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A lost chapter

von

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Was passiert, wenn zwei Brieffreunde, beide Berserkfans, mit vollkommen unterschiedlichen Schreibstil einfach ohne Konzept eine Fanfiction schreiben und hoffen, dass vielleicht eine passable Story draus wird? Hier das Ergebnis. (Noch mal vielen Dank an Marcus für die schöne Zusammenarbeit!!!):
 

Teil 1

(Janka)
 

Es dämmerte. Unbewegt stand Guts auf der Spitze des Hügels, der aus dem dichten Wald hervorstach. Getaucht in blutrotes Licht stand er da und sah zu, wie die Sonne hinter dem Horizont versankt. Ein sanfter, aber kalter Wind war aufgekommen und läutete den Beginn einer weiteren einsamen, kalten Nacht ein. Der letzte Sonnenstrahl spiegelte sich hell in der Klinge seine mächtigen Schwertes, bevor er kläglich im Dunkel ertrank, dann wandte Guts sich ab und schritt hinunter in die tiefe Dunkelheit des Waldes...

Sein Lager hatte er auf einer kleinen Lichtung aufgeschlagen, das kleine Feuer, dass er aus dem trockenen Holz entfacht hatte, brannte ruhig. Guts ließ sich auf dem weichen Moos am Fuß einer großen Weide nieder, lehnte sich gegen die kühle, rauhe Rinde und hielt sein Schwert fest im Arm.

Dieser Teil des Wald war ihm unheimlich. Die Bäume wirkten grau und tot. Ihre verkrüppelten Äste erinnerten an Gebeine und in ihren Kronen gab es keine Vögel. Alles Leben schien aus diesem Teil des Waldes verschwunden zu sein. Sogar der Boden war fahl, trocken und grau wie Asche. Hier würde nichts mehr wachsen.

Das Rauschen der kranken, braunen Blätter hatte etwas drohendes, Guts meinte Stimmen heraus zu hören, die auf einer unbekannten Sprache unheilvolle Beschwörungen murmelten. Der Wind nahm zu, das Rauschen wurde lauter, die Stimmen immer deutlicher. Guts schauderte, doch im nächsten Moment faßte er sich an die Stirn und dachte: "Du benimmst dich wie ein Kind im Wald, läßt dich von ein bißchen Blätterrauschen bange machen."

Das aufgewühlte Feuer, ließ gespenstische Schattenwesen zwischen den Bäumen erscheinen. Nicht allzu weit entfernt grollte Donner und es begann zu regnen. Ein Gewitter zog wohl herauf. "Auch das noch" dachte Guts und rollte sich eng in seinem Mantel ein. Er lag still, konnte aber nicht schlafen. Ein seltsames Gefühl von Gefahr hielt ihn wach.

Ein heftiger Windstoß erfaßte die Glut und fegte einen Wirbel von Funken in die Dunkelheit.

Guts sprang auf, das Schwert fest in beiden Händen. Er hatte etwas gesehen. Für einen kurzen Augenblick hatte er die Schemen einer Gestalt wahrgenommen und es war keine Einbildung gewesen. Der eisige Wind erfaßte seinen Mantel, den er vorher fest um den Körper geschlungen hatte. Angespannt verharrte er in seiner Position, bereit, jeden Moment zuzuschlagen. Er versuchte etwas zu sehen, oder zu hören, die Sinne bis zum äußersten angestrengt. Sein Gefühl sagte ihm, daß das, was er in der Dunkelheit entdeckt hatte immer noch da war.

Ein greller Blitz zuckte vom Himmel und genau in diesem Moment sah Guts im Augenwinkel ein silbernes Schimmern. Er tauchte nach unten weg und riß sein Schwert nach oben. Funken sprühten, als die Klingen aufeinander trafen und das laute Klirren zerriß die Stille der Nacht.

Sofort setzte der Gegner nach. Eine Kombination gezielter Schläge ließ Guts zurückweichen. Im sanften Widerschein des Feuers konnte Guts eine kleine, schwarz gekleidete Gestalt erkennen. Sein Gegner war nicht stark , aber schnell. Der Regen verschleierte die Sicht und Guts mußte sich aufs äußerste konzentrieren, um die Angriffe zu erkennen.

Der nächste Schlag kam von oben, Guts reagierte blitzschnell. Er warf sich zur Seite. Die Klinge des Gegners ritzte seine Schulter, doch er spürte es kaum. Sofort führte er einen Hieb auf die Hüfte des Angreifers, dieser versuchte auszuweichen, jedoch zu spät. Guts mächtige Klinge erwischte ihn am Handgelenk. Mit einem Schmerzensschrei ließ der Gegner seine Waffe fallen. Guts setzte nach, doch sein Gegner war noch nicht ganz aus der Fassung, tauchte unter dem Schlag hinweg, rollte sich ab und griff mit der Linken nach dem Griff seiner Waffe. Guts sprang vor und trat das Schwert fort, bevor sein Gegner es erreichen konnte. Klirrend verschwand die Klinge in der Dunkelheit.

Langsam richtete der Angreifer sich auf. Das Feuer trotzte dem Regen immer noch und warf genug Licht, damit Guts das Gesicht seines Gegners sehen konnte. Es war ein Junge von höchstens 17 Jahren mit blasser Haut und schwarzem Haar. Als ihre Blicke sich trafen, überkam Guts ein Schauder. Es waren die Augen des Jungen, vollkommen schwarz und vollkommen leer. Die Augen eines Toten. Guts zögerte.

Er hatte schon zum finalem Schlag ausgeholt, doch irgend etwas hinderte ihn daran und er wunderte sich über seine eigenen Worte: "Wer bist du überhaupt? Irrst durch den Wald und suchst den Tod..." Der Junge sah ihn scharf an: "Das gleiche tust du doch auch." Vollkommen überrascht ließ Guts sein Schwert sinken....
 

Teil 2

(Marcus)
 

Mit seinen finsteren, toten Augen sah der Junge zu Guts auf. Er war nicht ganz so groß wie Guts, etwa anderthalb Kopf kleiner. Guts besann sich und sagte: "Ich irre zwar durch den Wald, suche aber nicht den Tod, der Tod sucht mich!" "Was heißt das, der Tod sucht dich?" wollte der Junge wissen.

Guts blickte die Bäume hinauf und sagte: "Ist 'ne lange Geschichte und außerdem geht es dich nichts an....Und überhaupt, weshalb stürzt du hier aus den Büschen hervor und versuchst mich entzwei zu schneiden?" fuhr Guts den jungen Schwertkämpfer an. "Ich wollte dich testen!" antwortete der Junge.

Guts wusste nicht genau, was er davon halten sollte und ertappte sich plötzlich selbst dabei, dass er nicht wusste, warum er ihn auch nicht gleich tötete. Das war alles soviel auf einmal und Guts wurde allmählich wütend.

"Mich testen?" schrie Guts "Indem du versuchst, mir den Kopf abzuschlagen? Warum willst du mich testen und wer bist du überhaupt?" fuhr Guts fort.

"Hör zu!" sagte der Junge im todernsten Tonfall. "Mein Name ist Kev und ich brauche deine Hilfe." Sagte er. "Ich habe viel von dir gehört, Gattsu! Ich habe dich getestet, ob du vielleicht in der Lage bist mein Heimatdorf zu retten." erklärte Kev. "Unsere Lage ist sehr übel und nur du kannst uns alle retten." Sagte der Kämpfer.

"Euch retten? Wovor?" fragte Guts. "Das kann ich dir hier und jetzt schlecht erklären, da du dir am besten selber ein Bild unserer Situation machst und wir hier außerdem nicht alleine sind." Flüsterte Kev.

Der Junge hatte gerade zu Ende gesprochen, als Guts plötzlich einen Schmerz am Hals wahrnahm. Sein Brandmal blutete!

"Sei still!" sagte Guts. "Hier ist irgendwas!" Angespannt, aber dennoch konzentriert sahen die beiden sich um, als ein Knacken eines durchbrochenen Zweiges die Stille durchbrach.
 

Teil 3

(Janka)
 

Rücken an Rücken starrten Guts und Kev in die Dunkelheit. Das Feuer war erloschen und gähnende Schwärze umgab sie. Guts spürte, dass der stechende Schmerz an seinem Hals sich verstärkte. Das Böse war ganz nah...

Auf einmal bebte die Erde unter ihren Füßen. "Sie kommen....!" flüsterte Kev, mehr zu sich selber. Das Beben wurde stärker, doch Guts stand sicher. "Pass auf!" schrie Kev auf einmal, stürzte zur Seite und riss Guts mit sich. Im gleichen Augenblick brach die Erde auf und eine schwarze Säule wand sich aus dem Boden. Ein ohrenbetäubendes Kreischen zerriss die Stille. Guts stieß Kev von sich und sprang auf die Füße. Vor ihm ragte das Monster aus der Erde, schwarz wie die Nacht, weder Klauen noch Augen, doch mit einem riesigen Maul voll von gelblichen, messerscharfen Zähnen. Sofort rannte Guts dem Monster entgegen und trieb die Klinge gegen den Leib des Riesenwurms. Hart prallte der Schlag ab. Die Haut des Tiers war hart wie Stahl. Überrascht wich Guts zurück. Im selben Moment griff das Monster an.

Das aufgerissene Maul stürzte auf Guts zu. Er riss sein Schwert hoch und stieß es dem Untier tief in den Rachen. Ein Sturzbach aus grünem Schleim ergoss sich über ihn, doch der Wurm drängte weiter auf ihn zu und trieb sich selbst das Schwert weiter und weiter in den Hals. Guts konnte nicht gegenhalten. Mit einem Ruck zog er sein Schwert zurück und stürzte zur Seite. Neben ihm grub sich der Kopf des Untiers tief in den Boden.

Sofort setzte Guts nach, sprang auf das wogende Monster, fasste sein Schwert mit beiden Händen und rammte die Spitze in den Leib des Wurms. Er musste ein paar Mal zustoßen, bis er endlich die gepanzerte Haut durchdrang und sein Schwert fast bis zum Heft im Körper des Monsters versank.

Mit einem schrillem Kreischen richtete sich das Untier wieder auf. Guts verlor das Gleichgewicht, klammerte sich an den Griff seines Schwertes und befand sich auf einmal hoch in der Luft. Der Wurm begann sich zu schütteln, dadurch schnitt das Schwert das grüne, faule Fleisch nur noch weiter auf. Guts wurde hin und her geschleudert, seine Hände rissen auf und er prallte immer wieder gegen den harten Körper des Monsters. Guts biss die Zähne zusammen, es kostete ihn eine ungeheure Kraft, der Fliehkraft zu trotzen. Der Wurm holte auf einmal weit aus, Guts wurde mit einem Mal bewusst, was das Untier vorhatte. Er ließ los, doch es war bereits zu spät, er krachte mit dem Rücken gegen den großen Baum, splitternd zerbrach der mächtige Stamm als der Körper des Tieres mit voller Wucht auf ihn traf. Guts fiel zu Boden und blieb besinnungslos liegen...

Das Untier wogte kreischend vor ihm und warf sich in irrer Wut gegen die Bäume, die wegknickten wie dürre Äste. Waffenlos stand Kev dem Monster gegenüber, doch unbeirrbar schritt er auf es zu...

Sofort bemerkte das Untier seinen neuen Angreifer, riss sein Maul weit auf und stürzte auf ihn zu. Kev warf sich zu Boden, rollte zur Seite, neben ihm schlug das Monster auf dem Boden und sein schwerer Körper wühlte sich tief in die Erde. Kev sprang auf, sah Guts Schwert, fasste es, stemmte beide Füße gegen den Leib des Monsters und riss an dem Schwert. Die Klinge löste sich. Kev fiel hinten über und sofort war der Schlund des Untieres über ihm. Er hob das Schwert und seine Arme schmerzten unter dem ungeheurem Gewicht der mächtigen Klinge. Mit all seiner Kraft holte er aus. Er zitterte vor Anstrengung. Die tödlichen Zähne kamen näher und näher. Mit letzter Kraft führte Kev einen mächtigen Hieb in das Maul des Monsters...

Mit einem lauten Knirschen brach der Kiefer des Wurms unter dem Schlag. Das Untier bäumte sich auf, sein unterer Kiefer hing nur noch an Fetzten von Haut hinab und grüner Schleim spritzte aus seinem Rachen. Es raste auf den Boden zu und tauchte hinein.

Die Erde bebte. Unter Kevs Füßen brach der Waldboden auf. Unter ihm war auf einmal ein endlos tiefer Abgrund. Mit der linken Hand hielt er Guts Schwert, mit der rechten suchte er verzweifelt nach Halt in der weichen Erde. Seine Finger rutschten ab... Kev schloss die Augen und fiel...

Zwei Hände packten seinen Arm und hielten ihn fest. Kev schaute nach oben und sah Guts. "Du? Ich dachte...!" "Halts Maul!" rief Guts und zog ihn mit einem Ruck nach oben. "Wenn du mein Schwert fallen lässt, bringe ich dich um!"....
 

"Wir sind da." Sagte Kev. Guts schritt aus dem Wald auf eine graue Ebene. "Was soll das denn sein?" fragte er verwundert, als er die vielen verrosteten Schwerter auf dem Feld sah. "Das ist doch ein Friedhof." "Ja..." seufzte Kev, "Das ist mein Heimatdorf." "Was soll das?" fuhr Guts ihn an. "Hier lebt doch keiner mehr."

Kev ging ein paar Schritte auf das Feld und senkte den Blick. "Ich bin der einzige, der noch lebt, nach dem großen Feuer." Guts verstand nichts. "Aber du sagtest doch, ich soll dein Heimatdorf retten." "Ja, das was übrig geblieben ist. Die Würmer...Sie fressen die Leichen." Guts zuckte mit den Schultern: "Das stört die auch nicht mehr." "Ich weiß." Sagte Kev leise. "Aber wenn ihre Seelen schon in der Hölle schmoren, dann sollen wenigstens ihre Körper in Frieden ruhen..." Kev drehte sich zu Guts um, wieder mit diesem seltsamen Blick. "Verstehst du?" Guts legte die Hand an die Stirn, auf einmal war ihm ein furchtbarer Gedanken gekommen.

"Goron...Hilf mir ihn zu töten..." sagte Kev leise. "Goron schickt diese Monster, selbst nachdem er die Leute alle geopfert hat, lässt er sie nicht in Frieden. Wenn er vernichtet ist, bleiben auch die Grabschänder fern." Guts schauderte: "Geopfert?" "Du weißt, wovon ich spreche." Sagte Kev. Er zog seinen Mantel aus und warf ihn beiseite, dann ging er auf Guts zu. "Du weißt besser als jeder andere, wovon ich spreche." Kev trug ein breites Lederband am linken Handgelenk. Er löste es und streckte Guts seinen Arm entgegen. Blut tropfte an Kevs Handgelenk herunter. Guts trat einen Schritt näher. Es war keine normale Verletzung, es war ein Brandmal ... Ein Brandmal, wie er selbst eines trug....
 

Teil 4

(Marcus)
 

Guts starrte auf das Brandmal. "Das kann nicht sein!" sagte er leise zu sich selbst. Und als ob Kev hörte, was Guts flüsterte, sagte er: "Glaub es ruhig! Es ist wahr!... Ich habe vor langer Zeit erfahren, dass der ehemalige Kommandant der legendären Falken ein gleiches Brandmal trägt wie ich. Und so machte ich mich auf die Suche nach dir!" "Deswegen also..." Antwortete Guts. "Ich war...Nein, bin in der Hoffnung, dass du mir helfen würdest." Sagte Kev.

Aus dem Blick Gatsus war nicht zu erkennen, was er gerade empfand. War es Angst, Wut, Hass oder sogar Mitleid? Es traten einige Schweigesekunden ein und plötzlich antwortete Guts: "Also gut, ich werde dir helfen!...Aber danach verschwinde ich und will dich nicht mehr sehen!" Sagte Guts...mit einem Lächeln auf den Lippen!

"Vielen Dank!" Sagte Kev. "Ich erwarte nicht, dass du es für mich tust, sondern für mein Dorf!" Guts stemmte die Arme in die Hüften und sagte: "Irgendein Goron schickt diese Monster, sagtest du? Wo ist er?" fragte Guts. Die Mine von Kev verfinsterte sich plötzlich wieder und er antwortete: "Ich weiß es nicht! Allerdings gibt es hier irgendwo in der Nähe den Führer dieser Monsterwürmer. Er kann uns bestimmt mehr sagen!" "Dann wollen wir ihn mal suchen!" sagte Guts.

"Ich schätze, wenn wir dieser Höhle folgen, aus der der Wurm kam, müssten wir ihn ja eigentlich finden." Schlug Kev vor. "Da ist was dran, Junge!" sagte Guts, drehte sich um und schritt schnell auf das Loch im Boden zu. Er blickte zurück über seine Schulter und sagte: "Du hast ganz schön was im Kopf und außerdem kann ich da unten noch ein paar Würmer zerfetzen. Also komm schon nach!"

Kev griff sein Schwert fester und rannte Guts nach. Beide standen sie nun vor dem Loch, starrten hinein...und sprangen....

"Es ist stockfinster!" Sagte Guts. "Kein Problem!" Sagte Kev. Er schritt ein paar Meter von Guts weg, blieb stehen und murmelte ein paar, für Guts unverständliche Worte und richtete seine Arme in die Höhe...

Zwei Energiekugeln schossen aus Kevs Händen und schwebten hell leuchtend über den beiden und erleuchteten die Höhle sehr gut. "Was ist das?" Fragte Guts. "Magie!" Sagte Kev kurz und knapp. "Alle in meinem Dorf konnten Magie einsetzen! Ich allerdings beherrsche nur diesen Zauber und noch ein paar andere in der Art." Sagte Kev.

Damit war die Unterhaltung beendet und Kev stellte sehr schnell fest, dass Guts kein allzu gesprächiger Typ ist.

Sie gingen schon gut dreißig Minuten, als plötzlich vor ihnen, etwa zehn Meter, der Boden aufbrach und erneut einer der Würmer aus dem Boden kroch. Kev zuckte zusammen.

"Noch so einer!" Sagte Guts. "Lass mich mal!" schrie Kev und rannte auf das Monster zu. Dass er sein Schwert stecken ließ, wunderte Guts nicht allzu sehr, denn mit der Klinge kommt man bei der harten Würmerpanzerung sowieso nicht weit. Aber wie wollte Kev den Wurm sonst erledigen!?

Der Junge blieb vor dem Monster stehen und atmete gut durch. Er hob erneut die Hände in den Himmel, schrie erneut seltsame Worte und ebenfalls schossen zwei Energiekugeln aus seinen hochgehaltenen Händen. Kev richtete sie auf das Monster und die beiden Lichtbälle flogen dem Wurm ins Maul.

