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Sliter

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Getrennte Wege Teil 2: Die Diener der Dunkelheit

Ein lautes Geräusch hallte durch die Gänge.

Es war der Klang stählerner Stiefel, die auf steinernen Boden trafen.

Es waren schnelle Schritte, mit denen sich der Ritter in Schwarz fortbewegte.

Schließlich stoppte er, vor ihm eine Tür. Jenseits dieser Tür lagen die Schlafgemächer seines Herren.

Er zögerte, fragte sich selbst ob er den Raum einfach betreten sollte oder ob es nicht angebracht wäre, ihn zunächst auf seine Anwesenheit hinzuweisen.

Sowie er sich entschieden hatte, stand er jedoch vor einer weiteren Frage. . .solle er anklopfen oder seinen Herren rufen?

Er entschloss sich zu klopfen.

Eine Reaktion blieb jedoch aus.

Er klopfte erneut und auch ein drittes Mal, es geschah jedoch nichts.

"Mein Herr?"

Stille.

"Mein Herr, seid ihr da?"

Er zögerte noch einen Augenblick, öffnete dann jedoch die Tür und betrat den Raum.

"Mein Herr?"

Der Raum war groß, so groß, dass er, trotz all der Möbel, der Skulpturen und Statuen, leer wirkte. Erhellt wurde der Raum durch Sonnenlicht, welches durch ein einziges, riesiges Fenster herein schien. Den Charakter seines Meisters traf die Gestaltung dieses Raumes ziemlich gut, dies wusste auch der schwarze Ritter.

Er sah sich um, realisierte schließlich, dass da zwar jemand im Bett lag, dies jedoch nicht sein Herr war.

"Oh, du bist es. . ."

Sagte er kühl, die leichte Röte die in sein Gesicht stieg vermochte er jedoch ebenso wenig zu verbergen, wie den offensichtlich abwertenden und enttäuschten Klang seiner Stimme.

"Sprecht ihr so mit der Geliebten eures Herren?"

Eine Frau.

Langes, glattes, rotes Haar. Auch die Augen, rot wie Rubine.

Ihre Haut war dunkel, dunkel wie ihr Gemüt und dunkel wie ihre Abstammung.

Und dennoch, im Licht der Sonne, erschien die Dunkelelfe so edel und rein, wie man es nur von den Schönsten der Hochelfen erwarten würde.

Sie war im Begriff sich aufzurichten, offensichtlich hatte sie bis gerade eben noch geschlafen.

Es war jener Augenblick, in welchem der schwarze Ritter, dass was er gerade noch nur angenommen, als sicher erkennen konnte. Es war jene Annahme, welche ihm zuvor die Röte ins Gesicht trieb.

Der Körper der Frau war völlig unverhüllt, vor des schwarzen Ritters Blicken schützte sie lediglich die Decke, welche sie vor sich hielt.

Sie stand auf, presste den Stoff fester an ihrem Körper und ging auf ihn zu, der Ritter in Schwarz zwang sich während all dessen, erfolgreich, ihr in die Augen zu sehen und mit seinem Blick nicht abzuschweifen.

"Verzeiht, Lady Mala. Es war nicht meine Absicht euch zu beleidigen. . .ihr wart lediglich nicht die Person, die ich erwartet hatte."

Der schwarze Ritter spuckte jedes einzelne Wort förmlich aus, man vermochte ihm wahrlich anzumerken, wie falsch das Gesagte war, wie ungern er es über seine Lippen brachte.

"Ach. . .", sie näherte sich ihm, stoppte er als sie direkt vor ihm stand und ihm tief in die Augen sah.

"Hat er es euch nicht wissen lassen?"

Ein süffisantes Lächeln zierte ihr Gesicht, der fragende Blick des Ritters, seine Unwissenheit und die Tatsache, dass er, sein Herr und ihr Geliebter, sich ihr anvertraut hatte, Lord Acro jedoch nicht, verschaffte ihr eine Genugtuung und ein Gefühl der Befriedigung, wie sie es sonst wohl nur aus den gemeinsamen Nächten mit ihrem Liebsten kannte.

"Ihr wisst tatsächlich von Nichts?", kam es über ihre Lippen, eher feststellend denn fragend und sichtlich den Moment genießend.

