein.

"Nicht, Laila. Tu das nicht. Ich helfe dir da raus, das verspreche ich, aber greif nicht zu solchen Mitteln. Ich bin für dich da. Ich beschütze dich vor ihm, aber tu so etwas nicht. Wir gehen zur Polizei und zeigen ihn an. Dann verschwindet er hinter Gittern und kommt nie wieder.", flüsterte er an mein Ohr und streichelte meinen Rücken. Ich ließ mich in seine Arme sinken. Bei ihm war ich sicher. Ich konnte ihm endlich vertrauen.

"Ja, Jason. Ich gehe zur Polizei."

Er brachte mich zum Sofa und ich ließ mich neben ihm nieder.

"Erzählst du mir jetzt endlich die ganze Wahrheit?", fragte er und streichelte meine Hand.

"Ja. Ich sage dir alles, aber du darfst es niemandem erzählen, versprich es!", nahm ich ihm den Schwur ab und begann zu erzählen. "Er war mein erster richtiger Freund. Er war der Star der Schule ich war froh, dass er mich zur Freundin gewählt hatte. Ich war noch Jungfrau, als wir zum ersten Mal miteinander schliefen und es tat furchtbar weh. Er sagte, das würde vorbei gehen, aber immer, wenn wir miteinander schliefen tat es mehr weh. Ich dachte: Irgendwann geht der Schmerz schon vorbei. Aber er wurde nur schlimmer. Andrew wurde immer besitzergreifender und verbot mir meine Freunde zu sehne. Wenn er böse auf mich war, schlief ich mit ihm, um ihn wieder zu besänftigen. Aber er trank immer öfter und hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Aber ich dachte ja, es wäre in Ordnung, wenn er so mit mir umging. Ich gewöhnte mich daran, dass Sex wehtut. Sex ist eben nur für Männer schön."

Jason sagte nichts und ließ mich aussprechen.

"Wieso ich früher nicht auf Vergewaltigung kam, weiß ich nicht. Aber jetzt weiß ich ganz sicher, dass er es nicht hätte tun dürfen. Ich habe nein gesagt, und er hat sich meinem Wunsch widersetzt. Vielleicht sehe ich es erst jetzt als Schande, weil ich nicht mehr in ihn verliebt bin."

"Das ist gut möglich. Ich bin mir sicher, dass es schwer sein wird, das zu verarbeiten. Ich bin dafür, dass du dich in Behandlung begibst. Da kann man dir besser helfen, als ich es tue. Die helfen dir, darüber hinweg zu kommen.", schlug er vor, aber ich lehnte ab.

"Ich will nicht, dass es jemand weiß. Ich habe auch so schon das Gefühl, jeder sähe mir an, was ich getan habe. Jeder sieht, wie schmutzig ich bin."

"Du hast gar nichts getan. Er hat es getan. Und du bist auch nicht schmutzig. Du bist die reinste Seele die ich kenne. Und Andrew kann sie nicht beschmutzen, nur verletzen. Merk dir das, Laila. Dich trifft keine Schuld."

Ich glaubte ihm kein Wort. Wieso fühlte ich mich dann so schuldig?

"Tut mir leid, Maus. Aber ich muss noch mal nach Hause. Möchtest du mitkommen? Ich weiß dich nur ungern allein."

"Nein, nein, keine Angst. Ich komme schon klar. Wann kannst wieder kommen?", fragte ich und stand auf.

"In etwa drei Stunden, dann müsste ich fertig sein. In Ordnung?", fragte er und streichelte meine Wange.

"Ja." Dann schloss er mich noch einmal in die Arme, gab mir einen flüchtigen Kuss und ging.
 

Drei Stunden später klingelte es an der Tür und ich stieg einigermaßen gefasst die Treppe hinunter.

Andrew stand vor der Tür. Die Panik packte mich und ich wollte die Tür zuschlagen, aber mein Körper gehorchte nicht.

"Hallo, Schätzchen. Na, hast du mich vermisst?" Die quälenden Gedanken hatte ich die ganze Zeit gut in meinem Inneren verschlossen, aber jetzt, da Andrew wieder da war kamen sie wieder zum Vorschein. Ich fühlte mich wieder so schutzlos. Der einzige rettende Gedanke, den ich fassen konnte, war der, dass Jason in wenigen Minuten da sein würde.

"Willst du mich nicht hereinbitten? Schließlich bin ich dein Freund."

"Du bist nicht mehr mein Freund!", wollte ich ihm entgegenschleudern, aber meine Stimme versagte.

"Gut, dann komme ich eben ohne Aufforderung herein."

"Ganz sicher nicht!" Mit einem Ruck wurde er aus der Tür gerissen und viel die Stufen zur Straße hinunter. Jason zog mich in seine Arme und stieß mich ins Haus.

"Willst du schon wieder Schläge?", fauchte er Andrew an und ballte die Hände zu Fäusten. Ich sah ihm den unbändigen Zorn auf Andrew an und konnte ihm in Gedanken nur zustimmen.

Andrew kletterte Jason die Treppen hinauf, wurde aber gleich von ihm wieder herunter gestoßen.

"Laila! Geh ins Haus! Na los!", schrie Jason. Dann schlug er mir die Tür vor der Nase zu und ich wankte aufs Sofa zu. Lange würden meine Beine nicht mehr stehen können.

Nach einer unendlich langen zeit wurde die Tür endlich aufgerissen. Ich hatte riesige Angst es könnte Andrew sein, aber zu meiner Erleichterung war es Jason, der ziemlich mitgenommen wirkte. Eine riesige Wunde klaffte an seiner Stirn über dem rechten Auge und seine Lippe blutete.

"Mein Gott! Jason! Alles ok?", mit schnellen Schritten war ich bei ihm und besah mir die Bescherung.

"Ja. Alles in Ordnung. Ich weiß nur, dass du hier nicht leiben kannst. Du kommst mit zu mir. Wir ziehen so lange in den Keller, bis wir ihn angezeigt haben. Da bist du wenigstens sicher." Er schickte mich auf mein Zimmer, um meine Sachen zu packen. Dann stellte ich noch die Umleitung auf Jasons Telefon, damit mein Vater mich dort erreichen konnte. Ich schloss das Haus gut ab. Dann stieg ich zu Jason ins Auto und wir verließen den unsicheren Ort.

Im Keller angekommen verschloss ich die Tür zwei Mal, machte alle Fenster zu und hoffte inständig, dass Andrew nicht wusste, dass ich hier war.
 

Die nächsten Tage verbrachten wir hier. Ab und zu erreichten mich drohende Nachrichten auf meinem Handy und die Anrufe Andrews häuften sich. Irgendwann war ich so verzweifelt, dass ich es auf den Boden warf und es in tausend Teile zersprang.

Meinem Vater erzählte ich, ich würde bei Jenny übernachten, solange er nicht da war. Obwohl ich bei Jason war und Andrew nicht wissen konnte, wo ich war, hatte ich immer wieder Angst, er könnte eines Tages vor der Tür stehen. Ich musste endlich zur Polizei gehen, damit dieser Terror ein Ende hatte. Jason und ich stritten immer häufiger und es tat mir Leid, dass ich ihm so viel Kummer bereitete. So lange ich bei Jason war, war auch er in Gefahr. Wie ich erst jetzt bemerkte war Andrew unberechenbar.

Nach einem Streit mit Jason setzte ich mich aufs Sofa und sah fern. Ich musste mich ablenken. Zwar stritten wir immer häufiger, aber spürte doch, wie sehr sich meine Gefühle für ihn veränderten. Ich sah nicht mehr meinen besten Freund in ihm. Er war viel mehr der Freund, den ich immer haben wollte.

Irgendwann setzte er sich zu mir. "Es tut mir Leid, Laila. Ich wollte dich nicht anschreien, aber ich habe das Gefühl, dass uns die ganze Situation über den Kopf wächst. Wir haben keine Macht mehr darüber, und das macht und verletzbar und mich sehr gereizt. Tut mir Leid.", erklärte er und nahm mich in den Arm. Ein wohliges Gefühl durchzog mich und ich wünschte mir, er würde mich nie wieder loslassen. Ich wollte ihm nah sein.

"Nein, mach dir keine Sorgen. Mir geht es doch genauso."

"Nein, es ist nicht in Ordnung, wie ich dich im Moment behandle, wo ich doch so viel für dich empfinde." Er errötete bis unter die Haarwurzeln, bevor er fortfuhr: "Weißt du, Laila, ich habe mir viel Mühe geben müssen, weiterhin deinen besten Freund zu spielen, obwohl ich ...obwohl ich mich in dich verliebt habe."

Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte, dann zog ich ihn in meine Arme und küsste ihn. Die Berührung seiner Lippen versetzte mir einen Schlag der Wärme und Geborgenheit. Ich kostete von seinen süßen Lippen, ließ ihn gewähren, als er seine Zunge in meine Mundhöhle schob. Unsere Zungen spielten ein wildes Spiel und ich spürte, wie die Wärme einem anderen, neuen Gefühl platz machte. Das Bauchkribbeln wanderte tiefer, bis es schließlich zwischen meinen Schenkeln deutlich zu spüren war. Ich empfand plötzliche eine unglaubliche Lust, die mich mehr wollen ließ, als diese innigen Küsse. Ich zog ihn zu mir herunter, ließ ihn zwischen meine Schenkel gleiten und genoss es, dass er mir so nah war. Seine wohltuenden Hände ruhten erst in meinem Nacken, bevor sie zu meinen Hüften wanderten. Plötzlich spürte ich sein Glied ganz deutlich unter der Jeans, wie es sich aufbäumte und stärker wurde. Nur kurz zögerte ich, bevor ich den Gedanken daran wieder verbannte und mich wieder seinen Lippen hingab, die jetzt meinen Hals hinunter wanderten. Er bedeckte ihn mit sanften Küssen und das gefiel mir sehr. Er war so anders als Andrew, der immer fordernd und hart war. Seine Hände schienen überall zu sein, schienen mich überall zu liebkosen. Ich ließ es zu, dass er meine Bluse öffnete und nach meinen Brüsten griff. Es fühlte sich so süß an, wie er langsam knetete und streichelte. Als er schließlich mit der Zungenspitze über die harten Knospen leckte, entfuhr mir ein kleiner Seufzer. Das neue Gefühl zwischen meinen Beinen verstärkte sich mit jeder Berührung Jasons. Er küsste mich wieder auf die Lippen und zog mich nah zu sich. Vorsichtig schob ich meine Hände an seinen Brustkorb. Ich musste ihm unbedingt das störende Hemd ausziehen. Ich wollte seine nackte Haut auf meiner spüren. Mit flinken Fingern zog ich es ihm aus und warf es auf den Boden. Seine Brust war breit und muskulös und was mir am besten gefiel war, dass er keine Haare auf der Brust hatte. Ich strich erst mit Händen darüber, ehe ich erst seinen Hals mit Küssen bedeckte, dann sein Schlüsselbein und schließlich seine Brust. Zwar waren seine Küsse leidenschaftlich, aber nicht zu fordernd. Er gab mir das Gefühl, ihm vertrauen zu können.

Ich winkelte meine Beine an, damit er mir noch näher war und diesmal störte mich sein starkes Glied nicht, das jetzt immer fester gegen seine Jeans drückte. Mein verlangen nach mehr wurde stärker und ich ließ zu, dass er meine Hose öffnete, den knappen Slip herunterzog und seinen Kopf zwischen meine Schenkel schob. Ich stöhnte verhalten auf, als ich seine Zunge spürte, die einen Punkt getroffen hatte, der mich besonders erregte. Ich hatte nicht gewusst, dass es einen solchen Punkt gab, dass Sex und Petting auch für Frauen schön sein konnte, aber Jason sollte es mir zeigen.

Seine Zunge glitt über meinen Kitzler und musste immer wieder stöhnen vor Lust.

"Ohh...Jason, was machst du da mit mir?", keuchte ich, vergrub meine Hände in seinem Haar und drückte seinen Kopf noch etwas näher an meine Scheide. Das Gefühl war so atemberaubend, dass ich sterben wollte. Ich wand mich stöhnend und keuchend unter Jasons Berührungen und wollte für den Rest meines Lebens nichts anderes mehr tun. Seine Zunge wanderte wieder aufwärts und liebkoste wieder meine Brüste.

