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Das Schicksal zweier Tavington-Junkies

Nein, wir heißen NICHT Mary Sue! - FERTIG
von

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Aus der Perspektive des Colonels

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer: Der Film >Der Patriot< ist nicht mein Eigentum und die Figur Col. William Tavington (leider) auch nicht. Genauso verhält es sich mit >Sleepy Hollow< und dem Kopflosen Reiter. Ich tue das hier nicht für Geld, sondern nur für Six' unsterbliche Bewunderung ;)

Widmung: Tja, für Six - oder, wie Beethoven gesagt hätte: Meine unsterbliche Geliebte.

Ort und Zeit: Auf der DVD gibt es einige Extra-Szenen, darunter auch eine, in der man sieht, wie Col. Tavington verarztet wird, nachdem er Gabriel Martin getötet hat (dabei hat er nämlich selbst einiges abbekommen). In dieser Situation taucht General Cornwallis auf, um noch ein bißchen auf Tavingtons Ego herumzutrampeln, ihn wieder einmal als unfähig zu bezeichnen und ihm zu drohen. Diese FF setzt genau NACH diesen unschönen Worten ein.

~*~

Nachdem seine Lordschaft General Cornwallis das Zelt verlassen hatte, kehrte Colonel Tavington zum Behandlungstisch zurück und ließ den Arzt letzte Hand an die Schußwunde legen. Zum Glück war sie nicht sehr tief und es hatte nur wenig Schwierigkeiten dabei gegeben, die Kugel zu entfernen. Er würde vermutlich reiten können und nur darauf kam es schließlich an.

Wenn die Schlacht gewonnen war, konnte er sich immer noch eine Auszeit genehmigen - und dann weitermachen und weiter und weiter...

Bis sich einer seiner debilen Vorgesetzten bequemte, ihm das versprochene Land zu überlassen, damit er Gelegenheit erhielt, seine Gläubiger daheim in England auszubezahlen.

Mit Tabak ließ sich eine ganze Menge Geld machen; vielleicht würde er Tabak pflanzen. Falls das Zeug in Ohio wuchs.

Falls nicht - nun ja, es gab immer irgendein Land auf der Welt, das Weizen oder Kartoffeln oder Pferde brauchte.

Obwohl es, was den letzten Punkt betraf, besser wäre, das Konzept noch einmal zu überdenken. Die deutschen Hilfstruppen hatten vereinzelt preußische Kriegspferde mitgebracht, von seinen Leuten >Crowns< genannt, und - bei Gott! - dagegen hatten die Klepper, die die britische Armee einsetzte, nicht den Hauch einer Chance!

Seit fast fünfzig Jahren sprachen europäische Züchter von praktisch nichts anderem mehr als von den Crowns. Die Pferde waren unglaublich zäh und doppelt so schnell wie jedes britische Cart-Pferd.

Falls die Preußen ihre Politik änderten und mehr von ihren vierbeinigen Raketen expotierten...

Er wollte sich gerade wieder den Kartoffeln zuwenden und den Gedanken an die Pferdezucht verwerfen, weil es angesichts solcher Konkurrenz einfach schwachsinnig gewesen wäre, es zu versuchen, als -

- plötzlich mit einem leisen >plop< zwei Mädchen in Bademänteln aus der leeren Luft fielen.

Der Colonel sah sich nach dem Arzt um; der hatte allerdings irgendwann während seines inneren Monologs das Zelt verlassen und sonst war gerade auch niemand greifbar, weil die letzte ernsthafte Schlacht schon eine Weile zurücklag.

-Verdammt, ich halluziniere!- schoß es ihm durch den Kopf. -Ist das nicht eins der ersten Anzeichen für Wundfieber?-

Ihm wurde bewußt, daß man ihn anstarrte.

Täuschte er sich, oder hatten seine beiden Wahnvorstellungen zu plappern begonnen, sobald sie den Boden berührten? Und warum kam es ihm so vor, als wäre es dabei um ihn gegangen?
 

Ff...

Aus UNSERER Perspektive

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Eben noch hatten sie frischgeduscht vor ihren Computern gesessen und auf die Tastaturen eingehackt.

Tâle war dabeigewesen, Six mit fliegenden Fingern einige wirklich sehr wichtige Details über die Beteiligung preußischer Kriegspferde im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu erzählen, nachdem beide ihre unterschiedlichen Eindrücke von vier Stunden Fernsehen verglichen hatten.

Natürlich war es um >Sleepy Hollow< und >Der Patriot< gegangen. Worum auch sonst?

Doch offenbar hatten sie sich dieses Mal etwas zu sehr in die Welt des revolutionären Amerika hineingesteigert, denn zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt hatten Tâles Finger den Kontakt mit den Tasten verloren. Sie befand sich nicht mehr im ICQ, es war nicht mehr vier Uhr morgens und Six war nicht mehr nur eine unsichtbare Gesprächspartnerin, die am anderen Ende der Leitung saß und sich über >Corny< amüsierte.

Ohne zu wissen warum und ohne es wirklich zu wollen, hatten sie die Computer verlassen.

Und waren im 18. Jahrhundert gelandet.

Ohne Strümpfe.

Mit minimaler Unterwäsche.

Und Tâles hochgestecktes, halb feuchtes Haar hatte die Reise auch nicht überstanden, denn irgendwo auf dem Weg war die Spange verloren gegangen, so daß es ihr jetzt sehr undamenhaft ins Gesicht hing, als sie auf dem Gras aufschlug.

Neben ihr landete ein anderes Mädchen, ebenfalls im Bademantel, ebenfalls mit zerstörter Frisur, und das war eine Sekunde lang das einzige, was sie sah. "Six?

Du meine Güte, du bist ja - unglaublich hübsch!" entfuhr es ihr. Es mußte Six sein; schließlich hatten sie gerade noch miteinander gesprochen.

Das Mädchen machte große Augen und blaffte sauer sie an: "Lüg nicht! Wer bist du eigentlich?!" Dann schlich sich so etwas wie Verstehen in ihren Ausdruck. "Oh nein." Sie sah sich um. "Tâle!

Wir..."

"Weißt du, ER ist auch nicht zu verachten..." unterbrach Tâle sie nachdenklich und setzte sich so, daß sie größtenteils von dem wenigen an Kleidung bedeckt war, das sie trug.

Six strich sich das Haar aus der Stirn und betrachtete ebenfalls den verwirrt aussehenden Mann in dem weiten weißen Hemd mit dem Blutfleck knapp über dem Hosenbund. "Glaubst du, das ist WIRKLICH-?"

"Oh Gott, JA!

Ich FASSE es nicht! Und wir sitzen hier wie... wie... also, wir sollten uns schnellstens was zum Anziehen besorgen!" brachte Tâle hervor.

Six konnte nur weiter starren. "Er sieht GUT aus!"

Das war der Moment, in dem der Colonel sich ihnen zuwandte.

"Wow, gut, daß wir Deutsch gesprochen haben!" bemerkte Six leise.

"Und hoffen wir, daß er das nicht versteht," fügte Tâle hinzu.
 

Ff...

What the hell are you doing in here?!

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

"What the hell are you doing in here?!" herrschte der verwundete Offizier die beiden unfreiwilligen Zeitreisenden an, doch es war ihm anzusehen, daß der Tonfall eher damit zusammenhing, daß er langsam Zweifel an seinem Geisteszustand bekam.

Six sackte entnervt in sich zusammen. "Wieso ist das nicht synchronisiert?! Ich habe keine Lust, mich hier auch noch anzustrengen und Englisch zu sprechen! Außerdem redet er im Film viel langsamer und deutlicher - was hat er eigentlich genau gesagt?"

Tâle, die sich, völlig ohne sich freiwillig gemeldet zu haben, in die Rolle der historischen Reiseführerin gedrängt sah, konnte nur zu einer Antwort ANSETZEN, bevor ihr sofort von einem doch eher schlecht gelaunten Briten das Wort abgeschnitten wurde.

"Was Sie hier tun, will ich wissen!" knurrte er, nicht ganz akzentfrei, aber immerhin.

Six überlegte einen Moment lang, ob sie ihrer Freude Ausdruck verleihen, in die Hände klatschen und "Ist doch synchronisiert! Klasse!" rufen sollte, ließ es dann aber, drehte sich zu Tâle um und meinte: "Was ich noch sagen wollte - du bist auch wunderschön, Schnuffi.

Und - HAST DU GEHÖRT? - der spricht Deutsch!"

Wieder ließ Tavington Tâle keine Gelegenheit sich dazu zu äußern; er explodierte förmlich: "NATÜRLICH spreche ich Deutsch! Wen hat der große Feldherr denn wohl dazu abkommandiert, mit diesen faulen, sich ständig irgendwohin in die Wälder verpissenden Hilfstruppen zu verhandeln?!

NEIN, nicht O'Hara, der sowieso nichts besseres zu tun hat, als mit ihm und seiner entengesichtigen Frau häßliche Jacken einkaufen zu gehen, als ob er nicht schon 800 geschmacklose Exemplare von jedem Modell der letzten 30 Jahre hätte!

ICH wurde - WIEDER EINMAL! - mit dem undankbarsten, gemeinsten, schmutzigsten Auftrag gestraft, den er finden konnte, und zu den gottverdammten Sumpfbauern geschickt, um sie dazu zu bringen, zu tun, wofür sie hergekommen sind -"

Tâle, inzwischen auch mehr als nur leicht wütend, nutzte die gute Gelegenheit, ihn zu unterbrechen, als er Luft holen mußte: "- den Kopf für England hinzuhalten, obwohl sie nicht das geringste mit dieser Sache zu tun haben-"

"Bist du WAHNSINNIG?! Widersprich ihm doch nicht auch noch!!!" zischte Six fassungslos und zog ihren Bademantel enger zu.

"Ich glaube nicht, daß das noch was ausmacht," bemerkte Tâle stur. "Er scheint sowieso was gegen Deutsche zu haben."

Six atmete erleichtert aus. "Luzifer sei Dank! Ich bin Österreicherin!"

Tavington, der gerade eine weitere laute Beschwerde über seine Vorgesetzten hatte loswerden wollen, stutzte. "Was?" fragte er überraschend ruhig.

Six' Augenbrauen flogen nach oben. "Du, Österreich gab's zu dieser Zeit aber schon, oder?"

"Ähhhhhh... ich glaube, ihn stört eher, daß Österreich sich gerade mit den Preußen herumschlägt - und als Feind der Preußen quasi auch Feind von England ist, weil es mit dem französischen Thron verbunden ist und weil die Franzosen den Engländern einige sehr unhöfliche Briefe geschrieben und gedroht haben, auf Seiten der Amerikaner in den Krieg einzusteigen, soweit ich mich erinnere..." Tâles Redefluß verebbte, als sie Tavingtons sich immer weiter verfinsternden Gesichtsausdruck sah.

"Na schön. Ihr seid also französische Spione, die hier irgendein... Gas freigesetzt haben, das mich dazu gebracht hat,... DINGE zu sehen und zu glauben, daß ihr plötzlich aus der Luft gefallen seid," sagte er langsam und entschlossen. Diese Version der Ereignisse würde zumindest bedeuten, daß er nicht verrückt war.

"Oh je," war alles, was Six dazu sagen konnte. "Ich habe es SCHLIMMER gemacht, oder?"

Tâle nickte, mit den Nerven am Ende, und murmelte: "Hätte nie gedacht, daß es mal von VORTEIL sein könnte, sich als Deutsche auszugeben..."

"Guards!" Wieder zurück bei seiner Muttersprache hatte der Colonel mit dem freundlichen Spitznamen >Der Schlächter< sich offenbar entschlossen, keine Zeit mehr zu verlieren und die Eindringlinge lieber gleich hängen zu lassen, damit nicht doch jemand auf die Idee kam, seinen Kopf untersuchen zu lassen.
 

Ff...

Hesse MIT Kopf

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Abgesehen von den beiden britischen Infanteristen betrat auch Captain Wilkins das Zelt.

Sofort stand Six stramm, knallte ihre unbeschuhten Hacken gegeneinander - Tâle taten ihre Fersen schon vom Zusehen weh - und salutierte. "Bon jour, mon general!"

Wilkins starrte sie perplex an, brachte aber ein stark amerikanisch gefärbtes "Bon jour" als Antwort hervor - DAS war ein Fehler.

In der Überzeugung, noch einen heimlichen Franzosen dingfest gemacht zu haben, ließ Tavington ihn gleich mit abführen, obwohl Wilkins beteuerte, das mit der Begrüßung sei nur eine automatische Reaktion gewesen, die nichts mit irgendwelchen Spionageaktivitäten zu tun habe.

Gerade das ritt ihn noch tiefer in den Dreck.

Der Colonel war der Meinung, wer AUTOMATISCH "Bon jour" sagen könne, MÜSSE doch praktisch ein Franzose sein - auch wenn sein amerikanischer Akzent so heftig war, daß kein Franzose auf der Welt ihn verstanden hätte...

Mit all dem hatten unsere beiden Heldinnen aber eigentlich nichts mehr zu tun. Sie wurden in einen der aus Fichtenstämmen zusammengezimmerten Unterstände für die Sättel gesteckt, angekettet und mit einem Mann Bewachung zurückgelassen.

"Wieso hast du Wilkins eine Teilnahmekarte für die morgige Hinrichtung verschafft?" wollte Tâle wissen, als sie wieder - fast - allein waren.

"Den hab ich schon immer für einen Ami-Spion gehalten!" meinte Six im Brustton der Überzeugung. "Ich bin mir ganz sicher, daß der die Unternehmungen der Briten immer an Mel Gibson verraten hat!"

"Benjamin Martin," sagte Tâle.

"Ist doch egal, wie der heißt!

Ich bin nur froh, daß wir nicht mit seinem nackten Hintern gefoltert wurden..."

"Ganz deiner Meinung." Tâle sah sich in dem niedrigen Schuppen um.

"Ist aber luxuriös, so allein für die Sättel..." wunderte Six sich, als sie ihren Blicken folgte.

"Das Leder darf nicht naß werden, sonst wird es hart und scheuert. Und das tut ziemlich weh, wenn man zehn Stunden am Tag im Sattel verbringt..."

"Wem? Dem Reiter oder dem Pferd?"

"Beiden.

Siehst du irgendeine Chance, wie wir uns hier rauswurschteln können?"

"Keine. Du?"

Tâle schüttelte den Kopf.

Nach einer Weile fragte Six zaghaft: "Wollen wir hier überhaupt raus? Ich meine..." Sie warf der Wache einen mißtrauischen Blick zu und flüsterte: "Ich weiß ja nicht, wer hier sonst noch alles unsere Sprache versteht... deshalb werde ich nicht allzu sehr ins Detail gehen, aber du erinnerst dich doch noch, worüber wir neulich im ICQ gesprochen haben, ja?

Die Sache mit, ähm, den ERFAHRUNGEN von Briten... du hast einen Text aus dieser... Biographie oder irgendwas zitiert..."

"Lawrence von Arabien?" schlug Tâle vor, der ein Licht aufging. "Du willst doch nicht -?"

"Najaaaaaaaa... falls er WIRKLICH noch Jungfrau ist..."

Tâle blieb der Mund offen stehen. "Nur, damit es mal laut ausgesprochen wird: Du willst dem Mann..." Sie räusperte sich. "... einen GEFALLEN tun, der uns für Spione hält, uns bei Morgengrauen hinrichten lassen will und dafür gesorgt hat, daß wir jetzt gerade hier festhängen, quasi als Freiwild für jeden Briten, der zufällig vorbeikommt und uns hier stehen sieht? - Denn du glaubst doch wohl nicht, daß uns irgendwer helfen wird, wenn die uns hier... an die Wäsche gehen?!"

"Wenn du es SO ausdrückst..." murrte Six. "Aber mir ist wirklich schweinekalt."

Tâle schloß die Augen. "Ich GLAUBE es nicht! Und ich glaube noch viel weniger, daß dieser Blödmann mir mal gefallen hat! Ich hoffe, er verreckt an seinem Bauchschuß!"

"Sag sowas nicht! Stell dir vor, vor DIR würden einfach so aus dem Nichts zwei völlig Fremde erscheinen!"

"ER ist völlig aus dem Nichts vor mir erschienen, nachdem ich eben noch überlegt hatte, ob ich mir eine Packung Chips holen soll oder doch lieber ein Dany Sahne! Ich finde es überhaupt nicht lustig, daß ich einfach so aus meinem warmen, gemütlichen Zimmer rausgerissen wurde und HIER gelandet bin!

Wenn ich mir sowas vorgestellt habe - durch die Zeit zu reisen und einem stattlichen britischen Kavallerie-Offizier zu begegnen -, dann war ich immer besser vorbereitet! Ich habe nicht ausgesehen wie eine zerzauste Irre, die im Bademantel auf dem Boden herumrutscht! Ich hatte TOLLE Kleider!

UND er hat sich darum gerissen, sich mit mir zu unterhalten, statt mich einzusperren, ohne auch nur nach meinem Namen zu fragen!"

Six ließ den Kopf hängen. "Ging mir auch so. Aber -" Sie sah wieder auf und grinste diabolisch. "Ich meine, wenn er wirklich so... unschuldig ist, wie wir vermuten, glaube ich auch nicht, daß er besonders wählerisch ist, wenn wir ihm was anbieten.

Sieh mal, WENN er schon mal die Chance hat, eine Frau abzubekommen, dann sollte er nicht solche Sachen sagen wie: >Zieh dir vorher was hübscheres an!<

In der Situation wäre das doch eh egal - wir würden unsere Kleider ja nicht lange anbehalten! Und wenn wir so herausgeputzt wären, wie du es dir vorstellst, wäre das wahrscheinlich eher ein Problem, denn dann könnte es ja sein, daß er sich gar nicht an uns rantraut."

"Six -" sagte Tâle fast tonlos.

"Ja?"

"Die machen einen Wachwechsel und unser neuer Aufpasser sieht aus wie ein HESSE. Du weißt, was ich meine -"

"Ohne Kopf? Wo?!"

"NEIN, HILFSTRUPPEN!" zischte Tâle. "Seine Uniform..."

Der von ihr als Hesse bezeichnete Mann rief den Briten zur Seite, der zuvor vor dem Schuppen postiert gewesen war, gestikulierte ein wenig herum und zeigte ihm ein Blatt Papier.

"Six, hörst du mir zu?" wollte Tâle noch leiser als zuvor wissen.

"Ja, ja!"

