Samstag
Der Tag begann eigentlich wie jeder andere auch. Doch schon beim aufstehen merkte ich, dass heute etwas passieren wird. Ich wusste zwar nicht was und ich wusste nicht wo, aber ich wusste es. Trotzdem dachte ich mir weiter nichts dabei. Es war ein sonniger Samstagvormittag. Man hörte das Zwitschern der Vögel und die spielenden Kinder auf dem benachbarten Spielplatz. Ein schöner Frühlingstag. Daher zog ich mich an und ging Richtung Wald, um ein wenig spazieren zu gehen. Doch auf dem Weg dorthin hörte ich plötzlich ein leises Schluchzen. Ich drehte mich um und da sah ich sie. Ein kleines Mädchen, die arme um die Beine geschlungen und den Kopf auf den Knien, versteckt in einer dunklen Ecke. Und sie weinte.
Ich war eigentlich nie der Typ, der fremden Leuten bei emotionalen Dingen sofort zur Seite stand , doch trotzdem ging ich langsam auf das Mädchen zu. Ich holte ein Taschentuch aus meiner Manteltasche und reichte es ihr. Als sie mich bemerkte drehte sie sich um und fing noch lauten an zu weinen. Da setzte ich mich zu ihr auf den Bordstein.
"Was ist denn los?", fragte ich sie. Doch ich bekam keine Antwort. Ich rückte näher an sie ran, legte meine Hand auf ihre Schulter und fragte sie erneut. Doch immer noch saß sie zitternd und zusammengekauert dort und drehte mir den Rücken zu. "Du kannst mir vertrauen, ich tu' dir nichts!" Langsam und zögerlich drehte sie sich zu mir um. Erst jetzt sah ich, dass ihr Gesicht voller Wunden und blauer Flecken war. "Wer... wer hat dir das angetan?", fragte ich sie. Doch sie schaute mich nur traurig an, voller Angst, und die Tränen kullerten über ihre Wangen. Was sollte ich jetzt nur tun? Ich stand langsam wieder auf. "Ich will einen kleinen Spaziergang durch den Wald machen. Wenn du möchtest, dann kannst du gerne mitkommen." Ich hielt ihr meine Hand hin. Sie überlegte erst und legte dann, zögernd, ihre Hand in meine.