Plötzlich fing der Wurm an, sich vor Schmerzen und Krämpfen zu winden und aus mehreren Stellen seines Körpers drangen helle Strahlen der Energiekugeln, die ihn von innen heraus zerfetzten. In vielen kleinen Stückchen lag das, was wohl mal ein Riesenwurm war, vor Guts und Kev.

"Nicht schlecht, ehrlich!" Sagte Guts. "Aber meine Variante mit dem Schwert gefällt mir besser!" Guts stellte fest, dass die Zauberspielchen von Kev gar nicht so unnützlich waren, als er am Anfang gedacht hatte.

Kev sagte: "Lass uns weitergehen. Glaub mir, dein Schwert wird auch noch äußerst nützlich sein!"
 

Teil 5

(Janka)
 

Bis auf das leise Klirren der Rüstung begleitete Guts Schritte kein Ton. Die gähnende Schwärze der Höhle schien kein Ende zu nehmen.

"Kev?" Guts drehte sich um und schaute sich nach seinem jungen Begleiter um. Er konnte ihn nicht sehen. Guts stieß einen leisen Fluch aus und ging ein paar Meter zurück, stetig begleitet von dem bläulichen Lichtkegeln der Energiekugeln. Angestrengt starrte er in die Dunkelheit, bis er weit vor sich eine Gestalt am Boden entdeckte.

Erschrocken rannte Guts den Weg zurück. Kev lag regungslos vor ihm auf dem Boden und sah mit leeren Augen zu ihm auf. Sämtliches Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Wie tot sah er aus.

Kev schloss die Augen. "Zuviel!" murmelte er. "Zuviel von was?" Guts ging neben Kev auf die Knie und sah im tief in die Augen. "Energie!" sagte Kev leise. "Geht gleich wieder."

Guts Blick verfinsterte sich. "Soll das etwa heißen, diese Magie, wie du es nennst, das ist vitale Energie?" Kev nickte stumm. "Du spielst mit deiner Lebensenergie herum, Kev? Bist du des Wahnsinns?" Guts konnte seine Verachtung nicht zurückhalten. Kev hatte als einziger von Hunderten ein dämonisches Schlachtfest überlebt und riskierte nun sein Leben für ein paar lächerliche Kugeln aus Licht.

Kev setzte sich mit Mühe auf. Er legte eine Hand auf die Stirn und senkte den Blick. "So ist es wohl." Meinte er. Guts schüttelte den Kopf: "Ich begreif das nicht! Bist du lebensmüde?"

Kev sah Guts mit einem traurigen Lächeln an. "Du hast recht! Ich suche den Tod!" Kev strich mit den Fingern über das Brandzeichen an seinem Handgelenk. "Damals, als das große Schlachten anfing, habe ich dem, der sich nun Goron nennt gegenüber gestanden. In einem Meer aus Blut, während die Menschen um mich in Stücke gerissen wurden..." Kev schloss die Augen. Auf Guts stürzten die gesamten üblen Erinnerungen ein. Kev hatte sie wieder hervorgerufen. Er ballte die Fäuste und schüttelte heftig den Kopf. Doch die dunklen Gedanken ließen sich nicht vertreiben.

"Goron...nein, Josh...Er war mein bester Freund...verstehst du?" Kevs Stimme bebte. "Als ich sah, dass er es war, der das Gemetzel befohlen hatte, da verlor ich sämtlichen Glauben an das Leben.... Ich wollte nur sterben, in diesem Moment...." Guts wich Kevs Blick aus. "Er hat dich aber nicht sterben lassen." sagte Guts. Sein Kopf schmerzte von den Bildern, die ihn nicht mehr losließen. "So ist es, er ließ mich am Leben und brannte die gesamte Todessehnsucht in dieses Mal ein." Langsam stand Kev auf. "Ich bin dazu verflucht den Tod zu suchen, dass ist meine ganz eigene Hölle." Guts versuchte zu begreifen, was Kev gerade erzählt hatte, aber es war jenseits jedes Verstandes. "Ich habe die Narben bemerkt....An deinem Hals, an deinen Handgelenken...." Guts wollte die Frage nicht beenden.

Kev fasste unbewusst an seinen Hals und ließ die Fingerspitzen über die feinen Narben gleiten, die eindeutig von einer sehr scharfen Klinge stammten. "Ich habe es versucht..." sagte Kev, wieder mit diesem seltsamen Lächeln. "Aber ich kann mich nicht selber umbringen. Es geht nicht. Goron hat wirklich alles bedacht. Die Wesen der Dunkelheit lassen mich am Leben..." Kev sah Guts durchdringend an: "Im Wald habe ich dich aus dem Hinterhalt überfallen...Warum hast du mich nicht getötet?"

Guts stand auf und schritt den Gang hinab. "Komm jetzt!" "Warum hast du es nicht getan?...Antworte mir!" rief Kev ihm hinterher, doch Guts war bereits in der Dunkelheit vor ihm verschwunden. Kev folgte ihm mit einigem Abstand.

Sie erreichten eine große Halle mit mehreren Wegen. Etwas tropfte von der Decke auf den feuchten Boden. Guts blieb in der Mitte der Halle stehen. Das Licht schwebte höher und erleuchtete die Wände, die genau wie der Boden von einer sämigen, gelblichen Schicht überzogen waren.

Guts horchte auf. "Hast du das gehört?" "Ja!" Kev ging langsam auf Guts zu. "Klingt wie ein Herzschlag." Und wirklich wurde die Halle von einem dumpfen Pochen erfüllt, das stetig lauter wurde und den Boden erzittern ließ. "Ich denke, wir werden gleich den Anführer dieser Viecher kennen lernen." Sagte Guts grinsend und zog sein Schwert. Auch Kev zog seine Waffe. Guts spürte das Stechen in seinem Nacken und sah Blut von Kevs Hand tropfen. "Schau dir das an..." Kev zeigte auf den Boden. Jedes Mal, wenn ein Blutstropfen die schleimige Masse traf, begann diese zu wogen und Blasen zu werfen. Guts Grinsen wurde noch breiter: "Sieht aus, als wären wir in eine Falle gelaufen!!"....
 

Teil 6

(Marcus)
 

"Eine Falle?" Fragte Kev nach. Vorsichtig gingen beide in die große, steinerne Halle hinein. "Was ist das für ein Zeug?" Fragte Kev. Guts blickte hinauf zur Decke, die sich wie ein Dom wölbte. Genau in der Mitte der Decke hing eine Art Ei. Es hatte an der Unterseite einen Riss und Blut tropfte heraus. Es waren erstaunlich große Blutstropfen und jedes Mal, wenn ein Tropfen auf die schleimige Masse am Boden traf, verursachte er dieses Geräusch, das sich wie das Pochen eines Herzschlages anhörte.

"Ich schätze wir müssen dieses riesige Ei dort oben zerstören!" Sagte Guts. Plötzlich schloss sich hinter ihnen die Tür zu dem Tunnel, durch den sie hereingekommen waren. "Na super!" Sagte Guts. "Es scheint loszugehen."

Kev stieß einen Schrei aus und zeigte auf die Mitte der Halle, wo sich das Blut sammelte das heruntertropfte. "Schau, Guts! Das Blut fließt in der Mitte zusammen!" "Ist ja interessant, aber kuck mal, was da aus den anderen Höhlen auf uns zu getappt kommt." Sagte Guts in einem ungewöhnlich ruhigen Tonfall. Ein Tonfall, der zu der momentanen Situation wohl nicht ganz passte.

Aus den anderen Tunneln, die von der Halle wegführten, kamen Zombies, die nur aus Blut bestanden. "Flüssige Feinde?!" Sagte Kev. "Wie soll man die besiegen?" Fuhr er fort. "Keine Ahnung, aber sie scheinen von diesem Ei irgendwie kontrolliert zu werden!" Sagte Guts. "Bevor diese Dinger uns noch näher kommen, sollten wir sie angreifen! Oder was meinst du?" Fragte Kev. "Absolut!" Antwortete Guts und rannte auch schon los. Er hob sein riesiges Schwert und ließ es von oben bis unten durch diesen Blutzombie gleiten. Das Blut spritzte Guts über und wo der Zombie gestanden hatte, war nur noch eine große Blutpfütze. "Hey!" Sagte Guts und drehte sich zu Kev um. Er sagte: "Ist ja gar nicht so schwer!"

"Meinst du!" Rief Kev zurück. "Dreh dich um!" Guts drehte sich zurück zur Pfütze und sah, wie sie sich langsam wieder formte und aufrichtete. Und in wenigen Augenblicken stand der tropfende Zombie wieder vor ihnen. "Aber, wie ist das möglich?" fragte Guts. Kev und Guts schlugen einen Zombie nach dem anderen um, jedoch ohne Erfolg. Jeder dieser Feinde richtete sich wieder auf. "Es muss das Ei sein!" Sagte Kev. "Dann jage mal eine deiner Lichtkugeln dort hoch!" Schrie Guts.

"O.k.! Ich versuch 's!" Antwortete Kev. Er sprach erneut diese seltsamen Worte, die für Guts keinen Sinn ergaben und es formten sich tatsächlich die Kugeln an seinen Händen! "Feuere sie endlich ab!" Schrie Guts. Doch aus irgendeinem Grund funktionierte es nicht. "Es geht nicht!" Sagte Kev. "Ich bin noch zu schwach." Die Lichtkugeln verschwanden wieder.

"Na gut, pass auf!" Sagte Guts. "Halte mir diese blutigen Dinger vom Leib! Ich versuche etwas anderes." Fuhr Guts fort. Gesagt, getan! Kev zog seine Klinge und stürzte sich auf die Gegner. Währenddessen ging Guts an die Wand der Halle. Er nahm Anlauf und rannte auf das Zentrum der Halle zu. Kurz davor rammte er sein Schwert in den Erdboden, stieß sich mit all seiner Kraft ab und sprang hoch zum riesigen Ei. Im Sprung hob er seine mächtige Klinge und schnitt das Ei entzwei. Blut spritzte heraus und die Blutzombies fielen wie ein Wasserfall zu Boden. Guts landete auf dem Grund der Halle, von Kopf bis Fuß mit Blut bespritzt und sah, dass es Kev auch nicht besser erging.

Kev bemerkte, dass etwas Geröll sich an der Decke löste und das Ei langsam an Halt verlor. Das Ei fiel zu Boden. "Schau! Da liegt jemand drin!" Sagte Guts. "Ja, ich sehe es." Antwortete Kev. "Ich schätze das muss der Anführer der Würmer sein." Sagte Kev. "Bist du sicher?" Fragte Guts. Kev ging ein paar Schritte auf das am Boden liegende Ei zu und blickte über die Schulter zurück zu Guts. Er sagte: "Ich weiß nicht!" "Vorsicht!!!" schrie Guts. Hinter Kev wurde das Ei mit einem Schwert von innen heraus zerschnitten und ein Mann mit einem Schwert trat aus der tropfenden Masse heraus.

Er war etwa drei Köpfe größer als Guts. Mit finsterer Mine trat er langsam auf die beiden zu. An seiner Rüstung tropfte das Blut herab. Der Fremde erhob sein Schwert, das etwa halb so groß war, wie das von Guts...
 

Teil 7

(Janka)
 

Der Fremde schlug zu. Kev reagierte sofort, versuchte den Schlag, der von oben kam, zu parieren. Die Klingen prallten aufeinander, und die übermenschliche Kraft des Gegners zwang Kev auf die Knie. Sofort wurde ihm klar, dass er gegen diesen Gegner nicht lange bestehen konnte. Er warf sich zur Seite und wich einem mörderischem Hieb aus, dicht neben seinem Kopf grub sich das Schwert des Fremden in die Erde...

Blitzschnell sprang Kev auf die Füße, riss sein Schwert hoch und stieß zu. Tief drang die Klinge in den Hals des Angreifers, doch kein Blut floss...

Kev schaute nach oben in das Gesicht des riesigen Fremden. Er sah messerscharfe Zähne blitzen. Der Angreifer grinste ihn an. Seine mächtige Hand schnellte vor und packte Kev am Hals. Sofort ließ Kev sein Schwert los und griff nach der Hand. Die Klinge glitt aus der Wunde und fiel klirrend zu Boden. Sie war sauber, kein Tropfen Blut haftete an ihr...

Kev wollte schreien, doch der Laut erstickte in seiner Kehle, als die große Hand zudrückte. Der Ritter hob ihn mit einer Hand hoch, Kev sah das Gesicht des riesigen Kämpfers vor sich. Er hatte stahlblaue Augen und einen Mund voller haifischartiger Zähne. Kev rang verzweifelt nach Atem, ein roter Schleier bildete sich vor seinen Augen. Er konnte den Angreifer kaum noch sehen und seine Stimme nahm er war, wie aus weiter Ferne. "Wie kannst du es wagen, kleines Opfer, Dresus zu stören?"....

Guts hatte die Szene entsetzt verfolgt. Dresus schien ihn nicht zu bemerken. Er stürmte auf den Ritter zu und holte aus. Klirrend schlug seine Klinge gegen die des Angreifers. Dresus hatte den Hieb abgewehrt. "Bleib wo du bist, schwarzer Ritter!" Rief Dresus. "Sonst muss ich dem kleinen Opfer das Genick brechen."

Guts blieb stehen. Was sollte er tun?

"Du, schwarzer Ritter..." Sagte Dresus mit einem breiten Grinsen "Du sollst meinen Würmern gehören, sie haben schon lange kein lebendes Fleisch mehr gefressen!" Er richtete seinen Blick wieder auf Kev. "Aber du, kleines Opfer, du bist jung, jung und hübsch. Dich schenke ich Goron...Goron mag schöne, junge Knaben."

Dresus drehte sich auf einmal um und ging mit schnellen Schritten auf einen der Tunnel zu. Sofort hechtete Guts ihm nach, doch plötzlich klaffte ein Maul mit riesigen Zähnen vor ihm. Der Wurm war vor ihm aus der Erde geschossen. Auch hinter und neben Guts brachen die Untiere aus der Erde.

Mit einem Sprung schaffte Guts es auf den Kopf des Monsters, doch er konnte nur noch sehen, wie Dresus mit Kev in dem Tunnel verschwand und sich der Fels hinter ihm schloss. "Kev!" schrie Guts.

In letzter Sekunde bemerkte er den Schatten über sich. Er sprang von dem Wurm und ein anderer grub seine Zähne in die Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte und riss ein riesiges Stück grünes Fleisch aus dem Körper des Wurmes. Mit schrilles Quietschen richtete sich der verletzte Wurm auf, wogte wild hin und her, überströmt von grünem Schleim und krachte schließlich tot zu Boden.

"Gut!" Sagte Guts. "Da waren es nur noch drei." Kurz schaute er zu dem toten Wurm hinüber. Dann grinste er breit. Ihm war eine Idee gekommen. Eine Idee, wie man diese Monster besiegen konnte. Er steckte sein Schwert weg und rannte auf die Würmer zu, sofort schnappten drei große Mäuler nach ihm, Guts sprang auf den ersten Wurm, rannte ein paar Schritte und sah das zweite Maul neben sich auf tauchen. In letzter Sekunde wisch er zur Seite aus, sprang auf den Boden und zog sein Schwert.

Der Wurm konnte nicht mehr abbremsen und streifte mit den Zähnen das andere Monster. Quietschend vor Schmerzen richtete das Monster sich auf und stürzte sich auf das andere Untier. Ihre Köpfe krachten gegeneinander, brachen dem noch unversehrten Wurm ein paar Zähne aus dem Kiefer. Kreischend gingen die beiden wieder aufeinander los. "Ja! Zerfetzt euch gegenseitig ihr widerlichen Drecksviecher!" Guts stellte sich dem letzten Wurm entgegen. "Du musst mir bei was anderem helfen."

Er rannte zu der Felswand, hinter der Dresus verschunden war. Der Wurm folgte ihm. Guts setzte im vollen Lauf den Fuß an die Wand, machte zwei Schritte die Wand hoch und stieß gleichzeitig sein Schwert in den Fels. Unter ihm rammte der Wurm den Stein und durchbrach ihn. Guts hielt sich an seinem Schwert fest, während der Wurm unten den Gang frei wühlte. Als das Monster ganz im Fels verschunden war, stemmte Guts seinen Fuß gegen den Fels, bekam sein Schwert frei und sprang auf den Boden. Aus der neugeschaffenen Höhle rasten Zähne auf ihn zu. Er holte weit aus, wisch zur Seite und schlug dem Monster ins Maul...und spaltete ihn in zwei Hälften.

Als er sich umdrehte, um nach den beiden anderen zu sehen, lag der eine total zerfetzt am Boden und der andere zuckte nur noch und spuckte grünen Schleim.

Er wusste nicht wie viel Zeit er verloren hatte, beim Kampf mit den Würmern, aber er wollte auch keinen Gedanken daran verschwenden, dass vielleicht schon alles zu spät war. Dresus wollte Kev zu Goron bringen, das wusste er. Kev hatte doch erzählt, dass die Wesen der Dunkelheit ihn nicht töten würden, aber eben im Kampf mit Dresus da hatte die Sache ganz anders ausgesehen... Außerdem würde es wohl noch Stunden dauern bis Kevs Energie wieder soweit war, um sie als Waffe zu benutzen, schließlich hatte Dresus ihm ziemlich zugesetzt. "Verdammt, Kev!" Dachte sich Guts. "Wie konnte ich das nur zulassen?" Dresus Worte fielen ihm wieder ein. "Goron mag schöne, junge Knaben!" Was zum Teufel sollte das heißen? Doch nicht etwa...!? Guts schlug die Hände vors Gesicht und vertrieb die Gedanken.

Er rannte den Gang hinunter durch absolute Dunkelheit. Ein paar Mal wäre er fast gestürzt, denn der Boden war uneben. Vor sich entdeckte er auf einmal Licht. Er beschleunigte noch einmal, kam dem milchigen Licht näher und erreichte eine Halle. Guts trat ein und sah sich kurz um, im nächsten Moment wurde er blass. "Nein!" Rief er.

In der Höhle vor ihm gabelten sich an die zwanzig Tunnel. Wie sollte er den richtigen finden? "Kev!" schrie Guts, doch nur das Echo antwortete ihm. Guts schloss die Augen. Er wendete sich langsam nach links, dann nach rechts, öffnete die Augen wieder und sah in einen der Gänge. Ohne noch Mal nachzudenken schritt er in den Tunnel, vor dem er stand...
 