"Ich schlage vor, wir unterhalten uns von jetzt an entweder nur noch auf Suaheli oder gar nicht mehr - denn bei dem Neuen können wir SICHER sein, daß er uns versteht. Und falls uns inzwischen was einfällt, wie wir hier rauskommen, wäre es verdammt blöd, wenn wir uns verplappern. Also sag nichts mehr, ok?"

"Ok."

Dem britischen Wächter schien das Papier zu gefallen, denn er nahm es mit und ließ sich in einiger Entfernung an einem Feuer nieder. Sein Kollege bezog Aufstellung vor Tâles und Six' Gefängnis.
 

Ff...

Schnuffi und Sapera

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

"Also gut," verlangte ihr neuer Bewacher mit in die Hüften gestemmten Händen und einem breiten Grinsen zu wissen, "wer von euch beiden heißt Schnuffi?"

Perplex starrten die beiden ihn an. Alle guten Vorsätze waren auf einen Schlag vergessen.

Tâle stöhnte: "Oh Gott, Tavington glaubt, ich heiße Schnuffi, weil du mich vorhin in seinem Zelt so genannt hast! Ich STERBE gleich!"

"Nein, erst morgen," verkündete der Soldat fröhlich und kam einen Schritt näher. "Ich nehme mal an, ihr habt auch richtige Namen..."

Six knuffte Tâle in die Seite. "Was machen wir denn jetzt? Will der uns anbaggern?" zischte sie. "Und glaubst du im Ernst, der glaubt mir, daß ich YVONNE heiße?"

"FALLS er das glaubt, sind wir echt in Schwierigkeiten -" gab Tâle flüsternd zurück.

"- und wie nennst du die Situation, in der wir JETZT sind?! -"

"- denn Yvonne ist ein französischer Name und wenn du ihm sagst, daß du so heißt, glaubt uns kein Mensch mehr, daß wir KEINE Spione sind!"

"Und wenn ihr noch lauter flüstert, können diese dummen Inselaffen es auch hören!" ergänzte der Wächter sarkastisch.

"Passen Sie bloß auf, daß SIE niemand belauscht!" fauchte Tâle ihn an und musterte ihn verächtlich von oben bis unten. "Wie wir eben feststellen durften, gibt es hier nämlich auch einige Leute, die wider Erwarten Deutsch verstehen." Gegen Ende war sie immer leiser geworden und jetzt tat sie nichts mehr weiter, als ihn anzustarren, wie er sich weiter näherte.

Six allerdings hatte ihn sich auch etwas genauer angesehen und genau deshalb im Augenblick keine Zeit, wegen Tâles sprachlosem Gesichtsausdruck besorgt zu sein. Sie knuffte ihre Freundin schon wieder. "Hey, der hier ist auch nicht zu verachten! Ich glaube, den nehme ich als Vorspeise."

Der Wächter warf ihr einen anzüglichen, aber nicht ganz ernst gemeinten Blick zu, doch bevor er Gelegenheit erhielt, sich näher mit seiner neuen Verehrerin auseinanderzusetzen, stammelte seine andere Gefangene: "D-du... den hab ich schon mal gesehen...

Auf einem Ölgemälde in einem Museum... das ist..." Sie holte tief Luft. "Das ist Paul von Bjorkum."

"WER?" fragte Six ahnungslos. Ihr fiel jedoch auch auf, daß ihr Bewacher plötzlich die Stirn in Falten gelegt hatte und heftig darüber nachzudenken schien, wo er Tâle schon einmal begegnet sein könnte.

"Paul von Bjorkum. Der Cousin von Adelheid von Domhardt," krächzte ihre Begleiterin. "Erinnerst du dich?"

Dieses Mal wurde Six gleich zu Anfang ihrer Antwort abgewürgt. Paul wollte ungläubig wissen: "Ihr beiden kennt Alize?!"

Six, die bei der Erwähnung des Namens schon große Augen gemacht hatte, nickte schnell und - wie sie hoffte - überzeugend. "Ja, genau, die ist doch hier im Auftrag von... irgendeinem..."

"König," half Tâle ihr weiter.

"Züchtet Pferde und so..."

"Versteckt sich vor der Familie..."

"Nicht vor der GANZEN Familie," korrigierte Paul.

Er schien mit sich zu ringen, denn ganz offensichtlich hielt er nicht viel von den Engländern und war jetzt in einer Situation, in der die >Inselaffen< zwei Bekannte seiner Cousine hängen wollten. Und wie gut sie miteinander bekannt waren, würde er wohl nur erfahren, wenn er den beiden zur Flucht verhalf und sie zu Adelheid brachte.

Außerdem sahen die beiden Frauen nicht gerade aus wie Spione - in diesen lächerlichen Fetzen, bibbernd und mit zerzaustem Haar.

Seine Schultern sackten nach unten; er hatte einen Entschluß gefaßt. "Na schön. Ich mochte dieses Lager eh noch nie. Und dieser blöde Cornwallis und seine Betonköpfe... besonders dieser O'Hara!"

"Ja, den kennen wir," bemerkte Tâle knapp.

"Heißt das... heißt das, daß Sie uns hier raushelfen?" fragte Six vorsichtig.

"Dazu müßte ich erstmal eure Namen wissen." Ein Teil seines Charmes war schon wieder da - die Briten zu verraten und zwei möglichen Spionen zur Flucht zu verhelfen, schien ihm nicht allzu viel auszumachen. Zumindest nicht sehr lange.

Six nahm Tâle das Antworten ab: "Sapera und Schnuffi." Sie prustete los über ihren eigenen Witz; dann bohrte sie Tâle einen Zeigefinger in die Seite. "Nein, im Ernst, SIE heißt auch Adelheid."

"Wenigstens EIN Name, der mir bekannt vorkommt," murmelte er und nahm den Schlüssel für die Ketten von einem Nagel an der Wand des Schuppens. "Von Sapera allerdings habe ich noch nie was gehört."

"ICH schon," sagte Tâle so leise, daß er es nicht mitbekam.
 

Ff...

Bier und die lange kalte Nacht

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Paul hatte sie losgebunden, sein eigenes Pferd geholt und noch ein weiteres organisiert und es irgendwie geschafft, beide Tiere, sich selbst und seine nur halb bekleideten Gäste aus dem Lager zu schaffen, ohne daß irgend jemand Alarm auslöste. Was hauptsächlich darauf zurückzuführen war, daß er die Wachen mit deutschem Bier bestochen hatte, wie er im Nachhinein zugab.

Ungefähr die Hälfte des gesamten Rittes ließ er sich darüber aus, wie grauenhaft englisches Bier schmeckte, und daß nur völlig unzivilisierte, verblödete, seefahrende Inselaffen auf die Idee kamen, so ein Zeug überhaupt als Bier zu bezeichnen.

"Schmeckt wie aus der Regenrinne gezapft - oder als hätte jemand ins Glas gepinkelt - oder als hätte ein Esel Bier gesoffen und DANN ins Glas gepinkelt, genau! - furchtbar - was die Bier nennen, ist eher so eine Art Kamillentee..." Diese Litanei hörten Six und Tâle, mittlerweile bekannt als Sapera und Adelheid II., sich an, während sie immer noch bibbernd auf dem Rücken eines ziemlich großen Pferdes saßen, das sich schwankenden Schrittes durch das hohe Gras kämpfte.

Sie brauchten etwas, mit dem sie sich beschäftigen konnten. Deshalb meinte Six nach einer Weile, während Paul, immer noch widerlich fröhlich, weiter quasselte: "Wenn du mir dann auch eine Frage beantwortetst, sag ich dir, wie ich so plötzlich auf Sapera und Adelheid kam."

"Schieß los! Ist ja nicht so, als hätten wir was besseres zu tun," murrte Tâle und ließ die Zügel zusammengebunden über den Hals des Pferdes hängen, um sich zu strecken.

"Was meinte Tavy vorhin mit >Gas<? Ich meine, ich behaupte zwar nicht, ein Genie in Militärtechnik des 18. Jahrhunderts zu sein, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß die damals noch kein Giftgas hatten, oder?"

"Nein," gab Tâle zu. "Aber soweit ich weiß, gab es damals schon Äther oder Lachgas oder sowas; Betäubungsmittel halt. Jedenfalls war den Leuten bekannt, daß bestimmte Gase Halluzinationen auslösen können. DAS meinte er damit, denke ich."

"Aber... kann ich noch 'ne Frage?"

"Na gut."

Six raffte ihren Bademantel, der in dem aufkommenden Wind dabei war, sich zu verflüchtigen, zusammen und behauptete: "Du hast mir mal erzählt, daß die Soldaten früher OHNE Betäubung behandelt wurden. Bei Beinschuß - einfach Axt her, Bein ab, den Stumpf mit heißem Pech ausgebrannt, damit es sich nicht entzündet - so ungefähr.

Mir war noch drei Tage nach dieser ICQ-Sitzung schlecht, wenn ich meine Beine nur angeguckt habe..."

"Das liegt aber eher an deinen Selbstzweifeln und daran, daß du nicht akzeptieren kannst, daß du hübsch bist, als an meinen Horrorgeschichten von der weit fortgeschrittenen Medizin in früheren Zeiten..."

"Lenk nicht vom Thema ab! Ich will das jetzt wissen - Schnuffi."

"Toll, jetzt heiße ich schon wie eine der Figuren aus meinen fanfictions!" stöhnte Tâle.

"Häh?"

"Schon gut... solange du mich nicht >Flauschi< nennst..." Resigniert ließ sie den Kopf hängen. "Ok, ich habe vorhin nur gesagt, daß Äther und Lachgas Betäubungsmittel sind, weil sie SPÄTER in der Medizin dazu benutzt wurden.

Lachgas war bei seiner Entdeckung sowas wie ein Alkoholersatz - die Leute gaben Lachgas-Partys, wo jeder mal an der Pulle schnüffeln durfte, und wenn sie dann richtig high waren, haben sie das unglaublichste Zeug angestellt - und DANN haben sie irgendwann gemerkt, daß sie sich nicht wehtun können, wenn sie high sind, also haben ein paar geniale Zahnärzte angefangen, das Zeug auch in ihren Praxen einzusetzen, bla," sagte Tâle.

"Das ist cool!" grinste Six. "Meinst du, wir werden mal zu sowas eingeladen?"

"Glaube ich nicht.

Im Krieg wurden Betäubungsmittel oft konfisziert - Whiskey zum Beispiel -, weil man alles, was man kriegen konnte, für die Verwundeten brauchte. Von einer Kanonenkugel den Kopf abgerissen zu bekommen - oder andere Dinge - tut nämlich verdammt weh.

Aber natürlich gab es nie genug Whiskey in Amerika, um die komplette Army zu versorgen. Pech halt für diejenigen, die zwei Tage nach Kriegsanbruch verwundet wurden. Für die gab es dann schon keine Betäubung mehr und die sogenannten Ärzte haben einfach so an ihnen herumgeschnippelt. Das war aber auch nicht weiter schlimm, denn erstens waren die Männer damals noch viel robuster, und zweitens haben die sowieso das Bewußtsein verloren, wenn es zu heftig wurde..."

"WIR haben genug Opium, um ganz Indien high zu machen," laberte Paul dazwischen. Er hatte sein Pferd neben das der Frauen gelenkt und - als er merkte, daß ihm niemand mehr zuhörte - beschlossen, sich an ihrem Thema zu beteiligen.

"Echt?" fragte Six, der schlagartig wärmer wurde, je dichter er heranrückte. Sie versuchte, mit gefrorenem Gesicht zu lächeln.

"Laß das, du holst dir eine Zerrung," meinte Tâle.

"Woher willst du das wissen? Hast du auch hinten Augen?" maulte Six, in dem Versuch die Lippen möglichst wenig zu bewegen, weil die sich inzwischen auch ziemlich vereist anfühlten.

"Ja," war der einfache Kommentar. Dann wandte Tâle sich an Paul. "Ich weiß, daß die deutschen Hilfstruppen hier so einiges gebunkert haben. Wahrscheinlich auch Cornwallis komplette Garderobe, die Bundeslade und O'Haras echtes Hirn, stimmt's?"

Paul grinste. "Ihr zwei klingt gar nicht wie Alizes andere Freundinnen - außer dieser komischen Miranda; die ist auch so verrückt."

Six blaffte ihn beleidigt an: "Nennst du uns etwa verrückt?! Das solltest du lieber nicht! Sie," - sie zeigte auf Tâle -, "kann nämlich prima mit Musketen und sowas umgehen!"

Tâle zuckte zusammen und knurrte leise "Wie bitte?" über ihre Schulter nach hinten.

"Du hast den Film schließlich oft genug gesehen! Du hättest dir inzwischen gefälligst längst merken können, wie man so ein Ding lädt und feuert!" gab ihre Freundin zurück.

Seufzend verdrehte Tâle die Augen und schüttelte den Kopf.

Paul dachte gar nicht daran, auch nur eine Sekunde halbwegs ernst zu werden. Er wand sich nur aus seinem Mantel, reichte ihn Six und trieb sein Pferd weiter an, während er bemerkte: "Wir sind gleich da - und wehe, Alize erkennt euch nicht!"
 

Ff...

Alize

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Als das Haus endlich in Sicht kam, hatte Tâle ihren Glauben wiedergefunden - sie BETETE, daß es dort irgendwo einen Kamin geben würde und Feuer und... vielleicht sogar einen kleinen Zuber voll heißem Wasser, in dem sie ihre Füße auftauen konnte.

Six ging es ähnlich.

Mit einiger Mühe versuchte sie, aus dem Sattel zu klettern, als das Pferd stehenblieb. Sie rutschte aber nur etwa einen halben Meter nach unten, wobei sie sich weiterhin an Tâles Hüften festhielt und leise fluchte, weil ihr aufgefallen war, daß sie keine Ahnung hatte, wie man von so einem hohen Tier sicher wieder auf den Boden kam, ohne sich beide Beine zu brechen.

Tâle sah müde auf sie herunter. "Mach dir keine Vorwürfe, Schatz. In meinem jetzigen Zustand würde das bei mir auch nicht viel eleganter aussehen..."

Six wollte etwas lauter fluchen, weil dieser dumme Kommentar im Augenblick das letzte war, was sie brauchen konnte, doch da hatte schon jemand IHRE Hüften gepackt und setzte sie langsam auf dem Gras ab. "So," grinste Paul sie an. "Die eine hätten wir ja dann, fehlt noch die, die so finster dreinschaut!" Er machte Anstalten, nach Tâle zu greifen, doch sie schlug ihm auf die Finger.

"Ich bin neun Jahre lang Geländeprüfungen geritten und mich hat noch NIE jemand aus dem Sattel gehoben! Ich werde heute nicht damit anfangen, mich beim Absteigen begrapschen zu lassen!" Dabei schwang sie völlig unprofessionell ihr rechtes Bein über den Hals des Pferdes, so daß sie jetzt seitlich, wie auf einem Sofa, auf dem Sattel saß, und stieß sich ab. Sie landete so hart gegen Paul, daß sie ihn fast umgeworfen hätte - und ihr Knöchel war spätestens jetzt auch endgültig verknackst.

"Soll ich -?" setzte der Soldat an.

"Nein!" knurrte Tâle. "Sapera, hilfst du mir mal?"

Six, die sich während der peinlichen Aktion ihrer Freundin erschöpft an einen Zaun gelehnt hatte, nickte stumm und schleppte sich zu ihr herüber. "Dein Bademantel ist da zerrissen... und da auch..."

Tâle wartete, bis Paul aufgehört hatte zu starren und die Pferde wegführte. "Ja. Ich schätze, wir sehen beide ziemlich lädiert aus. Laß uns reingehen und hoffen, daß Adelheid so nett ist, wie ich es mir wünsche."

"Und wenn nicht?" fragte Six leise.

"Würde mich nicht wundern. Die hat in ihrem Leben schon so einiges mitgemacht. Wenn ich mir das so überlege... In unserer Zeit wäre sie wahrscheinlich eine wahnsinnige Massenmörderin, die ihre Opfer aufißt und ihre Häuser abfackelt..."

Six' Augen weiteten sich. "Na toll, das sind ja gute Aussichten! Mach mir nur weiter Angst!"

Vom Stall her rief Paul: "Geht schon mal rein, ich komme nach!"

Schulterzuckend wollten die beiden Bademantel-Modells sich in Bewegung setzen. Allerdings konnte Tâle ohne Hilfe keinen Schritt gehen, so daß ihre Freundin sie bis zur Tür schleppen mußte. Währenddessen war Paul längst fertig und schon dabei, zu klopfen, als seine Gäste auf der Veranda ankamen.

"Ihr seid ziemlich langsam," kommentierte er frech.

Kurz darauf wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet - gerade weit genug, um den Lauf eines Gewehrs hindurchzuschieben. Jemand blendete Paul mit einer Laterne. "Ach, DU! Komm rein."

Es war eine Frauenstimme gewesen, eindeutig - wenn auch ziemlich verschlafen und daher ein bißchen heiser. Die drei müden Reisenden betraten das Haus.

"Mann, ist es hier drin dunkel! Mach mal einer Licht an!" beschwerte Six sich.

"Mehr Licht geht nicht," erklärte Tâle und deutete auf die Laterne, die einen schwachen Schein verbreitete. "Wir werden damit auskommen mü-"

"Das sind Adelheid und..." wurden sie von ihrem tapferen Retter unterbrochen, "WIE heißt du nochmal?"

"Sapera!"

"Ja, Adelheid und - die mit dem unaussprechlichen ausländischen Namen," stellte er sie vor. "Sie behaupten-"

Dieses Mal wurde er unterbrochen. Von seiner Kusine, die, wie Tâle und Six selbst im Halbdunkel der Laterne erkennen konnten, nur schnell einen Morgenmantel über ihr Nachtgewand geworfen hatte. "Meine Güte, Paul, sie sind völlig durchgefroren! Bist du nicht auf den Gedanken gekommen, ihnen wenigstens etwas warme Kleidung zu organisieren?!" Und das klang jetzt verärgert.

Adelheid I. schien mit einem Schlag hellwach zu sein.

"Du k-" setzte er überrascht an.

"Sei still und mach Feuer!" befahl sie streng; dann lehnte sie das Gewehr zurück an die Wand. Erst jetzt bemerkten Tâle und Six den Schatten im Türrahmen. Er gehörte zu einem Mädchen, jünger als sie beide, auch in Morgenmantel und Pantoffeln.

"Margie, hol ein paar warme Sachen für die beiden," wandte Adelheid sich in ihre Richtung. Der Schatten verschwand.

