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Das Geisterschiff oder Eine Nacht im Regen

Part 11 ist online =)
von

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Geisterstunde

Kommentar: Bin wieder da. ^^ *Fähnchen schwenkt* Ich denke, ich lade den nächsten Teil lieber vor dem Wochenende hoch, bevor ich wieder nicht dazu komme -_-'Aber vielen, lieben Dank für eure Kommentare! ^^ Falls jemand allerdings auf ein wenig mehr Romantik in diesem Teil hofft, muss ich ihn leider enttäuschen ...^^' Im nächsten Kapitel wird's aber wieder besser. ^^

Und jetzt viel Spaß beim Lesen.

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 8 - Geisterstunde
 

Kugeln pfiffen durch die Luft, als Zorro auf das Deck trat. Der Rauch von Kanonen und anderen Geschossen verhüllte das Deck und es war fast unmöglich, mehr als fünf Meter weit zu sehen, auch wenn flackernder Lampenschein die Umgebung mäßig erhellte. Ab und zu tauchten ein paar Schemen aus den Nebelschwaden auf, und verschwanden sofort wieder in der Dunkelheit.
 

Es war das pure Chaos.
 

Schreie und Waffengeklirr tönten durch die Nacht und Zorro meinte, den einen oder anderen leblosen Umriss auf den Planken ausmachen zu können. Wie es schien, hatte der Kampf bereits die ersten Opfer gefordert.
 

'Das bedeutet also weniger Arbeit für mich', dachte der Schwertkämpfer sarkastisch und duckte sich dann hastig hinter einen Stapel Kisten, als keine Sekunde später ein Säbel durch die Luft flog, der seinen Kopf glatt gespalten hätte, hätte er noch an der gleichen Stelle gestanden.
 

Grimmig sah er sich um. 'Okay, jetzt REICHT'S!!!' Er bewaffnete sich mit den Säbeln - die nur ein unzureichender Ersatz für seine eigenen Schwerter waren - und stürzte sich dann ins Getümmel.
 

Während er durch den Nebel huschte und Schläge um Schläge austeilte oder selbigen auswich, wurde ihm klar, wie sehr er den Kampf vermisst hatte. Nach der langen Ruhezeit der letzten Tage durfte er endlich wieder kämpfen. Das war LEBEN, zur Hölle noch mal! Sein Puls lief auf hundertachtzig und sein Körper fühlte sich an, als würde eine Legion von Ameisen durch seine Venen marschieren. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn mehr Adrenalin als Blut in seinen Adern floss. Doch genau das hatte er jetzt gebraucht. Außerdem lenkte ihn die Bewegung endlich von seinen Gedanken ab, die wie aufgewirbelte Blätter ziellos in seinem Kopf umherflatterten.
 

'Habe ich das wirklich zu ihm gesagt?', 'Was denkt er wohl jetzt wieder?' und 'Wieso zum Teufel ist alles nur so schrecklich KOMPLIZIERT?!?' waren dabei nur eine kleine Auswahl ... Nebenbei regte sich auch Sorge um seinen Gefährten in ihm. 'Hoffentlich geschieht ihm nichts ...'
 

Wieso musste all das auch ausgerechnet ihm passieren? Seit Jahren arbeitete er hart dafür, der größte Schwertkämpfer aller Zeiten zu werden und jetzt kam so eine schmächtige Bohnenstange daher, die mehr rauchte als ein Fabrikschlot während der industriellen Revolution, machte Stress und schaffte es vor allem, seine Gefühlswelt in ein heilloses Durcheinander zu verwandeln, ohne ihn wenigstens vorher zu fragen! War das denn FAIR?
 

'Nein!' entschied Zorro, nachdem er einem Piraten, der plötzlich aus der Dunkelheit vor ihm aufgetaucht war, die Breitseite seines Säbels übergezogen hatte.
 

Vielleicht sollten sie mal wieder ein ernstes Wörtchen miteinander reden.
 

'Eine kleine Prügelei könnte dabei auch nicht schaden ...', flüsterte ein kleines, hämisches Stimmchen in seinem Inneren.
 

