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No World of Beauty

von
Koautor: Platan

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Prolog: Wer bist du?


 

Flordelis fluchte. Frustriert lehnte er sich gegen die bebende Wand, beschwor seinen Körper, nicht einfach nachzugeben, während nach wie vor Geröll von der Decke regnete.

Aber es war vergeblich. Seinen Beinen gelang es kaum noch, ihn zu tragen, sein rechter Arm gehorchte ihm nicht mehr und das Blut einer Kopfverletzung brannte in seinen Augen.

Doch viel mehr schmerzte die Niederlage. Sein Plan die ultimative Waffe einzusetzen, um alles Böse vom Antlitz der Erde zu merzen, war gescheitert. Wegen einer Bande von Kindern, die von Platan auserwählt worden waren und denen es gelungen war, sogar Yveltal auf ihre Seite zu ziehen.

Platan. Ausgerechnet.

Der Gedanke an ihn ließ Flordelis' Brust ungewohnt eng werden. Die Erinnerung an Platans enttäuschtes Gesicht, nachdem Flordelis ihn in seinen Plan eingeweiht hatte, raubte ihm die letzte Kraft. Mit einem schweren Seufzen sank er zu Boden.

Platan hatte die ganze Zeit recht. Er wusste, das würde nicht funktionieren.

Aber er war so sehr auf seinen Plan, seine Verzweiflung, fixiert gewesen, dass er sich einfach von Platan abgewendet und kein weiteres Wort mehr mit ihm gewechselt hatte. Er war nicht einmal dazu gekommen, ihm zu sagen, wie sehr er ihn in einer Welt der Schönheit bei sich haben wollte.

Platan …

Alles wäre gut, wenn er wenigstens jetzt bei ihm wäre. Platan würde ihm bestimmt keine Vorwürfe machen, sondern ihm die Hand reichen, mit seinem unvergleichlichen Lächeln, das jeden in seinen Bann schlug und Flordelis so oft verwirrt zurückgelassen hatte.

Für einen Moment sah er ihn so deutlich vor sich, dass er mehrmals blinzeln musste, um zu bemerken, dass er nicht mehr allein war. Aber vor ihm stand nicht Platan, sondern ein ihm unbekannter weißhaariger Mann, dessen rote Augen ihn stechend musterten.

»Wo ist Yveltal?«

Seine Stimme war knirschend, als würde sie normalerweise nie genutzt werden, die Betonung der Silben nicht ganz stimmig. Aber das war es nicht, was Flordelis eine Gänsehaut bereitete.

Diese Person dürfte nicht hier in diesem einstürzenden Versteck sein und schon gar nicht nach Yveltal fragen. Sämtliche Alarmsignale in Flordelis aktivierten sich und verhalfen ihm zu neuer Energie, so dass er sich wieder aufrichten konnte. Er unterdrückte sogar den Schmerzenslaut, als sein Kopf aufgrund der Bewegung zu bersten drohte.

»Wer bist du?«, fragte Flordelis mit möglichst kräftiger und tiefer Stimme.

Doch sein Gegenüber blieb unbeeindruckt. »Das ist unwichtig. Wichtig ist nur, dass du mir sagst, wo Yveltal ist. Und zwar sofort

Seine Stimme blieb vollkommen ruhig, noch immer knirschend und die Silben falsch betont, aber sie war eindringlich genug, dass sie Flordelis erschütterte – bestimmt weil er noch von der Niederlage getroffen war. Unter anderen Umständen wäre diese Person keine Bedrohung für ihn, aber im Moment traf ihn sogar der finstere Blick sehr effektiv.

Da Flordelis schwieg, hob der andere die Hand, um die Kristallsplitter zu tanzen schienen. Das war ungewöhnlich genug, dass Flordelis die Augen weitete – aber spürte auch sofort die Gefahr, die davon ausging.

Und nicht nur er. Plötzlich vibrierte einer seiner Pokébälle und im nächsten Moment stand der erschöpfte Pyroleo schützend vor ihm. Flordelis wollte ihm befehlen, zurückzubleiben, da er noch von seinem Kampf gegen die Kinder verletzt war, aber sein Pokémon war derart angespannt, dass er sich zurückhielt; wenn Pyroleo eine Bedrohung spürte, war es besser, sich nicht einzumischen.

Die Augen des anderen schienen vor Zorn regelrecht zu glühen, die Kristalle beschleunigten ihre Bahnen um seine Hand. »Was war das für eine grausame Apparatur? Hast du ihn etwa versklavt?!«

Diese Reaktion verwunderte Flordelis. Wer war dieser Mann, dass er keine Pokébälle kannte?

