Zum Inhalt der Seite

Mondblüte

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

3. Blüte

P’Star schien etwas verwirrt zu sein, warum plötzlich jemand vom Cast mit dem Team arbeiten wollte. Trotzdem gab er seine Zustimmung, unter der Bedingung, dass ich vorsichtig sein würde. In dem Kittel sah ich zwar aus wie jemand aus dem Chemielabor, aber es störte mich nicht. Flowers und meine Baustelle heute war ein Hörsaal. Sie zeigte mir wie man die Skizzen verstehen musste und wo ich die entsprechenden Gegenstände finden konnte. Während sie kompliziertere Sachen übernahm, wie zusammenschrauben, platzierte ich einfach Gegenstände. Es machte Spaß, aber leider hatte ich weder viel Zeit mit ihr zu reden noch sie anzusehen. Flower huschte durch den Raum, war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie nichts um sich herum wahrnahm. Als sie kurz innehielt, um ihr Werk zu betrachten, kam jemand aus dem Team und gab ihr eine Liste. Ich stand zu weit weg, konnte nicht hören, worüber sie sprachen. Ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich in einen genervten und sie rief:

»Bis heute Abend? Und ihr wollt niemanden mitschicken?«

Flower ließ die Schultern sinken, kam auf mich zu.

»Moon, das ist mir etwas peinlich, aber darf ich dich um etwas bitten?«
 

Da niemand sonst Zeit hate, fuhr ich mit ihr zum Einrichtungshaus, um die restlichen Sachen zu besorgen. Endlich konnte ich den Kittel hinter mir lassen. Während ich glücklich neben ihr herlief als sie den Wagen schob, sah sie eher gequält aus. Konzentriert ging sie die Liste durch, mittlerweile befanden wir uns in der Deko-Abteilung. Flower seufzte:

»Es gefällt mir nicht, dass wir dich wie eine Praktikantin benutzen, Moon. Statt hier zu sein, solltest du dich vor deinem Einsatz ausruhen. Wenn nur nicht immer so viele Leute ausfallen würden.«

Als wir den Gang mit den Bilderrahmen betraten, suchte ich ihren Blick: »Ich bin gerne deine Praktikantin, Flower! Außerdem ist es doch nur eine Ausnahme.«

Sie legte mir ihre Hand auf den Arm: »Danke, das ist wirklich eine große Hilfe.«

Eine flüchtige, kleine Berührung, die mir ein angenehmes Kribbeln durch den Körper fahren ließ. Ich war wirklich froh, dass ich sie eingeladen habe. Denn ich konnte nicht nur viel über sie lernen, in dieser kurzen Zeit, sondern wusste auch, dass es nicht nur eine Schwärmerei war. Flower und ich besorgten die Sachen, da wir uns beeilen mussten, teilten wir uns auf. Irgendwann war der Wagen voll und wir machten uns erschöpft auf den Weg zur Kasse. Aus meiner Frisur hatten sich mittlerweile einige Strähnen gelöst. Zusätzlich zu den Sachen im Wagen, musste ich auch noch einiges tragen. Als mir immer wieder eine Strähne ins Gesicht fiel, versuchte ich sie wegzupusten, weil ich keine Hand frei hatte. Doch es gelang mir nicht.

»Sag‘ doch was«, sagte sie lachend und strich mir die Strähne hinters Ohr. Immer wenn sie mich berührte, war sie sehr vorsichtig, als müsse sie erst herausfinden, ob es okay wäre.

Währenddessen hoffte ich, dass es öfter passieren würde.
 

Mein sogenanntes Praktikum sollte länger dauern als ich dachte. Immer wenn es ging, versuchte ich zu helfen. P’Star verstand meine Motivation weiterhin nicht, doch es schien ihn auch nicht zu stören. Immerhin konnte ich vom Team lernen und in meiner Freizeit stand es mir ohnehin frei, zu tun was ich wollte. Es baute mich auf, denn am Ende des Tages hatte Flower immer ein Lächeln für mich übrig. Sie erzählte auch gerne von ihrer Familie und ihrer Unizeit, sodass ich nach und nach mehr über sie herausfand.

»Glaubst du, dass du bei »Wolfsherz« im Abspann noch als Cast oder schon als Team geführt wirst?«, witzelte sie gerade, als wir ein paar Blumen zu einem Außenset transportierten. Ich lachte: »Hoffentlich beides.«

Wir stellten die Blumen ab und ich wischte mir mit dem Handrücken über die Stirn. Es war ziemlich warm und der wolkenlose Himmel ließ die Sonne gnadenlos auf uns scheinen.

»Zumindest sollten sie drüber nachdenken. Ich habe noch nie jemanden vom Cast gesehen, der so engagiert dem Team mitgeholfen hat«, erklärte sie und stellte die Blume ab. Ich wandte mich lieber ab, wollte nicht, dass sie mir irgendetwas ansah. Was sollte ich was dazu sagen? Hinterher würde Flower denken, ich hätte mich nie für ihre Arbeit interessiert.

