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The Life of My Dreams

von

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Isabela fröstelte leicht, als sie die Augen aufschlug und etwas Weißes vor ihren Augen tanzen sah.

Sie hatte sich an das morgendliche Frösteln seltsamerweise gewöhnt, denn entweder hatte Elsa ihr die Decke nachts weggezogen oder hielt sie in einer festen Umarmung, die auch mal schnell kalt werden konnte, wenn Elsa in ihren Träumen unbewusst Schneeflocken erzeugte.

Isabela rollte sich vorsichtig aus der Umarmung und versuchte dabei Elsa nicht zu wecken, die noch vor sich hin schlummerte, während sich Eisblumen in unregelmäßigen Abstand auf ihrer Haut bildeten. Isabela würde sich ja darüber mehr beschweren, wenn sie es nicht auch schon fast geschafft hätte, bei einem sehr lebhaften Traum – sie war von wilden, tanzenden Eisbären in Hula Röcken gejagt worden, - Elsa fast mit einer Liane zu erwürgen. Wahrscheinlich passten sie daher so gut zueinander. Jede konnte die andere verstehen und hatte Kräfte, die manchmal mit einem durchgingen, aber sie beide konnten noch drüber lachen und niemand war bis jetzt bei zu wilden Träumen verletzt worden. Nur manchmal war es kalt oder ein bisschen dornig.

Isabela strich Elsa behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste sie kurz auf die Stirn.

„Hm“, stöhnte Elsa. „Isa, komm zurück ins Bett und schlafe noch ein bisschen. Es ist ohne dich sonst so kalt hier.“

„Ich dachte, die Kälte stört dich nicht“, neckte Isabella sie. „Schlaf ruhig weiter, mi Flor.“

Elsa brummte nur und drehte sich auf die andere Seite und war wieder eingeschlafen.

Isabela konnte jetzt nicht mehr zurück ins Bett. Jetzt, wo sie die Augen aufgeschlagen hatte, war sie hellwach und vibrierte förmlich vor Energie.

Nun konnte sie nicht mehr an sich halten vor Aufregung. Heute war endlich der Tag, an dem ihre Familie Elsa kennenlernen würde. Heute musste alles perfekt laufen.

Es waren jetzt mehrere Jahre vergangen, seit sie sich beinahe mit Mariano verlobt hatte, was zum Glück nicht geschehen war, denn das war nicht das Leben gewesen, das sie sich erträumt hatte, sondern nur das Leben, von dem sie gedacht hatte, das es perfekt wäre und alle, insbesondere Abuela, glücklich machen würde. Doch dazu war es dank Mirabels Einmischung und der Schwächung der Magie von Casita nicht gekommen. Stattdessen hatte Isabela sich selbst neu entdeckt und herausgefunden, dass sie noch soviel mehr sein konnte, als sie bis dahin geglaubt hatte. Sie wollte herausfinden, zu was sie noch fähig war und wer sie wirklich war.

Also hatte sie, nach dem der ganze Trubel sich gelegt hatte, Casita wieder aufgebaut war, ihre Kräfte mit dem Durchschreiten der Tür zurückgekehrt waren und das Tal nun nicht mehr verschlossen war, ihre Taschen gepackt und war hinaus in die weite Welt gezogen, um das Leben zu finden, dass sie sich immer erträumt hatte, aber vor allem sich selbst zu finden.

Nie hatte sie erwartet, hier oben im Norden, in Arendelle, tausende Kilometer von ihrer Heimat entfernt, die Partnerin zu finden, an die sie schon gar nicht mehr recht geglaubt hatte.

Es hatte sofort geklickt zwischen ihnen. Von der ersten Sekunde an war klar gewesen, da war einfach mehr zwischen ihnen als nur Freundschaft. Sie hatten so viele Gemeinsamkeiten. Beide waren sie die älteste Tochter der Familie, die immer perfekt hatten sein müssen, nie ihre wahre Gefühle zeigen konnten und die Verantwortung auf ihren Schulter getragen hatten. Beide hatten Schwestern, die sie über alles liebten und mit denen sie sich zwar mal stritten, aber die sie nie missen würden. Familie war für sie beide das Wichtigste.

