Zum Inhalt der Seite

Crossing Blades

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1. Kapitel

Crossing Blades.
 

Wieder mal eine Fingerübung, was wird aus einer Situation, wenn man die Figuren austauscht?
 


 

Regel Nr. 2 für den Bau eines idealen Fechtgartens:

Fechter sind eitel.

Uschan de Lucca

Bester Fechter der Welt

Wolperting

Zamonien
 


 

Eine Schmiede im Halbdunkel. Der Schmied schläft seinen Rausch aus und ein misshandeltes Muli läuft panisch im Kreis.
 

Zorro: Hallo? Jemand da? Ich such den Schmied, ich hab da ein Schwert und die Klinge ist...
 

Zorro spürt, dass noch jemand im Raum ist, der hier nicht hingehört. Aus den Augenwinkel sieht er ein rotes Kopftuch und Glasperlengefunkel.

Zorro kann jetzt wirklich keinen Ärger gebrauchen. Seine Anwesenheit in einer Stadt wie dieser ist in den besten Momenten eine... hm, kitzelige Angelegenheit und diese Stadt fühlt sich an wie ein aufgescheuchtes Wespennest.

Deshalb reagiert er blitzschnell, als jemand an ihm vorbei zur Tür schleichen will anstatt auf seinen Gruß zu reagieren. Einen Moment später zischt sein Schwert durch die Luft und bohrt sich vor dem ungewaschenen Gesicht des Mannes mit dem roten Kopftuch in den hölzernen Türriegel. Damit ist die Tür erst mal zu und bleibt es auch.
 

Der Mann an der Tür durchläuft in Sekundenbruchteilen eine Verwandlung von dämlich-erschrockenem Trottel zu grandios cooler Haltung. Einen Moment lang durchbohren sie einander mit Blicken. Zorro sieht jemanden von romantischer Abgerissenheit, die Zorro nicht beeindruckt, schwer zu sagen wie alt, das kann man bei diesen naturbreiten Späthippies nicht sagen, ein alter Sack von mindestens über dreißig. Jack sieht einen jungen Spund mit drei Schwertscheiden am Gürtel und kurzgeschorenem grünem - grünem? - Haar. Was diese jungen Leute heutzutage so alles mit ihren Haaren machen. Jack fühlt sich plötzlich alt. Und denkt einen kurzen Moment über seine perlengeschmückten Dreads nach, die er bisher für das Coolste gehalten hat, was Haare zu bieten haben.
 

Zorro zieht sein zweites Schwert die traditionellen fünf Zentimeter aus der Scheide, nur um zu sagen Hier, ich hab eins, pass auf. Der alte Sack kennt diese Symbolsprache offenbar nicht, nimmt das als Angriff und zieht seinen Degen. Zorro pariert.
 

Jack:

Hältst du es für eine gute Idee, Junge, die Klinge mit einem - Piraten- zu kreuzen?
 

Zorro grinst. Hier gibt es offenbar ein Missverständnis:

Moment...
 

Er bindet sich sein schwarzes Kopftuch um.
 

Zorro (herausfordernd):

So besser?
 

Jack ist äußerst ungehalten, dass sein so cooler, herausfordernder Satz untergegangen ist wie eine bleierne Ente. Und dass der Junge offenbar kein harmloser Handwerksbursch ist, sondern eine Hafenratte wie er selbst.

Aber der Junge ist keine zwanzig. Der kann von Captain Jack Sparrow noch was lernen, und wenn nur, wie man fix zur Hintertür abhaut.
 

Jack

Na, dann zeig mir mal deine Beinarbeit!
 

Zorros Coolheit verbietet ihm, mehr zu tun als nur einen Mundwinkel hochzuziehen. Aber mit seinem inneren Strahlen könnte man eine weihnachtliche Altstadt erleuchten. Er liebt solche Situationen. Und dieser Raum ist ein so wunderbarer Spielplatz. Mit Wippe und Klettergerüst. Hoffentlich ist der alte Sack gut.
 

Der Tanz kann beginnen. Mit einem provozierenden Gleiten von Jacks Klinge über die von Zorro, diese Sprache ist universell. Und ein paar schnellen Schritten im Halbkreis.
 

Zorro merkt, dass der alte Sack zur Hintertür will, aber er hat nicht vor, ihn hinauszulassen. Das wäre doch schade, wenn das Spiel so schnell zu Ende wäre. Obwohl, lohnt es sich? Nach den ersten paar Schlägen weiß Zorro bescheid. Der Kerl kämpft wie ein streunender Hund.
 

Zorro (verstellt ihm den Weg):

DEINE Beinarbeit ist ziemlich unsauber. Wo hast du gelernt? Wer war dein Meister?
 

Jack (grinst arrogant):

Die Straße...
 

Ein Punkt für Jack
 

Jack:

Das Leben...
 