Ihre Gastgeberin lotste die beiden Zeitreisenden in ein vom Flur abgehendes Zimmer und schloß die Tür. Dann fragte sie sachlich: "Wer seid ihr?"
 

Ff...

Warum wolltet ihr... diesen Offizier "vögeln"?

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

"Sapera und Adelheid," antwortete Six. "Hat Paul doch schon gesagt."

Adelheid schüttelte den Kopf. "Ihr tragt zerrissene Unterwäsche und Spuren von Fesseln an den Handgelenken. Außerdem seht ihr aus, als wärt ihr nach einem Nahkampf zu lange durch die Kälte geritten.

Woher kommt ihr? Wo sind eure Familien?

Zu welchem Volk gehört ihr?"

"Ich bin Deutsche, sie ist Österreicherin," gab Tâle zu. "Mehr können wir wirklich nicht sagen, weil wir es nicht wissen."

Adelheid seufzte, nahm von einem nahen Sofa eine Decke und faltete sie auf. "Kommt, setzt euch und wickelt euch darin ein.

Wißt ihr wenigstens, wie ihr hergekommen seid?"

Six sah Tâle bedeutungsvoll an.

"Du willst es ihr sagen?"

Six nickte.

"Na gut. Aber sie wird uns nicht glauben."

"Laßt es darauf ankommen," schlug Adelheid vor, die den Blickwechsel der beiden ruhig verfolgt hatte. Sie setzte sich auf einen unbequem aussehenden Stuhl, nachdem ihre Gäste auf den Sofa platzgenommen hatten.

"Wir kommen aus der Zukunft," flüsterte Six.

Als Adelheid nicht reagierte, setzte sie hinzu: "Wir waren zu Hause und haben über preußische Pferde gesprochen und sowas. Adelheid -" Sie zeigte auf Tâle. "- hat mir von dir erzählt und den deutschen Hilfstruppen in Amerika. Eigentlich ging es ja um Tavy, weil der ABSOLUT lecker ist..."

"Sapera..." warf Tâle ein. "Das interessiert sie nicht."

"Natürlich tut es das," widersprach ihre Gastgeberin. "Wer oder was ist ein Tavy und was hat >absolut lecker< zu bedeuten?"

Etwas hilflos zuckte Six mit den Schultern und sah dann entschlossen ihre Freundin an. "Das erklärst DU ihr, du bist hier das Sprachgenie!"

"Du hast Minderwertigkeitskomplexe. Und das, obwohl du aus dem Land kommst, in dem Sigmund Freud praktiziert hat. Schwache Leistung!"

"Er war ja schon tot, als ich geboren wurde -" verteidigte Six sich empört.

Adelheid räusperte sich. "Bitte?"

Ergeben lenkte Tâle ein. "Es geht um einen britischen Kavallerie-Offizier, mit dem wir uns... ziemlich intensiv beschäftigt haben..."

"Wir wollten ihn vögeln. ICH will das immer noch," unterbrach Six stolz und um Tâle eins auszuwischen. Dann fiel ihr etwas ein. "Oh - VÖGELN ist übrigens-"

Adelheid hob abwehrend die Hand. "Danke, ich WEISS, was das ist!"

Verwundert piekste Six Tâle mit dem Zeigefinger an.

Unaufgefordert erklärte ihre Freundin: "Das Wort gibt es im Deutschen schon seit dem Mittelalter. Ist also nicht ungewöhnlich, wenn sie das kennt.

Kann ich jetzt weitermachen?"

"Warum wolltet ihr... diesen Offizier >vögeln<?" fragte Adelheid, bevor Tâle Luft holen konnte. Sie sprach das letzte Wort so aus, als würde sie es mit spitzen Fingern hochheben, um es zum Misthaufen zu tragen.

Offensichtlich gefiel es ihr nicht, auch wenn sie es kannte.

Dieses Mal schaffte Tâle es, einem Kommentar von Six zuvorzukommen. "Weil es in der Zukunft Verhütungsmittel gibt - man bindet sich also nicht ein Leben lang an einen Mann, mit dem man ein einziges Mal geschlafen hat, sondern kann einfach tun, wozu man Lust hat, ohne ihn hinterher wegen eines Kindes heiraten zu müssen.

Der andere Grund ist natürlich, daß er wahnsinnig gut aussieht, der perfekte Soldat ist, reitet wie ein junger Gott und den Feldzug gegen die Amerikaner praktisch ganz allein führt, während seine Vorgesetzten ihm das Leben schwermachen..."

"Er tut uns auch leid, weil er durch einen dummen Zufall sein Erbe verloren hat und deshalb wahrscheinlich noch Jungfrau ist - da wollten wir ihm halt helfen!" warf Six ein.

"Helfen..." wiederholte Adelheid nachdenklich. "Ich kann nachvollziehen, daß man einen Mann attraktiv findet, weil er ein guter Reiter und ein guter Soldat ist.

Auf Äußerlichkeiten dagegen sollte man nicht allzu viel geben. Oft genug bringt einen das in Schwierigkeiten, weil man sich aufgrund eines hübschen Gesichts selbst etwas vormacht. Und - im Ernst - Mitleid ist nie ein guter Grund, sich um jemanden zu bemühen.

...

Hattet ihr Erfolg?"

"Nein," sagte Tâle. "Wie gesagt, wir haben uns über ihn unterhalten und plötzlich...

Naja, wir müssen durch so eine Art Zeitloch gefallen sein, jedenfalls waren wir plötzlich hier, mehr als 200 Jahre vor unserer Zeit. Wir landeten direkt in seinem Zelt.

Leider fand er das nicht lustig. Er hielt uns für Spione und wollte uns hängen lassen, allerdings erst morgen früh.

Euer Cousin hat uns gerettet."

"Und der sieht auch nicht schlecht aus..." meinte Six grinsend. Ihr war inzwischen einigermaßen warm geworden, so unter der Decke neben Tâle. Das hob auch ihre Stimmung wieder.

Adelheid runzelte die Stirn. "Ich weiß nicht, ob es in der Zukunft möglich sein wird, durch die Zeit zu reisen. WIR können es jedenfalls nicht. Und wenn wir es nicht können, kann es auch kein anderer.

Ich nehme an, ihr habt keinerlei Beweise für eure Herkunft?"

Die beiden schüttelten den Kopf.

"Wahrscheinlich gibt es hier niemanden, der solche Bademäntel hat wie wir..." meinte Tâle. "Aber das würde ich nicht unbedingt für einen Beweis halten."

Adelheid stimmte dem zu.

"Sie... Ihr schickt uns aber nicht wieder raus in die Kälte zu den Engländern?" fragte Six bang.

"Ich dachte, dahin wolltet ihr," deutete Adelheid lächelnd an. Dann stand sie auf. "Nein. Ihr kommt vermutlich wirklich aus der Zukunft, sonst wüßtet ihr, daß wir unsere eigenen Leute nicht im Stich lassen.

Und nicht einmal eine Österreicherin.

Wir sind schon mit schlimmerem fertiggeworden.

Wenn ihr aufstehen könnt, folgt mir in die Küche. Ich werde euren... Retter zwingen, Tee zu machen. Und meine Nichte sollte mittlerweile etwas passendes für euch gefunden haben."
 

Ff...

Von Steinheim

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

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~*~

Tâle und Six waren bei der Erwähnung von Tee aufgesprungen und Adelheid gefolgt. Tatsächlich brannte im Kamin in der Küche ein großes Feuer und Paul, der auf seinem Pferd so großspurig getan hatte, schleppte gerade einen Kessel heran, um Wasser zu kochen.

Auf einer Truhe am Fenster lagen... Stoffbündel, die vermutlich Nachthemden darstellen sollten.

"Was ist denn schlimmer als eine Österreicherin?" wollte Six wissen, nachdem sie sich ihr Bündel geschnappt hatte.

"Was?"

"Ihr habt gesagt, Ihr hättet es schon mit schlimmerem als mit Österreichern zu tun gehabt," mein sie.

"Und das ist ungewöhnlich, wenn man bedenkt, daß Ihr Preußin seid und Euer Land Österreich noch vor ein paar Jahren ziemlich heftig bekriegt hat," ergänzte Tâle. Es interessierte sie zwar nicht, was Adelheid mit der Andeutung gemeint hatte, aber sie war der Auffassung, sie müßte Six unterstützen. Gleichzeitig bewegte sie sich mit ihrem Bündel Richtung Tür, weil sie sich nicht vor Pauls Augen umziehen wollte.

Natürlich hatte der Soldat auch gleich einen Einwurf zu machen: "Meinst du den Hessen?"

"Du, Adelheid 2, hier gibt's DOCH einen Hessen!" Six knuffte Tâle im Vorbeigehen.

"Nein, eigentlich hatte ich einige Dänen im Auge, die sich wie die Wandalen aufführen, sobald sie sich in Sicherheit fühlen," ließ Adelheid ihren Cousin mit einem bedeutungsvollen Seitenblick wissen.

"Ich bin nur HALB Däne!" verteidigte der sich. "Und sag ihnen, sie sollen sich hier umziehen! Sind schließlich deine blöden Freundinnen, die ich vor den Engländern retten mußte!"

"Ja, und dafür bin ich dir sehr dankbar," stoppte seine Cousine entnervt seine beginnende Predigt. "Aber Baroness Steinheim und ihre Schwägerin sind adlig genug, sich nicht von dir begaffen lassen zu müssen, während sie die Kleider wechseln."

Einen Moment lang war Adelheid die einzige im Raum, die nicht völlig perplex aus der Wäsche sah.

"Von Steinheim?" fragte Paul langsam. "Dann ist er tatsächlich verheiratet? Hätte ich nicht gedacht!

Aber... müßte die nicht irgendwo weiter im Norden wohnen? Schließlich ist ER ja auch da stationiert."

"WER?" wollte Six, die ihre Sprache wiedergefunden hatte, wissen.

Tâle drehte sich mit äußerster Präzision zu ihr um. "Der Hesse."

Paul hinderte Six an einer verblüfften Bemerkung. "SO nennst du ihn? Auch im Bett?"

Adelheid trat ihm gegen's Schienbein, was etwas die Wirkung verfehlte, weil sie nur Pantoffeln trug. "Reiß dich zusammen und hol den Tee vom Schrank.

Die Baroness und ihre Schwägerin wollen in den Salon gehen und ihre... Reisekleidung ablegen." Mit einer Geste deutete sie auf eine Tür neben der Flurtür und Tâle zerrte Six schnell hindurch.

Sie fanden sich in einem großen Wohnzimmer wieder, das selten benutzt zu werden schien.

"DU... bist mit dem kopflosen Hessen verheiratet, habe ich das richtig verstanden?!" zischte Six, sobald sie sich unbeobachtet fühlte.

"Nicht wirklich.

Erstens hat Adelheid das nur behauptet und zweitens hat er seinen Kopf im Augenblick ja noch!" widersprach Tâle.

"Du hast mir nie erzählt, daß er >von Steinheim< heißt!"

"Können wir uns bitte zuerst anziehen?"

"Na gut."

Die Kleidung bestand aus einem dicken ärmellosen Unterhemd, das noch die Oberschenkel halb bedeckte, einem etwas dünneren, langärmligen, knöchellangen Unterkleid und einem sehr warmen weißen Leinennachthemd, das den Fußboden berührte, als sie ihre eigene Kleidung abgelegt und die geliehene übergestreift hatten. Zusätzlich gab es ein Paar Söckchen und ein Paar dicke Kniestrümpfe.

"Gott, wie zieht man das an? Und warum ist es so viel?

Das ist total unromantisch!" jammerte Six.

"Aber praktisch. Hält warm," meinte Tâle. "Du mußt die Söckchen zuerst anziehen. Darüber dann die Strümpfe. Die Söckchen sind aus ganz dünnem Material; allein in den Wollstrümpfen würden deine Füße viel zu viel schwitzen, das wäre nicht sehr angenehm."

"Hör mir bloß damit auf..."

"Die Damen...?" fragte eine weibliche Stimme von der Tür her. "Ich bin es, Marjorie. Ich habe zwei Morgenmäntel gefunden."

"Danke!" Six rannte hin, schnappte sich die Überwürfe und teilte dann mit Tâle. "So, jetzt sollte uns nicht mehr kalt werden." Sie warf einen Blick zur Tür, aber Marjorie - oder Margie, wie Adelheid sie genannt hatte - war schon wieder gegangen. "Und jetzt erzähl mir mal was über unseren lieben Freund, den irren Hessen!"
 

Ff...

Sie will, daß ich ihn vögele!

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

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~*~

"Ich an deiner Stelle würde ihn nicht als irre bezeichnen. Er hat eine Axt und kann damit umgehen..." gab Tâle zu bedenken.

"Ja, ja, schon gut!

Was ist jetzt mit ihm?!"

"Ich wußte auch nicht, daß er >von Steinheim< heißt, aber - ich habe über einen hessischen Söldner namens Reinald von Steinheim gelesen, der der zweite Sohn eines Barons aus Hessen-Kassel war. Er soll es hier ziemlich wild getrieben haben - militärisch gesehen, meine ich - und die Amerikaner haben sich jedes Mal schon naßgemacht, wenn sie nur seinen Namen hörten.

Außerdem war er im Norden der Kolonien stationiert und hatte ein riesiges schwarzes Pferd, das ein Überbleibsel aus seiner Zeit beim preußischen Militär war...

Als ich dann hörte >Baroness<, >von Steinheim<, >Norden< und wie verwundert Paul war, daß ER verheiratet ist, spukte sofort Christopher Walken in meinem kleinen, kranken Hirn herum. Muß eine plötzliche Eingebung gewesen sein." Tâle band sich den Morgenmantel vorne zu und hob das schmutzige, zerfetzte Stück Stoff auf, das einmal ihr Bademantel gewesen war.

"Die Frau des Hessen, ich fasse es nicht!" murmelte Six nur, als sie dasselbe tat und mit ihrer Freundin den Salon verließ.

Paul und Adelheid waren noch da, hatten aber mit dem Tee auf sie gewartet.

"Wußte gar nicht, daß er eine Schwester hat," begrüßte der selbsternannte Halbdäne sie.

"Hat er nicht," bemerkte Adelheid kryptisch.

Daraus schloß Tâle, daß sie jetzt an der Reihe war. "Äh, Sapera ist die Frau meines Bruders. Sie ist zwar Österreicherin, war aber - wie ich - auch lange im Ausland und... deshalb hat sie so einen seltsamen Namen und mein Bruder fand es nicht schlimm, eine Frau zu heiraten, die praktisch noch nie in Österreich gewesen ist."

"Kenne ich Euren Bruder, Baroness?" fragte Paul mißtrauisch.

Wieder lenkte Adelheid davon ab, daß Tâle in diesem Punkt nicht über Einzelheiten bescheid wissen konnte. "Nein, er ist einer von den Winzern vom Rhein. Landadel, ein Ritter oder sowas. Hat eine Burg auf der Westseite. Der Familienname ist Arminius, oder?"

Tâle nickte dankbar. Sie verstand die Anspielung - Rhein, Burg, Niederwalddenkmal, Hermann der Cherusker, auch genannt Arminius. Offensichtlich konnte Paul damit aber nichts anfangen und wollte nur wissen, ob Herr Arminius möglicherweise dazu gebracht werden könnte, ihm eine nette Kiste Wein zu schenken, weil in Dänemark ja so verdammt wenig davon wuchs.

Adelheid komplimentierte ihn aus der Küche, unter dem Vorwand, er müsse sich ausschlafen, um morgen entweder weiter vor den Briten fliehen zu können oder sich ihnen zu stellen und das peinliche Mißgeschick zu bedauern, das es so hatte aussehen lassen, als wäre er böswillig desertiert. Dann setzte sie sich wieder zu ihren Gästen und schenkte ihnen Tee ein. Schweigend und nippend saßen die drei Frauen eine Weile am Tisch.

Dann meinte Six: "Sollte ich nicht bei meinem Ehemann sein oder so? Und was ist mit Adelheid? Wird der Hesse sie besuchen kommen?"

"Nicht, wenn mein Cousin den Mund hält," entgegnete die Preußin. "Aber da das sehr unwahrscheinlich ist... Wahrscheinlich wird Reinald spätestens übermorgen wissen, daß es hier eine Frau gibt, die angeblich mit ihm verheiratet ist; das heißt, wir können in etwa einer Woche mit ihm rechnen."

"Großer Gott! Und das sage ich wirklich nicht oft..." stöhnte Tâle. "Was wird er tun, wenn er mich sieht?"

"Vielleicht ist er ja froh, mal eine abzukriegen, die keine Hexe oder sonstwie gestört ist," grummelte Six in ihren Tee. "Obwohl - das mit der Hexe..."

"Und der Gestörten - ja, danke!" gab Tâle sarkastisch zurück. "Ich bin so gut wie tot."

"Nein, nein, Reinald ist nicht so schlimm, wie die Briten behaupten.

Er ist ein guter Soldat.

Und ein guter Reiter.

Und er bringt unsere Kampagne sehr voran.

Außerdem... sieht er auch nicht gerade schlecht aus," bemerkte Adelheid lauernd.

Tâle starrte sie an. "Du winkst mit dem Zaunpfahl, richtig?!

Oh Gott!!!"

Six sah auf. "Was?"

"Sie will, daß ich ihn vögele!" übersetzte Tâle Adelheids subtile Andeutungen.

"Na, wenn er's nötig hat..." Six zuckte mit den Achseln und schlürfte ein bißchen.

"Wir haben keine Kondome dabei, darf ich dich daran erinnern?" fauchte Tâle.

"Also prinzipiell würdest du schon - du hast nur Angst, statt eines Gummis ein Stück Schafdarm zu nehmen?"

"Wo hast du denn DAS her?"

"Hast du mir mal erzählt - glaube ich..." Six schlürfte weiter.

"Ich erzähle dir NIE wieder irgendwas!" Frustriert wandte sich Tâle wieder an ihre Gastgeberin, die süffisant grinste. "Bitte, erzählt mir etwas über meine... plötzlich aufgetauchte neue Familie. Damit ich mich nicht jede Sekunde mit diesem Alptraum beschäftigen muß..."

"Schon gut, du bist müde und überreizt," gab Adelheid bei. "Wahrscheinlich wird überhaupt nichts passieren. Ich denke, ich kann Reinald im Notfall überreden, mitzuspielen. Immerhin ist es tatsächlich so, daß er eine Frau braucht..."

Tâle bekam große Augen.