Teil 8

(Marcus)
 

Guts rannte, ja er rannte einfach nur noch! Nur leider wusste er absolut nicht, in welche Richtung er sich überhaupt bewegte. "Vielleicht renne ich ja in die genaue Gegenrichtung!" Dachte Guts so vor sich hin. Er konnte in der totalen Finsternis nichts sehen und rannte oder stieß schon ab und zu mal gegen die kühlen Felswände.

Doch plötzlich blieb Guts überrascht stehen. Er sah direkt vor sich einen hellen Lichtstrahl. "Und dort, wo Licht in einen dunklen Gang fällt, muss auch irgendwo eine Öffnung sein." Sagte Guts. Sofort rannte er weiter. Und tatsächlich, am Ende des Tunnels führte der Weg nach oben ans Tageslicht. "Es ist Tag! Muss wohl ganz schön lange dort unten gewesen sein." Sagte Guts.

Er sah sich um. Scheinbar war er in einem Wald. Allerdings am Waldrand, denn zu seiner Linken konnte er ein Dorf entdecken. Vor sich sah er nur Bäume. Guts drehte sich nach rechts und sah, dass hinter dem Wald riesige Berge waren. Die Berge zogen sich am Horizont entlang und er drehte sich weiter nach rechts und sah jetzt genau vor sich in der Ferne auf den Gipfeln des Gebirges ein Schloss. Guts staunte nicht schlecht. "Warum ist das Teil nur so groß?" fragte er sich. Guts wusste nicht, was er als nächstes tun sollte und so entschloss er sich, erst einmal ins Dorf zu gehen., dass keine 50 Schritte von ihm entfernt lag.

"So ist brav!" "Was war das?" fragte sich Guts und sah auch schon vor sich die Dorfbewohner, wie sie von zwei seltsamen Rittern bedroht werden. "Was ist hier los?" Rief Guts. Die ganze Masse von Menschen und die zwei Ritter sahen zu Guts rüber. "Was willst du?" rief einer der Ritter. Guts ging ein paar Schritte auf die beiden zu und sagte: "Ich will wissen, was hier los ist!" Noch bevor einer der beiden Ritter antwortete, rief eine junge Frau: "Sie kommen im Auftrag von Goron und holen unsere Kinder!" "Eure Kinder?" fragte Guts und sah, dass wirklich die Kinder des Dorfes hinter den zwei Rittern standen. Guts sah in die verängstigten Gesichter und stellte etwas fest. "Es sind nur Jungs!" flüsterte Guts geschockt. Ihm fallen die Worte von dem großen Ritter aus den Höhlen wieder ein. "Goron mag junge Knaben!"

"Was habt ihr mit den Kindern vor?" schrie Guts die Entführer an. "Wir bringen sie hoch zum Schloss des Goron!" sagte der eine. "Das wollen wir erst mal sehen!" sagte Guts, zog seine mächtige Klinge und schmetterte damit einen der Gegner zu Boden. Der andere stürmte mit erhobenen Schwert schon auf Guts los. Guts, wenig beeindruckt, sprang in die Höhe, landete hinter dem Ritter, dreht sich im Kreis und schlug mit ganzer Wucht den Ritter in zwei Hälften. "Ich wusste ja, dass der Kampf leicht wird, aber so leicht?" sagte Guts vor sich hin.

"Danke, äh....ähm, Herr Ritter?" sagte eine Frau etwas eingeschüchtert und umarmte ihren Sohn. "Warum will dieser Goron all diese Kinder?" Sagte Guts und fuhr fort: " Sie sind doch kaum älter als 15 Jahre, oder?" "Was Goron mit unseren Söhnen treibt, weiß keiner. Es ist nur bekannt, aus den anderen Dörfern, dass die Kinder, und das sind alles Jungs, niemals zurück kamen." Sagte ein Herr, der scheinbar der Bürgermeister der kleinen Siedlung sein musste. "Und er lebt dort oben im Schloss?" fragte Guts. "Ja!" sagte der Mann. Guts drehte sich um und schritt aus dem Dorf heraus Richtung Gebirge, auf dessen Gipfeln das Schloss stand.
 

Teil 9

(Janka)
 

Die Sonne brach durch die Kronen der Bäume, doch die Strahlen schafften es kaum das dichte Unterholz zu erhellen. Sogar bei Tag war der Wald noch grau und tot. Eisige Kälte empfing Guts zwischen den Bäumen, die so dicht standen, als wollten sie ihm keinen Durchgang gewähren.

Guts blieb stehen und lauschte. Doch nur das leise Rascheln faulen Laubes war zu hören. Wie der Schatten einer bösen Vorahnung wehte ein übler Verwesungsgeruch mit dem Wind mit. Guts kämpfte sich durch das dichte Gestrüpp dem Gebirge entgegen. Der Weg schien kein Ende zu nehmen und die Berge in immer weitere Ferne zu rücken.

Guts fuhr herum. Er hatte ein Geräusch gehört. Eine Art Knurren. Er zog sein Schwert, sah sich um, doch nichts geschah, auch sein Brandmal zeigte keine Reaktion. Langsam ging Guts weiter, hielt sein Schwert in beiden Händen. Der Geruch des Todes wurde immer stärker. Erst leise, dann immer lauter konnte Guts ein Surren hören, dass mit jedem seiner Schritte lauter wurde. Die Büsche vor ihm lichteten sich langsam und als Guts auf eine Lichtung trat, sah er mit Entsetzen die Quelle des Geräusches. Vor ihm ragte ein uralter Baum auf, kahl und hohl. Die Rinde hatte riesige Spalten und schwarz hatten sich an dieser Stelle Schwärmen von Fliegen niedergelassen. Der faulige Gestank war kaum zu ertragen.

Guts schritt langsam auf den grotesken Baum zu. In einer dunklen Wolke stoben die Fliegen plötzlich auf. Guts hob sofort die Arme vors Gesicht. Die Insekten streiften seine Haut, surrten ihm um die Ohren und waren genau so plötzlich wieder verschwunden. Guts schaute zu dem Baum... und wich sofort zurück.

Der Stamm war angefüllt mit verwesenden, kleinen Körpern. Ein mächtiges Raubtier musste unter den Kindern gewütet haben. Sie alle hatten zerfetzte Kehlen, bei einigen fehlte gar das gesamte Gesicht. Andere waren ganz in Stücke gerissen worden. Guts wendete seinen Blick ab. Er legte sich die Hände an die Stirn.

Im gleichen Moment hörte er neben sich das Knurren. Er öffnete die Augen, griff nach seinem Schwert und wurde zu Boden gerissen...Es war ein großer, weißer Wolf, der ihn angesprungen hatte und ihn nun mit seinen riesigen Pranken auf dem Boden hielt. Guts verfluchte seine Unachtsamkeit, während das Raubtier ihn knurrend und geifernd musterte. Doch mit einem Mal wurden aus den Pranken zarte Hände und der Wolf verwandelte sich vor Guts staunenden Augen in ein Mädchen mit weißer Haut und wallenden, schneeweißem Haar. Guts war zu keiner Bewegung fähig, als er in das wunderschöne Gesicht der Unbekannten schaute. "Du bist unachtsam, schwarzer Ritter..." erklang die helle Stimme der geheimnisvollen Schönen. "Wer bist du?" Fragte Guts. Das Mädchen ließ Guts los und erhob sich. Guts rappelte sich auf und starrte wie hypnotisiert das Mädchen an, dass vor ein paar Momenten noch ein Wolf gewesen war. Fast wie ein Traum erschien Guts ihre weiße, nackte Gestalt an diesem Ort des Grauens. "Ich bin die Hüterin des Waldes. Man nennt mich Ruri, die weiße Seherin." Sie deutete auf den Baum: "Der Totenbaum ist nur ein kleiner Hinweis darauf, was dich auf deiner Reise erwarten wird, schwarzer Ritter. Es sind die Opfer von Dresus, dem Bluttrinker." "Das also geschieht mit den Kindern?" Fragte Guts. "Mit einigen." Sagte Ruri und senkte den Blick. "Dresus trinkt ihr Blut, zieht sich zurück in seinen Kokon und wird mit jedem Mal stärker. Du hast es gesehen, unten in den Katakomben. Dresus ist bereits so mächtig, dass er totes Fleisch und Blut beherrscht." "Ja!" Sagte Guts. "Wir wurden von Dämonen aus Blut angegriffen." Ruri sah Guts an. "Die Kinder, deren Seelen sich vergiften lassen, werden zu Gorons Soldaten. Er braucht menschliche Soldaten, um sich bei Tag zu schützen. Du hast die Ritter in diesem Dorf erschlagen, auch sie waren vor Jahren Kinder aus den Dörfern."

Ruri sah, dass Guts wieder die zerfetzten Kinderleichen anstarrte. "Du fragst dich ob dies auch das Schicksal deines jungen Begleiters ist." Sagte sie. Guts nickte stumm. "Ich muss dir sagen, schwarzer Ritter, ich sehe vieles. Doch dein Begleiter scheint etwas besonderes zu sein. Von den Hunderten von Kindern, wird ab und zu eines auserwählt." "Auserwählt für was?" Ruri seufzte. Ihre klaren blauen Augen verfinsterten sich. "Die Auserwählten werden zu Goron gebracht, in die tiefsten Hallen der Festung. Dort verliert sich meine Gabe. Hinter diese Türen kann ich nicht blicken. Das Grauen, dass dort lauert scheint sich jeglichen Verstandes zu entziehen. Nur die Schmerzensschreie vermag ich zu vernehmen."

Guts ballte die Fäuste: "Kev hat mir aber erzählt, dass die Wesen der Dunkelheit ihm nichts anhaben!" "Der Fluch, der auf deinem Begleiter lastet, wurde ihm von Goron auferlegt, also ist er auch fähig ihn wieder abzuwenden. Kev ist verloren." "Das kannst du nicht wissen, du hast doch gesagt, du kannst nicht in diese Hallen sehen! Was willst du überhaupt? Meinen Weg abwenden? Das kannst du vergessen!" schrie Guts. Ruri hob beschwichtigend die Hand: "Deine Zukunft liegt im Nebel, schwarzer Ritter, deswegen kam ich, um dich zu sehen. Nebel bedeutet, dass du wirklich eine Chance hättest, diese Feinde zu besiegen. Tausende Tapfere machten sich zum Schloss auf, doch noch bevor sie den Totenbaum erreichten hatte ich bereits die Vision ihres Todes. Du bist der erste, dessen Zukunft unklar ist, deswegen möchte ich dir helfen, denn wegen ihm stirbt mein Wald und ich mit ihm. Nimm dies." Sie reichte ihm ein kleines silbernes Blatt.

"Was ist das?" Fragte Guts. Als er das Blatt in die Hand nahm, spürte er auf einmal eine seltsame Macht um sich. "Der Mantel der Natur. Ein unsichtbares Schild, dass sämtliche schwarze Magie abwendet. Goron ist unbesiegbar durch seine starke, schwarze Magie, doch so geschützt kannst du dich ihm gegenüberstellen." "Danke." Sagte Guts und ließ das magische Blatt in seiner Tasche verschwinden. "Bedanke dich nicht, Goron wird auch mit Schild nicht zu besiegen sein." Ruri wandte sich ab und war auf einmal wieder der weiße Wolf. Mit ein paar gewaltigen Sätzen verschwand das Tier im Wald. Guts schaute ihr kurz nach und bedachte ihre Worte. "Kev ist verloren."

"Verdammt!" fluchte Guts. "Selbst wenn ich in die tiefsten Hallen des Schreckens hinabsteigen muss, ich werde Kev da rausholen!" Guts schritt am Totenbaum vorbei aus dem Wald. Das Gebirge lag nun vor ihm.

Der Weg, der sich nach oben schlängelte war links und rechts mit Spießen umrahmt, auf denen die Körper toter Kinder aufgespießt waren. Guts begann den steilen Weg zu erklimmen. "Ich werde Goron und Dresus und das gesamte Dämonenpack auslöschen. Und dann...beenden Kev und ich unser Duell...!"
 

Teil 10

(Marcus)
 

Langsam ging am Horizont die Sonne unter. Eine leichte, kühle Briese wehte Guts ins Gesicht. Er fand dies allerdings alles andere als erfrischen, denn der Wind wehte auch immer wieder den fauligen Gestand Guts direkt in die Nase. Guts wusste nicht, wie lange er schon den langen und steilen Bergpfad entlang lief. "All diese toten Kinder!" dachte Guts sich und empfand Ekel von den, links und recht am Bergpfad aufgespießten Kinderleichen.

Auch wenn Ruri, die Seherin gesagt hatte, dass Kev in die tiefsten Hallen des Schlosses gebracht wurde, hielt Guts dennoch immer wieder Ausschau, ob er nicht auch irgendwo den Körper seines Begleiters am Wegrand entdeckt.

Als am Himmel die ersten Sterne erschienen, begann der Wind immer mehr zu wehen. - KLACK - "Wer ist da?" schrie Guts und schaute sich um. Es war niemand da, aber hinter ihm lag einer der Stäbe mit den Leichen auf dem Boden. "Der Wind muss ihn umgeweht haben." dachte Guts als plötzlich - KLACK - KLACK - KLACK - noch etwa 10 andere Stäbe umfielen. Guts schreckte zurück. "Was ist hier los?"

Die toten Augen der Kinder fingen an zu leuchten. Sie lösten sich von den Stangen und schauten mit ihren rotglühenden Augen zu Guts herüber. Guts spürte einen stechenden Schmerz an seinem Nacken. Sein Brandmal blutete! Er war von den nackten, entstellten Kindern umgeben. Alle gemeinsam stürmten auf Guts zu. Er zog sein Schwert und schlug auf die Kinder ein. Aber sie waren zu klein und zu schnell und Guts konnte keines treffen. Nun rannte eines der untoten Geschöpfen direkt auf Guts zu und blieb plötzlich stehen, sprang in die Luft und fiel auf Guts zu. Doch plötzlich, wie von einer unsichtbaren Faust geschlagen, flog das Kind in hohem Bogen von Guts weg. "Natürlich, der Mantel der Natur!" sagte Guts zu sich selbst. "Er schützt mich vor der schwarzen Magie, scheinbar können mir diese Geschöpfe auch nichts anhaben!" Guts steckte sein Schwert weg und rannte los. Die untoten Kindern an denen er vorbeisprintete wurden einfach nur in alle Richtungen weggeschleudert.

Nach einigen Metern, als Guts die Kinder hinter sich gelassen hatte, verlangsamte er sein Tempo und stoppte. Er war müde und hatte seit langem keinen Schlaf mehr. Guts suchte sich einen Schlafplatz und fand auch einen geeigneten wenige Meter vom Bergpfad entfernt an einer Felswand, an die er sich anlehnen konnte. Er versuchte nicht mehr an die Kinder zu denken und schlief ein. Guts hatte einen seltsamen Schlaf. Wenn man ihn zuschaute schien es so, als ob er halb schläft und halb wacht, so wie er sein Schwert festhielt. Jederzeit bereit aufzuspringen und die Klinge zu schwingen.
 

Teil 11

(Janka)
 

Kev schlug die Augen auf. Nur langsam kehrte das Bewusstsein wieder. Die Luft war erfüllt mit Verwesungsgeruch und unerträglich schwülheiß. Kev hatte das Gefühl zu ersticken, jeder Atemzug schmerzte. Er konnte sich nicht bewegen, seinen Körper konnte er kaum spüren, nur, dass er vollkommen nass von Schweiß war.

Wie in Trance fühlte er sich, die Hitze schien sein Denken zu blockieren. Er spürte, wie ihm die Sinne erneut schwanden, doch er kämpfte gegen die Ohnmacht und die aufsteigende Panik an. Die Schmerzen, die von seinem Brandmal am Handgelenk ausgingen zogen sich nun durch seinen gesamten linken Arm.

Kev nahm all seine Kraft zusammen, drehte sich auf die Seite und versuchte auf die Beine zu kommen. Sofort übermannte ihn Schwindel, er schwankte, aber blieb oben. Endlich waren seine Sinne wieder klarer und er konnte sich umsehen. Ein matter Lichtschein, dessen Quelle nicht auszumachen war, durchflutete die Halle, die mit groben Steinsäulen durchzogen war. Auf dem steinigen Boden lagen unzählige Körper, die meisten schon bis auf die Knochen verwest, doch einige schienen erst vor kurzem gestorben zu sein.

Jeder Schritt kostete Kev eine ungeheure Anstrengung, alles drehte sich in seinem Kopf. Er kämpfte sich durch die Halle von Säule zu Säule zwischen den Leichen hindurch. Obwohl die meisten Toten furchtbar entstellt waren stellte er jedoch schnell fest, dass sie sich alle ähnelten. Es waren alles Jungs in seinem Alter mit schwarzem Haar, dunklen Augen und sehr heller Haut... Wieder stoppte der junge Kämpfer, er löste die Riemen seines Harnischs und warf das Metall zu Boden. Ihm ging es sofort etwas besser, als er den schweren Panzer los war. Scheppernd landete dieser neben einer sehr frischen Leiche, die vollkommen ausgeweidet war. Angewidert wandte Kev den Blick ab und sah gerade noch, wie eine dunkle Gestalt vorbeihuschte. Entsetzt hielt er den Atem an, versuchte zwischen den steinernen Säulen etwas zu erkennen.

Auf einmal sah er den Schatten wieder und dieses Mal hörte er auch die schnellen Schritte von nackten Füssen auf dem Steinboden. Die kleine Gestalt kam auf ihn zu, aus Reflex fasste Kev an seinen Gürtel, doch in dieser Sekunde fiel ihm ein, dass er kein Schwert hatte und für einen Zauber war er viel zu schwach.

Die Gestalt löste sich aus dem Schatten. Es war ein Junge, der vor ihm stand, ausgemergelt mit vielen klaffenden Wunden am ganzen Körper und mit schreckensweiten Augen. Seine blutverkrusteten Lippen formten ein Lächeln. "Du kannst nicht vor ihm weglaufen!" flüsterte der Junge. "Er wird dich kriegen!"

Plötzlich leuchteten die Augen des Jungen rot auf und er rannte auf Kev zu. Doch wie aus dem Nichts tauchte auf einmal hinter dem untoten Jungen ein großer Schatten auf. Kev sah Metall aufblitzen, seinem Angreifer wurde der Kopf abgeschlagen. Der Körper des untoten Jungen fiel zu Boden.

Erschrocken wich Kev ein paar Schritte zurück. Die dunkle Gestalt trat ins Licht, das riesige Schwert noch in der Hand. "Guts!" flüsterte Kev erleichtert.

"Folg mir!" sagte der schwarze Ritter, wandte sich um und ging voraus. Kev hatte Mühe, ihm zu folgen und fragte sich, warum Guts die Hitze überhaupt nichts ausmachte. Sie erreichten ein Tor in der Steinwand, die massive Türen waren zertrümmert. Kev folgte Guts in den Gang und musste feststellen, dass dort noch größere Hitze und Schwüle herrschte. Vollkommen erschöpft blieb er stehen, lehnte sich gegen die Wand und fuhr mit dem Handrücken über seine Stirn. "Guts! Warte!" rief er. Der schwarze Ritter blieb stehen und drehte sich um. "Was ist los?" "Ich...muss kurz ausruhen. Es ist so heiß, das ist nicht zu ertragen." Er schloss die Augen, die Schmerzen an seinem Arm hatten zugenommen, ihm war so schwindelig, dass er nicht mehr stehen konnte. Er fiel zu Boden, blieb auf dem Rücken liegen und sah zu Guts hoch. "Ich kann nicht atmen... und...das Brandmal...es tut so weh...Wie hältst du das nur aus?" stammelte er.

Guts ging neben ihm auf die Knie, fasste Kevs linken Arm und meinte: "Du blutest ziemlich stark..." Guts löste mit der freien Hand zwei seiner Wurfmesser aus seinem Gürtel. "Aber noch nicht genug...!" Er hielt Kevs Arm fest...und stieß zu. Das Messer fuhr durch Kevs Handfläche und tief in den Boden. Er schrie laut auf, die Schmerzen trieben ihm die Tränen in die Augen. Guts hatte bereits seine rechte Hand gepackt und mit dem zweiten Messer am Boden festgenagelt. "Ja, schrei nur, dich hört hier unten sowieso keiner!"

Kev zitterte am ganzen Körper, die unerträglichen Schmerzen trieben ihn an den Rand der Bewusstlosigkeit. Kalter Schweiß und furchtbare Übelkeit übermannte ihn. "...Warum?....Warum?" wimmerte er. Der schwarze Ritter beugte sich über ihn und hielt ihm die Klinge seines Jagdmessers vors Gesicht. "Du weißt, warum, Kev!" sagte er. Er setzte die Klinge am Kragen von Kevs schwarzem Hemd an. Kev biss die Zähne zusammen, als die Klinge nicht nur den Stoff zerschnitt, sondern auch seine Haut ritzte. Dann spürte er die Hände des Ritters auf seinem Körper. "Darauf habe ich schon so lange gewartet. Jetzt gehörst du mir." "Nein!!!....Hör auf!" .....
 

Ein schrilles Kreischen weckte Guts aus seinem Schlaf. Er schlug die Augen auf und sah vor sich einen riesigen, weißen Adler. "Wach auf, schwarzer Ritter! Es passiert gerade etwas schreckliches!" "Ruri!" Der Adler verwandelte sich in das wunderschöne weiße Mädchen. "Ja, ich habe die Grenze meines Waldes überschritten, weil mich eine furchtbare Vision heimgesucht hat. Dein Begleiter...." Sie verstummte. "Was? Was ist mit ihm? Rede!" fuhr Guts sie an. "Goron kann seine Gestalt beliebig verändern, das solltest du wissen, schwarzer Ritter." "Das ist nicht die Antwort auf meine Frage, Ruri!" "Goron wird deinen Begleiter noch etwas am leben halten. Er begehrt ihn." Guts stand auf und steckte sein Schwert weg. "Das hatte ich mir schon so gedacht." Er rannte den Bergpfad entlang, der Festung entgegen. Über ihm kreiste der weiße Adler. "Guts! Goron hat deine Gestalt angenommen um an Kev heranzukommen!" "Was?!?" "Wundere dich also nicht, wenn Kev dir nicht mehr vertraut!" Der Adler drehte ab und flog wieder Richtung Wald. Guts unbändiger Zorn trieb ihn schneller und schneller den Pfad hinauf....
 

Teil 12

(Marcus)
 

"Hast du diesen Schrei gehört?" fragte eine Schlosswache den anderen Wächter. "Ja, gruselig!" antwortete der. In dem Moment flog das Schlosstor auf. Eine dunkle Gestalt rannte durch das offene Tor direkt auf die Wachen zu, griff auf seinen Rücken und zog eine gigantische Klinge hervor.

Während die Gestalt weiterrannte, schlug sie mit dem riesigen Schwert nach den beiden Rittern und das Blut und die Eingeweide spritzten durch die Luft. "Kev, wo bist du?" schrie die Gestalt. Es war Guts, voller Zorn und Angst um seinen Begleiter. Nach einigen Wachen, die es zu zerfetzen galt und einigen Treppen nach unten in die Kellergewölbe der Burg, blieb Guts stehen. Er sah eine große, breite Treppe vor sich, auf der eine kleine, nackte Gestalt lag. Langsam ging er darauf zu. Nun erkannte er, wer da lag. Es war Kev...

Guts Schritte wurden schneller und er sprintete die Stufen hoch. "Kev, Kleiner! Antworte! Geht's dir gut?" sagte Guts, als er sich zu Kev kniete. Kev sah zu ihm auf mit Tränen in den Augen und fragte: "Warum? Warum hast du mir das angetan?" "Was redest du da? Was habe ich dir angetan?" wollte Guts wissen. "Frag doch nicht! Du weißt doch genau, wovon ich rede!" schrie Kev ihn an. Guts wollte ihn in seine Arme nehmen, aber Kev stieß ihn nur angewidert weg und rutscht ängstlich zurück.

Da erinnerte sich Guts plötzlich wieder an Ruris Worte, dass Goron die Gestalt ändern kann. "Oh, mein Gott!" sagte Guts. "Kev, ich war es nicht! Ich weiß was mit dir geschehen ist, aber es war Goron! Er kann die Gestalt ändern und hatte meine angenommen." Kev fing an zu weinen. "Kev, ich bitte dich, glaube mir. Ich war es nicht!" sagte Guts. Plötzlich hörte man Schritte durch die Halle schallen und eine große, dunkle Person kam herein. "Er lügt Kev! Ich bin der echte Guts und werde dich jetzt vor diesem perversen Schwein retten! Dann verschwinden wir von hier!" sagte die Person. Kev schaute zu ihr herüber und sah einen weiteren Guts vor sich.

"Du bist Goron, hab ich Recht?" sagte Guts zu der Person. "Du hältst dich wohl für sehr schlau. Machst auf unschuldig!" sagte die Person mit Guts Gestalt. "Seid still! Ihr beide!" schrie Kev.

"Ich habe keine Ahnung, wer von euch beiden der echte Guts ist! Lasst mich einfach alleine und tragt das unter euch aus!" sagte Kev mit zittriger Stimme. Goron sagte: "Nun gut, Kev! Wie du willst. Ich werde ihn töten und dann verschwinden wir von hier!" Er hatte den Satz kaum beendet, da rannte Guts auch schon auf Goron zu und hielt sein Schwert bereits bereit zum zuschlagen in seinen Händen. Aber plötzlich stoppte Guts mitten in seiner Bewegung... Man hörte ein dumpfes Hämmern gegen die Wand und ein paar einzelne Stein bröckelten ab. Mit einem Schlag wurde auf einmal die Mauer durchbrochen und ein großer Ritter schritt durch die Öffnung in der Wand. Es war Dresus, der Ritter, den Guts und Kev auch schon in den Höhlen getroffen hatten. Goron, der noch immer die Gestalt von Guts hatte, packte Kev und nahm ihn auf die Schulter. Goron sagte: "Komm, Kev, wir müssen hier raus!" "Nein! Bleib stehen!" schrie Guts ihm nach. "Kev, hör nicht auf ihn! Es ist Goron!"

Doch jetzt kam Dresus auf ihn zu und erhob seine Klinge. Dresus sagte nichts, er schaute Guts nur an und grinste. Guts sah seine scharfen und spitzen Zähne. Doch unerwartet wurde die Stille durchbrochen. Der Boden brach auf und zwei Monsterwürmer kamen aus den Löchern heraus.

"Scheint ja interessant zu werden!" sagte Guts und erwiderte das Grinsen von Dresus.
 

-Back to the past 1-

(Janka)
 

Ein schriller Schrei durchbrach die Stille des Waldes. Die Frau, die ihn ausgestoßen hatte klammerte sich an ihre Schwester. Neben dem Höllenfeuer, dass die Schwestern mit Magie entzündet hatten, hockten sie im Gras, engumschlungen. "Die Vorsehung erfüllt sich, Schwester...Sei jetzt stark..." Die Stimme der blonden Frau zitterte, als sie versuchte ihre schwarzhaarige Schwester zu beruhigen. Beide Frauen litten, sie lagen beide in den Wehen, wie es die satanische Vorhersehung wollte.

"Ein Kind des Lichtes und eines der Dunkelheit...welches wird wohl deines sein?" fragte die Blonde leise. Ihre Schwester griff sich an den Bauch: "Jetzt...das Kind...!" flüsterte sie. Sie presste sich fester an ihre Schwester, atmete tief ein und aus. Dann schrie sie erneut. Die Blonde schloss die Augen, spürte wie sich der Körper ihrer Schwester anspannte, wie sie kämpfte.

Binnen Sekunden war alles vorbei, in einem Sturzbach von Blut viel das Neugeborene zu Boden und begann sofort zu schreien. Die Schwarzhaarige aber regte sich nicht mehr. Ihre Schwester öffnete die Augen und sah in das leere Gesicht ihrer gegenüber. Sie stieß den Körper von sich. "Wenn es denn so die Bestimmung ist, dann hast du das Kind der Dunkelheit geboren, den Muttermörder..." Sie kroch hinüber zu dem blutverschmierten Säugling, fasste die Nabelschnur und trennte sie mit den Zähnen ab. "Nun lass das Böse, mit dem meine Schwester dich genährt hat auch mich nähren..." sagte sie und zog den Rest der Nachgeburt aus dem toten Körper ihrer Schwester. Wie es ihre selbstauferlegte Vorsehung war, begann sie sofort den blutigen Klumpen hinunterzuschlingen...Dann wurde auch sie von unerträglichen Schmerzen übermannt. "Das Feueropfer..."schrie sie. "Der Knabe des Lichtes..."
 

"Habt ihr das gehört?" Die drei vermummten Gestalten verharrten. "Dieser Schrei! Dort müssen die verfluchten Hexen sein!" Lautlos aber ungeheuer schnell bewegten sich die drei in Richtung der Schwestern. "Hoffentlich sind wir nicht zu spät!"
 

Die blonde Frau hielt ihren Nachwuchs im Arm während das Baby ihrer Schwester noch schreiend auf dem kalten Waldboden lag. Sie schritt auf das Feuer zu: "Der neue Anführer ist erwählt und auch das erste Opfer, was ihm dargebracht wird! Die Offenbarung erfüllt sich nun durch die Feuer des..." "Bleib stehen, Hexenweib!" Erschrocken starrte die Blonde neben sich in die Dunkelheit, sie sah nur Schemen dreier Gestalten und das Licht des Feuers spiegelte sich in den silbernen Pfeilspitzen, die auf sie zielten. "Zu spät!" schrie sie und warf den Säugling ins Feuer. Im gleichen Moment durchbohrten drei Pfeile ihre Kehle. Die Frau taumelte zurück und fiel leblos zu Boden.

Einer der Vermummten war sofort vorgesprungen und griff nach dem Kind im Feuer. "Es...lebt noch!" rief er. Ein seltsames blaues Licht umstrahlte seine Hände in dem er das formlose Etwas hielt. "Helft mir, verdammt!" Sofort waren die zwei bei ihm und auch sie gaben ihre Lebensenergie an das Kindchen weiter. Aus rohem Fleisch wurde narbige Haut und ein Schrei erfüllte die Nacht... "Wir haben es gerettet...Was ist mit dem anderen?" "Es ist munter, nur ein wenig kalt." Der Mann hob das zweite Kind auf und wickelte beide in seinen Mantel, während die anderen die Überreste der Frauen in die Glut warfen.

"Wir bringen sie ins Dorf." Die Gestalten verschwanden lautlos im Wald, während die Mütter prasselnd im eigenen Feuer verbrannten.
 

Meister Herfas, der höchste Magier im Dorf wartete vor seiner Hütte, als die drei Gestalten sich vor ihm aus der Dunkelheit lösten. Einer der drei schritt vor, verneigte sich vor dem Ältesten und sagte: "Ihre Vorahnung und die Berechnung hat gestimmt, Meister. Der Anführer des "dunklen Zirkels" hatte bereits seine Schwestern geschwängert, bevor sein Leben beendet wurde, aber wir haben sie beim Ritual von Licht und Schatten aufgespürt und die Hexen getötet." Herfas nickte: "Was ist mit den Kindern?" "Beide haben überlebt, das eine jedoch nur durch Magie." Der Alte warf einen kritischen Blick auf das Bündel, dass der Mann hinter dem Sprecher trug. "Lass sie mich ansehen." Der Mann trat vor, schlug den Stoff beiseite und zeigte dem Alten die Kinder, die mit großen Augen dem Alten entgegenblickten.

"Das Opfer war schon im Feuer... Armes Würmchen, so viele Narben, aber dafür strahlend blaue Augen." Er wandte sich dem anderen Kind zu. "Demnach musst du der kleine Antichrist sein... Hmm... Bei den tiefschwarzen Augen könnte das fast hinkommen." Er musterte kurz die drei Männer und lachte dann: "Jetzt kuckt doch nicht so kritisch, das war doch nur Spaß. Der Kleine ist ganz normal, nur eben das Kind von Geschwistern...Deshalb auch die helle Haut und die schwarzen Haare." Er wies den Mann an, die Kleinen wieder zuzudecken. "Ich spüre große Energien in beiden. Bringt sie ins Ammenhaus, wir behalten sie hier! Jedoch nicht ohne Namen, dass bringt Unglück." Kurz dachte der Alte nach: "Das Narbenkind nenne ich Josh. Und der kleine Schwarzäugige soll Kev heißen. Nun geht!" Die Männer entfernten sich Richtung Dorfmitte zum Ammenhaus. Herfas sah ihnen nach. "Die beiden werden es sicher nicht leicht haben..."
 

Acht Jahre später...
 

"Dieses Kind ist unheimlich!" sagte Rosa, eine junge Amme. "Ich weiß was du meinst, dieser Kleine treibt einen in den Wahnsinn." Meinte Elsa, die Ranghöchste und schüttelte die Kopfkissen auf. "Josh dagegen ist wirklich ein Goldjunge, er verschlingt die Bücher über Magie nur so... aber Kev, der sitzt nur daneben und starrt in die Ferne. Er scheint zu merken, dass er hier nicht erwünscht ist." Elsa begab sich an das nächste Kinderbett: "Er folgt Josh wie ein Schatten und wenn ich dann mit Josh rede, dann starrt Kev mich an, als wolle er mich durchbohren." Rosa ließ das Kissen fallen: "Hör auf, ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur daran denke... Kev lernt nicht, spricht mit niemanden außer Josh und für die Magie scheint er sich gar nicht zu interessieren." Die Ältere hielt kurz inne und flüsterte: "Jedenfalls nicht für diese Art von Magie." "Kein Wunder, bei dieser Geschichte!" sagte Rosa. "Weißt du wie die anderen Kinder ihn nennen, Elsa?" "Nein, wie?" Rosa zupfte ein Bettlaken zurecht und sagte leise: "Gespensterkind!" "Das passt doch!" Rosa seufzte: "Den Josh nennen sie Monsterkind... Er lacht darüber... im Moment noch." "Der arme Kerl, wenn ich daran denke, dass er auf ewig hier bleiben muss...Er hat soviel Talent und hat mir gestern noch erzählt, dass er als größter Magier von Midland auf Reise gehen will, um den alten Glauben wieder in die Welt zu bringen...Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht, ihm diesen Traum zu nehmen! Am liebsten hätte ich auf Kev gezeigt und gesagt: Er ist schuld, Josh..."

Rosa nahm den Besen, kehrte den Staub sorgfältig unter jedem Bett hinaus. Unter einem stieß sie gegen etwas hartes. Sie ging in die Hocke, griff unter das Bett und zog ein kleines schwarzes Buch hervor. Sofort ließ sie es fallen und stieß einen schrillen Schrei aus. "Was ist los?" fragte Elsa erschrocken und folgte dem Blick ihrer starren Kollegin. "Eines der verbotenen Bücher!" rief sie, stürmte aus dem Raum und rannte den staubigen Weg entlang: "Herfas! Herfas! Komm schnell her...!"
 

"Ich habe was neues gelernt!" sagte Josh, seine Stimme klang ein wenig dumpf, weil er seine Kapuze immer so weit ins Gesicht gezogen trug. Kev hatte sich an einen Baum gelehnt und beobachtete aufmerksam, was sein bester Freund alles zurechtlegte. Er versuchte die Euphorie seines Freundes zu teilen, aber es gelang ihm nicht ganz. Er wusste, dass Josh ein guter Magier war, aber die heutige Beschwörung schien außergewöhnlich zu sein...Josh war sonst nie so aufgeregt. "Was ist los? Bist du immer noch sauer, weil sie Gespenst zu dir gesagt haben?" Kev senkte den Blick. "Es ist mir egal, was die anderen über mich sagen, aber dass sie dich Monsterkind nennen, das finde ich schrecklich!" "Ich finde es lustig! Dann bin ich nicht nur der größte Magier der Welt sondern auch der einzige Monstermagier! Und der einzige, der alle Bücher nutzt!" Kev sah Josh verwundert an: "Was meinst du damit?" "Na, die versteckte Bibliothek, ich bin reingekommen, ich habe es geschafft mich durch die Gitterstäbe zu zwängen!" Josh grinste triumphierend. "Ich weiß, es ist verboten, aber ich habe nur ein einziges, kleines Buch mitgenommen. Und die Magie da drin ist viel spannender." "Warum?" "Ich werde es dir gleich zeigen."

Josh griff in das kleine Bündel, dass er bei sich trug: "Verdammt! Er ist entwischt!" "Wer?" Josh sah sich um: "Na, der Hase, den ich brauche... eher gesagt ein paar Tropfen von seinem Blut!" Kev zuckte mit den Schultern: "Muss es denn unbedingt ein Tier sein?" Josh überlegte kurz: "Nein, eigentlich nicht... Wieso?" "Dann nimm doch meins." "Meinst du das ehrlich?" fragte Josh überrascht. "Klar." Meinte Kev. "Oder willst du ein neues Tier fangen?" "Nein, nein...wenn du das machst..." sagte Josh und begann mit Ölkreide ein seltsames Zeichen auf die Schnittfläche eines Baumstumpfes zu malen.

"So, das ist unser Altar." Er legte ein paar schwarze Federn auf das Zeichen und ordnete sie richtig an, danach hielt er die Hände über sein Werk und murmelte eine Formel. Fasziniert sah Kev zu, wie die Federn Feuer fingen. "Und jetzt..." sagte Josh und reichte Kev ein kleines Messer. "Willst du das echt machen? Du musst dich doch schneiden." Kev lächelte seltsam. "Das ist nicht das erste mal... Sieh dir das an!" Er fuhr mit der Klinge über seine Handfläche, Josh tat alleine die Vorstellung schon weh, als er sah, wie tief der Schnitt war. Kev zeigte Josh die Klinge und sagte leise: "Ist das nicht wunderschön, wie das rote Blut auf dem Silber des Metalls die Sonne spiegelt." Josh schluckte, sah seinen Freund besorgt an und nahm ihm hastig das Messer weg: "Sag nicht so komische Sachen, Kev... Das ist gar nicht schön, schon gar nicht, wenn du dich nur dafür absichtlich verletzt!" "Ich dachte, ich soll dir helfen, also...was soll ich jetzt machen?" Josh hielt wieder die Hände über das Zeichen und sagte auf der alten Sprache eine Zauberformel, dann schaute er zu Kev: "Jetzt lass einfach ein wenig Blut in die Flammen tropfen, dann öffnet sich das Tor..." Er hielt mitten im Satz inne und fuhr zusammen. Er starrte an Kev vorbei, in den Wald. Sofort fuhr Kev herum und sah, wovor Josh sich so erschrocken hatte. Drei Gestalten standen direkt vor ihm, in schwarze Mäntel gehüllt.

Kev fing sich einen Schlag ins Gesicht ein, der ihn zu Boden warf. "Dumme Kinder!" hörte er den Fremden rufen. Benommen richtete sich Kev wieder auf, er sah, dass einer der drei Josh gepackt hatte, der schreiend versuchte sich zu wehren. "Lass ihn los!" schrie Kev. Er stürmte los, um seinem Freund zu helfen, doch einer der Männer packte ihn am Arm und stoppte seinen Lauf. Wie von Sinnen schlug und trat Kev um sich, doch der Mann schien es nicht zu spüren, nicht mal als Kev ihm in die Hand biss. Der Fremde zog Kev einfach hinter sich her und die anderen folgten ihm mit dem schreienden Josh Richtung Dorf.

Sie brachten die Kinder in die Hütte von Herfas. Der sonst so freundliche Alte kochte vor Zorn, als er die beiden sah. Er wies die drei Männer an das Haus zu verlassen. Josh und Kev standen verängstigt dem Meister gegenüber, der ein kleines schwarzes Buch in der Hand hielt. "Wisst ihr was das ist?" fragte der Alte, leise, aber im scharfen Ton. Die beiden nickten. "Es ist ein Verbrechen, die verbotenen Bücher ohne Erlaubnis zu lesen, aber ein Ritual daraus abzuhalten ist die größte Schande! Wer das tut, wird für immer aus dem Dorf verstoßen!" Kev sah zu Josh herüber und sah die Tränen in seinen Augen. Das darf nicht sein! Dachte Kev. Dann kann Josh doch nie der größte Magier werden.

Er nahm all seinen Mut zusammen und trat vor: "Josh hat nichts damit zu tun! Es war meine Idee. Ich habe das Buch gestohlen und ich habe dieses Ritual durchgeführt!" Er hielt seine Hand hoch und zeigte Herfas die Schnittwunde. "Hier ist der Beweis, ich wollte mein Blut für den Zauber nehmen." Herfas zorniger Blick schien Kev zu durchbohren: "Du wolltest es mit deinem eigenen Blut besiegeln?" Der Alte rang mit der Fassung: "So folgst du also doch deiner Bestimmung?" Kev senkte den Blick. "Ich...weiß nicht, was ihr meint, Meister!" sagte er leise. "Ich hätte es euch früher erzählen sollen." Sagte Herfas. "Aber ich dachte, ihr wärt noch zu jung. Jetzt ist es zu spät. Du bist unter einem bösen Stern geboren Kev!" Und Herfas erzählte den beiden die Geschichte ihrer Geburt und wie sie damals gerettet wurden.

"Nun wisst ihr es!" sagte Herfas, dann wandte er sich wieder zu Kev: "Niemand, der mit schwarzer Magie in Verbindung kam, wird jemals wieder von ihr ablassen! Deshalb dürfen nur die größten der weißen Magier die verbotenen Bücher sichtigen. Das hast du von Anfang an gelernt, Kev, deshalb frage ich dich, warum wolltest du einen Dämon beschwören?" Kev fühlte sich wie im Fieber, er suchte verzweifelt nach einer Antwort. "Antworte mir!" schrie Herfas ihn an. "Ich...wollte, dass er Josh beschützt..." Etwas anderes fiel ihm nicht ein, denn das war das einzige an das er nun denken konnte: Seinen Freund Josh und dessen Traum beschützen. Herfas schwieg, es sah aus, als ob er scharf nachdachte. Dann sagte er: "Bei einer so selbstlosen Absicht sieht die Sache etwas anders aus. Ist dir dein Freund Josh so wichtig?" Kev nickte. "Nun denn... Die Männer, die euch hergebracht haben nennen sich "Die Unsichtbaren", da sie im verborgenen das Dorf beschützten. Auch sie wurden verstoßen wegen ihrem Hang zur schwarzen Magie. Allerdings waren sie nicht von Grund auf böse, also erhielten sie eine zweite Chance. Sie mussten der Magie abschwören und sich in die Wälder zurückziehen. Wenn du bereit dazu bist, Kev, dann gebe ich dir die Erlaubnis, dich ihnen anzuschließen." "Das will ich!" rief Kev. "Ich will hier bleiben, ich will Josh und das Dorf beschützen...und ich werde nie mehr Magie anwenden!"

Herfas rief Shenta, den Anführer der Unsichtbaren herein. Kev lief auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und rief: "Ihr habt meinen Freund damals gerettet! Bitte nehmt mich mit!" Shenta musterte Kev lange: "Ist dir klar, dass du lernen musst zu töten? Das du ein Schwert führen musst und dass du im Kampf umkommen könntest?" "Das ist mir egal! Wegen euch lebt Josh noch und deswegen stehe ich tief in eurer Schuld. Ich werde alles für euch tun!" Shenta nickte und sagte zu Herfas: "Ich denke, wir können einen guten Kämpfer aus ihm machen."...
 

Sechs Jahre später...
 

Josh schlief so tief, dass Kev an seinem Arm rütteln musste. "Hey, Josh!" Josh schlug die Augen auf. "Kev! Was machst du hier?" Kev sah schnell aus dem Fenster der kleinen Hütte, in die Josh vor ein paar Tagen eingezogen war. "Ich darf gar nicht hier sein." Flüsterte Kev. "Du weißt doch, dass wir nur bei wichtigen Anlässen das Dorf betreten dürfen!" Josh setzte sich auf und grinste: "Toll, dass du da bist. Jedes mal wenn wir uns sehen, musst du immer sofort wieder weg." "Genau darum bin ich hier! Ich will mit dir reden." "Warum? Sind die Unsichtbaren nicht gut zu dir?" Kev setzte sich auf die Bettkante: "Doch, doch, ich bin sehr gerne bei ihnen. Sie wollten mir Bogenschießen beibringen...aber ich hab dazu kein Talent. Ich kämpfe lieber mit dem Schwert." "Hört sich aufregend an!" meinte Josh. "Ist es auch! Die Zahl der Feinde hat zugenommen, jetzt wo die Kreuzzüge begonnen haben." "Ich habe gehört ihr vier habt es mit zwanzig Gegnern aufgenommen." Kev nickte: "Ja, aber im Schutz der Dunkelheit konnten wir sie in eine Falle locken, deshalb wollte ich mit dir reden...Ich glaube, ich habe meine Bestimmung gefunden!" "Das Kämpfen für unser Dorf?" fragte Josh. "Nein, das Kämpfen an sich..."

"Du meinst wohl eher das töten an sich! Du wirst noch, wie der schwarze Ritter." sagte Josh. "Wer ist der schwarze Ritter?" wollte Kev wissen. "Das ist eine Legende... Ein gefallener Ritter mit dem Zeichen der Hölle und einem Schwert größer als er selber. Er zieht durch das Land und tötet aus purer Mordlust. Keiner kann ihn aufhalten." Kev versuchte sich den schwarzen Ritter vorzustellen: "Nein, so bin ich sicher nicht!"

Josh lehnte sich zurück: "Ich habe gute Neuigkeiten. Ich bin vorsichtig geworden, ich meine mit den Büchern." "Liest du sie immer noch heimlich?" "Ja! Ich habe ein sehr interessantes gefunden. In dem sind Formeln drin, um die Gestalt zu verändern." Kev sah Josh fragend an. "Ich weiß," sagte Josh "Dass ich so, wie ich aussehe nicht aus diesem Dorf herauskann, weil die Menschen Angst vor mir hätten. Ich meine, sieh mich an, ich sehe aus wie ein Monster." Kev sah betreten zu Boden: "Und das ist meine Schuld!" "Erzähl keinen Blödsinn!" sagte Josh, "Das war alleine die Schuld meiner Mutter... Wegen ihr musste ich meinen Traum fast aufgeben. Aber nun habe ich die Lösung: Ich werde die Formeln lernen, normales Aussehen annehmen und in die Welt hinausziehen, um mit dem alten Glauben das heuchlerische Christentum zu bezwingen!" Kev sah Josh an: "Dann steht dir ja nichts mehr im Wege! Du wirst der größte Magier werden! Und ich der beste Schwertkämpfer! Ich werde dir folgen, wohin du auch gehst und werde dich beschützen!"

Josh wurde auf einmal ganz still. Kev sah, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. "Hab...ich was falsches gesagt?" "Nein!" Josh lehnte sich vor und umarmte Kev: "Ich freue mich nur! Ich will, dass du immer bei mir bleibst! Ich habe dir nie dafür gedankt, dass du dich damals für mich gestellt hast." Er ließ Kev los und wischte sich die Tränen weg. "Ich werde dir ein Geheimnis verraten..." sagte er, griff unter sein Bett und holte eine kleine Kiste hervor. Er öffnete den Deckel und holte einen kleinen Gegenstand heraus. "Das habe ich am Fluss gefunden." Sagte er und zeigte Kev etwas, dass wie ein Ei aussah. Als Kev genauer hinschaute, erkannte er ein verzerrtes Gesicht darauf. "Was ist das?" fragte Kev. "Ich weiß es nicht...aber seitdem ich es habe kann ich jeden Tag besser mit meinen Kräften umgehen. Es ist, als ob dieses Ei mich mächtiger macht...Deshalb halte ich es versteckt, damit sie es mir nicht wegnehmen und selber nutzen." Josh legte das Ei wieder in die Schachtel.

Kev sah aus dem Fenster. "Es ist bald morgen. Ich muss gehen, bevor die anderen mich suchen!" "Das ist schade!... Aber nicht mehr lange, dann kann ich die Formeln und wir werden wieder alles zusammen machen können." Kev verließ leise die Hütte und verschwand im Wald...
 

Zwei Jahre später...
 

Shenta saß unbewegt vor dem Lagerfeuer und starrte in die lodernden Flammen. Jason, der Bogenschütze zupfte sorgfältig die Federn jedes Pfeils zurecht und steckte sie wieder in den Köcher. Etwas abseits saß Kev auf einem Felsen und starrte in die Dunkelheit. "Es wird unruhig." Sagte Shenta plötzlich. "Seit dem der Krieg vorbei ist, breitet sich das Christentum sich aus wie die Pest. Nicht mehr lange und auch dieses Dorf wird fallen, dann wird der alte Glaube nur noch Geschichte sein." "Du siehst alles zu schwarz, Shenta." Meinte Jason.

"Aber es ist doch wahr." Meinte Shenta und warf ein paar trockene Zweige ins Feuer. "Früher hielten wir den dunklen Zirkel fern und nun, wo er entmachtet ist, überschwemmt das Land eine Religion, die angeblich die weiße Seite vertritt. In diesen Kämpfen geht es nicht mehr um den Schutz des Landes, es geht darum die Macht der Glaubensgründer und damit auch den Reichtum zu vergrößern. Wie verblendet kann ein Volk werden?" Er sah zu Kev hinüber: "Was meinst du dazu Kev?" Kev reagierte nicht. "Kev!" rief Shenta laut. Erschrocken sah Kev ihn an. "Was?" fragte er. "Du träumst schon wieder vor dich hin. Ich hab dir gesagt, du sollst damit aufhören. Du sollst wachsam sein!" "Tut mir leid." Sagte Kev. "Geh lieber etwas Holz sammeln und schau, wo Magnus so lange bleibt." Sagte Shenta wütend.

In diesem Moment bewegte sich das Dickicht vor ihnen und Magnus kam keuchend daraus hervor. "Sie greifen an! Von Ost und West." Shenta sprang auf: "Wie viele?" "An die hundert Mann auf jeder Seite. Wir haben keine Chance." "Wir werden ins Dorf laufen und die Leute warnen. Lasst uns keine Zeit verlieren!" Die vier rannten los.

Sie erreichten das schlafende Dorf, Shenta lief auf den Marktplatz und läutete die Glocke, das Zeichen für einen Angriff. Magnus und Jason liefen zu Herfas Hütte. Die Bewohner stürmten aus ihren Häusern und sammelten sich auf dem Marktplatz. Herfas und Shenta traten vor sie: "Wir können das Dorf weder halten noch verteidigen, deshalb lasst alles hier und folgt Herfas in die geheimen Katakomben." Gerade hatte Shenta zuende gesprochen, da flogen schon die ersten brennenden Pfeile durch die Nacht. "Geht!" rief Herfas.

Die Masse rannte los. Kev suchte nach Josh, konnte ihn nirgendwo entdecken. Dann sah er die ersten Ritter mit Fackeln ins Dorf reiten. "Lasst die Bewohner nicht entkommen!" rief der erste von ihnen und unzählige weitere kamen aus dem Wald, warfen ihre Fackeln in die Gebäude und galoppierten auf die Leute zu. Sie ritten einfach in die Menge und ließen ihre Pferde zertrampeln, was ihnen in den Weg kam. Kev zog sein Schwert. Er stürmte in die Menge, dem Ritter entgegen. Mit einem Schlag durchtrennte er die Kehle des Pferdes, das zu Boden ging und seinen Reiter unter sich begrub. Neben sich sah Kev auf einmal Magnus, der seine Streitaxt hob und dem Ritter am Boden den Kopf abtrennte. "Bleib dicht bei mir, Kev!" rief er und schlug den nächsten Angreifer vom Pferd. Jasons Pfeile sirrten durch die Luft und trafen die Ritter tödlich.

"Zieht euch zurück!" rief Shenta, als alle Bewohner im Wald verschwunden waren. Magnus packte Kev am Arm: "Komm mit!" "Nein! Ich muss Josh suchen!" Er riss sich los, rannte ein paar Meter vor, wisch dem Schlag eines Ritters aus und sah plötzlich, dass die Bibliothek bereits lichterloh brannte. Kev schaffte es bis zur Tür, stieß sie auf und lief in den Raum. Überall um ihn herum waren Flammen und die Luft war schwarz vor Rauch. Doch in der Mitte des Saales konnte er eine Gestalt sehen. "Josh!" rief Kev. Er kämpfte sich durch die Hitze bis zu Josh, der unbewegt im Zentrum des Infernos stand.

"Kev!" rief Josh. "Die Bücher...Ich kann doch die Formeln nicht!" "Das ist egal!" rief Kev, "Wir müssen hier raus!" "Nein! Ich lass es nicht zu, dass mein Traum in Flammen aufgeht. Ich wurde aus den Flammen gerettet und nun rette ich meinen Traum!" Er griff in seine Tasche und Kev sah, dass er das Ei von damals in der Hand hielt, doch es hatte sich verändert, das Gesicht war nicht mehr verzerrt und die Augen waren geöffnet. "Ich werde der größte Magier der Welt. Herfas und all die anderen haben es so gewollt, deshalb biete ich sie dar für meinen Traum..." Kev verstand nicht, was Josh meinte, doch trotz der Hitze um ihn herum schauderte er, als er in die irren Augen seines Freundes sah. "Und du Kev! Du hast mir schon einmal dein Blut geopfert, nun tu es wieder! Ich wähle auch dich als Opfer!" "Was soll das heißen?" schrie Kev. In dem Moment hörte er einen Schrei, vollkommen unmenschlich und grässlich... Der Behelith hatte geschrieen, um das Tor zur Hölle zu öffnen...
 

Ruris Story

(Marcus)
 

Blitze zuckten vom Himmel und ein Regen fiel herab, wie es seit Jahren nicht mehr in Midland vorgekommen war. Ein junges Mädchen, etwa 7 Jahre alt, rannte durch den strömenden Regen und stapfte über den schlammigen Waldpfad. Im zuckenden Licht der Blitze sahen die Bäume aus wie lebende, am Waldrand stehende Monster, die nur darauf zu lauern schienen, dass das Kind unachtsam ist und die Baummonster über sie herfallen können.

Endlich sah sie vor sich eine Hütte. Von Angst angetrieben rannte das Mädchen darauf zu, drückte die Türklinke herunter und stürmte in die Hütte. Mit einem lauten "RUMMS" schlug sie die Tür hinter sich zu und ließ sich dagegen fallen. An ihren langen, blonden Haaren tropfte Wasser herab. "Ruri, bist du es?" Das Kind ging in einen kleinen Raum zum Bett ihrer Mutter und sagte: "Ja, Mutter. Ich bin wieder da." Draußen zuckte ein Blitz vom Himmel und Ruri wich erschrocken vom Fenster zurück. "Ich habe im Dorf am Waldrand deine Medizin abgeholt!" Ruri reichte ihrer Mutter ein kleines Fläschchen. "Danke, mein Kind." Sagte die Mutter. Ruri setzte sich zu ihr aufs Bett und sagte: "Du musst sie austrinken!" Ihre Mutter setzte die Flasche an und trank aus.

In den nächsten Wochen ging es Ruris Mutter aber nicht besser. Im Gegenteil, es ging ihr von Woche zu Woche schlechter.

