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Die Torwächter

Die Wächter der Elemente
von

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XVIII Das Wesen

Da ich nun die Kraft der Luft bekommen hatte, war die Reise sehr angenehm. Ich flog einfach. Ich befahl dem Wind einfach, uns in die Lüfte zu tragen. Am Anfang war das Element wiederwillig, doch dann brach ich seinen Widerstand.

Wir flogen über Slei hinweg, ohne uns jemand bemerkte. Doch nach ein paar Stunden Flug war ich so erschöpft, dass ich nicht mehr weiterkonnte. Ich wusste nicht warum, denn eigentlich konnte ich Tagelang meine Kraft nutzen, ohne ein Anzeichen von Müdigkeit zu spüren. Laurentius meinte, ich würde noch erschöpft sein, von dem Kampf gegen Hiroru, doch ich hatte eine andere Meinung. Irgendwie spürte ich, dass es mich mehr Kraft kostete, der Luft befehle zu erteilen, als sie einzusetzen.

Wir wollten in der Stadt Fagita landen, aber Laurentius fiel rechtzeitig ein, dass uns die Dörfer nicht wohl gesonnen waren. Also landeten wir kurz vor ihm. Es gab weit und breit keine Bäume und deshalb währe es auffällig gewesen, wenn ich welche hätte wachsen lassen, also schlief ich auf dem harten und steinigen Boden. Meine Kräfte waren fast ausgezerrt, also musste ich neue Energie tanken.

Ich wachte in einer äußerst ungemütlichen Position auf. Meine Hände und Beine waren gefesselt und ich lag auf dem Rücken. Ich wagte es nicht, meine Augen zu öffnen, aber ich bekam auch so genug mit. Es sprachen zwei Männer: "Die ist Cerron, der Junge, der die Torwächter bedroht. Jedes Dorf hat den Auftrag bekommen, ihn seinem Torwächter auszuliefern." Dann rief eine etwas weiter entfernte Stimme: "Und wer ist der Mann neben ihm?" Die andere antwortete wieder: "Das ist Laurentius. Sein Freund und treuer Begleiter. Früher einmal hätte er ein echt großes Geschöpf werden können, aber er hat seine Change verspielt." Laurentius war also auch da. Ich bewegte mich kaum merklich und stieß auf eine Hand. Sie stammte zweifellos von Laurentius. Aber es war mir neu, dass er einmal etwas ,hätte werden können'. War er etwa einmal ein Mitglied der Torwächter gewesen? Das würde dann natürlich auch erklären, warum er so genau über mich und die Torwächter bescheid gewusst hatte. Und wenn ja, was hatte er dann so schlimmes verbrochen, dass sie ihn rauswarfen?

Ich konnte mir nicht mehr Gedanken darüber machen, denn die Stimme verkündete erneut etwas und Panik befiel mich. Sie sagte: "Jetzt werden wir sie ins Meer schmeißen und Faiter ausliefern." Ich musste schnell handeln. Ich öffnete meine Augen und setzte meine Kräfte ein. Doch es klappte nicht. Als mich der Mann sah, der die ganze Zeit gesprochen hatte, lächelte er. "Du versuchst deine Kräfte einzusetzen? Das wird dir nichts nutzen. Die Flasche ist zu weit entfernt, als dass du sie rufen könntest. Aber mach dir keine Sorgen," fügte er mit einem schiefen Grinsen dazu, "du bist nicht allein da unten. Dein Freund kommt auch und dann gibt es ja noch Monster, Fische und Faiter da unten. Also wirst du dich nicht langweilen und allein fühlen." Mit diesen Worten warf er mich ins Wasser. Ich wollte an die Oberfläche schwimmen, aber die Seile verhinderten es. Außerdem war an meinem Fuß ein Gewicht befestigt, das auch sicher stellte, dass ich wirklich auf den Grund des Sees gezogen wurde. Meine Lugen platzten fast vor Luftmangel und ich musste mich zusammenreißen, nicht nach Luft zu schnappen. Dann sah ich Laurentius, der neben mir ins Wasser geworfen wurde. Er war bewusstlos, das war auch besser so. Er sollte nicht den Schmerz spüren, wie ich. Ich versuchte mich in meine andere Gestalt zu verwandeln, was mir als letzte Rettung erschien, aber ich schaffte es nicht. Mit jeder Sekunde wurde es schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen. Dann gab ich die Hoffnung auf. Ich kämpfte nicht mehr ums Überleben, sondern lies es geschehen. Ich hatte meine Augen schon fast geschlossen, als plötzlich ein Licht vor mir aufleuchtete. Ich sah ein kleines, schlankes Wesen, das zu mir geschwommen kam. Die Augen dieses Wesens waren mit unendlicher Traurigkeit erfüllt. Ich kannte diesen Blick. Es war der Selbe Blick, mit dem mich Beera kurz vor ihrem Tod angelächelt hatte.

