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Die Verbindung zwischen uns

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ihr Lieben,
dieses Kapitel wird sicherlich eine große Überraschung sein.
Ich hoffe ihr könnt dem Ganzen folgen und freue mich auf eure Meinung.
Liebe Grüße! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute mal ein wenig mehr Sasu Saku als in den letzten Kapiteln 😏
Viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,
entschuldigt bitte die lange Wartezeit.
Das folgende Kapitel ist etwas kürzer, aber in der Kürze liegt die Würze. Bekannterweise.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freue mich auf eure Rückmeldungen.

P.s. Der Cliffhanger ist diesmal eher Mittig im Kapitel. 😇 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!
da das letzte Kapitel etwas hat auf sich warten lassen und auch nicht ganz so lang war, möchte ich euch das Wochenende mit einem weiteren Kapitel versüßen.
Ich hoffe ihr werdet mich nicht steinigen und könnt diesen Kapitel ein wenig Gefallen abfinden. 🙏🏻
Ich wünsche euch viel Spaß und freue mich auf ihre Kommentare.

LG* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ihr Lieben ❤️
Das nächste Kapitel ist da und ich hoffe ihr verzeiht mir den kleinen Seitensprung aus dem Letzten.
Ihr bekommt ein wenig Team 7, einen kleinen Hinweis wie es weitergeht und vielleicht den Grund für Sasuke Rückkehr.
Viel Spaß, ich freue mich auf eure Rückmeldung!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ihr Lieben ❤️
Zum Start des Wochenendes hier das neue Kapitel.
Wir machen eine kleine Zeitreise, es wird etwas düster, es bringt etwas Klarheit, ich wünsche euch viel Spaß und freue mich auf ihre Rückmeldungen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich glaube, ich bin ungeduldiger zu erfahren, was ihr über das nächste Kapitel denkt, als dass ihr wissen möchtet was als nächstes passiert.
Viel Spaß ihr Lieben ❤️ lasst mich wissen was ihr denkt! Komplett anzeigen

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Dein Weg zurück

Der Flur war dunkel, die Luft klamm und modrig. Die einzige Lichtquelle boten kleine Lampen über den Türen, welche die Ausgänge auswiesen. Fenster waren hier unten keine. Sie hasste diese Räume, die Praktiken, welche von einigen Anbus hier gepflegt wurden. Und obwohl hier unten eisige Stille herrschte, glaubte sie längst vergangene Schreie zu hören.

Ihre Schritte hallten an den leeren, kalten Wänden wieder. Ihr Atem bildete kleine, weise Wölkchen. Gänsehaut überzog ihre Arme. Nur zu genau wusste sie wohin sie gehen musste, kannte diese Gänge ebenso wie jeder Anbu hier, kannte viele der Gesichter, welche nie wieder hier hinaus gekommen waren.

Am Ende des Ganges verharrte sie vor einer eisernen Türe. Sie atmete einmal zittrig ein und aus. Die Nervosität fraß sich geradezu durch ihre Glieder, nistete sich in ihrer Brust ein. Du bist stark. Du schaffst das! Es war wie ein Mantra, mit welchem sie sich immer wieder gut zusprechen musste. Die Nervosität zog durch ihre Glieder, verharrte kribbelnd in ihrem Nacken. Ohne zu Klopfen betrat sie den Raum. Das Zimmer war nur spärlich eingerichtet. Ein kleiner Tisch und zwei Stühle befanden sich hier drin, die Wände waren kahl und das Licht der Lampe flackerte, als die Tür hinter ihr zufiel. Automatisch glitt ihr Blick an die gegenüberliegende Wand, in welche ein großes Fenster eingelassen war. Die Scheibe war dunkler als gewöhnliche Scheiben, gewährte nur Sicht von einer der beiden Seiten. Jeder der Anwesenden in diesem Raum beobachtete angespannt das Geschehen auf der anderen Seite, schienen sie gar nicht zu registrieren. Lautlos fiel die Tür hinter ihr ins Schloss, wurde übertönt von den wütenden Worten des Shinobis einen Raum weiter „Jetzt gib doch wenigstens einen Laut von dir!“

Doch keine Silbe kam über die Lippen des Gefesselten, dessen Blick reglos auf dem Tisch vor ihm lag. Sie zuckte zusammen, als der Blonde mit beiden Händen auf den Tisch schlug, sich abwandte, wütend das Gesicht verzog. Verzweifelt und verletzt. „Dann versauere doch hier unten, Teme.“ Als er den Raum verließ, schloss er die Türe in seinem Rücken so schwungvoll, dass die Scheibe, an welcher die anderen standen, erzitterte. Ebenso wie er selbst.

Müde blaue Augen schauten ihr entgegen, sprachen von der stummen Resignation, welche langsam aber sicher auch ihn ergriff. Seufzend ging er auf sie zu, ließ seinen Kopf auf ihre Schulter sinken, suchte Trost und Hoffnung an ihrer Seite. Sie verstand ihn, seine stumme Entschuldigung, die stumme Bitte nach Verständnis. Ihre Hand fuhr über seinen Arm, verharrte an seiner und drückte diese kurz, bevor sie sich entschuldigend von ihm löste, näher an die Scheibe trat.

„Ich halte es für keine gute Idee, Hokage-sama.“ Der Blick der Godaime lag fest und unnachgiebig auf dem dunkelhaarigen Mann, dem engsten Berater ihrer Hokage, welcher nach wie vor reglos, mit verschränkten Armen auf seinem Platz ausharrte. Jedem in diesem Raum stand die Sorge ins Gesicht geschrieben. Keiner wollte die rosahaarige Konoichi alleine dort hinein lassen. „Er hat keinerlei Möglichkeit ihr etwas zu tun, alle seine Kräfte sind versiegelt.“ Ja. Körperlich vermochte er ihr wohl nichts anhaben können, hatte man doch für ausreichend Siegel gesorgt, welche sein Chakra unterdrückten. Doch seine Worte hatten schon immer mehr Macht über sie als alles andere. Und leider war auch dies eine Tatsache, die jedem hier im Raum bekannt war. Ihr gegenüber stand ihr alter Sensei, welcher sie besorgt musterte. Sie zwang sich zu einem Lächeln, wollte sich ihre eigenen Zweifel nicht anmerken lassen. Bevor sie durch die Türe trat, erwiderte sie noch den ernsten Blick der Hokage.
 

Das Licht war schwach und flackerte summend vor sich her. Die Luft war dünn und roch so modrig wie alle anderen Räume hier unten. Er zeigte keinerlei Reaktion, als sie sich auf den Stuhl gegenüber von ihm niederließ, nur ein schmaler Tisch zwischen ihnen. Sein Gesicht war kantiger als sie es in Erinnerung hatte, seine Haare kürzer als bei ihrer letzten Begegnung. Er wirkte so viel älter, als er eigentlich war. Seine Augen fixierten einen Punkt hinter ihr, welcher außer ihm keiner zu sehen vermochte. Sie wusste nicht wie sie vorgehen sollte, wusste nicht was sie sagen könnte, was nicht einer der viele Shinobi vor ihr schon gesagt haben könnte. Bring ihn zum Reden lautete ihr Auftrag und noch zu gut hallte die Stimme der Godaime in ihrer Erinnerung wieder. Es wäre so viel leichter, wäre ihr nicht so unglaublich schlecht in diesem Augenblick. Aufmerksam folgte sie jeder seiner Bewegungen, jedem Atemzug, welchen er tat. Er wirkte vollkommen gelassen, kein bisschen angespannt. Striemen überzogen seine Arme und Hände. Blutergüsse färbten die Haut an seiner rechten Wange und zeugten von den Methoden, welche ihn zum Sprechen animieren sollten. Zwecklos. Sie wusste nicht viel über diese Art von Verhören, doch er machte nicht den Anschein als würde irgendeine noch so unbekannte Methode bei ihm Wirkung zeigen.

Sie wusste nicht was hinter der Scheibe vor sich ging, hinter der sie wenige Sekunden zuvor noch selbst gestanden hatte. Einzig und alleine das Rauschen ihres Blutes hallte in ihren Ohren wieder, ihr Herz schlug hart und schwer in ihrer Brust. Wie lange war sie ihm nicht mehr so nah gewesen? Wann hatte sie ihn das letzte Mal zuvor gesehen? Ihre Zähne gruben sich in ihre Lippen, unsicher ob sie wirklich etwas machen sollte oder konnte. Sie hatte noch nicht einmal angefangen und schon nagten die Zweifel an ihr. Selbstzweifel, welche er in ihr hervorrief. Doch es gab keinerlei Gründe dafür. Sie war unglaublich stark, talentiert, klug. Er war ihr Schwachpunkt. Seufzend massierte sie ihren Nasenrücken. Sie stand auf, trat näher und kniete sich neben ihn hin.

Stumm folgte er ihren Bewegungen, fühlte eine wohltuende Wärme auf seiner Haut, als ihre Hand ihn berührte. Er sah wie die Striemen auf seinen Armen verschwanden. Minuten vergingen, in denen sie seinem Blick auswich, überlegte, welche Möglichkeiten sie hatte. Ihre Möglichkeiten unterschieden sich von denen der anderen Anbus. Egal auf welche Art und Weise. Sie stand ihm nah, sie war ein Teil seines Lebens. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Unberechenbar und skrupellos. Doch er war auch nur ein Junge der sich nach Zuneigung sehnte, der zu stolz war dies zuzugeben. Er war das Spiel mit dem Feuer. Daran glaubte sie fest. Ihre Hand verharrte an seiner Wange, erwiderte seinen Blick, müde und resigniert wie schon ihr Teamkamerad zuvor. Die Wärme ihres Chakras schwand, dennoch ließ sie ihre Hand an seinem Gesicht liegen. Sie war keineswegs aufdringlich. Ihre Finger lagen bewegungslos auf seiner Wange. Wie gerne würde sie die Konturen seines Gesichts nachfahren… „Du hast mir gefehlt.“ ihre Worte waren nur ein Hauch. Er hörte sie trotzdem, dass wusste sie. Ihre Worte waren leise, so leise, dass sie in diesem Raum blieben. Laut genug, dass er sie verstand.

Sie löste ihre Finger von ihm und stand wieder auf. Benommen schüttelte sie den Kopf, sah aus dem Augenwinkel heraus, wie ihr Gegenüber sie ansah. Stumm erwiderte er ihren Blick. Kalt und gleichgültig wie sie ihn noch nie gesehen hatte, während in ihren Augen ein Sturm an Gefühlen zu sehen sein musste. Sekunden sahen sie einander an, ehe sie ihren Blick abwandte, seinem nicht mehr standhalten konnte, abwenden musste, weil sie die Wahrheit nicht wahr haben wollte, ihn nicht mehr ansehen konnte. Was war nur aus ihm geworden?

Eine seiner Augenbrauen hob sich provozierend, während sie ihn wieder beobachtete. „Erschütternd, Sakura. Nicht wahr?“ seine Stimme war rauer und tiefer als sie sie in Erinnerung hatte. Ihr Herz setzte aus und schlug härter als zuvor in ihrer Brust. Ein trauriges Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Mh…“ Sie wandte ihm den Rücken zu, löste ihren Zopf um diesen neu zu binden. Durch die Spieglung der schwarzen Scheibe behielt sie ihn im Blick, sah wie seine Augen ihr folgten „Warum bist du dann hierher zurück gekommen?“ Er war der meistgesuchteste S-Rang Nukenin den Konoha zu bieten hatte. Ihm musste doch klar gewesen sein, dass… Sie verstand es einfach nicht, es machte einfach keinen Sinn. Sich setzend hielt sie seinem Blick stand, stützte ihr Kinn auf ihren Hand. Provokant lehnte er sich vor, verharrte nur Zentimeter vor ihr. Sein Atem streifte ihre Haut. Sie wusste nicht, wie viel Zeit schon vergangen war seit sie diesen Raum betreten hatte. Eine Eigenschaft, welche diese Räume ausmachte. Sie ließen einen das Zeitgefühl völlig verlieren. Schnell fühlten sich hier Minuten, wie Stunden an. Die Türe zum Beobachtungsraum wurde geöffnet. Langsam löste sie den Blickkontakt und folgte der Bitte des Shinobis, welcher im Türrahmen verharrte. „Vielleicht verrätst du es mir ja beim nächsten Mal. Bis dann, Sasuke-kun.“ Als sie den Raum verließ, spürte sie die Hand ihres Senseis auf ihrer Schulter, welcher ihr stolz zunickte. Erstaunlich wie viel ihre kurze Anwesenheit vollbringen konnte.
 

Man sorgte zwar dafür, dass er genügend Flüssigkeit und Nahrung zur Verfügung hatte, doch in der Regel wurde dies unberührt wieder aus dem Raum rausgeholt. Leise Sorge machte sich in ihr breit, als er auch am nächsten Tag jegliche Nahrung verweigerte. Eine Wache hatte ihr gesagt, dass er seitdem er hier war keine Minute geschlafen hatte. Und auch an Naruto nagte diese ganze Situation. Jede freie Minute verbrachte er hier, schrie ihn an und tobte oder saß einfach nur dort und beobachtete ihn. Alleine stand sie nun hier in diesem Beobachtungsraum, hoffte irgendeine Reaktion wahrzunehmen. Doch er rührte sich nicht. Nicht einen Millimeter. Würde sich in gleichmäßigen Zügen seine Brust nicht heben und senken, könnte man den Anschein haben, es säße eine Puppe auf diesem Stuhl. Es war erstaunlich zu sehen, dass er nach all den Tagen hier unten noch in so einer guten körperlichen Verfassung war.

Ihre Schritte ließen ihn aufblicken, ihren Blick erwidern. Er konnte nur ahnen, was die Hokage mit der Anwesenheit seiner ehemaligen Teamkameradin bezweckte. Er kannte diese Sorgenfalte auf ihrer Stirn, ignorierte die Fragen, welche sie ihm stellte. Er beobachtete jeden ihrer Schritte, wusste dass sie als nächstes neben ihm stehen und ihn untersuchen würde. So ging es seit Tagen von statten.

Ihre Fingerspitzen berührten das Siegel an seinem Nacken, fuhr die Konturen des Zeichens nach. Sie wunderte sich, dass er sich ihren Berührungen nicht entzog, kommentarlos ihre Finger ziehen ließ. Wenn sie das Siegel berührte, dann fühlte sie welche Kraft darin verborgen war, dieses enorme Chakra, welches nur darauf wartete ausbrechen zu können. „Macht es dir nichts aus, dass ich dich berühre?“ Ihre Stimme war leise und zart, fast so wie er sie in Erinnerung hatte. Ihr Atem streifte sein Ohr, so nah stand sie hinter ihm. Ihr Parfum umhüllte sie, benebelte seine Sinne. Sie mochte sich zwar äußerlich verändert haben, doch alles an ihr schrie nach dem kleinen naiven Mädchen, welches ihm einst ewige Liebe geschworen hatte. Sie konnte noch so betörend schön und reizend sein. Mit so etwas hielt er sich nicht auf. „Dass Naruto pausenlos hier sitzt und dich anschreit?“ Sie löste sich von ihm und setzte sich ihm gegenüber, überschlug ihre Beine. „Dass Kakashi dich aufgegeben hat?“ Ihre Stimme klang mit einem Mal fremd. Dieser berechnende Ton und das wütende Funkeln in ihren Augen. Ein kaltes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Versuchst du mich zu provozieren, Sakura?“ Ein Schatten legte sich über ihre Augen, als sie den Blick senkte und ihm somit auswich „Das kann ich doch gar nicht, Sasuke-kun. Das konnte ich nie.“ Ein leises Lachen verließ ihre Lippen. Bevor sie den Raum verließ, trat sie auf ihn zu, beugte sich zu ihm hinab. „Ich versuche dir zu helfen. Das habe ich schon immer.“ Es war nur ein zarter Hauch, eine leise Berührung ihrer Lippen an seiner Wange.
 

Mit verschränkten Armen beobachtete er das Vorgehen in dem abgegrenzten Raum. Seit Wochen tat sich kaum etwas hinter dieser Scheibe. Dennoch nahm er dieses kurze Zucken wahr, wenn die rosahaarige Konoichi den Raum betrat, sah wie seine Augen ihr unauffällig folgten, wie seine Muskeln sich anspannten, wenn sie ihn berührte. Die wenigen Laute, welche seine Lippen verließen, erklangen nur in ihrer Gegenwart. Nachdenklich lehnte er sich vor, stützte sich mit den Händen auf dem kleinen Tisch ab, während die Iryonin sich gegenüber des Gefangenen nieder ließ. Das würde sie nicht weiterbringen. Worte würde ihn nicht mürbe machen, ihn nicht dazu bringen nachzugeben. Sie hatte nichts in der Hand, was ihn umstimmen konnte. Sie konnte nichts tun… Schritte ließen ihn sich von dem Geschehen abwenden, seine Gedanken unterbrechen. Den Kopf senkend verneigte er sich vor der Hokage, welche den Raum betrat. Seufzend ließ sie sich auf einen der wenigen Stühle im Raum nieder, beobachtete ihre einstige Schülerin. „Irgendetwas Neues, Shikamaru?“ Sie brauchte sich gar nicht umdrehen um das Kopfschütteln ihres Strategen zu sehen. Die Antwort war ihr leider schon allzu vertraut. Nichts tat sich und es nagte an ihren Nerven. Immerzu dieses Gefühl im Nacken zu haben, dass das Ganze ein Trick war, ein Ablenkungsmanöver. „Ich hätte da eine Idee…“ Überrascht wandte sie sich von dem Schauspiel ab, sah zu dem Dunkelhaarigen auf. Es war riskant und er hatte keine Garantie, dass es funktionieren würde. Es war ihre einzige Möglichkeit. Als Sakura den Raum betrat lagen die Blicke der beiden fest auf ihr.
 

Es war jeden Tag dasselbe. Sie kam, sie ging. Sie redete, sie schwieg. Mal berührte sie ihn, mal wahrte sie Distanz. Sein Blick folgte ihr, sein Körper spannte sich an sobald sie den Raum betrat. Entspannt saß sie auf ihrem Stuhl, schaute auf eine Akte, welche sie mitgebracht hatte. Ihre Stirn lag in Falten, der Stift in ihrer Hand wackelte von links nach rechts. Leise murmelte sie vor sich her. Sie verbrachte so viel Zeit hier unten in diesen Gemäuern, dass sie ihre Arbeit aus dem Krankenhaus mit her nahm. Fragend wandte die Iroynin ihren Blick zur Tür als zwei Anbus hereintraten, den Raum hinter sich verriegelte. Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. Stumm folgte sie der Bewegung der beiden Shinobi, klappte die Akte auf dem Tisch zu. Erschrocken schrie sie auf, als sie von einem der beiden Männer an den Armen gepackt wurde. Der Stuhl, auf welchem sie gesessen hatte fiel krachend um, wurde nicht weiter beachtet. Fluchend versuchte sie sich aus dem festen Griff zu befreien, umschloss den Kugelschreiber in ihrer Hand fester und versuchte in einem schier verzweifelten Versuch ihren Gegenüber damit zu verletzen. Aussichtslos. Krampfhaft hielt sie inne, als eine Klinge ihren Hals streifte, hielt für eine Sekunde die Luft an. Keine Regung zeigte sich auf dem Gesicht des Abtrünnigen. Er wusste es ebenso wie sie, dass die Hokage sie niemals vorsätzlich in Gefahr bringen würde. Diese Idioten. Ihr Blick glitt zur Seite, versuchte in seinen Augen irgendetwas zu erkennen. Nichts. Sie sah nichts. Sie hörte nichts. Nichts außer ihrem eigenen Herzschlag. Sie konnte ein Zucken nicht unterdrücken, als die kalte Klinge tiefer in ihre Haut drückte. Ein Brennen breitete sich auf ihrer Haut aus und wenig später spürte sie wie etwas Warmes ihren Hals hinunter lief. Blut. Sie hielt die Luft an, versuchte ihre Gedanken zu sammeln. Keuchend ging sie zu Boden, hörte noch im selben Moment das Zerspringen von Ketten. Blutrote Augen leuchteten im Zwielicht des Raumes auf. Eiskalte Panik kroch ihre Kehle empor, als sie seinen Blick erwiderte. Dieser kalte unberechenbare Blick. Dieses mordlustige Funkeln in seinen Augen. In ihren Ohren erklang nur noch das Rauschen ihres Blutes. Die nächsten Schritte geschahen so schnell, dass sie nicht dazu in der Lage war der Situation zu folgen. Es fühlte sich an wie Stunden, doch es vergingen nicht mal Sekunden, nicht einmal drei Schlagabtausche, welche es andauerte bis die beiden Anbus verpuffte. Doppelgänger.

Sie hatte es gewusst. Die Luft knisterte vor angestauter Wut und Kraft. Ihr Atem stockte als er sich zu ihr herunter beugte. Seine Hand umschloss ihren schmalen Hals. Ihr Puls raste unter seinen Fingern. Ihr Blut benetzte seine Haut. „Heil es.“ Es war keine Bitte und keine Frage. Sie verstand ganz klar die Aufforderung dahinter, den Befehl. Sie hörte das Grollen in seiner Stimme, das leise Knurren seiner unterdrückten Wut. „Heil es, Sakura!“ Zögerlich, angst eine falsche Bewegung zu machen, fuhr ihre Hand zitternd ihren Hals empor, streifte seine Finger, welche hinab auf ihren Brustkorb sanken. In seinen Augen spiegelte sich das Leuchten ihres Chakras wieder. „Was machst du hier, Sasuke?“ Ihre Worte waren leise, gerade mal so laut wie ein Flüstern.
 

Die Antwort blieb er ihr schuldig.

Unser Bund ist meine Schwäche

Eine Uhr am anderen Ende des Raumes tickte. Außer dem Ticken der Uhr, war es vollkommen Still in ihrem Büro. Stumm und kalt, gleichgültig und ausdruckslos erwiderte er den Blick der Godaime. Ihr Kopf war leicht nach rechts geneigt. Ihre Finger tippten nervös über das Holz ihres Schreibtisches. Die Spannung im Raum war zum Zerreißen gespannt. Die Situation war… schwierig. Kompliziert. Ihnen waren die Hände gebunden. Sie hatten kaum Handlungsspielraum ohne das Dorf zu gefährden. „Was machen wir jetzt mit dir, Sasuke?“ Nachdenklich sah sie ihn an, wartete auf eine Antwort. Ihr Blick glitt zum Fenster hinaus. Sie hatte nicht erwartet das es so schwer wäre seinem Blick Stand zu halten, dass sein Blick so kalt und abweisend war wie man sagte. „Gerechtigkeit.“ Seine Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Noch nie hatte sie jemanden getroffen der kälter oder unberechenbarer war als dieser Junge, der längst kein Junge mehr war. „Der Uchiha Clan gehört nach Konoha-Gakure und hier soll er wieder aufgebaut werden.“ Sie nickte, wusste auf diese Forderung nichts zu erwidern. Es stand außer Frage, dass dies wohl die verträglichste Lösung für ihr Dorf wäre, die Sicherste. Obwohl sein Name auf Platz 1 sämtlicher Bingo-Bücher stand, war sie sich sicher, dass mehr als ein Dorf ihnen den Rücken kehren würde, wenn sie die Möglichkeit hätten, diesen Urclan in ihr Dorf aufnehmen zu können.

Doch die Liste seiner Vergehen war lang und schwer. Der Rat und die Clanoberhäupter würden diese Entscheidung nicht einfach so hinnehmen. Es war die Angst, welche schon einmal dazu veranlasste eine Fehlentscheidung zu treffen. „Du weißt, dass diese Entscheidung nicht alleine in meiner Hand liegt.“ Er nahm es gleichgültig hin, sein Spielraum war größer als ihrer. Es stand außer Frage, dass sie ihn wieder aufnahmen. Ihre Optionen waren rar. „Deine Wiederaufnahme wird an Bedingungen geknüpft sein.“ zähneknirschend kamen die Worte über ihre Lippen. Müde fuhr die Hokage sich übers Gesicht. Dieser Junge zerrte an ihren Nerven. Dieses verdammte Dorf würde ihr Ende sein. „Du wirst bis auf weiteres das Dorf nicht verlassen.“ Nachdenklich schwenkte ihr Blick wieder zu ihm. Ihre Augen waren zusammengekniffen. „Du wirst unter ständiger Beobachtung stehen, bis deine Bewährungszeit abgelaufen ist.“ Er nickte. Das wusste er. Das war ihm von vornherein klar. Es würde ihn nicht wirklich einschränken können aber jedem hier einen trügerischen Schein von Sicherheit gewähren. Wie lächerlich. „Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass wir dich nicht hier halten können, wenn du es nicht von dir aus willst…“ Ihre Haltung änderte sich. Sie beugte sich vor, verschränkte ihre Hände ineinander und sah ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen an „Deshalb werden wir gewisse Sicherheitsmaßnahmen einleiten.“ Sein Gesicht verriet nichts. Ihre Siegel hatten schon einmal versagt. „Du wirst dich frei bewegen und trainieren können.“ Sein selbstgefälliger Gesichtsausdruck würde ihm noch abhandenkommen. Sie war immer noch die Hokage, sie hatte die Zügel in der Hand. Wenn sie in den letzten Tagen eines festgestellt hatte, dann was ihn wirklich aus der Fassung bringen konnte. Sie hatte das Ass im Ärmel, nicht er. „Wir werden eine Chakraverbindung knüpfen. Zwischen Sakura und dir.“ Sein Körper spannte sich an, als ihr Name erklang. Seine Augen wurden zu Schlitzen, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Hinter ihm ertönte das Rascheln von Kleidung. Die Anbus gingen in Angriffsposition, standen auf Spannung, jederzeit zum Angriff bereit. Wie gerne würde er ihr das Grinsen aus dem Gesicht wischen. Sie zuckte zusammen, als seine Faust auf die Platte ihres Schreibtisches donnerte. Es brauchte nicht mal Sekunden bis er von beiden Seiten gepackt wurde und er ans andere Ende des Zimmers befördert wurde. Oh was für eine wunderbare Schwachstelle sie da entdeckt hatten. Lächelnd umrundete sie ihren Schreibtisch, verschränkte die Arme vor der Brust. „Lasst Sakura herbringen.“
 

Stumm starrte sie die Decke ihres Zimmers an, versuchte ihren rasenden Puls zu beruhigen. In ihrem Kopf drehte sich alles. Es half nicht sich auf einen Punkt zu konzentrieren, sich zu fokussieren. Ihre Gedanken waren so voll, ihre Gefühle überstrapaziert. Sie fühlte sich fremd in ihrem eigenen Körper, fühlte, dass sich etwas was nicht zu ihr gehörte durch sie durch bewegte, sie auszerrte und in ihr brannte. Es war sein Chakra, welches wie ein Fremdkörper in ihr wütete. Zu stark, zu ungezähmt. Es passte so gar nicht zu ihrem. Es war so anders. Wie Feuer und Wasser. Sie waren zu unterschiedlich. Nicht kompatibel. Mühsam richtete sie sich auf, stieg aus dem Krankenhausbett. Tsunades Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz schleppte sie sich aus dem Zimmer heraus. Sie würde kein Auge zubekommen hier, sie musste nach Hause in ihr eigenes Bett. Nur schleppend kam sie voran, brauchte weitaus länger als gewöhnlich zu ihrer Wohnung. Sie fühlte sich als wäre sie von Suna aus durchgelaufen ohne Pause. Schwer atmend stützte sie sich an einer Hausmauer ab, keuchte kurz auf vor Schmerzen. Sie hatte wohl alle Nebenwirkungen dieses verdammten Jutsus, welche es geben könnte. Dem Glühen ihres Kopfes nach zu urteilen, stieg auch ihre Körpertemperatur stetig an. Ihre Beine gaben nach. Ihr fehlte die Kraft um sich wieder aufzurichten. Sicherlich war es keine gute Idee, doch ihr fehlten die Optionen. Seufzend schloss sie die Augen. Es war so schön dunkel.

Unruhig wälzte sie sich hin und her. Schweiß überzog ihren Körper. Haare klebten an ihrem Nacken. Sie fühlte Finger, welche durch ihr Haar fuhren, fühlte einen kühlen, feuchten Lappen, welcher über ihre Stirn tupfte. Träge schlug sie ihre Augen auf, blinzelte einige Male um den milchigen Film auf ihren Augen zu durchdringen. „Schlaf weiter, Sakura-chan.“ Müde lehnte sie ihr Gesicht in die Hand ihres Gegenübers. „Oba-chan war verdammt wütend, als sie dich nicht in deinem Zimmer gefunden hat.“ Seine Gegenwart beruhigte sie ungemein. Seine Worte ließen sie ihre wirren Gedanken ausblenden. „Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ Sie nickte, schlief wieder ein, träumte von roten und schwarzen Augen, hasserfüllt und ausdruckslos zugleich. Trübe Augen umrundeten sie beide, kühle Finger berührten ihre Chakrapunkte, Chakrafäden umwoben sie, brannten heiß auf ihrer Haut. Einen Moment fehlte ihr die Luft, dann fühlte sie wieder dieses Brennen in ihrer Brust.