'Damit alles wieder so wird, wie zuvor?! Vergiss es!' gab er aufgebracht zurück.
 

'Wieso nicht? Ihr würdet euch wieder hassen, die Einrichtung zertrümmern und alles wäre wieder in Butter. Was ist denn so schwer dabei? Und woher willst du überhaupt wissen, dass du IHM etwas bedeutest?'
 

'Ich ...'
 

'Ja?'
 

Zorro zögerte. 'Ich ... weiß es nicht ...'
 

'Na also! Also hör endlich auf, dir Hoffnungen zu machen und sieh zu, dass du-', fuhr die Stimme eifrig fort, doch dann wurde sie von Zorro unterbrochen.
 

'Er hat mir das Leben gerettet! Und das zweimal innerhalb von zwölf Stunden! Wieso sollte er das tun, wenn ich ihm nichts bedeuten würde? Er hätte ja auch die Gelegenheit nutzen und mich um die Ecke bringen können!'
 

'Das hätten ihm die anderen aber nie verziehen ...'
 

'NA UND? Hör zu, du kannst mir ja erzählen was du willst, aber ich GLAUBE einfach nicht, dass ich ihm nichts bedeute, kapiert?!'
 

Die Stimme kicherte. 'Du bist ein Narr, weißt du das?'
 

'Ja, vielleicht. Aber ich stehe wenigstens dazu! Und jetzt mach dich vom Acker!'
 

'Du wirst schon sehen, was du von deiner Naivität hast ...', sagte die Stimme und verschwand.
 

Zorro schnaubte. Er und naiv! Dumm, ignorant und taktlos, ja! Aber nicht naiv! Hey, wer hatte ihm immer diese Ausdrücke an den Kopf geschmissen? Sanji? Jedem anderen hätte er dafür den Schädel eingeschlagen, doch bei dem blonden Smutje hatte er immer seinen Ärger hinuntergeschluckt. Er brachte es einfach nie übers Herz, ihn wirklich zu verletzen ...
 

'Wieso bin ich nur so schrecklich vernarrt in ihn? ...', fragte er sich, als er das Heck erreichte. Für einen Augenblick hielt er inne, starrte in die nebelverhangene Dunkelheit vor dem Schiff und verfluchte sein Leben, seine verwirrenden Gefühle und die Welt im Allgemeinen.
 

'Wenn ich jetzt die Augen zumache und sie dann wieder öffne, bin ich wieder auf der Flying Lamb.' dachte er und schloss die Augen. 'Alles ist so wie zuvor. Wir tuckern über die Grand Line, erleben haarsträubende Abenteuer und haben jede Menge Spaß. Meinetwegen soll auch Sanji mich wieder hassen - ich will einfach bloß wieder Normalität in meinem Leben!'
 

Er öffnete zögernd wieder die Augen und stellte fest, dass sich seine Situation keinesfalls gebessert hatte. Dem Albtraum war er noch immer nicht entflohen und auch in seinem Inneren tobte der gleiche Gefühlssturm, wie zuvor.
 

'Verdammt!' Ein mißmutiges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. 'Das wäre ja auch zu einfach ...'
 

Zorro wandte sich um und trabte langsam wieder zurück.
 

Entsetzt, doch zugleich auch erleichtert nahm er dabei die steigende Anzahl von Toten auf dem Deck wahr - anscheinend war der Spuk bald vorbei ...
 

'Wo Sanji nur steckt? Hoffentlich hat er vor Wut keine Dummheiten angestellt ...'
 

Plötzlich tauchte vor ihm ein Pirat aus dem Nebel auf. Seine Kleidung war zerfetzt und ihm fehlte ein Arm, wovon er allerdings nichts zu bemerken schien. Nach einem wilden Kriegsschrei stürzte sich der Tote auf den Schwertkämpfer, der sich rasch duckte, um dem Hieb auszuweichen und den anderen dann von hinten niederzuschlagen.
 

