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In die Arme des Bösen

Wichtelgeschichte für Sturmdrache
von

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Chapter Eight

Kyojuro war sich sicher, dass Akaza es ernst gemeint hatte mit dem Kampf. Abgesehen davon brauchte der Dämon scheinbar keinen Grund, um ihn zu besuchen – wie gut oder schlecht das war, sei mal dahingestellt. Er konnte jedoch nicht von sich weisen, dass er nicht mehr in komplette Panik verfiel, wenn Akaza in seiner Nähe war.

Ob es sich langsam immer normaler für ihn anfühlte?

Das war sicherlich nicht gut!

 

Er rieb sich immer wieder den Nacken, als würde er die kalten Finger immer noch dort spüren können. Wenn es Senjuro auffiel, dann sprach dieser es zumindest nicht an.

 

Nachdem sie am Vortag so viel und lange draußen gewesen waren, nahm sich Kyojuro heute ein ausgiebiges Training vor. Vielleicht wollte er sich auch einfach darauf vorbereiten, bei einem Kampf gegen Akaza nicht völlig einzustecken.

 

Wollte er ihn töten?

 

Akaza hätte ihn schon lange töten können. Der Dämon schien jedoch interessiert daran zu sein, ihn in einem Kampf zu töten, wenn er es tun müsste. Von dessen Gerede mal ganz zu schweigen, wo es darum ging, dass er ihm gehörte.

Wie ernst meinte der Dämon das?

 

„Bitte gib dir auch Pausen, Aniue!“, rief Senjuro ihm irgendwann besorgt dazwischen.

 

„Sei unbesorgt, es geht mir gut!“

 

Und das war die Wahrheit. Es ging ihm wirklich gut – abgesehen davon, dass er nicht so fit war wie zuvor. Alles benötigte mehr Kraft als zuvor und er hatte erschrocken feststellen müssen, dass er nicht mehr so gelenkig war wie normal. Natürlich war Kyojuro nie an die Gelenkigkeit von Mitsuri herangekommen, aber jetzt? Das war wirklich inakzeptabel!

Glücklicherweise war er voller Motivation und Enthusiasmus, ganz normal, aber vielleicht auch angeheizt von der Herausforderung, die es heute Nacht geben würde.

 

„Aber ... du trainierst schon ein paar Stunden ... Kocho-san sagte doch, du solltest dich nicht sofort hineinstürzen! Ohhh ... ich hätte ihr einen Brief schreiben sollen, damit sie kontrollieren kann, ob du wirklich bereit dafür bist!“

 

Das wäre eine schreckliche Idee!

 

„Glaub mir, ich bin bereit dafür wieder zu trainieren“, versuchte er seinen Bruder zu beschwichtigen.

 

Shinobu hatte bereits gestutzt, weil Kyojuro's Wunden so gut verheilt waren, dass jetzt würde sie vermutlich komplett irritieren – oder Misstrauen entflammen. Dem wollte er wirklich lieber entgehen.

Auch wenn es vielleicht dumm war. Es wäre besser sich jemanden anzuvertrauen, vor allem was das dämonische Blut anbelangte. Gerade glaubte er einfach den Worten eines Dämons, aber auch weil es nicht so schien, als hätte es eine andere, negative Auswirkung auf ihn.

Wenn dies der Fall gewesen wäre, dann hätte Kyojuro natürlich sofort und so schnell wie möglich reagiert und seine Freunde kontaktiert – allen voran Shinobu.
 

Selbst wenn Senjuro jetzt einen Brief an Shinobu schreiben würde, so käme sie niemals heute schon hier an. Zumindest war das seine Hoffnung, sollte sein Bruder sich wirklich dazu entscheiden, einen Brief herauszuschicken.

Er war auch wirklich froh darüber, dass er nun wieder fit genug war um zu trainieren – die ganze Bewegung hatte ihm wirklich gefehlt und sein fehlendes Auge, störte ihn überhaupt nicht. An manchen Stellen war es immer noch ungewohnt und in einem richtigen Kampf würde es ihm sicherlich noch mehr auffallen, aber zumindest im Training alleine, gab es keinen Grund seinem verlorenen Auge nachzuweinen.

