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Demon Slayer One-Shots

von

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Ein Karton voller Kätzchen [Kyojuro x Mitsuri]

Mitsuri hatte gar keine andere Wahl gehabt.

 

Wenn sich ihr jemand offenbarte, der Hilfe benötigte, dann musste sie helfen. Das hatte man ihr Zuhause beigebracht, aber auch ihr ehemaliger Mentor hatte stets davon gesprochen. Wenn man stärker war als andere, dann musste man diese Stärke nutzen, um zu helfen. Das war für sie auch niemals ein Problem, selbst dann, wenn man ihr nicht immer freundlich oder höflich begegnete, gab sie stets ihr Bestes, um zu unterstützen. Gleichzeitig hatte sie – auch dank ihres ehemaligen Mentors – gelernt, dass man sich nicht jede Respektlosigkeit gefallen lassen musste.

Vorurteile waren eine Sache, tatkräftige Beleidigungen oder nicht erwünschte Berührungen, waren etwas völlig anderes.

 

Sie fühlte sich im Allgemeinen sicherer, auch wenn die Unsicherheit sie dennoch manches Mal einfangen konnte.

 

Dieses Mal ging es nicht darum, dass sie Menschen helfen musste.

 

Es kam selten vor, dass sie als Hashira mal etwas mehr Zeit hatte und nicht direkt von A nach B reisen musste, um Dämonen zu bekämpfen oder noch junge Dämonenjäger unterstützen. Wenn sie diese Zeit hatte, dann verbrachte sie diese sehr gerne mal anders!

 

Für den heutigen Tag hatte sie geplant, ein neues Lokal auszutesten. Dafür wollte sie sich auf den Weg zum Schmetterlingsanwesen machen, wo man am ehesten andere Hashira's traf. Mitsuri hatte kein Problem damit, alleine essen zu gehen, aber den größten Spaß hatte man gemeinsam!

Sie hoffte ein wenig auf Kyojuro, da sie einen ähnlichen Appetit hatten und es immer ein kleines Wettessen zwischen ihnen gab – aber am Ende wäre sie über jeden glücklich, der mit ihr gehen würde.

Ihr erst sehr geradliniger Weg wurde jedoch durchbrochen von einem Karton, der einsam und alleine am Rand stand, bereits durchweicht war von Schnee und ganz allgemein in keinem guten Zustand war.

 

Normalerweise hätte sie diesen Karton vermutlich einfach ignoriert oder mit sich genommen, um es wegzuschmeißen – an einen Ort, wo es auch hingeschmissen werden sollte!

Doch es gab ein Geräusch, das eindeutig dafür sprach, dem Karton mehr Beachtung zu schenken.

 

Ein Miauen.

 

Nun, nicht nur eines. Sofort riss sie den Karton oben auf und bekam ziemlich große Augen.

 

„Ahhhh!“, quiekte sie. „Was seid ihr denn für süße Kleinen?“

 

Fünf Kätzchen tollten im Karton herum oder starrten sie mit ihren großen Augen an – mehr benötigte es nicht, um sie zu verzaubern! Obwohl es so oder so nichts benötigt hätte, denn Kätzchen würden sie immer bezaubern – ganz egal wie oder warum!

 

„Wie kann euch nur jemand hier abstellen? Ihr armen Kleinen.“

 

Und prompt hatten sich ihre Pläne zumindest ein wenig verändert. Sie ging inzwischen nicht mehr zum Schmetterlingsanwesen, um jemanden zu finden, mit dem sie essen gehen konnte – sie ging dorthin, um einen Ort für ihre Kätzchen zu finden.

Während sie also den Karton so vor sich trug, kam sie nicht daran vorbei, immer wieder ein paar Geräusche von sich zu geben.

Eine Mischung aus Quietschen und Fiepsen und zwischendurch auch ordentliche Worte.

 

„Ahh, wie soll ich euch nur alle nennen? Es gibt so viele schöne Namen, die zu euch passen würden, aber alles wäre perfekt“, plapperte sie immer wieder vor sich hin.

 

Der Marsch zum Schmetterlingsanwesen war schließlich schnell bewältigt und sie konnte bald schon auf das Anwesen treten. Der Geruch frischer Blumen lag in der Luft und Schmetterlinge tänzelten in ihr – ein wunderschöner Augenblick, für ein wunderschönes Anwesen. Ein Anwesen, dass Dreh- und Angelpunkt für das gesamte Corps war. Ein sicherer Ort für alle, die gerade Schutz benötigten oder mal etwas freie Zeit bekamen.