Still verharrte er dann auf der Stelle und rührte sich nicht, um in Ruhe lauschen zu können. Die Schreie auf dem Deck wurden immer leiser und schwächer, nur entfernt waren noch Kampfgeräusche zu vernehmen.
 

Er wollte gerade weitergehen, als auf einmal ein Schrei in der Dunkelheit ertönte.
 

"Zorro, RUNTER!"
 

Sanji ...?
 

Doch anstatt sich allzu sehr über die Anwesenheit seines Gefährten zu wundern, befolgte er einfach dessen Rat und ließ sich zu Boden fallen. Das darauffolgende Sirren, das keinen Millimeter über seinem Hinterkopf ertönte, überzeugte ihn davon, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ein leises "Umpf!" war zu hören und dann der Schrei eines Menschen, der innerhalb weniger Sekunden von null auf hundertzwanzig beschleunigte.

Langsam verklang das Geräusch in der Ferne.
 

"Okay, du kannst wieder hoch kommen!"
 

Hastig rappelte sich Zorro wieder auf und sah sich um. Schließlich gelang es ihm, den dunklen Schemen zu seiner Linken als den des Schiffskochs der Flying Lamb zu identifizieren. Sanji ließ gerade wieder das Bein sinken, mit dem er den Angreifer auf die andere Seite des Schiffes befördert hatte und sah den Schwertkämpfer finster an. Jedenfalls war sich Zorro ziemlich sicher, dass er finster guckte, obwohl er Sanji's Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen konnte - jeder hätte bei einer solchen Nacht finster ausgesehen.
 

"Du hast echt noch mal Schwein gehabt, Zorro! Jedenfalls weiß ich jetzt, wieso ich dir gefolgt bin ..."
 

"Was ...?"
 

"Der Typ hätte dich glatt zersäbelt, wenn ich ihn nicht weggekickt hätte!"
 

"Aber ..." Zorro sah sich um. Und wirklich - der Körper des Piraten, den er eben zuvor niedergeschlagen hatte, war verschwunden. Der Schwertkämpfer grinste schief. "... ich habe ihm so dermaßen eins übergebraten, dass er frühestens in zwei Wochen wieder aufgewacht wäre - wenn überhaupt!"
 

Der Koch seufzte resigniert, bevor er fortfuhr. "Du bist aber nicht derjenige, der ihn hätte umbringen sollen, und deshalb kann er nicht durch deine Hand sterben! Kapier's doch endlich mal! Diese ganze Aktion von dir war UMSONST! Ich garantiere dir, dass keiner der Piraten, gegen die du gekämpft hast, durch dich umgekommen ist!"
 

Zur Überraschung des Blonden ließ der andere die Schwerter sinken. Doch er war noch immer zu aufgebracht, um seine Wut auf Zorro zu zügeln.
 

"Du Blödmann! Kaum kannst du wieder auf den Beinen stehen, da schmeißt du dich auch schon in den nächsten Kampf!" fuhr er ihn zornig an.
 

"Sanji ..."
 

"Glaubst du etwa, ich habe Lust dir immer den Hals zu retten, weil du nicht in der Lage bist, alleine auf ihn aufzupassen?" wetterte er weiter, Zorro's Einwurf einfach ignorierend.
 

"Sanji ..."
 

"Ich wusste schon immer, dass es mit deiner Intelligenz nicht besonders weit her ist, doch für so dumm hätte ich dich wirklich nicht gehalten!"
 

"Sanji, ich ..."
 

"Aber du bist ja der Stärkste von allen, und kannst es einfach nicht lassen, das auch immer raushängen zu lassen!"
 

"Es tut mir leid."
 

"Du glaubst gar nicht, wie sehr mich das-" Sanji hielt inne, als Zorro's letzte Bemerkung in sein Bewusstsein vordrang. Und fast augenblicklich verpuffte seine Wut im Nichts und ihm wurde klar, dass sie eigentlich nur als Vorwand gedient hatte, um die Sorge um seinen Gefährten nicht allzu offen zu zeigen.
 