"Nein, nicht DAFÜR!" beruhigte Adelheid sie. "Es geht nur darum...

Er ist nicht besonders zurückhaltend mit seiner Einstellung und - er >maskiert< sich. Das heißt, er bemalt sein Gesicht, wenn er in die Schlacht geht und-"

"Feilt die Zähne spitz," redete Six dazwischen.

"- ja, so in etwa...

Fakt ist, daß viele Frauen schlicht Angst vor ihm haben. Sie können offensichtlich nicht hinter diese Fassade sehen und verstehen nicht, daß das Mittel sind, mit denen er seine Gegner einschüchtert - und nicht sein normales Erscheinungsbild.

Nun, ihr habt Paul kennengelernt. Die meisten Deutschen hier sind nicht viel anders. Sie machen sich lustig über Reinald, weil er zu Festen zwischen den Schlachten immer alleine kommt. Eine... Begleiterin wäre gut für ihn."

"Warum tut Ihr das nicht?" fragte Tâle geradeheraus.

"Für mich klang's auch so, als wärt Ihr in ihn verliebt," stimmte Six zu.

Adelheid schüttelte den Kopf. "Nein.

Er ist... bewundernswert, aber ich habe keine sonstigen Pläne mit ihm."

"Warum nicht?" hakte Six nach.

"Es ist einfach so.

...

Und - wenn ich ihn wollte, hätte ich ihn."

"Was ist mit diesen... Arminius-Leuten?" wechselte Tâle das Thema. "Können die uns gefährlich werden?"

Adelheid trank ihre Tasse leer und schenkte sich nach. Dann verneinte sie abermals. "Sie sind Winzer von niederem Adel. Die Familie meiner Mutter lebt in der Gegend; und ich habe als Kind ein paar Jahre dort verbracht, bei meinen Großeltern. Daher kenne ich die Familie Arminius. Sie hatten einen Sohn und eine Tochter, die heute etwa in deinem Alter wären."

"Aber...?"

"Er fiel im Krieg und sie nahm sich das Leben.

...

Es macht keinen Unterschied. Du kannst ihre Stelle einnehmen - Adelheid, oder wie du auch heißen magst. Niemand wird überprüfen können oder wollen, ob du tatsächlich von diesem Gut stammst. Oder ob deine Freundin mit Walter Arminius verheiratet war. Jedenfalls macht das euch beide adlig, wenn auch nur ein bißchen."

Tâle nickte nachdenklich. "Solange dein Märchen hält, ist alles in Ordnung. Aber ich würde mich sicherer fühlen, wenn ich selbst diese Geschichte geschrieben hätte. Dann hätte ich wenigstens alle Fäden in der Hand und wüßte, daß uns nichts passieren kann."
 

Ff...

Laß uns ehebrechen!

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~*~

Nachdem Tâle sich noch eine Weile sinnlos aufgeregt hatte, erklärte Six der inzwischen etwas genervten Adelheid: "Das ist ihr übliches abendliches Ritual; das macht sie auch andauernd im ICQ - muß auf die letzte Minute noch irgendwas finden, woran sie sich abreagieren kann und ich komme dann nicht ins Bett.

Übrigens - wir nehmen ein Doppelbett, wenn es Euch recht ist."

"Alles was ihr wollt," antwortete Adelheid und führte Six und die immer noch labernde Tâle aus der Küche, eine Treppe hinauf in einen Flur, von dem ein ausreichend großes, sogar einigermaßen warmes Schlafzimmer abging. Danach verabschiedete sie sich und wünschte den beiden eine gute Nacht - während Six Tâles Redefluß stoppte und ihre Freundin darum bat hatte, ihr die Schlafgewohnheiten des 18. Jahrhunderts zu erklären; frei nach dem Motto: "Wenn du schon redest, kannst du mir auch helfen, ins Bett zu kommen."

Das gestaltete sich tatsächlich als schwierig, weil das Bett nicht nur kürzer war als jedes, das Six jemals benutzt hatte, sondern auch höher.

Dazu mußte Tâle natürlich ein Gimmick zum besten geben: "Ich hatte mal eine Freundin, die hat sich aus einem IKEA-Schrank ein Bett gebaut, weil's billiger war. Das sah auch so ähnlich aus. Ziemlich hohe Seitenwände."

"Das KONNTEST du dir jetzt nicht verkneifen, oder?" fragte Six sarkastisch. "Ich will wissen, wie ich da reinkomme! Gibt es hier eine Trittleiter oder sowas?"

"Stufen," bemerkte Tâle knapp. "Normalerweise auf einer Seite."

Tatsächlich gab es an der Fensterseite drei kleine Holzstufen, über die die beiden schließlich ins Bett kletterten.

"Ich hätte ein Himmelbett oder was in der Art erwartet," meinte Six, als sie endlich unter den zahlreichen schweren Decken vergraben waren.

"Ein Baldachin? Das ist nur was für Könige und Päpste und sonstige Irre, obwohl man auch das hier wahrscheinlich nicht allzu laut sagen sollte. Die von Domhardts sind verdammt königstreu.

Ist das DEINE Hand?"

Six grinste. "Ja."

"Das läßt du lieber, ich bin eine verheiratete Frau!"

"Kannst du die Ehe nicht..." Sie suchte nach dem Wort. "... annulieren lassen?"

"Was?!"

"Du hattest doch noch nichts mit dem Hessen. Und du hast mir mal erzählt, in früheren Zeiten war eine Ehe ungültig, wenn sie nicht vollzogen wurde."

Tâle stöhnte. "Wie ich schon sagte: ich erzähle dir NIE WIEDER was!

Schlaf jetzt. Wir haben einen anstrengenden Tag vor uns..."

"Ja, ganz besonders DU!

ICH bin Witwe und kann mich mit geilen Briten vergnügen, wie ich will!"

"Ja, ja, mit Schafdärmen...

Ich erinnere mich, daß du das noch eklig fandest, als ich es dir erzählt habe..." Tâle drehte sich auf die Seite. Prompt war Six in ihrem Rücken und kuschelte sich an. "Ich glaube, ich schlafe DOCH mit ihm! Er kann im Bett nicht halb so anhänglich sein wie du!"

"Ja, ich bin ein Klammeräffchen!" gab Six frech zu. "Behaupte bloß nicht, daß dir das nicht gefällt!"

"Ich sage dir, was mir nicht gefällt: daß wir Paul in Schwierigkeiten gebracht haben - obwohl ich auch glaube, daß der sich aus fast allem wieder herauswinden könnte. Daß ich mit einem völlig Fremden angeblich verheiratet bin und mir auf Abruf in Sekundenschnelle alle möglichen hirnrissigen Stories über unsere tolle gemeinsame Ehe aus den Fingern saugen muß. Daß ich hier festsitze ohne Dusche, ohne Auto und ohne Gewißheit, daß ich diesen Alptraum überleben werde.

...

Du bist so ziemlich mein einziger Lichtblick."

Six hob alarmiert den Kopf. "Laß uns ehebrechen!"
 

Ff...

Schlaflos in South Carolina

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~*~

Tâle hatte Six erklärt, daß sie nicht einfach so mit jedem schlafen konnte, der mal was nettes zu ihr sagte und danach waren beide ziemlich bald eingeschlafen. Selbst die große Meisterin des Absurden hatte keine Energie mehr gehabt, noch länger wachzubleiben und sich Gilderoy Lockharts neue Abenteuer zusammenzuspinnen.

Am nächsten Morgen sah die Welt schon erfreulicher aus. Allerdings hätten beide das, was Adelheid >Morgen< nannte viel eher als >mitten in der Nacht< bezeichnet. Sie wurden in der Dunkelheit geweckt. Kalt war es noch immer und sie hörten Paul umherstolpern, um Feuer zu machen. Als schließlich ein Ofen soweit war, änderte sich die Temperatur dadurch nicht wirklich.

Eins der wenigen Dinge, die sie sehen konnten, waren ihre Atemwolken in der eisigen Luft der Küche. An den Fenstern wuchsen Eisblumen - an der INNENSEITE.

"Keine Angst, das ist normal" behauptete Tâle zitternd. "Das war noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch bei uns so, im Winter..."

Six stöhnte: "Wieso?!"

"Keine Doppelverglasung. Keine Zentralheizung. Keine ordentliche Isolierung."

"Konnten diese Deppen nicht in Florida bauen?!"

"Willst du Malaria oder Cholera oder von einem Alligator gebissen werden?" fragte Tâle.

"Nein. Wo sind wir eigentlich?"

Statt selbst zu antworten schlurfte Tâle halb erfroren zu Paul hinüber und stellte ihm dieselbe Frage.

"Na, mal sehen," setzte der Soldat an. "Auf jeden Fall deutsches Territorium."

"Woher weißt du das?" wollte Six wissen.

"Da, wo wir hinbauen, das ist halt deutsches Territorium. Sonst würde es ja keinen Sinn machen. Das Land gehört sonst niemandem," anwortete er, als wäre das völlig klar.

"Was ist mit den Indianern?"

"Rothäute? Doch nicht hier! Sind entweder tot oder weitergezogen. Da haben die Briten und die Spanier uns die Arbeit abgenommen." Er zuckte mit den Schultern. "Nicht besonders erfreulich - für die Rothäute -, aber zumindest müssen wir uns jetzt nicht mit ihnen herumschlagen. Ein paar sind noch übrig, die dienen bei den Briten als Scouts und was weiß ich."

Six setzte sich. "Hört Ihr euch mal gelegentlich zu?"

"Wieso?" Paul legte noch mehr Holz nach und zog für Tâle und sich Stühle heran. "Was meint Ihr?"

"Na... Indianer sind AUCH..."

"Wir sollten diese Diskussion beenden - SCHNELL!" ging Tâle dazwischen. Zu Paul sagte sie: "Sapera meint gar nichts, sie ist nur nicht daran gewöhnt, so früh schon auf den Beinen zu sein. Und es ist ziemlich kalt."

Paul grinste. Obwohl er weit weniger dick bekleidet war als die Frauen, schien er nicht sehr zu frieren. Er stand wieder auf, fachte den Herd an und stellte einen größeren Topf darauf.

Six rückte näher zu Tâle heran und zischte: "Ich hoffe, er macht Frühstück. Ich verhungere gleich. Und was sollte das mit den Indianern?"

"Mit einem Imperialisten kannst du so nicht reden - und in dieser Zeit sind ALLE Europäer Imperialisten. Indianer, Schwarze, Asiaten und so weiter sind nicht einmal wirklich Menschen für sie. Da kommst du nicht mit Logik bei - du müßtest ihnen medizinisch einwandfrei nachweisen, daß das keine Tiere sind, die bloß wie Menschen aussehen. Und selbst dann würden sie es noch nicht glauben.

Mit dem Thema bringst du dich nur in Schwierigkeiten, also laß es besser.

Und... Frühstück... Kennst du Haferschleim?"

Six beugte sich vornüber und tat so, als würde sie sich übergeben.

"Mit Honig ist er eigentlich ganz ok.

Genau wie Dickmilch."

"Wie WAS?!"

"Haferschleim, Dickmilch, Honig, Tee," wiederholte Tâle das Menü. "Ich schätze, damit dürfen wir hier rechnen. Und unser Spezi am Herd wird wahrscheinlich warmes Bier trinken."

"Sei bloß still, sonst kotze ich wirklich!

Das meinst du doch nicht ernst! Nachdem er uns gestern den ganzen Nachmittag damit zugelabert hat, wie abartig er englisches Bier findet?" Sie setzte sich wieder gerade hin, als Paul in ihre Richtung sah und winkte nervös.

Etwas überrumpelt winkte er zurück.

Tâle schüttelte den Kopf. "Unsere tapferen Jungs trinken ihr Bier entweder eiskalt oder richtig warm. Nur LAUWARM mögen sie es nicht. Sonst wären sie ja auch Engländer.

Und - seien wir ehrlich: lauwarm schmeckt es wirklich beschissen."

"Du mußt mir trotzdem keine solchen Horrorgeschichten erzählen!" beschwerte Six sich. "Jetzt hast du mir für den Rest des Tages den Appetit verdorben."

"Schade, der Haferschleim ist wohl gerade warm geworden," feixte Tâle mit einem Wink zum Herd hin. Laut fragte sie: "Wo sind Adelheid und die Mädchen?"

"Im Stall, das Vieh füttern," gab Paul zurück. "Wenn euch immer noch kalt ist, solltet ihr dahin gehen. Die Pferd wärmen, vor allem, wenn sie so zusammengepfercht sind wie jetzt."

"Nein, danke," antwortete Six und setzte, für ihn unhörbar hinzu: "Mir ist kalt, ich habe Hunger, hier gibt es schon kein fließend Wasser - ich will nicht auch noch nach Pferd stinken!"

Tâle bedachte sie mit einem warnenden Blick und nahm eine Schüssel und einen Löffel von Paul entgegen.

Six zögerte, als ihr das, was der Halbdäne für Frühstück hielt, angeboten wurde.

"Nun nimm schon," befahl Tâle. "Das Zeug ist richtig heiß. Wird dich von innen wärmen."

"Tee kommt gleich," fügte Paul hinzu.

Ergeben probierte Six einen Löffel. "Honig!"

Als ein paar Minuten später das Frühstück größtenteils zu ihrer Zufriedenheit verlief, sie sogar die Hälfte der Schüssel geschafft hatte und sich zudem an einer großen Tasse Pfefferminztee anklammerte, ertönte plötzlich ein sehr störendes Poltern schwerer Stiefel auf dem Flur.

Die beiden Frauen sahen auf - Paul hatte mit einer Bewegung, die bei den Lichtverhältnissen für ihre Augen zu schnell war, irgendwoher einen Säbel gezogen. Die Tür wurde aufgestoßen.

Vom schwachen Feuerschein beleuchtet war eine Uniform erkennbar - das Gesicht des Fremden, der auf der Schwelle stehengeblieben war, lag noch im Schatten, wie das des Mannes hinter ihm, der offenbar auch Uniform trug, worauf ein Aufblitzen von metallenen Knöpfen hindeutete.

"Scheiße, Briten!" entfuhr es Paul.

"Leg die Waffe weg!"
 

Ff...

Die Mädels und das Mieder

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~*~

Adelheid drängelte sich an den beiden Soldaten vorbei. Ihr Cousin ließ den Säbel sinken und legte ihn schließlich auf die Anrichte.

"Das sind Oberst Tavington und sein Zweitkommandierender Hauptmann Bordon," sagte sie, immer noch auf Deutsch. "Der Rest des Regiments wartet draußen. Ich habe den beiden Herren hier gesagt, daß du bei mir bist, und ihnen erklärt, warum du ihre Gefangenen entführt und zu mir gebracht hast.

Sie sehen ein, daß es keine andere Möglichkeit gab..." Sie warf Tavington, der sich nicht vom Fleck gerührt hatte, einen undefinierbaren Blick zu. "Wenn du jetzt mit ihnen zurückreitest, werden sie den Vorfall vergessen."

In diesem Moment ertönte draußen ein Schuß.

Weder Six, noch Tâle hatten jemals einen echten Musketenschuß gehört, aber der Lärm konnte einfach von nichts anderem stammen. Selbst in der Küche war der Knall noch ohrenbetäubend laut.

"Oh Gott, das ist Kathaus!" entfuhr es Adelheid. Sie stürzte hinter Tavington und Bordon hinaus.

"Kathaus?" rief Six in Pauls Richtung.

"Franz Kathaus, der andere Kerl - wie heißt er noch?! - Tarleton, glaube ich, hat sich seiner Tochter gegenüber Freiheiten herausgenommen und Kathaus hat geschworen, den Spinner das nächste Mal abzuknallen, wenn er sich in der Nähe seines Hauses blicken läßt!

Ich schätze, er konnte in der Dunkelheit die Einheiten nicht unterscheiden!" Nach der schnell hingeworfenen Erklärung sprintete auch er aus der Küche.

"Los, komm!" befahl Six und wollte Tâle hinterherzerren.

"Was genau willst du dir da ansehen?" fragte ihre Freundin. "Eine Schießerei in der Dunkelheit, bei der du womöglich auch noch getroffen wirst? Wir bleiben, wo wir sind und -"

"- zieht Euch an," ergänzte ein Schatten im Türrahmen.

"Marjorie!" atmete Tâle erleichtert aus, als sie das Mädchen erkannt hatte.

"Stimmt. Meine Tante hat schon Kleider für Euch herauslegen lassen. Aber Ihr wart noch nicht wach... Kommt, ich helfe Euch." Sie ging voraus zur Treppe.

Six zog es noch immer zur Haustür, aber widerstrebend folgte sie den beiden anderen hinauf.

Sie konnten durch das offene Fenster ihres Zimmers hören, was draußen gesprochen wurde, während Marjorie ihnen eine Lampe anzündete und sie auf die ein oder andere Kleinigkeit hinwies.

Tatsächlich schien jemand angeschossen worden zu sein, von einem deutschen Siedler, der die Ehre seiner Tochter verteidigen wollte. Adelheid redete so gnadenlos vernünftig auf beide Parteien ein, daß die beiden heimlichen Zuhörer im ersten Stock sich wunderten, warum das Palaver so lange dauerte. Vielleicht lag es an Paul, dessen Versuche, den aufgebrachten Vater zu beschwichtigen, nicht wirklich viel brachten. Zudem redete der Verwundete auch noch ständig dazwischen, obwohl Tavington ihm mehrmals befahl, gefälligst den Mund zu halten. Andere Soldaten murrten über dieses Verhalten; einige wollten es auf eine Schießerei ankommen lassen und ihr Anführer mußte sie mehr als einmal daran erinnern, wie schwachsinnig es wäre, die eigenen Verbündeten über den Haufen zu schießen - was außerdem zur Folge hätte, daß sich die restlichen Deutschen nicht gerade über britischen Besuchen freuen würden in nächster Zeit.

Und die Hilfe der Siedler wurde doch hin und wieder gebraucht, wenn es um die Versorgung der Truppen mit Nahrungsmitteln, Waffen, Erzeugnissen von Sattlern, Schmieden und Schneidern ging; oder um ärztliche Pflege. An diesem Punkt schritt Adelheid ein und bot an, sich die Schußwunde des Briten anzusehen und sie zu behandeln.

Erst als Paul den inzwischen etwas beruhigten Kathaus nach Hause schickte und Tavington zwei seiner Untergebenen anwies, den Verwundeten ins Haus zu bringen, wurde Six und Tâle klar, daß sie beide in ihren Nachthemden völlig fasziniert dagestanden und gelauscht hatten, während sie längst angezogen und unten, im Mittelpunkt des Geschehens, sein könnten.