 

„Kanroji-san! Was hast du denn dort bei dir?“

 

Mitsuri entrann ein promptes Fiepsen, als sie den Blick hob und ein bekanntes Gesicht vor sich erkennen konnte.

„Rengoku-san!“, mit dem Karton im Arm, verkleinerte sie den Abstand zur Engawa, auf welcher es sich Kyojuro bequem gemacht hatte. „Hast du etwa auch ein wenig Freizeit heute?“

 

„Das ist richtig!“, rief ihr ehemaliger Meister aus. „Ich komme gerade von einer erfolgreichen Mission zurück. Glücklicherweise wurde ich nicht von irgendwas getroffen, das heißt, ich kann wieder los, sobald es eine neue Mission für mich gibt!“

 

Ah, Kyojuro war stets so motiviert, es war schön zu sehen, zu hören und zu erleben! Es motivierte Mitsuri sogleich ebenfalls dazu, gleich wieder auf eine Mission gehen zu wollen. Doch das Maunzen, welches aus dem Karton wieder zu ihr drang, erinnerte sie an etwas, was vielleicht nicht wichtiger war als Menschenleben, aber dennoch beachtet werden sollte!

 

„Sieh mal Rengoku-san!“, meinte sie nun also und kam noch etwas näher. „Auf dem Weg hierher, bin ich auf diesen Karton gestoßen! Irgendjemand hat diese Kätzchen einfach ausgesetzt!“

 

„Oh, wirklich!“, rief Kyojuro aus, als er jetzt von der Engawa aufstand, damit er in den Karton hineinsehen konnte.

 

Mitsuri bewunderte ein wenig, dass Kyojuro größer war als sie, obwohl fast jeder Hashira sie in der Größe schlug. Zu ihrem ehemaligen Mentor aufzusehen, war dennoch nochmal etwas ganz Besonderes, und ihr nervöses Herz begann schneller gegen ihre Brust zu schlagen.

 

„Ja!“, verkündete Mitsuri jetzt aber. „Ich bin so froh, dass ich gerade diesen Weg gegangen bin und ich sie gehört und gesehen habe! Sieh doch nur, wie süß sie sind!“

 

„Sie sind ganz bezaubernd!“, stimmte Kyojuro nickend zu.

 

Mitsuri konnte erkennen, wie sich ein wundervolles Lächeln auf den Lippen des Flammenhashira ausbreitete. Durch ihre gemeinsame Zeit damals hatte sie einige Facetten von Kyojuro kennengelernt, auch wenn man meinen mochte, dass er gar nicht so viele besaß. Doch es gab minimale Unterschiede – nicht jedes Lächeln war gleich.

Es gab ein Lächeln, welches nur seinem Bruder galt.

Ein Lächeln, für seine Mutter, wenn er an ihren Schrein ging.

Eines, wenn er über seinen Vater sprach.

Es gab gefühlt für jede Person, die er besser kannte, ein einzigartiges Lächeln, auch wenn es nur sehr kleine Unterschiede waren.

 

Dieses Mal, war es ein sehr sanftes Lächeln, liebevoll und zärtlich – es ließ ihr Herz erneut schneller schlagen.

 

„Jedoch glaube ich nicht, dass Kocho-san begeistert davon wäre, hier Kätzchen vorzufinden.“

 

„Huh?“, irritiert riss Mitsuri die Augen auf, als sie wieder ihre Gedanken auf die Kätzchen lenkte. Mit gerunzelter Stirn sah sie zurück in den Karton. „Glaubst du? Aber sie sind doch so süß, wie könnte sie jemand ablehnen?“

 

Kyojuro schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln: „Theoretisch wäre dies ein perfektes Gebiet. Sie könnten viel im Garten oder im Umkreis toben. Aber gerade jetzt werden sie wohl etwas mehr Aufmerksamkeit benötigen.“

 

„Die Mädchen wären aber begeistert! Ist Kocho-san denn gerade da? Dann könnte ich sie ja fragen!“

 

„Sie ist vorhin ins Büro gegangen, also lass uns dort nach ihr sehen.“

 

Mitsuri nickte sofort motiviert. Shinobu könnte niemals verneinen, wenn sie all die süßen Kätzchen sehen würde! Deshalb folgte sie ihrem ehemaligen Mentor auch sofort. Auch wenn Shinobu manchmal etwas abweisend wirken konnte, so würde sie die Insektenhashira definitiv als eine Freundin ansehen. Vielleicht lag dies auch daran, dass sie die einzigen Frauen unter den Hashira's waren. Sie waren wohl von Grund auf verschieden, aber sie verstanden sich dennoch unheimlich gut und das genoss sie auch stets.