Er holt tief Luft, bevor er sichtlich ruhiger fortfuhr. "Schon gut."
 

"Ich bin ein Idiot", sagte Zorro leise.
 

"Stimmt."
 

"Und ich hätte auf dich hören sollen."
 

"Diese Einsicht kommt ein wenig spät ..."
 

"Kannst du mir nochmal verzeihen?"
 

Sanji verzog erstaunt die Augenbrauen. Eine solche Bitte hatte er von dem impulsiven Schwertkämpfer ja noch nie gehört.
 

"Bleibt mir denn was anderes übrig?"
 

"Oh, du könntest mich auch weiterhin als Blödmann bezeichnen, mich nach Herzenslust beleidigen und mir meine Charakterfehler bis an mein Lebensende nachtragen ... fällt dir ja nicht schwer ..."
 

Die Bitterkeit in seiner Stimme erstaunte selbst Zorro, doch er hatte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen können. Umso mehr war er überrascht, als Sanji an ihn herantrat, nachdem er ihn einen Moment lang groß angestarrt hatte, und ihn sanft umarmte. Zorro erwiderte die Umarmung für einen kurzen Augenblick, und genoss einfach nur das Gefühl, diesen schlanken, vor Leben pulsierenden, warmen Körper in seinen Armen halten zu können, bevor dieser sich zu seinem Bedauern wieder von ihm zurückzog. Dabei blieb ein angenehm warmes Pulsieren in seinem Magen zurück. Obwohl die Berührung nur flüchtig gewesen war und sich der Koch sofort wieder von ihm gelöst hatte, hatte sie doch etwas seltsam Tröstendes an sich gehabt.
 

"Erzähl nicht so einen Unsinn, Lorenor Zorro", sagte der Smutje ein wenig ruppiger, als er es beabsichtigt hatte, bevor er sich von ihm abwandte. "Vielleicht ist dir ja aufgefallen, dass ich das in letzter Zeit weitestgehend vermieden habe! Und jetzt lass uns endlich zurückkehren, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen!"
 

"Sanji ..."
 

"Jetzt komm endlich!"
 

"Aye."
 

Zorro grinste schief. Das klang wieder nach dem Sanji, den er kannte. Kühl, distanziert und so genervt, als hätte er es tagtäglich nur mit gehirnamputierten Idioten zu tun - was ja auch meistens der Fall war ... Es schien ihm, als hätte sich der Smutje nach der kurzen Umarmung emotional wieder in das übliche Schneckenhaus zurückgezogen. Jetzt musste er verbales Fingerspitzengefühl zeigen, um ihn wieder daraus hervor zu locken ...
 

'So wird das nie was mit uns ... Aber ich kann ihn auch nicht zwingen, mir mehr zu geben, als er zu geben bereit ist. Ich will seine ehrliche Zuneigung ... Nur wieso ist das so kompliziert?' fragte er sich, während er dem Koch durch die Dunkelheit folgte. 'Seine Persönlickeit ist wie eine besonders harte Nuss - es ist verdammt schwierig, an sein Inneres zu gelangen.' Er seufzte. 'Du bist der härteste Gegner, den ich jemals hatte, Sanji ...'
 

Der Koch biss sich stumm auf die Lippen, als er schweigend vor dem Schwertkämpfer über das nur schwach beleuchtete Deck trabte. War Zorro wirklich so verletzt? Er hatte ihre gegenseitigen Schlagabtausche eher immer als unterhaltsam empfunden, nicht als wirklichen Ernst. Sicher hatte er Zorro auch nie besonders gut leiden können, aber in Situationen, in denen es darauf ankam, konnte man sich immer auf ihn verlassen. Doch auf diesem Schiff fiel es ihm sehr, sehr schwer, seinen Gefährten einzuschätzen. Er lernte Seiten an ihm kennen, die er noch nie zuvor bei ihm erlebt hatte und die ihn in tiefste Verwirrung stürzten.
 

Und er wollte mehr von diesen Seiten erleben - viel mehr ...
 