 

Um Senjuro nicht in die totale Besorgnis zu treiben, machte er dennoch eine Pause – auch weil er hungrig wurde. Sein Blick glitt von der Engawa aus, auch ins Haus hinein. Dort, wo ungefähr das Zimmer ihres Vaters wäre. Er sollte bald das Gespräch zu ihm suchen, vielleicht würde es sie wieder zueinander bringen.

Doch für heute wollte sich Kyojuro auf den bevorstehenden Kampf konzentrieren. Normalerweise stand seine Familie für ihn immer an erster Stelle, er sollte keinen Kampf über sie stellen, aber ... er durfte nicht verlieren.

 

Nicht dieses Mal.

 

Danach wäre er wieder komplett konzentriert auf die wirklich wichtigen Dinge in seinem Leben.

 

„Magst du etwas mit mir zusammen trainieren, Senjuro? Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.“

 

„Oh ... nein, ich bleibe lieber dabei aufzupassen, dass du es nicht übertreibst und das kann ich besser, wenn ich dir einfach nur zusehe.“

 

„Na schön ... aber wir werden auf jeden Fall bald wieder gemeinsam trainieren! Du kommst mir nicht so einfach davon!“

 

Senjuro schmunzelte ein wenig und Kyojuro hatte fast das Gefühl, dass alles wieder normal wäre. Der einzige Unterschied zu früher war sein fehlendes Auge und dass ein Dämon ihn als seinen Besitz ansah.

Tagsüber konnte man darüber hinwegsehen.

 

Am Ende gab sich Kyojuro wirklich nicht viel Ruhe und Pausen, wie Senjuro vielleicht gerne gewollt hätte. Vielleicht wäre er durch all das Training am Ende viel zu erledigt für den Kampf gegen Akaza. Vielleicht bräuchte er mehr, als nur diesen einen Kampf gegen ihn, um sich zu beweisen – um diesem Dämon zu zeigen, dass er auch als Mensch dazu fähig war, über jemanden wie ihn zu obsiegen!

Doch da er schon heute sein Bestes zeigen wollte, nahm er sich ein paar Stunden Zeit, bevor der Abend richtig anbrechen würde. Er wechselte seine durchgeschwitzte Kleidung und band sein Haar nochmal von neu, damit sein Pony nicht während einem Kampf im Weg wäre.

 

Da er davon ausging, dass Akaza nicht sofort angreifen würde, verharrte er in seinem Zimmer und begann erneut damit, einen weiteren Brief an seine Mutter zu schreiben. Er erwähnte dabei vermutlich auch Akaza – und all seine Gedanken um ihn herum oder der ganzen Angelegenheit.

Kyojuro schrieb seiner Mutter immer über die wichtigsten Ereignisse in seinem Leben, also fand natürlich auch der Gedanke Platz, mit seinem Vater zu sprechen. Dennoch gehörte Akaza zu seinen Gedankengängen heute definitiv dazu.
 

„Kyo~juro!“

 

Er erschrak nicht einmal mehr davon, wie plötzlich Akaza auftauchte, wie er seinen Namen beinahe schnurrend über die Lippen brachte und jegliche Privatsphäre mit Füßen trat, als er bei ihm im Zimmer auftauchte, direkt neben ihm.

Kyojuro bemühte sich den Brief abzudecken – vor allem da dieser Dämon sich sicherlich herrlich darüber amüsieren würde, dass sein Name auf diesem Papier zu finden wäre. Nicht nur einmal.

 

„Klopf gefälligst an!“

 

„Aber du hast die Tür für mich offengelassen.“

 

Natürlich hatte Kyojuro das, es wäre ihm lieber, wenn Akaza gleich hineinkäme, statt als Schatten vor seiner Tür zu wandeln.