 

Zu Kyojuro hatte sie aber nochmal eine intensivere Verbindung, sicherlich auch aufgrund ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Immerhin war es etwas Besonderes, jemanden als Mentor zu haben – auch wenn Kyojuro zeitweise ein schrecklicher Mentor sein konnte. Selbst Mitsuri konnte bei all seiner Motivation niemals mithalten, vor allem wenn es ums Training ging, welches es geschafft hatte sie immer wieder auszupowern. Ob sie mittlerweile besser mithalten könnte?

 

Wollte sie überhaupt mithalten können?

 

Sie behielt den Karton an sich gedrückt, als Kyojuro an einer Tür anklopfte und darauf wartete Shinobu zu hören, welche sie auch direkt hineinbat.

 

 

„Rengoku-san, geht es dir etwa doch nicht gut?“
 

 

Die melodische Stimme flog förmlich durch den Raum, genauso wie der bekannte Geruch von Wisteria.
 

 

„Kocho-san!“, fiepste Mitsuri und drängte sich hinter Kyojuro vorbei, welcher deshalb nur etwas auflachte. „Sieh nur, ich habe einen Karton mit Kätzchen gefunden!“
 

 

Sie sah eine deutliche Verwunderung im Gesicht von Shinobu. Sicherlich hatte sie nicht mit ihr gerechnet und dann auch schon gar nicht mit der Aussage, mit welcher sie die ruhigen Räumlichkeiten gestürmt hatte.

Doch die Insektenhashira erholte sich schnell von dieser Überraschung und trug bald schon ihr bekanntes Lächeln wieder.
 

 

„Kanroji-san, ich habe dich gar nicht erwartet“, erwiderte sie als Erstes. „Und dann auch noch mit Kätzchen.“
 

 

Mitsuri bemerkte sofort, dass sie nicht sonderlich begeistert wirkte, trotz ihres Lächelns. Sie warf einen unsicheren Blick hinter sich auf Kyojuro. Entweder bemerkte er davon nichts oder er zeigte es zumindest nicht.
 

 

„Ja, sie sind so süß!“, meinte sie nun einfach, ein wenig zurückhaltend dennoch. „Ich dachte mir, sie wären hier wundervoll aufgehoben, oder? Die Mädchen würden sich bestimmt freuen, sie könnten draußen herumtoben und hätten ein freies Leben!“
 

 

„Ah, das ist leider nicht möglich“, Shinobu klatschte in die Hände und kniff die Augen bei ihrem Lächeln zu.
 

 

Mitsuri blinzelte betrübt: „Aber warum denn nicht?“
 

 

Dann nieste Shinobu plötzlich. Kyojuro machte ein neben ihr ein 'Uh'-Geräusch, vermutlich ebenso überrascht wie Mitsuri davon.
 

 

Shinobu seufzte etwas und machte einen Schritt zurück, obwohl sie bereits recht weit weg stand: „Nun, diese Fellknäuel verursachen bei mir genau solche Reaktionen.“
 

 

„Oh, deshalb hast du also nur einen Goldfisch als Haustier?“
 

 

„Du hast einen Goldfisch als Haustier? Wie interessant!“, meinte Kyojuro sofort neugierig.
 

 

Darauf ging ihre Insektenhashira nicht ein, sie nickte dennoch einmal: „Wie auch immer. Ihr müsst wohl einen anderen Ort finden, an dem ihr die Kleinen unterbringen könnt.“
 

 

„Ah ... wie schade. Ich dachte schon, es wäre perfekt hier!“, seufzte Mitsuri.
 