"Nicht aufhören, Jason!", rief ich, als ich merkte, wie seine Hand nach unten glitt und den Kitzler massierte. Er atmete plötzlich schwerer und ich wusste, dass ich ihn stöhnen hören wollte. Ich zwang ihn, sich etwas zu erheben, dann öffnete ich seine Jeans und zog sie mit der Boxershorts herunter. Sein steifes Glied starrte mir entgegen und obwohl ich erst etwas Scheu davor hatte, weil ich wusste, was es anrichten konnte, griff ich schließlich doch danach. Wenigstens damit hatte ich etwas Erfahrung und brachte Jason schell zum stöhnen. Ich wollte dasselbe für ihn tun, wie er für mich, setzte mich auf und zwang ihn, sich umzudrehen. Ich zog seinen nackten, warmen Rücken gegen meine Brust und griff gleich wieder nach seinem Glied. Er zitterte und stöhnte laut unter den Bewegungen meiner Hand, warf den Kopf nach hinten und atmete schnell und flach. Immer wieder spritzte etwas Sperma heraus und befeuchtete meine massierende Hand.

"Laila...stopp! Hör auf, sonst komme ich...!", stöhnte er laut und entzog sich meiner Hand. Sein Stöhnen hatte mich noch mehr erregt und plötzlich fiel alle Scheu von mir ab. Ich wollte ihn noch mehr stöhnen hören, wollte, dass sein Glied weiter so pulsierte wie gerade.

"Schlaf mit mir...", stöhnte ich, legte mich hin und spreizte meine Beine.

"Laila, du musst das nicht tun, wirklich nicht. Ich kann warten."

"Ich will aber, dass du stöhnst, dass du stöhnst, weil du in mir bist."

Er zögerte kurz. "Gut, aber wenn ich dir wehtue, hören wir sofort auf." Ich nickte.

Langsam legte er sich wieder über mich, küsste meine Lippen sanft und leidenschaftlich, bevor ich spürte, wie sein Glied ganz langsam in meinen Körper glitt. Es tat nicht weh, ich spürte keinerlei Schmerz, nur wieder dieses süße erregende Gefühl. Er bewegte sich langsam und vorsichtig in mir und meine Lust stieg schon jetzt ins unermessliche. Ich wollte, dass es sich immer so anfühlte, ich wollte mehr davon.

"Schneller!", stöhnte ich laut und schlang meine Arme um seinen Körper. Er wurde mutiger und stieß sein Glied schneller und schneller in meinen Körper. Wieso tat es nur so gut? Ich konnte nichts dagegen machen: Ich musste immer lauter stöhnen.

"Laila...ohh!", stöhnte er laut und stieß sein Glied jetzt härter in mich hinein. Ihm standen die Schweißtropfen auf der Stirn und er küsste mich immer wüster.

Plötzlich staute sich meine Erregung, ging dann in Wellen durch meinen Körper und ließ mich laut stöhnen. Er lächelte, als ich gekommen war und wollte von mir ablassen.

"Nein!", rief ich und zwang ihn, wieder zu mir zu kommen. "Ich will dich richtig stöhnen hören, ich will dass du in mir kommst."

"Ich muss dich warnen. Wenn ich kurz vor dem Orgasmus bin, werde ich ungestüm und ziemlich wild.", erklärte er und küsste mich sanft auf den Mund. "Ich will dich ja nicht verschrecken, wo ich dich gerade erst gefunden habe."

"Keine Angst, mein Schatz. Mich kann heute gar nichts mehr wundern." Er nickte und begann wieder sich in mir zu bewegen. Die Lust packte mich erneut, als ich spürte, wie sein Körper zu zittern begann. Er atmete flach und stieß sein Glied tief in meinen Körper. Aber vor allem das gefiel mir. Plötzlich bäumte er sich auf und stöhnte laut, bevor er in sich zusammen sackte und seine Stirn auf meine Brust legte. Er atmete schwer, keuchte und zitterte. So hatte ich den Orgasmus noch nie erlebt. Andrew hatte nie gestöhnt, nur schwerer geatmet. Jason war eben ganz anders als Andrew.