 

„Dennoch könntest du anklopfen.“

 

„Jaja“, winkte der Dämon entspannt ab. „Schreibst du wieder an deine Mutter?“

 

„... ja“, gestand Kyojuro, aber er hielt den Brief dennoch verdeckt. „Aber der geht dich nichts an!“

 

Akaza verdrehte die Augen: „Ganz, wie du meinst. Jetzt lass uns kämpfen!“

 

„Nicht in meinem Zimmer“, schnaubte er, als Akaza bereits seine Position einnahm. „Und auch nicht im Garten. Selbst Senjuro würde das mitbekommen.“

 

Und dem wollte er wirklich keine Sorgen bereiten. Sein Vater sollte das besser auch nicht mitbekommen, auch wenn dieser wegen des Sake nicht viel mitbekam, wollte Kyojuro dies nicht herausfordern.

 

„... und wo dann?“, verzog Akaza genervt das Gesicht.

 

„Ich bin sicher, es gibt irgendwo einen freien Platz dafür. Auf jeden Fall nicht in der Nähe meines Zuhause.“

 

„Fein. Dann komm jetzt aber! Ich werde mich nicht langfristig zurückhalten können.“

 

Kyojuro wollte auch dieses Risiko nicht eingehen, also erhob er sich nun wirklich seufzend, um nach seiner Laterne zu greifen und vorauszugehen. Er zog die Tür von draußen zu, als Akaza ebenfalls hinausgekommen war und dabei wie ein aufgeregtes Kind wirkte.

 

„Oh, ich glaube, ich kenne einen guten Ort!“

 

Kyojuro war sicher, dass sein Herz einen kurzen Aussetzer machte, als Akaza einfach nach seiner freien Hand griff und ihn mit sich zog. Glücklicherweise konnte der Dämon scheinbar seine Kräfte regulieren – sonst hätte Kyojuro bestimmt schon seinen Arm gezogen.

So wurde er lediglich weitergezogen, außerhalb vom Anwesen seiner Familie und weiter durch die Straßen, die fast im Dunkeln lagen. Kyojuro hoffte, dass niemand Akaza sehen würde, welcher mit seinen Körperbemalungen und dem strahlenden Haar schon sehr deutlich hervorstach. Glücklicherweise nutzten sie nur wenige der Wege des Dorfes, bevor sie schon am Rand von eben jenem ankamen, dorthin wo Akaza ihn scheinbar hinführen wollte.
 

Zumindest fast.

 

Sie entfernten sich noch ein wenig mehr vom Dorf. Mittlerweile hatte sich Kyojuro an die kalten Finger gewöhnt, die immer noch seine Hand umfassten. Doch schließlich erreichten sie eine Fläche, die man durchaus als frei bezeichnen konnte. Es war ein kleiner Platz, wo reisende Händler oftmals ihre Stände aufstellten, um ungewöhnliche Sachen zu verkaufen – die nicht immer so ungewöhnlich waren, wie sie behaupteten.

 

„Aber jetzt!“

 

Akaza löste seine Hand, um ein paar Schritte Abstand zu nehmen und seine Kampfposition einzunehmen. Und jetzt hatte Kyojuro wirklich keinen Grund mehr zum Meckern. Also zog er sein Katana, um ebenfalls seine Position einzunehmen. Es erinnerte ihn schon jetzt an ihren ersten und bisher einzigen Kampf, nur dass jetzt nicht die Passagiere eines Zuges seinen Schutz benötigten, sondern ... niemand – und wenn doch, dann eindeutig das Dorf und seine Familie.

 

„Konzentriere dich ganz auf mich, Kyojuro!“, forderte Akaza sofort auf.

 

Als würde er wissen, was Kyojuro dachte, nur heute konnte er sich vielleicht mehr als beim letzten Mal, auf diesen Kampf einlassen.

Nach einem Moment machte Kyojuro den ersten Schritt. Er stürmte nach vorne und schwang sein Katana, es stieß auf Akazas Unterarm, schlug es sogar ab, aber nur um von der zweiten Hand weggeschlagen zu werden.

Akazas Bewegungen waren schnell und in ihrer Form perfekt, Kyojuro musste komplett konzentriert dabei bleiben, um jede der Fäuste mit seinem Katana abzufangen oder rechtzeitig abzutrennen, damit sie ihn nicht trafen. Manches Mal war es eine minimale Drehung, die ihn davor bewahrte, erneut ein Auge zu verlieren.

Er bemerkte, wie Akaza sein fehlendes Auge immer wieder versuchte auszunutzen, als würde er prüfen wollen, wie gut Kyojuro auch ohne dieses kämpfen konnte.

 

Langfristig konnte Kyojuro auch erkennen, dass Akazas Bewegungen schnell waren – aber nicht ganz so schnell wie bei ihrem ersten Kampf. Der Gedanke daran, dass Akaza Rücksicht auf ihn nahm, fühlte sich komisch an – falsch und doch richtig.

 

Und nach wie vor hatte Akaza kein Problem damit, während ihres Kampfes zu reden.

 

„Sieh nur! Du bist einfach wundervoll, Kyojuro! Dieses unglaubliche Talent darf einfach niemals sterben!“

 

„Halt den Mund!“, schnauzte Kyojuro, als er ein weiteres Mal Akazas Unterarm abtrennte und mit einem weiteren Schlag versuchte, den Hals des Dämons zu erreichen.

 

Akazas Hand umfasste die glühende Klinge und Blut glitt an ihr herab, während Kyojuro sich keinen Millimeter weit bewegen konnte.

 

„Oh, aber ich glaube, du genießt es“, schnurrte der Dämon, ehe er ihn mit einem Schubser ins Taumeln brachte, um gleich darauf hinterherzujagen und ihn mit weiteren Schlägen zu malträtieren. „Du bist einfach so perfekt, Kyojuro. Perfekt dafür, ein Dämon zu werden. Perfekt dafür, ewig an meiner Seite zu leben!“

 

Die letzten Worte ließen ihn in einer Bewegung innehalten und die Faust kam ungebremst auf sein Gesicht zu. Statt aber wie bei ihrem ersten Kampf eine Verletzung zu hinterlassen, stupste der Dämon mit seinen Knöcheln nur gegen seine Stirn.
 

„Jetzt wärst du tot“, gluckste er dabei.

 

Grantig schlug er die freche Faust ab, welche im nächsten Moment bereits wieder nachgewachsen war. Akaza kicherte nur, fast wahnhaft, griff im nächsten Moment aber wieder an. Wenn Kyojuro etwas im Kampf gegen Akaza lernen konnte, dann war es wohl die perfekte Abwehr und Reflexe. Vor allem auch der tote Winkel wurde so oft von Akaza ausgenutzt, dass Kyojuro nur noch sicherer kämpfen würde, wenn er dies immer wieder wiederholen würde.

 

Und dennoch unterlag er komplett.

 

Akaza hätte ihn vermutlich schon mehr als einmal in diesem Kampf töten können. Stattdessen endete es völlig anders. Der Dämon packte nach seinen Unterarmen, Kyojuro konnte sein Katana nicht mehr schwingen und sich auch nicht losreißen. Statt dies so zu beenden, verlor er jeglichen Halt, als ein gezielter Tritt seine Beine umknicken ließ. Ihm stand ein hartes Aufkommen bevor, stattdessen wurde er beinahe sanft auf den festen Boden abgelegte.

Er stieß alle Luft in einem Atemzug aus und blinzelte verwirrt hinauf zu dem Dämon, der über ihn triumphierte. Mittlerweile hielt er nur noch den Unterarm fest, welcher das Katana weiterhin fest umklammert hielt.

 

„Du bist schon besser als ich es mir vorgestellt habe, nach deiner langen Pause – aber du könntest noch so viel besser sein!“

 

Kyojuro schnaubte, aber ehe er antworten konnte, entriss Akaza ihm sein Katana und warf es gezielt gegen einen nahen Baum, wo die Klinge stecken blieb.

 

„Bist du verrückt!? Mein Kata-“

 

Die letzte Silbe blieb ihm im Hals stecken, als Akaza sich tief zu ihm herunterbeugte. Stattdessen riss er sein Auge auf, fühlte wie sein Herz stehenzubleiben schien und starrte geradewegs ihn zersprungene Spiegel und leuchtenden Augen.

 

„Was bekomme ich für meinen Sieg?“



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