 

Das richtige Geräusch, um Kyojuro's Fürsorge zu aktivieren: „Ach, das bekommen wir schon hin, Kanroji-san! Lass uns gleich aufbrechen und ins Dorf heruntergehen!“
 

 

Mitsuri richtete ihren Blick sofort wieder auf Kyojuro, welcher sich bereits mit wehenden Haori umgedreht hatte, um den Weg einzuschlagen, den er vorgeschlagen hatte.

„Du hast recht!“, stimmte sie ihm sofort zu und lief keine zwei Sekunden später an seiner Seite.
 

 

Das war gar nicht mal so einfach.
 

 

Kyojuro war immer sehr schnell unterwegs. Während es bei ihm völlig normal wirkte, war sich Mitsuri ziemlich sicher, dass sie komplett gestresst aussehen musste. Dies war noch ein Grund dafür, wie schwer es doch war, bei ihm mithalten zu können. Vermutlich war es auch ein Grund dafür, dass er nie einen Tsuguko unter sich hatte – abgesehen von Mitsuri, welche dann ihre eigene Atemtechnik entwickelt hatte. Dennoch hatte sie unheimlich viel von Kyojuro gelernt – sie konnte dadurch durchaus nachvollziehen, warum bereits anderer an ihrer Stelle aufgegeben hatten.
 

 

Aufgeben war nie eine Option für sie gewesen, das war ihr zugutegekommen.
 

 

„Ich hoffe, wir können dort unten jemanden finden“, meinte sie. „Oh, warum bringen wir sie eigentlich nicht zu dir, Rengoku-san? Ich bin sicher, Senjuro würde sich darüber sehr freuen!“
 

 

Sie hätten ja durchaus Futter und Wasser besorgen können, bevor sie aufbrechen würden. Glücklicherweise war das Dorf, in welchem Kyojuro aufgewachsen war, auch nicht so immens weit entfernt, es wäre also durchaus machbar.
 

 

„Das ist keine gute Idee“, lachte Kyojuro auf. „Unser Vater hat Haustiere immer verboten. Er hat es nie begründet, aber ich denke nicht, dass sich seine Meinung verändert hat. Es würde also nur Ärger bedeuten, die Kätzchen dorthin zu bringen.“
 

 

„Ich... habe euren Vater noch nie angetroffen“, sprach Mitsuri zaghaft an.
 

 

Kyojuro nickte ein wenig: „Ja, er verlässt sein Zimmer eigentlich nie. Nur wenn er... na ja, seine Einkäufe erledigt.“
 

 

„... er muss eure Mutter wirklich sehr geliebt haben“, brachte sie schwer über die Lippen.
 

 

Liebe war ein wundervolles Gefühl und es gab nichts, was Mitsuri wohl mehr verehrte. Dennoch kannte sie aufgrund von der einen oder anderen Erzählung, dass sich diese Liebe verändert hatte. Sicherlich war sie noch da, aber der Verlust eben jener Liebe hatte dafür gesorgt, dass vieles mehr in die Schatten geraten war.

Dies war noch ein Grund dafür, weshalb sie Kyojuro ein wenig verehrte. Er war eine so starke Persönlichkeit, trug stets ein Lächeln auf den Lippen und half alles und jedem, ganz egal ob ein Freund oder ein Fremder.
 

 

Doch manchmal fragte sie sich, wann ihr ehemaliger Mentor auch mal zuließ, aufgefangen zu werden.
 

 

Mitsuri würde ihn auffangen. Sicherlich könnte sie keine guten Ratschläge geben, doch ihre Umarmungen wurden stets gelobt! Mit ihnen könnte sie sicherlich auch eine Hilfe sein.
 

 

„Das hat er“, antwortete Kyojuro. „Wir haben sie alle geliebt.“
 

 

Nach allem, was Kyojuro ihr bereits erzählt hatte, zweifelte Mitsuri keineswegs daran. Sie hatte das Haus nicht viel betreten dürfen, doch sie kannte den errichteten Schrein und auch die Küche – sie kannte auch die herrschende Anspannung, wenn sie im Haus unterwegs war. Glücklicherweise war nie etwas geschehen – und trotz allem war sie stets neugierig darauf gewesen, den Mann kennenzulernen, welcher vorher der Flammenhashira gewesen war. Mehr als das, der Vater von einem so wundervollen Menschen wie Kyojuro und dessen kleinen Bruder Senjuro, den sie auch sofort ins Herz geschlossen hatte.
 

 

„Wie geht es denn Senjuro so weit?“, fragte sie nach, auch um das Thema ein wenig zu wechseln.
 

 

„Ich hoffe, gut! So gut, wie er es mir immer sagt oder schreibt!“, erwiderte Kyojuro sofort. „Zumindest scheint er wohlauf zu sein, gesundheitlich, meine ich. Er erzählte mir zuletzt davon, ein Tagebuch unseres Vaters gefunden zu haben. Wir sind uns noch nicht sicher, ob wir es lesen sollten.“
 

 

Mitsuri konnte ganz genau den Schalk in Kyojuro's sonnigem Gesicht erkennen.
 

 

„Ich meine; es könnten interessante Sachen darin stehen. Über die Flammenatmung!“, redete ihr ehemaliger Mentor weiter. „Es scheint zumindest etwas älter zu sein, vermutlich hat er schon lange nichts mehr hineingeschrieben.“
 

 

„Dennoch ist es etwas sehr Privates“, warf Mitsuri schleunigst ein – Kyojuro gab nicht immer die Gelegenheit zu reden, weil er so viel plapperte. „Ihr solltet es lieber nicht ohne seiner Erlaubnis machen.“
 

 

Vermutlich würde es niemals eine Erlaubnis geben.

Besorgt warf sie einen Blick in den Karton, dank ihrer fast übermenschlichen Stärke bekam sie glücklicherweise keine Schmerzen aufgrund des stetigen Gewichts, welches sie hier trug. Auch wenn die Kätzchen mittlerweile zumindest ruhig hielten. Sie hatten sich aneinander gekuschelt, putzten sich oder schliefen bereits. Ob sie die Sicherheit spüren konnten, welche von Mitsuri und auch Kyojuro ausging?
 

 

„Das werden wir sicherlich auch nicht“, meinte Kyojuro.
 

 

Mitsuri wusste nicht, wie ehrlich diese Worte gemeint waren, doch im Allgemeinen hatte sich Kyojuro als eine sehr ehrliche Person ausgezeichnet, also glaubte sie es. So wie sie vermutlich alles glauben würde, was von ihm käme.
 

 

„Weißt du schon, zu wem wir gehen könnten? Wegen der Kätzchen?“, fragte Mitsuri, als sie das Dorf bereits am Ende des Weges erkennen konnte.
 

 

Es war fast schon lächerlich nahe am Schmetterlingsanwesen, aber dafür lag es auch auf Shinobu's Route und die Menschen dort wussten zum Teil über Dämonen Bescheid. Skeptiker gab es natürlich immer, aber es war wohl ein sehr sicherer Ort, weil es häufig von Dämonenjägern gekreuzt wurde.
 

 

„Hmm“, machte Kyojuro nachdenklich neben ihr. „Ich denke, die Kätzchen sollten am ehesten zusammenbleiben, oder? Sie sind sicherlich Geschwister. Vielleicht nehmen die Reisbauer sie auf? Dann hätten sie viel Freiraum um sich herum und sicherlich könnten sie ihnen auch Wasser bieten, sowie Futter.“
 

 

„Ich würde ihnen sogar Geld zukommen lassen!“, meinte Mitsuri sofort hingebungsvoll. „Ich will, dass es den Kleinen gut geht, ich hätte also kein Problem damit, etwas von meinem Geld abzugeben, damit sie auch wirklich genug bekommen!“

 

 

„Das ist so liebenswürdig von dir, Kanroji-san!“
 

 

Mitsuri fiepte leise, während sie spürte, dass ihre Wangen ganz warm wurden – und sicherlich rot angelaufen waren. Dabei sollte sie es wohl gewohnt sein, gerade von Kyojuro solche Dinge zu hören. Dieser sagte einfach, was ihm in den Sinn kam. Dennoch sorgte es für eine leichte Verlegenheit und Freude bei Mitsuri.
 

 

„D-das... ist doch selbstverständlich!“, erwiderte sie stolz.
 