Je länger sie miteinander sprachen, je mehr sahen sie sich in dem anderen gespiegelt und so sehr verstanden wie noch nie zuvor. Sie lachten über ihre Kreationen und weinten miteinander, wenn Isabela das Heimweh furchtbar packte. Und ganz natürlich wurden sie unzertrennlich und Isabela blieb, obwohl sie noch so viel mehr von der Welt hatte sehen wollen, aber sie wusste, dass sie ihr Herz gefunden hatte, wenn sie in Elsas Augen schauten und wenn sie sich küssten, fühlte sie sich geborgen und geliebt und einfach angekommen.

Doch egal wie perfekt es zwischen ihnen war: Isabela vermisste ihre Familie furchtbar. Sie schrieb allen ellenlange Briefe, doch die Wartezeit zwischen den Briefen war lang und sie fühlte sich an manchen Tagen wie ein Fisch ohne Wasser.

Aber heute würde sich das alles ändern. Heute hatte ihre Familie endlich den weiten Weg auf sich genommen und sie würde sie zum ersten Mal in nun fast drei Jahren wiedersehen.

Sie sprang förmlich in ihre Kleidung, verstreute vor Begeisterung und Nervosität Blumen überall und verließ fluchtartig das Zimmer.
 

Natürlich hatte Isabela schon Wochen investiert, damit alles perfekt aussah und die Zimmer für ihre Familie auf jeden Einzelnen angepasst waren. Trotzdem konnte es nicht schaden, noch einmal alles genau zu überprüfen und überall noch einmal selbst Hand anzulegen.

Waren extra Decken für Abuela da, damit sie nicht frieren würde? Wusste die Küche noch, dass sie ihrer Mutter Zugang zu allem gewähren sollten, denn ihre Madre musste immerzu kochen und alle versorgen? Gab es genug Verbandsmaterial für ihren Padre, der es bestimmt wieder schaffen würde, sich mit seiner tollpatschigen Art zu verletzen? Waren die Bediensteten auf Tia Pepas wechselhaften Launen vorbereitet? Dass sie alle besonders lieb zu ihrem Tio Bruno sein mussten, damit er sich nicht sofort vor allen zurückzog und dass er es nur gut meinte, wenn er seine Prophezeiungen nicht ganz so sanft überbrachte, wie er eigentlich wollte? Und dass ihre Cousine Dolores keinen Lärm mochte? Um Camilo und Antonio machte sie sich weniger Gedanken, denn die beiden spielten sich mit ihren Gaben sofort ins Herz der Anwesenden. Isabela war sich sicher, dass die beiden sich besonders gut mit Olaf verstehen würden. Gerade Antonio hatte ihr sogar schon ein Bild von Olaf gemalt, wo er mitten all der Tiere war, mit denen Antonio sprechen konnte. Kristoff freute sich darauf, dass Antonio ihm helfen würde, sich noch besser mit Sven zu verstehen. Trotzdem kontrollierte Isabela auch bei diesen beiden die Zimmer und warnte die Bediensteten noch einmal vor den Streichen von Camilo und den unzähligen Tieren, die Antonios Gesellschaft suchten. Bei ihrer Schwester Luisa achtete sie darauf, dass nicht nur Gewichte für ihr morgendliches Training vorhanden waren, sondern auch die neusten Liebesromane auf dem Nachtisch waren und ob die blumigsten Badezusätze neben der großen Badewanne aufgestellt waren. Ihre Schwester sollte sich voll und ganz entspannen können.

Isabela wusste Mirabel war genügsam, aber gerade ihr wollte sie die perfekte Unterkunft bereiten, denn ihrer Schwester verdankte sie so viel und wenn sie etwas bedauerte, als sie die Taschen gepackt und das Tal verlassen hatte, war, dass sie nicht genug Zeit gefunden hatten, sich endlich besser kennenzulernen. Mit ihren beiden Schwestern schrieb Isabela sich zwar die meisten und längsten Briefe, aber sie vermisste die beiden unglaublich. Also legte sie bei diesen beiden letzten Zimmer besondere Sorgfalt an.

Und vor allem waren überall genug Blumen? Man konnte nie genug Blumen haben. Isabela verteilte überall die schönsten Blumen und schmückte alles kunterbunt im Empfangssaal. Es konnte nicht farbenfroh genug sein. Arendelle brauchte generell etwas mehr Farbe, um nicht so trist auszusehen.

Nun blieb nur noch eins. Elsa perfekt vorbereiten. Sie wollte, dass ihre Familie sie sofort ins Herz schloss und sie als eine der Madrigals aufnahm. Isabela konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass ihre Familie Elsa nicht mochte, denn sie schätzte die Meinung von niemanden so sehr, wie von ihren Familienmitglieder. Genauso wollte sie natürlich nicht, dass Elsa ihre Familie seltsam fand und das dann ein negatives Licht auf sie selbst warf. Ihr war bewusst, dass sie sich eigentlich keine Gedanken darüber machen musste, aber sie konnte einfach nicht anders. Vielleicht lag es an den Jahren, in denen sie sich immer bemüht hatte, perfekt zu sein und genau den Vorstellungen von Abuela zu entsprechen, aber sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass irgendetwas nicht stimmte oder irgendjemand enttäuscht von ihr war.

Isabela versuchte tief durchzuatmen, bevor sie zurück in ihr gemeinsames Zimmer mit Elsa ging. Was auch immer passierte, es musste nicht perfekt sein. Sie musste nicht perfekt sein. Wenn ihre Familie nicht akzeptieren konnte, wen sie liebte und wie sie lebte, dann war das deren Verlust.
 

Elsa hatte sich inzwischen aus dem Reich der Träume befreit und stand im Morgenmantel am Fenster und sah hinaus auf den Hafen. Isabela spähte an ihrer Schulter vorbei. Bald würde ihre Familie an diesem Hafen ankommen.

„Du vibrierst förmlich vor Aufregung“, sagte Elsa belustigt und griff nach ihrer Hand. „Du machst mich auch ganz nervös. Lass mich raten, du hast gerade jede Einzelheit noch einmal überprüft?“

Isabela lachte verlegen. Sie fühlte sich durchschaut. Sie zuckte mit den Schultern.

„Es wird perfekt werden. Ich glaube, deine Familie freut sich einfach nur dich wieder in die Arme zu schließen und ihnen ist alles andere egal.“

„Sagt Miss Perfektionismus, die auch immer jedes letzte Detail überprüft und die Kontrolle genauso wenig abgegeben kann.“

„Du hast mich ertappt. Wir sind beide wohl unverbesserlich. Und ich kann die Kontrolle abgegeben. Sonst wäre nicht Anna die Königin, sondern immer noch ich.“

„Du meinst, du hast die Kontrolle abgegeben, als du die Krone an Anna weitergegeben hast? Bist du nicht ständig hier, um fünf Minuten später wieder deiner Aufgabe als Botschafterin des magischen Waldes nachzugehen.“

„Du weißt, was ich meine. Ich habe gelernt, Verantwortung abzugeben. Und du bist aus deiner kleinen Welt ausgebrochen. Du bist nicht mehr das Mädchen von früher, du hast dich verändert.“

Isabela lächelte. Elsa hatte völlig recht. Sie war nicht mehr diejenige, die von zuhause aufgebrochen war. Trotzdem machte sie das Wiedersehen mit ihrer Familie schrecklich nervös. Zum Glück hatte sie Elsa an ihrer Seite und da waren auch noch Anna, Kristoff, Olaf und Sven, die jetzt auch Teil ihrer Familie waren.

Meinst du, sie werden mich mögen?“ Nach all den Worten der Aufmunterung ließ Elsa doch durchscheinen, dass sie genauso nervös und aufgeregt war Isabelas Familie kennenzulernen wie Isabela war. Sie umarmte Elsa.

„Natürlich. Wer würde dich nicht mögen?“

„Ich glaube, da gibt es genug Leute, die nicht immer meine größten Fans waren.“

„Ach, das ist doch wortwörtlich Schnee von gestern, dass du Arendelle einen spontanen Winter im Sommer beschert hast.“

Elsa lachte und Isabela stimmte mit ein. Das tat gut. Gemeinsam zu lachen machte die Sache gleich viel weniger schrecklich aufregend.

„Erinnerst du dich noch an all die spanischen Floskeln, die ich dir beigebracht habe?“

Si,“ erwiderte Elsa. „Ich bin so bereit, wie ich es nur sein kann. Glaube mir, ich will, dass deine Familie mich mag, aber am wichtigsten ist mir, dass du glücklich bist. Bist du mit allem glücklich?“

„Ich glaube, ich bin gerade nur eines und zwar aufgeregt. Frag mich das heute Abend noch einmal.“

Plötzlich stürmte Olaf ohne zu klopfen ins Zimmer. „Das Schiff ist da! Das Schiff ist da!“

Isabela blickte Elsa an und sah ihre eigene Nervosität darin gespiegelt, aber sie wusste, dass sie es packen würde, solange sie nicht alleine war.