Als sie das nächste Mal aufwachte, schien die Sonne in ihr Zimmer. Sie fühlte sich ausgelaugt. Aber besser als am Abend zuvor. Träge richtete sie sich auf, schwang ihre Füße aus dem Bett. Ihre Hände fuhren über ihr Gesicht, über ihre klammen Haare. Kopfschüttelnd besah sie sich das furchtbare Krankenhaushemd, welches man ihr wohl in der Nacht angezogen hatte. Leichter Schwindel erfasste sie als sie ihre Füße auf den Boden setzte. Langsam schritt sie in das angrenzende Bad. Seufzend zog sie sich das Leibchen aus, ließ es achtlos zu Boden gleiten, stieg in die kleine Dusche. Zwei Handgriffe und lauwarmes, dampfendes Wasser floss über ihre Schultern, spülte den Schweiß der vergangenen Nacht von ihrem Körper, spülte ihre Alpträume und Erinnerungen weg. Dieser Plan… es war fraglich ob die Hokage ihr Ziel damit wirklich erreichte. Wohlmöglich war sie der Schwachpunkt in seiner Gleichung. Doch sein Wille würde dadurch nicht beeinträchtigt werden. Sollte er sich wirklich dafür entscheiden dem Dorf seine Treue zu verwehren, und es wäre nicht das erste Mal, würde sein Pflichtgefühl ihr gegenüber nicht ausreichen. So war es nun mal schon immer. Sie war das schwächste Glied in der Kette. Er trug die Last, welche sie nicht halten konnte zusätzlich. Doch irgendwann gab es immer diesen Moment der Überlastung. Dann ließ er sie fallen, ließ Naruto alleine mit der Verantwortung zurück. Es zerriss sie immer wieder aufs Neue, diese Enttäuschung, der Schmerz, der Verlust. Sein leerer Blick. Kopfschüttelnd drehte sie das Wasser ab, fasste das Handtuch außerhalb der Dusche und wickelte sich ein. Ihre Hand fuhr über den beschlagenen Spiegel. Die letzten Jahre waren auch an ihr nicht spurlos vorbei gezogen. Die Spitzen ihrer Haare reichten bis zu ihrer Taille, ihre weichen kindlichen Züge waren feineren, geradlinigeren gewichen. Ihr Körper wirkte viel zu zierlich, für die Kraft, welche ihr inne ruhte. Und gerade im Moment hatte sie das Gefühl, dass er dieser Belastung auch nicht länger standhalten würde. „Sakura-chan?“ Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sie ihren Namen hörte. Blasse, fliederfarbene Augen blickten ihr entgegen, als sie das Bad verließ. Wissend, um ihre Zerrissenheit, lagen diese außergewöhnlichen Augen auf ihr. Es war dieses wehmütige Zucken um ihre Lippen, dieser bedauernde Ausdruck in ihren Irden. „Naruto-kun sagte, dir ginge es nicht gut. Ich habe dir frische Kleidung mitgebracht.“ Sie traute ihrer Stimme nur bedingt, brachte ein leises Danke heraus. Die Tasche entgegennehmend verschwand sie wieder im Bad, zog sich die einfache Hose und den Pullover über. Die nassen Haare fielen ihr schwer über die Schulter, färbten ihr Oberteil dunkler. Als sie wieder hinaus kam stand Hinata am Fenster, schaute auf die Terrasse des Krankenhauses. „Lass uns etwas spazieren gehen. Das bringt deinen Kreislauf wieder in Schwung.“

Der Spaziergang war angenehm, die Sonne überraschend warm. Die Tage die sie in diesen muffigen Kellergewölben verbracht hatte, hatten sie dieses warme Gefühl fast vollkommen vergessen lassen. Leider hatte sie viel zu oft schon das Gefühl gehabt in seiner Nähe jegliche Wärme zu verlieren. Sie verließen das Gelände des Krankenhauses, liefen beieinander eingehackt die Straßen Konohas entlang. „Wie hat Naruto das alles aufgenommen?“ Es stand außer Frage, dass ihn all das schwer getroffen haben muss. Sein bester Freund, sein Bruder, sein Seelenverwandter. Er hatte nicht mit ihm gesprochen, hatte keine Reaktion auch nur erahnen lassen. „Er hat Tsunade-samas halbes Büro auseinandergenommen. Er hat getobt als er von dem Jutsu erfahren hat.“ Ein Seufzen entfuhr ihr. Es war weniger überraschend als sie es gerne gehabt hätte. Erschöpft ließ sie sich auf eine Bank fallen, sah den vorbeilaufenden Passanten zu. An Tagen wie diesen, wünschte sie sich ihr Shinobi Sein hinter sich zu lassen. Doch spätestens ihr Ehrgefühl würde sie wieder und wieder an die Front ziehen, Doppelschichten im Krankenhaus treiben, Missionen erfüllen lassen. Den Kopf in den Nacken legend, beobachtete sie die weißen Wolken, welche dem zarten Windhauch folgten. Müde schloss sie ihre Augen.
 

Stumm, die Hände vor ihrem Mund zusammengeschlagen, starrte die Hokage auf die Krankenakte vor sich. Damit hatte Tsunade nicht gerechnet. Natürlich war ihr klar gewesen, dass das fremde Chakra in der jungen Iryonin nicht leicht zu kontrollieren war, doch wenn nicht Sakura damit umgehen könnte, dann keiner sonst. Nicht mal sie selbst hatte eine so ausgeprägte Chakrakontrolle. Und dauerte dieser Zustand noch ein paar Tage länger an, blieb ihr keine andere Möglichkeit als die Auflösung des Siegels zu veranlassen. Unter keinen Umständen würde sie eine wirkliche Gefährdung ihrer Schülerin in Kauf nehmen „Holt mir Uchiha her.“

Ihre Nerven waren auf das Äußerste gespannt und es kam ihr vor wie eine Ewigkeit ehe der Shinobi in ihrem Büro erschien. Nun stand er mit verschränkten Armen vor ihr, verharrte vor ihrem Schreibtisch und sah sie auffordernd an. Nachdenklich betrachtete sie den jungen Mann vor sich. Sie konnte nicht abstreiten, dass vor ihr ein stattlicher, gutaussehender Shinobi stand. Ganz abgesehen davon, dass er ein beachtliches Vermögen vorweisen konnte und in wenigen Jahren eine stimmberechtigte Position im Rat einnehmen würde. Sicherlich war er eine gute Partie. Doch all das konnte seinen furchtbaren Charakter, seinen eiskalten Blick und seine bleierne Gleichgültigkeit nicht überspielen. Sie verabscheute ihn.

Das Prozedere war bereits einige Tage her, doch alles was ihre Anbus ihr berichten konnten war, dass er im ehemaligen Hauptanwesen seines Clans arbeitete, im Garten trainierte und erst kurz vor Ladenschluss seine Einkäufe erledigte. Weder Kakashi noch Naruto hatten ihn bisher aufgesucht, mieden ihn beinah schon penibel. Die Situation war für alle Beteiligten schwierig, kompliziert. Zwar war seine Rehabilitation offiziell, vor aller Öffentlichkeit erfolgreich, doch eine Sozialisierung, eine wirkliche Wiedereingliederung war bisher noch nicht erfolgt. Aufgrund Sakuras Gemütszustand hatte man sich auch um weitere Schritte noch keine Gedanken gemacht. So sehr die Iryonin litt, ihm schien das alles nicht das geringste auszumachen. Kein Fieber, kein Schwächegefühl, nichts.

Stumm und reglos harrte er vor ihr aus. Wartete darauf, dass sie ihm den Grund für seine Anwesenheit nannte. Ein Wink ihrer Hand forderte ihn auf ihr zu folgen. Sie verließen das Hokagen Büro, gingen hinab zu den Katakomben, welche den Turm mit dem Krankenhaus verband. Sie schritten durch sterile, weiße Gänge. Es roch nach Desinfektionsmittel und Krankheit. Nur wenige Menschen kamen ihnen entgegen. Hauptsächlich Schwestern und andere Iryonins. Zimmer 237. Sie verharrten vor einer Türe in Mitten des Ganges. Leise klopfte die Hokage gegen die Tür, wartete eine Antwort nicht ab, trat ein. Blass, mit geschlossenen Augen lag seine ehemalige Teamkameradin auf dem Bett. Gleichmäßig hob und senkte sich ihre Brust, parallel zu dem Piepen der Überwachungsgeräte. Er verharrte im Türrahmen, während die Ältere sich an das Bett der jungen Frau setzte, mit ihrer Hand über das blasse Gesicht fuhr. Ihm war der Grund dieses Besuches durchaus bewusst. Er kniff die Augen zusammen, schüttelte abwertend den Kopf. Diese Hokage war eine Schande, eine nichts könnende, spielsüchtige Trinkerin, welche sich voll und ganz von ihren persönlichen Befindlichkeiten leiten ließ. Sie meinte sie hätte ihn in der Hand. Die Erkenntnis traf ihn in den Verhörräumen, in dem Moment in dem man die nun vor ihm liegende Konoichi hatte rufen lassen. Er konnte dieses Spiel auch spielen. Ihre eigenen Mittel gegen sie verwenden. Er hatte die Fäden in der Hand. Seine Schritte trugen ihn an das Bett heran „Sie wissen, was die Nebenwirkungen lindert, nicht wahr?“ Kalte Schauer fuhren ihren Rücken entlang. Dieser kleine Bastard wusste ziemlich genau, warum er hier war und dass er sie in der Hand hatte. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie stand auf und wandte sich der Tür zu „Ich lasse euch für ein paar Minuten alleine.“ Bissig verließen die Worte ihre Lippen, ehe die Tür in ihrem Rücken krachend zufiel.

Noch bevor er den Raum betreten hatte spürte sie seine Anwesenheit. Je näher er ihrem Zimmer kam, desto mehr ließ das Brennen in ihrer Brust nach. Ihr fehlte die Kraft um dem Gespräch der beiden zu folgen, erst als seine Finger ihre streiften, schaffte sie es die Augen aufzuschlagen. Müde blickte sie ihm aus ihren grünen Augen entgegen. Nur für einen Moment, ehe sie ihre Lider wieder schloss. „Du bist immer noch dieses schwache, kleine, naive Mädchen von damals.“ Seine Worte, so leise sie auch waren, trafen sie tief und unvorbereitet. „Mistkerl.“ Ihre Stimme war überraschend klar und kräftig. Sollte er glauben was er wollte. Sie wandte sich ab, drehte ihm den Rücken zu. Irgendwann würde sie sich schon erholen. Sie brauchte seine Hilfe nicht. „Verschwinde einfach wieder. Das kannst du doch am besten.“

Der Griff um ihren Arm, war hart, tat weh, brachte sie in eine aufrechte Position. Nachtschwarze Augen starrten sie nieder, ließen sie die Luft anhalten. „Vielleicht solltest du etwas netter zu mir sein.“ Ein Ruck und nur wenige Zentimeter trennten sie noch. Er spürte ihren unregelmäßigen Atem auf seinem Gesicht, genoss den erschrockenen Ausdruck in ihren Augen. Ihre Überheblichkeit während seiner Inquisition würden ihr noch vergehen, da half auch das wütende Funkeln in ihren Augen nicht. „Ich habe keine Angst vor dir, Sasuke.“ Sie lächelte ihn an, dieses gutmütige alles vergebene Lächeln, welches sie ihm schon allzu oft entgegen gebracht hatte. Vergeblich, nur um erneut enttäuscht zu werden. Die Finger ihrer freien Hand hoben sich, fuhren die Konturen seines Gesichts nach. Diese Berührung war ihm mittlerweile so vertraut, wie alles an ihr. So verhasst, wie alles in seinem Leben. „Das solltest du aber.“ Nicht mal ein Wimpernschlag verging und rote Augen, wichen den eben noch schwarzen Irden. Und dann wurde alles um sie dunkel.

Langsam ließ er sie zurück in die Kissen sinken. Nachdenklich lag sein Blick auf ihren nun mehr ruhigen Zügen. Seine Finger fuhren die feinen Konturen ihres Gesichtes nach, so wie sie es wenige Minuten zuvor noch bei ihm gemacht hatte. Wie oft hatte er schon in dieses schlafenden Gesicht gesehen? Sie war der Tag und er war die Nacht. An ihren geschwungenen Lippen verharrte er.
 

Als sie das nächste Mal aufwacht fühlte sie sich das erste Mal seit langem erholt. Ihre Gliederschmerzen hatten nachgelassen und das Fieber war gänzlich verschwunden. Es war, als wären die letzten Tage und Wochen nur ein Traum gewesen, ein übler Alptraum. Ihr Blick war zur Decke gerichtet. Sie fühlte, dass sich etwas verändert hatte, dass das fremde Chakra in ihr, nicht mehr gegen sie kämpfte. Es floss mit ihrem im Einklang, wärmte sie von innen heraus. Sie lächelte.

Mein Wunsch nach Freiheit

Sie war froh endlich wieder Zuhause zu sein. Achtlos ließ sie ihre Tasche im Flur stehen, ließ sich seufzend auf ihrer Couch fallen und lehnte sich entspannt zurück. Die letzten Wochen und die Ereignisse der letzten Tage hatten sehr an ihren Nerven gezerrt, hatten sie so unfassbar viel Kraft gekostet. Die mentale Belastung, welche auf ihr harrte, war so groß, dass nicht nur dieses Siegel ihr zu schaffen machte. Seine Rückkehr, ihre Rolle in dieser ganzen Befragungssache. 
Sie war müde.
 

Ein Klopfen an ihrer Türe riss sie aus ihren Gedanken. Scheinbar war sie immer noch zu angeschlagen. Sie hatte nicht bemerkt, dass sich jemand ihrer Wohnung genähert hatte. Frustriert stöhnte sie auf, trat zur Tür, warf einen Blick durch den Spion. „Shikamaru?“ Fragend sah sie ihm entgegen, erkannte das angedeutete Lächeln auf seinen Mundwinkeln. Beiseite tretend ließ sie ihn herein, deutete mit der Hand in Richtung Wohnzimmer, während sie in die Küche verschwand. Mit einer Flasche Wasser und zwei Gläsern in der Hand kam sie wieder, setzte sich neben ihn auf die Couch. 
„Wie geht es dir?“ Seufzend zog sie ihre Beine an, stützte ihren Kopf mit einer Hand auf der Sofalehne ab, während sie sich ihm zuwandte. Ihre Augenbraue war hochgezogen und ein belustigtes Schmunzeln zierte ihre Lippen. Die Antwort auf diese Frage konnte er sich doch denken. Sie blieb sie ihm schuldig. „Eigentlich wollte ich nur kurz nach dir sehen.“ Sein nachdenklicher Blick folgte ihren noch fahrigen Bewegungen, lag auf ihrem noch immer blassen Gesicht ihm gegenüber. Seine Lippen waren fest aufeinander gepresst. „Es tut mir leid, Sakura.“

Sie wusste was er meinte und sie nahm es ihm nicht übel. Ihre Möglichkeiten waren begrenzt gewesen und er hatte eine Lösung finden müssen. In erster Linie waren sie Shinobi. Shinobi mussten funktionieren. Genau das hatte er getan. Shikamaru war nicht ohne Grund in seinen jungen Jahren bereits im Beraterstab der Hokage. Seine strategischen Fähigkeiten übertrafen selbst die der erfahrensten Shinobis die das Land zu Tage gebracht hatte. Eine besondere Eigenschaft dieses Können war es, dass er auch die unscheinbarsten Details wahrzunehmen schien und zu einem Ganzen zusammensetzen konnte. Der Erfolg der Mission, die Sicherheit des Dorfes standen an erster Stelle. Alles andere konnte er mit sich selbst ausmachen. Ebenso wie es sich für einen Shinobi gehörte. Dennoch…

Ihre Hand legte sich auf seinen Oberschenkel, drückte diesen einen Augenblick, ehe sie diese wieder zurückzog. „Es ist alles in Ordnung, Shikamaru-kun. Du hast nur deinen Job gemacht.“

Kopfschüttelnd wandte er sich ab, wandte seinen Blick der Decke über ihnen zu. Es war ein innerer Konflikt, welcher in ihm tobte. Natürlich hatte er seinen Job gemacht. Dennoch hätte er sicherlich auch eine andere Möglichkeit finden können. Finden müssen! Er fühlte sich als hätte er ihre Seele an den Teufel verkauft. Leider traf dieser Vergleich viel zu sehr auf Uchiha Sasuke zu. „Er wird mir nicht absichtlich weh tun.“ Auch wenn er selbst diesen Gedanken bereits hatte. Es gab etwas was dem Uchiha Erbe wichtiger war als Sakura. Etwas wofür er sie schon einmal scheinbar schutzlos alleine zurückgelassen hatte. Macht. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis er sich wieder gegen sie entscheiden würde. Kopfschüttelnd stand er auf, fuhr mit seiner Hand über sein Gesicht. Seine Zweifel und Selbstvorwürfe führten zu einem stechenden Schmerz in seinem Kopf. „Ich geh jetzt besser.“

Er war schon fast an der Tür als ihre Stimme ihn dazu veranlasste inne zu halten „Du kannst auch hier bleiben.“ Ihre Stimme war überraschend leise und unsicher. „Das ist, denke ich, keine gute Idee.“
 Ihre Schritte hallten leise auf dem Paket wieder. Sie verharrten nur wenige Zentimeter von ihm. Sie war ihm so nah. So nah, dass er ihren warmen Atem in seinem Nacken fühlte. So warm, dass er eine Gänsehaut auf seinen Armen hinterließ.

„Sakura...“ Wo zuvor nur ihr Atem seine Haut berührte, fühlte er nun nur allzu bekannte Lippen. Ihre Hände fuhren seine Seite entlang, verharrten auf seiner Brust, ihre fest an seinen Rücken gepresst. „Nenne mir einen Grund der dagegen spricht...“ Ihre Stimme war nur ein zarter Hauch an seinem Ohr. Oh wie gerne würde er dieses unausgesprochenen Angebot annehmen, sich zu ihr drehen, sie an sich ziehen und gegen diese verdammte Wand pressen bis sie seinen Namen stöhnte. Doch... „Uchiha.“ Er merkte wie sie sich in seinem Rücken versteifte. Ja, damit hatte er gerechnet. Immer. Es war ein kalkulierbarer Faktor in ihrer Gleichung. So war es schon immer, so würde es immer sein. Aber das war in Ordnung für ihn, das redete er sich jedenfalls ein. Immerhin wussten sie beide worauf sie sich hier eingelassen hatten.

Es dauerte einige Sekunde, ehe sie sich gefasst hatte.

Ihre Hände fuhren seinen Oberkörper entlang, verharrten am Bund seiner Hose. „Sasukes Rückkehr ändert nichts an unserem kleinen Arrangement.“ Ihre Finger zogen sein Shirt hinaus, fuhren über die freigelegte Haut darunter. Seine Augen schlossen sich als sie versuchte den Knopf seiner Hose zu öffnen. „Es ändert alles.“ Das musste sie doch wissen. Es kostete ihn unfassbar viel Kraft nicht den Verstand zu verlieren und ihre federleichten Berührungen machten es ihm nicht einfacherer sich zu konzentrieren. Vielleicht konnte sie sich selbst belügen, aber nicht ihn. Es reichte, dass er sich selbst belog.

Sie brauchte nicht viel und ehe er sich versah, entfuhr ihm ein heiseres Stöhnen. Keine Sekunde später hatte er sich umgedreht und sie an sich gezogen, seine Lippen auf ihre gepresst. Keuchend drängte sie sich ihm entgegen, erwiderte den Kuss nur allzu gern, begrüßte die Ablenkung, welche sich ihr bot. Flatternd schloss sie ihre Augen, legte ihren Kopf in den Nacken als er sich von ihr löste und sich einen Weg über ihren Hals bahnte. Viel zu lange war das letzte Mal her. Viel zu groß war die Sehnsucht nach Nähe. Nach ihrer Nähe. Seine Zähne gruben sich in ihrem Hals, er saugte an ihrer empfindlichen Haut, wollte sein Mal auf ihrer Haut hinterlassen.

Rote Augen blitzten vor ihrem inneren Augen auf. Nein, das war nicht richtig. Er hatte nichts in ihrem Kopf zu suchen. Nicht jetzt. Erschrocken zuckte sie beide auseinander. „Was zum...“ Rote Chakrafäden pulsierten auf ihrer Haut und hinterließen Brandmale bei ihrem Gegenüber. Zittrig atmete Sakura ein und aus, versuchte sich auf ihren Chakrafluss zu konzentrieren. „Sakura?“ mit geweiteten Augen betrachtete sie ihre zitternden Finger. Warum funktionierte es nicht? Warum konnte sie ihr Chakra nicht kontrollieren? Tränen schossen in ihre Augen und das Atmen fiel ihr immer schwerer. „Sakura, beruhig dich!“ Sie fühlte wieder dieses unfassbare Brennen in ihrem Inneren. Sie versuchte wirklich sich zu beruhigen. Doch je mehr sie sich auf ihre Atmung und ihr Chakra konzentrierte, desto weniger Luft drang in ihre Lungen. Sie hatte eine Panikattacke. „Sakura!“ und eben jene Panik stand in ihren Augen geschrieben. Er wusste nicht was er machen konnte um ihr zu helfen. Jedes Mal, wenn er versuchte sie zu berühren, fühlte es sich an als würde er seine Hände ins Feuer halten. „Du musst atmen, verdammt!“ Dann wurde es schwarz vor ihren Augen.
 

Erschrocken fuhr die Hokage auf, als sie das donnern an ihrer Türe wahrnahm. Fluchend erhob sie sich von ihrem Schreibtisch, riss schnaubend die Türe auf. Sie verharrte in ihrer Bewegung, hielt verwirrt inne als sie ihren ersten Berater vor sich erkannte. Keuchend stand dieser vor ihr, sah sie aus großen Augen an. „Shikamaru?“ Als der Name ihrer einstigen Schülerin erklang, zögerte sie nicht lange und innerhalb von Sekunden standen sie in der Wohnung der Iryonin. Bewusstlos lag diese auf dem Boden, überzogen von roten Chakramalen, welche pulsierend über ihre Haut wanderten. „Was ist hier passiert?“ Sie hatte Mühe ihre Panik zu unterdrücken. Es schnürte ihr den Hals zu. Nur für einen Augenblick. Tief holte sie Luft. „Hol sofort Sasuke her!“ In die Knie gehend beugte sie sich über ihre einstige Schülerin. Zischend zog sie ihre Hände zurück noch bevor sie die Rosahaarige überhaupt berührt hatte. Was hatte sie nur getan? Dieses Gefühl von Hilflosigkeit, ließ die Minuten wie Stunden erscheinen.
 

Die Verzweiflung ließ sie übermütig werden. Sie war sich durchaus im Klaren, dass sie gegen den Mann, welcher gerade die Wohnung betrat, keinerlei Chance hatte. Doch die Wut und die Abscheu ihm gegenüber siegte über ihren Verstand. In weniger als einem Wimpernschlag hatte sie sich aufgerichtet, ihre kalten Finger in seinen Kragen gekrallt und sein Gesicht gefährlich nah an ihres heran gezogen. „Was hast du mit ihr gemacht?!“ Sie klang geradezu hysterisch, passend zu dem verrückten Funkeln in ihren Augen. Seine Augen, schwarz wie die Nacht, waren zu Schlitzen verengt.

„Ich habe gar nichts gemacht.“ knurrend löste er ihre Hände von seinem Kragen, schob sich an der Hokage vorbei. Das Kribbeln in seinen Händen, welches vor einigen Minuten eingesetzt hatte, wurde schwäche je näher er an Sakura herantrat. Neben ihr, ging er in die Hocke, streckte seine Hand nach ihr aus. Es war sein Chakra, welches sich nach außen kämpfte, sie umschloss wie ein Schutzschild. Fest umgriff er ihre Oberarme, zog sie in eine aufrechte Position. Als hätte sie kurz vorm Ersticken gestanden, holte sie plötzlich tief Luft und riss die Augen auf. Einen Moment den er nutzte und mit seinem Sharingan in ihren Kopf eindrang. „Sasuke...“ sie erkannte ihn sofort, nachdem sie wieder bei Bewusstsein war. Doch auch wenn ihre Gedanken sich wieder klärten, ihr Körper war geschwächt. Ohne es kontrollieren zu können, ließ jegliche Spannung in ihr nach und sie sank kraftlos in seinen Armen zusammen. Seine Hände, welche noch immer ihre Arme umfassten, waren überraschend warm. Sein Geruch noch immer so vertraut wie damals.

Sie fühlte wie das Chakra in seinem Inneren pulsierte, spürte den unterdrückten Zorn in ihm. „Nicht.“ ihre Stimme war leise und nur für ihn hörbar. Doch es beruhigte ihn in keiner Weise, schürte die Wut noch etwas mehr. Unsanft umfasste er ihr Kinn, zwang sie dazu seinen Blick zu erwidern. Bewusst ignorierte er den zornigen Ausruf der Hokage, konzentrierte sich voll auf sein Gegenüber „Du solltest dir besser überlegen, wem du dich anbiederst.“
 

Ausgelaugt betrachtete sie den wolkenlosen Himmel, ließ ihren Blick gen Mond wandern. Nächte wie diese, erinnerten sie immer wieder an ihren alten Teamkameraden. Die Dunkelheit und Stille, welche in Nächten wie diesen herrschten, erinnerte sie daran, wie sehr er diesen ähnelte. Doch seine Dunkelheit war trostlos und einsam, ohne eine Licht am Ende des Weges. Eine Dunkelheit, welche sich über alles und jeden ausbreitete, wenn er nicht acht gab. Stille, die einem schier in die Verzweiflung treiben konnte.

Immer wieder hallten seine Worte in ihren Ohren wieder. Du solltest dir besser überlegen, wem du dich anbiederst. Er hatte kein Recht ihr irgendwelche Vorhaltungen zu machen, geschweige denn sie mit diesem kalten und vorwurfsvollen Blick anzusehen. Keines ihrer Versprechen auf ihn zu warten hatte noch bestand. Nicht nachdem was alles in den vergangenen Jahren geschehen war, nach allem was er ihr und auch Naruto angetan hatte.

Dennoch fühlte sie noch immer dieses Stechen in ihrem Herzen, wenn er sie spüren ließ, wie sehr er sie verachtete. Sie fühlte diese Sehnsucht, welche sie bereits vor Jahren versucht hatte zu verschließen. Eine Sehnsucht, welche sie versucht hatte mit Shikamaru zu ersticken. Und ja, ihr war bewusst wie unfair das war, dass er Besseres verdient hatte, als nur ein Mittel zum Zweck zu sein. Doch sie waren beide ein Mittel zum Zweck gewesen. Sie hatten doch beide versucht sich über einen jeweils anderen hinweg zu trösten. Ein schlechtes Gewissen, wäre daher doch gar nicht nötig. Es wäre nicht nötig, wenn sie nicht immer wieder seine Blicke vor Augen hätte. Blicke, welche Naruto ihr auch einst zugeworfen hatte. Selbst als Shikamaru ihr einen Ausweg bieten wollte, ihr die Möglichkeit bot die ganze Sache zwischen ihnen zu beenden, war sie so egoistisch und wollte die paar Minuten des Vergessens, welche er ihr bieten konnte, nicht aufgeben. Egal wie oft sie sich einredete, dass es in Ordnung war... und obwohl ihr diese Tatsache bewusst war, sie hatte es nicht beendet, hatte es weiterlaufen lassen, weil sie sich keine Hoffnungen mehr auf Sasuke hatte machen wollen. Doch ihr war durchaus bewusst, dass sie nie hatte mit ihm abschließen können. Würde sie es jemals können? 


Ein Schatten erschien vor ihrem Fenster und verdeckte das seichte Licht des Mondes. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. Trotz dessen, dass sie noch immer unfassbar geschwächt war und ihren eigenen Fähigkeiten nicht ganz vertraute, würde sie sein Chakra unter tausenden erkennen. Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, erhob sie sich von den Krankenhausbett und öffnete das Fenster um ihren Besucher hineinzulassen. „Naruto...“ 
Der Ausdruck in seinen Augen war geprägt von Schmerz und Verzweiflung. Eine Verzweiflung, welche aktuell viele ihr wichtigen Menschen zu teilen schienen. Unschlüssig verharrte er vor ihr, traute sich nicht näher an sie heranzutreten, gar sie zu berühren. Sie verstand ihn. Sie traute sich auch nicht, wollte nicht nochmal diese Schmerzen fühlen, nicht nochmal um Sasukes Nähe bitten um sie zu erlösen, nicht nochmal in diese roten Augen blicken müssen. 
Seufzend trat sie beiseite, ließ sich erneut auf dem mittlerweile so bekannten Bett nieder.

Erst als sie saß, betrat er den Raum, lehnte an der Wand ihr Gegenüber, hielt so viel Abstand wie möglich. „Man. Du siehst echt scheiße aus.“ Es war ein dumpfer Versuch die Stimmung zu lockern und während sie ihm normalerweise für diesen Kommentar eine Kopfnuss verpasst hätte, lächelte sie ihm nun müde entgegen. Es tat ihm weh sie so zu sehen. „Danke. Du warst auch noch nie so Charmant wie heute.“

Obwohl er versuchte die Stimmung zu lockern, er war nicht gekommen um Scherze mit ihr zu treiben. Er war so Erwachsen geworden. So ernst. Durchdringend sah er sie an. Er brauchte nichts sagen, sie verstand ihn auch so. Die unausgesprochene Frage, welche im Raum stand. Und ihr Herz wurde schwer während sie ihm in die Augen sah. „Naruto…“ Es war nur ein leises Flüstern. Entgegen all ihrer Vorsicht trat sie auf ihn zu, klammerte sich schon beinah verzweifelt an seine Brust. Es zerrte an ihren Nerven, diese Isolation und die Einsamkeit, und erneut traten Tränen in ihre Augen. „Shikamaru.“ Ihre Stimme brach, obwohl sie nur ein Wort herausbrachte. Sie wollte doch nur, dass dieser Schmerz irgendwann mal aufhörte und jedes Mal wenn sie dachte es wäre vorbei, fing es wieder von vorne an. 
Narutos Arme schlossen sich fest um ihre Taille und hielten sie noch fester, als er eine ihrer Träne an seiner Halsbeuge spürte. Obwohl die beiden offiziell nie miteinander ausgegangen waren, hatte er geahnt, dass weitaus mehr dahinter steckte. Er hatte gesehen wie ihrer beider Blicke sich veränderten, wie sie immer wieder die Nähe des anderes gesucht hatten. Er war froh, dass sie letztendlich weitermachte, dass sie Sasuke hinter sich ließ. Sie hatte es verdient ihr eigenes Glück zu finden. Es war nicht fair, dass er wieder kam und alle ins Chaos stürzte.

Sakura konnte nur erahnen was in dem Kopf ihres besten Freundes vor sich ging. In seinem Inneren musste ein verzweifelter Kampf wüten. Er oder sie. Sie oder er. Sein bester Freund oder seine beste Freundin. Doch der Kampf in seinem Inneren ging noch viel weiter als sie sich je hätte ausmalen können. Er stellte alles in Frage. Alles wofür sie beide die letzten Jahre ihres Lebens nahezu geopfert hatten. Hinatas besorgter Blick erschien erneut vor ihm. Ihre Worte waren nicht nötig gewesen. Alles was sie sagte, hatte er schon ahnen können noch ehe sie ihren Mund öffnete. Er hatte es in ihren Augen sehen können. Sein Entschluss stand fest noch bevor er überhaupt realisiert hatte, was sie ihm sagte.

