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Tanzende Worte

Magie der Worte
von

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Böse Erinnerungen

Warum mussten Vater und Mutter nur noch einmal nach Luxor?'

Samantha lag regungslos in ihrer Badewanne im warmen Wasser und hatte die Augen geschlossen. Ihr Gesicht war blass und beinah blutleer, fast so als wäre sie tot. Doch sie lebte noch, daran bestand kein Zweifel. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig.

Tala hatte sich heimlich in ihre Gedanken geschlichen und hatte teil an den grausigen Erinnerungen, die in Samantha wieder hoch gekommen waren, als sie am Vormittag mit Maik geredet hatte.

Bilder von weiten Sandwüsten, einer grünen Oase mit hohen Dattelpalmen und einer zerfallenen Ruine erschienen.

'Sie hätten doch genau so gut die Aufzeichnungen studieren können oder hätten sich den anderen Ausgrabungsstätten des Isiskults widmen können!

Warum musste es noch einmal die verlorenen Stätten des alten Luxor in der Wüste sein?'

Tausende Bilder von Ruinen, Ausgrabungsstätten, Museen, Artefakten in gepolsterten Holzkisten und alte Hyroglyphen an bröckelnden Grabmauern schossen in wenigen Sekunden an ihrem Inneren Auge vorbei.

Und plötzlich, als hätte jemand in einem ICE die Notbremsegezogen, blieb ein Bild stehen. Es zeigte einen stattlichen Mann mit breiten Schultern und einer Glatze, die er unter einem langen Baumwollschal versteckte und sich so gegen die stechende Hitze der Sonne schützte. Seine Augen waren blaugrün, wie die von Samantha und der hielt einen feinen Pinsel in der Hand. Neben ihm stand eine wunderschöne Frau, sie war gekleidet wie eine Ägypterin, ein langes weißes Tuch um ihren zierlichen Körper gewickelt, den Kopfschal nachintern geschlagen. Ihr schwarzes Haar schimmerte bläulich in dem hellen Licht und der sachte Wind lies es wie Seide hin und her wiegen. In ihren schlanken Händen befand sich eine alte, an allen Seiten eingerissene Papyrusrolle.

Der Schmerz beim Anblick dieser beiden Menschen lies bei Samantha beinahe den Atem, versagen, als sie durch einen schmalen Eingang in einer Wand der freigelegten Grabstätte gingen. Und keine Augenblick später hörte sie Schreie, entsetzliche Schreie die kaum aus den Kehlen menschlicher Wesen stammen konnten und doch wusste sie mit zerstörerischer Sicherheit, dass diese verzerrten und gequälten Laute von den beiden Forschern stammten, die eben im Schatten der Ruine verschwunden waren.

Sie würden nie wieder herauskommen.

Der Fluch hatte sie getroffen, weil sie zu neugierig waren, weil sie nicht wussten wann Schluss war, weil sie nicht hatten sehen wollen das jeder, der das Grab betrat, sein eigenes darin finden würde.

Tala war so in Samanthas Bewusstsein vertieft, dass ihr beinahe das Herz stehen geblieben wäre, als Samantha schlagartig ihre Augen aufschlug.

Gleichzeitig begann das Wasser in der dunklen Badewanne an so zu sprudeln und zu blubbern, als wäre es kochend heiß.

Doch es waren nicht Samanthas Augen, die die Nemek ansahen. Feuer schien das sanfte blaugrün, das an eine ruhige Lagune in der Karibik erinnerte, völlig verzehrt zu haben. Jetzt erinnerte die Iris eher an einen ausbrechenden Vulkan. Dunkles rot, orange und goldenes gelb waberten um die Wette.

Und es war auch nicht Samanthas Stimme, mit der sie sprach.

Kratzend und als würden hunderte Menschen, nein keine Menschen, Dämonen aus der Kehle der jungen Studentin sprechen. Die Worte würden wohl jedem Wesen das Blut in den Andern gefrieren lassen.

Und so sagte sie mit ihrer unmenschlichen teuflischen Stimme gedehnt:

"Tu ... das ... nie ... wieder !!!"

Talas Hals schnürte sich zusammen.

Sie wusste, wenn sie noch länger in diese Flammenaugen sehen würde, würde sie ihr Augenlicht verlieren und wahnsinnig werden.

Aber noch bevor das geschehen konnte, erwachte Samantha, die echte Samantha.

Das Brodeln im Wasser hörte auf, das Feuer in ihren Augen erlosch und ihre Stimme war wieder die selbe.

"Tala, was ist los, du schaut so als hättest du einen Geist gesehn.