»Ich mache das gerne«, sagte ich schnell und sah auf die übergroßen Gartenhandschuhe, die überhaupt nicht zu dem weißen Sommerkleid passten, welches ich trug. Als Flower mir eine Hand auf die Schulter legte, drehte ich mich um.

»Ich weiß. Kann ich mich dafür irgendwie erkenntlich zeigen?«, ihre Tonfall war ungewohnt leise. Der Sonnenhut, der ihr schief auf dem Kopf saß, ließ sie frech aussehen. Das war eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen konnte.

»Ja.«
 

Nach Drehschluss zog ich mich schnell wieder um, ließ meine Haare offen. Es war schon nach 22 Uhr und ich wusste nicht, ob meine Verabredung noch klappen würde. Ich ballte die Hand zur Faust. Ausgerechnet heute, wo ich mit ihr verabredet war, hatte am Set nichts geklappt. Es war, als hätten wir in Zeitlupe gearbeitet. Schnell sah ich noch in einen der Spiegel, die in der Maske standen. Cai, der es sich auf einem der Stühle bequem gemacht hatte, fragte: »Was hast du es denn so eilig, Moon?«

»Ich bin verabredet«, sagte ich hastig, war schon mit einem Bein aus der Tür.

»Dann viel Spaß.«

Kaum hatte er das ausgesprochen, rannte ich. Um die Uhrzeit war auf dem Campus nicht mehr viel los, vereinzelt sah man noch Leute vom Team abbauen. Trotzdem wusste ich, dass sie längst Feierabend hatte. Unzählige Korridore, Türen und Treppen später, erreichte ich endlich das Dach. Wir wollten uns vor über einer Stunde treffen, ich würde es ihr nicht übelnehmen, wenn sie nicht warten würde. Ich stieß die Tür zum Dach auf, vor dem Zaun stand eine Bank. Flower war auch da. Sie hatte tatsächlich gewartet! Mit weichen Knien ging auf den Zaun zu, sah, dass sie Getränke und Snacks vorbereitet hatte. Ohne etwas zu sagen, setzte ich mich neben sie.

»Moon. Da bist du ja!«, auch wenn es fröhlich klang, fühlte ich mich schrecklich.

»Es tut mir so leid, Flower. Heute hat irgendwie nichts geklappt!«, meine Hände gruben sich in das Holz der Bank. Sie reichte mir eine Dose Cola: »Erhol‘ dich erstmal. Ich habe schon gesehen, dass es länger dauern wird. Wenn ich mich mit Schauspielern verabrede, rechne ich ohnehin nicht damit, dass sie pünktlich sind. Das ist einfach zu schlecht planbar.«

Ich sah sie mit großen Augen an, doch nichts deutete daraufhin, dass sie sauer war. Ich hatte Glück, dass sie am Set arbeitete und mir so viel Verständnis entgegenbrachte. Ich nahm die Dose an mich: »Danke. Trotzdem hast du gewartet.«

Sie sah in die Ferne und nickte: »Du hast es dir gewünscht und außerdem..«, für einen Moment geriet sie ins Stocken: »Habe ich mich darauf gefreut.«

Ich konnte überhaupt nicht verarbeiten, was sie sagte. Als mein Herz kurz vor dem Explodieren war, mahnte mein Kopf mich zur Vorsicht. Sie könnte sich schließlich freuen, einfach mit einer Freundin abzuhängen.

»Das ist schön«, sagte ich vor mich hin, als sie plötzlich näher rückte.

»Es ist vielleicht komisch, aber, darf ich deine Haare anfassen, Moon?«

Je näher sie kam, desto intensiver nahm ich ihren Duft wahr, desto mehr begann ich zu zittern.

»Mhm«, brachte ich hervor, um meine Zustimmung zu signalisieren. Als ihre Finger meinen Kopf berührten, bekam ich Gänsehaut. Musste mich davon abhalten, die Augen zu schließen. Flower ließ ihre Finger durch meine Haare gleiten.

»Deine Haare sind so schön«, sagte sie schwärmerisch.

Ich konnte nicht antworten, umklammerte stattdessen die Coladose, als würde mein Leben davon abhängen. Immer wieder geisterten die gleichen Gedanken in meinem Kopf herum. Trotz des schönen Moments war ich zu feige, irgendetwas zu sagen. Auf einmal nahm sie meinen Kopf in beide Hände, drehte ihn zu sich. Unsere Blicke trafen sich und in ihren Augen lag etwas, was ich nicht deuten konnte. Ich war nur noch eine Statue. Traute mich nicht mal zu blinzeln.

»Was ist, wenn ich dir sage, dass ich dich süß finde? Was ist, wenn ich dir sage, dass ich mir wünsche, du würdest dich nicht nur für meine Arbeit interessieren?«, fragte sie und ich musste mich selbst dran erinnern zu atmen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück