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Der verlorene Zwilling

Zwei gleiche Schicksale werden getrennt (Erstmal zu...x.x)
von

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Vorgeschichte - Wie alles begann...

"Miyo, schau mal, der komische Käfer hier!", rief ich meiner Zwillingsschwester vergnügt zu. "Guck mal, wie er krabbelt, er krabbelt schräg!".

"Zeig mal.. ja, der krabbelt seitwärts... - Maaaamiiiii! Der Käfer hier ist ganz verwirrt!", rief Miyo unsrer Mutter zu. Die reagierte erst gar nicht. Sie saß auf einem Felsen und blickte gedankenverloren aufs Meer. Komisch, sowas macht sie doch sonst nie, dachte ich bei mir. Ein weiteres lautes "Maaaaaaamiiiii" meiner Schwester schien sie jedoch aus ihrer Trance erwachen zu lassen.

"Ja, was ist los? Tut mir leid, ich war gerade etwas abgelenkt...", meinte sie dann und wischte sich schnell über die Augen. Komisch. Miyo schien das alles allerdings nicht zu stören, sie zeigte nochmals auf den Käfer und schaute Mama mit großen Fragezeichenaugen an, als die antwortete, dass das ein Krebs sei. "Was ist denn ein Kräpps?", quäckte sie laut. Mama antwortete: "Ein Tier, das im Meer lebt. Siehst du die großen Zangen? Damit kann er gemein zwicken!". Achso, deswegen hatte ich noch nie einen Krebs gesehen. Ich war davor noch nie am Meer gewesen. Auch wenn unser Dorf nur wenige Kilometer entfernt von der Küste lag und Miyo und ich schon 7 Jahre alt waren. Immer wenn wir zum Meer hatten gehen wollen, hatte Mama uns mit ganz traurigen Augen zurückgehalten. Heute war sie das erste mal mit uns hierher gegangen, an die Küste, weil wir sie einfach nicht mehr in Ruhe gelassen hatten. Und jetzt saß sie so traurig da!

"Mama, was hast du nur? Was ist los? Warum bist du so traurig?", fragte ich sie schließlich.

"Ach Mai... ach Mai... das verstehst du noch nicht, dazu bist du noch zu klein...", meinte sie dann, und eine Träne trat in ihr Auge. Mir war reichlich unwohl, und ich machte mich lieber wieder daran mit Miyo Krebse einzufangen. Trotzdem ließ mir das keine Ruhe.
 

Später gingen wir wieder ins Dorf zurück. Es lag friedlich da wie immer, die Weiden auf den Hügeln drumherum wiegten sich sanft in der Meeresbriese. Eine unendliche Ruhe lag über dem Dorf. Irgendwas an dieser Ruhe beunruhigte mich. Wo war Hikaris laute Stimme, die frisches Obst und Gemüse anbot? Wo war das Geschnatter der Hühner im Garten von Midori? Auch unserer Mutter schien das aufgefallen zu sein. Mit scharfer Stimme fuhr sie uns an: "Bleibt hier! Versteckt euch im Gebüsch! Ich schaue nach, was los ist!" "Aber Mama!", rief ich ihr hinterher, doch schon war sie zwischen den Häusern verschwunden. Lange war es still. Sogar die Brise hatte aufgehört zu wehen. Mir kam es vor, als hätte die Zeit ihre Aufgabe vergessen. Ich wollte, dass unsere Mutter zurückkam! Doch es geschah weiterhin nichts.

Plötzlich riss mich ein gellender Schrei aus meinen trüben Gedanken! Das war eindeutig Mama gewesen! "Mai!", kreischte Miyo. "Mai, Mama, muss etwas passiert sein! Ich muss ihr helfen!". "Miyo! Nein! Mama hat gesagt wir sollen hier warten!", machte ich meiner Schwester eindringlich bewusst, auch wenn ich am liebsten selbst aufspringen und Mama zu hilfe kommen wollte! "Nein, ich muss ihr helfen! Du bleibst hier und hälst die Stellung!", rief Miyo mit eiserner Stimme und rannte davon. "Miiiiiiyooooooooo!!!!!!!!", kreischte ich und fing an zu weinen. Was passierte hier?

Wenige Minuten später hörte ich erneut diesen Schrei, der mir fast das Herz stillstehen ließ. Aber diesmal kam er von zwei Personen, ganz eindeutig von Miyo und Mama! Und er klang viel näher als der vorherige. Verzweifelt saß ich in dem Gebüsch, hin und hergerissen zwischen zwei Möglichkeiten des Handelns, hierbleiben oder meiner Familie zu Hilfe eilen.

Da tauchte plötzlich eine Horde Menschen auf. Es waren große Männer, mit Schwertern und Pistolen bestückt. Sie kamen aus der Richtung, aus der auch der Schrei gekommen war. Und da entdeckte ich auch meine Mutter und Miyo inmitten der bewaffneten Kerle.Sie waren aneinandergefesselt und wurden von zwei riesigen Männern vor sich hergeschupst. Ich wollte losschreien, auf die Kerle zurennen und ihnen das entreißen, was mir im Leben das wichtigste war, wollte mich kratzend und beißend auf sie stürzen und besann mich im letzten Moment jedoch auf meine mickrigen Muskeln im Gegensatz zu den gewaltigen, todbringenden Pistolen der Kerle. Sie kamen näher, und langsam konnte ich verstehen, was sie redeten. Sie grölten, betrunken und schupsten meine Mutter zwischen sich herum. "Na Minamoto, so trifft man sich wieder, ne?", raunzte sie ein besonders bulliger Kerl an, und bei näherem Hinsehen erkannte ich auf seinem schwarzen Kopftuch einen weißen Totenkopf mit zwei gekreutzten schwertähnlichen Flügeln dahinter. Der Totenkopf ähnelte einem Vogel mit spitzem gekrümmtem Schnabel. Piraten! Piraten hatten das Dorf überfallen! Sie hatten alles mitgenommen, deswegen war alles so still gewesen. Wahrscheinlich hatten sie alle getötet oder zu Geiseln genommen. Was haben sie nur vor? Und wieso hat der eine gemeint, er träfe meine Mutter ,mal wieder'? Der nach Alkohol stinkende Haufen ging an mir vorbei und ich hielt den Atem an, erhaschte einen letzten Blick auf meine Mutter und hatte das Gefühl, dass sie ihn erwiederte. Dann wurde es schwarz um mich.



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