Ist was passiert?!"

Wie eine Salzsäule saß Tala auf der Ablage Fläche zwischen Badewanne und Handtuchhalter und war nicht im Stande sich zu bewegen. Das Licht, das durch das kleine Fenster über der Wanne in das Bad gefallen war, wurde immer dunkler und würde in einigen Minuten wohl völlig verschwunden sein. Die Sonne hatte die Horizontsgrenze wohl gerade vollständig überschritten.

Lange Schatten wurden von den Bäumen hereingeworfen, die sich sacht hin und her bewegten, da der Wind die Wipfel der alten Platanen sanft mit sich wiegte.

Tala sah in dem weniger werdendem Licht und mit ihren vor Schreck geweiteten Augen aus als wäre sie zu Stein geworden.

Mit einem etwas gequält wirkendem Lächeln sah Samantha die Nemek an.

"He, Erde an Tala, wach auf!"

Und noch ehe sie ihre Worte zuende gesprochen hatte, spritze die mit der rechten Hand etwas Wasser zu der kleinen katzenartigen Gestalt auf der Ablagefläche. Die warmen Wasserperlen trafen ihr Ziel und nach einigen weiteren Wasserschüben war Tala klatsch nass.

"Jetzt langst mir, wach auf!"

Energisch setzt sich Samantha in der Wanne auf, so dass eine ordentliche Ladung Wasser über den schwarzen Rand auf den Spiegelboden schwabte.

Mit beiden Händen nahm sie die Nemek hoch und lies sie einfach in die Wanne plumpsen.

Keine Sekunde später teilte sich auch schon der knisternde Schaum und eine völlig durchgeweichte Tala kam hustend und prusten an die Wasseroberfläche.

Sie lies einen kreischenden Ton von sich, den Samantha nur zu gut von erschrockenen und verärgerten Katzen kannte.

So sehr unterschieden sich Nemek und Katze also doch nicht.

"Willst du mich ertränken?!?"

Beinah panisch patschte Tala mit ihren Pfoten auf dem Wasser auf, ehe sie merkte, dass sie ja auf Samanthas Beinen saß.

Die hätte sich beinahe vor Lachen weggeschmissen. Es kam sehr selten vor, vielleicht zehn Mal im Jahr, dass Samantha so ausgelassen lachen konnte.

Aber Tala sah ja auch wirklich aus wie ein begossener Pudel, pardon, wie eine begossene heilige Tempelkatze.

"Nein, ich wollte dich nicht ertränken ...", meinte Samantha, nachdem sie sich beruhigt und ihre Lachtränen aus den Augen gewischt hatte.

Tala saß beleidigt da, das Wasser reichte ihr bis an die flauschige Brust, und zuckte ungehalten mit dem Schwanz. Ihre Goldaugen sahen traurig und verärgert aus. Aber sie machte keine Anstalten aus dem Wasser zu kommen.

Und so schnappte sich Samantha die Shampooflasche neben sich, tat sich etwas von der flüssigen Substanz auf die linke Handfläche und begann, Talas Fell damit einzureiben bis es schäumte. Der angenehme Geruch von Melisse und Rose erfüllte schon bald den Raum und auch Tala schien es zu gefallen, auch wenn sie anfangs mehr als skeptisch dreingeschaut hatte.

"Dein Fell ist bestimmt nicht mehr gewaschen worden, seit du in das Buch gesteckt wurdest."

"Es war auch nicht üblich die heiligen Katzen ins Wasser zu stecken und sie mit ..."

"Shampoo", ergänzte Samantha.

"Ja .. mit Shampoo einzureiben."

Tala machte eine kleine Pause, da Samantha ihr gerade das Kinn kraulte.

Sie konnte der klatschnassen Katze sogar ein wohliges Schnurren entlocken.

"Aber auch wenn ich Wasser nicht sonderlich mag, muss ich doch sagen, dass es eigentlich nicht so schlecht ist ..."

Genüsslich lies sich Tala von Samantha einshampoonieren und somit auch gleich von oben bis unten durchkraulen.

Doch als Samantha den Schaum mit dem Duschkopf abwusch, was Tala nicht mehr so begeistert.

"Bei Tefnut, ist das nass!"

Es folgten einige Flüche auf Altägyptisch, von denen Samantha sie nicht eindeutig zuordnen konnte, oder sie lieber nicht zuordnen wollte. Sie hatte sich ohnehin vorstellen können, was sie bedeutet haben mochten.
 

Kaum eine viertel Stunde später waren Samantha und Tala aus der Badewanne wieder draußen und so gut wie trocken.