Das war schlecht. Sie schlossen das Fenster und streiften in aller Eile - wegen der Kälte - die Kleider ab, warfen sich ebenso schnell die neuen über und entdeckten dann die Mieder.

"Schatzi, dieses Kleid ist mir viel zu weit!" beschwerte Six sich.

"Das muß so sein. Die Kleider sind alle lose - die richtige Paßform bekommen sie nur durch die Mieder. Die zieht man über den Oberkörper und schnürt sie dann, bis sie richtig sitzen. So bekommt man in den Teilen die schlanke Taille. Die Kleider selbst sind uni-size - es dreht sich alles nur um die Mieder," sagte Tâle und versuchte gleich, sich ihres, das im Rücken noch zusammengeschnürt war, überzuziehen. Es funktionierte nicht. "Mist, bei meiner Corsage geht das! Hier muß ich es wohl aufgeschnürt anziehen und es mir dann von jemandem schließen lassen!"

Ein breites Grinsen erschien auf Six' Gesicht. "Schnuffilein, du weißt, ich würde dich viel lieber AUSZIEHEN..."

Am Ende schnürten sie sich gegenseitig ein.

"Ich komme mir vor wie die Tussi in >Fluch der Karibik<," keuchte Six angestrengt. "Oder wie Darth Vader. Hör mal meinen Atem!"

"Macht aber eine gute Figur," wandte Tâle ein und schob sie Richtung Tür. "Willst du Tavy jetzt im ersten Licht des neuen Morgens in seiner ganzen männlich-markanten Schönheit sehen oder hast du inzwischen ein anderes Opfer gefunden?"

"Ach, ich nehme euch einfach alle!" schnurrte Six und ging voraus. "Dich und Tavy und Paul, Adelheid, deinen Hessen - und vielleicht auch noch die kleine Marjorie..."

"Die ist erst siebzehn, das ist Verführung Minderjähriger!"

"Mir egal!

Ich fühle, daß dieser Tag überdurchschnittlich gut wird!"

"ICH fühle, daß wir uns noch tiefer in die Scheiße manövrieren," grummelte Tâle, folgte Six aber hinunter in die Küche.
 

Ff...

Nein, Schatz, "pyroman" hat nichts mit "Pyramide" zu tun! *pat pat*

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Die Küche war hell erleuchtet, vermutlich, weil sie gerade als Operationssaal diente. Ein paar Briten, die Six und Tâle unbekannt waren, aber Uniform trugen, standen nutzlos in der Gegend herum, Paul kümmerte sich immer noch um das Frühstück und Tavington hatte auf den Schock, daß ein MANN in diesem Haus kochte, ganz offensichtlich erst einmal eine gute Tasse Tee gebraucht. So war niemand zugegen, der Adelheid ernsthaft dabei störte, daß sie einem bewußtlosen Offizier gerade eine Kugel aus der Schulter schnitt.

"Du, den kennen wir doch!" entfuhr es Six, als sie hereinplatzte.

Tâle warf auch einen näheren Blick auf den Mann, wurde aber wieder einmal Opfer eines schlecht gelaunten Briten, dessen Deutschkenntnisse ihr mittlerweile auf die Nerven gingen.

"Was? Den Neuen - Smythe?" blaffte Tavington sie an. "Woher?

Die... DAME -" Er machte eine Kopfbewegung zu Adelheid hin. "- hat vorhin behauptet, Ihr wärt erst gestern im Süden angekommen!"

Um ihre Gastgeberin nicht auflaufen zu lassen, sammelte Tâle rasch das letzte bißchen ihres verbliebenen Gripses und log: "Wir haben ihn im Lager gesehen! Gestern! Als wir... unser... Kunststück geprobt haben!"

"Kunststück..." wiederholte Tavington.

"Ruhe!" sagte Adelheid laut. "Ich arbeite!" Sie ließ ein verbeultes, blutiges Stückchen Metall in eine kleine Schüssel fallen, die neben Smythes Kopf auf dem Küchentisch stand. Dann stoppte sie den Blutfluß und begann mit einer Nadel zu hantieren - das wollten Six und Tâle sich nicht wirklich antun; sie sahen weg.

Tavington schien im Gegensatz zu ihnen aber sehr interessiert. "Seid Ihr Ärztin?" wollte er von Adelheid wissen und bemerkte dabei nicht einmal, daß er die Tasse schief hielt und ihm der Inhalt seitlich am Stiefel herablief.

Six sah Tâle groß an und hob die Augenbrauen. "Was soll das?" flüsterte sie so leise, daß es sonst keiner hörte.

"Ich fürchte, wir haben gerade den Mann auf Adelheid angesetzt, mit dem ich sie sowieso gern verkuppelt hätte - aber was das für den Lauf der Geschichte insgesamt bedeutet... darüber will ich lieber gar nicht nachdenken!

Es war schließlich nicht geplant, daß die einander über den Weg laufen... und womöglich noch KINDER haben!" gab Tâle entsetzt und hektisch zurück. "Wir sind ZEITVERBRECHER, Six! Ich hoffe nur, keiner merkt was!"

Six war in diesem Punkt eher skeptisch. "Sollen sie doch heiraten und bis ans Ende ihrer Tage glücklich miteinander leben. Wen interessiert's?

Aber - du, kann ich dann Paul haben?"

Tâle war fassunglos. "WIE BITTE?!"

"He, jetzt werd mal nicht gierig! DU hast doch schon den Hessen! Da wirst du mir doch wohl einen extrem geil aussehenden Halbdänen gönnen!" zischte Six.

"Ich meinte nicht, daß ich ihn dir nicht gönne - aber ist dir schon mal in den Sinn gekommen, daß wir die Vergangenheit verändern?!"

"Nicht WIR," widersprach Six. "Das ICQ! Das ICQ ist an allem schuld! WIR können gar nichts dafür. Und darum kann ich hier auch vögeln, wen ich will!"

Von dieser bizarren Logik geschlagen gab Tâle auf. Sie hätte auch nicht mehr wirklich viel dazu sagen können, weil Adelheid, die sich offenbar in einer heftigen Debatte mit Tavington befand, wütend die übrigen, nutzlos herumstehenden Briten hinauswarf und ihrem Kommandeur an den Kopf warf, er solle das nächste Mal gefälligst warten, bis es hell geworden war, bevor er sich in einer deutschen Siedlung herumschlich, wo er nichts verloren hatte, und so seine Männer in Gefahr brachte, weil jeder Trottel wußte, wie die britischen Truppen in Amerika sich aufführten, und daß mittlerweile auch schon deutsche Siedler darauf aus waren, einen vor die Flinte zu bekommen.

Zu allem Übel kam Smythe dann zu sich, den Adelheid nebenbei ziemlich unsanft verband, und beschwerte sich lautstark über die grobe Behandlung. Adelheid schien in Gedanken schon soweit, auch ihn vor die Tür zu setzen, bändigte sich aber, als sie Pauls Blick auffing und ihr klar wurde, daß ihr Cousin aufgrund ihres Verhaltens den Briten gegenüber kurz vor einer Herzattacke stand.

So forderte sie nur Tavington auf, sich im Stall bei seinen Männern weiter zu amüsieren, ließ Smythe von Paul aufhelfen und in den Salon transportieren, wo er es sich auf dem Sofa bequem machen durfte. Als die Betriebsamkeit in der Küche schließlich soweit abgeklungen war, daß auch Marjorie sich wieder hereinwagte, schrubbte Adelheid das bißchen Blut vom Tisch und deckte ihn zum Frühstück. "Ihr bringt kein Glück, meine Damen," verkündete sie, noch immer etwas heftiger atmend als gewöhnlich.

"Gefällt unser Sahnestückchen Euch nicht?" fragte Six etwas enttäuscht.

"Wer? Tavington?" mischte Paul sich ein.

"Du kannst auch gehen. Paß auf, daß die Rotröcke uns nicht die Pferde stehlen," trug Adelheid ihm auf.

"Nein, nein, erst will ich wissen, was deine Gäste hier mit denen zu tun haben!" widersprach er.

Adelheid forderte Six und Tâle mit einer Geste auf, die Formulierung zu erklären.

"Meine... Schwägerin," setzte Tâle an, bevor Six etwas sagen konnte, "war mal verliebt in den Col- ähm Oberst. Allerdings nur... von weitem und er erwiderte ihre... komplette Besessenheit nicht."

"Er gefällt mir aber trotzdem noch wahnsinnig!" warf Six ein.

"Danke schön," knurrte Tâle. "Deshalb das mit dem... Sahnestückchen." Sie mußte sich räuspern.

"Also, ich kann nicht verstehen, wie deine Schwägerin dazu kommt, von diesem Mann... komplett besessen zu sein - oder gewesen zu sein," behauptete Adelheid ruhig. "Er ist nervtötend und scheint immer auf eine Bestätigung zu hoffen. Das spricht nicht gerade für ein gesundes Selbstbewußtsein."

"Oh, Liebes, da könnten wir dir... äh Euch Geschichten erzählen!" mischte Six sich ein. "Der arme Kerl hat so viel durchgemacht... kein Wunder, daß er etwas verkorkst ist und dauernd was abfackelt und so."

Adelheid hob eine Augenbraue. "Habe ich das richtig verstanden - er ist etwas... pyroman veranlagt?"

"Ich seh dann mal lieber nach dem Heulager," erbot Paul sich, bevor Tâle und Six zu einem bestätigenden Nicken ansetzen konnten. Er verließ die Küche kopfschüttelnd.

Adelheid sah ihm flüchtig nach und wandte sich dann wieder an ihre Gäste. "Ihr habt schon einmal erwähnt, daß er angeblich viel durchgemacht hat. Was soll das heißen?"
 

Ff...

Die barmherzigen Samariterinnen

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

"Das würde ich, ehrlich gesagt, lieber in einer ruhigen Minute besprechen, wenn er möglichst weit weg ist - er ist nämlich ohnehin schon nicht gut auf uns zu sprechen, auch wenn er inzwischen wohl eingesehen hat, daß es keine gute Idee wäre, uns zu hängen," bemerkte Tâle widerstrebend. "Ich denke, er muß uns nicht auch noch dabei erwischen, wie wir seine komplette Familiengeschichte ausplaudern."

"Aber wir wollen ihm doch nur HELFEN!" widersprach Six und klopfte Tâle beruhigend auf die Schulter. "Das wird er bestimmt einsehen."

"Das denke ich nicht. Er hat sich NASSGEMACHT bei Adelheids Anblick - zum Glück nur mit Tee... Er will sicher nicht, daß wir ihr irgendwelche peinlichen Details über seine miserable Situation erzählen!"

"Er hat WAS?!" schritt Adelheid selbst in die Diskussion ein.

"Sich naßgemacht?" schlug Six vor und goß sich Tee nach.

"Wir glauben, daß es eine Art Liebe-auf-den-ersten-Blick-Sache ist," erläuterte Tâle. "Er war so überwältigt von Eurem Anblick daß er sich seinen Tee über die Stiefel gekippt hat. Und das will was heißen. Das ist MIR noch nie passiert!"

"Ich dachte, ein Türke in einem Dönerladen hätte sich mal bei deinem Anblick mit heißem Apfeltee den Schritt verbrüht!" sagte Six.

"Ja, weil ich meinen Pulli ausziehen mußte, weil ich ihn dermaßen mit Joghurt-Soße vollgesaut hatte! Woher weißt du das eigentlich schon wieder?! DAS habe ich dir NICHT im ICQ erzählt!"

"Intuition!" behauptete Six grinsend und schlürfte Tee.

"Meine Damen,..." Adelheid atmete tief durch. "Ihr wollt mir nicht etwa mitteilen, daß der Oberst sich spontan in mich verliebt hat?

Was für ein Unsinn!"

"Ich glaub nicht, daß das Unsinn ist," sagte Six nach einem großen Schlürfer. "Außerdem wäre es gut für euch beide, wenn ihr was miteinander anfangen würdet."

"Bitte?!"

"Na,..." Sie sah zu Tâle hinüber. "Adelheid II hat mir erzählt, daß Ihr keine gute Partie machen könnt und ewig auf der Flucht vor Euren Verwandten seid, wegen irgendeiner schlimmen Geschichte..."

"Ihr Großvater hat ihre Mutter ermorden lassen," half Tâle gedämpft aus.

"... ja, stimmt, und sie hat gesagt, auf Euch sind auch Killer angesetzt. Ihr könnt ihnen nur entgehen, wenn Ihr heiratet; aber kein Adliger ist bereit, Euch zu nehmen, weil alle Angst vor Eurem Großvater haben."

"Weiter?" forderte Adelheid sie auf, als sie eine Pause machte.

Noch einmal sah Six Tâle an, dann fuhr sie fort: "Das dürfte dem Oberst aber ziemlich egal sein. Er gehört zwar nur zum Landadel, aber ich glaube nicht, daß er sich leicht erschrecken läßt -"

"Und es dürfte unmöglich sein, ihn wirtschaftlich zu ruinieren, wie Euer Großvater es den Herren angedroht hatte, die sich um Euch bemüht haben," ergänzte Adelheid. "Er wäre also der perfekte Kandidat. Außerdem... könnte er Eure Erbschaft ganz gut gebrauchen."

"Moment!" rief Six. "Sie erbt was?"

Tâle nickte, während Adelheid stumm blieb. "Die Ehe ihrer Eltern war rechtmäßig. Ihr Großvater kann nicht verhindern, daß sie einen Pflichtteil abbekommt. Und da die Familie zum Hochadel gehört, wird der nicht gerade gering ausfallen. Vermutlich ein weiterer Grund, sie umzubringen."

"Sehr richtig," bestätigte Adelheid leise.

Tâle schenkte ihnen allen noch einmal Tee nach. Mittlerweile war es draußen fast hell geworden.

"Aber..." setzte Six an. "Sekunde. Wenn Adelheid I heiratet, wird ihre Familie nicht mehr versuchen, sie umzubringen. Richtig?"

Tâle und Adelheid nickten.

"Warum?"

"Weil ich - als verheiratete Frau - den Namen meines Ehemannes tragen würde; und nicht mehr den meines Vaters. Darum geht es."

Six biß sich auf die Unterlippe. "Warum will Euer Großvater dann verhindern, daß Ihr heiratet, indem er mögliche Ehemänner bedroht?"

Adelheid seufzte. "Mit einiger Wahrscheinlichkeit wegen des Erbes. Wenn ich tatsächlich heirate, ist das in seinen Augen nur die zweitbeste Lösung, weil ich dabei am Leben bleibe UND Geld bekomme. Lieber wäre es ihm, mich tot zu sehen und das Geld zu behalten. So einfach ist das."

"Ihr hättet den Hessen heiraten können. Warum habt Ihr nicht?" fragte Six weiter. "Ich meine... Ihr habt gesagt, wenn Ihr ihn wolltet, hättet Ihr ihn!"

"Das war eine Lüge," sagte Adelheid schlicht. "Damit ich mir nicht so schäbig und verzweifelt vorkomme."

"Sie kann ihn nicht um seine Hand bitten, Sapera," murmelte Tâle. "Das ist nicht üblich... Und wenn er sie nicht von sich aus fragt..."

Six stand auf, wobei sie ihre Tasse umstieß. "Na, dann solltet Ihr aber auf alle Fälle Tavy heiraten! Er sagt bestimmt nicht nein!"

"Sapera... sie KANN IHN NICHT FRAGEN."

Enttäuscht sackten Six' Schultern nach unten. "Warum muß das alles so kompliziert sein?!"

Wieder seufzte Adelheid und tupfte mit einem Tuch den verschütteten Tee auf. "So ist es grundsätzlich... in meinem Leben..."

"Und wenn wir IHN dazu bringen, um Euch anzuhalten?" schlug Tâle in die Stille hinein vor.
 

Ff...

Ralph Fiennes

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

"Das tut der nie, dazu ist er viel zu dickschädelig!" platzte Six heraus und griff nach der Schüssel mit dem Etwas, das sie der Beschreibung nach für Dickmilch hielt. Sie lud sich etwas davon in die Schüssel mit ihrem halb aufgegessenen Haferschleim und schüttete Honig dazu. "Glaubst du, ich hätte nicht auch schon daran gedacht?!"

"Außerdem ist er EUER Sahnestückchen..." deutete Adelheid grimmig lächelnd an.

"Schmeckt wie Quark," kam es von Six.

"Ja, Dickmilch ist sowas ähnliches," erklärte Tâle abwesend. Zu Adelheid gewandt gab sie offen zu: "Meine Einwände gegen eine Hochzeit zwischen euch beiden wären eher... geschichtlicher Natur. In unserer Zeitlinie habt Ihr ihn NICHT geheiratet. Ihr verändert also die Zukunft, wenn Ihr es jetzt doch tut. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist und ob wir jetzt noch verhindern können, daß gewisse Veränderungen eintreten...

Prinzipiell gesagt liegt mir nichts mehr an ihm. Ihr könnt ihn haben.

Ich reagiere allergisch auf Männer, die mich so zerrupft gesehen haben und mich anschließend hängen lassen wollten."

Adelheids Augen wanderten zu Six, die nun mit großer Begeisterung aß. "Sapera?"

Six sah auf und kaute zuende. "Das ist ein ziemlich schräger Name, oder?" Sie grinste. "Ich... naja, wie ich Adelheid II schon sagte... wenn ich dafür Paul haben kann, gebe ich Tavy gern ab. Ich meine... Adelheid II hat mir da ohnehin von einem anderen ziemlich niedlichen Typen erzählt... und außerdem habe ich ja auch noch Ludwig!"

"Wen?"

"Ihr Karnickel," kommentierte Tâle trocken.

Six streckte ihr die Zunge heraus. "Und wenn gar nichts mehr geht, nehme ich halt dich!"

"Als Notlösung? Danke schön!" grummelte Tâle. Sie war allerdings nicht wirklich böse.

"Ihr wollt tatsächlich, daß ich ihn heirate?" vergewisserte Adelheid sich. "Ihr seid sicher, daß das angebracht wäre?"

"Vertrau Adelheid II!" sagte Six, über ihre Tasse gebeugt. "Sie hat so ziemlich alles über Euch, ihn und Gott weiß wen im Kopf. Wenn sie sagt, daß es klappen könnte, dann wird's auch so sein! Ich meine - welche andere Chance habt Ihr denn?!"