Eines Tages kam Ruri mit einem Heiler aus dem Dorf am Waldrand zur Hütte. Der Heiler sollte nach der kranken Mutter sehen. "Es sieht nicht gut aus für deine Mutter, Ruri." Sagte der Dorfheiler, als er Ruri zur Seite nahm. Plötzlich hörte man einen Schrei aus dem Schlafzimmer... Die Haustür flog auf und ein starker Windzug wehte durch das Haus mitten im Wald. Der Heiler und das junge Mädchen rannten zu der kranken Frau und sahen einen weißen, hellleuchtenden Adler auf dem Brustkorb der Mutter sitzen. Als das Geschöpf Ruri und den Dorfbewohner bemerkte, schrie er laut auf, erhob sich vom Bett und flog aus einem Fenster, das vom Druck des Windes zerbrochen war, hinaus in die Dunkelheit des Waldes.

Der Heiler starrte völlig ungläubig aus dem Fenster und Ruri stürmte zu ihrer Mutter ans Bett. Ihre gelockten, schwarzen Haare waren vom Wind völlig zerzaust. "Was war das, Mutter? Hat es dir etwas angetan?" fragte Ruri. Ihre Mutter schaute sie mit weitgeöffneten Augen an und sagte: "Die leuchtende Schönheit wird uns alle schützen."

Seit diesem nächtlichen Vorfall waren inzwischen 13 Jahre vergangen und Ruri wuchs zu einer jungen, hübschen Frau heran. Ruris Mutter war seit dieser Nacht geheilt und hatte keine Beschwerden mehr.

Eines Morgens, als gerade die Sonne aufging, klopfte es an der Haustür. Ruri war gerade in der Küche und erledigte den Abwasch in einem Holztrog. Ihre Mutter ging zur Tür und öffnete sie. Sie sah einen jungen Ritter vor ihrer Haustür liegen. "Oh, mein Gott! Sind Sie in Ordnung?" Sie ging in die Hocke und rüttelte an der Person. Der Ritter schaute zu ihr hinauf und in seinen Augen lag die pure Angst. "Im Wald! Er ist im Wald...hat alle getötet! Er sucht mich... der unsterbliche...Zodd!" "Wer ist das?" fragte die Frau. Doch sie erhielt keine Antwort. "Ruri, komm her und hilf mir!" Ruri kam herbei und war ebenso geschockt wie ihre Mutter beim Anblick des Ritters. "Hilf mir ihn ins Haus zu tragen!" sagte Ruris Mutter und die beiden trugen den verletzten Mann hinein.

Er wollte nichts essen, wollte nur schlafen. Im Kamin prasselte und knisterte das Feuer und die beiden Frauen saßen davor und unterhielten sich über den fremden Mann. "Was er wohl gesehen hat?" fragte Ruri ihre Mutter. "Ich weiß es nicht, aber es muss schrecklich gewesen sein." Die Mutter stand auf und ging zur Haustür. Sie griff nach einem Holzeimer, der neben der Tür stand und sagte: "Ich gehe kurz zum Brunnen und hole frisches Wasser, um den Herrn abzuwischen." Sie öffnete die Tür und blickte in zwei große, funkelnde Augen. Von Angst und Panik gepackt, schrie sie laut auf und in demselben Moment sauste eine lange, gebogene Klinge von oben herab und teilte die Frau in zwei Hälften.

Entsetzt sprang Ruri auf. Ein lautes Kreischen und sie rannte in das Zimmer des Ritters. Die fremde, dunkle Gestalt, die ihre Mutter getötet hatte, schwang das Schwert und zertrümmerte den Türbalken. "Es ist kein Mensch!" schrie Ruri den Ritter an. "Er hat...hat...getötet! Er hat meine Mutter getötet!" schrie sie. Der Ritter setzte sich auf und sagte ängstlich: "Oh nein! Er ist hier!" In dem Moment flogen große Trümmer der Tür und Teile der hölzernen Wand den beiden entgegen. "Er ist hier!" schrie Ruri. Der Ritter sprang aus dem Bett und sackte voller Schmerzen zu Boden. "Nein...bitte Zodd! Lass mich gehen!" sagte der Mann mit Tränen in den Augen und zitternder Stimme. Aber schon sauste die Klinge von links heran und enthauptete ihn. Das Blut spritzte Ruri ins Gesicht und sie rannte voller Panik zum Fenster, öffnete es und rannte hinaus in den Wald.

Nach einigen Metern hörte sie von der Richtung, aus der sie kam, ein lautes Brüllen und in den Baumwipfeln sah sie einen großen Dämon mit Fell überzogen, mit zwei Hörnern und zwei mächtigen Flügen, vorbeifliegen. Sie war sich sicher, dass dies der Mörder ihrer Mutter war.

Ruri fiel zu Boden und weinte. Plötzlich sah sie aus der Ferne ein helles Licht auf sie zufliegen. Sie kannte es. Als es näher kam, erkannte sie den leuchtenden Adler von damals, der ihre Mutter gerettet hatte. "Du? Was willst du?" schrie Ruri das Licht an. Allerdings erhielt sie keine Antwort. Der Adler setzte sich vor sie auf den Waldboden und blickte Ruri direkt in die Augen. Ihre innere Stimme sagte ihr, dass sie dem "Tier" vertrauen konnte. "Ich gewähre dir einen Wunsch, da du eine Person bist, die einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat!" sagte der Adler plötzlich und Ruri wich erschrocken zurück. Er ging langsam auf sie zu und sprach erneut: "Allerdings muss ich dir meine Fähigkeiten überlassen." "Ich will Rache! Ich will auch in Zukunft diesen Wald schützen! Schützen vor solchen Monstern wie diesem von eben!" sagte Ruri mit finsterem Blick.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen erhob sich der Adler vom Boden und verwandelte sich in eine leuchtende Kugel, die in das Herz von Ruri flog. Wie umgestoßen fiel Ruri nach hinten und ihre Augen funkelten in einem hellen Schein. Sie stand auf und ihre Kleider rutschten ihr vom Leib. Ruris Haut war schneeweiß und sie selbst leuchtete in einem hellen Licht. "Von jetzt an schütze ich diesen Wald! Hört ihr mich, ihr Ungetüme und alles Böse?" rief Ruri in die Nacht hinaus. "Von nun an bin ich die Hüterin des Waldes!"
 

-Back to the past 2-

(Janka)
 

Der Himmel brach auf und ein dunkler Strudel, finsterer als die Nacht erschien über dem brennenden Dorf. Wie ein schwarzer Vorhang fiel die Finsternis über die Flammen, die sofort erloschen. Von Panik ergriffen sprengten die Kreuzritter in alle Richtungen davon. Übrig blieben nur die Unsichtbaren und die Dorfbewohner, die ahnungslos in den Katakomben unter dem Dorf warteten. "Was geht hier vor?" schrie Jason Shenta und Magnus an. "Das ist..." stammelte Shenta. "Das ist das Tor zur Hölle!" Unter ihren Füßen bebte die Erde. Der Boden tat sich auf und die Unsichtbaren konnten plötzlich die Dorfbewohner sehen, die unter ihnen in dem Krater standen. Der Waldboden verwandelte sich in ein Meer von menschlichen Gesichtern. Aus der Dunkelheit um sie herum zeichneten sich Gestalten ab, die mit knöchernen Fingern nach ihnen griffen. Ein Chor aus krächzenden Stimmen erhob sich: "Opfer! Opfer!" "Das sind die Seelen der Verdammten! Steht uns bei, ihr Götter!" rief Shenta, er zeigte Jason und Magnus an, sich an den Rand des Kraters zu stellen, um die Magier zu verteidigen, die voller Angst versuchten, die Wände zu erklimmen, doch es nicht schafften. Ein Grollen wie Donner ließ alle verharren. Ängstlich sahen die Dorfbewohner sich um und sahen, dass sich in fünf Richtungen dunkle Gestalten aus dem Wirbel der verdammten Seelen lösten.

Fassungslos hatte Kev das Geschehen verfolgt. Ihm gegenüber stand Josh völlig unbewegt, aber mit einem triumphierenden Grinsen: "Sie erscheinen Kev! Die fünf Abgesandten der Hölle, die God Hand! Nun sieh, was passiert!" Kev drehte sich um und sah wie die fünf Gestalten den Krater umstellten. Der größte von ihnen, ein skelettartiges Wesen mit einem riesigem, freiliegendem Hirn hob seine unmenschlich langen, knochigen Armen und ein flammendes Symbol erschien in seinen Händen. Das Zeichen des Teufels.

Kev hörte Shentas Stimme: "Töte ihn, Kev! Töte Josh, bevor es zu spät ist." Doch er war zu keiner Bewegung fähig, starrte nur auf das Zeichen in den Händen des Dämons. Wie Funken fielen die flammenden Höllenzeichen auf die Magier und die Unsichtbaren hinab. Eine der Flammen kam blitzschnell auf Kev zu. Er hob die Arme vors Gesicht, gerade noch rechtzeitig. Die Flamme traf sein linkes Handgelenk und brannte das Zeichen tief in die Haut...

Die finstere Wand aus toten Seelen rückte näher an die Bewohner heran, die nebelhafte Schwärze war nun zu einer festen Masse geworden, eine dunkle Mauer aus wogendem, totem Fleisch in der unzählige, gierige Münder mit riesigen Zähnen klafften. Shenta, Magnus und Jason standen dem Dämonenansturm mit gezückten Waffen gegenüber. Ein Pfeil löste sich von Jasons Bogen, doch er verlor sich wirkungslos in der Finsternis.

Wie zur Antwort schnellten Hunderte von Händen aus der Schwärze hervor und fassten den überraschten Bogenschütze. Er stieß einen Schrei aus und Shenta eilte ihm zur Hilfe. Mit seinem Schwert schlug er auf die dämonischen Hände ein, die Jason vom Boden hochhoben, der schreiend und zappelnd versuchte frei zu kommen. "Jason!" schrie Shenta, doch seine Hiebe konnten nichts ausrichten. Ein riesiges Maul öffnete sich neben Jason, die Zähne schnappten zu und rissen ihn entzwei.

Shenta wich zurück. Hinter sich hörte er Schreie. Die Dämonen stürzten sich auf die wehrlosen Dorfbewohner, rissen sie in Stücke oder verschlangen sie ganz. "Nein!" rief Shenta und merkte nicht, dass hinter ihm ein Dämon mit scharfen Krallen zum tödlichen Schlag ausholte. "Pass auf!" schrie Magnus, rannte auf seinen Anführer zu und riss ihn zu Boden. Blut und Hirn spritzten Shenta ins Gesicht, als die Krallen direkt vor seinen Augen Magnus Schädel zertrümmerten. Shenta stieß Magnus Körper von sich, kam auf die Beine, wich einem Schlag aus und versuchte den nächsten zu parieren. Doch von allen Seiten wurde er nun angegriffen. Ein Hieb traf ihn am Rücken und zerfetzte Rüstung und Haut wie Papier. Schreiend fiel Shenta auf die Knie, das Schwert fiel ihm aus der Hand. Dann spürte er einen reißenden Schmerz an seinem Bauch. Er presste die Arme auf die Wunde und griff in eine schleimige, warme Masse. Shenta senkte den Blick und sah wie seine Eingeweide langsam aus ihm heraussickerten. Dann schwanden ihm die Sinne...

Langsam erwachte Kev aus seiner Erstarrung. Mit zitternden Händen griff er nach dem Heft seines Schwertes. "Es hat keinen Sinn. Niemand kann diesem Schicksal entrinnen." Hörte er Joshs Stimme, direkt hinter sich. Er merkte wie dieser an ihn herantrat und sich seine Arme um Kev schlossen. "Willst du wirklich für sie kämpfen, Kev? Sie haben dir doch sowieso nie etwas bedeutet." Kev ließ seine Hand sinken, Josh hatte recht. "Keiner der Bewohner ist mehr übrig. Jetzt bist du an der Reihe!" Sagte Josh leise und auf einen Schlag wendeten sich alle dämonischen Augen Kev zu. Die ersten Alptraumgestalten krochen aus dem Krater, der nun mit Blut, Eingeweiden und Leichenteilen gefüllt war und kamen auf Josh und Kev zu. Kev schloss die Augen: "Wenn ich so noch einen Nutzen für dich habe... Dann soll es eben so sein. Es gibt nichts auf der Welt, dass mir etwas bedeutet, außer dir. Du warst derjenige, der mich in dieser Welt gehalten hat und wenn ich dich schon nicht beschützen kann, dann will ich dir wenigstens so noch helfen, deinen Traum zu verwirklichen." "Was soll das? Warum wehrst du dich nicht dagegen?" sagte Josh verwundert. "Verstehst du nicht? Sie werden dich in Stücke reißen und auffressen!" "Wenn das meine Bestimmung ist, warum sollte ich versuchen davor zu fliehen?" Kevs Stimme zitterte und er merkte, dass sich seine Augen mit Tränen füllten. Der Gedanke sterben zu müssen machte ihn fast wahnsinnig, aber irgendetwas in ihm blieb ganz ruhig, befahl ihm das Schicksal anzunehmen. Und dieses Etwas war die Liebe zu Josh...

Die Wesen der Dunkelheit hielten inne. Sie wichen zur Seite und gaben den Weg für die fünf Abgesandten der Hölle frei. Der kleinste von ihnen, ein unförmiges, grinsendes Wesen schwebte vor. "Kein Opfer hat bis jetzt den Tod vorgezogen... Was sollen wir mit ihm machen?" Das schwebte einmal um Kev und Josh herum, als ob es sie genau mustern wollte. "Er gehört bereits dem Teufel. Aber die Hölle ist für jeden anders und wenn seine Hölle im Leben liegt, dann soll er dort auch für immer verweilen." "Was?" rief Kev, während die fünf Dämonen sich zurückzogen. "Nein!" Er drehte sich in Joshs Umarmung um und klammerte sich an ihn. Erst jetzt bemerkte er, dass Josh sich verändert hatte. Viel größer war er geworden und das Gesicht, dass unter der Kapuze zu erahnen war, war kaum noch menschlich. "Josh! Töte mich! Ich bin dein Opfer!" schrie Kev, aber Josh stieß ihn nur von sich. Kev taumelte rückwärts und fiel den Abhang hinab...
 

Als er die Augen aufschlug umhüllte ihn absolute Finsternis. Er stand auf und ging langsam durch die Dunkelheit. Erst, als er vor sich eine steinerne Wand ertastete, wusste er, wo er war: In den Katakomben unter dem Dorf. Kev murmelte eine Formel und die magischen Worte öffneten das Tor nach draußen. Die kalten Strahlen des Vollmondes erhellten die Höhle ein wenig, hell genug um die zerfetzten Leichen der Dorfbewohner zu erkennen, die überall in der Halle verstreut lagen. Kev eilte nach draußen und sprach die Formel, um das Tor zu schließen. Der sichere Zufluchtsort der Magier war zu ihrer Grabkammer geworden.

Kev betrat die Ebene, wo einst das Dorf gestanden hatte. Außer grauer Asche war nichts mehr da. Irgendjemand, oder irgendetwas hatte die Schwerter der Bewohner und der Ritter in die Erde gesteckt über das ganze trostlose Feld verteilt. Mitten auf der grauen Ebene sah Kev etwas rotglitzerndes. Er ging darauf zu und erkannte einen Dolch, dessen Griff mit kleinen Rubinen besetzt war. Es war der Dolch, den Shenta immer als Zweitwaffe bei sich getragen hatte. Wie in Trance hob Kev das zweischneidige Messer auf. "Wenn du es nicht tust, Josh, dann mach ich es eben selber." Flüsterte er. Er setzte die Klinge an der Ellenbeuge an und schnitt die Ader entlang bis zum Handgelenk. Er nahm den Dolch in die andere Hand und schlitzte sich auch den anderen Arm auf. "Seht ihr das, verdammte Höllenbrut? Nicht ihr, sondern ich alleine entscheide!" rief er in die Nacht. Dann setzte er sich das Messer an den Hals. Die Klinge war so scharf, dass der Schnitt kaum schmerzte und mit Leichtigkeit Fleisch und Adern durchtrennte. Kev ließ sich auf den Boden fallen, vollkommen benommen. Rot sickerte sein Blut aus den Wunden und tropfte warm auf die kalte, graue Asche.

"Denkst du wirklich, du könntest dem Fluch so einfach entgehen?" Kev schreckte auf, als er die Stimme neben sich hörte. Er schaute auf und sah direkt neben sich ein gewaltiges, gepanzertes Pferd, in dessen Sattel ein Reiter saß. Aber es war kein gewöhnlicher Ritter. Es war ein Wesen mit einem blanken Totemschädel. "Bist du...der Tod?" fragte Kev leise. "Das hättest du wohl gerne... Sieh deine Wunden an, Kind der Dunkelheit." Kev hob zögernd seine Arme, dort, wo die tödlichen Wunden geklafft hatten, waren nur noch feine Narben. "Wie kann das sein?" flüsterte Kev fassungslos. "Keine Wunde, die du dir selbst zufügst wird dich töten." Antwortete der Ritter. "Das gehört zu dem Schicksal, dass dir auferlegt worden ist."

Kev schlug die Hände vors Gesicht: "Das verstehe ich nicht!" "Du, Kind der Dunkelheit, bist dazu verdammt zu leben, aber den Tod zu ersehnen, der einzige Ausweg für dich liegt im Kampf. Du musst den Gegner finden, der dich besiegt. Und das wird schwerer sein, als du glaubst..." "Das stimmt nicht." Sagte Kev. Er hörte eine Art Lachen von dem Ritter mit dem Totenkopf: "Du unterschätzt dich selber. Du kannst eins werden mit der Nacht, kannst dich lautlos bewegen und führst dein Schwert schnell und kühn. Glaube mir, es gibt kaum menschliche Gegner, die es mit dir aufzunehmen können." "So ein Schwachsinn...Es gibt Krieger, die ganze Armeen niedermähen..." "Du hast nicht zugehört. Ich sprach von menschlichen Gegnern, die mächtigen Kämpfer, von denen du sprichst, sind alle Dämonen, sie würden dich vielleicht verletzen, aber niemals töten." "Und wenn ich gegen einen Menschen antrete und absichtlich verliere..." Wieder lachte der Ritter: "Dein eigener Kampfgeist würde das nicht zulassen, im gewissen Sinne hängst du immer noch an deinem Leben. Genau dieser Zwiespalt ist es, der dich langsam in den Wahnsinn treiben wird." Kev setzte sich auf und fuhr den Ritter an: "Gehörst du zu ihnen? Bist du gekommen, um dich an meinem Schmerz zu weiden? Um mich in die Verzweiflung zu treiben?"

"Deine Verzweiflung und dein Schmerz interessieren mich wenig, Kind der Dunkelheit. Ich bin hier, weil ich durch dich Pläne der God Hand vereiteln kann... Also, ich werde dir sagen, wie du den Fluch beenden kannst... Dein Freund Josh, der sich nun den Dämonennamen Goron gegeben hat verweilt auf einem Schloss auf der anderen Seite des Gebirges. Egal was passiert, du darfst dich niemals alleine dort hinbegeben. Ganz gleich mit welchen Mitteln er versucht dich dazu zu bewegen. Sobald du diesen Weg alleine beschreitest gibt es für dich keine Hoffnung auf Erlösung mehr. Du musst hier warten, auf die Ankunft des schwarzen Ritters." Fragend sah Kev den Ritter an. "Der schwarze Ritter ist ein Verzweifelter mit ähnlichem Schicksal wie deinem. Wenn du ihn dazu bewegst zum Schloss zu ziehen und Goron zu bekämpfen, dann wird ein mächtiger Dämonenfürst fallen und damit die God Hand ein wenig entmachtet." "Dann ist der schwarze Ritter der Mensch, der mich..." Kev verstummte. "Derjenige, der dich im Kampf besiegen und töten kann, genau! Und auch das wird der God Hand nicht gefallen, denn damit wäre dein Schicksal, auf ewig den Tod zu suchen, abgewendet... Ich merke, dass die Verzweiflung in dir wächst, aber du musst Geduld haben, viel Geduld, es kann Jahre dauern, bis du dem schwarzen Ritter gegenüberstehst. Aber das ist deine einzige Möglichkeit auf Erlösung. Bedenke meine Worte, Kind der Dunkelheit und gehe nicht den Weg zum Schloss!" Der Ritter gab seinem Pferd die Sporen und sprengte davon. Kev blieb alleine zurück, besessen von dem Wunsch einfach nicht mehr zu existieren...
 

Teil 13

(Marcus)
 

Langsam kam Dresus auf Guts zu. Da Guts es im Moment recht eilig hatte, stürmte er gleich auf seinen Gegner zu. Er sprang in die Höhe und ließ sein Schwert herunterrasen. Geschickt wich Dresus aus und schlug mit seiner Faust nach Guts. Dieser, sehr stark getroffen, flog in einem hohen Bogen gegen die Wand. Guts richtete sich unter Schmerzen wieder auf und, von seinem blutenden Brandmal angetrieben, rannte er auch schon wieder auf den riesigen Ritter zu. Einige Meter vor Dresus ließ Guts seine stählerne Faust nach unten klappen und richtete die darunter liegende Kanone auf einen der Monsterwürmer. Noch in seinem Sprint feuerte er das Geschoss ab und zerfetzte dem Wurm das, was wahrscheinlich sein Schädel gewesen sein musste. Der Wurm war tot.

Erschrocken blickte Dresus zu den Überresten der zerfetzten Kreatur und ehe er sich versah stand Guts vor ihm und schwang das mannsgroße Schwert im Kreis auf Dresus zu. Mit einem lauten Schmatzen von zerschnittenen Fleisch und dem Krachen von brechenden Knochen fiel der Körper von Dresus in zwei Hälften auseinander. Bluttropfen waren am ganzen Körper von Guts und an seinem Schwert hing noch der Darm der Kreatur namens Dresus. Hinter Guts kam allerdings der zweite Wurm näher und näher. Noch immer in seinem Blutrausch fuhr Guts herum und stieß seine Klinge in den Rachen der Bestie. Mit einem lauten und grellem Quietschen wand sich der Wurm vor Schmerzen. Guts riss sein Schwert nach oben und schnitt dem Wurm das Maul auseinander. Grüner Schleim lief aus dessen Rachen und zeigte eindeutig, dass das Vieh tot war.

Guts lief die Stufen hinauf, rannte durch den Torbogen durch den Goron Kev schleppte und schrie: "Goron, wo bist du?" Keine Antwort. Scheinbar befand Guts sich in einem Turm, denn in dem hohe Saal führten an den runden Burgmauern Treppenstufen immer höher hinauf. Der schwarze Ritter steckte sein Schwert zurück auf seinen Rücken und begann die Stufen hochzugehen.

"Du bist doch Goron, stimmt's?" sagte Kev, der noch immer auf Schultern getragen wurde. Die Person sagte nichts. Kev trat ihr in die Rippen und fiel zu Boden. "Was tust du da?" fragte die Person mit der Gestalt von Guts. Kev richtete sich auf und sagte: "Es ist doch wahr?! Du bist Goron! Nein...nein, ich meine Josh! Ich erkenne dich!" "Kev, sei still! Du bist noch immer nackt und frierst." Sagte Goron. Er wollte Kevs Hand greifen, aber Kev schlug sie von sich: "Antworte! Was..., nein, warum tust du das?" wollte Kev wissen. Aber noch bevor Goron etwas sagen konnte, stand Guts unweit hinter den beiden und sagte: "Stehen bleiben! Lass Kev in Frieden und lass ihn gehen!" Josh alias Goron drehte sich herum und sah Guts tief in die Augen. Völlig außer Atem und nach Luft röchelnd zog Guts sein Schwert, genannt "Drachentöter" und richtete es auf den Feind vor sich. Er spürte, wie das warme Blut aus seinem Brandmal den Nacken herablief.
 

Teil 14

(Janka)
 

"Ich bin beeindruckt." Sagte Goron mit einem spöttischen Grinsen. "Du lebst also immer noch! Doch deine Kräfte sind verbraucht." Gorons Hand schnellte vor und eine schwarze Klinge löste sich aus seiner Handfläche und wirbelte auf Guts zu. Dieser wollte parieren, doch noch bevor die Klinge sein Schwert berührte, wurde sie abgelenkt und durchschnitt die massive Steinmauer. Etwas überrascht hob Goron die Augenbrauen: "Was soll das? Stehst du etwa unter dem Schutz der weißen Magie?" Guts grinste breit als Antwort, doch zu seiner Überraschung fing Goron an laut zu lachen: "Die kleine Waldfee hat sich also mit dir verbündet Ahnungsloser... Sie hat nur etwas bei der Sache vergessen."

Goron hob die Hände und Guts verlor den Halt unter den Füßen. Unsichtbare Kräfte hoben ihn in die Luft. "Nun, schwarzer Ritter, der Todesmagie magst du trotzen, aber ich beherrsche auch die Lebensmagie und... die des Chaos!" Mit gewaltiger Kraft wurde Guts auf einmal durch die Luft geschleudert. Er sah die Wand rasend schnell auf sich zukommen, gleichzeitig zerrte etwas an seinem Schwert und riss es ihm aus der Hand. Klirrend fiel die riesige Klinge zu Boden. Guts prallte mit gewaltiger Wucht gegen die Mauer und sofort raste er gegen die nächste Wand. Wieder und wieder wurde sein Körper gegen die Steine geschmettert. An unzähligen Stellen riss seine Haut auf, er hörte seine Knochen brechen.

Die unsichtbaren Fesseln lösten sich plötzlich und Guts fiel. Instinktiv hob er die Arme vors Gesicht, um nicht ungebremst mit dem Schädel auf die Steine aufzuschlagen, doch der Aufprall war härter, als er gedacht hatte. Guts merkte, dass sich sein Mund mit Blut füllte, er spuckte es auf den Boden, sah, wie viel es war und wunderte sich, dass er noch lebte. Mit schmerzender Kehle rang er nach Luft. "Was glaubst du, was du bist?" sagte Goron. "Du bist jetzt schon halbtot. Wie konnte Kev sich dir nur anschließen?"

Keuchend versuchte Guts, sich aufzurichten, aber sein schmerzender Körper wollte ihm nicht gehorchen. Sämtliche Kräfte hatten ihn verlassen. "Nur ein wertloses Opfer!" hörte er Gorons spöttische Stimme und er hörte auch Kev, der seinen Namen schrie. Guts biss die Zähne zusammen und drehte sich mit seiner letzten Kraft auf die Seite. Er schaute in die Richtung aus der die Stimmen kamen und sah, dass Goron Kev am Genick gepackt hatte.

"Kev, bleib hier!" schrie Goron Kev an. "Lass mich los!" rief Kev. Er versuchte sich loszureißen, doch Goron zog ihn zu sich und legte seine Arme um Kevs Hals. "All die Jahre habe ich mich gefragt, was mich so sehnsüchtig auf dich warten ließ, Kev." Sagte er. "Doch als ich die Knaben aus dem Dörfern holen ließ und diejenigen sah, die dir ähnlich waren, da wusste ich was es war..." Gorons Hand legte sich auf Kevs Brust. "Du hast mich lange warten lassen. Dabei habe ich mich so nach dir verzehrt! Ich habe nur für dich die Gestalt deines elenden Begleiters angenommen... Ich habe ihn am Leben gelassen, damit er sieht, zu wem du wirklich gehörst!"

Der schwarze Magier stieß Kev nach vorne. Er fiel vor Guts zu Boden und sofort war Goron über Kev und hielt ihn mit seinem schweren Körper unten. "Hör auf!" schrie Kev. "Du weist mich also immer noch ab." Sagte Goron. "Aber glaube mir, du wirst aus diesem Schloss nie wieder raus kommen. Du bleibst bei mir, für die Ewigkeit. Wir haben viel Zeit... Du wirst lernen mir zu gehorchen! Du wirst lernen mich zu lieben!"

"Goron, du elender Hund...!" Guts Stimme klang fast wie ein Knurren, er sah, dass sein Schwert direkt vor ihm lag, doch er war nicht fähig, danach zu greifen, denn wieder hatten sich unsichtbare Fesseln um ihn gelegt. "Hund?" sagte Goron. "Da könntest du Recht haben, schwarzer Ritter. Ich werde ihn nehmen wie ein Hund... Direkt vor deinen Augen." "Wenn du das tust..." rief Guts entsetzt. "Was dann? Du kannst dich nicht mal rühren, du kannst nichts dagegen tun!"

"Josh!" sagte Kev leise. "Tu es nicht! Wenn ich dir wirklich etwas bedeute, dann tu es nicht!" "Sei still!...Ich werde deinen Willen schon noch brechen!" Goron entledigte sich seiner Rüstung, legte sich auf Kev und biss ihm in den Nacken. Kev konnte nicht einmal schreien, zu stark war der Schmerz, als Goron in ihn eindrang und sofort begann sich rhythmisch in ihm zu bewegen... Hilflos musste Guts mit ansehen, wie der Dämon sich über den Jungen hermachte.

Guts schloss die Augen, er hörte Kevs schmerzerfülltes Wimmern und eine Flut Bilder aus der Vergangenheit stürzten auf ihn ein. All die verdrängten Gefühle und Gedanken tobten auf einmal in seinem Kopf. Seine Verzweiflung verwandelte sich in rasende Wut. Jede Faser seines Körpers spannte sich, er öffnete die Augen, sah seine eigene Gestalt, die nackt und geifernd auf ihrem wehrlosen Opfer lag. Guts fletschte die Zähne wie ein Tier, nur die Gier nach Blut beherrschte ihn nun. Ein unmenschlicher Schrei schallte durch den Turm. Er spürte keine Schmerzen mehr, er kämpfte gegen Gorons magische Fesseln mit der neuen, unkontrollierbaren Kraft, die in ihm erwacht war. Stück für Stück kam seine Hand dem Schwertgriff näher.

Guts packte den Griff seiner Waffe und im gleichen Moment legte sich eine Hand auf seine. Er sah auf. Sein Blick traf den von Kev, nur für einen kurzen Augenblick. Es war mehr als nur Schmerz oder Angst, was er in Kevs tränenerfüllten Augen sah, es war unerträgliche Qual und absolute Verzweiflung. Kev hatte den Arm ausgestreckt und seine Hand auf die von Guts gelegt. Der schwarze Ritter sah das hellblaue Licht, dass Kevs zitternde Hand umspielte und auf seine überging. Eine seltsame Hitze durchströmte Guts Körper. Seine Kräfte kehrten zurück und er fühlte, dass seine Wunden zu heilen begannen. In diesem Moment teilte er nicht nur Kevs Lebensenergie, sondern auch seine Gedanken. - Guts! Er soll aufhören! Töte ihn, Guts! Töte ihn! -
 

Teil 15

(Marcus)
 

Noch immer lag die Hand von Kev auf der von Guts. Guts richtete seinen Blick wieder zu Kev auf und sah ihm in die tiefen, dunklen Augen. Mit einem lauten Schrei riss sich Guts von den magischen Fesseln Gorons los, hob seine riesige Klinge, sprang über Kev und stieß Goron weg.

Goron lag auf dem Boden und Guts setzte sich auf seinen Oberkörper. "Du mieses Schwein!" schrie Guts Goron an. Dieser grinste seinen Angreifer allerdings nur an und Guts wurde von den Fesseln wieder gefasst und nach hinten gezogen. Mit einem harten Knall stieß der schwarze Ritter gegen die Wand und Goron ging langsam auf ihn zu. "Willst wohl auch mal?" sagte er und griff Guts an die Wange. "Keine Sorge, du kommst auch schon noch dran! Bist ja schließlich auch nicht zu verachten." "Da wäre ich mir nicht so sicher!" sagte Guts und richtete seine Armprothese mit eingebauter Kanone gegen den Brustkorb Gorons. Der schwarze Magier kam aber dennoch mit seinem Gesicht näher zu Guts und berührte beinahe seine Lippen. "Dies würde ich nicht wagen. Da ich deine Gestalt habe. Wenn du mich verletzen würdest, würdest du dich selbst verletzen!" sagte Goron. "Falsch!" sagte Guts, feuerte die Kanone ab und Goron wurde einige Meter nach hinten geworfen. Die Fesseln lösten sich von Guts und er ging zu dem am Boden liegenden Feind. "Du hast dich geirrt, denn das fällt unter den Schutz von der Waldhüterin."

Doch der Kanonenschuss schien Goron nicht zu töten, denn er richtete sich langsam wieder auf. Er fasste sich an die blutende Wunde und sein Blick verfinsterte sich. Goron streckte seinen Arm aus, formte erneut aus seiner Hand ein Schwert und stürzte sich auf Guts. Guts wich den ersten beiden Hieben aus, hechtete sich zur Seite und während er sich abrollte, ergriff er sein Schwert und hob es in die Höhe, genau als Goron zu einem weiteren Schwerthieb ausgeholt hatte. Von der mächtigen Klinge wurde der Angriff von Goron abgewehrt. Blitzschnell streckte der Angreifer ihm seine zweite Hand entgegen und Guts wurde erneut von einer Druckwelle nach hinten zurückgeworfen.

Goron drehte sich herum und ging wieder auf Kev zu, der sich an der kalten Steinmauer angelehnt hatte und ängstlich zu seinem Vergewaltiger herüberschaute. Noch während Goron auf Kev zuging, erleuchtete er in einem grellen, roten Licht und nahm seine alte Gestalt an. Die Gestalt von Josh. "Kev, ich bin es doch, Josh!" flüsterte er. "Nein, du bist es nicht!" schrie Kev. "Du bist es nicht." Wiederholte er. "Aber natürlich! Sieh mich doch an!" sagte Josh. In Kevs Augen sammelten sich Tränen und er sagte erneut: "Nein, du bist es nicht!" Josh legte seine Hand auf Kevs Schulter und sagte: "Kannst du dich nicht mehr an mich erinnern? Du hast mich doch früher immer heimlich in meiner Hütte besucht. Du hast immer nach mir geschaut, ob es mir auch gut geht!" Kev weinte. Er war nicht im Stande, überhaupt etwas zu sagen. "Kev, ich liebe dich und ich brauche dich an meiner Seite." Sagte Josh.

Plötzlich wurde das Gespräch von einem lauten Schrei von Guts unterbrochen. Er stürmte von hinten auf Kevs ehemaligen besten Freund zu und erhob das Schwert zum finalen Schlag. Doch Kev stieß Josh zu Boden, legte sich schützend über ihn und schrie Guts entgegen: "Nein, warte!" Guts erschrak über Kevs Handlung und versuchte krampfhaft, die herabrasende Klinge zu stoppen. In letzter Sekunde gelang es ihm schließlich noch und fragte wütend: "Was soll das?! Ich könnte ihn jetzt töten!" Kev hob seinen Kopf. Tränen liefen seine Wangen herab. "Nei...nein...!" stotterte Kev vor Schreck. "Was nein !?!" schrie Guts voller Zorn. "Ich kann nicht glauben, was ich hier sehe." Sagte Guts.

Kev richtete sich auf und eilte zwischen Josh und Guts. "Laß ihn! Bitte!" sagte Kev. Er drehte sich zur Seite, so dass er nicht in Guts Augen sehen musste und sagte mit zitternder Stimme: "Er ist mein Freund. Laß ihn gehen! Ich werde mit ihm reden...und dann werden all diese bösen Dinge enden, die er immer vollbringt!" Guts griff Kev an den Kopf und drehte ihn zu sich. Er blickte Kev in die Augen und sagte: "Das glaubst du doch nicht im Ernst! Er ist ein Dämon und Dämonen ändern sich nicht, nur weil ihnen jemand gut zuredet." Guts holte tief Luft und sagte: "Glaube mir, ich spreche aus Erfahrung."

Auch Josh stand inzwischen wieder auf den Beinen und griff nach Kevs Hand. "Geh!" sagte Kev. "Nun hau schon ab!" sagte Kev etwas lauter. Josh ging einige Schritte rückwärts, ohne den Blick von Kev zu lassen und sagte: "Bis bald, Kev, mein bester Freund." Josh drehte sich um und rannte durch den Türbogen aus dem Turmzimmer. "Ich hoffe du weißt, was du getan hast!" sagte Guts zornig. "Guts," sagte Kev "bitte halt mich kurz fest!" Guts nahm Kev in den Arm und hörte Kev schluchzen. "Hey, Junge, nicht weinen!" sagte Guts recht nett mit väterlicher Tonlage. "Es tut mir leid Guts, aber..." sagte Kev langsam und leise. "Sag nichts, beruhige dich erst mal!" sagte Guts.
 

Teil 16

(Janka)
 

Ein eisiger Wind wehte mit einem Mal durch den Turm. Guts nahm seinen Mantel ab und legte ihm dem zitternden Kev um die Schultern. Auf einmal merkte er, wie Kev in seiner Umarmung zusammenzuckte. "Was ist?" fragte er erschrocken. Im selben Moment spürte er ein Beben, dass durch die Mauern der Festung ging.