Samantha war in schwarze Boxershorts und ein weites schwarzes T-Shirt geschlüpft und hatte ihre Haare mit einem Handtuch zu einem schwarzen Turban zusammengewickelt.

Tala hingegen hatte sie nur mit einem Handtuch trocken gerieben. Jetzt sah die Nemek aus als hätte sie in die Steckdose gefasst. Sie war ein einziges Fellknäul und nur die langen Ohren und der Schwanz verrieten noch, wo vorne und hinten war.

"Du siehst aus wie ein zugroßgeratenes Wollknäuel mit vier Beinen, Ohren und nem Schwanz ...", meinte Samantha mit hämischer Stimme und musste sich die Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen.

Es sah einfach zu komisch aus.

"Du bist gemein, schließlich ist es deine Schuld, dass ich jetzt so verunstalten bin!"

"Ach Tala, mach dir nichts draus! Das geht wieder weg.

Du wirst sehen, morgen erinnert nichts mehr an dieses haarige Dilemma."

Schnell sprang Samantha auf das frisch aufgeräumte Bett. Sie hatte ihre Bücher in Rekordzeit wieder auf deren Platz gebracht. Nun konnte man wieder ohne Gefahr zu laufen, einen der Stapel umzuschmeißen, durch das Zimmer der Studentin gehen.

Tala trottete ihr hinterher und rollte sich neben Samantha auf ihrem Kopfkissen zusammen.

Sacht strich Samantha über das weiche und flauschige Fell.

"Aber zumindest ist dein Fell nun wieder schön glänzend und duftet wunderbar nach Rose und Melisse.

Dafür kann man doch das Stromschlagaussehen in Kauf nehmen, oder?"

Tala antwortete nicht, sondern lies nur ein missmutiges 'Hmmm' von sich hören.

Samantha störte das wenig. Sie war ausnahmsweise wirklich gut gelaunt und nichts sollte ihrer Stimmung nun einen Abbruch tun. Auch nicht die schmollende Tala.

Es dauerte eine Weile, bis Talas helle Stimme die Stille durchschnitt, die sich in dem Zimmer gebildet hatte.

"Du Samantha ...?"

"Hmmm ?"

Die Studentin war noch wach, obwohl sie die Augen geschlossen hatte.

"Kannst du dich erinnern, was du vorhin im Bad zu mir gesagt hast bevor du mich nass gespritzt und ins Badewasser gesteckt hast?"

Samantha horchte auf. Leicht neigte sie ihren Kopf auf die Seite und sah Tala an. Beide Augenpaare funkelten katzenhaft im fahlen Licht des immer mehr abnehmenden Mondes. In zwei Tagen würde wohl Halbmond sein.

"Was meinst du?

Ich lag in der Wanne und als ich die Augen aufgemacht hab saßt du da wie eingefroren.

Davor hab ich überhaupt nichts zu dir gesagt.

Wie auch, ich wusste ja nicht das du schon wieder da warst.

Warum fragst du?"

Samantha war verwundert.

Hatte sie denn kurz geschlafen und im Traum geredet?

Oder hatte sich Tala das nur eingebildet?

Doch die Nemek schüttelte den Kopf.

"Ach nichts, dann wird ich mich wohl doch verhört haben ..."

Abermals rollte sie sich ein und schloss die Augen und auch Samantha schlüpfte unter die Bettdecke.

Kaum zwei Minuten später war sie auch schon eingeschlafen.

Nur Tala lag beinah die ganze Nacht wach.

In ihr rumorte es und sie konnte einfach nicht aufhören nachzudenken.

In Samantha war 'das Alte' wieder erwacht. Das bedeutete, das sie sich wohl langsam wieder erinnern würde. Nicht sofort, die Erinnerungen und Bilder würden nur langsam und schubweise wieder in ihr Gedächtnis sickern. Sie würde sich ihres früheren Lebens als Serana wieder bewusst werden. Sie Seele würd erwachen und sie könnte wieder das sein, was sie schon vor tausenden von Jahren war.

Doch irgendetwas war schief gelaufen. Das war nicht Serana gewesen, die da in der Badewanne gelegen und 'die Macht' genutzt hatte.

'Es wird Zeit, dass Xeron erweckt wird.

Und bald ist es soweit ...'



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Soulprayer
2004-08-18T20:53:00+00:00 18.08.2004 22:53
NYaaa... geiles Kapitel... ^^
als das wasser anfing zu blubbern dachte ich zuerst an flatulenzen. *giggle* >_<''
aber eine pitschnasse katze.... *mwahahaha* LOL ^^
wirklich cool :)
*zum nächsten kapitel roll*


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