"Wir regeln das," fügte Tâle hinzu. "... Sobald ich was im Magen habe. Ich stehe kurz vor einem Schwächeanfall - und so kann ich nicht denken!"

Sie frühstückten wortlos weiter; nach dem Abräumen überließ Adelheid ihrer Nichte die Küche und kündigte an, sich >um Paul zu kümmern<. Six strahlte über das ganze Gesicht.

"Na, war das Frühstück so furchtbar?" wollte Tâle wissen, als sie wieder hinauf in ihr Zimmer stiegen.

"Nein, hat mir gefallen! Aber ich platze gleich, so viel hab ich gegessen! Mach mir mal das Mieder auf!"

Wenig später saßen beide Zeitreisenden miederlos auf dem Bett und widmeten sich aktuellen Problemen.

"Mein Haar sieht grauenhaft aus!"

"Meins auch."

"Und ich glaube, ich bekomme einen Pickel!"

"Ich auch. Zwei."

"Meine Güte..."

"Wem sagst du das? Hier gibt es keinen Clearasil-Abdeckstift."

"Du hast doch gar keine Pickel!"

"Na, DU auch nicht!"

"Und dein Haar ist toll!"

"Danke, Schatzi!"

Sie hätten stundenlang weiter über die Kosmetik-Wüste >18. Jahrhundert< diskutieren können, wäre Six nicht etwas eingefallen. "Sollten wir Tavy oder Adelheid oder sonstwem nicht sagen, daß >Smythe< in Wirklichkeit Ralph Fiennes ist?"

"Sollen wir es wem sagen oder sollen wir IHM sagen, daß wir total auf ihn stehen und ihn um ein Autogramm bitten?" fragte Tâle sarkastisch. "Er ist nicht Ralph Fiennes, er sieht nur so aus."

"Aber... was, wenn er auch hier gelandet ist - durch's ICQ, so wie wir?"

"Er IST NICHT Ralph Fiennes! Keiner außer uns beiden ist psychotisch genug, durch so ein verdammtes Zeitloch zu fallen, in eine Epoche, in der Duschen noch Wunschdenken war!"

"Apropos... Badewannen gibt's aber?" hakte Six nach.

Tâle machte große Augen. "Hm... daran hab ich jetzt nicht gedacht..."

Six grinste anzüglich. "Ich finde, wir sollten uns eine teilen... SO schmutzig sind wir ja nicht... und du willst schließlich gut riechen, wenn dein >Ehemann< hier aufkreuzt und -"

"- und feststellt, daß ich eine lesbische Badewannen-Beziehung zu meiner Schwägerin mit dem komischen Namen habe!

Oh Gott, das fehlt mir noch!" Tâle schlug sich die Hand vor die Augen.

"Ich hol schon mal die Lavendel-Seife! Hab hier irgendwo welche rumliegen sehen!" flötete Six und hüpfte vom Bett und aus dem Zimmer.

"Meine Güte - jetzt kriegt sie mich doch noch nackt zu sehen..." stöhnte Tâle leise. "Ich besorge mir wohl besser einen Keuschheitsgürtel!"
 

Ff...

Das Bad

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Tâle hatte nicht die geringste Ahnung, wie Six das geschafft hatte, doch irgendwo hatte ihre Reisegefährtin heißes Wasser - und natürlich Lavendelseife - aufgetrieben und stand nun ziemlich irre grinsend vor der gefüllten Badewanne, während draußen eine eher blasse Sonne für Licht sorgte.

"So, jetzt ziehen wir die Vorhänge zu..."

"Oh Gott."

"... und ziehen uns aus..."

"Oh GOTT!"

"... gegenseitig - HALT die Klappe!"

Tâle schloß verblüfft den Mund wieder, ohne ein drittes verzweifeltes "Oh Gott!" ausgestoßen zu haben.

Six musterte sie streng. "Ich will hier nicht nochmal solche Wörter hören.

Als ob wir religiös wären! Und überhaupt - wenn du schon so stöhnst, will ICH der Grund dafür sein!" Sie wandte sich beleidigt ab.

Kopfschüttelnd verdrehte Tâle die Augen und murmelte: "Wo bin ich hier bloß hingeraten...?"

Statt zu antworten schloß Six das Sonnenlicht mit Hilfe der blickdichten Vorhänge aus und zündete noch ein paar Kerzen an, zusätzlich zu denen, die schon um die Zinnwanne herumstanden.

Dann näherte sie sich Tâle.

"Äh.

Ich glaube, ich brauche doch kein Bad!" quiekte die panisch.

Six setzte ihr Hentai-Grinsen auf. "Doch, doch!"

Tâle flüchtete auf die andere Seite der Wanne. "Ich fühle mich gar nicht mehr... badebedürftig!"

"Du kannst nicht EWIG vor mir weglaufen!"

Die Tür flog auf.

Tâle war so erleichtert, daß sie auf die Knie sank. "Recht hast du! Nicht ewig - nur solange, bis Ralph Fiennes aufkreuzt!"
 

Ff...

Der Scheißkerl

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Six schnaubte: "Scheißkerl!"

Der Brite, der - noch im hastig übergeworfenen Hemd - in der Tür stand, starrte die beiden Frauen schockiert an. Dann krächzte er: "How did you call me?"

Tâle, die bereits zwei Sekunden, nachdem sie nicht mehr in Gefahr war, nackt gesehen zu werden, von >panisch< zu >ekelhaft zynisch< gewechselt war, warf Six einen Blick zu, der in etwa bedeutete: "DU hast mich auf diesen Namen gebracht! Wie soll ich ihm das jetzt erklären?!" Doch ihre Freundin zuckte nur mit den Schultern und machte eine verführerische Handbewegung - die den Briten mit einschloß! - zur Wanne hin.

Jetzt mußte Tâle sich ernsthaft beherrschen, kein völlig belämmertes Gesicht zu machen und sich auch nicht anmerken zu lassen, daß sie den Wink durchaus als das verstanden hatte, als was er gemeint war: "Du, ich und Ralph Fiennes in der Badewanne, NACKT und ungestört!!!" Sogar dieser Gedankengang schien verschwörerisch die Augenbrauen zu heben - obwohl Gedanken keine Augenbrauen haben sollten...

Seufzend stand Tâle auf, glättete ihre Röcke und begann sehr langsam (und in möglichst exaktem Englisch, damit er sie nicht für komplett verrückt hielt), dem überraschten Offizier zu erklären, warum sie ihn mit diesem Namen versehen hatte.

Natürlich erzählte sie ihm nichts von >Fernsehen< oder der katastrophalen Kino-Version von >Mit Schirm, Charme und Melone<... und auch nichts davon, daß sie die Heathcliff-Figur in Emily Brontes Roman eigentlich nicht besonders mochte, sich bei der Verfilmung mit einem gewissen Mr. Fiennes aber trotzdem fast auf den Fernseher gestürzt und den Bildschirm abgeküßt hätte.

Letzteres wäre ihr allein schon viel zu peinlich gewesen, es vor Six zuzugeben.

Nachdem sie fertig war, schnitt Six dem Briten gleich das Wort ab: "Hast du toll gemacht! Wie aus dem Lehrbuch! Ich hab alles verstanden!"

"Du willst mich doch nur in die Wanne kriegen, gib's zu!" fauchte Tâle zurück.

Six setzte ihr diabolisches Grinsen auf und nickte eifrig. "Aber du hast wirklich sehr deutlich gesprochen."

"Ah... ladies... would you mind...?" machte der fast schon vergessene Kavallerist sich bemerkbar. Six und Tâle strahlten ihn freundlich an. Immerhin sah er wirklich ziemlich geil aus.

"I AM Ralph Fiennes."

Tâle hob die Augenbrauen (sie hatte welche). "Äh - WHAT?!"

Six kicherte. "Oh, du, dein Englisch leidet aber, wenn du so voll fassungslos bist!" Zu dem angeblichen Ralph Fiennes gewandt meinte sie: "Well, this's quite a coin... coni..."

"Coincidence?" schlug er vor.

"Genau!" lobte Six. "Sehr gutes Englisch! So - jetzt hab ich aber genug für heute geredet. Ta... äh... Adelheid, sag ihm, daß er aussieht wie der Ralph Fiennes der in >Der englische Patient< mitgespielt hat!"

Stöhnend übersetzte Tâle.

Der Brite machte ein noch überraschteres Gesicht. Dann sprudelte er plötzlich Filmrollen hervor.

Testweise meinte Six: "Yeah, and this arabian stuff, you know, with camels and the Paris peace conference..."

"A dangerous man - Lawrence after Arabia?"

"Ok, er IST Ralph Fiennes!" gab Tâle zu. "Ich möchte nur wissen, wie der hierhergeraten ist! Ich meine... der kann doch nicht so bescheuert sein wie wir! Und was macht der eigentlich hier im Badezimmer?!"

"Dich vor mir retten!" feixte Six.

"Ja, toll, das hat er ja auch geschafft - ich glaube aber kaum, daß er mit dieser Absicht hier raufgekommen ist!"

"Dann frag ihn doch einfach!"

Tâle fragte ihn einfach.

Und Ralph Fiennes antwortete, daß er ebenfalls einem verhexten ICQ zum Opfer gefallen war und sich nur dadurch davor retten konnte, von ein paar idiotischen Briten auf dem Kriegspfad aufgespießt zu werden, indem er sich als einer von ihnen ausgab, dem die Miliz Pferd und Gepäck geklaut hatte.

Aufgrund seines sehr authentischen englischen Akzents waren Colonel Tavingtons Männer (die idiotischen Briten auf dem Kriegspfad, die Ralph in einem Sumpf neben einer illegalen Schnapsbrennerei gefunden hatten) sofort bereit gewesen, ihm zu glauben. Zum Glück hatte er in der kurzen Zeit bei der Kavallerie noch an keinem Gefecht teilnehmen müssen - und den Umgang mit Waffen und Pferden kannte er glücklicherweise aus der Schauspielschule.

Dummerweise hatte er sich nun anschießen lassen, war, wie die Damen ja miterlebt hatten, von Adelheid von Domhardt verarztet und dann auf einem Sofa abgelegt worden.

Nun war folgende Katastrophe eingetreten: Der Cousin seiner Gastgeberin hatte die restlichen Briten aus der Scheune geworfen, weil er - verständlicherweise - Angst gehabt hatte, Colonel Tavington würde die kostbare Architektur abfackeln. Wütend war die Kavallerie gleich ganz abgezogen - und hatte dabei den Neuzugang auf dem Sofa vergessen.

Oder zumindest dort zurückgelassen; Ralphs Pferd hatten sie nämlich mitgenommen.

Jetzt saß er also in der deutschen Siedlung fest und Paul von Bjorkum war nicht bereit, ihm zu helfen.

"He talked about beer all the time, but he didn't help me," erklärte Ralph mißmutig. Nachdem er sein Krankenlager verlassen und sich in die Scheune gewagt hatte, war er von Adelheids bierbesessenem Cousin nur wieder ins Haus geschickt worden, um Adelheid zu suchen und sie darum zu bitten, ihm ein Pferd zu leihen, damit er seiner Einheit nachreiten konnte.

Offensichtlich hatte Paul sich nicht getraut, ihm einfach eins zu geben; bei seiner furchterregenden Cousine war das schließlich auch verständlich. Wenn die Frau schon imstande war, einen ausgewachsenen britischen Colonel zusammenzustauchen, daß er sich wie ein getretener Hund verzog...

"Das ist ja alles schön und gut, aber ich will jetzt baden!" beschwerte Six sich. Auf Deutsch.

Tâle überlegte schnell und meinte dann: "Dann tu das! Ich schnappe mir jetzt unseren Kollegen hier und helfe ihm, Adelheid zu suchen. Und erkläre ihm nebenbei, daß man TROTZDEM nicht in irgendwelche Badezimmer reinplatzt, AUCH WENN man verzweifelt auf der Suche nach einer Frau ist..." Sie packte Ralph am Ärmel und lotste ihn auf den Flur.

Six murmelte: "Verdammt!", befreite sich dann aber doch von ihrer lästigen Kleidung und stieg in die Wanne.
 

Ff...

Was hat das Publikum dann davon?

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Ralph ließ sich eine Weile widerstandslos nachziehen, vermutlich, weil er zu perplex von dem plötzlichen Überfall war, um sich zu beschweren. Dann aber stemmte er die Hacken in den Boden und zwang Tâle so, anzuhalten. "Wait!"

Tâle war nach dem Bade-Horror allerdings nicht dazu aufgelegt, sich in ihrem Tatendrang bremsen zu lassen. Auch nicht von einem wahnsinnig gutaussehenden Kerl im weißen Hemd. Sie blieb zwar stehen, ließ ihn aber nicht los und schnaubte: "Da will man ihm helfen, obwohl er überhaupt keine Manieren hat und dann kommt sowas!" Empört fuhr sie ihn an, was er denn noch hätte.

Schon etwas weniger energisch als zuvor erklärte er, daß er überhaupt nicht die Absicht habe, zu den Briten zurückzukehren.

"What does that mean?" verlangte Tâle zu wissen, obwohl sie sehr wohl einen Verdacht hatte; der sich auch prompt bestätigte. Das bisher dritte Opfer des ICQ weigerte sich, weiterhin so zu tun, als sei es ein britischer Kavallerie-Offizier und hatte auch nicht die geringste Lust, sich erneut in den Krieg schicken zu lassen. "I won't go back!" behauptete Ralph kategorisch.

Das brachte Tâle in Schwierigkeiten, denn sie mußte die kläglichen Reste ihres Vokabulars zusammenkratzen, um ihm zu erklären, daß er als Deserteur gehängt (oder schlimmeres) werden würde, wenn er einfach ohne Erlaubnis seine Einheit verließ.

"Well, I don't think they can do much about this. I didn't have any papers when they took me with them. I still haven't. Just tell them I've died; they won't ask," schlug ein ziemlich sorgloser Heathcliff-Darsteller ungerührt vor.

Kurz vor einem Nervenkoller versuchte Tâle erneut, ihm klarzumachen, daß die Sache ziemlich aussichtslos war. Sie und Six konnten immerhin bei Adelheid bleiben, zumindest für eine Weile. Wenn der Hesse mitspielte, gewannen sie noch mehr Zeit - und das wurde genau dann wichtig, falls sich herausstellen sollte, daß sie nicht in ihre Zeit zurückkehren konnten. Aber Tâle bezweifelte aufrichtig, daß Adelheid sich auch noch einen (zugegebenermaßen anbetungswürdigen) Mann aufhalsen würde, hinter dem die Briten her waren, weil er es nicht für nötig gehalten hatte, weiterhin seinen Dienst zu tun.

Nun ja. Genaugenommen vielleicht nicht exakt SEINEN Dienst, weil es ja doch eher ein Unfall gewesen war, wie er zur Truppe gekommen war. Aber wenn er wegfiel, wäre das eine Lücke in der Schlachtreihe. Und so leicht abzulenken der Lord General Cornwallis auch war - das könnte und würde er nicht übersehen und entsprechende Maßnahmen einläuten.

Doch alle Argumente prallten wirkungslos an Ralph ab.

Eben fragte sie sich, ob es klug war, sich mit ihm herumzustreiten, wo er doch offensichtlich bewaffnet und zu allem entschlossen war - als Adelheid auftauchte.

"Ihr kennt euch also wirklich," war alles, was sie dazu bemerkte, als sie Tâle und den fluchtwilligen Schauspieler auf dem Flur zusammenstehen sah.

"Er ist auf dem selben Weg hergekommen wie wir - er ist aus unserer Zeit!" erklärte Tâle verzweifelt. "Und er hat herausgefunden, wie wir hergekommen sind und daß wir ihn kennen!"

Adelheid blieb ruhig. "Ihr kennt ihn, aber er kennt euch nicht?"

"Er ist Schauspieler. Und wir sind... naja, nur Zuschauer. Bei unseren... Theaterstücken ist es so, daß die Schauspieler ihr Publikum nicht sehen können. Sie sind sogar ziemlich weit weg."

"Was hat das Publikum dann davon? Wenn die Schauspieler die Zuschauer nicht sehen können, muß das umgekehrt doch auch der Fall sein," meinte Adelheid, ohne Ralph aus den Augen zu lassen.

Tâle fiel auf, daß sie ihn nicht mit der gleichen grenzenlosen Bewunderung ansah wie sie und Six, sondern wachsam. Sie war sich ziemlich sicher, daß Adelheid nicht eine Sekunde lang die Muskete im Gürtel des Fremden vergessen würde, auch nicht wenn er noch so gut aussah.

Das war niederschmetternd.

-Verdammt, und ich habe mich immer über die notgeilen Teenies meines Jahrhunderts aufgeregt! Im Vergleich zu Adelheid bin ich ja eine sabbernde Schwanzfalle!- dachte sie beschämt. Da gab es dann auch eigentlich nichts mehr zu beschönigen.

Ausweichend bemerkte sie noch: "Ich kann es nicht erklären; ich denke, es ist jetzt auch nicht wichtig. Das Problem im Augenblick ist nämlich, daß Mr. Fiennes nicht zurück zu den Briten will, seit er weiß, daß wir hier sind."

"Noch ein Deserteur?" fragte Adelheid vorsichtig. "Warum habe ich plötzlich den Eindruck, daß dem Oberst das egal sein wird?"

Tâle runzelte die Stirn. "Was?"

"Hey, would you introduce me...?" mischte Ralph sich ein, der die Konversation der beiden Frauen bis hierhin schweigend verfolgt hatte.

"Wait a minute," befahl Tâle abgelenkt. Zu Adelheid gewandt fragte sie: "Es soll ihm egal sein? Weil er Mr. Fiennes hiergelassen hat oder wieso? Ich meine... schließlich wäre es möglich, daß er sich um seinen verwundeten Offizier sorgt und ihn nicht reiten lassen will..."

"Mit einer Fleischwunde in der Schulter? Sehr unwahrscheinlich," entgegnete Adelheid. Sie lächelte auf einmal leicht. "Nein. Er hat auch meinen Cousin hiergelassen. Um deutlicher zu werden - er hat sich von meinem Cousin aus dem Haus werfen lassen -"

"Aus der Scheune," murmelte Tâle.

Adelheid ignorierte den Einwurf. "Es scheint ihm gleichgültig zu sein, daß er, statt mit einem Mann mehr zurückzukehren, nun mit einem weniger im Lager ankommen wird. Und das ist seltsam, denn als er sich vorhin von mir verabschiedet hat, wirkte er überhaupt nicht vergeßlich oder geistesabwesend. Er hat sich sogar noch nach dem Verbleib meines Patienten erkundigt und war erleichtert, als ich ihm sagte, daß er bald wieder auf den Beinen sein wird.