Für einen Augenblick fühlte sich der schwarze Ritter unterlegen, als würde er entwaffnet zu Boden gehen. Sie hatte die Klinge schon auf seinen Stolz gerichtet, sie müsste nur noch zustoßen, doch diese Möglichkeit wollte er ihr nicht geben und ehe sie weiter sprach, ergriff er das Wort.

"Dies ist weder Zeit noch Ort für eine Diskussion dieser Art. Ich muss den Herren sprechen, also sagt mir wo er ist, es ist dringend."

"Nun gut, aber es wird euch keine Hilfe sein, Lord Acro.", sagte sie, nach wie vor mit einem Gefühl der Überlegenheit.

"Dies lasst mich bitte selbst entscheiden, Lady Mala.", erwiderte er kühl.

"Wie ihr meint. . .er ist bereits vor einigen Tagen abgereist, er wolle sich noch etwas amüsieren. . .und mit ihm spielen."

Lord Acro verstand jene, für einen Fremden wohl unklar erscheinende, Aussage und seufzte resignierend.

"Wann ist wieder mit ihm zu rechnen?", fragte er.

"Früher oder später wird er zurück sein und ich bin sicher er wird sich dann auch bei euch melden. Wann es soweit ist, vermag auch ich nicht zu sagen, aber macht euch keine Sorge, mit den Mitteln der von euch gehassten Welt ist Reisen um ein Vielfaches simpler, bei einem weitaus geringeren Zeitaufwand."

Die Wunder der neuen Welt. . .der dunkle Lord verabscheute sie in der Tat. Er verstand natürlich, dass sein Meister die Möglichkeiten die sie ihm verschafften auch zu nutzen gedachte, erfreut war er darüber dennoch nicht.

"Was ist, Lord Acro?", brach Lady Mala das Schweigen, welches in Folge ihrer Antwort entstanden war.

"Ihr seht mir enttäuscht aus. . .was hattet ihr erwartet? Dass er zu Pferd den Kontinent überquert?"

"Nein, das nicht. . ."

"Aber ihr hattet es euch gewünscht, richtig? Ihr hattet es gehofft. . .ihr, der ihr noch euren alten Werten hängt."

"Der Herr achtet die alten Werte!", fuhr der schwarze Ritter seine Gegenüber regelrecht an.

Diese wich jedoch nicht zurück, sondern reagierte auf ähnlich barsche Art und Weise.

"Er verschließt sich aber nicht vor Neuen!"

Sie hob ihr Stimme, ja schrie beinahe, wurde aber mit einem Mal wieder ruhiger, damit sie den folgenden Moment auch auskosten konnte.

"Und deshalb werdet ihr nie so von eurem Herren geachtet werden, wie ihr es gerne hättet. Ihr seid doch für ihn lediglich ein Relikt der alten Welt."

Es folgte ein weiterer kurzer Moment der Stille, ehe der Ritter in Schwarz wieder sprach.

"Ebenso wie ihr. . ."

Keine andere Antwort hätte ihr solch einen Stich versetzen können, wie eben jene. Alles war in jenem Moment klar, als sie ihn anfuhr. Sie wusste, dass was sie sagte wahr war. Sie wusste, dass sich ihr Geliebter, ein starker Mann in der ,neuen' Welt, wie sie und Acro sie nannten, gerne mit schönen und besonderen Dingen aus der ,alten' Welt umgab. Sie wusste, dass Lord Acro lediglich ein solches Ding war. Was sie bis zu seiner Antwort jedoch verdrängt hatte, war das Wissen, dass auch sie selbst nicht mehr war.

"Geht.", sagte sie leise und ruhig.

"Ihr wisst, was ihr wissen wolltet, also geht!"

Der Angesprochene nickte, verbeugte sich und verließ den Raum.

Lediglich das Geräusch stählerner Stiefel, die auf steinernen Boden trafen war zu hören.

Zurück blieb Lady Mala. Mit einer Hand die Decke an sich pressend, in der anderen ihr Gesicht vergrabend.

Die gequälten Laute einer leidenden Frau waren zu hören.

Tränen, welche im Licht der Sonne glänzten, bahnten sich ihren weg über die dunkle Haut.

So stand sie da.

Zurückgelassen in diesem großen, leeren Raum.

Allein.
 

Fortsetzung in Kapitel 22 - Getrennte Wege Teil 3: Das Tal der Bestien



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