 

„Ich bin sicher, dass die Reisbauer gerade bei so einem Angebot die Kätzchen wirklich aufnehmen werden. Und wir können sie dann besuchen, wann immer wir mal Zeit dafür haben!“
 

 

Mitsuri bekam sofort große Augen: „Ooohhh, das wäre so wundervoll!“
 

 

Dann könnten sie vielleicht miterleben, wie die Kätzchen größer wurden. Auch wenn sie nicht so oft Zeit hatten, mussten sie wohl auch so immer mal wieder zum Schmetterlingsanwesen – es war also immer auf dem Weg! Mitsuri müsste dann wohl aufpassen, sich davon nicht zu sehr ablenken zu lassen.

Im Moment erfreute sie dieser Gedanke aber dennoch und sie war schon ganz aufgeregte!
 

 

Die Felder der Reisbauer befanden sich natürlich am Rand des Dorfes, dort wo ausreichend Platz dafür war. Schon von weiten konnte man einige junge und auch ältere Männer, auf den Feldern umherstreifen sehen. Während Mitsuri trotz allem Fremden gegenüber eher etwas schüchtern war – wenn sie diese nicht gerade vor Gefahren retten musste – war Kyojuro gefühlt nie zurückhaltend. Ganz egal wo er war, man sprach ihn an – oder er sprach andere Personen an. Er stellte Fragen, begann Gespräche und tat nichts lieber als seine Mitmenschen aufzumuntern, wenn sie mal deprimiert wirkten.

Sein Gang war stets zielsicher und stark, als würde ihn nichts davon abbringen können seinen Pfad zu ändern. Es gab noch so viel mehr, was Mitsuri an ihrem ehemaligen Mentor beneidete – wofür sie ihn vermutlich auch ein wenig anhimmelte.
 

 

Sobald Kyojuro's Augen eine Person im Haus auffingen, in welchem die Besitzer des Feldes womöglich lebten. Dort drinnen dauerte es auch nicht lange, bis sie ein paar Personen entdeckten, manche von ihnen gönnten sich vermutlich eine Pause von der schweren Arbeit auf dem Feld, andere war vielleicht gerade dabei den Weg nach Hause anzugehen.
 

 

„Verzeihung!“
 

 

Mit festen Schritten ging Kyojuro auf eine Art Tresen zu, dem Geruch nach zu urteilen befand sich in der Nähe eine Küche – ob die Arbeiter hier frische Mahlzeiten bekamen? Es erinnerte Mitsuri zumindest sofort daran, dass ihr eigentlicher Plan ein ordentliches Mahl gewesen war. Ihr Magen fühlte sich so leer an!

Hoffentlich hätte Kyojuro hiernach noch Zeit, mit ihr essen zu gehen!
 

 

Der wackelnde Karton in ihren Armen ließ ihren Blick wieder hineinwandern, wo die Kätzchen ihr Nickerchen wohl erst einmal beendet hatten und nun leise maunzten und sich in dem engen Raum bewegten. Dass sie sich bewegen konnten, war nur dem verdankt, dass sie wirklich noch winzig waren. Vielleicht gerade alt genug, um ohne ihre Mutter leben zu können?
 

 

„... meine Genossin und ich würden auch gerne ein wenig Geld an Ihnen abtreten, damit sie sich gut um so Kleinen kümmern können. Wir wollen immerhin nicht dafür sorgen, dass sie ihnen die Haare vom Kopf fressen!“, bekam sie zwischendurch die Überredungskünste ihres ehemaligen Mentors mit.
 

 

Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass man die Kätzchen hier aufnehmen würde. Kyojuro war sehr überzeugend und vermutlich würde dessen reine Freundlichkeit auch genügen.
 

 

„Das sind also die Kleinen?“
 

 

Mitsuri hob ein weiteres Mal den Blick, um einer Dame entgegenzublicken, welche wie bezaubert von Kyojuro wirkte, so rot wie ihre Wangen waren, doch schließlich betrachtete sie die verschiedenen Kätzchen im Karton.
 

 

„Das sind sie!“, fiepste nun Mitsuri lächelnd.
 

 

„Gleich fünf von ihnen“, merkte die Dame noch etwas unsicher an.
 

 

„Sie scheinen Geschwister zu sein und ich bin sicher, sie werden Ihnen keinen Ärger bereiten!“, meinte sie. „Sie werden sicherlich auch gerne draußen herumtollen und nur zum Schlafen hereinkommen!“

Wobei dies wohl auf die Temperaturen ankam, aber wenn man draußen etwas für die Kätzchen baute, würden sie sich vielleicht auch dort einkuscheln?

„Es wäre wundervoll, wenn sie alle zusammenbleiben könnten, wo sie scheinbar schon ihre Mutter verloren haben.“
 

 

Die Dame seufzte schwer auf, sah die Kätzchen an, danach Mitsuri und zuletzt auch nochmal Kyojuro. Wer von ihnen ihre Skepsis auch immer brach, es dauerte nicht lange, bis sie zustimmte, die Kätzchen zu behalten. Während Kyojuro ein wenig Geld abgab – da Mitsuri derzeit nicht viel bei sich hatte, weil sie zu oft alles für Essen ausgab... - brachte sie die Kätzchen in ein kleines Zimmer, wo sie bald mit Decken versorgt wurden, so wie Wasser und etwas zu Essen.

Liebevoll beobachtete Mitsuri die kleinen Kätzchen beim Tollen, Einkuscheln oder Fressen. Sie konnte sehr schnell Kätzchen erkennen, die eher ruhiger waren, während andere wild herumtollten oder den Raum versuchten auszukundschaften. Mitsuri war schon ganz gespannt, wie sie sich entwickeln würden.
 

 

„Ich denke, sie werden sich hier wohlfühlen.“
 

 

Lächelnd drehte sie sich etwas, um Kyojuro anzusehen, welcher die Räumlichkeiten nun ebenfalls betrachtete.
 

 

„Das glaube ich auch. Und wir können miterleben, wie sie groß werden!“, fiepste Mitsuri ganz begeistert.
 

 

„Darauf freue ich mich bereits!“, erwiderte Kyojuro ebenso erfreut. „Vielleicht kann ich auch mal Senjuro herbringen, es würde ihn sicherlich auch erfreuen.“
 

 

Mitsuri nickte natürlich: „Vielleicht schaffen wir es ja mal zu dritt!“
 

 

Sie hatte auch Senjuro wirklich sehr lieb und Zeit mit den beiden Brüdern zu verbringen war immer ein wunderschönes Erlebnis. Doch diese Gedanken wurden verdrängt, als ihr Magen plötzlich anfing zu knurren und sie an ihren noch herrschenden Hunger erinnerte.
 

 

„Oh“, lachte Kyojuro auf, der es definitiv gehört hatte. „Du scheinst hungrig zu sein, Kanroji-san – wollen wir etwas essen gehen?“
 

 

Mitsuri sog die Luft tief ein, als Kyojuro ihr seine Hand entgegenstreckte, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Sie starrte die Hand an, als wäre sie etwas Heiliges, ehe sie fiepsend ihre Hand nach ihr ausstreckte. Die warmen, starken Finger umschlossen ihre zierliche Hand – sanft, aber durch das Ziehen fest genug, damit sie nicht wegrutschte.

So völlig fixiert auf ihre ineinander verbundenen Hände, erschrak sie sich doch prompt, als Kyojuro sie hochzog. Mit einem erschrockenen Geräusch kam sie auf die Beine, knallte aber sofort gegen Kyojuro, welcher sie glücklicherweise auf den Beinen hielt.

Mitsuri spürte sofort, wie ihre Wangen knallrot anliefen, bevor sie sich fiepsend von Kyojuros muskulösen Oberkörper wegdrückte und komplett löste. Verlegen strich sie den Stoff ihrer Uniform glatt und vermied den direkten Blickkontakt mit Kyojuro, welcher lediglich zu glucksen schien.
 

 

„Na komm, lass uns gehen. Ich habe gehört, ein neues Lokal hat hier aufgemacht!“
 

 

„J-ja! Das habe ich auch gehört!“, erwiderte Mitsuri sofort.
 

 

Es fühlte sich so an, als wäre sie wieder Kyojuro's Schülerin, so wie sie ihm hinterher stolperte. Sie warf nochmal einen Blick auf die Kätzchen, welche noch immer herumtobten oder mittlerweile wieder schliefen. Den Karton hatte sie umgekippt, damit die Kätzchen ein- und auskamen und da ihr allgemein bekannt war, dass Katzen Kartons liebten... gab es auch keinen Grund diesen wegzunehmen.
 

 

Sie hoffte wirklich, dass Kyojuro und sie einen guten Ort für die kleinen Kätzchen gefunden hätten, welche bislang nur einen Karton hatten.



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