Das Wesen kam jetzt näher zu mir, bis unsere Gesichter sich fast berührten. Es lächelte. "Hab keine Angst. Ich kann deine Traurigkeit verstehen. Ich bin auf deiner Seite." Auch die Stimme des Wesens war mit unendlicher Traurigkeit erfüllt. Es war irgendwie ein melodischer Klang. Ich erwiderte ihren Blick und merkte, dass ich wieder atmen konnte. "Kannst du meinen Freund retten?" Fragte ich sie. Sie blickte Laurentius, dem sie vorher keine Beachtung geschenkt hatte, an und schwamm auch auf ihn zu. Ich war erleichtert, als auch Laurentius in eine Blase aus Licht und Luft eingeschlossen war. Das Wesen blickte mir fest in die Augen, ehe es zu erzählen begann. "Ich bin ein Namless oder auch Namenloser genannt. Es gibt nicht viele von unserer Art und das ist auch gut so. Wir sind teile der Seelen von Menschen. Aber nicht irgendwelche Teile, wir sind ihre Traurigkeit. Wenn ein Mensch einen bestimmten Grad von Traurigkeit erreicht hat, wird er getötet, oder die Traurigkeit wird ihm ausgesaugt. Das machen meistens die Torwächter. Die ausgesaugten Seelenstücke werden durch einen Strom vom Spiegel in das Wasser geleitet, sofern eine Seele das möchte. Ich habe es gewollt. ich war so traurig, dass ich dachte, ich würde da Draußen weniger traurig sein, doch das war ein Irrtum. Wir Namless ziehen Traurigkeit an und absorbieren dann ein Teil, ohne dass wir es beeinflussen können. Du bist ein Mensch bei dem versucht wurde, die Traurigkeit zu absorbieren, aber für dich gab es keine Rettung. Deine Traurigkeit war so groß und hatte sich schon so tief in dich hinein gebohrt, dass sie nicht mehr hätte abgesaugt werden." Ich lächelte. "Und warum erzählst du mir das alles? Ich glaube ich weiß es. Du möchtest im Tod Erlösung finden, aber keiner vermag und will es, dich zu vernichten, hab ich recht?" Das Wesen mit seinen unendlich traurigen Augen nickte. "Das will ich. Aber du brauchst dazu deine Kräfte. Es vermag übrigens noch ein anderer außer dir. Und zwar Faiter. Aber der versteht uns nicht. Er meint, wir währen nicht mehr ganz dich. Nun, wirst du es für mich tun und mich vernichten?" In einem Augenblick sah ich fast einen Hoffnungsschimmer in den Augen des Namless, doch ich musste mich getäuscht haben. Ich lächelte abermals und erwiderte: "Du wusstest, dass ich euch verstehen würde, oder? Es gibt hier noch andere, aber die trauen sich nicht, Faiter zu hintergehen. Ich verstehe dich sehr gut... ich weiß wie es ist, so traurig zu sein, dass man sterben möchte."

Damit dehnte sich Schweigen zwischen uns aus. Doch schließlich schwamm der Namless an die Oberfläche und sang dabei eine melodisch klingende Melodie. Dieses Lied brachte die Luftblasen anscheinend dazu, sich zu bewegen, denn Laurentius' und meine schwammen ebenfalls nach oben.



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