„Ich werde ihn töten.“


Es schnürte ihr den Hals. Der Ernst, welcher in seiner Stimme mitklang war so selten und ungewohnt, dass sie nicht eine Sekunde an seinen Worten zweifelte. „Wenn es der einzige Weg ist dich zu retten, dann werde ich es tun.“
Sie wollte ihm widersprechen, ihm sagen, dass er das nicht tun konnte. Nicht nach allem was sie hierfür auf sich genommen hatten. Aber ein kleiner Teil in ihr, ein kleiner egoistischer Teil, wollte endlich von ihm befreit werden. Nicht nur von seinem Chakra. Nein, vor allem von den Gefühlen in ihr, welche in all den Jahren ihr Herz krampfhaft umschlossen hielten. Nach allem was sie durchgemacht hatte, nach allem was sie versucht hatte, wurde ihr nun klar, dass es nur einen Weg für sie gab um endlich mit ihm abschließen zu können.
Doch sie wusste auch, dass es tief in ihr drin etwas zerstören würden, wenn er nicht mehr da wäre. Dass sie niemals wieder jemanden so lieben könnte wie ihn. „Das ist es nicht Wert, Naruto...“ Denn sie wusste auch, nicht nur sie würde an diesem Verlust zu Grunde gehen. So unterschiedlich sie drei auch waren, ihre Wege waren auf unerklärliche Weise miteinander verbunden. Denn obwohl jeder ihrer Wege in eine andere Richtung führte... am Ende trafen sie immer wieder zusammen. „Es würde uns ebenso töten.“

Das Geheimnis unserer Verbindung

„Wir können die Chakraverbindung nicht lösen.“ Die Worte hallten wie ein unheilvolles Omen in ihren Ohren wieder. Sowohl die Hokage, als auch Shikamaru, wirkten mit einem Mal blasser, mit ihren Gedanken ganz woanders. Tsunade gab nicht viel auf Hiashis Wort. Das Oberhaupt der Hyuga war schlichtweg ein Fanatiker alter Ideale. Seine größte Sorge war, dass sein Clan an Stellung im Dorf verlieren könne, sollte der Uchiha hier wieder Fuß fassen. Doch der ernste Blick auf Nejis Gesicht lies auch das letzte Fünkchen Hoffnung in ihr schwinden. Er war es immerhin gewesen, der ihr dieses Jutsu vorgeschlagen hatte, sie über jedes Detail in Kenntnis gesetzt hatte, sie überzeugt hatte. „Hokage-sama, es ist nicht so, dass wir das Jutsu nicht lösen wollen. Wir können es schlichtweg nicht.“ 
Sie hatten die Situation unterschätzt, die emotionale Bindung zwischen diesen zwei grundverschiedenen Shinobis. Damit dieses Jutsu funktionieren konnte, war eine gewisse Verbindung unerlässlich. Dass diese zwischen Sakura und Sasuke vorhanden war, war von Beginn an offensichtlich. Doch über das tatsächliche Ausmaß konnten sie bisher alle nur spekulieren. Die Spezialisten des Hyuga Clans hatten über Stunden versucht das fremde Chakra aus der Iryounin zu filtern, erfolglos. Sie hatten eine Grenze erreicht von deren Existenz sie bis dato nicht einmal wussten. 
Als Sakura erneut zusammenbrach, mussten sie notgedrungen ihre Arbeit unterbrechen, sie zurück auf die Krankenstation bringen und versorgen lassen. „Wir können das Chakra nicht aus Haruno-san extrahieren. Es ist als würde es einen Schutzschild um sie herum bilden.“

Tsunade konnte nur schwer mit einem Nein oder einer schlechten Nachricht umgehen. Eine Fähigkeit, welche sie als Hokage nicht unbedingt auszeichnete. Weniger verwunderlich war daher ihr Wutanfall der folgte. Ihre Hände trafen krachend auf die Platte ihres Schreibtisches. Das Holz der Tischplatte konnte der Wucht ihres Schlages nicht standhalten. Nicht mal eine Eisenplatte hätte dem standhalten können. Völlig außer sich, vergaß sie die Anwesenden um sich herum, schrie auf vor lauter Verzweiflung, welche in ihr wütete. Eine Verzweiflung, welche seit langer Zeit in schlummerte, seit jenem Tag an dem ihr Bruder von ihr ging. Sie hatte so viele Verluste erlebt, dass die Angst vor Weiteren sie beinah lähmte. Schmerzhaft schlug der klägliche Rest ihres Herzens in ihrer Brust. Ihr Versprechen, niemanden mehr an sich heran zu lassen, um diesen Schmerz nie wieder fühlen zu müssen, hatte sie für ihre Schülerin gebrochen. Eine Schülerin, welche heute wie eine Tochter für sie war. Eine Tochter, die sie mit ihrer eigenen Fahrlässigkeit nun in Gefahr gebracht hatte. Sie konnte niemanden außer sich selbst die Schuld an dieser Situation geben, so gerne sie es auch wollte.

So plötzlich wie ihr Ausbruch begonnen hatte, war er auch wieder vorbei. Stumm ließ sie sich auf ihrem Stuhl nieder, erwiderte emotionslos die Blicke der Anwesenden.
 

Shikamaru war beinah schon erleichtert als die Hokage sie alle mit einer harschen Handbewegung aus dem Raum verwies. Es kam selten vor, dass in seinem Kopf absolute Stille herrschte. So sehr er sich diese manches Mal wünschte, jetzt gerade kam sie so ungelegen, wie noch zu keinem Zeitpunkt je zuvor. Seine Schritte hallten in den leeren Gängen des Hokageturms wieder, ehe er in die wolkenverhangene Nacht hinaus trat. Kaum dass er das Gebäude hinter sich gelassen hatte, wanderte seine Hand in seine Hosentasche, griff zielstrebig nach der darin verborgenen Verpackung. In seinem Kopf konnte er genau ihre mahnenden Stimme hören, sah ihre missgünstig zusammengezogenen Augenbraue. Dennoch hielt es ihn nicht davon ab einen tiefen Zug einzuatmen als er die Zigarette entzündete. Doch auch der beißende Qualm seiner Zigarette brachte nicht die beruhigende Wirkung, die er sich für gewöhnlich erhoffte. 
„Verdammt!“ genervt zertrat er die nicht einmal halb verglühte Kippe. Er würde noch durchdrehen, wenn das so weiter ging. Jeder Tag zerrte mehr und mehr an ihren Kräften. So sehr sie sich auch bemühte es zu verbergen, er konnte den Schmerz in ihren Augen sehen und es zerfraß ihn ebenso.
 Seine Augen verengte sich zu schmalen Schlitzen, als er auf einmal die Präsenz in seinem Rücken vernahm. Er musste sich nicht umdrehen um zu wissen wer es war „Verpiss dich!“ 
Die Präsenz des Uchihas war unverkennbar, düster und gefährlich. Shinobis wie ihn gab es nicht viele und dennoch genügte es um ihn an sich selbst zweifeln zu lassen. Es war beinah schon lächerlich, wie unterlegen er ihm war. Selbst wenn er wollen würde, er würde nicht einmal fünf Minuten gegen den Clan Erben ankommen. All seine Intelligenz brachte ihn bei seinem Gegenüber nicht weiter. 
„Sieh es als gut gemeinten Rat, Nara.“ Sasukes Stimme hallte grollend in den Schatten der Nacht nach „Halt dich von ihr fern.“

Es wirkte beinah schon verzweifelt lächerlich wie Shikamaru sich umwandte und sein Kunai gegen den Hals des Uchihas drückte, dessen Augen voller Hohn auf ihn hinabblickten. Sie wussten beide, dass dieser Versuch absolut töricht war. Dennoch trat er ihm entgegen, den Blick fest auf ihn gerichtet, bereit sich ihm zu stellen „Den Teufel werde ich tun.“ 
Es war dieses kalte, selbstgefällige Grinsen, welches den Strategen der Hokage letztendlich doch einen Schritt zurückweichen ließ. Es war purer Instinkt, der plötzlich in ihm nach Flucht schrie. „Ich hätte dich für klüger gehalten.“ Auch wenn seine Worte keine offenkundige Drohung beinhaltete, er hörte die Bedeutung dahinter genau heraus, hörte die Konsequenzen welche seiner Tat folgen würden. Obwohl sie mittlerweile ein guter Meter trennte, schien es dem Braunhaarigen als würde die bloße Präsenz des einstigen Nukenins ihm die Luft abschnüren. 
Die Stille der Nacht wirkte mit einmal so falsch und unnatürlich, wie die roten Augen, welche ihm nun entgegen blickten „Scheinbar hat dein guter Freund Hyuga dir nicht alles über dieses Jutsu erzählt...“
 

Es war wie ein Traum, eine Art Trance, in welcher er sich befand. Er war wie festgefroren, konnte sich nicht bewegen, egal wie sehr er sich auch bemühte. Um ihm herum war nichts als Finsternis. Kein Ton drang zu ihm durch. Er wusste nicht wie viel Zeit verging, ehe nach und nach immer mehr Menschen an ihm vorbei schritten. Menschen, welche ihm auf irgendeine Art und Weise bekannt vorkamen, er aber in seinem Leben noch nie gesehen hatte. Je länger er diese Leute beobachtete, desto mehr Details an ihnen fielen ihm auf. Sie alle trugen traditionelle Kimonos, dunkle Haare auf blasser Haut. Es war als würde er sich in einer anderen Zeit befinden. Ein Mädchen, vielleicht zehn oder zwölf Jahre alt, verharrte und wandte sich in seine Richtung. Obwohl sie ihm entgegenblickte, schien ihr Blick ihn nicht zu erfassen. Es war, als sähe sie durch ihn hindurch. Doch ihm fiel noch etwas ganz anderes auf. Ihre Augen ließen ihn die Stirn runzeln. Ein Merkmal, welches unverkennbar war und sie ganz eindeutig ihrem Clan zuwies. Blasse, kaum wahrnehmbare Irden zierten das zierliche Gesicht. Er kannte diese Augen, kannte diesen Clan „Was zum...“ 
Das Mädchen nahm auf einem Stuhl Platz, Rücken an Rücken mit einem jungen Shinobi, welcher kaum älter als sie selbst war. Er griff nach ihrer Hand, hielt diese festverschlossen in Seiner. Trotz seines jungen Alters war sein Gesicht gezeichnet von Kämpfen, der Ausdruck seiner Augen verschleiert von dunkeln Erinnerungen. 
Alte Greise sammelten sich um die beiden Kinder, deren Gesichter voller Unbehagen verzogen waren. Allesamt trugen sie das selbe Kekkei Genkai. Die Fingerzeichen, welche geformt wurden, waren ihm gleichermaßen fremd wie vertraut. Es war als hätte er dieses Ritual schon einmal gesehen. Die Greise berührten verschiedene Chakrapunkte des jungen Paares. Blaue Fäden folgten den Spitzen ihrer Finger von den Stellen, welche sie zuvor noch berührt hatten. Während die eine Hälfte im Uhrzeigersinn die zwei Menschen in der Mitte umrundeten, ging die andere Hälfte entgegen des Uhrzeigersinns weiter. Sie flochten eine Decke aus Chakrafäden, umspielten die Zwei Kinder, legten sie wie ein Schutzschild über ihnen ab. 
Leise Worte drangen zu ihm durch „Er wird dich beschützen, mein Kind.“ Das Netz aus Chakra wurde immer enger, legte sich wie eine zweite Haut auf sie nieder „Egal wo er ist, er wird immer seine Hand schützend über dich halten.“ Es folgte wieder eine Vielzahl an Fingerzeichen. „Dein Schmerz, wird auch sein Schmerz sein.“ Die Greise verharrten in ihren Bewegungen „Von nun an seid ihr verbunden...“ Er konnte längst nicht mehr bestimmen von wem welcher Chakrapfad herkam, als wären sie ineinander verwoben wurden. Für einen Moment leuchtete das Geflecht auf, ehe es mehr und mehr verblasste, ein Teil ihrer Haut wurde. 
Das Bild vor ihm veränderte sich. Die Menschen vor ihm verschwammen. Das Mädchen blieb alleine zurück. Lautlos wanderte sie durch den leeren Raum, lies ihren Blick ziellos hin und her gleiten. Sie verharrte, zuckte erschrocken zusammen als eine Hand sie aus dem nichts heraus packte. Er sah wie ihre Lippen sich bewegten, doch von ihren Worten kam keines bei ihm an. Sie wehrte sich vehement gegen die Hände, welche sie zu bändigen versuchten. Dann ertönte ein Schrei, laut und qualvoll und voller Schmerz. Die Hände ließen von ihr ab. Das Mädchen war wieder alleine. Doch ihre Haut war überzogen von leuchtenden Schlieren. Schlieren, welche er in der letzten Nacht selber gesehen hatte… „...von jetzt an, für immer.“
 

Als er seine Augen aufschlug fühlte er sich seltsam benommen. Er befand sich noch immer vor dem Hokagenturm, die Nacht ruhte weiterhin still über Konoha, als wäre nicht einmal eine Sekunde vergangen, als hätte er nur einmal geblinzelt. Was auch immer das gerade gewesen war, er musste diese Information verarbeiten, jemanden finden, der Antworten auf seine Fragen kannte.
 

„Solltest du nicht längst im Bett sein, Hinata?“ Sie zuckte schon lange nicht mehr zusammen, wenn jemand unerwarteter Weise in ihrer Nähe auftauchte. Vor allem nicht, wenn sie sich in den schützenden Mauern des Haupthauses aufhielt. Ihre Fußspitzen durchbrachen mit sanften Bewegungen die Wasseroberfläche des kleinen Teichs, welcher an das Stückchen Terrasse zu ihrem Zimmer grenzte. „Es hat nicht funktioniert, habe ich recht?“ Ihr Blick wanderte über ihre Schulter, erfasste ihren Cousin im Zwielicht des Mondes. Sein Blick war ernst. Mit verschränkten Armen harrte er an einem Pfeiler unweit von ihr. Er schüttelte den Kopf. Die Antwort überraschte sie beide nicht im geringsten. Sie kannten die Überlieferungen, kannten den Ursprung dieses Rituals und wusste um dessen Zweck. Es war nicht dazu gedacht jemanden an Ort und Stelle zu halten. Geschweige denn jemals wieder aufgelöst zu werden. „Es war nicht absehbar, dass die Situation derartige Ausmaße annimmt.“ Ja, da hatte er wohl recht. Auch sie hatte nicht erwartet, dass es zu derartigen Komplikationen kam. Die Nebenwirkungen, welche Sakura zeigte, besorgten sie alle. Vor allem ihr letzter Zusammenbruch brachte Fragen auf, auf welche niemand eine Antwort wusste.

„Als Uchiha das Bannsiegel gebrochen hat...“ Neji ließ sich seltsam besorgt neben der Clanerbin nieder. Es hätte nicht passieren dürfen, können. Es war unmöglich dieses Siegel alleine zu brechen. „Ich glaube Sakura ist das Einzige was ihn überhaupt in irgendeiner Art und Weise in Zaum halten kann.“ Alle hatten sie einen Moment die Luft angehalten, jeder Muskel war zum Zerreißen gespannt gewesen, denn niemand wusste was als nächstes passieren würde. Sie alle hatten seine Reaktion gesehen. Diese unbändige Wut in seinen Augen, der Klang seiner Stimme, als er sie aufforderte ihre Wunde zu heilen. „Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was der wirkliche Grund für seine Rückkehr ist...“ Hinata musste ihren Satz nicht beendet. Mit dem Moment wo Sakura den Raum betreten hatte, schien es als sei er aus einer Trance zu erwachen. Alles an ihm hatte sich ihr zugewandt, sie voll und ganz in seinen Fokus geschlossen. Doch sie alle konnten nur Vermutungen anstellen. Er war einfach undurchschaubar. Denn selbst wenn sie vom Unmöglichen ausgingen, Uchiha Sasuke schaffte es immer wieder noch ihre schlimmsten Erwartungen zu übertreffen. Die Stille um sie herum wirkte mit einem Mal erdrückend, die Nacht nicht mehr angenehm ruhig. Hinata zog ihre Füße aus dem zuvor noch angenehm erfrischenden Wasser des Teichs. Es fröstelte sie. „Was wenn...“
Sie konnte ihren Satz nicht zu Ende bringen. Ein lautstarkes Klopfen an den Haupttoren durchbrach die Stille der Nacht. Mit gerunzelter Stirn sahen sie einander an und aktivierten ihr Byukugan. Die Furchen auf ihren Gesichtern vertieften sich, als sie erkannten wer für die nächtliche Störung verantwortlich war. Es bedurfte nicht mal Sekunden, ehe sie am Tor ankamen um den Zwischenfall zu beenden. „Shikamaru, was...“ doch der angesprochen ließ die Clan Erbin nicht aussprechen. Sein Gesicht war gezeichnet von Wut und seine Stimme brach beinah vor unterdrückter Panik „Was ist das wirklich für ein Ritual?!“


Beide Clan Mitglieder wirkten mit einem Mal ungewöhnlich betroffen, schienen seinen Blick zu meiden. Er fühlte sich plötzlich extrem müde, seine Schultern sackten nach unten und seine Augen wirkten auf einmal leer. „Wir sollten uns hinsetzen...“ Hinatas Stimme drang nur dumpf zu ihm durch. Auch ihre Hand, welche seinen Arm umschloss und ihm den Weg zu einem kleinen Steg in der Nähe führte, nahm er kaum wahr. Er ließ sich kommentarlos nieder und ignorierte die besorgten Blicke seiner Freunde.
 Selbst Neji, welcher wenig auf Feingefühl gab, wusste nicht so recht wie er das Folgende in die richtige Worte packen sollte. „Dieses Ritual stammt aus unruhigen Zeiten, Zeiten in denen der Krieg niemals endete und Männer ihre Frauen zurückließen. Unser Clan wollte die zurückbleibenden schützen und entwickelten dieses Jutsu.“ Es passte zu den Bildern, welche der Uchiha ihn hatte sehen lassen. Resignation machte sich in ihm breit, wurde verstärkt durch Hinatas folgende Ergänzung „Es ist ein Versprechen, Shikamaru. Eines welches nicht gebrochen werden kann, sobald es erst gefasst wurde. Ein Versprechen, welches nur geschlossen werden kann, wenn beide dazu bereit sind.“


Dieses Jutsu war also nie wirklich dazu gedacht den Abtrünnigen im Dorf zu halten. Dieses Jutsu sollte ihm lediglich einen Grund liefern, dem Dorf nicht mehr den Rücken zu kehren. Ihm war durchaus bewusst was das bedeutete. Es gab diese eine Tatsache hinsichtlich Sakura, welcher er sich immer gewahr war. Warum er nie daran geglaubt hatte, dass diese Sache zwischen ihnen von Dauer sein könne. Warum er nie wollte, dass... „Du bist in sie verliebt.“ Es war eine einfache Feststellung und die Tatsache, dass dies sogar für Neji offensichtlich war, machte es für ihn noch fast schmerzhafter als es eh schon war. Ausdruckslos erwiderte er dessen Blick, versuchte möglichst gleichgültig mit den Schultern zu zucken „Was für ein Unsinn.“ Doch der Schmerz in seiner Brust, trieb ihm die Tränen in die Augen, ließ seine Stimme brechen und seine Gleichgültigkeit in Luft auflösen. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dir nicht von diesem Jutsu erzählt.“ Woher hätten sie es denn auch wissen sollen? Shikamaru wusste, dass sein Freund nur das getan hatte wozu er bestimmt war. Seine Mission zu erfüllen. Das Dorf zu schützen. All das, was er selber bereit war zu tun. Jetzt blieb ihm allerdings nichts anderes übrig als sich selbst zu helfen. Der bloße Gedanke schnürte ihm bereits den Hals zu. Ich muss das hier beenden.
 Schweigen legte sich über die Gruppe und nur das Plätschern des Brunnen war noch zu hören in der sonst stillen Nacht.

Der Schmerz in deiner Nähe

Shikamarus Büro war ihr durchaus bekannt. Die beige Tapete, welche sich an der ein oder anderen Ecke bereits löste, war ihr so vertraut wie die Tapete in ihrer Wohnung. Rechts neben der Türe befand sich ein Spieltisch auf welchem ein Shogi Spielbrett platziert war. Links von ihr standen mehrere Bücherregale. Einige der Titel kannte sie, andere nicht. Keines dieser Bücher hatte sie selbst je gelesen. Dennoch wusste sie einigen Titeln ihre Inhalte zuzuordnen. Oft hatte sie ihm zugehört, wenn sie nach seinem Tag gefragt hatte und er ihr von einer besonders interessanten Entdeckung in einem seiner neuen Bücher erzählte. Sie hörte ihm gerne zu. Seine Stimme hatte etwas beruhigendes. Oder vielleicht war es auch sein ganzes Wesen. Die Ruhe, die er stets ausstrahlte und die Sicherheit, welche er ihr damit gab. Nachdenklich sah sie nun zu ihm, betrachtete ihn wie er an seinem Schreibtisch saß und angespannt zu ihr sah. Sie kannte ihn schon eine ganze Weile. Monate hatte sie Tag ein Tag aus zusammen verbracht, ohne zu merken wie die Zeit dahin floss. Zeit lehrte einem so einiges über die Menschen. Manchmal waren es nur Kleinigkeiten, wie die Furchen auf seiner Stirn, wenn er sich sorgte. Manchmal waren es auch offensichtlichere Sachen, wie seine nach unten geneigten Lippen, welche er fest zusammen gepresst hatte. Seine Ellbogen stützte er auf der Tischplatte ab, die Hände ineinander verschränkt und sein Gesicht halb dort hinter verborgen. Seit sie den Raum betreten hatte, hatte er noch kein Wort gesprochen, sie lediglich mit dem ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht beobachtet. Sie ahnte es bereits als seine Nachricht sie erreichte. Er schickte ihr keine Nachrichten. Er fand immer die Zeit sie persönlich nach einem Treffen zu fragen. Jeder Schritt, welcher sie seinem Büro näher gebracht hatte, ließ das ungute Gefühl in ihrer Brust wachsen. 

Er hatte selten in seinem Leben etwas getan, was er hätte bereuen müssen. Für gewöhnlich tat er das, was er als das Richtige betrachtete. Denn etwas zu bereuen war weitaus anstrengender als von vornherein das Richtige zu tun. Was er allerdings bereute, noch bevor er es überhaupt getan hatte war sie um dieses Gespräch zu beten. Noch hatte er kein Wort heraus gebracht. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht zeugte jedoch davon, dass auch keine Worte nötig waren um das Kommende zu verstehen. Das traurige Lächeln auf ihren Lippen ließ ihn in die Versuchung kommen seinen zuvor gefassten Plan zu überdenken. Denn wenn er ehrlich war, dann wollte er dieses Gespräch nicht führen. Er wollte nichts an ihrer beider Situation ändern. Er wollte sie wieder in den Arm nehmen, ihre Haut berühren, ihre Lippen spüren. Das Einzige was er wirklich wollte, war an ihrer Seite sein und das nicht nur als ein Freund und Kollege. Doch das war es nicht was zählte. Das würde er ihr heute nicht verraten, vielleicht auch für immer für sich behalten. Hier ging es nicht um ihn alleine, sondern vor allem um sie. Sie war diejenige die unter dieser Situation zu leiden hatte. Sie war es, die vor Schmerzen beinah umkam, wenn er sie berührte. Sie war es, die sich selber etwas vormachte, wenn sie an seiner Seite blieb.

Er würde es nicht ertragen, sie noch einmal so zu sehen. Er würde es nicht ertragen, wenn sie irgendwann die Erkenntnis traf und er sie davon abgehalten hatte. Sie würde über seine Entscheidung hinweg kommen. Vielleicht nicht direkt, vielleicht auch nicht morgen. Doch es würde reichen, um irgendwann an einem Tisch sitzen zu können und über all das hier zu lachen.

Er durfte es nicht unnötig in die Länge ziehen, das Pflaster schnell und möglichst schmerzlos abreisen. Seine Entscheidung war daher die einzig Richtige. „Ich denke, es ist das beste, wenn wir in Zukunft wieder einfach nur Freunde sind.“

Es kam ihm wie Stunden vor in denen sie einander einfach nur ansahen. Mit jeder Sekunde, welche verging, verblasste das Lächeln auf ihren Lippen mehr und mehr. Tränen glitzerten stattdessen in ihren Augenwinkeln. Sie brauchte einen Moment um die richtigen Worten zu finden, doch alles was sie heraus bringen konnte war „Du hast vollkommen Recht.“ Ihre Stimme brach, die Tränen brannten in ihren Augen, als sie diese Worte sprach. So sehr sie ihm auch widersprechen wollte, ihr war vollkommen bewusst, dass diese Entscheidung vorerst die einzig Richtige war. Diese Entscheidung, so richtig sie auch war, traf dennoch etwas tief in ihr, wovon sie überzeugt war, dass er dazu nicht in der Lage wäre. Unerwartet schmerzhaft zog sich ihre Brust zusammen. Trotz all ihrer Mühe entschlüpfte ihren Lippen ein leiser Schluchzer. Hilflos standen sie einander gegenüber. Das sagst du nur um mich zu schützen. Aber ich muss nicht mehr beschützt werden! Nicht vor dir... „Es tut mir unfassbar leid, Shikamaru...“ ihre Worte waren nur ein leises Flüstern, bevor sie sich umwandte und sein Büro verließ.

 

Sie hörte wie etwas hinter ihr zu Bruch ging, hörte ihn fluchen und es schnürte ihr den Hals zu. 

Einen Fuß vor den anderen setzend, entfernte sie sich von der Tür, bevor sie dem Wunsch nachkam einfach wieder kehrt zu machen. Sie musste hier raus und an die frische Luft. Das Gefühl keine Luft zu bekommen war mit einem Mal überwältigend. Ohne auf den Weg zu achten lief sie durch die ihr so bekannten Gänge des Hokage Turms. Das enge Gefühl in ihrer Brust nahm weiter zu und ließ ihre Sicht verschwimmen. Entgegen all ihrem medizinischen Wissen, lief sie weiter. Sie wusste, sie befand sich gerade in Mitten einer Panikattacke. Doch anstatt halt zu machen und sich hinzusetzen, lief sie immer weiter davon.

Ihre Flucht fand jedoch ein abruptes Ende, als sie in die eine Person lief, welche sie gerade als letztes hatte sehen wollen. „Sasuke.“ Ihre Stimme klang so atemlos wie sie sich fühlte. Das Blut in ihren Ohren rauschte. Sie wusste, wenn sie sich nicht in den nächsten Sekunden beruhigte, dass sie ohnmächtig werden würde. Statt sich auf ihre Atmung zu konzentrieren, war alles was sie wahrnahm schwarze Augen, welche auf sie hinab blickten. Nicht mal seine Hände, welche fest ihre Oberarme umschlossen um sie auf den Beinen zu halten, nahm sie noch wahr. Sie sah wie sich seine Lippen bewegten, doch seine Worte erreichten sie nicht. 

Ein stechender Schmerz durchzog ihre Wange. 

Ihr nunmehr klarer Blick war nicht mehr auf sein Gesicht sondern auf die Wand neben sich gerichtet. Der Druck in ihrer Brust ließ unweigerlich nach und sie fühlte wie diese sich wieder mit Sauerstoff füllte. Ungläubig sah sie zu dem Schwarzhaarigen hinauf, hielt mit ihrer Hand, ihre nunmehr pochende Wange. Er hatte sie geohrfeigt und alles was er nun tat war reglos auf sie hinab zu blicken. Ehe sie es überhaupt realisierte trafen ihre Fäuste auf seine Brust. Immer und immer wieder.

Er ließ es einfach über sich ergehen, stand still bis sie nach einigen Minuten von alleine aufhörte. Statt des stumpfen Tons ihrer Schläge, war nun mehr ihr leises Schluchzen zu hören. Ihre Schultern bebten, ihre Hände krallten sich in sein Hemd. Was mache ich hier bloß? Kraftlos sank sie gegen ihn, lehnte ihre Stirn an seine Brust.

Tränen benetzten sein Oberteil. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. In ihm kochte dieses altbekannte Gefühl auf, welches er immer wieder in ihrer Nähe verspürte. Schon seit seiner Genin Zeit, erinnerte er sich immer wieder an Situationen, in denen seine Wut die Überhand ergreifen wollte. Seine Finger begangen zu Kribbeln, sein Puls beschleunigte sich. Immer wieder war sie der Auslöser, dafür dass er seine Beherrschung verlor. Sie war seine Schwachstelle. Seit diesem verdammten Jutsu war dieses Verlangen, sie zu schützen, um ein Vielfaches gewachsen. Sein Blick wurde dunkler „Was ist passiert, Sakura?“

Ihr Schluchzen verstummte, ebenso wie das Beben ihrer Schultern. Einen Schritt zurücktretend, sah sie zu ihm auf. Ihre Hand fuhr über ihre Wangen, trocknete die Spuren, welche ihre Tränen dort hinterlassen hatten. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war ihm vollkommen fremd. Starr und ausdruckslos. In all den Jahren, in welchen er sie nun schon kannte, hatte er sie nie so distanziert und abweisend gesehen. „Du bist zurück gekommen.“

Sie spürte sein Chakra aufwallen, fühlte wie seine Wut die Kontrolle übernahm. All die Wut, welche durch ihn durchfloss, spürte sie, während ihr Blick auf seinem völlig gleichgültigen Gesicht lag. Er war ihr so fremd geworden. Vor ihr stand nicht der Sasuke, welcher sie vor all den Jahren verlassen hatte. Hier stand eine noch viel kaputtere Version des Shinobis, der einmal ein Teil ihres Teams war. Kalt und unkontrollierbar. All diese Jahre hatte sie damit verbracht auf ihn zu warten, zu hoffen und zu glaube, dass er zu ihr zurück kam. Doch obwohl er nun hier vor ihr stand, war er ihr so fremd wie kein anderer in diesem Dorf. Kopfschüttelnd trat sie einen weiteren Schritt zurück, brachte mehr Abstand zwischen sich und ihm, trotz seines Chakra, dass sie geradezu dazu drängte den Abstand zwischen ihnen wieder zu verringern.

„Das wolltest du doch immer.“ Er folgte ihr, drängte sie zurück, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand. Hart umfasste er ihr Kinn, hob ihr Gesicht an, bis ihr Blick dem Seinen begegnete. Sie war so anders als er sie in Erinnerung hatte. Obwohl ihr Gesicht noch von Tränen gezeichnet war, blickte sie ihm stolz und unnachgiebig entgegen. Sie wich seinem Blick nicht aus, kam ihm noch ein Stück entgegen.

Trotz der eintretenden Dämmerung, war das grün ihrer Augen deutlich zu erkennen. Das Licht des späten Nachmittages ließ ihr Gesicht in einem schimmernden Licht erstrahlen. Es fehlte nicht viel und seine Lippen würden ihre berühren. Der Abstand zwischen ihnen war so gering, wie noch nie zuvor.

Dennoch fühlte es sich an als wäre eine Klippe zwischen ihnen, dazwischen nur das reißende Wasser. Und sie wusste nicht ob sie noch immer die Kraft hatte, wieder an Land zu schwimmen. Das hier war nicht das was sie wollte. Das hier war eine Seite, welche er immer vor ihr verborgen gehalten hatte, eine Seite welche ihr nun angst machte. Hart schlug ihr Herz in ihrer Brust. 

Ihr Atem streifte sein Gesicht. Erneut umspielte ihn ihr Parfüm, benebelte seine Sinne. Für einen Moment befand er sich wieder in dem Verhörraum, spürte ihre Lippen, welche mit jedem Wort seine Wange streiften, fühlte ihre Hände über seine von den Verhören gezeichnete Haut wandern. Sein Gesicht neigte sich ihrem weiter entgegen. Sein Blick wanderte von ihren Augen zu ihren Lippen. Lippen, auf welchen nun ein trauriges Lächeln lag „Nicht so, Sasuke.“ Ihre Worte holten ihn langsam zurück. Er hatte gar nicht bemerkt wie nah er ihr gekommen war, wie kurz davor er gewesen war...

Es war nur der Hauch einer Berührung, als sie ihre Hand auf seine Brust legte. „Nicht so.“ Die Bewegung ihrer Hand war kaum zu erkennen, doch sie reichte aus, um ihn an die gegenüberliegende Wand zu befördern. Leichte Risse zierten nun die vormals makellose Tapete in seinem Rücken. Die Hand, welche zuvor noch seine Brust berührte, war nun zu einer Faust geballt. Falten zierten ihre Stirn, während sie diese betrachtete. Der Abstand zu ihr, klärte seine Gedanken. Er wusste, dass sie außergewöhnlich stark geworden war. Wie stark sie war, wurde ihm allerdings erst in diesem Moment bewusst. Ihre Finger hatten nicht mal gezuckt. 

 

Schritte hallten an den Wänden des leeren Ganges wieder, verklangen unmittelbar vor ihnen.

„Was ist denn hier los?“ Sie beide kannten den Klang dieser Stimme nur zu genau, kannten das Gesicht, welches seit jeher hinter einer Maske verborgen lag. Der harte und anklagende Ton in der Stimme des Grauhaarigen, weckte Erinnerungen an längst vergangene Tage. Der durchdringende Blick ihres alten Senseis wanderte von einem zum anderen. Ihm entging keines Falls die bröckelnde Wand zu seiner Rechten, an welcher der Uchiha Erbe stand oder Sakuras leerer Blick auf ihre geballte Faust.

Es herrschte eine eiskalte Spannung in dem nun im Schatten liegenden Gang.

Keiner der beiden Angesprochenen schien auf seine Frage eingehen zu wollen. Nun, das war ihm auch recht. Dann würde er das Reden halt übernehmen. Er hatte sich dieses Schauspiel immerhin lang genug angesehen. „Ich denke, wir beide sollten uns mal unterhalten, Sasuke.“ Seine Worte waren weder eine Frage noch eine Bitte. Es war ein Befehl, welchem er stillschweigend Folge leistete. Ein kurzer Blick reichte um sich zu versichern, dass sie Rosahaarige wohlauf war. Stumm verließ er das Gebäude, trat an seinen beiden Schülern vorbei.

 

Die Sonne stand bereits so tief, dass der Himmel in einem nahezu blutroten Ton erstrahlte. Nur noch wenige Menschen kreuzten ihren Weg, welcher an den Rand des Dorfes führte. Es war ein ihm nur allzu bekannter Weg. Ein beinah schon melancholisches Gefühl breitete sich in seiner Brust aus, als seine Augen das Ziel erfassten. „Lange ist es her, was?“

Er konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal auf diesem alten Trainingsplatz gewesen war. Stumm ließ er seinen Blick über die nur allzu bekannte Fläche gleiten, verharrte an den drei Baumstämmen in der Mitte. So viele Erinnerungen hingen an diesem Ort. Erinnerungen, welche hinter einem Schatten zu verschwinden drohten.

„Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre sie niemals wieder auch nur ansatzweise in deine Nähe gekommen.“ So hart diese Worte auch klangen, sie wusste beide, dass diese berechtigt waren. Zu viel hatte der Uchiha sich in der Vergangenheit zu Schulden kommen lassen. „Aber ihr Weg führt immer wieder zu dir. Genauso wie deiner dich immer wieder zu ihr schickt.“ Er wollte widersprechen, die Worte abtun in seiner üblichen Ignoranz. Doch sein Herz stolperte, schlug viel zu hart in seiner Brust.

Trotz all der Zeit die vergangen war, steckte in diesem jungen Mann immer noch dieses hilflose Kind, welches mit ansehen musste, wie seine gesamte Familie abgeschlachtet wurde. Ein Kind, welches sich stets eingeredet hatte alleine klar kommen zu müssen. Jede seiner Handlungen schrie geradezu danach sich selbst schützen zu wollen. Dass er mit diesem Verhalten, alles und jeden von sich stieß, nahm er dafür billigend in Kauf. Doch nach all dieser Zeit in Einsamkeit und Rache, schien er letztendlich an dem Punkt angelangt zu sein, an welchem er nach Hause zurückkehren wollte. Aber sein Zuhause war nicht mehr so wie er es in Erinnerung hatte.

Kakashi wandte sich mit warnenden Blick nach rechts „Wenn du also wirklich vorhast hier zu bleiben, dann solltest du lernen dich besser unter Kontrolle zu haben.“ Die Warnung zwischen Kakashis Worten war kaum zu überhören. Es war kaum zu erkennen, aber all jene, welche den Uchiha-Erben kannten, konnten sehen, dass jede Faser seines Körpers auf Spannung stand, sobald die Rosahaarige sich von ihm entfernte. Trotz seiner nahezu perfekten Chakrakontrolle, wallte eben jenes in diesen Momenten auf. „Sie haben weiter gemacht...“ Dass Rauschen seiner Ohren schien beinah alles zu übertönen „...ohne dich, Sasuke.“ Das Sharingan leuchtete im Zwielicht der Dämmerung auf und war nunmehr auf seinen ehemaligen Sensei gerichtet. Doch dieser rührte sich nicht und trotz seiner Maske war das Lächeln darunter deutlich zu erkennen.

„Dieses Ritual... du kanntest es vorher schon. Habe ich Recht?“ Sie beide wussten, dass eine Antwort auf diese Frage überflüssig war. Es war ein uralter Ritus aus Zeiten der Gründer. Alle alten Familien haben so ihre Liebsten geschützt. Auch die Uchihas. Eine Familie, die die Sicherheit ihrer Liebsten an oberster Stelle gesetzt hatte. Wenn ein Uchiha liebte, liebte er für immer. Wenn diese Liebe erlosch, blieb nichts als Dunkelheit. Eine Dunkelheit in der der junge Shinobi lange Zeit zu ertrinken schien. Sakura war sein Rettungsring, der ihn über Wasser hielt. Doch war sie auch dazu in der Lage ihn aus dem Gewässer der Dunkelheit zu retten oder würde er sie beide in dessen Tiefen ziehen? „Weißt du, ich habe ein wenig geforscht, wegen dieser ganzen Nebenwirkung die Sakura aktuell hat...“ sein Blick wurde wachsam. Alles in ihm stand auf Spannung, seine Hände begannen zu zittern „Nur jemand der bedingungslos liebt, kann diesen Bund eingehen...“ Kakashi musste nicht weiter sprechen. Die Bedeutung hinter diesen Worten würde ihm bewusst, noch bevor er den Satz überhaupt beendet hatte. Doch sein Sensei nahm keine Rücksicht, führte ihm die Folgen seiner Entscheidungen entschieden vor Augen „Die Zeiten, wo sie nur dich geliebt hat, sind vorbei. Und wenn du so weiter machst, wird aus dem bisschen Liebe was sie noch für dich empfindet Hass.“

Die Nähe zu dir

Der Morgen graute und das Büro der Hokage erleuchtete in einem seichten Orange. Der Sonnenaufgang brachte eine willkommene Wärme mit sich, welche die Kälte der Nacht ablöste. Die Godaime selbst saß bereits an ihrem Schreibtisch, umgeben von Anfragen und anstehenden Missionen. Ihren Blick fest auf die Kunoichi vor ihr gerichtet. „Bist du sicher, dass du das wirklich möchtest?“

Sakura musste ihre alte Lehrmeisterin nicht ansehen um die Sorge in ihrem Gesicht zu lesen. Die Stimme ihrer Meisterin verriet ihr alles was sie wissen musste. Dennoch, um ihrer Forderung mehr Ausdruck zu verleihen, erwiderte sie deren Blick fest und mit einer Überzeugung, von der sie selbst nicht wusste woher sie sie nahm. Tsunade saß an ihrem Schreibtisch, die Hände gefaltet und ihr Gesicht halb dahinter verborgen, bedeckte ihre zusammengepressten Lippen um nicht etwas unüberlegtes zu sagen „Ja, Hokage-sama.“

Tsunades erster Impuls war es ihr Gesuch abzulehnen. Dieser Plan war zum Scheitern verurteilt, noch bevor sie ihn überhaupt in die Tat umgesetzt hätte. Sie glaubte schlicht nicht daran, dass diesem Shinobi noch zu helfen war. Dieser junge Mann, welcher vor viel zu langer Zeit alle seine Gefühle abgeschrieben hatte. Dunkelheit war alles was ihn umgab. Dunkelheit war alles woran er sich erinnern konnte. All seine Erinnerungen waren überschattet von dem Schmerz und dem Verlust seine Familie zu verlieren. Die Dunkelheit war ihm so vertraut, dass er den Weg hinaus schon längst aufgegeben hatte. Es war seine Entscheidung. Seine Entscheidung alleine zu bleiben. Sakura hatte ihm mehr als einen Ausweg geboten. Keinen davon hatte er jemals angenommen. „Was soll das Ganze bringen?“

Es war eine Vertrauensprobe. Nicht unbedingt für ihn, mehr noch für sie. Er war ihr so fremd geworden. Immer wieder wenn sie versuchte ihr Chakra zu verwenden, spürte sie auch Seines aufwallen. Es fühlte sich an, als würden die feinen Fäden seines Chakras ihres umschließen, sich eng um ihre Bahnen legen und es nach und nach ersticken. Es machte ihre Arbeit nahezu unmöglich. Sie konnte lediglich am Rand stehen und ihre Kollegen dabei beobachten wie sie ihre Arbeit übernahmen. Es war frustrierend! Alles was sie sich in den letzten Jahren mühevoll erarbeitet hatte, war nahezu umsonst, wenn sie ihr Chakra nicht kontrollieren konnte. Wütend knallte sie die Patientenakte auf ihren Schreibtisch. Verzweifelt fuhren ihre Hände über ihr Gesicht, verbargen Tränen, welche sich unweigerlich hervor kämpften. Das ganze würde sie auch nicht weiterbringen. Hier zu sitzen und stumme Tränen zu weinen, würde wertvolle Zeit verschwenden. Zeit, welche sie brauchte um andere zu retten. Energisch wischte sie über ihre Wangen und stand auf.

„Was denkst du, Sakura?“ Sie fühlte den durchdringenden Blick ihrer Lehrmeisterin in ihrem Nacken, egal wie sehr sie auch versuchte ihn zu ignorieren. Seit der Durchführung des Rituals fiel es ihr schwer ihr Chakra zu kontrollieren. Es war als wäre sie wieder das zwölfjährige Mädchen, welches gerade erst wieder lernte wie man sein Chakra kontrollierte. „Wenn ich was an dieser Situation ändern will, dann geht das nur mit ihm zusammen.“

Wenn sie eines in den letzten Jahren gelernt hatte, dann das es nichts brachte, darauf zu warten, dass sich etwas änderte. Sie musste die Dinge selber in die Hand nehmen.

Es gab nur eine Person, welche ihr zeigen konnte, wie sie ihr Chakra wieder unter Kontrolle bekam. Auch wenn dieses verdammte Jutsu ihr bisher nicht Gutes beschert hatte, immerhin würde es ihr jetzt helfen ihn zu finden. Tsunades Antwort wartete sie nicht ein mal mehr ab.

 

Sie war beinah schon überrascht wohin sie sein Chakra führte. Dieser Ort war der Ort an dem alles begann. Sie hatte hier so viel mehr gefunden als nur ein Team. Hier hatte sie Freunde gefunden, eine Familie, Liebe… Manchmal hatte sie den Eindruck es war Schicksal, dass sie drei in Kakashis Team gelandet waren. Schicksal, dass sie immer wieder zurück fanden, zurück zueinander.

Aufmerksam folgte ihr Blick jeder seiner Bewegungen, nahm jedes Zischen und jedes Aufprallen seines Kunais wahr. Sein Gesicht spiegelte dieselbe Gleichgültigkeit wie zu jeder anderen Zeit des Tages wieder. Seine Muskeln waren angespannt. Jeder Schlag und jeder Tritt aufs penibelste genau ausgeführt. Auch wenn es nicht den Anschein machte, wusste sie, dass er sich ihrer Anwesenheit durchaus bewusst war. Sein Chakra, welches unter ihrer Haut pulsierte schien sie wie ein Magnet immer weiter zu ihm zu ziehen. Und sie war sich sicher, dass er ihre Nähe ebenso spürte wie sie seine. Das ändert doch alles nichts...

Für einen Moment verlor sie ihn aus den Augen, als der Wind ihre Haare vor ihr Gesicht wehte. Noch ehe sich ihre Sicht klärte spürte sie ihn hinter sich. Obwohl er sie nicht berührte strahlte sein Körper eine derartige Wärme aus, dass sie bis zu ihr reichte.

„Was machst du hier?“ seine Worte waren leise und kalt, so gegensätzlich zu seinem heißen Atem, welcher ihr Ohr und ihren Nacken streifte, eine Gänsehaut auf ihrem Hals hinterließ. Das Rauschen des Windes, vermischte sich mit dem Rauschen ihres Blutes. Für einen Moment war es als würde die Erde still stehen. Sie war wie betäubt, war nicht dazu in der Lage sich ihm zu zuwenden oder gar etwas zu erwidern.

Es dauerte einige Sekunden ehe sie es schaffte ihr Gesicht in seine Richtung zu wenden. Rote Augen blickten ihr entgegen, folgten jeder Regung ihres Gesichtes. „Du musst mir helfen.“ Ihr Herz raste und ihre Zunge fühlte sich schwer an, als die Worte ihre Lippen verließen „Trainier mit mir.“ 

 

Er musste zugeben, sie hatte weitaus mehr Ehrgeiz als zu ihrer gemeinsamen Genin Zeit. Es war dieser Ausdruck in ihren Augen. Dieser Wille, welcher ihr früher immer gefehlt hatte.

Schweiß glänzte auf der Stirn der Kunoichi, welche nach Atem ringenden auf dem Boden kniete. Ihre Bewegungen wurden von Mal zu Mal fahriger und sie benötigte mehrere Anläufe um wieder auf ihren Beinen stehen zu können. Er sah das Zittern ihrer Muskeln und wusste sie hatte längst ihre Grenze erreicht. Doch in ihren Augen konnte er erkennen, dass sie noch nicht bereit war das Training für diesen Tag zu beenden. Aufmerksam hielt er ihren Blick fest, während er auf sie zutrat und den Abstand zwischen ihnen schloss. Er hielt erst inne als sie so nah beieinander standen, dass seine Brust beinah ihren linken Arm berührte. Um weiterhin den Blickkontakt zu ihm halten zu können, musste sie nunmehr ihren Kopf in den Nacken legen. Ihr Blick folgte ihm über ihre Schulter hinweg auch als er sich hinter ihr positionierte. Sein Atem streifte ihre Wange und die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Sasuke entging keineswegs wie ihre Atmung mit einmal schwerer und ihr Blick trüber wurde. „Konzentrier hier dein Chakra.“ Während er dies sagte, legte er eine Hand auf ihren Bauch ab, zog sie mit einem Ruck an sich, bis ihr Rücken an seiner Brust lehnte. Den Kopf senkend, verharrte er erst, als seine Lippen ihr Ohr berührten. „Von hier aus, kannst du es überallhin durch deinen Körper leiten.“ Nun folgte auch seine andere Hand, umfasst ihren Arm und fuhr diesen bis zu ihrem Handgelenk hinab um eben jenes in die Höhe zu heben. Er spürte wie sein Chakra unter ihrer Haut pulsierte, fühlte ihres im Einklang dazu fließen „Jetzt!“ 

Sie brauchte einen Moment um aus ihrer Trance zu erwachen, doch schließlich erschien das vertraute grüne Leuchten ihres Heiljutsus, diese bekannte Wärme, welche es ausstrahlte. Er hörte noch ihren zufrieden Ausruf, ehe sie in seinen Armen zusammen sank. 

 

Ihr Kopf schmerzte und ihre Sicht war ungewohnt verschwommen als sie ihre Augen aufschlug. Nur unbewusst nahm sie die fremde Bettwäsche wahr als sie sich in eine aufrechte Position hievte. Während sie sich mit der einen Hand auf dem Bett abstützte um ihr Gleichgewicht zu halten, fuhr ihre andere Hand über ihre Augen bis sich ihre Sicht klärte. Ein weiterer Moment verging ehe sie ihren Blick durch den Raum schweifen ließ. Außer dem Bett auf welchem sie saß, befand sich nur noch eine einzelne Kommode in diesem Zimmer, über welcher ein ihr nur allzu bekannter Fächer hing. Obwohl sie nicht mehr genau wusste, was geschehen war, wusste sie, dass der Uchiha sie hergebracht haben musste. Sie erinnerte sich an ihr gemeinsames Training, an ihre endlos verzweifelten Versuche ehe es endlich funktioniert hatte. Danach war nur noch Dunkelheit. Sie musste ohnmächtig geworden sein vor lauter Anstrengung. Noch immer spürte sie, dass ihr Chakra Level bedenklich niedrig war. Nichtsdestotrotz verspürte sie eine gewisse Zufriedenheit in sich aufsteigen. Sie hatte ihr Heiljutsu aktiviert ohne etwas oder jemanden in die Luft zu sprengen. Sie hatte sein Chakra kontrolliert. Und ihre Zufriedenheit würde noch mit einer Priese Genugtuung ergänzt. 

Ihr Versuch aufzustehen benötigte zwei Anläufe. Unsicher setzte sie einen Fuß vor den anderen. Für einen Moment wurde ihr wieder schwarz vor Augen und Halt suchend streckte sie ihre Hand nach der Wand aus. An dieser stützend suchte sie den Weg hinaus als ihre Sicht sich wieder klärte. Beinah lautlos schob sie die Tür zum Flur hinaus auf. Der Flur erstreckte sich lang und dunkel vor ihr. Um nirgendwo gegen zu laufen, ließ sie ihre Hand weiter an der Wand entlangfahren. Ihr Blick schweifte umher. Dieser Ort war so trostlos und kalt wie die Person die hier wohnte. Keine Bilder, nichts deutete darauf hin, dass dieses Haus wirklich bewohnt war. Es war so kalt und ausdruckslos wie sein Besitzer. Ihr Weg fand ein abruptes Ende, als vor ihr eine nur allzu bekannte Brust erschien. „Du hättest noch liegen bleiben sollen.“ Seine Augen blickten ausdruckslos auf sie hinab, doch der Ton in seiner Stimme ähnelte beinah der eines tadelnden Lehrers. Für eine Diskussion fehlte ihr nun schlichtweg die Energie, daher blieb sie einige Sekunden stumm, beobachtete wie er jeder ihrer Bewegungen folgte. „Ich möchte nach Hause.“

Es war ein kaum wahrnehmbares Zucken seiner Augenbraue, welches sein Missfallen ausdrückte. Und obwohl sie sich für einen Moment fragte, ob sie es sich nur eingebildet hatte, blieb er unverändert vor ihr stehen. „Leg dich wieder hin.“ Der Ton in seiner Stimme duldete keine Widerworte. Seufzend schüttelte sie den Kopf, ehe sie an ihm versuchte vorbei zu gehen. Doch seine Hand griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie an Ort und Stelle. Schulter an Schulter standen sie nun nebeneinander. Über ihre Schultern hinweg, sahen sie einander an. Missfallen spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder. Den Teufel werde ich tun. Es lag ihr geradezu auf der Zunge, allerdings kam außer einem überraschten Aufschrei nichts über ihre Lippen. Der Griff um ihr Handgelenk hatte sich gelöst und stattdessen ihre Hüfte umfasst. Ihre Perspektive hatte sich verändert und vor Schreck hatte sie ihre Arme um seinen Hals geschlungen. Auf ein Mal waren sie sich so nah, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spürte. Gefangen von seinem Blick, bemerkte sie nicht wie er wieder das Schlafzimmer betrat, welches sie wenige Minuten zuvor erst verlassen hatte. Erst als sie die Matratze in ihrem Rücken spürte, schien sie aus ihrer Starre zu erwachen. Ihren Versuch aufzustehen, blockte er indem er sich über sie beugte, rechts und links die Arme neben ihrem Gesicht abgestützt „Ich lasse dich so nicht gehen.“ 

Auf den Ellbogen abstützend kam sie ihm entgegen bis sich ihre Nasenspitzen beinah berührten „Ich lasse mich vor dir nicht hier festhalten.“ Ihr Stimme war leise und hart wie er sie bisher nur selten von ihr gehört hatte. Sein Blick löste sich von ihren Augen, fiel hinab auf ihre Lippen. Das Lächeln, welches sie ihm einst entgegen gebracht hatte, war nunmehr zu einer starren Linien geworden. Sie stellte ihn auf eine Geduldsprobe. Eine Geduldsprobe, welche sie bereits seit seiner Rückkehr überstrapazierte und er nicht mal wirklich in Worte fassen konnte, wollte. „Tu das nicht, Sasuke.“

Nur Dumpf erreichten ihn ihre Worte, ohne die Bedeutung dahinter genau zu verstehen. In seinen Ohren rauschte das Blut, welches in ihrer Gegenwart schier in Rage geriet. Ebenso wie sein Chakra, welches erneut aufwallte und ihn unheilverkündend umgab. „Ich gehöre nicht dir.“

Ihr erschrockenes Keuchen wurde erstickt von seinen Lippen, welche hart auf ihre trafen. Ihre Arme gaben nach, boten ihr für einen Moment die Möglichkeit zurück zu weichen. Doch er folgte ihr unweigerlich. Der folgende Kuss war nicht weniger forsch, ließ sie nach Luft schnappen. Er nutzte den Moment, ließ fordernd seine Zunge in ihren Mund gleiten, während sein Blick den ihren fest im Griff hielt. Dieser Kuss war kalt. Keine Sehnsucht, keine Zuneigung, keine Liebe. Nichts davon war diesem Kuss zu entnehmen. Er war lediglich begleitet vom kalten Verlangen danach ihr zu demonstrieren, dass er die Macht über sie hatte.

Dennoch fühlte sie ein Kribbeln auf ihren Lippen, welches wie ein Lauffeuer von ihrem ganzen Körper Besitz ergriff. Fühlte sein Chakra, welches unter ihrer Haut brodelte. Doch diesmal war es nicht unangenehm. Es wärmte sie von innen heraus, ließ sie mehr davon wollen. Ihr Atem stockte. Ihr Herz schien dafür tausendmal so schnell zu schlagen wie es sollte. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Doch so abrupt wie dieser Kuss begann, so abrupt endete er auch. Nach Atem ringend lag sie unter ihm, erwiderten seinen starren Blick, während ihre Wangen vor Scham und Wut und Sehnsucht glühten. Und es traf sie unerwartet, ungewollt, unbedacht. Die Worte entkamen ihr, bevor sie sie aufhalten konnte „Du fehlst mir.“

Resigniert schloss sie ihre Augen. Ein nur allzu bekannte Verzweiflung machte sich in ihr breit, trieb ihr die Tränen in die Augen. Seine Finger streiften ihre Wange, fingen die Tropfen auf, welche einen Weg nach draußen fanden. Erneut berührte er ihre Lippen mit seinen und für einen Moment ließ sie sich darauf ein, erwiderte seinen Kuss, gab sich dem hin, was sie sich so lange erhofft hatte.

Die Augen öffnend begegnete sie erneut seinem Blick. Einem Blick, welcher sie in die Vergangenheit schickte. Zurück zu dem Jungen, welchem sie ewige Liebe geschworen hatte. Zurück zu dem Jungen, welcher jedem in Grund und Boden stampfte, der sie zum weinen brachte. Zurück zu dem Jungen, der ihre Tränen nicht ertragen konnten. Obwohl sein Blick so ausdruckslos wie immer war, erkannte sie diesen Schleier welcher seine Augen noch dunkler schimmern ließ als sie es von Natur aus taten. Dabei war er oft genug selber der Grund für eben jene.

Er wusste, ihre Worte meinten so viel mehr. Jener Ausdruck auf ihrem Gesicht, erinnerte ihn daran warum er solange weg geblieben war. Obwohl er erreicht hatte was er wollte, die Rache am Tod seines Clans, war er nicht dazu in der Lage gewesen zurück zu kehren. Er war nicht bereit dafür ihr wieder und wieder das Herz aus der Brust zu reißen. Wieder und wieder der Grund für ihre Tränen zu sein. In all den Jahren hatte sich nichts an dem Knoten in seiner Brust geändert, welchen er bei ihrem Anblick verspürte. Er hatte nie vor an diesen Ort zurück zu kehren, hatte nie vor ihr wieder so nah zu kommen. Noch weniger ertrug er den Anblick sie an der Seite eines anderen zu sehen, zu wissen wie dieser sie begehrte und berührte, ihr nah kam wie er nie dazu in der Lage war. Zu wissen, dass sie einen anderen außer ihm gewähren ließ. Sein Hals schnürte sich zu, sein Atem wurde flacher, sein Chakra walte auf „Nein!“ Sie machte ihm diese Entscheidung so unfassbar schwer, riss an seiner Selbstbeherrschung mit jedem Atemzug, jeder Berührungen, jedem Blick. Sie ging ihm unter die Haut. Seit jeher. Noch viel mehr, seit er das Gefühl hatte sie entglitt ihm. Dabei war sie alles was ihn noch zusammen hielt, alles was ihn noch das letzte bisschen Menschlichkeit bewahren ließ.

Ihre Augen weiteten sich, sahen ihn überrascht als auch ungläubig an. „Sasuke...“ Ihre Stimme war nicht lauter als ein Hauch und es schien als hätte sie ihn damit aus einer Art Trance erweckt. Kaum merklich zuckte er zusammen und wich mit einem Satz von ihr zurück. Er verharrte an der Wand gegenüber, verbarg sein Gesicht im Schatten der Nacht. Der Abstand zwischen ihnen brachte eine unerwartete Kälte mit sich. Eine Kälte, welche ihr nur allzu vertraut war. Vertraut aus einer Zeit, in der er so weit von ihr entfernt war wie nie zuvor. 

 

Er hatte das Haus verlassen ohne ein weiteres Wort. Sie hatte gewartet. Doch er war nicht zurückgekehrt und sie war es leid auf ihn zu warten. Sie konnte das einfach nicht. Nicht nach allem was geschehen war. Nicht nach allem was zwischen ihnen stand.

So nah wie nie zuvor

Alles in diesem Dorf war ihm so vertraut wie auch fremd. Obwohl ihm die Straßen vertraut waren, die Häuser noch so aussahen, wie er sie in Erinnerung hatte… Dieses Dorf war nicht mehr sein Zuhause, war es bereits seit langer Zeit nicht mehr, war ihm fremd geworden lange bevor er das Dorf verlassen hatte. Dieses Gefühl hatte sich mehr und mehr eingeschlichen, ihn mehr und mehr in diese Dunkelheit gezogen.

Er befand sich kurz vor dem Ausgang des Dorfes, dem selben Ausgang durch welchen er das Dorf das letzte Mal verlassen hatte. Er verharrte, ließ seinen Blick schweifen bis er auf einer Bank am Rande des Weges fiel. Obwohl er seine Entscheidung damals für den einzig richtigen Weg gehalten hatte, ließen ihn die Zweifel nie ganz los. Die Erinnerungen überkamen ihm plötzlich. Fast schon schmerzhaft. Ich liebe dich. Ich liebe dich Sasuke-kun. Der Klang ihrer Stimme in dieser Nacht war auch nach all der Zeit noch in sein Gedächtnis gebrannt. Brüchig, verzerrt von den Tränen, welche ihre Wangen hinab glitten. Als wäre all das erst wenige Minuten her… Ich würde alles für dich tun, Sasuke! Als würde sie erneut hinter ihm stehen… Ich flehe dich an, bleib hier! Bleib hier bei mir. Das Gefühl in seiner Brust wuchs stetig, raubte ihm mehr und mehr den Atem. Wenn du nicht bleiben kannst, dann nimm mich mit. Sein Kopf schmerzte. Er schloss seine Augen, wollte die Bilder in seinem Kopf vertreiben. Doch sie nahmen nur noch mehr von ihm Besitz, wurden noch realer.

Seit jener Nacht, war der Geruch von Kirschblüten unmittelbar in sein Gedächtnis gebrannt. Er hatte sie aufgefangen, an seine Brust gezogen. So nah, wie er es sonst nie zugelassen hatte. Seine Finger waren über ihr tränennassen Gesicht gefahren. Damals, wie auch heute, hatte er gewusst, dass er keinerlei Recht darauf hatte. Dennoch… Für einen Moment wollte er wissen, was er aufgab, was er hier zurückließ und niemals wieder die Möglichkeit zu bekäme. Seine Lippen schwebten über ihren und die Sehnsucht nach mehr war groß. Es war nur der Hauch einer Berührung. Federleicht. Kaum mehr als ein paar Sekunden. Bittersüß. Der Wunsch nach Rache größer. Er wandte sich ab.

Grüne Augen blickten ihm entgegne, so intensiv und dunkel wie die Schatten des Waldes. Stumm stand sie vor ihm. 

Wieder standen sie hier. Wieder hatte ihr Gefühl sie hier her geführt. Wieder sah er sie an, so distanziert und kalt und bereit zu gehen. Und wieder war sie nicht bereit ihn gehen zu lassen.

Ich werde schreien, wenn du gehst. Obwohl sein Blick so dunkel und undurchlässig war, wie die Dunkelheit der Nacht selbst, wusste sie, dass seine Gedanken ihn Jahre zurück in die Vergangenheit geführt hatten. Denn dieser Ort, so gerne sie es auch vergessen würde, ließen in ihr die gleichen Erinnerungen aufkommen. Sakura… Danke.

Dennoch war dieses Mal anders, als jenes Treffen in der Vergangenheit. Sie würde nicht flehen, nicht betteln, nicht mit ihm gehen. Dieses Mal wäre sie bereit, bereit ihm entgegen zu treten. Mit jedem Schritt, welchem sie ihm entgegen Schritt, hob sie ihren Blick ein Stück mehr an. Keine Sekunde ließ ihr Blick von ihm ab. Sie verharrte so nah, dass er den Blick senken musste um ihr entgegen zu sehen. Sie war ihm so nah, dass sein Atem über ihr Gesicht streifte. „Geh…“ ihre Stimme war kaum lauter als ein Flüstern und dennoch so ausdrucksstark „… dann sind wir beide frei.“

Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Es reichte ihr aus, war mehr als sie gehofft hatte. Sie trat an ihm vorbei, verbarg das Lächeln auf ihren Lippen vor ihm.

Doch wie schon in seinem Haus, hielt er sie auf, umfasste ihren Arm, hielt sie an Ort und Stelle fest. 

Schwarze Augen starrten auf sie hinab und hüllten sie in die Dunkelheit der Nacht. Stumm sah er sie an.

Er würde nirgendwo hingehen. Nicht ohne dich. Nicht solange sie ihm nicht folgte. Nicht wenn er sie nicht im Auge behalten konnte. Er hatte sie einmal schutzlos zurück gelassen. Das würde er nicht noch einmal machen. Doch das Verlangen sie zu schützen, wurde noch von einem ganz anderen Begehren in ihm übertroffen. Er wollte sie. „Du nervst.“ Er brauchte keine Worte für das was folgte. Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie standen Brust an Brust. Bevor sie auch nur einen Ton von sich geben konnte, lagen seine Lippen auf ihren. Ihre Augen waren vor Überraschung geweitet, dennoch folgte sie seinen Bewegungen, ließ ihn gewähren, als der Druck seiner Lippen fordernder wurde.

Sie kam ihm entgegen, krallte sich in den Stoff seines Hemdes, verlor den Boden unter den Füßen als er ihre Oberschenkel umfasste und hochhob.

Er wollte mehr als das, mehr als sie ihm gerade gab. Er wollte alles.

Und im nächsten Moment waren sie zurück in seinem Haus, zurück in seinem Schlafzimmer, zurück auf seinem Bett. Nicht von ihr lassend, fuhren seine Hände ihre Seiten entlang, fanden den Weg unter ihr Shirt. Der Kuss dämpfte ihr Keuchen, als seine Finger ihre bloße Haut streiften. Doch das war noch nicht genug, er wollte alles an ihr fühlen, alles von ihr sehen. Sie widersprach nicht, half ihm, forderte das selbe von ihm ein. Es war nicht das erste Mal, dass er eine Frau derart berührte. Doch es war das erste Mal, dass es nicht um seine bloße Befriedigung ging. Nein. Er wollte, dass sie sich an ihn erinnerte, dass sich jede seiner Berührungen in ihr Innerstes brannte.

Und er folgte ihr. Wie ein Narr. Wie der Narr, der er war, wenn er bei ihr war. 

Alles woran sie denken konnte, war das Gefühl seiner Lippen auf ihrer Haut. Seufzend streckte sie sich ihm entgegen, streckte ihren Nacken um ihm noch mehr Fläche zu bieten. Er tat wonach sie verlangte, küsste ihre bloße Haut. Jede seiner Berührungen löste einen Schauer auf ihrer Haut aus, ließ sie sich mehr und mehr nach ihm verzehren. Sie wollte ihm geben, was er ihr gab. Doch er unterband ihren Versuch nach ihm zu greifen, fasste ihre Hände und hielt sie über ihren Kopf gefangen. Obwohl es kaum möglich war, schienen seine Augen noch dunkler als sonst. Sein Blick ließ nicht von ihr ab. Auch nicht als seine freie Hand an ihrem Körper entlang glitt. Seine Berührung war nicht zart und nicht leicht. Nein. Der Druck seiner Hand war fest und verlangend. Er fuhr ihre Lippen entlang, berührte ihr Kinn, ihren Hals. Er umfasste ihre Brust, hielt sie fest in seinem Griff. Verlangend presste sie ihre Oberschenkel zusammen. Dieser Moment währte allerdings nicht lange. Denn seine Hand fuhr weiter, fand sein Ziel zwischen eben jenen, entlockte ihr ein heiseres Stöhnen. Ergeben schloss sie ihre Augen, drängte sich ihm entgegen, verlangte nach mehr.

Doch er verharrte unbewegt in seiner Position, sah lediglich auf sie hinab bis sie seinen Blick erneut erwiderte. Erst dann verstärkte er den Druck seiner Hand erneut. 

Und sie sah ihn an. Wie eine Närrin. Wie die Närrin, die sie war, wenn er bei ihr war.

Er konnte sich nicht daran erinnern in seinem Leben jemals so eine Erregung gespürt zu haben. Sein ganzer Körper war angespannt. Sein Fokus, voll und ganz auf die Rosahaarige vor sich gerichtet. Sie war sein Verderben, wie sie dort lag, ihn ansah mit diesen trüben, vor Lust verschleierten Augen. Seinetwegen. Obwohl er nichts weiter tat, als seine Hand auf ihrer Mitte liegen zu lassen, spürte er die Hitze, welche sie ausstrahlte, fühlte die Nässe ihrer Lust. Noch mehr würde sie sein Verderben sein, wenn er das hier zu Ende gebracht hatte.

Seine Finger drangen in sie ein, langsam und bedacht. Doch es reichte aus, dass sie ihm keuchend entgegen kam, ungeduldig ihre Hüfte kreiste. Er hatte vorgehabt das Ganze zu genießen, sich Zeit zu lassen und jeden Moment davon unwiderruflich in sein Gedächtnis zu brennen. Aber seine Selbstbeherrschung war in ihrer Gegenwart nicht existent und so zog er seine Hand zurück, schob ihre Beine auseinander um sich selbst dazwischen zu betten. „Sieh mich an, Sakura.“

Ihr Atem stockte und für einen Moment war sie von ihren Gefühlen überwältigt. So sehr sie seinem Blick auch standhalten wollte, sie konnte nicht anders als für einen Moment die Augen zu schließen. Sie spürte seinen Blick, seinen Atem, seine Lippen, welche die Konturen ihres Gesichtes nachfuhren. Spürte wie er sie ausfüllte. Ihre Beine umschlangen ihn. Sie wollte mehr, wollte ihm noch näher sein, obwohl das kaum möglich war. Es überkam sie völlig unvorbereitet, völlig verloren in dem Moment. „Ich liebe dich, Sasuke-kun.“ Sie zog ihn mit sich.

 

Ihre Wangen waren noch immer von einer zarten Röte überzogen, obwohl sie schon vor einiger Zeit vollkommen erschöpft eingeschlafen war. Entspannt lag sie neben ihm. Seine Finger fuhren durch die Längen ihrer rosafarbenen Haare. Ihre Brust hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen. Verdammt. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Sein Verstand hatte völlig ausgesetzt, als sie erneut vor ihm gestanden hatte, als er gefangen war in seinen Erinnerungen.

Kopfschüttelnd stand er auf, griff nach seiner Hose, welche achtlos neben seinem Bett lag. Ohne Sakura zu wecken, zog er diese über und verließ das Schlafzimmer. Er brauchte frische Luft, musste seine Gedanken wieder klären.

Die Nacht neigte sich dem Ende zu, ließ den Garten des Anwesens in einem sanften Orange schimmern. Obwohl die Zeit ihre Spuren hinterlassen hatte, hatte dieser Ort sich nicht verändert. Es war als wäre die Zeit  hier stehen geblieben. Sein Blick glitt über den kleinen Teich, an welchem er als Kind oft gemeinsam mit seinem Bruder gesessen hatte, glitt weiter zu dem Platz an welchem sein Vater mit ihm trainierte und wo seine Mutter mit ihm gespielt hatte. Doch bevor er erneut in seinen Erinnerungen versank, holte ihn das Zischen einer Schlange aus seinen Gedanken. Sein Blick folgte dem Reptil, welches zischend auf ihn zu gekrochen kam. In die Hocke gehend streckte er seine Hand aus und wartete darauf, dass sie seinen Arm hinauf kam. Das Zischen der Schlange nahm zu, sorgte dafür, dass der Ausdruck auf seinem Gesicht zu einer eisernen Maske erstarrte. Schritte erklangen hinter ihm und die Schlange verpuffte.

Verschlafen sah Sakura zu ihm auf, doch sein Blick lag starr in die Ferne gerichtet. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen, nicht vor ihr verbergen, was in ihm vorging. Er musste noch einen Moment für sich haben um sich wieder zu fassen. „Geh wieder schlafen.“ Seine Stimme war noch immer belegt, rauer und tiefer als gewöhnlich. Sie war zu müde um ihm zu widersprechen, hatte nichts anderes von ihm erwartet. Träge lächelte sie ihn an, streifte seine Hand mit ihrer, als sie wieder ins Innere des Hauses gehen wollte. Erst dann wandte er sich ihr zu, sah ihr nach. Stockte. Sein Herz setzte für einen Herzschlag lang aus und schlug anschließend schmerzhaft weiter. Sie trug sein Hemd. Mit dem Wappen seines Clans auf dem Rücken.

„Nur Mitglieder meines Clans ist es erlaubt dieses Zeichen zu tragen.“ Seine Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken, ließ sie in ihrem Schritt inne halten. Sie konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht beschreiben. Die Art wie er sie ansah… „Dann sollte ich es wohl wieder ausziehen.“ Ihre Finger fuhren die Knopfleiste des Hemdes entlang, öffnete den obersten Knopf und entblößte den Ansatz ihres Dekolleté. Den zweiten Knopf öffnend, verharrte sie als seine Hände ihre umfassten. Kopfschüttelnd sah er auf sie hinab, legte als nächstes seine Lippen auf ihre. Sie ließ ihre Hände sinken, erwiderte seinen Kuss. Seufzend kam sie ihm entgegen, versuchte den Abstand zwischen ihnen so gering wie möglich zu halten, doch der Dunkelhaarige hatte scheinbar anderes im Sinn. So schnell der Kuss begonnen hatte, so schnell hatte er ihn auch wieder gelöst. Mit seinen dunklen Augen sah er auf sie herab, ehe seine Lippen zu ihrem Ohr wanderten. „Dreh dich um.“ Sein warmer Atem auf ihrer Haut ließ sie erzittern. Ohne seine Worte zu hinterfragen, folgte sie seiner Aufforderung, keuchte erschrocken auf, als er sie gegen die Wand presste. Über ihre Schulter hinweg beobachtete sie ihn, folgte seinem Blick, welcher ihren Rücken entlang glitt.

Ihre Haare bedeckten, das Symbol auf ihrem Rücken. Er wollte es sehen… wollte sehen wie es an ihr aussah. Seine Finger streiften ihre Haut als er ihre Haare beiseite schob. Sein Daumen malte gleichmäßige Kreise auf ihren Nacken, während seine Augen rot aufleuchteten, jedes Detail in sich aufsogen.

Sie fühlte seine freie Hand über ihren nackten Oberschenkel gleiten. Seine Finger glitten unter das Hemd, verharrten an ihrer Hüfte. Erschrocken keuchte sie auf, stützte sich mit ihren Armen an der Wand ab. Der Stoff seiner Hose rieb über ihre entblösste Haut. „Bleib genau so.“

Er löste sich von ihr und sie hörte wie seine Hose zu Boden glitt. Das nächste was sie wahrnahm, war seine Erregung, welche von hinten in sie hinein glitt. Sein rechter Arme griff um sie herum, hielt sie an Ort und Stelle, während er sich mit dem anderen Arm an der Wand neben ihr abstützte. Wieder und wieder glitt er in sie hinein. „Wenn ich immer noch gehen soll…“ Obwohl seine Stimme mit jedem Wort stockte, sie kaum dazu in der Lage war klar zu denken, hörte sie den ernsten Klang hinter seinen Worten „…dann nur, wenn du mit mir kommst.“ Ihre Beine begannen zu zittern und sie kam. Doch bevor sie nachgeben konnten, verstärkte sich der Griff um sie. 
 

Atemlos war sie zwischen ihm und der Wand gefangen. Sie brauchte einige Sekunden bevor sie wieder dazu in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen „Ich werde das Dorf nicht verlassen, Sasuke.“

Der Clanerbe in ihrem Rücken versteifte sich. „Ich weiß.“ Seine Worte waren so leise wie ihre „Deshalb bleibe ich hier.“

    

Am Ende des Weges

„Wie hast du das gemacht?“ Wenn ich das wüsste…

Sie spürte Tsunades erstaunten Blick, starrte ebenso ungläubig auf die Lehratrappe vor sich. Seit Wochen versuchte sie mit ihrer Meisterin ihre Chakrakontrolle wieder herzustellen, hatte bei den Basics wieder angefangen und wie ein Genin jeden Schritt einzeln trainiert. Dennoch waren alle ihre Versuche entweder erfolglos oder eine reine Katastrophe. Jetzt wackelte der Fisch fröhlich vor sich her, ohne dass sie sich wirklich hatte anstrengen müssen. Nicht mal bei ihrem Training mit Sasuke hatte sie so viel Chakra lange genug bündeln können um tatsächlich eine Heilung durchzuführen. Sie hatte es zwar geschafft ihr Heiljutsu zu aktivieren und damit auch das fremde Chakra in ihr zu kontrollieren, war aber auch wenig später erschöpft zusammengebrochen. Dann war sie in seinem Bett aufgewacht… Obwohl sie versucht die folgenden Geschehnisse zu verdrängen, konnte sie nichts gegen die Röte machen, welche ihre Wangen hinaufkroch.

Diese entging auch nicht der Hokage, deren Augen noch immer erwartungsvoll auf ihr lagen. Doch der Ausdruck auf Tsunades Gesicht wechselte von fragend zu ernst und ein ungutes Gefühl nahm von ihr besitz. Sie kannte ihre Schülerin, sie kannte diesen Gesichtsausdruck. Und nur zu gut wusste sie wer der Grund dafür war „Was ist passiert als du zu ihm gegangen bist?“ Es war nicht nötig seinen Namen laut auszusprechen. Das ertappte Zusammenzucken ihrer Schülerin bestätigte ihre Vermutung. Das kann doch nicht wahr sein. Tief Luft holend massierte sie ihre Schläfen. Harsch unterbrach sie den schwachen Rechtfertigungsversuch, schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch „Lüg mich nicht an, Sakura!“ Umgehend verstummte sie und drückende Stille breitete sich in dem Büro der Hokage aus. Nur das Ticken der Uhr war noch zu hören und wurde von Sekunde zu Sekunde unangenehmer.

Die Stille endete erst, als die Tür des Büros geöffnet wurde. Mit einem Stapel Papieren betrat Tsunades erster Berater den Raum, stockte für einen Moment, als er die rosshaarige Kunoichi im Raum bemerkte. Es war das erste Mal, dass er sie sah, seit dem Gespräch in seinem Büro. Einem Gespräch, welches er bereute kaum, dass er es geführt hatte. Noch immer sah er ihre in Tränen getränkten Augen, sah den Schmerz in ihrem Gesicht und dieses stumme Verständnis. Wäre sein Herz in diesem Moment nicht gebrochen, hätte er gesehen, dass er ihr sowieso schon gebrochenes Herz noch ein wenig mehr in Stücke gerissen hatte.

Obwohl sein Blick sie nur für einen Moment erfasste, bemerkte er dass die dunklen Ringe unter ihren Augen verschwunden waren, ihre Wangen wieder von einer zarten Röte bedeckt waren. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Er konnte kaum in ihre Richtung sehen, ohne ein schmerzhaftes Ziehen in seiner Brust zu fühlen. Ihr gehts besser. Auch wenn ihn der Gedanke beruhigte, fühlte er einen unangenehm Druck in seinem Inneren.

„Entschuldigt die Störung.“ Unschlüssig verharrte er im Rahmen der Tür, räusperte sich als ihm der Grund seines Besuchs wieder einfiel „Ich wollte nur die hier vorbei bringen.“ Er folgte Tsunades Aufforderung, deren Augen unablässig auf ihrer Schülerin lagen, legte die Papiere auf ihren Schreibtisch und verließ den Raum umgehend wieder. Noch bevor er die Tür hinter sich wieder geschlossen hatte, hörte er wie das Gespräch, welches er scheinbar unterbrochen hatte wieder aufgenommen wurde „Hör zu, ich weiß, dass du alt genug bist deine eigenen Entscheidungen zu treffen…“

Den Blick nach vorne gerichtet, lief er den Gang zu seinem Büro entlang, versuchte seine Gefühle wieder zu beruhigen. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass sie sich auf kurz oder lang wieder über den Weg laufen würden. Immerhin lebten sie in dem selben Dorf, arbeiteten beide eng mit der Hokage zusammen, hatten den selben Freundeskreis. Es war ein Wunder, dass sie sich nicht schon am nächsten Tag über den Weg gelaufen waren und spätestens wenn sie ihre Arbeit wieder aufnehmen würde, würden sie sich wieder tagtäglich begegnen.

Ohne es wirklich zu registrieren erwiderte er die Grüße seiner Kollegen, welche ihm entgegen kamen, nahm nicht die eiligen Schritte hinter ihm wahr, welche ihm zu folgen schienen. „Shikamaru!“

 

Tsunades Worte hatte sie kaum noch erreicht. Alles woran sie denken konnte war der starre Ausdruck auf Shikamarus Gesicht, welcher den Schmerz in seinen Augen nicht hatte verbergen können. Obwohl sie wusste, dass dieses Gespräch noch lange nicht beendet war, jedenfalls nicht wenn es nach ihrer Sensei ging, hatte sie eine leise Entschuldigung gemurmelt und war fast schon fluchtartig aus dem Büro gelaufen. Ihre Schritte hallten an den leeren Wänden wieder, führten sie ganz von alleine in die Richtung in der sie ihn vermutete. Neugierige Blicke folgten ihr, als wenn sie wüssten, was sie vorhatte. Dabei wusste sie selbst noch gar nicht warum sie ihm folgte, wusste nicht was sie sagen oder tun wollte, wenn sie ihn fand.

Ihre Stimme hallte über den Flur und fast schon erleichtert atmete sie auf als er stehen blieb und sich ihr zuwandte, sie ansah. Sie wirklich ansah. Nicht dieser flüchtige Blick, welchen er ihr zuvor im Büro der Hokage gegeben hatte. Nein. Dieser Blick ging ihr durch Mark und Knochen, ließ ihr Herz stolpern.

Stumm standen sie einander gegenüber und mit jeder Sekunde die sie hier standen, einander in die Augen schauten, wurde ihr Herz schwerer. Reue nahm von ihr Besitz und ließ sie den Blick abwenden. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Nicht nachdem was sie gemacht hatte. Nicht ohne auch nur einen Gedanken dabei an ihn verschwendet zu haben. Was mache ich hier eigentlich? 

„Es…“

„Sakura…“

Sie sah auf und alles was sie sah war Sehnsucht, Verständnis, Liebe. Warum war sie nur so eine Närrin? Warum tat sie sich und ihm das an? Warum hatte sie ihn nicht einfach gehen lassen? Warum war sie ihm nachgelaufen? Warum wollte sie ihm davon erzählen?! Du weißt genau warum.

Er war sich der Blicke der Anderen durchaus bewusst, hörte das leise Tuscheln hinter vorgehaltener Hand. Wenn sie weiter hier standen und sich stumm anstarrten, würde morgen das ganze Dorf über sie beiden reden. Und er hatte das Gefühl, dass das folgende Gespräch nur sie beide etwas anging. Daher öffnete er die Tür seines Büros, hielt ihr diese auf. Sie folgte seiner stummen Einladung, trat an ihm vorbei. Stoppte. Sie sah zu ihm auf, war ihm so nah, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste um in seine Augen sehen zu können. Erst zögerte er, dann legte sich seine Hand auf ihren Rücken, schob sie weiter, bis er ihr in den Raum folgen konnte.

Alles war wie sie es in Erinnerung hatte. Nichts in diesem Raum hatte sich verändert. Die Regale voller Bücher, das Shogi Brett, alles stand da wo es hingehörte. Selbst die vertrocknete Pflanze, welche sie ihm irgendwann einmal mitgebracht hatte um etwas Farbe in den Raum zu bringen, stand dort wo sie sie platziert hatte und wenn sie die Augen schloss, tief einatmete, dann war es als würde sie ihre Nase in seinem Shirt vergraben. Sein Geruch hing überall in diesem Raum, weckte Erinnerungen, welche viel zu weit weg schienen. Dabei waren es gerade ein Mal wenige Tage die seither vergangen waren, so viele Dinge die seither geschehen waren.

Er verharrte hinter ihr, hatte sich an die Tür gelehnt, während sie ihm mit geschlossenen Augen den Rücken gekehrt hatte. Es waren nur wenige Schritte die sie trennten und dennoch fühlte es sich für sie beide an als würde die Welt zwischen ihnen stehen. Dennoch, ein kleiner Teil von ihm war froh, dass sie ihm gefolgt war, hier stand, auch wenn sie schwieg.

Sie fühlte seinen Blick und fühlte wie ihre Handflächen feucht wurden. Er hatte die Wahrheit verdient, auch wenn es sie schmerzte, auch wenn sie wusste, dass sie ihn damit womöglich verletzte. „Ich habe mit Sasuke geschlafen.“ Leise sprach sie es aus, konnte ihn dabei nicht ansehen, starrte weiterhin auf den Schreibtisch vor sich.

Er war froh, dass sie ihn nicht ansah, nicht sah wie sehr ihn ihre Worte trafen. Doch alles was er sagen konnte war „Okay.“ Seine Stimme verriet nichts, klang so neutral wie eh und je.

Nein, es ist nicht okay. Am liebsten hätte sie aufgeschrien, wollte sich umdrehen und ihn schütteln, ihn fragen was nicht mit ihm in Ordnung war. Stattdessen sackten ihre Schultern nach unten, resignierte mit ihren folgenden Worten. „Ich liebe ihn noch immer.“ Sie würde nicht abstreiten was offensichtlich war, würde weder sich selbst oder ihm  etwas vor machen. Sie hörte seine Schritte näher kommen. „Ich weiß.“ Warum wurde er nicht wütend? Warum schrie er sie nicht an? Damit hätte sie besser umgehen können, als mit diesem verständnisvollen Ton in seiner Stimme. „Du bist mir keine Erklärung schuldig.“ Ruckartig wandte sie sich um, fand ihn direkt vor sich. Im nächsten Moment fühlte sie seine Lippen auf ihren, seine Hände, welche ihr Gesicht umhüllten. 

„Sag mir, wenn ich aufhören soll.“ Was mache ich hier bloß? Er war ein verdammter Masochist, ein Idiot, ein Liebeskranker Trottel. Sie sagte ihm, dass sie einen anderen liebte und ihm fiel nichts besseres ein, als seine Lippen auf ihre zu pressen. Doch statt ihn von sich zu stoßen, kam sie ihm entgegen, erwiderte seufzend den Kuss, welchen er begonnen hatte. Hart schlug sein Herz in seiner Brust.

Er schob sie weiter, löste sich in keiner Sekunde von ihr, stoppte erst als sein Schreibtisch ihnen den Weg versperrte. „Sag mir, wenn es wieder beginnt.“ Seine Worte waren nur ein Wispern, Millimeter von ihren Lippen entfernt. Ihre Hände griffen nach der Weste seiner Jonin Uniform, hielten ihn an Ort und Stelle. Seine Hände lösten sich, fuhren ihren Körper entlang, verharrten an ihrer Hüfte. Er packte sie, hob sie hoch, setzte sie auf seinen Schreibtisch ab, platzierte sich zwischen ihren Beinen. Seine Weste fiel zu Boden, ebenso wie die Papiere, welche zuvor fein säuberlich auf seinem Schreibtisch lagen. Er fühlte das Kribbeln auf ihrer Haut, fühlte das Chakra, welches durch ihren Körper floss. Seine Hand umschloss ihre Wange, sah sie prüfend an. Doch während er ihren Blick fest hielt, suchten ihre Finger bereits den Weg zu seinem Gürtel, öffneten diesen, sowie die Knöpfe seiner Hose „Küss mich.“ Jegliche Bedenken beiseite schiebend folgte er ihrer Aufforderung, ließ zu dass sie seine Hose nach unten schob.

Das hier war mehr, mehr als nur der bloße Versuch seine Sehnsucht zu stillen. Das hier war der dumme Versuch die Stille Hoffnung in seinem Herzen am Leben zu halten, sich selber zu beweisen, dass da mehr zwischen ihnen sein konnte, mehr zwischen ihnen war. Er war nicht bereit sie aufzugeben.

Ihr Verstand hatte ausgesetzt. Mal wieder. Und jede Sekunde hiervon war die süßeste Qual, welcher sie sich nur hingeben konnte. Sie fühlte das Chakra in ihrem Inneren, fühlte wie es die überhand nehmen wollte. Doch sie spürte auch die Kraft, welche sie selbst inne hatte, fühlte, dass sie es diesmal kontrollieren konnte, wollte. Sie wollte das hier. Sie wollte selbst bestimmen wen oder was sie wollte.

Keuchend kam sie ihm entgegen, öffnete ihre Beine noch ein Stück mehr für ihn, als er ihren Slip schlichtweg beiseite schob und in sie eindrang. 

 

„Danke.“ Mit geröteten Wangen nahm sie das Tuch entgegen, welches er ihr reichte, entfernte die Spuren dessen was hier nur wenige Momente zuvor noch geschehen war. Obwohl sie erneut mit dem Rücken zum ihm stand, wusste sie, dass sein Blick auf ihr lag, während sie beide ihre Kleidung richteten. „Ich wollte dich nicht überfallen.“ Das wusste sie.

Nachdenklich folgte sein Blick jeder ihrer Bewegungen. Die Gedanken in seinem Kopf kreisten. Warum hat das Jutsu nicht reagiert? Immerhin konnte er sich noch zu gut an das letzte Mal erinnern und da waren sie bei Weitem nicht so weit gegangen. „Sakura…“

Sie ahnte bereits was ihn beschäftigte, was er sie fragen wollte. Doch die Antwort auf diese Frage hatte sie auch nicht. „Ich weiß es nicht, Shikamaru-kun.“ Alles was sie ihm bieten konnte waren weitere Frage, deren Antworteten ihnen keiner geben konnte. Sie wandte sich ihm zu, erwiderte seinen Blick, stockte. Die Arme vor der Brust verschränkt stand er dort, lehnte an seinem Schreibtisch, beobachtete sie. Seine Haare standen ab, sein Shirt war nur unordentlich in seine Hose gesteckt, schaute an manchen Stellen noch raus. Sie liebte diese Seite an ihm, eine Seite die er nur viel zu selten von sich zeigte. Eine Seite, die zeigte, dass auch er nicht fehlerlos war. Es erinnerte sie daran, wie das Ganze hier überhaupt angefangen hatte.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. „Weißt du, ich habe schon vor einiger Zeit aufgehört auf Sasuke zu warten.“ Sie trat auf ihn zu, stellte sich neben ihn. Nach seiner Hand greifend, lehnte sie an seiner Seite, sah zu ihm auf „Ich habe angefangen nach vorne zu schauen…“ Sie musste es nicht aussprechen, ihre Geste reichte aus, dass er ihre Worte auch so verstand. Er verstand sie einfach, so oft, immer. Wusste einfach, dass das bei Weitem nicht alles war, dass da mehr war was sie bedrückte. Geduldig hielt er ihre Hand, kreiste mit seinem Daumen über ihren Handrücken, nahm ihr ein wenig den Schmerz und die Sorgen.

„…und dann ist er plötzlich wieder da.“ Auch wenn ihr zuvor noch die Worte gefehlt hatten, schien es ihr nun das erste Mal seit langer Zeit so, als können sie ihre Gefühle und Gedanken fassen, aussprechen.

„Ich habe das Gefühl ich stehe an einer Gabelung und weiß nicht, welchen Weg ich gehen soll.“ Und wenn sie die Augen schloss, dann stand sie an dieser Gabelung von der sie sprach, konnte sich nicht entscheiden wem sie entgegen gehen sollte. Stehen bleiben war keine Option. „Ich habe Angst, dass dieses Jutsu mich zu einer Entscheidung drängt, die ich ohne es nicht treffen würde.“

Ernst sah sie zu ihm auf, hielt ihn gefangen mit einem Blick, in dem er mehr Stärke finden konnte als er in dieser Situation zustande gebracht hätte. Dieser Ausdruck führte ihm erneut vor Augen warum er sich so sehr zu ihr hingezogen fühlte. Sie hatte so eine enorme Willenskraft. „Ich bin für dich da. Egal wie du dich entscheidest.“

 

Leise schloss sie die Tür in ihrem Rücken, lehnte dagegen, schloss ihre Augen. Sie brauchte diese eine Sekunde um sich zu sammeln ehe sie sich von der Wand abstieß und ihren Weg fortsetzte. Ihre Schritte hallten in dem sonst leeren Gang wieder.  Noch eine Ecke, dann stoppte sie, sah starr gerade aus, spürte die Hitze in ihrem Rücken. Sie musste sich nicht umdrehen um zu wissen, wer hinter ihr stand. Sie hatte seine Anwesenheit bereits gespürt, lange bevor sie das Büro verlassen hatte. Egal was zwischen ihnen vorgefallen war, sie traf noch immer ihre eigenen Entscheidungen. „Lass ihn in Ruhe.“

Meinetwegen

Jeder Schlag, jeder Tritt, alles war auf den Millimeter genau ausgeführt, präzise, tödlich, wenn ihm jemand in die Quere kommen würde. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ keinen Zweifel daran übrig. Das Trainingsfeld, ein Spiegel seiner selbst, glich einem Schlachtfeld. Schweiß und Dreck vermischten sich mit den Wunden, welche das splitternde Holz auf seiner Haut hinterlassen hatte.

Er spürte die Blicke, spürte die Chakren, welche sich im Verborgenen hielten, ihn beobachteten, die Lage abschätzten. Sein Ausbruch hatte die Anbu in Alarmbereitschaft versetzt. Seit Tagen folgten sie ihm, hielten ihn im Auge, jeden Moment dazu bereit einzuschreiten. Als würden sie ihn stoppen können.

Schritte hinter ihm ließen ihn innehalte, den Blick gefährlich langsam wenden. Wie ein Raubtier auf Beutezug nahm er sein nächstes Opfer ins Visier. Welcher Idiot wohl so lebensmüde war und sich an ihn herantraute?

„Oy Teme.“ Seit den Verhören hatte er ihn nicht mehr gesehen, kein Wort mehr mit dem blonden Shinobi gewechselt, welcher sich einst als sein bester Freund bezeichnete. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, das Gesicht zu einer undurchsichtigen Maske verzogen, stoppte er am Randes des Feldes, sah ihm entgegen. Selten kam er ihm so gelegen wie jetzt. Denn mit seinem Auftauchen verschwand auch seine unsichtbare Wache. „Sieht aus, als könntest du einen Trainingspartner gebrauchen.“ 

Keuchend standen sie einander gegenüber, nicht bereit als Erster den Kampf aufzugeben. Naruto konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so eine kräftezehrende Trainingseinheit hinter sich gebracht hatte. So sehr er auch gefallen an diesem Kampf fand, er wurde das Gefühl nicht los, dass sein Freund lieber auf jemanden anderen einschlagen wollte. Ein Problem, über welches er sich allerdings ein anderes Mal den Kopf zerbrechen würde. Denn jeder Atemzug erinnerte ihn an den Tritt, welchen er zu spät hatte kommen sehen, nicht mehr die Möglichkeit gehabt hatte auszuweichen oder zu blocken. Er war sich ziemlich sicher, dass mindestens eine Rippe dem Ganzen nicht standgehalten hatte. Noch einmal konnte er es sich nicht leisten die Aufmerksamkeit zu verlieren. Immerhin hatte er sich aber noch revanchieren können, hatte ihm die Schulter ausgekugelt und ihm somit die Möglichkeit genommen jegliche Jutsus anzuwenden.

Bereit jederzeit den nächsten Angriff zu starten, brachte er sich wieder in Position.
 

„Ich denke ihr zwei habt genug für heute.“

Ihre Stimme war klar und fest, der Ausdruck auf ihrem Gesicht unnachgiebig und entschlossen. Dennoch, das Gefühl in ihrer Brust raubte ihr den Atem. Dieser Anblick verursachte eine Panik in ihr, mit welcher sie dachte längst abgeschlossen zu haben. Sie fühlte sich zurückversetzt auf das Dach des Krankenhauses, sah die zwölfjährigen Gesichter ihrer beiden Teamkameraden vor sich, jederzeit bereit den letzten Schlag auszuführen.

Die Erinnerung zurückdrängend betrat sie das Trainingsfeld, schritt ihren beiden nun mehr erwachsenen Teamkollegen entgegen. Obwohl Narutos Selbstheilungskräfte durch den Kiyubi bereits eingesetzt hatten, konnte sie schon von Weitem seine flache Atmung ausmachen. Besorgt ging sie auf ihren besten Freund zu, führte einen kurzen Check Up durch, ehe sie seine Rippen wieder zusammenflickte. Kein Wort kam während der Prozedur über seinen Lippen und sie war ihm unendlich dankbar dafür. Auch wenn sie ihr Chakra wieder ohne Probleme kontrollieren konnte, nagten die Zweifel noch immer an ihr. Noch immer wusste sie nicht, was diesen Umstand herbei geführt hatte, warum sie auf einmal wieder dazu in der Lage war ihr Chakra einzusetzen, ohne dass das fremde Chakra in ihr die Überhand nahm. Was auch immer es war, sie hoffte es würde anhalten.

Erleichtert atmete sie auf als Naruto ihr signalisierte, dass alles wieder in Ordnung war.

Als nächstes wandte sie sich ihrem anderen Teamkameraden zu. Stumm verharrte sie vor dem Uchiha, dessen Blick fest auf sie gerichtet war. Er hatte jeden ihrer Schritte beobachtet, sie keine Sekunde aus den Augen gelassen seit dem sie die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte. Sanftes grünes Licht erschien in ihrer Handfläche, spiegelte sich in den nachtschwarzen Augen des Shinobis wieder. Doch seine Hand umschloss ihr Handgelenk, lange bevor sie ihn auch nur berührte.

„Ich will dir nur helfen.“ Genervt schloss sie ihre Augen, wusste genau was der Grund für dieses Verhalten war, wusste, dass er sie damit bestrafen wollte. Innerlich zählte sie bis zehn, gab sich und vor allem ihm die Chance noch einmal tief durch zu atmen. Er hatte keinerlei Recht auf sie sauer zu sein und sie würde sich nicht von him provozieren lassen. Die Situation blieb unverändert, auch als sie bei zehn angekommen war. Kopfschüttelnd entzog sie ihm ihre Hand, wandte sich von ihm ab. Ihr Geduldsfaden war zum Zerreißen gespannt und …
 

 „Ich brauche deine Hilfe nicht.“

Nur am Rande nahm sie wahr, wie Naruto ein geschocktes „Kein Grund sich weh zu tun!“ herüber schrie. Sie hatte sich von ihm provozieren lassen, hatte sich umgedreht und ihm die Füße unter dem Boden weg gezogen. Die Ader an ihrer Schläfe pochte gefährlich, als sie sich über ihn schwang, die Hände auf seinen Schulter ihn am Boden hielten. „Dann hast du ja kein Problem damit, wenn ich da weiter mache wo Naruto aufgehört hat.“ Ihre Finger bohrten sich in eine Schnittwunde, die der Größe nach von einem Kunai stammen musste. Ihr Blick war mörderisch, entlockte ihm ein fast schon amüsiertes Lächeln, welches sie für einen Moment unaufmerksam werden ließ. Erschrocken schrie sie auf als ein Ruck durch ihren Körper ging und sie statt des Clan Erben auf ein Mal dem wolkenlosen Himmel entgegen blickte. Das Nächste was sie wahrnahm, war der Druck seiner Hand auf ihrem Hals. Nicht genug um ihr die Luft zu nehmen, doch genug um sie bewegungslos dort festzuhalten. Seine Kraft, seine Reflexe, noch immer war er ihr derart überlegen, ließ sie vor Wut die Hände zu Fäusten ballen.

Leise, nur für sie bestimmt, verließen die Worte seine Lippen, während sein Atem an ihrem Ohr eine Gänsehaut auf ihrem Nacken hinterließ „Wenn er dich noch einmal berührt…“ Sein Daumen rieb über die empfindliche Haut an ihrem Hals, fuhr von einer zur anderen Seite, während er den Druck noch einmal verstärkte „…dann schneide ich ihm die Kehle durch.“ 

 

Er verschwand, ehe sie die Möglichkeit hatte auf seine Worte zu reagieren. Das Nächste was sie wahrnahm war Narutos Hand, welche vor ihren Augen erschien. Dankend nahm sie diese an, wich seinem fragenden Blick jedoch aus „Was war das denn Bitteschön?!“ Auch wenn er über die Jahre ihr bester Freund geworden war und sie ihm blind ihr Leben anvertrauen würde… es gab Dinge die sie besser für sich behielt. Denn auch ohne seinen enttäuschten Blick oder seine tadelnden Worte, wusste sie genau, dass sie mehr als nur einen Fehler begangen hatte. Sie musste nur ihre Augen schließen und sah sich Shikamaru wieder gegenüber, dessen Blick zwar fest und entschlossen auf ihr lag, aber nicht über die Zweifel und den Schmerz in seinem Inneren hinwegtäuschen konnten. Sie wusste, der Schmerz in ihrem Inneren, rührte nicht daher, dass seine Zweifel sie verletzten. Es war mehr ihre eigene Gewissheit, dass jeder seiner Zweifel, jeder seiner Schmerzen berechtigt war. Immerhin hatte sie sich dem Uchiha hingegeben ohne auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Mehr als ein Mal hatte sie bereitwillig angenommen, was dieser ihr zu geben bereit war. In seiner Gegenwart verlor sie sich vollständig, nahm außer ihm und sich nichts mehr weiter wahr. So gerne sie es Shikamaru auch versprechen wollte, sie konnte es nicht. Sie konnte sich schlichtweg nicht gegen diese Anziehung wehren. Die Sehnsucht nach dem Clan Erben, welche sie bereits seit Jahren begleitete war nie ganz verschwunden und dieses verdammte Jutsu verband sie beide wie zwei Magnete, welche zusammengehörten, nicht mehr getrennt werden sollten.

„Es ist schon spät.“ Lächelnd sah sie zu ihm auf, klopfte etwas Staub von seinem Shirt. Naruto würde sie zwar verstehen, doch er würde sie ebenso vor die Wahl stellen. Er würde ihren Schmerz verstehen und sie in den Arm nehmen. Er würde ihre Zweifel hören und ihr ihre Möglichkeiten zeigen. Er würde sie unterstützen, ihre Hand halten, hinter ihr stehen, egal für wen sie sich entscheiden würde. Doch am Ende… Am Ende würde er von ihr verlangen, dass sie eine Entscheidung traf. Sasuke oder Shikamaru. Denn auch wenn es sie verletzte, ihr Schmerz, gab ihr nicht das Recht, anderen das Gleiche anzutun. Obwohl sie sich dessen selbst nur zu genau bewusst war, war sie noch nicht bereit sich dieser Wahrheit zu stellen. „Hinata wartet bestimmt schon auf dich.“ 

 

Vielleicht hätte sie seine Einladung mit ihm und Hinata zu Abend zu essen nicht ablehnen sollen. Sicherlich wäre ein gemeinsames Abendessen mit ihren Freunden weitaus klüger gewesen als das was sie nun vorhatte. Es hätte sie abgelenkt, sie den Abend genießen lassen, ihr vor Augen geführt was sie sich so sehr wünschte… Sie wusste genau, sie würde keine Ruhe finden, bevor sie diese Sache nicht geklärt hatte. Sie machte sich nicht die Mühe zu klopfen oder sich auf irgendeine andere Art und Weise bemerkbar zu machen. Dunkelheit und Stille begrüßte sie, wurde nur durch das Rauschen von Wasser unterbrochen. Er musste unter der Dusche stehen. Ihr war es gleich, sie hatte Zeit. Ihre Schritte hallten an den leeren Wänden wieder. Nichts, aber auch gar nichts, ließ vermuten, dass hier tatsächlich jemand lebte. Es war als würde dieses Haus einen Spiegel seiner Seele darstellen. Leer und kalt.

Sie stoppte. Das Rauschen der Dusche war verstummt. 

 

Er stand hinter ihr, so nah, das seine Brust mit jedem Atemzug ihren Rücken streifte. Ein Tropfen Wasser landete auf ihrer Schulter, lief ihren bloßen Arm hinab, ließ sie zittern. Mit jedem Atemzug der verging, tauchte der Flur in immer dunklere Grautöne. Die Nacht zog ein und ließ sie beide in völliger Dunkelheit zurück. Seine Stimme war nur ein leises Grollen, verursachte eine unangenehme Gänsehaut auf ihrem Nacken. Die unbändige Wut, das Verlangen sie in ihre Schranken zu verweisen war noch immer unverkennbar aus seiner Stimme heraus zu hören „Was machst du hier, Sakura?“

Doch sie schwieg, war wie betäubt, als er den Abstand zwischen ihnen vollends schloss. Seine Hand legte sich erneut um ihren Hals, sein Daumen und Zeigefinger umschlossen ihr Kinn, zogen sie mit einem Ruck vollends an seine Brust. Sein Griff war fest, bestimmend. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, seiner fordernden Berührung nachgeben. Ihr Kopf lehnte an seiner Schulter. Nur das leuchtende Rot seiner Augen war noch zu erkennen. „Ich…“ Ihre Entschlossenheit wankte. Sie wollte ihm sagen, dass das aufhören musste, dass er sie gehen lassen sollte, dass das alles hier zu nichts führte außer Schmerz und Einsamkeit. Alles was sie heraus brachte war ein gebrochenes „Ich kann das nicht mehr.“ Es war ihm gleich. Sie konnte es in seinen Augen sehen. In seinem Blick stand das bloße Verlangen, das Verlangen nach Macht. Nach der Macht über sie. Und jedes Wort, jeder Blick, jede Berührung machte klar, dass er von diesem Ziel nicht abweichen würde. Die Erkenntnis kam schleichend, leise, unerwartet. Sie erinnerte sich an die Verhöre, an seine Gleichgültigkeit gegenüber jedem der ihm gegenüber stand - außer ihr. An sein eiskaltes Lächeln, als sie ihm sagte, dass nur noch sie an ihn glaubte - als würde er nicht mehr brauchen. Sie erinnerte sich an sein aufwallendes Chakra, an das Siegel welches er gebrochen hatte, seinen Blick unentwegt auf sie gerichtet. Meinetwegen. Den Kloß in ihrem Hals hinunterschluckend, weiteten sich ihre Augen. „Warum?“

Die Antwort blieb er ihr schuldig. Was machte schon diese eine offene Frage mehr noch aus. Es war doch nur eine von vielen. Sein freier Arm schlang sich um ihren Bauch als sie kraftlos an seiner Brust zusammensackte. Das Zischen seiner Schlange erinnerte ihn daran, dass er noch etwas zu tun hatte. Etwas wobei er die Rosahaarige nicht gebrauchen konnte.

 

Seine Schritte waren leise, fast lautlos. Wie ein Schatten bewegte er sich durch die Dunkelheit des Waldes. Der Himmel war wolkenverhangen. Nicht ein mal das Leuchten des Mondes schaffte es durch die dichte Wolkenschicht zu brechen. Rote Augen waren das einzige, was in der dunklen Nacht leuchtete.

Unruhig wanderten seine Augen hin und her, suchten nach Auffälligkeiten, Abweichungen, Zeichen. Das Zischen seiner Schlangen hallte unheilvoll durch den Wald, vermischte sich mit dem Zirpen der Grillen und dem Quaken der Frösche. Alles schien vollkommen normal. Das Gefühl in seiner Brust sagte ihm allerdings etwas anderes, riet ihm weiter zu suchen bis er etwas fand. Er musste aufmerksam bleiben. Sein Gefühl täuschte ihn nicht, sein Gefühl täuschte ihn nie. Seine Zeit wurde knapp.

Ungesehen passierte er die Dorfmauern, durchquerte die menschenleeren Straßen. Statt auf direkten Weg nach Hause, führte ihn sein Weg zurück zu der Wohnung seiner ehemaligen Teamkameradin. Er stoppte auf dem Dach gegenüber, betrachtete die mit Vorhängen bedeckten Fenster. Alles war dunkel. Seine Finger kribbelten. Sie war da wo sie sein sollte, sie war in Sicherheit und wohlauf. Dort wo er sie hingebracht hatte, bevor die Dorfgrenzen hinter sich gelassen hatte, ziellos durch Konohas Wälder gestreift war. Seine Haltung entspannte sich, nur um Sekunden später wieder zu versteifen.

„Wenn du so weiter machst, könnte man dich noch für einen Stalker halten, Teme.“ Naruto lehnte an dem Kamin hinter ihm, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Der Ausdruck auf seinem Gesicht irgendwo zwischen belustig und verärgert. Unbewegt starrten sie einander an, hielten dem Blick des Anderen stand. Als würden sie einen unausgesprochenen Kampf ausfechten, den keiner von ihnen bereit war zu verlieren. Einen Kampf, der schon seit langer Zeit zwischen ihnen stand und noch immer kein Ende gefunden hatte, dessen Feuer immer wieder neues Futter fand. „Aber scheinbar bekommst du nur in Sakuras Gegenwart den Mund auf.“ Kopfschüttelnd sah er seinen ehemals besten Freund an. „Denkst du wirklich, so kommt sie zu dir zurück?“ Er hatte nicht vorgehabt einen Streit zu beginnen, doch der abschätzige Ausdruck auf dem Gesicht des Dunkelhaarigen, ließ seinen guten Willen ins Nichts verschwinden.

Der Clan Erbe machte keinerlei Anstalten auf seine Stichelei einzugehen. Er wusste es besser.

Die Gleichgültigkeit schürte die Wut in dem blonden Shinobi nur noch mehr. „Was zur Hölle treibst du hier?“ Seine Frage meinte so viel mehr. Mehr als warum er hier mitten in der Nacht nach seiner Teamkollegin sah. Mehr als warum er Nachts das Dorf verlies und wie ein streunender Hund nach Spuren suchte. Mit jedem Wort trat er näher, bis er den Kragen seines Gegenübers zu fassen bekam. Wo sie einander früher auf Augenhöhe begegneten, war der Blonde nun einen halben Kopf größer. Sie waren beide keine Kinder mehr. Sie waren beide stärker, unberechenbarer, skrupelloser. Ihr kleines Training am Mittag war nichts außer kindliches Geplänkel im Vergleich dessen zu dem sie eigentlich fähig waren… Dessen was folgen würden, wenn dieses Gespräch eskalieren würde.

„Nichts, was dich etwas angehen würde, Dobe.“

So gut er auch in den letzten Jahren gelernt hatten den Kiyubi unter Kontrolle zu halten, konnte er das aufwallende Chakra in diesem Moment nicht unterdrücken. Naruto war sehr wohl bewusst, dass die Anbu hier auftauchen würde und ihn in ein verdammtes Holzversteckt sperren würden, sollte er sich nicht alsbald wieder beruhigen. Doch dieser eiskalte, gleichgültige Blick der ihm entgegen schlug, ließ die Wut ihm aufkochen wie ein loderndes Feuer „Es geht mich sehr wohl etwas an.“ Knurrend verstärkte er seinen Griff, ehe er den Dunkelhaarigen von sich stieß. „Immerhin bin ich derjenige der hinter dir die Scherben wieder aufräumt.“ Tief durchatmend, schloss er für einen Moment seine Augen, konzentrierte sich auf das Chakra in seinem Inneren bis es es sich wieder beruhigt hatte.

„Geh nach Hause, Naruto.“ Überrascht hielt er inne, drehte sich um und fand sich seinem alten Sensei gegenüber. „Sasuke und ich müssen uns über sein unerlaubtes Verlassen des Dorfes unterhalten.“ Kakashis Blick hingegen war nur auf einen seiner ehemaligen Schüler gerichtet und ihm entging keineswegs der verbissene Ausdruck auf dessen Gesicht, der seinen Worten folgte. Scheinbar hatte er nicht erwartet, dass sein kleiner Ausflug so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Gut so. Er sollte ruhig merken, dass er nicht makellos war, dass er alleine nicht weiterkam. Unbändige Kraft alleine machte noch langen keinen guten Shinobi aus. Vor allem nicht, wenn er sich derart von seinen Gefühlen leiten ließ. Sie hatten lange genug den Weg des guten Zuredens versucht, hatten lang genug von Außen dagestanden und zugesehen. Kakashi war es gleich, dass Naruto noch immer an der selben stand, dass Sasuke ihm verbissen entgegen starrte

„Vor wem versucht du sie zu beschützen?“

 

Wind kam auf, schob die Wolken weiter, hinter denen der Mond sich zu verstecken schien. Ein Mond, welcher in dieser Nacht in einem blutroten Schein erstrahlte. Ebenso wie die Augen des Uchihas. 

Deinetwegen

Rot. So dunkle, wie frisch vergossenes Blut. Das war die Farbe, in welcher seine Augen erstrahlten. Es schien, als wäre der Ton noch kraftvoller, noch intensiver, noch tödlicher. Der Ausdruck auf seinem Gesicht wirkte wie in Stein gemeisselt, noch unnahbarer, noch verschlossener, noch kälter als gewöhnlich.

Wenn du sie mir nicht bringst… Gefangen in seinen Erinnerungen, sah er sie vor sich, fühlte die Wut und die Übelkeit jenes Tages erneut in sich aufkommen.

 

Ein halbes Jahr zuvor…

Bereits beim Betreten des Dorfes war es ihm aufgefallen. Konoha Shinobi an jeder Ecke. Spürhunde, Sensornins. Sie waren auf der Suche nach etwas. Oder jemanden. Es war ihm gleich, denn keiner von ihnen schien ihm auch nur einen Hauch von Aufmerksamkeit zu schenken, viel zu beschäftigt mit sich selbst und ihrem Auftrag. Also setzte er seinen Weg fort, sein Gesicht verborgen hinter der Kapuze seines Reiseumhangs, verschmolzen mit der großen Masse. Obwohl die Straßen voller, die Menschen - Zivilisten, welche hier lebten - ungewöhnlich hektisch waren, herrschte eine beunruhigende Stille. Shinobi in einem Zivilistendorf bedeuteten nie etwas Gutes. Noch weniger, je mehr es waren.

Sein Weg führte ihn zu einem kleinen Dorfladen. Unscheinbar, fast schon ein bisschen heruntergekommen. Eine zuverlässige Anlaufstelle für jedwede Beschaffungen. Für Leute wie ihn. Eine Klingel ertönte als er die Türe aufschob. Der Laden war leer, die Theke verlassen. Nur das Aufschlagen eines Gehstockes war zu hören. Der Ladenbesitzer, ein alter Mann mit faltigem Gesicht, trat langsam aus der Kammer hinter der Ladentheke hervor, der Rücken gebeugt, die Beine schwach. „Ah, werter Herr.“ Ein Blick genügte um ihn sein Gegenüber erkennen zu lassen. Trotz seines Alters, seinen körperlichen Einschränkungen, steckte in diesem sterbenden Körper noch immer ein wacher Geist. Trübe dunkle Augen folgten jeder seiner Schritte, völlig im Klaren über die Macht, welche eigentlich diesen dunklen Augen inne ruhte. Er braucht keine Worte, wusste sofort welche Bestellung zu ihm gehörte. Gezielt griff er unter die Theke, holte eine verschlossene Box heraus. Aus seiner Hosentasche holte er mit zitternden Händen einen Bund Schlüssel, brauchte nicht einmal eine Sekunde um den Richtigen zu finden. Er öffnete die Box, wartete das Nicken seines Kunden ab, ehe er nach dem Verpackungsmaterial an seiner Seite griff.

„Haben sie schon gehört, mein Herr?“ der Ladenbesitzer sah ihn aus den Augenwinkeln heraus an, während seine Hände damit beschäftigt waren alles sorgfältig in Papier einzuschlagen. Vorsichtig, bedacht darauf keines der Kräuter zu beschädigen. Er wusste, der Kunde war wählerisch. „Ein Suchtrupp ist letzte Nacht eingetroffen.“ Das Gesicht des Alten, überzogen von Falten und Narben, wirkte ungewöhnlich besorgt. Der Ladenbesitzer war für gewöhnlich ein verschwiegener und sehr zuverlässiger Geschäftspartner, nicht aus der Ruhe zu bringen und meist sehr desinteressiert an den Geschichten seines Gegenüber. Er war einer der wenigen Menschen, welche gelernt hatten, dass es besser war so wenig wie möglich zu wissen. Ihre Gespräche beschränkten sich in der Regel aufs Geschäft, die Zufriedenheit der letzten Einkäufe, nie persönliches. „Eine Gruppe Genin sei hier in der Nähe in einen Hinterhalt gelockt wurden. Es fehlt jedes Lebenszeichen von ihnen.“ Seine Mimik, seine Augen, das Grauen stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „Sie hätten dieses Dorf passieren müssen um nach Suna-Gakure zu gelangen.“ Es war geradezu greifbar. Als hätte er eine Ahnung, eine Vermutung was passiert sein könnte. Eine Vermutung, welche er nie laut aussprechen würde. Denn er war nicht nur ein schlauer alter Mann. Er war vor allem ein alter Greis, welcher an seinem Leben hing. „Aber sie sind nie hier angekommen.“

 

Als er den Laden verließ, war der Himmel dunkel und wolkenverhangen. Die Luft roch bereits nach dem Regen, welcher noch Kilometer von ihnen entfernt war. Doch der Sturm war nicht mehr weit, würde nur noch wenige Stunden auf sich warten lassen. 

„Wir erweitern den Radius noch mal.“ Er passierte eine Gruppe Shinobi. Sie waren erschöpft, müde, unaufmerksam. Keiner von ihnen nahm ihn wahr. „Nara-san, die Einheiten können nicht mehr, wir brauchen eine Pause.“ Sein Blick erfasste das Gesicht des Angesprochenen. Dessen Miene war ernst, fast schon genervt. Er kannte ihn. Team 10. Der Sohn des Beraters. Kein herausragender Kämpfer, aber ein schlauer Kopf, wusste seine körperlichen Nachteile durch strategisches Geschick auszugleichen. „Bis der Sturm eintrifft, werden alle verfügbaren Shinobi weitersuchen.“ Seine Stimme war durchzogen von Autorität. Die Proteste seiner Einheit ließ er ungehört über sich ergehen. Das hier war nicht sein erster Einsatz als Truppenführer. Er wusste was er machte, das sah er ihm an. „Danach werden wir keine Spuren mehr finden.“ Die Erkenntnis schlug ein wie ein Hagelschlag. Sie alle wussten, was das bedeutete. Er sah es an ihren bestürzten Gesichtern. Was für Narren. Der Jonin ließ sie voranschreiten wie Shogi Figuren.

Er setzte seinen Weg fort. Das alles war ihm egal. Er hatte damit nichts mehr zu tun. Nicht mit dem Dorf, nicht mit seinen Bewohnern. Wenn er sich beeilen würde, könnte er das Versteck noch vor Eintreffen des Regens erreichen. Seinen Blick starr nach vorne gerichtet, passierte er die Dorfgrenze. Eine weitere Gruppe Shinobi, angeführt von einer Kunoichi, deren Körper verdeckt war von einem Umhang, kam ihm entgegen. Seine Schritte wurden langsamer. Dieses Chakra, diese… „Haruno-san!“ Sie hob ihren Kopf, folgte der Stimme die sie gerufen hatte. Ihre Kapuze rutschte hinab. Rosa Haare kamen zum Vorschein. Für einen Moment blieben ihre Augen an ihm heften. Doch der Shinobi hinter ihm, lenkte ihre Aufmerksamkeit weiter auf sich „Hier entlang, ich bringe Sie zum Lager.“ 

 

Seine Pläne hatten sich geändert. Er würde bleiben. 

 

Die eingetroffenen Iryonins schlossen sich den Suchtrupps an. Bis spät in die Nacht herein streiften sie durch die Wälder, suchten nach Spuren, nach Chakrasignaturen, nach Leben. Erfolglos. Der Regen traf ein und mit ihm die letzte vertane Chance Spuren zu finden. Resigniert sahen sie einander an, beschlossen die Suche zu unterbrechen und am nächsten Tag fortzusetzen. Sie gingen zurück ins Dorf. Müde, nass und frustriert. Keiner von ihnen sagte auch nur ein Wort, zu groß die Sorge und die Angst. Niemand sprach es aus, doch sie alle dachten das Gleiche. Dieses Gefühl in ihrem Inneren war erdrückend. Ein Gefühl, welches sie nicht losgeworden war seit sie diese Mission erhalten hatte. Ein Gefühl, welches noch drückender zu sein schien, seit sie dieses Dorf betreten hatte. Dieser Mann am Eingang des Dorfes… obwohl sie ihn nur für einen Moment gesehen hatte, ging ihr diese kurze Begegnung nicht aus dem Kopf. Er hatte etwas vertrautes an sich. Sie war sich sicher ihm schon einmal begegnet zu sein. Ob dies aber eine gute oder schlechte Begegnung war, konnte sie nicht mehr zuordnen. Seit diesem kurzen Aufeinandertreffen fühlte sie sich allerdings beobachtete. Unentwegt schweifte ihr Blick umher. Doch sie konnte nichts ausmachen, niemanden finden der nicht zu ihnen gehörte oder bei der Suche half. Niemanden der dieses Gefühl in ihr hervorrufen könnte. Vertraute braune Augen fingen ihren Blick ein. Im stummen Einverständnis ließen sie sich zurückfallen, bis sie das Schlusslicht der Kolonne bildeten. „Wie geht es jetzt weiter?“ Ihre Stimme war leise, bedacht darauf, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Bei jedem Schritt streiften ihr Arm den ihres Begleiters. Sie gingen nicht auffällig nah beieinander. Dennoch näher als es üblich war. „Die Chancen stehen schlecht, Sakura.“ Sie brauchten diesen Halt. Beide. Denn die Realität schien dunkel und hoffnungslos zu sein. „Ich weiß.“ Als er nach ihrer Hand griff, ließ sie ihn gewähren, schloss ihre Finger fest um seine. Alle waren sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als das diese kleine Geste irgendwem auffallen würden. Alle außer dem Schatten mit den roten Augen, welcher in der Dunkelheit der Baumkronen ausharrte und ihr unentwegt folgte. 

 

Die Nacht war kurz, die Suche am nächsten Morgen schwierig. Der Regen hatte alle Spuren - so winzig sie auch waren - hinfort gespült. Der Wald glich einem Moorgebiet. Der Schlammbedeckte Boden erschwerte ihnen das Weiterkommen. Immer wieder mussten sie ihr Tempo anpassen, langsamer werden, weil zu viele von ihnen auf dem Untergrund ausrutschten. Sie selbst hatte schon den ein oder anderen Kollegen vorm Fall bewahrt. Von Weitem hörte sie, wie einer der Spürhunde anschlug. Sie änderte ihre Richtung, wollte dem Klang des Bellens folgen. Doch sie stoppte, hörte ein Rascheln hinter ihr, welches sie innehalten ließ. Sie ging weiter in den Wald hinein, entfernte sich von den anderen Shinobis ihres Dorfes. Das Rascheln ertönte erneut, lauter, lenkte ihren Blick zu Boden. Eine Schlange kroch über den Boden, suchte Schutz im Dickicht der Sträucher. Ungewöhnlich. Es war weder die Zeit noch der passende Ort für eine Schlange dieser Art. Sie ging in die Hocke, wollte sich das Tier, welches jeder ihrer Bewegungen mit aufmerksamen Blick folgte, näher betrachten. „Wir haben jemanden gefunden!“ Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen. Sie wandte sich ab, folgte den aufgeregten Rufen und sah aus der Ferne die beginnende Bergung. Ihre Schritte beschleunigten sich. Der Schatten in ihrem Rücken blieb völlig unbemerkt.

Sie schob sich durch die versammelten Shinobis, alle auf der Suche nach einem Hauch von Hoffnung. Hoffnung, dass diese Mission, dieser Einsatz, ihre Arbeit, nicht umsonst war. Es reichte ein Blick, eine Sekunde. Die Hoffnung war umsonst. Sie musste nicht auf den leblosen Körper schauen um zu wissen, dass der Genin vor ihnen es nicht geschafft hatte. Ein Blick in die Gesichter der Bergungshelfer reichte ihr. Obwohl es ihr Job war, obwohl sie schon viele Leben hatte gehen lassen müssen, fiel es ihr noch schwerer als sonst. Sie senkte den Blick, ließ ihn über das blasse Gesicht des Jungen gleiten, welcher leblos in den Armen des Shinobis vor ihr lag. Dieser Genin, er kam gerade erst frisch von der Akademie, war gerade erst zehn Jahre alt geworden. Er war das jüngste Mitglied des Teams. Ein Team von dem noch immer ein Großteil verschwunden war. Sie hatte ihre Profile studiert, die Missionsunterlagen überprüft. Sie hatten keine besonderen Fähigkeiten, keine wertvollen Waren, nichts was einen Überfall begründet hätte. Ein Genin Team, welches lediglich auf einer D-Rang Mission unterwegs war. Alles was dieses Team zu erledigen hatte, war einen Brief mit Geburtstagsgrüßen zu überbringen. Vor ihr war nur ein Kind. Nichts anderes war er. Ein Kind, welches für das Stirnband um seinen Hals, sein Leben gelassen hatte. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter.

Sie schloss den Abstand zwischen ihnen, ließ ihre grün leuchtende Hand über den Brustkorb des Kindes gleiten. Doch es bestätigte ihr nur, was sie insgeheim schon wusste. Ihre Worte waren überraschend ruhig, fast schon zu ruhig, abgestumpft. „Sucht weiter. Es fehlen noch drei.“

Ihr Blick glitt über ihre Schultern. Shikamaru sah ihr entgegen. Sie schüttelte den Kopf. Sie musste es nicht laut aussprechen. Es würde nichts ändern, nur die Gedanken der Helfer in eine noch tiefere Dunkelheit ziehen. Drei Tage. Er war bereits vor drei Tagen verstorben. Und sie war sich sicher, alles was sie jetzt noch finden würden, waren mehr leblose Kinder. Kinder, welche bis zu ihrem letzten Atemzug Qualen erlitten haben. Wer auch immer das gewesen war, er hatte sich Zeit gelassen, jeden Moment davon in eine qualvolle Länge gezogen. Sie ballte ihre Hände zu Fäuste. 

 

Ihre Wut verging mit jedem Teammitglied, welches sie fanden. Resignation und Trauer übernahmen die Führung. Nachdem die Spürhunde eine frische Fährte aufgenommen hatten, war es ein Leichtes die restlichen Mitglieder des Teams zu finden. Der Geruch ihres Mörders musste etwas so einprägsames, so auffälliges haben, dass er trotz des Regens noch immer heraus stach. Doch mit jedem Kopfschütteln schwand die Hoffnung, stieg der Schmerz in ihr und in allen anderen. Als auch das letzte Mitglied gefunden wurde, die Sonne bereits an ihrem tiefsten Punkt angekommen war, entfernte sie sich von der Gruppe. Sie brauchte einen Moment für sich. Sie brauchte die Ruhe und Stille um sich wieder zu sammeln. Daher ignorierte sie die fragenden Blicke, die besorgten Rufe. Ihre Sicht verschwamm. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Erst als sie sicher war, dass sie sich weit genug vom Rest entfernt hatte, glitt sie an einem Baumstamm hinab, hockte auf der feuchten Erde, das Gesicht in ihren Händen vergraben. Leise Schluchzer schüttelten ihren Körper. Nur am Rande nahm sie war, dass jemand zu ihr kam. Es war ihr gleich, ihr fehlte die Kraft. Sie ignorierte die näher kommenden Schritte, ignorierte das müde Seufzen, welches ihr Besucher ausstieß. Dennoch hieß sie seine Umarmung willkommen, ließ sich gegen ihn fallen als er an ihrer Seite kniete. Sie gab nach als er ihren Kopf an seine Brust zog, nahm bereitwillig den Schutz an, welchen er ihr bot. 

Sein Blick lag starr auf ihnen. Jede Bewegung, jede Berührung brannte sich unwiderruflich in sein Gedächtnis. Die Art wie ihre Hände nach dem braunhaarigen Shinobi griffen, die Art wie er sie fest an seine Brust zog, mit ihr auf dem nassen Boden saß und ihr beruhigende Worte zuflüsterte. Es war diese Art Vertrautheit, welche man nicht mit einem Teammitglied teilte, nicht mal mit einem Freunde. Die Art und Weise wie sein Blick den ihren suchte, seine Hände ihr Gesicht umfassten und die Tränen hinfort strichen. Da war mehr und dieses mehr brannte heiß und zornig in seinem Inneren. Er fühlte sein Chakra brodeln, fühlte wie er die Kontrolle über eben jenes ihm zu entgleiten schien.

Doch bevor seine Wut überhand nahm, schwand seine Sicht auf die beiden Konoha Shinobi. Das blasse schlangenähnliche Gesicht seines Senseis erschien vor ihm, sah ihn mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen an. „Na sieh einer an. Wen haben wir denn da?“ Er wusste genau was in dem Uchiha vorging, musste keine Gedanken lesen können um zu erkennen, dass dieser vor Wut kochte. Und der Grund für diese Wut war genau vor ihnen, bot ihnen eine Show, welche der Clanerbe scheinbar nie für möglich gehalten hatte. Fast schon gönnerhaft trat er einen Schritt beiseite, ließ seinen Blick ebenfalls auf die Iryonin und ihren Begleiter fallen. Eifersucht machte selbst den stärksten unter ihnen zu einem winselnden Hund. „Wenn das nicht deine kleine Freundin ist, Sasuke-kun.“ Eine Gänsehaut bildete sich auf seinem Nacken. Eine dunkle Vorahnung überkam ihm und der Gedanke daran ließ ein Gefühl von Übelkeit in ihm aufkommen, noch bevor er es überhaupt aussprach. „Das hat ja besser geklappt, als ich dachte…“ Fast schon zu schnell wandte er sich dem Sannin zu. Dieser Blick. Es war der selbe Blick, welchen er ihm einst zugeworfen hatte. Der selbe Blick, bevor er ihm das Fluchmal verpasst hatte. „Was soll das heißen?“ Sein Hals war wie zugeschnürt. Das alles hier war kein Zufall, das alles hier war geplant gewesen. Der Überfall auf diese Genin… dass ihm das nicht direkt aufgefallen war. Die Flecken auf ihrer Haut, die Verbrennungen und verdrehten Gliedmaße… „Weißt du, man spricht viel über deine kleine Freundin da unten…“ Er hatte sie als seine Versuchskaninchen benutzt und dann hatten sie als Lockvögel herhalten müssen. „Man sagt sie habe Tsunade bereits bei Weitem übertroffen.“ Lockvögel, welche eine Medinineinheit her locken sollten „…und da du mir deinen Körper nicht mehr überlassen möchtest, musste ich mir einen Plan B überlegen.“ Der Ausdruck auf dem Gesicht der Schlange war teuflisch. Er war wie gelähmt.

 

Heute

Wenn der Schüler seinen Meister übertrifft. Gezischte Worte, während gelbe Augen jeder ihrer Bewegungen gefolgt waren. Völlig ahnungslos, sich in Sicherheit wägend, hatte sie dort gestanden in Mitten des Waldes, hatte leise Worte mit dem Braunhaarigen getauscht, nicht wissend, dass sie die ganze Zeit über beobachtet wurde. Als stünde der Sannin erneut in seinem Rücken, jedes Detail der Kunoichi am einprägen. Es wären keine weiteren Worte nötig gewesen. Die Intention, das Verlangen, der Auftrag kam bei ihm an ohne dass es hätte ausgesprochen werden müssen. Doch seine Selbstbeherrschung hatte bereits am seidenen Faden gehangen mit dem, dass er sie entdeckte. Und sein Sensei hatte es gesehen, seine Schadenfreude nicht einmal im Zaum gehalten. Beinah schon gehässig lag sein zu einem Grinsen verzogener Blick auf ihm. Er hatte sich geschworen, unter keinen Umständen würde er das zulassen. …dann hole ich sie mir.

 

„Du musst nicht alle Kämpfe in deinem Leben alleine führen, Sasuke.“ Dumpf drangen Kakashis Worte zu ihm durch, holten ihn langsam aus dem Nebel seiner Gedanken. Sein Blick war noch immer geprägt von seinen in der Dunkelheit leuchtenden Augen. Fast schon verzweifelt. 

 

„Ihr konntet Orochimaru nicht aufhalten, als er mich holte. Wieso solltet ihr ihn jetzt aufhalten können?“

In deiner Nähe bleibe ich

Übelkeit stieg in ihr auf als ihr Weg sie erneut durch diese Gänge führte. Es war immer das selbe. Egal zu welcher Tageszeit man hier entlang schritt. Die Luft klamm, die Wände kalt, Dunkelheit, welche nur von vereinzelten Lampen unterbrochen wurde. Nichts außer Narutos Schritten, welcher ihr folgte. Sie stoppte vor der eisernen Türe. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, seit sie diesen Raum das letzte Mal betreten hatte. Doch es waren gerade mal einige Monate, vielleicht sogar nur Wochen. Seither stand ihr Leben Kopf und wieder einmal fühlte sie sich dem Ganzen nicht gewachsen. Als würde er ihre Unsicherheit spüren, legte er seine Hand auf ihre Schulter, drückte sie. Du bist stark. Du schaffst das! Als würde er ihr Mantra kennen. Entschlossen schob sie die Tür auf. 

„Er ist keine Gefährdung für das Dorf!“ Wütende Stimmen schlugen ihr entgegen. In all den Jahren in denen sie mit Hatake Kakashi ein Team gebildete hatte, konnte sie sich nicht daran erinnern, dass er jemals seine Stimme erhoben hatte. Sein Blick lag kalt und fest auf der Hokage. Ein Blick, welchen sie noch nie auf dem Gesicht dieses Mannes gesehen hatte.

„Eine solche Information zu unterschlagen…“ Doch der Kopierninja schüttelte den Kopf unterbrach sie harsch ehe sie den Satz beenden konnte „Er ist zurück gekommen um sie zu beschützen!“ Er hatte genug, hatte lange genug geschwiegen und mit angesehen, wie über das Schicksal dieses Jungen gerichtet wurde. Das würde er nicht noch einmal zulassen. „Sieh ihn dir an! Hat er irgendjemanden etwas getan seit er hier ist? Hat er irgendwas getan, außer wie ein Schatten an Sakura zu kleben?“ 

„Seinetwegen leidet sie!“ Sie hatte sich das Leid ihrer Schülerin lange genug mit angesehen, hatte lange genug mit angesehen, wie dieser Abtrünnige versucht wurde zu schützen. Er hatte nichts als Hohn und Überheblichkeit für dieses Dorf übrig. Warum also noch mehr Zeit und Nerven in diesen Verräter stecken? „Er hat ihr dieses verdammte Jutsu aufgezwungen!“

„Nein.“ Mit einem Mal war Kakashi Stimme ruhig, dennoch waren seine Worte so scharf wie ein frisch geschliffenes Kunai „Das wart ihr, Hokage-sama.“ 

Es war, als würde der Hokage alles aus dem Gesicht fallen. Die Bestürzung in ihrem Blick hielt lediglich für ein paar Sekunden. Danach blieb nur noch Leere. Ihre Schultern sackten zusammen. Der erwartete Aufstand blieb aus. 

„Es reicht!“ Narutos Stimme durchschnitt die entstandene Stille. Voller Wut sah er seinen ehemaligen Sensei an, stellte sich zwischen die beiden Streitenden. Sein Ton, seine Haltung, er strotzte nur so vor Autorität. Wie ein Kage. Mit geweiteten Augen betrachtete Sakura den Blondschopf. Für einen Moment vergas sie warum sie hier waren, vergas was Sekunden zuvor noch geschehen war und warum er überhaupt eingeschritten war. Alles was sie noch wahrnahm war nichts außer der Stolz in ihrer Brust. Der Stolz auf ihren besten Freund, welcher so weit gekommen war. Der Kage, welcher er eines Tages sein wird.

Narutos Blick auf ihr holte sie zurück. Auffordernd sah er sie an, deutete auf die Tür ihr gegenüber.

 

Der Anblick der sich ihr bot schockte sie noch mehr als bei seinem ersten Aufenthalt innerhalb dieser Mauern. Man hatte ihn an die Wand gefesselt, Arme und Beine in eiserne Fesseln gelegt, welche ihn wie ein Kreuz aufrecht hielten. Striemen, von Peitschenhiebe, zierten seine Brust, waren so tief, dass sie auch nach Stunden noch zu bluten schienen. Völlig fassungslos trat sie auf ihn zu, stoppte als sein Blick sich hob. Seine Augen strahlten in der selben Farbe wie das Blut auf seiner Brust. Wie kann er noch…? Sie schloss den Abstand zwischen ihnen, ließ ihre Hände grün aufleuchten, noch bevor sie ihn erreichte. Dieses Mal hielt er sie nicht auf. Nicht mit seinen Worten, nicht mit seinem Blick, der noch immer rot glühend auf ihr lag. Er blieb stumm. Auch als sie sein Gesicht mit beiden Händen umfasste. Sanft fuhren ihre Daumen seine Wangen entlang. Voller Sorge sah sie zu ihm auf, beobachtete jede Regung seinerseits. „Sprich mit mir…“ Doch er ließ keine Regung erkennen, blieb völlig ausdruckslos und still, sah lediglich auf sie hinab. „Bitte, Sasuke.“ Ihre Stirn lehnte an seiner Schulter, hielt seinem Blick nicht mehr stand. Alles was sie bekam war Schweigen. Egal wie viel sie flehte. Kraftlos verließ sie den Raum. 

 

„Sakura.“ Es war das erste Mal, dass der Klang seiner Stimme ein Gefühl von Unwohlsein in ihr auslöste. Zu jeder anderen Zeit, an jedem anderen Tag, nur jetzt wollte sie ihn nicht sehen, nicht mit ihm sprechen, nicht über all das hier reden. Es fehlte ihr schlichtweg die Kraft. Sie wollte ihm keinen Vorwurf machen… doch sie war sich sicher, dass er diesem Verhör einen Riegel hätte vorschieben können. Kopfschüttelnd trat sie an Shikamaru vorbei, wollte den Vorraum verlassen, doch er hielt sie auf, griff nach ihrem Handgelenk. Sie sah ihn nicht an, entzog ihm ihre Hand und ging. 

 

Seufzend legte sie die Schriftrolle beiseite. Sie wusste nicht wie lange sie schon hier saß. Seit Stunden schon blätterte sie durch die Bücher und Schriftrollen, welche Hinata ihr gebracht hatte. Sasuke hatte ihr mehr als deutlich gemacht, dass er ihr keine Antworten geben würde. Er ist hier um dich vor Orochimaru zu schützen. So sehr sie ihn auch zur Rede stellen wollte, noch mehr wollte sie wissen was der Grund dafür war, dass sie ihr Chakra auf einmal hatte kontrollieren können. Allerdings schien keine dieser Schriften eine Lösung für ihre Fragen zu beinhalten. Alles was sie hatte finden können waren alte Überlieferungen. Geschichten von Frauen, welche alleine in den Dörfern zurück blieben, während ihre Männer und Söhne in den Krieg zogen. Frauen, deren einzige Verteidigung dieses Schutzschild war. Keine dieser Frauen war eine Kunoichi. Keine dieser Frauen berichtete von etwaigen Nebenwirkungen. Keine dieser Frauen konnte sie mit sich vergleichen. Frustriert verbarg sie ihren Kopf zwischen ihren Armen, schloss für einen Moment die Augen. Was auch immer der Grund dafür war, es hatte einzig und alleine mit ihr und Sasuke zu tun. Was hatte sich verändert, dass sein Chakra auf einmal im Einklang zu ihrem floss? In Gedanken ging sie jede Begegnung, jedes Wort, jede Berührung noch einmal durch. Wenn ich immer noch gehen soll… krachend fiel der Stuhl zu Boden, als sie aufstand …dann nur wenn du mit mir kommst. Sie musste zu Tsunade.

 

„Wo genau gehen wir eigentlich hin?“

Obwohl seine Stimme nicht lauter war als ein Flüstern, hallten Narutos Worte an den dunklen Wänden des Ganges wieder. Er wusste, dass diese Familie, zu welcher er irgendwann hoffentlich auch gehörte, einen Haufen Geheimnisse hatte. Das Ritual, welches sie ausgegraben hatten um seine beiden Teamkameraden aneinander zu binden, hatte diesen Verdacht in ihm nur verstärkt. Was ihn allerdings weitaus mehr beunruhigte, war der unterirdische Tunnel, durch welchen Hinata ihn gerade führte. Einzig eine kleine Laterne mit einer Kerze im Inneren erhellte den dunklen Gang durch welchen er nur gebeugt gehen konnte. Hier und dort hörte er das Plätschern einer Pfütze, als ob kontinuierlich kleine Tropfen von Wasser hinein fielen. Wenn er es nicht besser wüsste, dann würde er sich sorgen machen, dass seine Freundin ihn irgendwo hier unten vergraben wollte. Dennoch konnte er die Gänsehaut nicht unterdrücken, als er das Fiepen einer Fledermaus hörte. Hinata ging unbeirrt weiter. Vielleicht wollte sie ihn ja doch...

Bereits seit einigen Tagen schien die Dunkelhaarige mit ihren Gedanken ganz wo anders zu sein. Egal wann er sie traf, steckte sie ihre Nase in irgendein Buch. Sie machte sich mindestens genauso viele Sorgen um die Iryonin wie er. Hinzu kamen die Vorwürfe, welche sie sich zu machen schien, weil ihre Familie den Vorschlag für dieses Ritual vorgebracht hatte. 

Fast wäre er in die Hyuga Erbin reingelaufen, als sie in ihrem Schritt inne hielt. Alles was er sehen konnte war eine Wand aus Gestein. Sie standen in einer Sackgasse. Fragend sah er zu ihr hinab „Halt das mal.“ Ihre Stimme war leise und ohne ihn wirklich zu beachten, drückte sie ihm die Laterne in die Hand. Ihre Hände indes formten Fingerzeichen, welche er vorher noch nie gesehen hatte. Erschrocken stolperte er einen Schritt zurück, als die Wand vor ihnen sich aus dem nichts heraus öffnete.

Der Geruch, der ihm entgegen schlug, ließ ihn für einen Moment würgen. Dieser Raum musste länger verschlossenen Gewesen sein, als das Anwesend existierte unter dem er verborgen war. „Verrätst du mir was wir hier genau machen?“ Er räusperte sich. Seine Stimme klang piepsiger als sie sollte.

Hinata nahm ihm die Laterne wieder ab und trat in den dunklen Raum hinein. Wo auch immer sie die anderen Kerzen fand, innerhalb weniger Minuten wurde die Kammer in ein seichtes Licht getaucht und erschien ihm gar nicht mehr so furchteinflößend, wie der Rest dieser Katakomben. Er folgte ihr und streckte sich erleichtert. Die Decke in dieser Gruselkammer war hoch genug, dass er wieder aufrecht stehen konnte. Interessiert ließ er seinen Blick schweifen.

„Wir suchen eine Schriftrolle.“ Erst jetzt erkannte er die Regale an den Wänden, welche voll mit eben jenen waren. Neugierig trat er näher und betrachtete die Bücher und Schriftrollen, die feinsäuberlich in Regale einsortiert waren. Die Dinger sahen Älter aus als sein zukünftiger Schwiegervater und seine Freundin schaute nicht weniger ernst wie ihr Vater, wenn er ihn dabei beobachtete, wie er das Anwesend betrat. „Weiß dein Vater, was wir hier machen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Und das Beste ist, wenn er es auch erst einmal nicht erfährt.“ Er ließ also besser die Finger von allem was in diesem Raum drin war. Bevor er noch unfreiwillig etwas zu Bruch brachte. Sicher war sicher.

Es war kaum wahrnehmbar, schon gar nicht für jemanden der sie nicht so gut kannte wie er selbst. Doch Naruto wusste genau, was dieser Ausdruck auf dem Gesicht seiner Freundin bedeutete. Die kleinen Fältchen auf ihrer Nase, die zusammengezogenen Augenbrauen. Was ihn allerdings noch mehr besorgte, waren die dunklen Ringe unter ihren Augen. Ganz entgegen ihrer ruhigen Art wackelte sie ganz nervös mit ihren Beinen, während sie in den Schriften wühlte. „Vielleicht finden wir hier unten etwas, wie wir dieses Ritual rückgängig machen können.“

Für einen Moment stockte er. Ihr konntet Orochimaru nicht aufhalten, als er mich holte. Wieso solltet ihr ihn jetzt aufhalten können? Sasukes Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Auch wenn der Uchiha ihnen nicht mehr verraten hatte… Seine Reaktion war Antwort genug. Sein Blick, so sehr er es auch zu überspielen versuchte, die Panik war unverkennbar, die Verzweiflung so offensichtlich und der Schmerz der Vergangenheit noch immer viel zu präsent. Obwohl er es vielleicht selbst nicht wahrnahm, er hörte die Enttäuschung in seiner Stimme. So gerne er Sakura auch von dieser Last befreien wollte, sein Unterbewusstsein riet ihm die Finger davon zu lassen. Sasuke hatte sich all die Jahre nicht darum geschert wie es ihnen ging, geschweige denn ob sie in Sicherheit waren. Er selbst war oft genug der Grund gewesen, dass sie sich in ernstzunehmender Gefahr befanden. Doch dieser Ausdruck auf seinem Gesicht, es war die blanke Panik, die Angst vor dem was noch schlimmer war als der Tod. Die Angst vor dem Verlust einer Person, die einem noch immer am Herzen lag. 

„Hinata, ich weiß nicht…“ Sie ließ sich nicht davon abringen und je mehr Zeit sie hier unten verbrachten, desto nervöser wurde auch er. Immer wieder warf er einen Blick über seine Schulter und prüfte ob ihnen nicht doch jemand gefolgt war. Auch wenn er es nur ungern zugab, er hatte eine scheiß Angst vor dem alten Hyuga.

Ebenso wie Hinata wippte auch sein Bein nun unruhig auf und ab. Sein Verhalten brachte ihm allerdings nur den ein oder anderen verärgerten Blick ein. „Naruto...“ ihre Stimme hallte unheilbringendes im Raum wieder und ließ ihn augenblicklich erstarren „Wenn du nicht sofort still hältst, dann kannst du den Weg zurück alleine gehen.“

Ja, das war genau das was er nicht wollte. Bei seinem Glück lief er noch irgendjemanden in die Arme, der ihm nicht sonderlich wohl gesonnen war. Immerhin gab es davon mehr als genug im Hyuga Clan. Wie ein Statue verharrte er nun in der Ecke sitzend, während sein Blick die Wand ihm Gegenüber fixierte. In Gedanken zählte er einen Stein nach dem anderen. Bis ihm eine Unregelmäßigkeit auffiel. Die Wand sah aus wie auch die drei anderen in diesem Raum, wenn man davon absah, dass diese Wand die einzige war an welcher keine Regale standen. Was ihn allerdings innehalten ließ, waren nicht die fehlenden Regale, sondern die kaum wahrnehmbaren Abweichungen der Mauerung. Noch offensichtlicher wurde das Ganze je näher er trat.

„Naruto…“ Erneut erklang Hinatas mahnende Stimme. Langsam aber sicher war sie von ihrer Begleitung mehr als genervt und fragte sich warum sie ihn überhaupt mit hier her gebracht hatte. Sie wusste ja von vornherein, dass er ihr hierbei keine große Hilfe sein würde. Doch seine folgenden Worte ließen sie überrascht aufblicken „Hier ist eine versteckte Tür.“ Seine Hände fuhren die Wand entlang, schienen aber keine Öffnung finden zu können. Neben ihn tretend, aktivierte sie ihr Byakugan. Das hätte ich mir doch denken können. Es brauchte nicht mal eine halbe Minute, ehe sie fand was sie suchte. Ihre Hand legte sie auf einen völlig unscheinbaren Felsen rechts von Naruto und mit einem gezielten Chakrastoß erklang das Klicken eines Schlosses. Dahinter zum Vorschein erschein ein Raum, der kaum größer als eine Abstellkammer war. Im Gegensatz zu dem Raum zuvor befanden sich hier lediglich eine Handvoll Schriften, welche feinsäuberlich hinter einer Glasvitrine verborgen lagen. „Vater hat nichts von diesem Raum erwähnt.“

Nun, dachte Naruto für sich, es gab zwei Möglichkeiten, warum der alte Hyuga dies nicht getan hatte. Die eine war, dass er die Chakra Verbindung nicht auflösen wollte, aus Angst vor dem Uchiha Erben. Die zweite Möglichkeit war, dass er schlichtweg nichts von diesem Raum wusste. Beides war durchaus möglich. Er würde es dem Alten zu mindestens zutrauen.

Hinata entriegelte währenddessen die Vitrine und überflog die Schriften in einem Tempo, dass er nicht glauben konnte, dass sie wirklich etwas davon verstand. Doch der zufriedene Ausdruck auf ihren Gesicht, welcher kurz darauf erschien, ließ ihn interessiert näher treten.

Über ihre Schulter blickend versuchte er auch zu entziffern, was in dieser versteckten Schriftrolle stand. Doch er konnte nicht mehr als ein Wirrwarr an Schriftzeichen sehen. Das Ganze ergab für ihn überhaupt keinen Sinn. „Diese Schriften können nur mit einem Byakugan gelesen werden.“ Manchmal schien sie seine Gedanken lesen zu können. „Wir müssen zu Tsunade.“ 

 

Erschrocken fuhr sie auf und schaute sich verwirrt um. Sie war noch immer in ihrem Büro und ein Blick auf die Uhr gegenüber ihres Schreibtischs verriet ihr, dass es gerade einmal 22 Uhr war. Ihr Kopf dröhnte. Sie musste über dem Alkohol und den Berichten eingeschlafen sein. Das schmerzhafte Ziehen in ihrem Nacken bestätigte ihr diesen Verdacht. Erneut ertönte das penetrante Klopfen an ihrer Türe, ließ sie erneut zusammenzucken. Wer stört denn noch um diese Zeit?! „WAS?!“ Augenblicklich verstummte das Klopfen.

Mit gesenktem Kopf und roten Wangen erschien die älteste Hyuga Tochter im Türrahmen, die Arme voll mit Schriftrollen. Hinter ihr kam Naruto herein. Ernst und unnachgiebig. Und so gerne sie ihm auch die Leviten gelesen hätte, der Ausdruck auf seinem Gesicht, hielt sie davon ab. Wann war er nur so Erwachsen geworden? Wann war aus diesem kleinen Jungen nur dieser unfassbar starke Shinobi geworden, der seinem Traum jeden Tag einen Schritt näher kam?

Doch ihre Gedanken fanden ein jähes Ende als die Türe zu ihrem Büro erneut geöffnet wurde. Ein Blick alleine reichte aus. Shikamaru trat ein, ernst und mit Grauen im Gesicht. 

 

Bereits auf ihrem Weg, konnte sie sehen, dass im Büro ihrer Lehrmeisterin noch Licht brannte, konnte die Schatten sehen, welche unruhig hin und her liefen. Ihr Hals schnürte sich zu. Sie hatte ein ungutes Gefühl. Für einen Moment blieb sie stehen, sah sich um, konzentrierte sich auf das Chakra in sich. Doch sie konnte keine Veränderung spüren, nichts was die Unruhe in ihrem Inneren erklären konnte. Einen Fuß vor den anderen setzend, setzte sie ihren Weg vor, lief schneller, atemloser. Auf einmal fühlte sich die Luft um sie herum zu stickig an, die Wände des Hokageturms zu eng. Der Druck in ihrer Brust nahm zu und sie musste stoppen, lehnte an einer der Wände an ihrer Seite. „Sakura?“ Sie hob ihren Blick, erkannte ihren ehemaligen Sensei, schüttelte abwehrend, fast schon panisch den Kopf. Er stoppte, sah besorgt zu ihr hinab, während sie sich wieder in eine aufrechte Position kämpfte. Wenn er sie jetzt anfassen würde, würde er alles nur noch schlimmer machen. Obwohl jeder Atemzug schmerzte, jeder Schritt sich wie auf Draht anfühlte, ging sie weiter. Sie achtete nicht darauf, ob Kakashi ihr folgte. Alles was sie wollte war zu Tsunade zu kommen.

Entschlossen öffnete sie die Tür zum Büro der Godaime, gleichgültig was auch immer darin gerade von statten ging.

 

„Er ist ausgebrochen und hat das Dorf verlassen.“

 

Shikamarus Worte ließen sie erstarren. Alles was Sakura wahrnehmen konnte, war das Rauschen ihres Blutes. Die Worte ihrer Freunde kamen nur verschwommen bei ihr an und die Kälte der Nacht nahm mehr und mehr von ihr besitzt. Ihr Kopf schmerzte, ihre Sicht verschwamm. Sie hatte es geahnt.

„Aber wir können das Jutsu auflösen!“ Nur am Rande nahm sie wahr, wie Hinata sprach. Naruto kam auf sie zu, während sie immer weiter vor ihm zurückwich. Fass mich nicht an. Als hätte er sie gehört, die Panik in ihrem Blick gesehen, stoppte er. Sie bemerkte nicht wie Kakashi hinter ihr eintrat, warnend seine Hand hob und dafür sorgte, dass der Uzumaki in seinem Schritt innehielt.

Sie wusste, sie war nicht fair, wusste, dass er nichts dafür konnte, dass er nicht wusste was los war. Doch sie spürte, dass dieses Jutsu in ihr wütete wie noch nie zu vor. Sie würde diese Tortur nicht noch ein weiteres Mal ertragen. Weder Narutos, noch die Worte der anderen kamen bei ihr an. Shikamarus Stimme hallte wieder und wieder in ihren Ohren nach.