Aber er konnte dieses "Wollen" nicht in Worte fassen. Es war ein merkwürdiges Gefühl in seinem Inneren, das auftauchte, wenn er mit Zorro zusammen war, ja selbst, wenn sie sich stritten. Es erzeugte ein Kribbeln in seinem Bauch, wenn Zorro ihn so ansah, wie er es in den letzten Stunden häufig getan hatte, und wenn er zornig auf den anderen war, schmerzte es. Doch es war immer da.

Ein wenig erinnerte es ihn an Lampenfieber ...
 

Sie passierten den Großmast und näherten sich wieder den oberen Deckaufbauten vorn am Bug, von denen die letzten Waffengeräusche herübertönten. Als sie schließlich den Fockmast erreichten, blieb Sanji plötzlich stehen. Besorgt sah Zorro über die Schulter des anderen und fragte sich schon, ob es wieder an dem Kapitän lag, der seinen Gefährten schon einmal so entsetzt hatte. Aber zu seiner Verwirrung musste er feststellen, dass Scarlett noch nicht am Mast stand.
 

"Wo ist er?" fragte er leise, die Stimme instinktiv auf ein Flüstern gesenkt. Er stand so nah hinter dem Koch, dass er die leichte Gänsehaut sehen konnte, die über dessen Nacken lief. Fröstelnd schlang der Blonde die Arme um seinen Oberkörper.
 

"Ich weiß es nicht", gab Sanji schließlich nach einiger Zeit ebenso leise zurück. "Aber ich vermute, er ist auf dem oberen Deck."
 

Zorro nickte nachdenklich. Wenn Sanji's Theorie der Wahrheit entsprach, dann mussten sie nur solange warten, bis sich auch die letzten Untoten gegenseitig niedergemetzelt hatten. Da der Kapitän aber noch fehlte, bedeutete das ...
 

"Sie kommen hierher."
 

"Hm ...", bestätigte der Koch nickend.
 

"Sollten wir uns dann nicht vielleicht ein sichereres Plätzchen suchen?"
 

Sanji drehte sich zu ihm herum und sah ihn feindselig an. "Wenn du damit andeuten willst, dass ich nicht-" begann er, wurde jedoch von dem Schwertkämpfer unterbrochen.
 

"Ich will nichts andeuten, ich habe dich lediglich nach deiner ehrlichen Meinung gefragt."
 

Sanji zögerte einen Augenblick, da er spürte, dass der andere die Wahrheit sagte. Wieso nur hatte er das Gefühl, sich immer verteidigen zu müssen, wenn Zorro sich so offensichtlich wie jetzt Sorgen um ihn machte? Vielleicht weil er es nicht gewohnt war, dass sich jemand so sehr um ihn sorgte ... Er schüttelte diese ungewohnten Gedanken ab und sah sich suchend um. Dann deutete er auf den Kistenstapel, der den Schwertkämpfer an diesem Abend schon einmal beschützt hatte.
 

"Lass uns dort warten!" schlug er vor, und Zorro nickte. Nacheinander zwängten sie sich in den Zwischenraum, der zwischen den Kisten und der Wand zum oberen Deck bestand, und beobachteten das Deck durch den schmalen Spalt zwischen zwei Stapeln. Sanji grinste, als er Zorro's Verrenkungen beobachtete, die der andere machen musste, um seine breiten Schultern halbwegs zwischen die Kisten zu bekommen.
 

"Das sieht sehr sportlich aus", kommentierte er spöttisch, wobei er sich nicht von Zorro's finsterem Blick abschrecken ließ. Dieser versuchte vergeblich, ihn mit selbigem einzuschüchtern. Schließlich knurrte er nur: "Noch ein Wort ..."
 

"Was dann?" fragte Sanji und hob eine Augenbraue.
 

'Dann drehe ich dir deinen süßen Hals um!' dachte Zorro und hievte sich in eine etwas bequemere Lage, so dass er Schulter an Schulter neben dem Smutje saß.
 

Sanji's Frage allerdings ließ er unbeantwortet, denn im gleichen Augenblick polterte etwas die Treppe zum Oberdeck hinab, gefolgt von eiligen Schritten. Die beiden heimlichen Beobachter stießen mit den Köpfen zusammen, als sie versuchten, gleichzeitig durch den Spalt zu schauen. Als ihre Köpfe endlich wieder aufhörten zu brummen, einigten sie sich darauf, übereinander statt nebeneinander durch die Kisten zu linsen.
 

So war das erste, was Sanji sah, ein Paar etwa kniehoher schwarzer Lederstiefel, die vor seiner Nase über die Planken liefen. Er erkannte sie als die des Kapitäns, der kurz darauf von vier weiteren Paar Stiefeln gestellt wurde. Es folgte eine hitzige Diskussion in der üblichen, ihm fremden Sprache, bevor sich die Stiefel aufeinander stürzten.
 

Atemlos beobachtete Zorro das Geschehen. Obwohl ihm die fremde Sprache seltsam vertraut vorkam, verstand er doch nur Spanisch. Moment mal ... Spanisch? Siedendheiß fiel ihm wieder Sanji's Geschichte von dem Schiff ein - all diese sich nächtlich wiederholenden Ereignisse hatten vor mehreren Jahrhunderten stattgefunden, zu einer Zeit, als Spanisch noch die gebräuchliche Seefahrersprache war. Konnte es denn sein ...? Der Schwertkämpfer spitzte die Ohren und da er nun wusste, wonach er lauschen musste, schnappte er tatsächlich einzelne Fetzen ihres Gespräches auf. Zuvor hatte er kaum auf ihre Worte geachtet, was wahrscheinlich am schweren Dialekt der untoten Piraten gelegen hatte. Doch nun tauchte die Erinnerung an die Sprache, die er vor langer Zeit einmal mühsam erlernt hatte, nach und nach wieder in seinem Gedächtnis auf und er bemühte sich, das Gehörte zu begreifen.
 

"... bereits zuviel ertragen!" sagte einer der Untoten gerade.
 

Scarlett lachte diabolisch. "Wenn du gehen willst, bitte, ich halte dich nicht davon ab. Aber falls es-" 'Está maldición' - Zorro versuchte krampfhaft, sich die Wörter wieder in Erinnerung zu rufen. "-diesen Fluch wirklich geben sollte, betrifft es dich genauso, wie mich!" zischte er.
 

"Wenn wir nur nicht auf dich gehört hätten", sagte ein anderer Pirat erzürnt. "Dann wäre das alles nicht passiert!"
 

"Ach, kommt schon. Eure Skrupel kommen eh zu spät ..."
 

"Wir werden dich töten!" fauchte ein dritter, etwas kleinerer Pirat und stürzte sich auf ihn, gefolgt von seinen drei Kameraden. Waffen klirrten, als sie aufeinander trafen und für eine Zeit lang sah es so aus, als würden die Piraten ihren Kapitän überwältigen können. Doch dieser blieb die Ruhe selbst und rief, während er diversen Hieben auswich, nur fröhlich: "Wieso die Mühe? Ihr könnt mich sowieso nicht töten ..."
 

Dann war er plötzlich verschwunden.
 

Die Angreifer hielten inne und fluchten. Ihre Ausdrücke überforderten Zorro's Vokabelkenntnisse und so nutzte er die Zeit, um sich an Sanji zu wenden.
 

"... Spanisch!" vernahm der Koch eine leise Stimme an seinem Ohr. Verwundert sah er zu Zorro auf und hob fragend eine Augenbraue.
 

"Sie sprechen Spanisch!" flüsterte Zorro erneut. "Es hätte mir sofort auffallen müssen!"
 

"Du sprichst Spanisch?" wunderte sich Sanji, doch der Schwertkämpfer winkte ungeduldig ab. "Das ist schon lange her ... Scarlett sagte gerade, dass er nicht getötet werden kann, wieso auch immer! Ich vermute, er hat wirklich eine Teufelsfrucht gegessen!"
 

"Ja, aber wo ist er nun?"
 