Noch ein Punkt für Jack
 

Zorro (eben so arrogant):

Merkt man.
 

Das ist nicht als Kompliment gemeint, aber Jack nimmt es als eins.

Jack (selbstzufrieden):

Danke.
 

Ein Punkt für Zorro.
 

Jack beschließt, die Sache ein bisschen anzuheizen. Nicht, dass der junge Kerl übermütig wird.
 

Ratsch.
 

Sein nächster Hieb verpasst Zorro den traditionellen Kratzer am Oberarm. Zerfetzter Ärmel und ein wenig Blut.

Zorro sieht überrascht auf seinen rotfleckigen T-shirt-Ärmel. Er hat mit zwei Dingen zu kämpfen, erstens, dass der alte Sack mit seinem lausigen Straßenköterstil durch seine Deckung gekommen ist und zweitens, einem kulturellen Problem. Bei dem Kampfstil, den Zorro jahrelang gelernt hat, ist bei einem solchen Hieb der Arm ab. Was soll das also? Konnte er nicht? Wollte er nicht? Soll das eine besondere Demütigung sein? Eine Provokation? Der kann was erleben! Arroganter alter Sack!
 

Zorro scheucht Jack durch die ganze Schmiede.
 

Jack stellt fest, dass er die Sache ernst nehmen muss, wenn er Land sehen will. Der junge Kerl kämpft schnörkellos und mit großer Wucht und sein Schwert ist ein gutes Stück länger als Jacks Degen. Das passt nicht so gut zu Jacks Stil von Flinkheit und Finten und kleinen, miesen Tricks. Na ja, vielleicht hilft ein bisschen Ablenkungstaktik. Und außerdem wundert sich Jack ohnehin über ein Detail.
 

Jack:

Du hast zwei Schwerter?
 

Zorro:

Drei. Eins steckt in der Tür.
 

Rund um die Säule. Ein Punkt für Jack
 

Jack:

Und wozu brauchst du drei Stück auf einmal?
 

Zorro:

Dreischwertertechnik. Machen nicht viele.
 

Beinah bis zur Tür, aber nur... Mist... beinah. Ein Punkt für Zorro.
 

Jack (ungläubig):

Wie soll denn das gehen?
 

Um den Amboss herum. Unentschieden.
 

Zorro:

Rechte Hand, linke Hand und eins zwischen den Zähnen.
 

Jack (einen Moment sprachlos):

Drei Schwerter? Eins im Mund?
 

Hihihahahoho!
 

YOU NEED TO GET YOURSELF A GIRL, MATE!
 

Zorro (zischt eisig, tief gekränkt):

Halt die Klappe!
 

Einschub für Leute, die die Backstory nicht kennen. Die anderen überspringen das.
 

Es gibt einen Grund, warum Jack gerade einen solchen Volltreffer gelandet hat. Einen Grund warum Zorro so ist, wie er ist.

Zorro war neun, Kuina war zwölf. Beide in der Schwertkampfschule, beide ehrgeizig. Jeden Tag hat er sie zum Kampf herausgefordert und jeden Tag hat sie ihn verprügelt. Kein einziger Sieg, niemals. Zweitausendmal. Dann hat er sie zum Kampf mit richtigen, scharfen Schwertern herausgefordert, er mit zweien, sie mit einem. Und wieder lag er im Dreck, ihre Schwertklinge am Hals.

Nachher haben sie noch im Mondlicht gesessen und geredet und Kuina war so unglücklich, denn noch war sie stärker als die kleinen Jungs, aber in ein paar Jahren... ihr Papa hatte ihr gesagt, dass Mädchen niemals wirklich gut werden können. Zorro war wütend. Diese dumme Nuss, sie ist so viel besser als er und jetzt sagt sie, sie wär nicht gut genug, was ist er denn dann? Drei Jahre jünger. Aber mit neun denkt man nicht in solchen Bahnen. Damit das Unglück endlich aufhört, schlägt er vor, sie werden einfach später beide mal die besten Schwertkämpfer der Welt, wetten? Da hat Kuina gelächelt und eingeschlagen.

Es hätte eine hübsche Kindheitserinnerung werden können. Aber am Tag drauf ist Kuina die Treppe runtergefallen und war tot. Und Zorro hat einen Heulkrampf gekriegt und unter Tränen geschworen, seinen Teil der Wette einzulösen, für sie und an ihrer Stelle. Klar, wenn er der Beste ist und sie die Einzige, die ihn immer und zu jeder Gelegenheit besiegt hat, dann ist sie die Allerbeste. Egal, was ihr Papa sagt und egal, dass sie nie älter als zwölf geworden ist.