Langsam denke ich... es ist vielleicht etwas an eurer Vermutung dran."
 

Ff...

Gestatten, Dr. Evil - Dr. Six Evil

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

"Unsere Vermutung, daß es Tavington schwer erwischt hat," sprach Tâle es aus. "Daß er so verknallt ist, daß er auch einen Anschiß seiner Vorgesetzten in Kauf nimmt."

Adelheid nickte. "Das schlimmste daran ist, daß mir die Vorstellung sogar zu gefallen beginnt."

Tâle grinste. "Immerhin. Dann haben Sapera und ich unseren Auftrag ja erfüllt und können uns anderen Dingen widmen."

"Zum Beispiel der Frage, wie ihr wieder nach Hause kommt?"

"Daran hatte ich jetzt eigentlich nicht gedacht..." gab Tâle zu. Doch bevor sie haarklein erläuternd konnte, was Six mit Paul vorhatte, wurde sie auch schon unterbrochen.

"Ich hoffe, du hast ans Baden gedacht!" rief Six von der Treppe her. Sie kam gerade eingewickelt in ein riesiges Badetuch nach unten geschwebt.

"Allerdings..." grummelte Tâle. "Ich wäre ganz gern mal wieder sauber, zur Abwechslung..."

Adelheid schaltete schneller als jeder andere uim Flur. "Marjorie!"

Wie hingehext tauchte ihre Nichte auf.

Sofort begann Adelheid mit der Organisation einer etwas peinlich gewordenen Lagebesprechungsszene: Sie beauftragte Marjorie, Tâle ein neues Bad zu richten, bat Ralph auf Englisch in die Küche und verkündete für Six die Katastrophe des Tages: "Sapera, wärst du so freundlich, Mr. Fiennes und mich zu begleiten, während deine... Schwägerin sich frischmacht? Ich brauche jemanden, der mir erklärt, wer er ist."

Six biß sich vor Wut auf die Unterlippe. Schon wieder war ihr heimtückischer Plan, mit Tâle ein Bad zu nehmen, vereitelt worden. Sie erkannte langsam, wie ein irrer Bösewicht mit Weltbeherrschungsplänen sich fühlen mußte, wenn James Bond ihm jedesmal kurz vor dem Ziel dazwischenfunkte. Doch was konnte sie tun?

Adelheid hatte die Möglichkeit, sie und Tâle vor die Tür zu setzen, wenn sie nicht spurte. Notgedrungen grummelte sie etwas halbwegs zustimmendes und folgte ihrer Gastgeberin und einem selbst im blutigen Hemd noch extrem gutaussehenden Ralph Fiennes.
 

Ff...

Nur ein toter Froschfresser ist ein guter Froschfresser

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Während Tâle ein Stockwerk höher in aller Ruhe ein Bad nahm, saß Six vor dem Herd, weil ihr in dem Tuch doch etwas kalt geworden war, ließ ihr Haar vom Feuer trocknen, und gab, nachdem sie Adelheid und Ralph einander förmlich vorgestellt hatte, die Fiennes-Filmographie soweit weiter, wie sie sich daran erinnern konnte. Hin und wieder ergänzte Ralph etwas auf Englisch, wenn er der Meinung war, seinem schauspielerischen Genie werde nicht genug Rechnung getragen. Obwohl er natürlich kein Wort von dem verstand, was Six und Adelheid sprachen.

"Mr. Fiennes ist also ein BEKANNTER Schauspieler?" wollte Adelheid wissen.

"Bekannt? Jaaaaaaaa... berühmt und sexy!" Zu spät fiel Six ein, daß ihr Mr. Fiennes zumindest das Wort >sexy< ja eigentlich verstehen müßte. Sie schlug sich die Hand vor den Mund. "Oh... peinlich..."

"Was Oberst Tavington betrifft, war dir das doch auch nicht peinlich," bemerkte Adelheid schmunzelnd.

"Ja - aber... er ist hier und HÖRT ZU!" meinte Six mit einem Wink in Ralphs Richtung.

Der versuchte, sich unbeteiligt zu geben, obwohl auch er den Anflug eines Grinsens nicht unterdrücken konnte. Offensichtlich HATTE er verstanden.

"Reist ihr oft nach England?" hakte Adelheid ein, um die Stille auszufüllen.

"Nach England?" wiederholte Six überrascht. "Wieso fragt Ihr?"

"Ich dachte, Mr. Fiennes sei Brite; und als Brite wird er doch vermutlich auf britischen Bühnen spielen," sagte Adelheid.

"Oh - naja, ähm... keine Ahnung ob er... Brite oder sonstwas ist!" gab Six zu. "Ich hab mich eh immer nur für seine tollen Augen interessiert... Und für seinen Körper...

Wen interessiert's da, wo er herkommt?"

"Das IST von Interesse, denn wenn er Franzose wäre, wäre er unser Feind und dann solltest du solchen Oberflächlichkeiten wie dem Aussehen keine Bedeutung zumessen. Feind ist Feind."

"Er ist aber kein Franzose!" wehrte Six sich. "Da bin ich mir ziemlich sicher." Sie griff Adelheids ursprüngliche Frage noch einmal auf, um von dem Nationalitäten-Thema wegzukommen. Sie ahnte, daß das im 18. Jahrhundert genauso problematisch war als sie Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit. Ob Franzose oder wilder, amerikanischer Eingeborener - das machte für Preußen und Briten dieser Zeit nicht wirklich einen Unterschied. Abgesehen davon, daß selbst die Kannibalen nicht so heftig und akribisch bekriegt wurden wie die Franzosen, da man annahm, daß selbst in einem barbarischen Menschenfresser noch ein brauchbarer Kern steckte. Im Gegensatz dazu lautete der Leitsatz in bezug auf Personen franzsösicher Herkunft: Nur ein toter Froschfresser ist ein guter Froschfresser.

"Bei uns ist das Theater ganz anders," setzte Six also an. "Es kommt zu einem ins Haus und wenn es in einer fremden Sprache ist, wird es halt übersetzt..."

"War Mr. Fiennes in deinem Haus?" setzte Adelheid nach.

"Nein. Ja. Ich meine... es ist kompliziert! Die Schauspieler sind nicht persönlich anwesend! Wir sehen nur Bilder von ihnen - bewegliche Bilder! - und hören ihre Stimmen. Aber wir sehen Bilder, die schon lange vorher gemacht wurden. Es sei denn, es ist eine live-Übertragung..." Damit befand Six sich auf sehr morastigem Grund. Zum Glück merkte sie es und zog sich schnell zurück: "Das kann ich jetzt aber nicht auch noch erklären. Und das meiste ist ja nicht live..."

"Außer Big Brother und diese idiotischen Doku-Soaps und was weiß ich noch was für ein Käse," stimmte Tâle zu. Sie hatte sich, frischgebadet, wie sie mittlerweile war, auch in ein Laken gehüllt und setzte sich nun zu Six an den Herd, um ebenfalls zu trocknen.

"Habt ihr das jetzt geklärt? Was machen wir mit Ralph?"

Auch Ralph hörte sehr aufmerksam zu, denn er hatte seinen Namen verstanden und merkte, daß eine Entscheidung anstand.
 

Ff...

Hessian horseman from hell

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Die Vernunft in Person befragte Adelheid zunächst einmal das Opfer dieser ganzen Misere: "Mr. Fiennes..." Es folgte eine längere Unterredung der beiden auf Englisch. Wieder ging es um die Tatsache, daß die Briten Ralph im Sumpf gefunden hatten, ohne Papiere, ohne Uniform, ohne Pferd, in einem höchst unpassenden Aufzug für einen britischen Offizier. Sie konnten nicht beweisen, daß er ein Soldat Seiner Majestät des Königs von England war, und genauso wenig ließ sich nachweisen, ob er ein gesuchter Deserteur, ein feindlicher Kolonist oder überhaupt britischer Staatsbürger war.

Infolge dessen kam auch Adelheid zu der Einsicht, daß es vermutlich keinen allzu großen Ärger geben würde, wenn Ralph einfach nicht zu den Briten zurückkehrte. Vor allem, da das einem gewissen, neuerdings in Adelheid verknallten Oberst ja sowieso schnurzpiepegal zu sein schien.

Triumphierend sprang das dritte ICQ-Opfer auf und packte Tâle bei den Schultern. "I told you! I won't go back!"

"Du gehst vielleicht nicht zurück - wohin auch immer-, aber du fährst gleich zur Hölle, wenn du sie nicht auf der Stelle losläßt!" donnerte es durch den Raum.

Six, Tâle und Ralph erstarrten und blickten zur Tür.
 

Ff...

Die Hexe

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

"Hallo Reinald," sagte Adelheid, die als einzige cool geblieben war.

Ihre drei Gäste glotzten den Hessen fassungslos an.

"Alize," entgegnete dieser und nickte knapp in ihre Richtung. Dann wandte er sich wieder Ralph zu und wiederholte in ganz anderem Ton: "Hast du den Wunsch, diese Welt auf sehr schmerzhaftem Weg zu verlassen oder was hält dich davon ab, meine Frau loszulassen?!"

-Na gut. Er hat schon mit irgendwem geredet, denn natürlich ist ihm klar, daß ich nicht WIRKLICH seine Frau bin,- dachte Tâle, wie um sich selbst davon zu überzeugen.

Zumindest gab Ralph sie frei und wich zurück. Er mußte nicht Deutsch verstehen, um zu erraten, was der Neuankömmling von ihm wollte.

Six sah gespannt zwischen dem Hessen und ihrer Freundin hin und her. Mühsam stemmte Tâle sich auf die Beine. Ihre Gedanken kreisten unsinnigerweise um ihr noch nicht völlig trockenes Haar, das sie rein strukturmäßig im Augenblick an nassen Seetang erinnerte. Sie wußte nicht mit Sicherheit, ob das auf einen Mann des 18. Jahrhunderts sonderlich anziehend wirkte. Wäre immerhin möglich.

Mit kleinen Schritten näherte sie sich ihrem vermeintlichen Ehemann.

-Ob der auch noch andere Gesichtsausdrücke kann als den einen?- dachte sie, als sie seine ausdruckslose Miene musterte. Wie es aussah, konnte er nicht; er zog sie einfach an sich heran, als sie nahe genug heran war und drückte sie kurz. Dann hielt er sie auf Armeslänge von sich entfernt und betrachtete sie prüfend von oben bis unten.

Tâle kam sich bescheuert vor, weil sie bloß ein Badetuch anhatte.

-Aber das war ja SO klar! Wenn ich mal den wahnsinnig genialen Hessen treffe, trage ich keine exquisite Ballrobe, einen Haufen tolles Make-up, passende Schuhe, Handtasche und Model-Frisur, sondern sehe aus wie gerade aus dem Gully gefischt! Danke, Gott!- ging es ihr durch den Kopf.

Sie hörte, wie Ralph hinter ihr nach Luft schnappte und leise fragte: "Who is this guy?"

Und dann kam die Explosion.
 

Ff...

Infantile Regression

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

Die massive Tür wurde fast aus dem Rahmen gesprengt, als jemand sich mit Wucht dagegenwarf und kreischend ins Zimmer platzte.

Das Gekreische hatte etwa folgenden Inhalt: "Weg da, du Schlampe, er gehört miiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiirrrrrrrrrrr!!!"

Der Hesse reagierte beunruhigend schnell, indem er Tâle hinter seinen Rücken schob und die Axt auspackte. Die hereinwirbelnde Gestalt drohte schon in die Schneide zu zischen, als sie von hinten gepackt wurde - von Tavington! Der Brite war allerdings nicht darauf gefaßt gewesen, daß der Eindringling sich wehren - sprich: kratzen, beißen, treten und um sich schlagen - würde. Schon in der nächsten Sekunde war er in der Defensive und versuchte, einem wildgewordenen Mädchen zu entgehen.

Six und Ralph, die beide auf die Füße gesprungen waren, als es krachte, schauten fassungslos zu. Die einzige, die sinnvoll reagierte, war Adelheid. Sie schnappte sich vom Tisch den Teekessel, nahm den Deckel ab und schüttete den kalten Rest Pfefferminztee vom Frühstück in Richtung der Kämpfenden. Da der Kessel ziemlich groß war - viel größer als alles, was man jemals in einem Single-Haushalt finden würde -, war das schon noch eine Menge.

Das Kreischen wurde noch lauter und das unbekannte Mädchen ließ von Tavington ab, der sich sofort um Adelheid kümmerte.

Allerdings war sie im Augenblick diejenige im Raum, die am wenigsten Trost und Beistand brauchte.

Seine Angreiferin, die in die Knie gesunken war und leise zu schluchzen begonnen hatte, als sie mit dem Tee überschüttet wurde, bot ein Bild des Jammers. Sie sah aus, als hätte sie mehrere Wochen in einer Höhle im Wald gelebt: völlig verwildert, ausgehungert und mit aufgeschlitztem T-Shirt. Daß es ein T-Shirt war, wurde Tâle so plötzlich klar, daß sie sich an dem Hessen, der immer noch kampfbereit die Axt hielt, vorbeidrängelte und auf das Mädchen zulief. "ATUARRE?!"

Die Angesprochene sah hoch.

"Oh Mann!" entfuhr es Six. "Das IST Atuarre!

Schätzchen, was ist denn mit DIR passiert?!" Auch sie kam näher und hockte sich neben Atuarre auf den Boden.

Tâle drehte sich zu Adelheid (und Tavington) um und sagte: "Das ist Andrea. Wir kennen sie, sie ist... Sie kommt daher, wo wir herkommen."

"Andrea? Weib, das ist die Verrückte, die mich seit fast zwei Monaten verfolgt!" korrigierte der Hesse.

Ralph sah ziemlich verloren aus in dem Tumult. Auf einen so mitleiderregenden Blick von Six hin, daß nicht einmal ihr hessischer Ehemann sein Pokerface hätte aufrechterhalten können erbarmte Tâle sich seiner. Sie zog ihn auf die Bank vor dem Herd, ließ sich selbst nieder und übersetzte, während Atuarre, nachdem sie sich etwas gesammelt hatte, die Verwirrung aufzuklären begann. "Ich dachte mir schon, daß ihr hier seid. Ich hab euch kurz gesehen, als ich versucht habe, zurückzukommen. Aber... ich konnte euch nicht finden... ich meine..."

Six tätschelte ihre Schulter. "Fang vorn an. Ganz langsam.

Und Ihr," sagte sie zu Rainald, "könntet vielleicht mal die Axt wegstecken, da kriegt man ja Zustände!"

"Setzt euch besser, das dauert länger..." murmelte Atuarre.

Nicht sonderlich begeistert ließ der Hesse die Waffe verschwinden. Der Wunsch, herauszufinden, warum Atuarre ihn offenbar verfolgt hatte, war anscheinend doch größer als das Bedürfnis, jemanden zu Hackfleisch zu verarbeiten. Er setzte sich auf einen freien Stuhl und versuchte, ein aufforderndes Gesicht zu machen, doch bei seiner maskenhaften Komplexion gelang das nicht ganz.

"Erst einmal sollte Oberst Tavington den Raum verlassen," warf Adelheid ein. "Er weiß am wenigsten von uns allen über diese Dinge bescheid. Rainald dürfte schon von Marjorie eingeweiht worden sein..."

Der Hesse nickte.

"Ihr habt Eurer Nichte erzählt, wo wir herkommen?" fragte Tâle leise.

"Ja. Sie hätte es ohnehin herausgefunden. Und Rainald mußte immerhin... einen Hinweis bekommen."

"Moooooooment!" polterte Tavington dazwischen. "Bevor ihr weiterplappert - ich denke gar nicht daran, vor die Tür zu gehen! Wenn ich gehe, dann geht Smythe auch!"

"Smythe ist einer von IHNEN," gab Adelheid ihm zu verstehen.

"Wer sind denn SIE? Amerikaner? Rebellen?" blaffte Tavington zurück.

"Nein. Sie werden es nicht glauben, Oberst...

Aber, gut, bleiben Sie. Sie haben sich bisher nicht streng an Ihre Befehlskette gehalten, da werden Sie wohl auch hierüber den Mund halten können. Ich jedenfalls bin gespannt."

Es wunderte Six und Tâle, wie schnell Adelheid klein beigegeben hatte. Doch immerhin setzten sie, Tavington und der Hesse sich nun endlich an den Tisch und signalisierten ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit.

Atuarre sah noch einmal fragend Six an, dann Tâle,... dann Ralph. Sie runzelte die Stirn und murmelte: "Oh Gott! Den auch!" Doch schließlich fing sie an: "Ich hab ein bißchen rumexperimentiert mit... naja, Elementar-Magie..."

"Ach du Scheiße!" erklang es vom Herd her.

"... aus dem Buch, das du mir beschrieben hast..." erklärte Atuarre Tâle. "Da war sowas drin..."

"Ja, ja, dieser Paracelsus-Kram! Oh Gott, ich fasse es nicht!" gab Tâle zurück und übersetzte dann für Ralph.

Six stupste Atuarre an. "Und?"

"Liebeszauber," erklärte die leise. "Ich wollte den Hessen... zu mir rufen... zumindest seinen Geist oder sowas. Aber es ist was schiefgegangen... Ich hab mich versehentlich hierhergebracht. Eben war ich noch in meinem Zimmer - und plötzlich stehe ich im Wald und neben mir liegt die tote Hexe aus dem Film!"

"Die WAS aus dem WAS?!" unterbrach Tavington sie.

Adelheid versetzte ihm einen Rippenstoß und er hielt gnädigerweise den Mund. Im Hintergrund waren Tâles eilig geflüsterte Erklärungen an Ralph zu hören; und am Tisch bewies der Hesse, daß er doch zu mehr als nur einem Gesichtsausdruck fähig war: er wirkte überrascht. "Du wolltest MICH...? WIESO?"

Six fauchte: "Schnauze jetzt! Laß sie weiterreden!"

Atuarre wimmerte. "Ich wollte doch nur wissen, ob die spitzgefeilten Zähne wirklich beim Küssen stören!"

Gesichtsausdruck Nummer drei: purer Horror! Wenigstens hatte Rainald sich von Six einschüchtern lassen - aus welchen idiotischen Gründen auch immer - und sagte tatsächlich nichts mehr.

