Zum Inhalt der Seite

Die Erben von...

Wenn das Gift sich legt
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

ball und scherben, Prolog

ball und scherben, prolog
 

Der Bus kam zu spät.

Busse in Leeds kamen immer zu spät.

Es war wohl eine Lüge aber ihm kam es so vor.

Der Wind peitschte ihm mit wunderbarer Frühlingskraft ins Gesicht und er zog den Reissverschluss seines Parkas höher.

Hinter ihm kam undefinierbares Grölen aus dem Pub.

Leeds United spielte und auch wenn es ihm sein angeborener Stolz über seine Heimatmannschaft abverlangte konnte er sich einfach nicht dazu bringen hineinzugehen und rauszufinden wie viel es stand.

Sie würden gewinnen. Er hatte es im Urin.

Das Handy an seinem Hosenclip knarrte bedrohlich. Als er es endlich rausgezogen hatte gab ihm sein Display zu verstehen das Betty am anderen Ende der Leitung war. Er drückte auf den grünen Knopf.

„Patrigde.“ Noch immer meldete er sich so am Telefon. Auch wenn er wusste wer es war. Betty lachte immer und sagte „Schatz du bist manchmal so komisch.“

Heute jedoch klang sie nicht gut.

Es war die Art wie sie in die Muschel ihres Festnetzanschlusses hinein atmete. Das war nie gut.

„Betty! Was ist los?“

Lange Zeit hörte er sie nur nach Luft schnappen.

„Henry.“

„Ja.“ Er war ganz ruhig.

„Henry, es ist ... es ist schrecklich.“

Er sagte nichts. Betty war vieles. Liebevoll und ein guter Geist, voller Elan und all die Dinge die er meistens mehr liebte als hasste, aber vor allem war sie jemand mit eigenem Tempo.

Wenn er sie unterbrach würde es viel länger brauchen die .... was immer es auch war was sie ihm erzählen musste.

27 Ehejahre hatten ihn das gelehrt.
 

„Winfred ist tot. Ich habe ihn im Garten gefunden, hinter der Laube und ... er rührt sich nicht mehr.“

Innerlich atmete Henry Patridge auf. Nur der Hund.

Schlimm genug. Aber nur der Hund.
 

„Ich bin schon auf dem Weg nach Hause, Liebes. Trink eine Tasse Tee.“

Er hörte sie direkt nicken.

„Ich liebe dich.“

Er nickte.

„Ich liebe dich auch.“

Er legte auf.
 

Er wartete also noch immer auf den Bus.

Hinter ihm wurde der Lärm kurz lauter. Jemand war wohl rausgekommen.

Duck nickte ihm zu.

„Wie geht‘s der Misses?“ fragte der Riesenkerl als er sich neben ihn stellte. Der Bursche war Mitte Dreissig und das mochte er an ihm, fragte nie wie es ihm ging.

„Die ist aufgelöst. Der Hund ist heute gestorben.“

Er sah ihn überrascht an. Seine blauen Augen wurden für einen Moment ganz klein.

„Winfred ist tot?“

Henry nickte.

„Das ist... der Hund war cool. Mann, das ist scheisse.“ Auch wenn Duck seine Worte nie gut wählte, war er doch betroffen.

Henry nickte erneuert.

„Ja. Ist es.“
 

Die beiden sahen auf die andere Seite der Strasse.

Ein Auto nährte sich.

„Da ist meine Misses.“ meinte Duck.

Donald und Daisy Duck. Brachte Henry normalerweise immer wieder zum Lachen.

Henry nickte ihr zu. Sie grinste ihn durch die angebrochene Windschutzscheibe zu und winkte ihren Mann zu.

Der Wind wehte wieder heftiger. Kalt von der herannahenden Nacht und von der Aire die nicht weit entfernt floss.

Das kleine Leyland Mini 1000 in Gelb, den Duck irgendwann mal gekauft hatte, trottete im dritten Gang langsam heran und die Misses von Duck winkte diesen herein. Wie ein Mann wie Duck in diesem Auto Platz haben konnte wunderte ihn jedes mal. Dass das Auto noch fahren konnte und Duck nicht im Fahren reinspringen musste auch. Aber das kleine Mistding war nicht kaputt zu kriegen.

Duck kurbelte das Seitenfenster unter Fluchen hinunter.

Im Pub wurde laut gegrölt. Ein Tor. Gut.
 

Duck wiederholte sich und sprach lauter. Er hatte sein neumodernes Handy in der Hand und hob es ein wenig höher.

„Der Bus kommt erst später. In zwanzig Minuten. Spring hinten rein. Wir fahren dich.“
 

Er und Duck hatten sich einmal in die Haare bekommen. Nur ein Mal. Das hatte die Fronten ein für alle Mal geklärt.

Vielleicht war Duck gut 30 Jahre jünger als er, und dass erklärte wohl auch dass er jegliche Art von gesprochenen Respekt vermissen liess, aber wenn er was sagte dann gab es nie daran zu rütteln.

Daran hatte sich Henry erst gewöhnen müssen.

Er hatte jemand zuverlässigen für die Baustelle gesuchte. Cliff hatte ihn den Burschen empfohlen. Kreuzehrlich, rotzfrech, hundertprozentig zuverlässig.