Seitdem ist Zorro von dem Gedanken besessen, der weltbeste Schwertkämpfer zu werden. Er hat Kuinas Schwert geerbt und kämpft jetzt mit drei Klingen. Das von Kuina hat er zwischen den Zähnen. Mit Mädchen ist wohl nicht viel los, die sind für ihn nur interessant, wenn sie Schwertkämpferinnen sind und davon gibt's nicht viele. Einmal hat er eine getroffen, die war nicht nur richtig gut, und hat ihm beim Schwertaussuchen geholfen, sie sah auch aus wie Kuina. Also, wie Kuina ausgesehen hätte, wenn... Das hat ihn getroffen wie ein Stromschlag und zutiefst verunsichert. Zu allem Überfluss ist sie auch noch Marineleutnant. Und die Sache ist gründlich schief gelaufen und jetzt hasst sie ihn.
 

All dies reicht, dass er sich von einem dauerbekifften Althippie keine Sprüche über Schwerter und Mädchen anhören will.
 

Jack (merkt, dass er einen Treffer gelandet hat und bohrt hämisch nach)

Oder hast du die vielleicht, weil du eine kleine Liebste hast, aber...?
 

Zorro (kocht vor Wut):

DU SOLLST DIE KLAPPE HALTEN!
 

Jack kann, einmal in Fahrt, nicht mehr aufhören, es macht zuviel Spaß:

BIST DU VIELLEICHT... ?
 

Das war der Strohhalm auf des Esels Rücken. Das Pfefferminzblättchen vor der Explosion Der letzte Tropfen. Es ist nicht so, wie wenn Zorro Straßenkampf nicht kann. Er hat nur keine Lust drauf. Das ist Arbeit und was Zorro will, ist Kunst. Aber Kunst ist an diesen boshaften Mistkerl verschwendet.

Zorro schlägt nach dem Aschensack, der unter der Decke hängt. Eine Wolke brauner Staub ergießt sich auf Jack und er ist einen Moment geblendet. Zorro greift nach der Kette an Jacks Handschellen und zieht so fest er kann. Er knallt Jacks Handgelenk gegen den Amboss, dass Jack den Degen fallen lässt.
 

Zorro (zischt wütend):

So, mir reicht's! Ich hab die Schnauze voll von dir!
 

Zorro steckt sein Schwert ein und gibt Jack einen Stoß vor die Brust.
 

Zorro (immer noch kochend vor Ärger)

Raus!
 

Jack (voller Asche und in der Defensive, aber nicht gewillt, diesen Knochen aufzugeben):

Na, na, na... da hab ich wohl einen wunden Punkt erwischt?
 

Zorro (ignoriert seine Stichelei):

Ist mir doch egal, wo sie dich kriegen!

Da draußen sind deine Chancen sogar schlechter!
 

Jack

Das muss ZIEMLICH eingeschlagen haben. Ich meine, ein Junge wie du... und DU MOGELST!
 

ZORRO:

SO FUCKING WHAT?!
 

Er hat Jack bis an die Tür gedrängt, in der immer noch das Schwert steckt, das Jack vorhin schon nicht herausziehen konnte. Jack steht mit dem Rücken zur Tür und tastet nach seiner Pistole, unsicher, was das werden soll. Eben wollte er noch hinaus. Aber hinausgeworfen zu werden? Oder will der junge Kerl ihn zusammenschlagen?

Zorro zieht das Schwert aus der Tür, tritt sie auf und gibt Jack einen Schubs nach draußen.

Jack hasst es, nicht das letzte Wort haben zu können, aber er beschließt, lieber zu sehen, dass er wegkommt.
 

Zorro(brüllt ihm nach):

Und wenn du nicht mal alleine ne Tür aufmachen kannst, dann ist dir eh nicht zu helfen!
 

Er sieht Jack nach, der die Straße hinunterrennt und um die nächste Ecke biegt. Ein Trupp Soldaten hat ihn gesehen, macht kehrt und rennt ihm nach. Nach den Geräuschen, die aus dem Off kommen, ist es für Jack nicht gut ausgegangen.
 

Zorro (kopfschüttelnd und mit der ganzen Herablassung seiner neunzehn Jahre):

Die Leute, die heutzutage Piraten werden...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-06-13T07:18:12+00:00 13.06.2007 09:18
*looooool*
mann, hast du nen guten schreibstil! - er is zwar ein bisserl ungewöhnlich, aber ich find ihn total übersichtlich und mitreißend! ich hab so viel lachen müssen!
die Haare! ^__^
und... ich weiß nicht.. glaubst du nicht auch, dass Tashigi ihn tief in ihrem herzen NICHT hasst? *hoffen tu*
ich hab da mal ne ff gelesen, mit der Theorie: Tashigi IST Kuina!
die war heftig ^^

glg, CHI
Von:  Franz-Joseph
2005-07-03T08:20:57+00:00 03.07.2005 10:20
Man sieht alles direkt vor sich! (°O°) Toll!
Von:  Xell
2004-05-23T21:01:29+00:00 23.05.2004 23:01
War ein interesantes Duell. Geht es weiter?


Zurück