„Wir haben eine Schriftrolle gefunden, in der die Auflösung des Justus beschrieben wird.“ Nur schwach nahm sie wahr, wie Hinata sich an Tsunade wandte, ihre Stimme erhob und ihr ernst entgegen blickte. Doch auch diese blieb stumm, suchte den Blick ihres Schülerin. Sakura allerdings schüttelte nur den Kopf, umfasste ihre Arme und zog diese fest an ihre Brust. „Das Jutsu wird nicht aufgelöst!“ Mit geschlossenen Augen stand sie da, versuchte ihre Atmung zu beruhigen, nahm nicht wahr wie ihr Sensei das Gespräch übernahm, eine Diskussion begann. Auf einer Seite er und Naruto. Auf der anderen Seite die Hokage und der Rest. Dazwischen nur Sakura. „Diesmal geht es nicht um Sasuke.“ Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er jemals die Stimme ihr gegenüber erhoben hatte, sie jemals derart verloren angesehen hatte „Dieses Mal geht es um Sakura.“ Seine Hände zeigten auf sie.

Obwohl er sich bis hierhin lediglich im Hintergrund gehalten hatte und auch jetzt noch versuchte ein möglichst neutrales Gesicht zu machen, reichte ein Blick in Shikamarus Augen um in ihm lesen zu können wie in einem offenen Buch. Ihr Blick ging gen Boden, ihre Haare fielen ihr ins Gesicht, verbargen die Tränen, welche in ihre Augen traten. Das Ganze wurde ihr gerade schlichtweg zu viel. „Sakura…“ der Klang ihres Namens war nicht lauter als ein Murmeln, ließ sie die nahenden Schritte vollkommen ausblenden. Es war nur der Hauch einer Berührung, als Shikamarus Finger ihre Haare zurückstrichen, sie zurückweichen ließ. Graue Haare schoben sich in ihr Blickfeld, bildeten eine Barriere zwischen ihr und ihren Freunden „Ich würde sie gerne in den Arm nehmen...“ Hinter diesen Worten schwang weitaus mehr als nur der Wunsch sie zu umarmen. Sie verstand die Bedeutung dahinter sehr wohl. Er sah ihr die Zweifel deutlich an und er konnte sie verstehen. An dieser Entscheidung hing so viel mehr als nur eine bloße Umarmung. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt. Es geht nicht. Sie schüttelte den Kopf und er verstand. Sie konnte ihre Gefühle nicht beeinflussen. „Nein.“ Erst Kakashis Stimme ließ ihn ebenso wie Naruto zuvor zurücktreten. Die Stimme des Jonin ließ keine Widerworte zu. Seine Haltung, seine Aura, es war als bildete er eine zusätzliche Schutzmauer um sie herum.
 

Obwohl das fremde Chakra weiter in ihr tobte, ließ sie es nicht die Kontrolle übernehmen. Je länger sie verharrten, je ruhiger ihre Gedanken wurden, desto ruhiger wurde der Chakrafluss. Sie hatte eine Entscheidung gefasst. Kakashis Worte waren leise aber bestimmt. Nur an sie gerichtet. „Beeil dich. Du hast nicht mehr viel Zeit.“

Immer nur du

Jeder Handgriff war routiniert. Dennoch fühlte sie sich unruhig, hatte das Gefühl ihr Herz schlug viel zu schnell. Unzählige Male hatte sie diese Tasche gepackt. Jedes Teil hatte seinen festen Platz in ihrem Rücksack. Erst die Kleidung, dann ihre Kunais, zum Schluss ihre Medizintasche. Ganz oben, dass sie stets griffbereit lag. Auf Mission galt jede Sekunde. Dort hatte man keine Zeit erst noch alles fein säuberlich auszupacken, zu durchsuchen. Nein, im Ernstfall musste sie schnell sein. Sie war schon viel zu lange nicht mehr auf Mission gewesen…

Völlig gefangen in ihrem Tun, erschrak sie als ein lautes Klopfen an ihrer Tür sie aus ihren Gedanken riss. Ihr Blick glitt zwischen ihrer Tasche und der Tür hin und her. Sollte sie…? Doch Kakashi, welcher ihr umgehend gefolgt war nachdem sie den Hokageturm verlassen hatte, nahm ihr die Entscheidung ab. Durch die verschlossene Tür hindurch hörte sie die ungeduldige Stimme ihres besten Freundes, während der Grauhaarige zurück in den Flur trat und eben jene Tür öffnete „Oy, Sakura-chan! Mach schon auf!“

Es überraschte sie wie in nicht einmal einer Sekunde der Ausdrucks auf Naruto Gesicht umschlug. Kaum wurde die Tür geöffnet, flog sein Blick über ihr Erscheinungsbild und seine Stirn legte sich in Falten „Du gehst nicht wirklich…“ Seine Stimme wurde mit jeder Silbe leiser. Sie trug ihre Jonin Weste, hatte ihre Kunai Tasche um den Oberschenkel gebunden. „Was zum…?“ An ihr vorbei schauend konnte er ihre offene Missionstasche und ihren Umhang auf dem Sofa liegend sehen „Du lässt sie nicht wirklich alleine gehen?“ Mit zusammengezogener Augenbraue sah er zwischen den beiden Shinobi hin und her. „Habt ihr den Verstand verloren?!“ Er machte sich nicht die Mühe seinen Unmut und die Wut darüber im Zaun zu halten.
 Sein anklagender Ton war kaum zu überhören und obwohl sie wusste, dass dieser durchaus berechtigt war, schaltete sie ganz ungewollt in einen Verteidigungsmodus, verschränkte die Arme vor der Brust „Sieht so aus, oder?“ Sie war weitaus schnippischer als sie es wollte, mehr als er es verdient hatte. Ihnen beiden war bewusst, was die gepackte Tasche bedeutete, warum sie ihre Missionsausrüstung trug. Warum nur sie am packen war und er nicht. Sie musste es nicht aussprechen. Er würde es ihr nicht ausreden können, das wussten sie alle drei. Doch die Stille, welche sich über sie legte, war erdrückend. 
Er wollte es ihr nicht ausreden, wollte sie nicht aufhalten. Er wollte nur nicht dass sie alleine ging! Dennoch schloß der blonde Shinobi resigniert seine Augen, fuhr sich seufzend durch sein sowieso schon wirres Haar „Du solltest nicht alleine gehen.“ Es war ein schwacher Versuch sie doch noch umzustimmen, sie doch noch davon zu überzeugen ihn mitzunehmen.

Ihre Haltung entspannte sich noch ehe sie Narutos Blick erneut erwidern konnte. Fast schon kraftlos hingen ihre Arme an ihrer Seite hinab „Ich weiß. Aber er wird eher mit mir alleine zurück kommen als wenn ihr dabei seid.“

„Saku...“ Doch bevor er etwas sagen konnte, unterbrach die Rosahaarige ihn „Du vertraust mir doch, oder?“ Es war nur für einen kurzen Moment, doch es reichte aus, dass die Iryonin es wahrnehmen konnte. Er war verwirrt. Sie kannte den Blondschopf einfach zu gut, als dass er auch nur die geringste Regung vor ihr verbergen konnte. Er wusste mit ihren Worten nichts anzufangen, verstand die Bedeutung dahinter nicht. Es gab keinen Tag an dem er ihr nicht vertraute. „Natürlich vertraue ich dir…“ Ein müdes Lächeln legte sich über ihr Gesicht. Obwohl sie es nicht aussprach, ahnte er, dass hinter ihren Worten, hinter ihren Taten, weit mehr steckte als sie zu sagen vermochte. Doch er meinte seine Worte ernst. Er vertraute ihr. Voll und ganz. Blind. Was auch immer sie vor hatte, sie würde das Richtige tun.
 

Wind peitschte ihr ins Gesicht, ließ sie die Augen zusammenkneifen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, vermischte sich mit den Geräuschen des Regens, während Shikamarus Stimme unheilvoll in ihren Gedanken widerhallte. Sasuke hat das Dorf verlassen. Schmerzhaft zog sich ihre Brust zusammen. Er ist ausgebrochen. Wie gerne hätte sie widersprochen, ihm gesagt, dass das nicht sein konnte, dass er ihr versprochen hatte zu bleiben… Doch die Vergangenheit hatte sie alle bereits eines besseren belehrt. So gerne sie auch glauben wollte, dass er nicht gehen würden, das wieder aktive Jutsu in ihr bewies es ihr doch. Gehetzt blickte sie immer wieder über ihre Schulter, hoffte ihren Verfolger auf Abstand halten zu können. Immer wieder streiften Äste ihre nackten Arme, zeichneten ihre Haut. Ihr Herz pochte so stark wie selten zuvor. Erschrocken schrie sie auf als der Ast unter ihrem Fuß nachgab. Unachtsamkeit. Nur mit Mühe konnte sie ihren Aufprall bremsen, lief auf der vom Regen nassen Erde weiter, duckte sich, als sie das Zischen sich nähernder Kunais hörte. Sie durfte ihre Konzentration nicht verlieren. Sie hatte bis hier her schon zu viele Fehler gemacht, sich zu sehr von ihren Gefühlen und Gedanken ablenken lassen. Keuchend rappelte sie sich auf, jeder Atemzug brannte, doch sie lief weiter ohne ein genaues Ziel vor Augen. Sie war schon längst von der eigentlichen Route abgekommen. Die Stimme in ihrem Kopf schrie. Sie war zu langsam. Sie musste Abstand zwischen sich und diese Nukenins bringen, in welche die hinein gerannt war wie blutige Anfängerin. Sie musste das Brennen ihrer Muskeln ignorieren und mehr Chakra in ihre Beine lassen um noch schneller zu werden. Zu spät. Doch ihr Lauf fand ein jähes Ende. Alle Luft wurde aus ihrer Lunge gepresst, als sie mit dem Rücken gegen einen Baum gepresst wurde. 
Blutrote Augen starrte sie an, erfassten ihr Gesicht, streiften die Zöpfe welche ihre Haare zusammenfassten. Die Erleichterung ihn zu sehen überwog, überwog so sehr dass ihr die Wut und die Panik in seiner Stimme vollkommen entging „Was machst du hier? Warum bist du nicht im Dorf?!“


Der Regen prasselte auf sie nieder und kühlte ihre erhitzte Haut. Ihre Atmung war hektisch und ihr Herz schlug ungehalten. Sein Gesicht war nur Millimeter von ihrem entfernt. Seine Lippen streiften ihr Ohr. Das Rauschen in ihren Ohren hielt an, sein Blick ließ sie zittern. Gänsehaut überzog ihren Nacken. Zitternd atmete sie aus, hatte die Luft angehalten ab dem Augenblick, an dem die Rinde ihren Rücken berührte. Ihre Lider senkten sich und kaum hörbar entrann ein zittriges „Sasuke...“ ihren Lippen. Sie konnte seinem Blick in diesem Moment nicht standhalten, konnte nicht riskieren, dass er sie durchschaute. Sie hatte gehofft, dass er ihr folgen würde, hatte es geahnt, dass er es spürte, sobald sie die Dorfmauern hinter sich gelassen hatte. Das Jutsu reagierte auch auf ihre Entscheidungen, lockerte seinen Schutz in dem Moment wo sie sich entschieden hatte ihm zu folgen, gab ihr die Kontrolle über ihr Chakra zurück. Hole ihn zurück, bevor die Anbu es tut. Kakashis Anweisung war geradezu in ihr Gedächtnis gebrannt.


Sie hörte sein abfälliges Schnauben, spürte wie die Spannung in seinem Körper nachließ. Dennoch ließ sein Blick nicht einen Augenblick von ihr ab, fixierte sie und hielt sie an Ort und Stelle. „Ich...“ sie stockte, war immer noch kurzatmig, von der Anstrengung und dem Schreck „Ich hab dich gesucht.“


Seine Faust fuhr an ihrem Gesicht vorbei und zersplitterte den Baum in ihrem Rücken, ließ sie zusammenzucken. Der Griff um ihren Arm, welcher darauf folgt, war hart und unnachgiebig fest, fast schon schmerzhaft. „Du musst zurück ins Dorf!“ Ihr Blick glitt über seine Schulter, wagte nicht in seine Augen zu sehen. Sie durfte keinen Fehler machen, sie hatte nur diesen einen Versuch. Er musste bei ihr bleiben und das am besten noch weiter weg von dem Ort wo sie sie ihn gefunden hatte. Schmerzhaft verzog sie das Gesicht, als seine Hand grob ihr Kinn umfasste und sie dadurch zwang seinen Blick zu erwidern. Seine Augen glühten noch immer in dem ihr so vertrauten rot und sein Blick schrie geradezu, dass es sie nichts anging. Doch er blieb stumm. „Bitte, Sasuke…dann komm mit mir zurück.“ Langsam hob sie ihre Hand, legte sie an seine Wange. Es war nur der Hauch einer Berührung. „Du hast es mir versprochen…“ 
Immer wieder wenn sie ihn so ansah, ihn so berührte, fühlte er dieses Gefühl der Enge in seiner Brust. Sie machte ihn schwach, angreifbar, verletzlich. Alles was er sich nicht erlauben konnte zu sein. Er musste konzentriert bleiben, das Ziel im Auge behalten… Sie im Auge behalten und sie beschützen. „Du hast gesagt, du bleibst bei mir.“ Er fühlte ihre Hand, welche von seinem Gesicht zu seinem Nacken wanderte, fühlte wie sich ihr Griff festigte und sie bestimmt den Abstand zwischen ihnen verringerte. Ihr warmer, noch immer viel zu unregelmäßiger Atem streifte seine Lippen. Doch ehe sie den Abstand vollends zwischen ihnen schloss, begannen sich die Tomoes seines Sharingans zu drehen. Dieses Mal ließ er es nicht zu, verwehrte ihr und sich den Kuss, welcher ihn womöglich hätte überzeugen können mit ihr ins Dorf zurück zu kehren. Sie sackte in seinen Armen zusammen.
 

Das Dorf lag in vollkommener Dunkelheit. Obwohl die Wachen die Grenzen verstärkt bewachten und auch im Inneren Patrouille liefen, kam er ungesehen hinein. Im Schatten der Nacht durchquerte er die Straßen, passierte die ihm wieder so bekannten Wege und Häuser. Bis zu ihrer Wohnung waren es nur noch wenige Meter. Er würde sie dorthin bringen und dann wieder gehen, würde zurück zu seinem Ziel gehen und endlich dafür sorgen, dass das Ganze hier ein Ende hatte. Es war ein Fehler gewesen ins Dorf zurück zu kommen. Ihre Anwesenheit hatte ihn abgelenkt, seine Aufmerksamkeit schleifen lassen. Er hätte dem Ganzen direkt ein Ende setzten sollen. Auf seine Art.


„Das ging schneller als erwartet.“ Die Worte ließen ihn innehalten. Er musste nicht aufsehen um die Stimme seinem ehemaligen Teammitglied zuordnen zu können. Erwartungsvoll lehnte dieser an der Tür durch welche er durch musste um die Rosahaarige in ihre Wohnung zu bringen. Die Worte und seine entspannte Haltung… In ihm kam der leise Verdacht auf, dass er in eine Falle getappt war. Als hätte sie geplant, dass er sie hierhin zurückbrachte. Als hätte sie gewusst, dass Naruto hier auf ihn wartete. 
„Sakura-chan wird ganz schön sauer sein, wenn sie aus deinem Jutsu aufwacht.“ Es war ihm gleich. Mit ihrer Wut konnte er umgehen. Sie in Gefahr zu wissen, ihr Leben zu riskieren, dass würde er nicht ertragen. „Es wäre nicht das erste Mal.“

Auffordernd sah er Naruto an, welcher mit überraschter Miene beiseite trat und ihn in die Wohnung der Kunoichi eintreten ließ. Stumm folgte er ihm, offensichtlich, dass er ihn so einfach nicht los werden würde. Gezielt durchschritt er ihre Wohnung, kam an der Tür zu ihrem Schlafzimmer aus und stieß diese mit seiner Schulter auf. Mit einem „Wenn du schon hier bist, dann mach dich auch nützlich.“ deutete er dem Blonden an die Bettdecke aufzuschlagen. 
Er setzte sie ab, stürzte sie mit einem Arm, während seine Hand nach ihrem Shirt griff. Der Uchiha ignorierte die folgenden Proteste als er der Rosahaarige das nasse Shirt über den Kopf zog. Vorsichtig bettete er ihren Kopf auf ihrem Kissen. Es war nur für einen Augenblick, dass er seinen Blick über ihr Gesicht gleiten ließ, doch es reichte aus damit Naruto es bemerkte. Ebenso wie das sanfte strichen seiner Finger über die Wangen der Iryonin, als er seine Hand von ihrem Hinterkopf zurück zog. Nur am Rande nahm er noch wahr, dass er ihr auch die nasse Hose auszog. Nur noch von ihrer Unterwäsche bedeckt, zog der Uchiha die Decke über sie. Dann wandte er sich von ihr ab, sah in Narutos nachdenkliches Gesicht, welcher jede seiner Bewegungen genauestens betrachtet hatte. Mit verschränkten Armen harrte dieser im Türrahmen, schien mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein. „Was ist los, Dobe?“


Er zögerte „Du liebst sie wirklich.“ Es war keine Frage, mehr eine Feststellung. Es war keine Frage, also war eine Antwort auf diese Worte auch nicht notwendig. Sein Blick ging jedoch noch einmal zurück, betrachtete das seichte Lächeln auf ihren Lippen. „Immer noch.“ Wenn er der Typ dafür wäre, hätten die vor Überraschung trotzenden Worte ein Grinsen auf seine Lippen hinterlassen. Doch das war er nicht, war er nie gewesen. Und der Uzumaki erkannte das erste Mal was sein Freund schon als Kind immer verborgen gehalten hatte, beschützt hatte als hinge sein eigenes Leben davon ab. Geh! Rette Sakura! Und wenn es das Letzte ist was du tust. Als stünden sie wieder im Wald des Schreckens, sah er sein jüngeres Ich vor sich. Ich habe schon einmal alles verloren. Erkannte erst jetzt, Jahre später, die stille Panik in dessen Stimme. Ich will nicht noch einmal mit ansehen müssen wie ein geliebter Mensch vor meinen Augen stirbt. Das würde ich nicht noch einmal überleben. Erkannte erst jetzt, dass diese Gefühle schon immer da gewesen waren. Nur war er damals noch nicht in der Lage das zu erkennen, wollte nicht sehen, was so offensichtlich war. Erst Sasuke, welcher an ihm vorbei schritt, schon wieder dabei war die Wohnung, das Dorf und sie zu verlassen, holte ihn zurück aus seinen Erinnerungen. „Was hast du jetzt vor?“ 
Er war bereits an ihm vorbei als seine Worte durch den dunklen Flur ihrer Wohnung hallten „Ich sorge dafür, dass sie in Sicherheit ist.“

Sie beide wussten was diese Worte bedeuteten, das nichts ihn davon würde abhalten können. Und so wie er Sakura nicht aufgehalten hatte, würde er auch ihn nicht aufhalten. 
„Ich kenne einen Weg hier raus, ohne dass die Anbu uns aufhält.“ Es war das Mindeste was er tun konnte. Auch wenn er nicht an den Verhören und diesen Methoden beteiligt war, fühlte er sich schuldig. Er hatte darauf bestanden ihn zu Tsunade zu bringen, hatte niemals damit gerechnet, dass die Situation derart ausarten würde. Der Schock saß noch immer tief, mischte sich mit der Enttäuschung, dass die Hokage alle dem zugestimmt hatte. Immerhin hatte die Situation sich geändert. Sakura ging es besser, sie kannten den Grund seiner Rückkehr. Er konnte Kakashi seinen Ausbruch nicht einmal verübeln. 

Wenn der Clan Erbe überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken. In stummer Übereinkunft verließen sie das Haus, verschmolzen mit den Schatten der Häuser, ließen die Wachen und die Mauern des Dorfes hinter sich. Es gab nur einen Weg, ein Ziel und dieses Mal würden sie ihn gemeinsam bestreiten. Egal wie viel zwischen ihnen stand, sie beide wollten das Selbe. Sie beide wollten Sakura beschützen.
 

Als sie in ihrem Bett aufwachte fühlte sie sich seltsam desorientiert. Ihre Gedanken waren noch immer gefangen von dem Traum, welchen sie gehabt hatte. Doch je mehr sie versuchte sich daran zu erinnern, je mehr sie darüber nachdachte, fragte sie sich ob das wirklich ein Traum war. Dieser Traum war so real gewesen, wie eine Erinnerung, viel zu nah und doch weit weg. Sie hatte den Wind und die Sonne auf ihrer Haut gefühlt, hatte die Tränen gespürt, welche vor Freude über ihre Wangen liefen. Ihre Hand glitt zu ihrem Gesicht hinauf. Vielleicht war es doch nur ein Traum gewesen…
„Sakura-chan…“ Obwohl sie die Stimme kannte, obwohl ihre Stimme nicht lauter als ein Flüstern war, schrak sie auf, setzte sich aufrecht in ihrem Bett auf. Ihre erste Reaktion war es sie anzuschreien, zu fragen, was sie mitten in der Nacht in ihrem Schlafzimmer suchte. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht hielt sie jedoch davon ab, ließ sie verstummen noch ehe sie etwas sagen konnte. Es war die Mischung aus Sorge und Ernsthaftigkeit, welche sie schon viel zu oft auf diesem vertrauten Gesicht gesehen hatte. „Hinata…“ Ihre sonst so klaren, blassen Augen lagen verborgen im Schatten der Nacht. 
„Wo sind Sasuke und Naruto?“
 

Die Antwort auf ihre Frage hätte sie nicht überraschen dürfen. Sie sollte froh sein, dass ihr Plan überhaupt soweit funktioniert hatte, dass er ins Dorf zurückgekehrt war. Auch wenn er es umgehend wieder verlassen hatte. Der Grund für ihre Überraschung war auch vielmehr der Tatsache geschuldet, dass er das Dorf gemeinsam mit Naruto verlassen hatte. Obwohl das Verhältnis der beiden seit seiner Rückkehr in Konoha noch immer sehr angespannt war. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Wenn es darauf ankam, hielten die beiden dann doch zusammen als wären sie ein und die selbe Person. Bereits von Weitem konnte sie einen Shinobi am Ausgang des Dorfes wahrnehmen, spürte wie Hinata neben ihr langsamer wurde bis sie schließlich zögerlich stehen blieb. Ihr Byakugan war aktiviert. „Sakura…“ Doch sie musste es gar nicht aussprechen, musste ihr nicht sagen, wer dort vor ihnen stand.

Der Shinobi kam auf sie beide zu, die Hände in den Hosentaschen, sein Gesicht starr. „Ihr könnt das Dorf nicht verlassen. Es ist eine Ausgangssperre verhängt worden.“ 


Seine Worte hielten sie nicht davon ab an ihm vorbei zu gehen. Auch der Griff um ihren Arm, welchem sie sich dieses Mal nicht entzog, änderte nichts an ihrem Entschluss „Lass mich gehen.“ Fest sah sie ihm in die Augen, konnte den Schmerz und die Enttäuschung in Seinen erkennen. Ihr Blick wurde weicher.


„Nein.“ Er zog sie näher, kam ihr so nah das sich ihre Nasenspitzen schon fast berührten „Das ist zu gefährlich.“ Als würde die Nähe zu ihm etwas ändern. Kopfschüttelnd trat sie einen Schritt zurück, soweit wie sein sich festigender Griff es zuließ. „Shikamaru, das war keine Bitte.“ 
Er war das beste Beispiel dafür, dass Verzweiflung die dunkelsten Seiten in einem Menschen zum Vorschein bringen konnten. Von seinem sonst ruhigen und bedachten Gemüt blieb nicht viel übrig, als beide seine Hände nach ihren Armen griffen, sie so festhielten, dass es bereits unangenehm wurde, während Verzweiflung jedes seiner Worte begleitete „Warum kannst du ihn nicht endlich hinter dir lassen?“


Sie wehrte sich nicht, gab ihm die Möglichkeit all die angestauten Gefühle rauszulassen. Immerhin war sie der Grund hierfür, für seinen Schmerz, für seine Wut. Er hatte nichts falsch gemacht, außer sich dieser trügerischen Hoffnung hinzugeben, welche sie aufgebaut hatte, welche sie nicht bereit war aufzugeben. Er hatte ihr genügend Auswege geboten, welche sie nicht bereit war zu akzeptieren. Nein, stattdessen war sie immer wieder zu ihm zurück gegangen, hatte seine Schwäche mit Freude willkommen geheißen. „Das verstehst du nicht.“ Sie verstand es ja selbst nicht. Wer wäre sie also wenn sie ihm Vorwürfe machen würde?


„Stimmt. Ich versteh's nicht, Sakura.“ Er ließ von ihr ab, trat ebenfalls einen Schritt zurück.

„Es gab immer nur ihn für dich, habe ich recht?“


„Nein.“ Obwohl sie ihn anlog, hielt sie seinen Blick fest im Griff. Es tat schon genug weh, sie musste nicht noch Salz in die Wunde streuen. Und es war nicht ganz gelogen. In manchen Augenblicken hatte sie selbst geglaubt, dass ihre Geschichte ein anderes Ende nehmen könnte, dennoch… „Am Ende hat immer nur ihm mein Herz gehört.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (70)
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Von:  Kairi234
2024-02-10T20:03:44+00:00 10.02.2024 21:03
❤️Mega Story.
Bin gespannt wie es weitergeht
Von:  Stevy
2023-12-15T08:06:06+00:00 15.12.2023 09:06
😘👌 einfach toll
Von:  stoffelfuchs
2023-12-14T11:12:17+00:00 14.12.2023 12:12
"Immer noch."
Hach Sasuke <3 einfach, schlicht, ehrlich
Das beste Liebesgeständnis (leider nur gegenüber Naruto und nicht Sakura) das ich seit langen gelesen habe. Passt perfekt, zu dem Sasuke den du in dieser Geschichte darstellst.

-> Shikamaru wird mir dafür nur immer unsympathischer. Vielleicht genau aus dem Grund, weil ich es so nachfühlen kann und wahrscheinlich genauso wäre wie er, was ich persönlich allerdings fürchterlich finde. >.<
Allerdings muss man auch sagen, dass sich Sakura, obwohl ebenfalls nachvollziehbar, auch wie eine richtig blöde Kuh verhält. Spätestens ab dem Moment, in dem sie selbst begriffen hat, dass es für sie immer nur Sasuke sein wird, hätte sie die Grenze klar ziehen müssen. Mit dem wischiwaschi Gehabe verletzt sie Shikamaru auf Dauer nur mehr.

Fakt: Da bleibt Sasuke sogar mein Lieblingscharakter hier in der Geschichte. Gefolgt von Kakashi! =)

Danke, fürs Schreiben! <3
Von:  Tara80
2023-12-13T22:13:41+00:00 13.12.2023 23:13
Moar ich möchte Shikamaru gerade einfach nur in den Arm nehmen. Ehrlichkeit kann eben auch verletzend sein. So ist das mit der Liebe eben. Finde es trotzdem sehr hart ihm gegenüber. Wo er sich doch solche Sorgen um sie gemacht hat. Ich verstehe sehr gut, warum sie den Beiden hinterher möchte. Wirklich sehr spannend. Bin gespannt was als nächstes passiert. Wieder ein sehr gelungenes Kapitel. Freue mich auf mehr.
Von:  SasuForever
2023-12-13T19:04:43+00:00 13.12.2023 20:04
Shika tut mir in deiner ff schon leid.. liebe is manchmal sehr einseitig.. langsam aber sicher neigen wir uns dem ende zu??
Hoffe nicht hoffe es kommen noch vieeeele kap. 😭😭😭

Lg deine treue Leserin 👋❤️
Von:  AloneIntheDark
2023-12-13T06:51:40+00:00 13.12.2023 07:51
Einfach wiedermal ein hammer Kapitel 😊 bin sehr gespannt wie es weiter geht 😁 liebe Grüße
Von:  Sanatosniva
2023-12-12T21:44:52+00:00 12.12.2023 22:44
Yaiiiii ätschi bätsch Shikamaru!!! Endlich - tut mir ja leid, aber ich konnte den beiden so gar nichts abgewinnen 😋 du schreibst nach wie vor ganz toll. Ich liebe deine Ausdrucksweise und wie gut die Gefühle rüberkommen. Wie du den Charakteren dabei treu bleibst. Und die Geschichte ist auch mega. Bin so gespannt, ob sie jetzt tatsächlich mit Hinata zusammen den Jungs folgt. Ich hoffe sehr, dass sie sich dabei nicht von einer gewissen Schlange fangen lässt. Und ich finde es mega wie Kakashi sich endlich mal laut eingesetzt hat für sein Team. Also ich möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht und mit Sakura zusammen das Ausmaß der Jutsuverbindung erfahren. Es fühlte sich so an, als hätte sie eine Idee dazu gehabt, als sie ursprünglich zu tsunade wollte deswegen....ach mach einfach schnell weiter. Ich hab so viele Fragen 😃
Von:  Becky223
2023-12-12T19:19:51+00:00 12.12.2023 20:19
Ein wahnsinnig super tolles und spannendes geschriebenes Kapitel. Ich mag deinen Schreibstil und man will gar nicht aufhören zu lesen.
Mach weiter so, ich freue mich, wenn es weiter geht ☺️😉🥰 LG
Von:  Studio
2023-12-11T21:38:19+00:00 11.12.2023 22:38
ok, krass!!!
Ums kurz zusammen zu fassen; sie haben Sasuke eingesperrt ung gefoltert, um mehr Infos aus ihm raus zu bekommen, nachdem sie bemerkt haben, dass er mehr weiß... und dann ist er ausgebrochen... aber ohne Sasuke, ist Sakura eingentlich "machtlos"... und deswegen wird/muss sie ihm folgen?
MEGA spannend!!!!!!!! Was passoert als nächstes? ich hoffe auf mehr Sasuke-Sakura!
LG
Antwort von:  Annie
12.12.2023 17:12
Danke danke!
Also bevor es zu Missverständnissen kommt, nicht kakashi und Naruto haben ihn eingesperrt 😅 das habe ich vielleicht ein wenig zu kurz kommen lassen an dieser Stelle.
Und sakuras Entscheidung ist mehr eine Gefühlssache als eine Macht Sache.

Im nächsten Kapitel ist ein bisschen sasusaku dabei.
Aber auch nochmal ein bisschen sasunaru. Es fehlt noch ein wenig Team 7 Spirit hier
Von:  franny
2023-12-09T12:45:38+00:00 09.12.2023 13:45
Tolles und spannendes Kapitel.
Ich freue mich schon sehr auf das nächste und bin gespannt wie es weiter geht!
LG Franny
Antwort von:  Annie
12.12.2023 17:07
Dankeschön 🤗


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