"Wenn ich das wüsste ..."
 

Als sie wieder aufsahen bemerkten sie, dass sich der Nebel vor den Kisten verdichtet zu haben schien. Die vier Piraten waren verstummt und drängten sich nun zusammen, Rücken an Rücken. Ihre Gesichter waren voller Furcht und sie spähten angstvoll in den Nebel.
 

'Sie scheinen zu wissen, was passieren wird ...', dachte Zorro. 'Wo ist der verdammte Kapitän bloß?' Der Nebel wurde noch dichter, als er vorher war. Wie klebriger Leim schien er an den schattenhaften Gestalten der Piraten zu haften. 'Wo ist er ...?'
 

Dann dämmerte es ihm endlich.
 

"Er ist der Nebel!" hauchte Zorro tonlos und spürte mit einem Mal Sanji's Hand an seiner Rechten, die sich krampfhaft an seine Finger klammerte. Und plötzlich wusste er, was passieren würde.
 

Als das laute Knacken brechender Knochen ertönte und sich der erste der Piraten in unmenschlicher Haltung krümmte, griff er sanft in den blonden Schopf des anderen und barg dessen Gesicht an seiner Brust. Er spürte, wie der junge Mann in seinem Arm zitterte und zog ihn dichter an sich heran, streichelte seinen Nacken und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr, während qualvolle, von Grauen erfüllte Schreie über das Deck hallten.
 

Er selbst war nicht in der Lage, den Blick von dem schrecklichen Geschehnis abzuwenden, doch seine Seele war schon nach wenigen Augenblicken nicht mehr fähig, irgendetwas zu fühlen. Sein Pensum an menschlicher Grausamkeit war für diesen Abend mehr als erfüllt - mehr Grauen ertrug er einfach nicht mehr. Mit ausdruckslosem Gesicht sah er zu, wie der letzte Pirat zu Boden sank und die Todesschreie endlich ein Ende hatten.
 

Die hochgewachsene Gestalt des Kapitäns manifestierte sich wieder auf den Planken, und als Zorro sein Gesicht sah und sein Lachen hörte, war er sich sicher, dass Scarlett vollkommen wahnsinnig war.
 

Zufrieden lehnte sich der Kapitän an den Fockmast und summte fröhlich vor sich hin. Dann sah er den Schwertkämpfer an.
 

Er sah nicht etwa zufällig in Richtung der aufgestapelten Kisten, nein, er sah IHN an, sah ihm direkt in die Augen.
 

"Na, wie hat euch das gefallen?" fragte er lächelnd. "Wollt ihr auch einmal?"
 

'Woher weiß er, dass wir hier sind? Wieso ...? Wir werden sterben', schoss es Zorro durch den Kopf, leidenschaftsloser, als er es vermutet hatte. Er drückte den Koch sanft an seine Brust. 'Schade eigentlich ... Vielleicht hätte doch noch etwas aus uns werden können, Sanji ...'
 

Er hauchte einen sanften Kuss auf die blonden Haare, dann liess er ihn los, stand auf und trat dem Kapitän entgegen, wohlwissend, dass er nicht gewinnen konnte, doch zutiefst entschlossen, ihrer beider Leben bis zum letzten Atemzug zu verteidigen.
 

Scarlett's dunkle Augen funkelten amüsiert. "Oh, ein Freiwilliger. Wie mutig ...", spöttelte er, bevor sein Körper langsam zu verblassen begann.
 

Zorro nahm seine übliche Kampfposition ein und wartete auf sein Schicksal. 'Auf ins letzte Gefecht ...'
 

Ein dünner, silberweißer Schemen zischte an ihm vorbei und durchbohrte den Schädel des Kapitäns, das einzige an ihm, was sich noch nicht aufgelöst hatte, und heftete ihn an den Mast in seinem Rücken. Augenblicklich wurde der Körper von Scarlett wieder sichtbar und er warf dem Schwertkämpfer noch einen letzten, vorwurfsvollen Blick zu, bevor seine Augen leer wurden.
 