Aus der Haupthalle war ein Schrei zu hören und ein seltsames rotes Licht flackerte hinter dem Torbogen. Alle Sinne warnten Guts. Was auch immer gerade vorging, es bedeutete Gefahr. "Kev, wir müssen weg." Sagte er. Doch der junge Schwertkämpfer reagierte nicht. Die ersten Steine lösten sich von der hohen Decke des Turmes und fielen herab. "Wach auf!" fuhr Guts Kev an und schüttelte ihn. Kev öffnete halb die Augen, doch sein leerer Blick schien Guts überhaupt nicht wahrzunehmen. Direkt neben ihnen schlug ein Felsbrocken auf dem steinigen Boden auf. Fluchend zog Guts Kev mit sich unter den Torbogen. Er packte Kev an den Schultern, stieß ihn gegen die Wand und rief: "Jetzt hör mir genau zu! Diese Festung bricht zusammen und ich werde von hier verschwinden. Entweder du folgst mir jetzt, oder ich lasse dich hier. Wenn dein bester Freund wieder auftaucht, werde ich kämpfen müssen, also kann ich dich nicht mitschleppen. Hast du verstanden?" Er bekam keine Antwort.

Das Beben wurde stärker. Guts sah, dass die Treppen in der Halle schon begonnen hatten, sich zu verschieben. Die ersten großen Risse klafften zwischen den Stufen auf. Guts packte Kevs Arm und zog ihn die Treppen hinunter. Hinter ihm stürzten die ersten Teile der Treppe ein. Ein Regen aus Staub und Steinen prasselte auf sie nieder. Unter ihnen in der Halle waren Schreie zu hören und auch das rote Licht schien dort unten seine Quelle zu haben.

Am Fuß der Treppe wandte sich Guts um und sah in die Halle. Dort, zwischen den Trümmern konnte er Josh sehen. Unbewegt stand dieser in der Halle umringt von grellem roten Licht und schwarzem Nebel. Guts trat noch ein paar Schritte vor und erkannte in dem dichter werdenden Nebel Gestalten. Es war ein Meer von Geistern und Dämonen, dass den Körper des schwarzen Magiers verließ. "Was zum Teufel geht hier vor?" flüsterte Guts fassungslos. "Josh!" Kevs Ruf ging in dem Lärm herabfallender Steine unter. Guts hielt Kev am Arm fest, als dieser in die Halle stürmen wollte. Kev fuhr herum, versuchte Guts zu schlagen, doch der schwarze Ritter fing Kevs Hieb ab. "Jetzt reicht es!" schrie er, holte aus und schlug Kev mit der flachen Hand ins Gesicht. Der Junge taumelte zur Seite und fiel die Stufen hinab, die durch den Torbogen ins Freie führten. Sofort verfluchte Guts seine Unbeherrschtheit, warf einen letzten Blick in die Halle und sah, dass der Nebel und das Licht verschwunden waren. Josh lag leblos auf dem Boden und wurde von Trümmerteilen begraben.

Mit einem Sprung rettete sich Guts nach draußen, als die Festung mit all ihren Türmen krachend in sich zusammenfiel. Guts warf sich über Kev, als eine Lawine von Staub und Geröll auf sie niederging. Doch wie durch ein Wunder schlugen die großen Felsen nur links und rechts neben ihnen ein.

Mit einem Mal war alles vorbei. Es war ganz still. Guts hob den Kopf und sah, dass die Wolken aufgerissen waren und die ersten Strahlen der Morgensonne auf den Gipfel des Berges schienen. "Geh weg von mir." Hörte er und spürte im gleichen Moment einen Schlag in die Magengrube. Sofort stand Guts auf, klopfte sich den Staub von der Rüstung und sah zu wie Kev sich langsam aufrichtete. Er hatte die Hand auf die Wange gelegt, dort, wo ihn Guts Schlag getroffen hatte. "Bist du wieder bei Sinnen?" fragte Guts. "Ich...denke schon." Antwortete Kev.

"Was für ein Magier!" sagte eine klare Frauenstimme. Guts und Kev sahen sich um und entdeckten Ruri, die sich über ihnen auf einem der großen Mauerteile niedergelassen hatte. "Du hast einen der größten Zauber des weißen Ordens angewendet, junger Schwertkämpfer. Ich habe deine Kräfte unterschätzt." "Das hast du nicht." Sagte Kev. "Es hat nicht funktioniert. Das Netz...es hat seine Seele einfach ausgelöscht." "Ein Zauber?" fragte Guts. "War das der Grund, warum die Dämonen diesen Josh verließen?" "Ja!" sagte Ruri. "Diesen Zauber nennt man Seelennetz. Bis jetzt hieß es, kein sterblicher könnte ihn mehr anwenden. Dein Begleiter hat es geschafft Joshs Seele einzufangen und von dem dämonischen Teil zu trennen. Er hat ihn geheilt." Kev senkte den Blick: "Das ist nicht wahr. Ich habe ihn nicht geheilt... Ich habe ihn umgebracht." "Nur weil dieser Zauber zu mächtig war, junger Schwertkämpfer. Glaube mir, niemand kann Dämonen wieder zu Menschen machen, das ist unmöglich. Aber ihre Seele zu befreien, das ist der Sinn des Seelennetzes." Sagte Ruri leise. Sie sprang von der Mauer und es war, als ob sie zu Boden schwebte. Die Seherin ging lächelnd auf Guts zu: "Ich danke auch dir, schwarzer Ritter. Mein Wald ist gerettet. Doch nun mach dich zum nächsten Dorf auf, ihr müsst beide versorgt werden." Ruri warf einen Seitenblick auf Kev und senkte die Stimme, so dass nur Guts sie hören konnte. "Der Fluch Gorons ist nun beendet, aber der deines Begleiters ist um so stärker geworden... Du weißt, was auf dich zukommt?" Guts Mine verfinsterte sich: "Ich weiß..." "Willst du ihn wirklich...?" "Sei still!" unterbrach Guts die Schöne. Ruri trat ein paar Schritte zurück, verwandelte sich in einen weißen Adler und flog davon.

Der schwarze Ritter wandte sich zu Kev: "Kev! Wir gehen ins Dorf!" Wortlos folgte der Junge ihm den Bergpfad hinunter, den Mantel eng um seinem Körper geschlungen. Als sie das kleine Dorf erreichten, trug Guts Kev über der Schulter. Ihn hatten unterwegs die Kräfte verlassen. Einige Dorfbewohner kamen Guts entgegen, sie hatten ihn sofort wiedererkannt. Sie brachten Kev in das Haus des Heilers und führten Guts in eine kleine, leerstehende Hütte. "Sie haben den großen Goron bezwungen." Sagte einer der Männer voll Ehrfurcht. "Wir haben die Festung stürzen sehen..." Guts sah den Mann finster an und dieser verließ schnell die Hütte. Dann betraten einige Frauen den Raum und brachten etwas zu Essen. Guts ignorierte ihre Dankesreden und scheuchte sie mit einer Handbewegung aus dem Haus. Nachdem Mahl, dass die Frauen bereitet hatten, legte Guts seine Rüstung nieder und ging schlafen. Ihm war, als hätte er dies schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan.

Am Abend dieses Tages wachte Guts auf. Doch erholt fühlte er sich nicht. Er ließ seine Waffen zurück und ging nach draußen, um den Heiler zu suchen. Eben dieser kam ihm sofort entgegen. "Sie sind schon wieder wach, Herr? Wie geht es Ihnen?" "Was ist mit Kev?" fragte Guts. "Sie meinen den Jungen? Nun ja... Erschrecken Sie nicht, aber wir haben ihn vorläufig festbinden müssen." "Ihr habt was?" fuhr Guts den Heiler an, doch der alte Mann hob beschwichtigend die Hände. "Er war völlig von Sinnen, als er aufgewacht ist. Er hat mich und meine Helfer angegriffen und wollte sich nicht helfen lassen. Uns blieb nichts anderes übrig, schließlich mussten wir seine Wunden versorgen." "Ich will zu ihm." Sagte Guts. Der Alte dachte kurz nach: "Sie können aber nicht lange dort bleiben. Ich habe in seinem Raum ein Räucherwerk angezündet, dass beruhigend wirkt. Wenn Sie zu lange bleiben, werden Sie auch davon berauscht." "Und...?" fragte Guts wütend. "Schon gut, Herr, ich wollte es nur sagen." Der Alte ging voraus und brachte Guts zu der Hütte. "Soll ich..." begann er. "Verschwinde!" unterbrach ihn Guts. Schnell entfernte sich der Heiler.

Guts betrat die Hütte, die von süßlichen Rauch erfüllt war. Kev lag in einem Bett in der Mitte des Raumes unter einer Wolldecke. Seine Hände waren mit Tüchern hinter seinem Kopf an die Stangen des Bettes gebunden. Er lag still und starrte an die Decke. Guts trat an das Bett heran und Kevs leerer Blick wurde wieder klar, als er zu Guts aufschaute. "Ich dachte schon, du würdest einfach gehen." Sagte Kev leise. Guts hatte Probleme ihn zu verstehen. "Das hatte ich vor." Sagte Guts. "Vier Jahre habe ich gewartet..." murmelte Kev. "Worauf?" fragte Guts. "Darauf, dass der schwarze Ritter auftaucht und dieses verfluchte Schicksal von mir abwendet." Guts legte sich die Hand an die Stirn. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte, er spürte eine seltsame Wärme in sich aufsteigen, die alles andere als angenehm war. Er konnte nicht sagen, ob das nur von dem berauschenden Rauch kam, oder von ihm selber. Er wandte sich um und wollte Richtung Ausgang. "Tu das nicht!" sagte Kev. Guts drehte sich zu ihm um und sah, dass sich Kevs Augen mit Tränen gefüllt hatten. "Es ist mir egal, wie du es tust..." sagte Kev mit tränenerstickter Stimme. "Lass mich leiden, wenn es dir gefällt, oder mach es kurz. Wie du willst, aber....Geh jetzt nicht einfach weg und lass mich am Leben, ...bitte, ich kann dieses Schicksal nicht ertragen." Guts starrte Kev an. Sein Gesicht lag im Schatten und Kev konnte keinerlei Gefühlsregung darauf sehen. "Ich kann mich sowieso nicht wehren... Du kannst machen, was du willst... Das Töten fällt dir doch nicht schwer, Guts." Flüsterte Kev.

Guts ging ein paar Schritte auf das Bett zu. Sein großer Schatten fiel über Kev...
 

Teil 17

(Marcus)
 

Guts Blick verfinsterte sich. "Sag das noch mal!" sagte Guts. "Was denn?" fragte Kev mit gelangweilter Stimme. "Du redest, als ob ich aus Spaß töte. Aus Lust an der Freude." Sagte Guts. "Ich kämpfe, weil ich es muss. Ich habe nämlich keine Lust, dass mich irgendein Dämon am Hals packt und mir die Kehle zerquetscht." "Aber das ist bei mir doch auch so." sagte Kev. Mit der Handfläche schlug Guts auf Kevs Wange. Kev zuckte zusammen, sagte aber nichts. Kevs Wange wurde rot."Natürlich ist es bei dir das gleiche! Und genau deshalb dürftest du so etwas dummes überhaupt nicht sagen!" schrie Guts. "Wenn du nur gekommen bist, um mir eine Szene zu machen, dann geh bitte wieder." Sagte Kev.

Guts merkte, wie der süßliche Duft seine Sinne trübte. Er löste die Fesseln von Kevs Handgelenken und Kev fragte: "Was tust du?" Guts packte seinen jungen Begleiter am Arm und zog ihn mit einem kräftigen Ruck aus dem Bett. Mit einem lauten "Auh!" landete Kev auf dem Boden. "Was soll das?" fuhr Kev Guts an. Guts zog den jungen Mann auf die Füße. "Dieser Gestank hier drinnen macht mich verrückt. Ich muss hier raus." Sagte Guts. Guts, der Kev immer noch fest am Arm gepackt hielt, ging voraus und gemeinsam gingen sie aus der Hütte. Auf dem Weg zu Guts Hütte fragte dieser: "Du willst also wirklich sterben?" "Ja." "Gibt es für dich denn gar nichts mehr, wofür es sich lohnen würde zu leben?" "Nein." Erneut gab Kev eine eindeutige und klare Antwort auf die Frage von Guts.

Langsam erschien die Hütte aus der Dunkelheit vor den beiden. "Was hast du eigentlich vor?" fragte Kev. "Warte hier!" sagte Guts und schritt in das Gebäude. In der Ecke der Hütte spendete eine kleine Lampe etwas Licht. In der anderen Ecke lagen Guts Waffen. Neben seiner Klinge nahm er auch ein weiteres, etwa einen Meter langes Schwert mit, das bereits in der Hütte auf dem Tisch lag. Wahrscheinlich zur Verteidigung vor Dieben oder wilden Tieren. Guts ging durch die Tür ins Freie und blieb auf der kleinen Veranda vor dem Haus stehen.

Kev war nicht da. Guts traute seinen Augen nicht. "Wo ist er?" dachte Guts. "Er hat es sich wohl anders überlegt." Flüsterte Guts zu sich selbst. Er hob seinen Kopf und blickte in den sternenklaren Himmel hinauf. "Kev...Es hat mich gefreut, dich kennen zu lernen." Guts drehte sich um und wollte zurück in die warme Hütte, als plötzlich aus der Dunkelheit Kev auf ihn zugerannt kam und ihn umstieß. Klirrend fielen die Schwerter zu Boden. Guts landete neben ihnen und Kev sprang auf seine Brust. "Los, ergreife das Schwert und stich endlich zu!" schrie Kev. Guts stieß Kev von sich, stand auf und bückte sich nach den Schwertern. Er warf Kev das kleinere zu und sagte: "Wir kämpfen!" "Ich bin zu schwach zum kämpfen." Sagte Kev. "Dann hast du ja in gewisser Hinsicht einen Vorteil." Sagte Guts. Er half dem Jungen auf die Füße und sagte: "Dann stirbst du einfacher." Kev packte das Schwert fest am Griff. "Das ist doch Irrsinn." Sagte Kev. "Wie recht du hast." Sagte Guts. "Ich gab dir das Schwert auch nur, damit du heil durch den Wald kommst."

Guts ging in die Hütte. Kev folgte ihm: "Was willst du damit sagen?" fragte Kev. "Ich will damit sagen, dass ich dich nicht töten werde." Antwortete Guts und legte nacheinander ein Rüstungsteil nach dem anderen an. "Weißt du, als ich vorhin auf die Veranda kam und dich nicht mehr da stehen sah, da hoffte ich, dass du gegangen bist." Sagte Guts. "Du dachtest, ich wäre gegangen?" "Dann hätte es keine Abschiedsszene gegeben und ich hätte einfach verschwinden können."

Guts ging zur Lampe, löschte sie aus und schritt mit klirrender Rüstung in die kalte Nacht hinaus. Kev folgte ihm und sagte: "Du willst also wirklich gehen und mich so zurücklassen? Ich hasse dich!" Tränen waren in Kevs Augen. "Ich kann dir nur einen Rat geben." Sagte Guts und drehte sich zu Kev. "Nimm deine Sachen und das Schwert und verschwinde!" Guts holte Luft und sprach erneut: "Ich trage dasselbe Schicksal wie du, also mache es wie ich: Mach das beste daraus!" Kev sackte weinend zu Boden und hielt die Hände vor sein Gesicht. Die Tränen liefen seine Wangen herab und tropften auf die Erde. "Ich hasse dich, schwarzer Ritter!" sagte er und hob seinen Blick. Guts war nicht mehr da...
 

Mir schleifenden Schritten wanderte Kev durch die Dunkelheit des Waldes. Seine Tränen nahmen kein Ende. Er wusste selbst nicht, warum er weinte. Entweder weil er nicht getötet wurde und sein schreckliches Leben weiterleben musste, oder vielleicht, weil er bemerkte, dass er und Guts inzwischen Freunde geworden waren und er seinen einzigen Freund vertrieben hatte. "Wie konnte ich nur so etwas von ihm verlangen?" fragte er sich selbst, wusste aber auch keine Antwort darauf.

Plötzlich wurde die Stille des Waldes von dem Geräusch brechender Zweige durchbrochen. Kev fuhr herum und rief in die Dunkelheit: "Wer ist da?" Keine Antwort. Doch als Kev sich wieder umdrehte stand ein Dieb vor ihm. "Was haben wir denn hier?" fragte der Räuber mit einem heimtückischen Grinsen. Eine weitere Stimme hinter Kev sagte: "Ein kleiner Junge, ganz allein im Wald?" Erschrocken blickte Kev über die Schulter nach hinten. Doch bevor er etwas sagen konnte, packte ihn schon ein dritter Dieb und hielt ihn fest im Griff. "Du hast sicher etwas Geld bei dir." Sagte der Dieb vor Kev. "Los, Richard, durchsuch ihn!" sagte er. Der zweite der drei ging auf den Überfallenen zu und wollte gerade seine Umhängetasche untersuchen, als Kev nach ihm trat. Der Dieb, der Kev noch immer festhielt, stieß den Jungen zu Boden und griff nach seinem Schwert. Er richtete es auf Kev und sagte: "Wenn du nicht sterben willst, dann rück deine Tasche heraus!" "Ich habe kein Geld bei mir." Sagte Kev. Edmund, der Chef der Räuberbande ging auf den jungen Kämpfer zu und richtete seine Blick auf den Dieb mit dem Schwert. Edmund sagte: "Josh." "Ja." "Töte ihn!" Josh grinste und stach das Schwert in Kevs Brust. Kev schrie auf. Die Diebe nahmen seine Tasche und der Anführer sagte: "Du wolltest es ja so." "Wie recht du hast." Sagte Kev, zeigte ein schwaches Lächeln und schloss die Augen. "Er ist tot. Gehen wir!" sagte Edmund und die drei Räuber verschwanden wieder in der Dunkelheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-07-09T00:33:56+00:00 09.07.2008 02:33
Erst nen Bruchteil gelesen und schon begeistert. In Schulnoten 1+ - need more stuff like this :>

*weghusch*
*weiterles*
Von: abgemeldet
2004-05-11T13:03:44+00:00 11.05.2004 15:03
Ich kenne den Manga zwar nicht, aber die FF ist super!
Von:  Onichanjo
2003-12-02T12:35:34+00:00 02.12.2003 13:35
ich bin durch . also erstemal RESPEKT!! eine der besten FF's die's hier gibt ^-^
habt ihr noch mehr Arbieten oben? *neugier*
Von:  Onichanjo
2003-12-02T11:51:51+00:00 02.12.2003 12:51
uaaaaaaaaaaah scheiße! ist das genial!! ;_; *hat tränen in den augen*
aus zeitgrünen kam ich jetzt nur bis kapitel... 7oder so..., aber ich bleib dran!!
bitte bitte schreibt weiter!! ihr seit klasse!!! *daumen hoch*!!!

Go go go
Gatzu rult ^-^ << so wird er richtig geschrieben ^-^


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