Doch bevor Flordelis das erörtern konnte, sprang Pyroleo brüllend auf den anderen zu. Die Kristalle zuckten, als der Mann locker die Hand bewegte. Pyroleo schrie überrascht auf, als er gegen einen Geröllhaufen geschmettert wurde, wo er benommen liegen blieb.

Das zu beobachten versetzte Flordelis einen Stich in die Brust. »Pyroleo!«

Er wollte vorstürmen, sicherstellen, dass es seinem Partner gut ging, doch da schossen Schmerzen wie Flammen durch seinen Kopf und verhinderten jede weitere Bewegung, sein Sichtfeld verschwamm vor ihm. Aber er durfte sich keine Blöße geben, deswegen verbiss er sich das Stöhnen, das sich seiner Kehle entringen wollte.

»Ich frage dich noch einmal«, sagte sein Gegenüber, seine Stimme war nun schneidend kalt, das Knirschen fast verschwunden. »Wo ist Yveltal? Ich kann spüren, dass er hier war, also versuch gar nicht erst, mich zu belügen.«

Durch den Schmerz, auf den sich alles in seinem Körper zu konzentrieren versuchte, bewegten sich Flordelis' Gedanken nur langsam. Aber er erinnerte sich, dass eines der Kinder Yveltal eingefangen hatte, nachdem er aus seiner Kokonform erwacht war. Und wenn das Kind schlau war, gab es nur einen Ort, wo Yveltal enden könnte.

Platan.

Die Kinder würden das Legendäre Pokémon der Zerstörung natürlich an den Pokémon-Professor übergeben, damit er es verwahren oder entscheiden könnte, wie mit ihm zu verfahren war. Das bedeutete jedoch, dass Platan in Gefahr war, sobald dieser Mann davon erfuhr. Auch ohne zu wissen, was der andere überhaupt plante, war eindeutig, dass es nichts Gutes sein konnte, also durfte er Yveltal nicht in seine Hände bekommen.

War das heuchlerisch, weil er selbst Yveltals Macht hatte verwenden wollen, um die Menschheit zu dezimieren? Mit Sicherheit. Aber das kümmerte ihn nicht, wenn es darum ging, Platan – diesen viel zu guten, herzlichen Optimisten – vor einer unberechenbaren Bedrohung zu bewahren.

»Ich weiß es nicht«, antwortete er deswegen. »Er ist verschwunden.«

Sein Gegenüber sah ihn finster an. In seinem Blick lag so viel Hass, dass Flordelis sich unwillkürlich fragte, ob sie sich schon einmal begegnet waren. Vielleicht in einem anderen Leben oder einer anderen Zeit.

»Das war die falsche Antwort«, zischte der andere. Die wild um seine Hand tanzenden Kristalle formten sich zu einem einzigen großen Splitter, so spitz zulaufend wie ein Projektil. »Wie es aussieht, habe ich keine Verwendung mehr für dich. Lebe wohl, Mensch

Und dann schleuderte er ihm den Kristall entgegen.

Instinktiv wich Flordelis ein Stück zur Seite, ungeachtet der Schmerzen, die geradewegs in ihm explodierten, ihm den Atem raubten und seine Sicht verdunkelten. Er glaubte schon, diesem seltsamen Angriff erfolgreich ausgewichen zu sein, als er einen seltsamen Druck auf seiner linken Schulter spürte, verbunden mit einer warmen Flüssigkeit mit der sich sein Hemd vollsog.

Bevor er hinabsah, wusste er bereits, dass der Kristall ihn getroffen und sich tief in seine linke Schulter gebohrt hatte. Ein roter Schleier legte sich über seine Augen und färbte den Splitter – dieses so ungewöhnliche, todbringende Projektil – für ihn damit auch blutrot.

Dumpf keuchend sank er auf die Knie und stürzte dann vornüber. Die Flammen des Schmerzes schienen seinen Körper zu verschlingen und machten es ihm unmöglich, gegen den schwarzen Vorhang anzukämpfen, der sich über sein Bewusstsein senken wollte.

Sein Angreifer verlor das Interesse an ihm, wandte sich von ihm ab und ging davon. Aber die Person neben ihm, die unmöglich da sein konnte, blieb stehen und sah auf Flordelis hinab, mit diesem unvergleichlichen Lächeln, das ihn ausgerechnet in diesem Moment nicht mehr verwirrt sein ließ. Plötzlich glaubte er genau zu wissen, was dahinter steckte, was er ausgerechnet bis zu diesem Moment nie hatte verstehen können.