Zorro starrte ihn an und die Säbel entglitten seinen zitternden Händen. Kraftlos sank er auf die Knie, umgeben von Blut und Toten. Leise flüsterte eine Stimme hinter ihm auf Spanisch: "Mögest du für immer in der Hölle schmoren, Capitan ..."
 

Als er sich umwandte, sah er den Letzten der verfluchten Mannschaft - über und über mit Wunden bedeckt - leblos zu Boden sinken, in der Hand eine Armbrust, die nun mit leisem Klappern auf die Planken fiel.
 

Stille kehrte ein.
 

Der Schwertkämpfer bewegte sich nicht, sondern starrte nur apathisch vor sich hin. Leise Schritte schlurften hinter ihm heran, doch er rührte sich nicht. Als sich Sanji's schlanke Arme von hinten um seinen Nacken schlangen und sein zitternder Körper sich an seinen Rücken schmiegte, drehte er sich zu ihm herum und nahm ihn in die Arme.
 

Keiner von beiden sprach ein Wort, denn es gab keine Worte, die sie hätten trösten können. Sie zitterten vor Angst und vor Grauen; wie zwei Ertrinkende klammerten sie sich aneinander, die sich gegenseitig Schutz und Wärme spendeten. Als nach einer Ewigkeit der Zauber langsam wieder verblasste und die flackernden Lampen an Deck erloschen und eine vollständige Dunkelheit zurückliessen, erhoben sie sich langsam und tasteten sich über das Deck zurück zur Treppe.
 

Wieder in der Kapitänskajüte angekommen einigten sie sich stillschweigend auf eine gemeinsame Übernachtung in dem großen Raum. Nachdem Zorro sie beide mit Sanji's großem, weichen Mantel zugedeckt hatte, schliefen sie schließlich aneinandergekuschelt ein, während sich draußen der Nebel langsam auflöste und ein leichter, aber beständiger Regen auf das Deck niederzuprasseln begann.
 

Ende Part 8



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Akuma6666
2004-08-28T17:07:52+00:00 28.08.2004 19:07
Ich schließ mich mal wieder an (sind langsam die ideen zum kommi schriben ausgegangen... -_-°°°)
auf zum (vorerst letztem hier auf mexx)
Von:  Saburina
2004-07-10T16:21:36+00:00 10.07.2004 18:21
mensch mensch so wenig kommies für diese FF......... T_T Dabei gehört sie zu meinen allerliebsten... nur ich lese sie immer auf yaoi.de und da lass ich aus Gewohnheit kein Kommie...... frag net warum.... ich werde es jetzt aber hier machen ^^

ALSO SCHREIBST DU WEIIIITTTTTTTTTTÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÖÖÖÖÖÖRRAAAAAAARRRRRRRRRR!!!!!!!!
sabu
Von: abgemeldet
2004-06-27T14:53:35+00:00 27.06.2004 16:53
Woooooooooooooooooooowwwwwwwwwwwwww!!!!!!!!!!!!!
Deine FF ist einfach nur supi!!!!!!!!!
Ich liebe sie!!!!!!! Mach schnell weiter. Ich will wissen, wie es weitergeht.
Bye, Scharin
Von: abgemeldet
2004-06-20T15:14:17+00:00 20.06.2004 17:14
wow!!!
*sprachlos ist*
deine FF ist ja sooooooo genial!!! Ich will määääääääääääääähr!!!!!!!!!!!!!!!!
kannst du mir bescheid sagen, wenns weiter geht????
Von: abgemeldet
2004-06-17T21:40:47+00:00 17.06.2004 23:40
Mann, ich hab hier ja schon Ewigkeiten nicht mehr reingeschaut...-.-°

Nya, jedenfalls, was ich loswerden wollte...Die FF ist der Hammer schlechthin! Ich bin platt! Dein Schreibtstil ist einfach genial, alles ist genial!^^

Sanji und Zorro sind ja so süss! XD Ach, ich krieg beinah Zustände, wenn ich die FF lese...^^' Aber...wie kommen die wieder von dem Kahn runter?


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