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Die Torwächter

Die Wächter der Elemente
von

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XVI Das Kind

Als wir endlich an dem Berg angekommen waren, auf dem Hiroru, der Torwächter der Luft, lebte, traute ich meinen Augen kaum. Der Berg war so riesig, dass es fast unmöglich war, ohne Flügel dort hinauf zu kommen. Doch trotzdem schafften wir es irgendwie. Es war sehr schwierig, ein paar mal währe einer von uns sogar abgestürzt, aber wir schafften es bis oben hin.

Dann fiel mir ein, dass es auch anders gegangen währe "Warum haben wir uns eigentlich nicht verwandelt? Ich weiß ja immerhin, dass du dich in ein Tier mit Flügeln verwandeln kannst." Laurentius lachte "Ich will nicht, dass du erfährst, in was für ein Tier ich mich verwandeln kann. Außerdem ist es sehr kraftaufwändig und du willst doch deine volle Kraft haben, wenn du gegen Hiroru antrittst, oder? Ich weiß außerdem noch nicht mal, ob ich es geschafft hätte, da hoch zu fliegen, oder ob ich zwischendurch schlapp gemacht hätte." Ich stöhnte auf. Das hätte ich mir ja denken können. Laurentius gab mir nie Antworten auf meine Fragen, sondern immer nur Hinweise, die noch mehr Fragen in mir aufwarfen. Warum wollte er nicht, dass ich seine Gestalt sehe? Und warum hat er es geschafft, mich in die Stadt zu fliegen (siehe Kapitel VII "Das Vertrauen"), wenn er schon nach so einem kleinen Flug erschöpft war? Gerade als ich ihm diese Fragen stellen wollte, räusperte er sich und sagte zu meinem Enttäuschen: "Ich weiß, es kommen jetzt bestimmt Fragen. Aber es ist noch nicht an der Zeit, sie dir zu beantworten. Bitte verstehe das!" Und damit stand er auf und ging der anderen Seite des Berges entgegen.

"Wir sind jetzt schon eine Stunde gegangen und haben gerade mal den halben Berg überquert." Meckerte Laurentius und warf sich auf die Erde. Ich wunderte mich, das war sonst gar nicht Laurentius Art. Er beschwerte sich nicht und zeigte auch nie eine Schwäche. Ich starrte ihn an, doch keine Reaktion kam. Anscheinend merkte Laurentius nicht, dass ich ihn anstarrte und das beunruhigte mich noch mehr! Noch nie hatte er gemocht, von einem angestarrt zu werden. Meistens hatte ich einen ordentlichen Wutausbruch miterleben können, wenn ihn jemand zu lange angesehen hatte. Aber es gab keinen Zweifel. Laurentius lag da auf der Erde, die Augen geschlossen, entspannt und nicht mit der geringsten Spur eines schlechten Gedankens.

Plötzlich sprach mich jemand von hinten an: "Keine Angst, dein Freund schläft noch." Diese Stimme klang nicht nach einem Erwachsenen. Sie klang nach einem kleinen Jungen. Ich drehte mich um und vor mir stand tatsächlich ein kleiner Junge. Ich schätzte ihn auf sieben oder höchstens zehn Jahre ein. Er hatte schulterlanges Haar und große Augen, seine Züge wirkten richtig erwachsen, aber es bestand kein Zweifel, dass er ein Junge und kein Mann oder Mädchen war. "Ich dachte, auf diesem Berg wohnt nur der Torwächter..." sagte ich zu dem Jungen gewandt, doch ich ahnte schon, was für eine Antwort ich bekommen würde. "Ich bin der Torwächter." Sagte der kleine Junge. Aber er wirkte nicht trotzig, sonder ruhig. Er war so ruhig wie vorher, obwohl ich ihn offensichtlich gekränkt hatte. Er lächelte ein wenig. "Ja. Ich bleibe ruhig, weil ich es gewohnt bin, dass die Leute sich wundern, dass kein großer, starker Mann vor einem steht. Und du bist Cerron?!?" Meine Miene blieb versteinert. "Du liest meine Gedanken." stellte ich nach einer kurzen Weile fest. Er lächelte weiterhin, doch sein Lächeln wurde traurig. "Ja. Ich habe es von meiner Mutter geerbt. Sie war die Torwächterin des Psys, aber mein Vater war der Torwächter der Luft. Ich habe von beiden Seiten gleich viel mitbekommen, aber ich war stärker als mein Bruder Shiro." Ich wunderte mich. Es gab keine Ähnlichkeiten zwischen den beiden. Obwohl er zweifellos meinen Gedanken gelesen hatte, redete er weiter, ohne mich aufzuklären: "Und die Torwächter sind nicht nur nach ihren Elementen geordnet, sondern auch nach ihrer Stärke. Außerdem hat Shiro so gut wie gar nichts von Vater mitbekommen. Als wir beide einigermaßen alt waren, zumindest so alt, dass wir allein überleben konnten, gab man uns das Amt der Torwächter und tötete unsere Eltern. Shiro kam damit klar, denn man hatte ihn darauf vorbereitet. Außerdem hatte er unsere Eltern nie gemocht. Doch ich war noch zu klein um zu verstehen. Deshalb bin ich nicht innerlich, sondern äußerlich ein Kind geblieben. Auch wenn Shiro mich genauso wenig wie meine Eltern liebte, so liebte ich doch ihn." Ich hörte ihm zu, ohne ihn zu unterbrechen. Doch dann wunderte ich mich. "Warum erzählst du mir das?" Fragte ich ihn. Er lächelte weiter sein trauriges Lächeln und antwortete. "Du merkst, dass viele von uns Torwächtern eine schreckliche Vergangenheit wegen den Torwächtern haben. Doch wir bleiben ihnen trotzdem treu. Du fragst dich, warum. Ich sag es dir: Wenn wir uns weigern oder uns umbringen würden, würde ein neuer Torwächter gebraucht werden. Und wenn dies der Fall sein sollte, werden deren Familien auch getötet. Außerdem weißt du ja, was passiert, wenn keiner auf die Elemente aufpasst. Im Moment hast du sie und passt auf sie auf, doch wenn du sie frei lest, wird die Erde zerstört werden. Und genau das wollen wir nicht. Wir wollen nicht, dass die Menschen leiden ...wegen uns." Ich staunte. Das ein so kleines Kind solche Gedanken haben konnte. Er lächelte, doch jetzt war es ein ehrliches Lächeln "Nein. ich bin schon zwanzig. ich habe doch gesagt, dass mein Körper klein geblieben ist. Doch selbst das stimmt nicht ganz. Wenn ich es rufe, mein anderes ,ich', dann wird mein Körper der, eines großen Mannes."



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