Platan …

Eine nie gekannte Sehnsucht wühlte seine Brust auf. Wenn er ihn nur noch einmal sehen, seiner Stimme lauschen, sich bei ihm entschuldigen könnte. Wenn sein Freund ihm nur noch einmal vergeben und die Hand reichen könnte. Nur noch einmal …

Flordelis schloss die Augen, als sein Körper die Schmerzen nicht mehr ertrug. In seinem letzten Moment glaubte er, wirklich noch einmal Platans Lachen zu hören, gefolgt von seiner Stimme, die einfach nur ein Wort sagte, in dem schon immer so viel mehr zu stecken schien und das alles hätte verändern können, wäre es ihm nur früher bewusst geworden: »Flordelis~.«

Und dann erlosch sein Bewusstsein wie eine erstickte Flamme.

In den Tiefen unter Cromlexia.

Allein.
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Platan
2023-08-27T19:39:49+00:00 27.08.2023 21:39
Es ist daaaaaaaaaa~! (ᗒᗜᗕ)՛̵̖
*Feria setzt Klammergriff ein*
*es ist sehr effektiv*
Ich kenne die ganze Story ja eigentlich schon, aber ich konnte es kaum erwarten sie auch in FF-Form nochmal zu genießen. All dat Feels! (ಥ﹏ಥ)
Ich freue mich sehr über die Wahl des Covers. ♥ Ich liebe das Fanart. ♥ Und der blaue Schatten unter der Schrift harmoniert so schön mit dem Bild. ♥ Solche Details liebe ich auch. ♥
Auch die Wahl des Steckbriefbildes von Platan finde ich sehr passend. Q___Q
Im Grunde mag ich alles an der Aufmachung der FF~. :D

> Bis vor kurzem waren weder Feria noch ich Fans von Flordelis – und jetzt shippen wir ihn so krass mit Platan. Liebe. ♥
Das muss einfach Schicksal gewesen sein. :3
Platan: ;3

> Natürlich kommt Kukui in dieser Geschichte vor
Keine Geschichte ohne Kukui! ("\(^_^)/")
Kukui ist der Beste! (๑و•̀ㅅ•́)و

> Wir brauchen mehr Liebe für Sina und Dexio, besonders im deutschen Fandom. ♥
Aber echt. ;<
Da hat ein Professor mal richtig interessante Assistenten (statt diese Standard NPCs, die alle den gleichen langweiligen Assistenten-Skin haben) und dann ehrt das so gut wie niemand. D:

Okay, auf in den Prolog! >___<
Hoffentlich muss ich nicht wieder weinen, so wie beim Betalesen. (ಥ╭╮ಥ)
Das waren echte Feels und keine Trugtränen. :<
Auf den Prolog war ich ganz besonders gespannt, weil wir die Szene hier ja nicht im RPG hatten.

> und das Blut einer Kopfverletzung brannte in seinen Augen.
Es tut mir ja echt schon weh, ihn so verletzt zu sehen. :(
Sicher, in dem Fall hat er sich das selbst zuzuschreiben, aber trotzdem ...

> Platan. Ausgerechnet.
Platan: (ó‸ò)

> Die Erinnerung an Platans enttäuschtes Gesicht, nachdem Flordelis ihn in seinen Plan eingeweiht hatte, raubte ihm die letzte Kraft.
Ich möchte nochmal anmerken, wie schön (da dadurch eine gewisse Verbundenheit entsteht) und gleichzeitig furchtbar traurig ich es finde, dass sowohl Flordelis und Platan den jeweils anderen zuletzt mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck gesehen haben, bevor sich ihre Wege trennten.

> Platan …
Ich nutze dieses erste "Platan", um zu sagen, wie sehr es mich jedes Mal berührt, wenn Flordelis einfach nur in Gedanken seinen Namen sagt. Q___Q

> Platan würde ihm bestimmt keine Vorwürfe machen,
Natürlich nicht, immerhin ist es Platan! >_<
Er hat ein viel zu gutes Herz, um jemandem Vorwürfe zu machen. Weiß er überhaupt, was "Vorwürfe" sind? Befindet sich das in seinem Wortschatz?