"Mein Gott, Laila!", keuchte er und legte sich neben mich. "Das war..." ihm schienen die Worte zu fehlen. "Phantastisch?", half ich ihm auf die Sprünge und er nickte. "Ja, einfach phantastisch."

"Dann sollten wir das wiederholen." Ich wusste selbst nicht, woher auf einmal meine Sicherheit und das Selbstbewusstsein kamen, aber ich wusste, dass Jason mir dabei geholfen hatte.

"Ich liebe dich über alles, Laila.", flüsterte er und sah mir tief in die Augen.

"Ich liebe dich auch."

In meinen Gedanken gab es keinen Andrew mehr, obwohl ich wusste, dass er tief in meinem Inneren noch existierte und dass er sobald er Gelegenheit dazu hatte, wieder zum Vorschein kommen würde.
 

Am nächsten Tag gingen wir zur Polizei und zeigten Andrew an. Die Aussage vor Gericht war schwer und kostete mich viel Überwindung es vor dem Gericht, meinen Freunden und meiner Familie zuzugeben, was Andrew mir angetan hatte. Aber Jason gab mir die Kraft die ich brauchte und begleitete mich sogar jedes Mal zu meinen Treffen mit meiner Therapeutin.

Heute ist es genau zwei Jahre her, dass ich zum ersten Mal Sex als eine Freude und nicht als Last empfand. Jason hatte mir mehrere Bürden gleichzeitig von den Schultern genommen und brachte es fertig, dass sie sich in Luft auflösten. Ich musste vor meinen Freunden nicht mehr lügen und das brachte mir sehr viel. Ich gab meinem Vater eine neue Aufgabe, nachdem meine Oma gestorben war. Ich zeigte ihm, dass ich ihn brauchte. Nicht nur als Vater, sondern auch als Daddy. Er ist jetzt viel glücklicher und hat sogar zum ersten Mal seit Mutters Tod eine neue Freundin, die wirklich sehr nett ist. Angela kommt langsam in das schwierige Alter, aber ich weiß, dass Daddy auch sie zu einem netten Menschen erziehen wird.

Andrew muss eine zehnjährige Haftstrafe verbüßen und wird wahrscheinlich als freundlicher Mensch das Gefängnis verlassen.

Und ich...ich bin glücklicher als je zuvor. Mit Jason an meiner Seite.
 

END
 

Meine Güte! Was für ne Schufterei! Naja, aber jetzt bin in ja endlich fertig. Das mit der Vergewaltigung war gar nicht so einfach und ich hoffe, es ist mir einigermaßen gelungen.

Ich danke allen, die es geschafft haben, sich diese Story durchzulesen, ohne einzuschlafen :)

Sarah-Li



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yamaneko
2005-11-04T18:49:39+00:00 04.11.2005 19:49
die geschichte war echt schön
irrsinnig gut geschrieben ... einfach schön ^^
mach weiter so ^^
Von: abgemeldet
2005-02-16T17:52:42+00:00 16.02.2005 18:52
Eine wunderschöne geschichte ^-^
Du konntest das gut die Gefühle erklären.
Mach weiter so!!
Von:  capricious
2004-10-09T18:53:01+00:00 09.10.2004 20:53
wow so eine wunderschöne geschichte
ist ja eine schande, dass hier kaum kommentare sind.........sone frechheit
also cih bin überwältigt du schreibst wirklich total super man mag gar nciht aufhören zu lesen
und ich habe mich total für sie gefreut
jason ist eben doch ein schatz*ggg*
ich darf mir den doch sicherlich mla ausleihen oder=)
Von:  FULLMOONCHAN
2004-08-30T22:55:36+00:00 31.08.2004 00:55
du bist klasse.
solche ffs. liest man doch gern.

knuff full
Von:  Kysume
2004-05-30T09:44:38+00:00 30.05.2004 11:44
So schön und doch so traurig! *schnief* Aber trotzdem super schön, so wie alle deine Fics!^^ Ich hätte echt heulen können, so schön war die Fic!

Ya matane *~Kyoko~*
Von: abgemeldet
2004-05-26T11:43:29+00:00 26.05.2004 13:43
erste?
egal...war wieder einfach wunderbar...ich hoffe du schreibst noch mehr solcher storys ^.^


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