"Ich saß also hier fest," fuhr Atuarre fort. "Ich bin in die Höhle gegangen, da war ich wenigstens einigermaßen sicher und es gab was zu essen und Decken... Dann hab ich mir gedacht: wenn ich schon mal hier bin... kann ich ihn doch auch suchen...

Und das hab ich dann auch getan. Aber ich hatte nie richtig Gelegenheit, ihm nahe zu kommen. Diese ganzen blöden Situationen... es war einfach nie RICHTIG!"

"Oh ja, das kenne ich!" stöhnte Tâle. "Immer wenn man einen scheinbar perfekten Moment erwischt, stellt man plötzlich fest, daß man gerade einen Pickel auf der Nase bekommen hat - und so kann man dem Schnuffi ja nicht unter die Augen kommen! Aber bis man den Pickel überpudert hat, ist er schon wieder weitergeritten... ja, ja,... wie tragisch doch das Leben ist! Dieses beschissene, schadenfrohe Mist-Leben! Argh!"

"Du übersetz mal weiter und laß Atuarre erzählen!" wies Six sie sanft zurecht.

Grummelnd ließ Tâle auch Ralph an ihrem hysterischen Ausbruch teilhaben.

Atuarre erklärte: "Na, ich hab dann versucht, wieder nach Hause zu kommen... aber ich hab mich nicht genug konzentriert. Ich muß... an euch drei gedacht haben, als ich den Zauber gesprochen habe. Ich wollte das eigentlich als Anker benutzen, damit ich wieder nach Hause komme. Ihr wißt schon: bekannte Gesichter... Wie ich auf Ralph Fiennes gekommen bin, weiß ich selbst nicht mehr."

Ralph war das offensichtlich auch egal - er wollte nur noch aufspringen und Atuarre würgen, weil SIE ihn offenbar in eine Situation gebracht hatte, in der er ANGESCHOSSEN worden war - mit einer MUSKETE!!! Tâle hielt ihn nur mit Mühe zurück - aber sie hielt ihn zurück; ein strenger Blick aus der Richtung des Hessen tat das übrige dazu, daß Mr. Fiennes sich benahm.

"Es hat jedenfalls nicht geklappt. Ich hab weiter in meiner Höhle gegammelt und bin ab und zu rausgegangen, um nach dem Hessen zu sehen. Die Kinder aus dem Dorf - aus Sleepy Hollow, stellt euch das mal vor! - haben mir ab und zu was zu essen gebracht und mir gesagt, wo er gerade ist..."

"Verdammte Holländer," zischte Rainald. "Die werde ich nach meinem Tod heimsuchen!"

Adelheid beugte sich interessiert zu ihm vor. "Ich dachte, du wolltest daheim in Hessen spuken?"

"Ja,... ich hasse diesen häßlichen großen Landsitz..."

"Dann wirst du wohl deinen Geist aufteilen müssen, von Steinheim," meinte Tavington sarkastisch. "Laß dir irgendwas abhacken und es hier vergraben - und den Rest läßt du nach Hause schicken, so daß alle was davon haben!

Könnten wir das hier jetzt zuende hören und könnte mir dann jemand erklären, was hier eigentlich los ist? Ich verstehe bisher nur, daß eine notgeile Hexe irgendwo aufgetaucht ist, wo sie nicht sein sollte, und mit einem fehlgeschlagenen Rückreise-Zauber diese drei Witzfiguren -" er zeigte reihum auf Six, Tâle und Ralph, "- hierhergebracht hat!

Jetzt ist mir auch klar, warum Smythe reitet wie ein Mädchen und diese beiden Weiber da in meinem Zelt aus der Luft gefallen sind!"

Six fand die Bezeichnung >diese beiden Weiber da< nicht sehr lustig. Atuarre mußte sie festhalten und wieder zu sich auf den Boden ziehen, damit sie sich nicht auf den Briten stürzte. Der bekam einen weiteren Rippenstoß von Adelheid und war dann auch wieder still.

Atuarre biß sich auf die Unterlippe. "Dann habe ich erfahren, daß er nach Süden reitet! Zu seiner FRAU!!! Ich wußte gar nicht, daß er eine hat! Ich war so SAUER!!! Also bin ich einfach hinterher und dachte: die Schlampe bringe ich um! Da mache ich mir schon die Mühe, hierherzukommen, 220 Jahre rückwärts durch die Zeit - obwohl das ja auch nicht wirklich geplant war... - und da hat der Blödmann einfach eine ANDERE! Könnt ihr euch vorstellen, wie ich mich gefühlt habe?!"

Ralph sagte etwas.

"Was?"

"Er sagt: >Wahrscheinlich nicht sehr viel blöder als ich, als ich in nichts als Unterhosen in diesem Sumpf gelandet bin!<" übersetzte Tâle.

"HAST DU GERADE -?" setzte Tavington an, brach aber sofort ab, als Adelheid ihn am Arm berührte und flüsterte: "Nicht jetzt!" Danach gab er keinen Ton mehr von sich. Obwohl seine Neugier grenzenlos sein mußte, jetzt, da er erfahren hatte, daß es sich um eine ZEITREISE drehte. Selbst der Hesse wirkte gleichzeitig schockiert und interessiert, aber er stellte keine Fragen.

Atuarre sprach weiter: "Na, ich bin ihm gefolgt. Das Pferd ist schon ziemlich schnell - und wußtet ihr eigentlich, daß es gar nicht Daredevil heißt?"

"Ja, wußten wir," meinte Tâle. "Es wäre ja auch schwachsinnig, wenn ein DEUTSCHER Söldner seinem AUS DEUTSCHLAND MITGEBRACHTEN Pferd einen ENGLISCHEN Namen gibt; ich weiß gar nicht, wie Tim Burton darauf gekommen ist!"

"Oh. Tja. Ja, ich glaube, du hattest auch mal erwähnt, daß im Sleepy-Hollow-Buch steht, daß das Pferd von Brom Bones Daredevil heißt. Stimmt," meinte Atuarre, gestoppt in ihrem Erzählgang.

"Weiter!" ordnete Six an.

"Das war's eigentlich schon. Ich hab einem anderen Hessen einen angeblichen Potenztrank zusammengemixt und er hat mir dafür sein Pferd überlassen. Mir tut dermaßen der Hintern weh..."

Six schnappte empört nach Luft. "Du hast doch nicht -"

Atuarres Augen wurden groß. "Vom REITEN!" versuchte sie, Six' versautere Gedankengänge auf den richtigen Pfad zurückzulenken; bis ihr klar wurde, daß auch das zweideutig war. "Auf dem PFERD!!!"

"Oh. Ach so," murmelte Six, ein bißchen enttäuscht.

Ralph unterdrückte derweil nur mit größter Anstrengung ein Lachen.

"Ich hätte nie gedacht, daß das so anstrengend sein kann..." seufzte Atuarre. "HÖRT ENDLICH AUF ZU KICHERN IHR SEID SOWAS VON INFANTIL IHR BEIDEN ARGH!!!!!"

Tâle prustete: "'tschuldigung!"

Kopfschüttelnd setzte Atuarre ihren Bericht fort: "Dann hab ich ihn hier gefunden und durchs Fenster gesehen, wie er DICH umarmt hat!" Ein anklagender Zeigefinger wurde auf Tâle gerichtet, die immer noch haltlos japste und sich an Ralph klammern mußte, um nicht von der Bank zu fallen.

"'tschuldigung!"

Atuarre verdrehte die Augen. "Ja, ja... 'tschuldigung für'n Arsch!" In Richtung ihrer aufmerksameren Zuhörer erklärte sie: "Da ist mir einfach eine Sicherung durchgebrannt. ICH wollte ihn die ganze Zeit, ich hätte ihn SO raffiniert verführt - und da kommt so ein halbnacktes Flittchen daher und er springt sofort darauf an! Das kann ja wohl nicht sein!

Da bin ich halt... ein bißchen wütend geworden. Ist doch normal."

"Diese Tür besteht aus massiver Eiche," hielt Adelheid, die richtig annahm, daß die Geschichte nun zuende war, dagegen. "Oder zumindest BESTAND sie einmal daraus.

...

Rainald, ich schlage vor, du küßt das Mädchen jetzt sofort, damit es seine drei Freunde nehmen und wieder nach Hause gehen kann.

Und dann werde ich versuchen, eine andere Hexe zu finden, die einen Trank gegen Kopfschmerzen für mich hat!"
 

Ff...

Und, JA: Ich BIN hochgradig bescheuert!

Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
 

Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1

~*~

"Dieser Pool ist wirklich hammerhart!" sagte Tâle.

"Und das beste ist, daß wir alle NACKT sind!" stimmte Six ihr grinsend zu.

Tâle stöhnte: "Nichts als Vögeln im Kopf! Sei jetzt still oder ich versohl dir deinen kleinen, niedlichen Hintern!"

"Oh wirklich - würdest du das für mich tun?" flötete Six mit glänzenden Augen.

Um jeder weiteren Versuchung zu entgehen, ließ Tâle sich entnervt unter Wasser sinken.

"Ich vermisse ihn," seufzte Atuarre aus der anderen Ecke des großen Whirlpools.

"Anyone a drink, ladies?" Nun ja, Ralph war nicht direkt KOMPLETT nackt, aber auch nicht weit entfernt. Die Narbe von der Schußwunde leuchtete wie der Strich eines roten Filzstifts auf seiner Schulter.

Als der Hesse Adelheids Befehl befolgt und Atuarre tatsächlich geküßt hatte, war der Spuk auf einmal vorbeigewesen.

Schlagartig.

In der Innenstadt von London.

Zum Glück nur vor den Augen einiger hoffnungslos betrunkener Partygänger.

Natürlich war allen vier Zeitreisenden in der ersten Sekunde nichts anderes eingefallen, als sich lauthals darüber zu beschweren, daß es scheiße war, so plötzlich, von einem Moment auf den anderen aus Adelheids Küche gerissen zu werden, um wieder einmal irgendwo aus der Luft zu fallen - und dieses Mal auf HARTEM Asphalt zu landen. Dann erst war ihnen klargeworden, daß sie sich wieder im 21. Jahrhundert befanden. Die Neonlichter und die zerbrochene Cola-Flasche, in die Six beinahe hineingefallen wäre, konnten einfach nichts anderes bedeuten.

Atuarre wollte es zuerst nicht glauben. Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht - den Hessen küssen zu dürfen (und er hatte sie nicht verletzt) -, da wurde sie auch schon wieder zurückgeworfen, weg von ihm! Tâle und Six, die wegen ihrer Badetücher mindestens genauso neugierige Blicke auf sich zogen wie die verwilderte, flennende Atuarre in ihrer Mitte, mußten ihr auf die Beine helfen und sie stützen.

Tâles gewöhnlicher, Bernd-das-Brot-ähnlicher Pessimismus ("Wir sind praktisch nackt nachts im Partyleben von London haben kein Geld kein Auto kein Flugzeug keine Unterkunft für die Nacht und wenn ich meine Mutter anrufe damit sie mich abholen kommt hetzt sie mir die Männer mit den langen weißen Westen auf den Hals falls sie überhaupt aufsteht um ans Telefon zu gehen das Leben ist ja so scheiße argh!!!") wollte sich gerade Bahn brechen, als der vierte im Bunde (ein immer noch hemdtragender Ralph Fiennes) ebenfalls seinen Hintern von der Straße hochbekam und - nachdem er sich gründlich umgesehen hatte - etwas benommen verlauten ließ, daß er ein Appartment ganz in der Nähe hätte und da es ja ziemlich kalt sei und die Mädels nichts zum Anziehen hätten und sowieso irgendwie aussehen würden wie bestellt und nicht abgeholt und weil die ganze blöde ICQ-Geschichte ja nur ein fehlgeschlagener Liebeszauber sei und das ja eigentlich sogar ganz süß wäre...

Naja.

Six knurrte ihn nur an: "Wir sind keine Groupies!"

"Nicht mehr," ergänzte Tâle leise. Sie glaubte inzwischen fest daran, daß nicht nur Atuarres mangelnde Konzentration dafür verantwortlich war, daß sie ins 18. Jahrhundert gezogen worden waren - vermutlich hatten auch ihr eigener und Six' übermäßiger Tavington-Konsum etwas damit zu tun. Wären sie nicht so fixiert auf den Mann gewesen, hätten sie vermutlich weiterchatten können, auch wenn Atuarre zufällig an sie gedacht hätte in den Moment, in dem sie versuchte, in ihre Zeit zurückzukehren.

Aber es gab nichts dagegen einzuwenden, einem Leidensgenossen - und irgendwie war Ralph das ja schließlich - einen Gefallen zu tun und mit in seine Wohnung zu gehen... Tâle fand es selbst erschreckend, sich so denken zu hören, aber ihr froren fast die Zehen ab und sie mußte dringend mal für kleine Mädchen.

Jedenfalls waren sie, Six und Atuarre ihrem unfreiwilligen Zeitreise-Kumpel gefolgt, hatten vielleicht aus Erleichterung darüber, daß sie wieder daheim waren (naja, FAST daheim) ein bißchen zuviel Sekt gebechert und waren schlußendlich hüllenlos im Whirlpool gelandet.

Es wäre die perfekte Grundlage für eine Ralph-Fiennes-und-drei-Mary-Sues-Szene gewesen (obwohl die Mary Sues auch schon ziemlich müde, hungrig, verdreckt und halb erfroren in seiner Wohnung angekommen waren; keine guten Basisvoraussetzungen also...), doch die Realität holte sie ein.

Denn Tâle vertrug wenig Alkohol und übergab sich - als Ralph anfragte, ob er noch irgend jemanden mit einem Drink beglücken könnte -, über den Rand des Pools auf den Fußboden. Daraufhin mußte Six sich um sie kümmern, was auch nicht wirklich romantisch war. Vor allem, weil ein großer Eimer, eine Rolle Küchentücher und der Satz: "Ohverdammtverdammtverdammtichsterbegleich!!!" dabei eine Rolle spielten.

Atuarre trauerte noch immer ihrem Hessen hinterher und schwor sich, nie wieder einen Mann zu küssen - oder auch nur zu beachten -, weil unter Garantie keiner so gut küssen konnte wie ein hessischer Söldner, der dazu gezwungen worden war, einer kleinen verfilzten Hexe ihren Herzenswunsch zu erfüllen.

So legte sich der knackige, unwiderstehliche, immer noch halbnackte Ralph Fiennes dann gefrustet allein auf's Sofa (weil Tâle sein Bett blockierte), während Atuarre in seinem Fichtennadelöl-bedufteten Whirlpool weiterhin traurige Selbstgespräche führte, bis ihre Zehen ganz verschrumpelt waren und sie roch wie der komplette Boreale Nadelwald.

Am nächsten Morgen spendierte Mr. Fiennes - nicht aus Großzügigkeit, sondern weil er befürchtete, daß Tâle demnächst in seiner Wohnung verrecken würde - den Mädels drei Billigtickets nach Hause und hoffte, daß er sie nie wiedersehen würde.
 

ENDE
 

Moral von der Geschichte:

1. Internet ist gefährlich!

2. ICQ ist gefährlich! Chatten sowieso.

3. Fernsehen ist gefährlich!

4. Tâles Buchtipps können dazu führen, daß Sie im falschen Jahrhundert aus der Luft fallen!

5. Es ist ungesund, einen Film/Schauspieler zu sehr zu verehren.

6. Mary Sue-Verarschungen können lustig sein. Solange keine Leute darin vorkommen, die Six, Tâle, Atuarre oder Ralph Fiennes heißen. ;)

7. Ich hab bestimmt was vergessen - macht mich doch bitte in ganz ganz vielen Koms darauf aufmerksam! *gg*



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Kommentare zu dieser Fanfic (62)
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Von:  AssassinsAtu
2005-11-05T12:55:43+00:00 05.11.2005 13:55
Ach ja..wen er seinen Leib aufteilt,krieg ich auch was ab?XD
Von:  AssassinsAtu
2004-04-28T11:35:03+00:00 28.04.2004 13:35
wir sind einfach ein supertolles team... dazu sollte es eine fortsetzung geben!!!!*dafür bin*
*notfalls auch selbst schreib*
Von:  AssassinsAtu
2004-04-26T12:09:19+00:00 26.04.2004 14:09
ich glaub schon das er das badetuch besser fand als eine robe... *hentaigrin*
Von:  AssassinsAtu
2004-04-26T09:50:56+00:00 26.04.2004 11:50
Ich lieeebe liebe liebe dich!!!!!!!!!!!!!!!!!!! *kreisch*
du hast mich perfekt getroffen! Ich durfte den hessen knutschen!!!!
fehlt nur nur noch eine poolsession mit six und dir und mir... *hentaigrin*
einfach suuuupi
sorry das i dir das mit der ff net gesagt hab... *kopf einzieh*
es tut mir lei-he-heid!!!
*knutttsch*
'phantom
Von:  Miisha
2004-04-25T20:59:25+00:00 25.04.2004 22:59
Tolle Story! Echt!! ^^
Trotz deiner ganzen Moralen (oder wie auch immer die Mehrzahl davon heißen mag) werde ich weiterhin ins Internet gehen, um mir deine ganzen sinnlosen (?) Geschichten durchzulesen. XD

cuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-04-25T20:47:01+00:00 25.04.2004 22:47
So war das also!
Ist ja nicht zu glauben, wie sich das ganze entwickelt hat.
Große Klasse! ^^

cuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-04-25T20:03:35+00:00 25.04.2004 22:03
Auf den Kuss hab' ich auch gewartet. XD
Was denn für 'ne Explosion? O.o

cuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-04-25T19:52:42+00:00 25.04.2004 21:52
Kommt jetzt der Hesse? OO
*schon ganz gespannt bin*

cuuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-04-25T19:30:11+00:00 25.04.2004 21:30
Hoffentlich ändert sich ihre Einstellung zu Ralph noch.
Diese Spannung. Wie ihr euch wohl entscheiden werdet?
*gleich weiterlesen muss*

cuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-04-25T19:03:37+00:00 25.04.2004 21:03
Ach, DIE Vermutung! Jetzt hab' ich's wieder. ^^
Tja, Six. Ich fürchte, solange es noch Menschen außer euch beiden auf der Welt gibt, wirst du immer wieder daran gehindert werden, mit Tâle zu baden. ^^' Deshalb musst du aber nicht gleich die gesamte Menschheit umbringen. 'ne einsame Insel tut's sicher auch. Vielleicht schreibt Tâle ja Robinson Crusoe für dich noch mal neu. *g*

cuuuuu, Miisha ^^


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