> »Wo ist Yveltal?«
Er verliert echt keine Zeit. 【⚆ _ ⚆】

> zu neuer Energie, so dass er sich wieder aufrichten konnte. Er unterdrückte sogar den Schmerzenslaut, als sein Kopf aufgrund der Bewegung zu bersten drohte.
Flordelis ist so krass! (ʅo゚Д゚o)ʅ

> »Das ist unwichtig. Wichtig ist nur, dass du mir sagst, wo Yveltal ist. Und zwar sofort.«
Hab ich eigentlich mal je erwähnt, dass mir Ascor echt Angst macht, wenn er so fordernd und bestimmend ist? D;

> Und nicht nur er. Plötzlich vibrierte einer seiner Pokébälle und im nächsten Moment stand der erschöpfte Pyroleo schützend vor ihm.
Partner-Pokémon sind sooo wahnsinnig treu und beschützerisch. Es ist so schön, was Pokémon alles für die Trainer tun, die sie gern haben. Q///Q♥

> »Was war das für eine grausame Apparatur? Hast du ihn etwa versklavt?!«
Wenn man Pokébälle überhaupt nicht kennt, muss das schon echt erschreckend wirken. Ich meine, Pokémon werden dematerialisiert und verschwinden in Form von Licht in einem Ball. WTF?! :,D

> Das zu beobachten versetzte Flordelis einen Stich in die Brust. »Pyroleo!«
[˚ ˃̣̣̥⌓˂̣̣̥]

> Aber das kümmerte ihn nicht, wenn es darum ging, Platan – diesen viel zu guten, herzlichen Optimisten – vor einer unberechenbaren Bedrohung zu bewahren.
((╥﹏╥))
That hit me right here. Immer noch. So sehr. ♥

> dass Flordelis sich unwillkürlich fragte, ob sie sich schon einmal begegnet waren. Vielleicht in einem anderen Leben oder einer anderen Zeit.
〈◕﹏◕〉

> Und dann schleuderte er ihm den Kristall entgegen.
NOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO!!! TT___TT
... Das schockiert mich bis heute noch sehr.

> Die Flammen des Schmerzes schienen seinen Körper zu verschlingen und machten es ihm unmöglich, gegen den schwarzen Vorhang anzukämpfen, der sich über sein Bewusstsein senken wollte.
Und da behauptest du immer, du wärst nicht so gut darin Bilder mit Worten zu malen. (ಠ︹ಠ)
Ich bin so beeindruckt! ٩(ˊᗜˋ*)ノ

> Aber die Person neben ihm, die unmöglich da sein konnte, blieb stehen und sah auf Flordelis hinab [...]
Alles ab hier treibt mir einfach die Tränen in die Augen. (ᗒ༎︵༎ᗕ)
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich die letzten Abschnitte echt berühren. Sie sind so schön und gleichzeitig so traurig, dass es mir das Herz bricht. Es ist so schrecklich tragisch, dass es Platans Trauer für mich inzwischen noch schlimmer macht. Beide haben sich so sehr nacheinander gesehnt und es es nicht rechtzeitig bemerkt ... ich könnte schon wieder weinen. Dieses Ende hat Flordelis nicht verdient. (ಥ﹏ಥ)

Oh Mann, der Prolog macht mich echt fertig. Ich kann nicht mal sagen, dass es auf eine gute Art ist, weil es mich so traurig macht ... aber im Prinzip ist das doch gut, weil das dafür spricht, wie gut du das geschrieben hast. >_<
Ich freue mich auf jeden Fall darauf, zu lesen, wie du das RPG in FF-Format umsetzen wirst (mir werden sooo oft die Gedanken der jeweils anderen Person fehlen, von denen man dann nichts erfährt). Es lebe das Perfect World Shipping! (.❁‿❁.)
Spread the love auf Animexx! (。◕ ‿ ◕。)
Die Lohekanonade der Leidenschaft ist da! >:D
(Vielleicht schaffe ich es nächstes Mal, jemanden mitlesen zu lassen, aber beim Prolog hätten die meisten eh auch nur weinen können.)

... Irgendwie bin ich voll raus aus dem Kommentare schreiben. Damals kamen sie mir kreativer vor. XD
Oh, übrigens: ERSTER! HA! >:3
(Wenn du plötzlich feststellst, keinen richtig erwachsenen grumpy Character in Pokémon zu haben, von dem man sich an der Stelle als "kindisch" bezeichnen lassen kann ...)
Antwort von:  Flordelis
27.08.2023 21:45
Awwww, danke für deinen Kommentar und die ganzen Smileys~. ♥
Ich liebe Smileys~. ♥

Ja, der Prolog ist voll sad, weil es ja auch ein tragisches Ereignis ist. Aber schön, dass ich rüberbringen konnte, wie tragisch es eigentlich ist.
Mal schauen, wie lange ich für das Umsetzen der Kapitel brauche, im Moment ist es ja noch voll ungewohnt, das so umzuschreiben. Also hab Geduld mit mir, pls. :3

Danke noch mal, auch für das RPG. ♥


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