„Aber“, hatte Cliff gesagt, „es gibt etwas was er nicht hebt. Du kannst ihm auftragen was du willst, jede Arbeit er ist fleissig, du kannst ihn bestrafen wenn er was nicht richtig macht. Das nimmt er ohne zu mucken. Aber wenn du ihn auf der persönlichen Ebene angreifst schlägt er zurück. Und, oh ich hasse es wie meine Frau zu klingen, aber wenn du dich auch nur einmal in nicht beruflichen Sachen über ihn stellst und ihm das Gefühl gibst er wäre schlechter als du oder besser hast du seinen Respekt verloren. Und du damit ein Arbeitstier.“
 

Cliff hatte recht behalten.

Und Henry hatte einen Burschen erhalten der sich als wertvoller herausstellte als er geglaubt hatte.

Leeds hatte die Rezession zu spüren bekommen wie jede andere Stadt auch, aber an den Häusern wurde immer gebaut. Und es gab immer Jobs, in der Höhe, im Wind, in der Kälte die Präzession und Härte verlangten.

Duck brachte das. Einmal eingesprungen nach einem Arbeitsunfall hatte er sich zu einem zuerst unersetzlichen Teammitglied in den Höhen entwickelt. Dicke Seile, schwere Arbeit. Fehler die den Tod bedeuteten. Der würde mal ein hohes Tier werden und vielleicht sogar seine Eigene Firma aufmachen. Er lernte an jeder Ecke und war immer aufmerksam. Einer mit Ambitionen.

Nach zwei Jahren hatte er ihm sein eigenes Team gegeben. Duck hatte sich auf der Baustelle umgeschaut und das unmöglichste zusammengestellt.

Raufbolde, Exknackis, alle die normalerweise Probleme machten oder zu ihnen neigten. Die gleiche Sache die er von ihm selbst verlangte, nämlich nicht auf ihn herabzusehen, verlangte Duck auch sich selbst ab.

Es gab ein, zwei Prügeleien und irgendwann hatte Duck seine Leute und die waren auf der Baustelle ein undurchdringliches Gestrüpp geworden, die die gefährlichsten Jobs übernahmen und es meistens gut überstanden.
 

Damals hatte er mit Duck ein Wörtchen zu reden gehabt. Und auch wenn er als Sieger aus der Unterhaltung gegangen war, wurde ihm zwei Tage später klar dass ihn Duck hatte gewinnen lassen.

Es war zur Mittagszeit gewesen. Duck beharrte auf seine Pausen und mit ihm alle anderen. Sie hatten recht. Sie standen ihnen zu.

Zwischen Rang Sweetsn und Thompson T. war es zu einem dieser „das wird im Krankenhaus enden“ Zwistigkeiten gekommen.

Rang hatte ein Messer gezückt.
 

Henry hatte gedient. Das machte ihn zu so einem guten Polier. Er konnte mit einem Haufen von Idioten reden denen manchmal der Druck zu viel wurde und wusste wann er es sie unter sich ausmachen lassen musste. Es ging sicher auch anders, aber das war die Art wie er es kannte und konnte.
 

Da war Duck, den die anderen immer wieder mal aufzogen und dass er auch hinnahm, schließlich hieß er Donald Duck, quack, quack, aufgestanden und hatte sich neben die beiden gestellt. Nicht dazwischen. Kein Wort gesagt. Hatte seine Hand ausgestreckt und Rang hatte ihm das Messer gegeben.

Duck nahm es, schnitt das Sandwich aus seiner Box in zwei Hälften, wischte es an seiner Hose ab und gab es Rang zurück.

„Danke Mann. Und jetzt steck es weg du musst dein Sandwich ja auch noch schneiden.“

Rang sah ihn fassungslos an.

„Ja, du weisst doch nicht wo Thompson seinen Schwanz schon überall hat stecken lassen und was da in seinem Blut schwimmt. Wenn du ihn schneidest brauchst du ein neues Messer.“
 

Alle sahen ihn fassungslos an.

„Gute Messer sind teuer.“ meinte Duck. Er setze sich wieder hin.

Die anderen lachten.

Alle lachten.

Rang lachte auch und drehte sich von Thompson weg.

Er ging seine Box holen.

Die anderen wandten sich wieder ihren Gesprächen und Frotzeleien zu.
 

Thompson jedoch sah zu Duck und ging dann zu ihm hin. Er stellte sich vor ihm auf. Auch wenn Duck groß war, fehlte ihm jedoch diese kleine Etwas das ihn Gefährlich machte. Thompson dagegen war bekannt für die falschen Entscheidungen die er Tag für Tag traf.

„Den hätte ich schon geschafft, Duck.“ Seine Stimme war eiskalt. Das Messer hatte er nie aus der Hand gelegt.

Henry wollte eingreifen. Duck jedoch brauchte seine Hilfe nicht.

Er schluckte den Bissen hinunter. Stand nicht auf, ballte keine Fäuste.

„Ich weiß.“ sagte er ganz ruhig, gelassen und etwas gelangweilt. „Da du den Streit vom Zaun gebrochen hast und Rang fast den Job gekostet hast, nehme ich schon stark an das du das geschafft hättest.“

Sonst nichts.

Thompson ging einen Schritt zurück.
 

War es etwas in Ducks Augen gewesen? Henry wusste es immer noch nicht.
 

Doch da hatte er ihm keine Stunde später die Erlaubnis erteilt seine Crew zusammenzustellen wie er wollte.

Thompson und Rang war die ersten die Duck zu sich holte.
 

Kurzum, als Duck meinte er sollte einsteigen, stieg Henry ein und zwängte sich in die gelbe Rostlaube.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück