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Heated

sasuke x sakura
von

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Gespräche und Kräutergärten

Naruto
 

Die Erinnerung an die letzten Winde des Winters waren noch frisch und doch schien die Sonne mit außerordentlicher Kraft an diesem Tag. Die Bäume vor dem Fenster des Klassenzimmers begannen bereits das Sprießen und die Sonne malte tanzende Muster auf den hölzernen Boden, dessen polierte Oberfläche bei zu intensiven Starren fast blendete.

Naruto langweilte sich schrecklich. Es war schön, seine beiden besten Freunde hatten eine wichtige Unterredung mit Kakashi und einigen anderen einflussreichen Personen und er saß hier und brütete über stinklangweilige Bücher. Er hatte lesen schon immer gehasst und war dankbar dafür, dass Sakura, Yamato und Kakashi auf Missionen den strategischen Überblick behalten hatten, aber das Leben war ein Marathon, kein Sprint und so holte seine Faulheit ihn schlussendlich doch ein.

Wenn er Hokage werden wollte, musste er büffeln, hatte Kakashi gesagt und ihn damit zu unendlich vielen Sitzungen mit seinem ehemaligen Lehrer, Iruka, verdammt. Er liebte den Mann, keine Frage, aber just in diesem Moment konnte er sich zahlreiche Dinge vorstellen, die er weitaus lieber unternehmen würde, als hier zu sitzen und über taktische Rückzüge zu lernen.

Iruka las aus einem Kapitel vor, doch er hörte schon seit einigen Minuten nicht mehr aktiv zu, sodass er verdutzt blinzelte, als Iruka aus dem Sermon ein Gespräch machen wollte und ihn etwas fragte.

„Du hast mir schon wieder nicht zugehört, nicht wahr?“, seufzte sein Lehrer. Er war ein geduldiger Mann und Lehrer und manchmal schämte Naruto sich dafür, dass er ein so miserabler Schüler war.

„Nicht wirklich“, gestand Naruto, „Ich kann mich nicht konzentrieren, tut mir Leid.“ Das meinte er ehrlich. „Sasuke sollte jeden Moment bei sich zuhause ankommen und ich sitze hier, lass mich von der Sonne grillen und muss Dinge lernen, die einfach nicht in meinen Kopf gehen wollen.“

„Weil du es nicht versuchst, Naruto“, antwortete Iruka und klappte das Buch in seinen Händen zu. Staub wirbelte zwischen den Seiten auf und unwillkürlich fragte Naruto sich, ob er der erste Mensch seit dutzenden Jahren war, der es überhaupt zu Gesicht bekam. So wichtig kann der Inhalt wohl doch nicht sein, dachte er missmutig.

„Kannst du es mir verdenken?“ Der Blonde zog eine Grimasse. Zeitverschwendung, das hier war richtige Zeitverschwendung. Er sollte nicht hier sein.

Iruka seufzte erneut. „Du musst deine Prüfungen bestehen. Ein Genin kann kein Hokage werden, Naruto, es ist also in deinem Interesse. Ich verstehe dich, wirklich, aber deine Freunde rennen dir nicht weg.“

„Wieso muss ich überhaupt an irgendwelchen blöden Prüfungen teilnehmen“, murrte Naruto, „Ich habe in einem verfluchten Krieg gekämpft, gegen Madara und Kaguya und dann auch noch gegen Sasuke! Wie kann ich noch Genin sein? Welcher Genin würde solche Dinge zustande bringen?“ Es wurmte ihn tatsächlich, ja, dass er mit so vielen furchtbaren Dingen zurecht gekommen war, auf die ihn keine Prüfung der Welt je hätte vorbereiten können und er dennoch behandelt wurde, wie der zwölfjährige Tölpel, der einst deutlich mehr auf sein Glück als sein Können angewiesen war.

Iruka nahm das Buch in der Hand und schleuderte es auf den Tisch, direkt vor Narutos Nase. „Dein Vater“, fing er wütend an, „War ein Genie und er rettete dich und unser Dorf vor der sicheren Zerstörung und dennoch hat er keine Sonderbehandlung genossen, sondern sich auf seinen Hosenboden gesetzt, gelernt und – verdammt nochmal – seine Prüfungen absolviert, wie jeder andere!“

Naruto blähte die Wangen auf und schmollte. Das war nicht die Antwort gewesen, die er hatte hören wollen. Iruka hatte ihm ein wenig den Wind aus den Segeln genommen, denn natürlich war sein Vater sein absolutes Vorbild, wenngleich er ihn eigentlich fast ausschließlich aus Geschichten kannte, die man sich immer noch mit vor Ehrfurcht leuchtenden Augen erzählte.

Iruka musterte seinen ehemaligen Schützling mit einem milden Lächeln. Tatsächlich hatte sich der blonde Chaot über das letzte Jahrzehnt auf beeindruckende Art weiterentwickelt und er verstand, wie wichtig gerade der heutige Tag für ihn war. Sasuke war der Mittelpunkt seiner Ambitionen der letzten fünf Jahre gewesen und ihn endlich als quasi freien Mann in Konoha zurück zu begrüßen muss ihm unendlich viel bedeuten, deshalb...

„Wir gehen jetzt das Kapitel noch zu Ende durch, das sind knapp 5 Seiten und danach kannst du abhauen, Deal?“ Narutos Lächeln war so strahlend, dass selbst die kräftige Frühlingssonne daneben verblasste. Iruka lächelte ebenfalls, so motiviert hatte er seinen Schüler wahrlich noch nie gesehen.
 

Sakura
 

Das Gespräch war vorbei und sie fühlte sich, als müsste sie sich übergeben. Sie war nicht gerade stolz auf sich, direkt nach dem Gespräch ohne Umschweife aus dem Anwesen der Uchihas geflüchtet zu sein, aber die Enge der Küche hatte sie zu ersticken gedroht. Sasuke hatte sie das ganze Gespräch über angestarrt, aber nicht angesprochen und es grenzte an ein schieres Wunder, dass sie nicht einfach auf ihrem Stuhl zusammen gesackt war.

Die strahlende Sonne in ihrem Gesicht war ein Segen und die für diese Zeit ungewöhnlich milde Brise prickelte auf ihrer schwitzigen Haut. Beruhigen, sie musste sich beruhigen. Das letzte, was sie gebrauchen konnte, war ein Kreislaufzusammenbruch. Wenn ihr Körper derart reagiert... es musste eine wirklich schlechte Idee gewesen sein, aber nun war es zu spät. Sakura war sich fast sicher, dass Kakashi die Verantwortlichen irgendwie geschmiert haben musste, damit sie dieser Narretei zustimmen und jetzt stand sie hier, mitten auf einer ausgestorbenen Straße im Uchihaviertel und starrte Löcher in die Luft.

Sakura atmete tief ein und sortierte ihre Gedanken – oder versuchte es zumindest.

Nachhause, beschied sie, als Erstes sollte ich erst einmal nachhause gehen. Ihre Mutter wusste von ihrer Schnapsidee und war ihrer Meinung nach ein wenig zu begeistert davon, dass ihre noch jugendliche Tochter sich mehr oder weniger an einen ebenfalls jugendlichen Mann kettete, um ihn vor den modrigen, lichtlosen Zellen Konohas Verliesen zu retten.

In einem Moment der Vernunft hatte sie ihr das Versprochen abgerungen, sie nicht zu früh mit Enkelkindern zu segnen (worüber sie nicht gelacht hatte), aber ansonsten hatte sie ihr die ganze Zeit über in den Ohren gelegen, wie romantisch ihre Geste doch war. Sie hatte die dumpfe Vermutung, dass ihre Mutter den ein oder anderen romantischen Titel zu viel gelesen hat, denn ferner von der Realität könnte ihre jetzige Situation nicht sein.

Im Grunde genommen verstand sie selbst noch nicht so ganz, wieso sie diesen albernen Vorschlag gebracht hatte, sich um Sasuke zu kümmern, damit er in kein Verlies musste, zumal er sie ohne mit der Wimper zu zucken überwältigen konnte, wenn er wollte. Sie hoffte nur, dass er vernünftig blieb und es nicht tat und ihr ihr wankelmütiger Heroismus nicht am Ende ein eigenes Bein stellte.

Während sie regelrecht durch Konoha stapfte, musste sie an Sasuke denken und wie er sie die ganze Zeit angesehen hatte. Leider war der Uchiha besonders talentiert darin, absolut keinerlei Gefühlsregung im Gesicht erkenntlich zu machen, sodass er genauso gut alles hätte denken und fühlen können. Schon früher hatte sie ihn dafür verflucht und irgendwie auch beneidet. Ihr selbst wäre es bestimmt oft besser ergangen, wenn man sie nicht hätte lesen können wie ein Buch.

Und dennoch... er hatte sie die ganze Zeit angeschaut und sie müsste lügen, wenn sie behaupten würde, dass es ihr leicht gefallen war, ihn nicht ebenfalls die ganze Zeit anzustarren. Er war über die Jahre erwachsen geworden und es war irgendein grausamer Scherz, dass ihn die Zeit nur noch schöner gemacht hat. Jemand mit einem so kalten Herzen sollte nicht so aussehen dürfen, sollte ihr eigenes Herz nicht so schnell klopfen lassen dürfen. Sie wusste das und doch konnte sie sich ihm immer noch nicht erwehren, selbst nicht nach allem, was er (ihr) getan hatte.

Sie seufzte, mal wieder, als ein gewisser blonder junger Mann in ihrem Sichtfeld auftauchte. Naruto. Unwillkürlich musste sie lächeln. Über die Jahre war er ihr so sehr ans Herz gewachsen, dass es schwer wurde, wenn sie darüber nachdachte, wie grausam sie ihm gegenüber oft gewesen war. Sie konnte die Zeit nicht zurück drehen oder ihrem jüngeren Ich eine Standpauke halten, aber sie konnte ihm eine gute Freundin sein.

„Hey, Naruto“, grüßte sie ihn, als er vor ihr stand und zog ihn in eine Umarmung, ehe er reagieren konnte.

Sein herzliches Lachen ließ seine Brust an ihr vibrieren, wärmte sie und sie drückte ihn noch ein wenig fester. „Du erdrückst mich, Sakura!“

„Mach dich nicht lächerlich“, antwortete sie und grinste ihn schief an. Ihn zu sehen war wie Sonne nach langen Tagen voller Regen und Nebel. Das sagte sie ihm auch, sodass Naruto rot anlief und sich verlegen die Wange kratzte.

„War's so schlimm?“, fragte er nach und trat vorsichtig einen Schritt zurück.

„Schlimmer“, gestand Sakura, „Ich habe mich kaum konzentrieren können. Sasuke hat Löcher in mich gestarrt, während die Männer vom Sicherheitsdienst die Auflagen für seinen Aufenthalt in seinem eigenen Anwesen erklärt haben.“

„Ich wäre gerne dabei gewesen und hätte dir geholfen, echt jetzt, aber ich konnte mich nicht eher von Iruka und diesem blöden Nachhilfeunterricht loseisen“, erklärte er und blähte erneut seine Backen auf.

Sakura zuckte mit den Achseln. „Ich weiß, ich gebe dir nicht die Schuld dafür. Kakashi war keine große Hilfe, ganz ehrlich. Es schien ihm Spaß zu machen, mir dabei zuzuschauen, wie ich am liebsten im Boden versunken wäre.“

Und dann berichtete sie ihm in aller Ausführlichkeit den Rest der Unterhaltung, nachdem sie von der Hauptstraße etwas abseits gegangen waren. Sakura starrte betreten auf ihre Füße und fragte sich, wie sie die nächsten vier Wochen überleben sollte, während Naruto grüblerisch die Hauswand hinter ihr musterte.

„Glaubst du, er wird Blödsinn machen?“, fragte er leise, vorsichtig.

„Ich hoffe nicht. Nicht nur, weil ich dann massiven Ärger kriegen werden werde, sondern für ihn.“

Naruto grinste sie verschmitzt an. „Weil du ihm dann die Hölle heiß machst?“

„Nein, du Holzkopf, sondern weil ich nicht mehr länger dabei zuschauen kann, wie er sich selbst geiselt.“ Das meinte sie ernst. Zum Teil hatte sie Sasuke nie aufgeben können, weil es sie schmerzte, ihren guten Freund so tief in der Dunkelheit verloren zu sehen. Umgeben von nichts als Hass und dem Antrieb nach Rache. An seinem Bruder, an Konoha, an der ganzen Welt. Niemand sollte so allein auf der Welt sein.

„Ich verstehe, was du meinst, Sakura“, sagte Naruto und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter, „Ich werde so oft wie möglich vorbei schauen und ihm notfalls den Kopf waschen.“ Sakura betrachtete den lose herab baumelnden Ärmel seines rechten Armes, der nicht mehr da war. Naruto hatte bereits so viel geopfert, um Sasuke zurück zu bringen, doch sie zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er nicht noch weiter für den Uchiha gehen würde. Eine Tatsache, die sie erschütterte. Naruto hätte alles für Sasuke aufgegeben, selbst den Titel des Hokagen und sie stand hier und heulte ihm die Ohren voll, dass selbst die eine Kleinigkeit, die sie zu tun im Stande war, ängstigte. Sie hatte sich kein bisschen verändert, stellte sie betroffen fest. Immer hinter den beiden, immer auf sie angewiesen, immer feige.

„Darüber würde ich mich sehr freuen... Und Sasuke glaube ich auch“, fügte sie hinzu, „Aber nimm' dann wenigstens deine Sachen mit, dann kann ich dir beim Lernen helfen.“ Ein tiefer Atemzug und das nervöse Zittern in ihrer Stimme war verschwunden. Mut erfüllte sie beim Anblick ihres lädierten besten Freundes.

Naruto stöhnte genervt auf, was Sakura zum Lachen brachte. „Nicht du auch noch.“ Doch er schmunzelte und zwinkerte ihr verwegen zu.
 

Sasuke
 

Das Anwesen seiner Familie war komplett verstaubt. Er stand in seinem früheren Zimmer und betrachtete die Bilder von Team 7, die er vor seiner Abreise um geschmissen hatte. Sie standen alle da, die einzigen staubfreien Gegenstände in dem ganzen riesigen Anwesen. Sakura war hier gewesen, regelmäßig, das wusste er. Ein Stich in seiner Brust. Was er bedeutete, wusste er nicht, aber er hatte ihn schon einmal gespürt. Im Tal des Ende, als er neben Naruto lag, von oben bis unten besudelt mit dem Blut beider und Sakura sie geheilt hatte.

Sie hatte ihn zurecht gewiesen.

Nachdenklich rieb er die Stelle der Brust, unter der sein Herz schlug.
 

Sakura
 

Das Packen ihrer Sachen hatte sich als mühselig heraus gestellt. Naruto hatte ihr geholfen, aber ihre Mutter hatte die ganze Zeit um sie herum geschwirrt. So still hatte sie Naruto noch nie erlebt und es schwante ihr, dass es keine gute Idee gewesen war, ihn mitzunehmen. Sie hatte ihm gesagt, dass es okay war, wenn sie alleine weiter packte, aber er hatte nur den Kopf geschüttelt und ihr stur weiter geholfen.

„Ich danke dir“, seufzte sie, als sie sich auf einen der Koffer fallen ließ und sich mit den Händen das Gesicht rieb. Sie musste sich beeilen. Bevor sie aus dem Anwesen gestürmt war, hatte sie niemandem gesagt, wann sie mit ihren Sachen zurück sein würde. Sie hoffte, dass nur noch Kakashi bei Sasuke war, das würde ihr zumindest eine unangenehme Unterredung mit den Männern vom Sicherheitsdienst ersparen. Diese waren bestimmt nicht von ihrem kindischen Ausbruch begeistert gewesen, aber sie konnte es nun nicht mehr ungeschehen machen. Passiert war passiert.

„Kein Problem“, antwortete Naruto. In ihrem kitschigen Zimmer wirkte er irgendwie deplatziert und Sakura fragte sich, ob er wohl das Gleiche dachte. „Ich helfe dir auch noch beim Tragen“, fügte er hinzu und grinste sein typisches Grinsen. Wenn er sich unwohl fühlte, ließ er es sich nicht anmerken.

„Dafür lade ich dich die Tage mal bei Ichiraku ein“, versprach sie ihm, was sein Gesicht nur noch mehr aufhellen ließ. Manchmal, dachte sie bei sich, ist er so erwachsen und reif, dass ich ihn kaum wieder erkenne und manchmal ist er der gleiche Junge von früher. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, froh darum, dass die letzten Jahre nicht alles verändert, nicht alles kaputt gemacht hatten.

„Wenn das so ist helfe ich dir sogar noch beim Ausräumen!“

„Tatsächlich habe ich einen anderen Gefallen, um den ich dich noch bitten wollte“, begann sie vorsichtig. Naruto hatte ihr heute schon viel geholfen und es wurmte sie, ihn noch weiter in Anspruch zu nehmen. Naruto zog nur die Augenbrauen hoch und wartete darauf, dass sie weiter sprach, also fing sie an sich zu erklären „Ich werde die nächsten vier Wochen nicht groß dazu kommen, das Haus zu verlassen, immerhin muss ich ja auf Sasuke aufpassen, deswegen wollte ich die Zeit nutzen, um in seinem Garten ein paar Heilkräuter zu pflanzen. Ich habe Ino bereits darum gebeten, mir einige Samen und Setzlinge zusammen zu suchen. Mir ist schon klar, dass sie in der kurzen Zeit ohnehin nicht wachsen werden, aber ich... ich wollte etwas zu tun haben.“ Dass Sasuke nicht dafür bekannt war, die aufregendste Gesellschaft zu leisten und die tiefgründigsten, langen Gespräche zu führen, bedurfte keiner weiteren Erklärung. Naruto nickte verstehend und streckte den Daumen in die Luft.

„Dann geh' ich zu Ino und hol' die Sachen ab?“, hakte er nach, um sicher zu gehen und Sakura nickte zur Bestätigung. „Alles klar, das kriege ich hin.“ Noch ein verschwörerisches Grinsen, bevor er den schweren Koffer hoch wuchtete und eilig aus dem Zimmer verschwand. Er hatte sich also wirklich unwohl gefühlt. Sakura entwischte ein Kichern, ehe sie die beiden kleineren Taschen griff und ihrem besten Freund folgte. Bevor sie das Haus ihrer Eltern verließ, verabschiedete sich von beiden und versprach ihnen, so oft, wie es eben ging, vorbei zu schauen. Das begeisterte Angebot ihrer Mutter, jeden Tag vorbei zu kommen, lehnte sie dankend ab.
 


 

Sakura fühlte sich selten fehl am Platz, doch heute war so ein Tag. In dem riesigen Anwesen von Sasuke gab es zu viele Zimmer. Sie hatte sich eines im Erdgeschoss ausgesucht, nahe am Garten. Sasuke hatte sie keines Blickes gewürdigt, als sie zusammen mit Naruto aufgetaucht war, sondern leise flüsternd mit Naruto einige Worte gewechselt. Tatsächlich hatte Kakashi auf Sasuke aufgepasst, bevor die beiden angekommen waren und sich prompt mit irgendeiner wichtigen Angelegenheit von seinen ehemaligen Schülern verabschiedet.

Es wurmte sie, nicht zu verstehen, was die beiden da miteinander redeten. Betont desinteressiert fing sie an, ihre Sachen auszuräumen, als Naruto sich ebenfalls verabschiedete und ihr versprach, noch heute mit den Sachen von Ino zurück zu kommen. Damit waren sie beide alleine.

Sakura schluckte, doch der Klos in ihrem Hals rückte kein Stück vom Fleck. Sie spürte Sasukes Blick in ihrem Rücken, doch sie tat so, als würde sie nichts merken und räumte weiter aus.

„Wieso hast du das getan?“ Er klang gewohnt gelangweilt und Sakura hatte ihre liebe Not, nicht zu fluchen. Natürlich musste er ohne Umschweife direkt mit den schlimmstmöglichen Gesprächsthemen anfangen. Sakura drehte sich extra langsam zu um ihm und stellte in der wenigen Zeit, die ihr das verschaffte, fest, dass sie keine Antwort darauf hatte. Also zuckte sie mit den Schultern und starrte auf irgendeinem Punkt in seinem Gesicht, nur um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen.

„Okay.“ Mehr sagte er nicht, ehe er sich umdrehte und verschwand. Sakura fragte sich, ob irgendjemand eigentlich erwähnt hatte, dass sie ihn wortwörtlich die ganze Zeit im Auge behalten musste und beschloss um ihren eigenen Seelenfrieden willen, dass dem nicht so war. Je weniger sie sich aktiv mit ihm auseinander setzen musste, desto besser.
 

Die nächste Stunde verging in absoluter Stille. Nur ihre Schritte auf dem Holzboten und das Öffnen und Schließen von Schubladen und Schränken zeugten davon, dass in dem Anwesen überhaupt jemand lebte. Sasuke war wo auch immer hingegangen und war genauso still und unsichtbar wie ein Geist. Wenn die nächsten vier Wochen so verliefen, dann würde es ja gar nicht so schlimm werden, wie sie zunächst angenommen hatte.

Kurz nachdem sie fertig wurde, klopfte es an der Tür und da sie nicht erwartete, das Sasuke auftauchte, ging stattdessen sie und machte Naruto auf. Dieser hob strahlend einen gewaltigen Sack voller Kräutersetzlinge und -samen hin und wirkte recht zufrieden mit sich.

Auch Sakura strahlte, als sie ihn herein bat und ihm den Sack abnahm. Er war genauso schwer, wie er aussah, aber das war kein Problem. Ohne Umschweife bedeutete sie ihm, ihr in den Garten zu folgen.

„Ich habe bereits ein Plätzchen dafür ausgesucht“, erklärte sie ihm, als sie auf einen Platz, der in der untergehenden Sonne im Schatten lag. „Tagsüber fällt viel Licht hier ein. Ich habe Ino gebeten, Pflanzen auszusuchen, die nicht viel... Zuwendung brauchen.“ Pflanzen, die auch gedeihen würden, wenn sie hier wieder weg war. Pflanzen, die genauso gut ohne ihre Aufmerksamkeit überleben würden, wie Sasuke. Sie schluckte diese Bemerkung herunter, aber in ihrem Kopf hallte diese Erkenntnis wider.

Naruto schien ihre schlechte Laune deutlich zu spüren, denn er schlang seinen verbleibenden Arm um sie.

„Neue Pflanzen für eine neue Zeit“, sagte er nur und drückte sie noch ein wenig fester. Zusammen starrten sie ein wenig auf den Flecken Erden, auf dem noch nichts außer Gras wuchs, dessen grüne Halme sanft im Wind wogten und genossen die Stille. Auch das mochte sie gern an Naruto. Schweigen war mit ihm nicht unangenehm, nicht wie mit Sasuke. Sie konnte Stunden mit ihm verbringen, ohne dass es komisch werden würde, wenn keiner sprach. Und genauso gut konnte sie stundenlang mit ihm reden. Manchmal, in stillen und einsamen Momenten fragte sie sich - fragte sie sich wirklich - warum sie sich nicht in Naruto verlieben konnte. Sie hatte es versucht, wirklich und wahrhaftig, aber es funktionierte einfach nicht.

„Möchtest du zum Essen bleiben?“

Er warf ihr einen mitleidigen Blick zu. „Du schaffst das schon“, versicherte er ihr, aber Sakura war sich da ganz und gar nicht so sicher. „Ich muss nach Hause, Iruka hat mir Hausaufgaben gegeben.“ Er rollte demonstrativ die Augen. „Morgen komme ich vorbei und bringe meine Unterlagen mit, dann können wir ab sofort zusammen zu Abend essen, ja?“

„Bitte.“

Sakura begleitete ihren besten Freund zurück zur Haustür und verabschiedete sich von ihm, was ihr so schwer fiel wie sonst nie und als sie die Tür hinter ihm schloss fühlte sie sich von der gleichen Stille, die sie gerade noch so gern mit Naruto geteilt hatte, plötzlich erschlagen.

Von Sasuke gab es noch immer keine Spur und kein Lebenszeichen.

Sakura seufzte und ging in ihr Zimmer, um sich umzuziehen. Da Sasuke ohnehin nicht auf zwischenmenschliche Interaktion scharf zu sein schien, konnte sie genauso gut das letzte Licht des Tages nutzen, um die Erde für ihr Beet umzugraben.

Das würden schrecklich langweilige vier Wochen werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sanatosniva
2024-02-05T19:04:37+00:00 05.02.2024 20:04
Wie süß ist Sakuras Mutti bitte 🤩 oh bitte bitte! Sie muss unbedingt mal zu Besuch kommen und so richtig peinlich sein ...hihi
Die Idee mit dem Kräutergarten finde ich auch mega. Ich bin richtig gespannt, wie es mit den beiden wird. Ich hab keine Vorstellung, bin aber schon ganz gespannt 😍


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