„Los, lass uns meine Familie treffen!“
 

Gemeinsam mit Elsa, Hand in Hand, und mit Anna, Kristoff, Olaf und Sven beobachtete Isabela die Einfahrt des Schiffes mit ihrer Familie an Bord.

Sie sah, wie alle an Deck standen und wild winkten. Camilo änderte seine Gestalt alle naselang und war mal der Kapitän des Schiffs, mal eins der Familienmitglieder und dann sah sie sich selbst.

„Das ist wirklich schräg“, kommentierte Olaf. „Wird ihm dabei nicht ganz schlecht?“

Antonio quietschte, als er Olaf am Steg deckte und deutete begeistert auf ihn, während er Mirabel immer wieder an ihrem Ärmel zupfte, um ihre volle Aufmerksamkeit auf den lebenden Schneemann zu lenken.

Luisa hielt es nicht mehr an Bord, als das Schiff anlegte und sie warf kaum den Anker aus, da hüpfte sie schon hinterher und ein Beben ging durch den Steg, als sie auf Isabela zulief, um sie in ihre Arme zu schließen.

„Ich hab dich so vermisst!“ Isabela spürte, wie ihr Luisa fast die Luft abschnitt und wie ihre Schwester vor Rührung begann zu weinen.

„Ich dich auch, Luisa!“

„Ey, nicht fair“, beschwerten sich die anderen Madrigals, als sie es endlich von Bord geschafft hatten. Und da nacheinander jeden zu umarmen, nicht klappen würde, entstand eine chaotische Familienumarmung, wo jeder mal jeden ein wenig im Arm hatte, aber man vor allem ein einziges Knäuel aus Gesichtern, Armen und Tieren war, denn Antonio hatte ein paar seiner Gefährten mitgebracht und Isabela war sich sicher, darunter auch Tio Brunos Rattenkumpane auszumachen. Selbst Abuela wurde in die Umarmung unsanft mit hereingezogen und sie lachte nur herzlich darüber, statt sich wie früher fürchterlich über diese Unordnung aufzuregen.

Isabela fühlte sich mit einmal mit einem Schlag wieder vollständig. Der Fisch war endlich ins Wasser zurückgekehrt. Dass hier waren genauso ihre Menschen, wie Elsa und ihre Familie waren, aber dass hier fühlte sich noch ein wenig anders an. Das eine war ihre gewählte Familie und das hier war ihre Familie, mit der sie seit Geburt verbunden war. Sie hatte den Abstand zu ihnen gebraucht, aber jetzt war es ein wunderbares Gefühl wieder mit ihnen zu vereint zu sein.

Alle redeten durcheinander und jeder wollte alles über ihr Leben wissen. Olaf hüpfte aufgeregt zwischen den Madrigals herum und stellte im Gegenzug genauso viele Fragen, während Elsa, Anna und Kristoff an der Seite standen und man ihnen genau ansah, wie überfordert sie mit dieser Menge an lauten, wild gestikulierenden Leuten waren.

Isabela hatte das befürchtet und versuchte nun ein wenig Ordnung zu schaffen. Sie griff sich Elsa und schob sie zu ihrer Abuela.

Abuela, ich möchte, dass du Elsa kennenlernst.“

Abuela lächelte und reichte Elsa die Hand. Elsa zuckte kurz ein wenig zurück, sie hatte immer noch ein wenig Angst jemand aus Versehen in Eis zu verwandeln, griff dann aber zu.

Encantada de conocerte“, sagte Elsa schüchtern auf Spanisch und stolperte ein wenig über die Worte. Abuela strahlte, gab der verdutzten Elsa ein Kuss auf jede Wange und schloss sie in ihre Arme.

Gracia, dass du dich so hervorragend um mi nieta gekümmert hast.“

Elsa wurde ganz rot und Isabela strahlte. Reihum wurde Elsa nun vorgestellt, auf die Wange geküsst und herzlich umarmt und genauso war es mit Anna, Kristoff und Olaf. Olaf schien sich direkt wohlzufühlen, während die anderen drei doch etwas überrannt wirkten bei so viel Körperkontakt und Herzlichkeit. So waren sie am Anfang auch bei Isabela gewesen, doch das hier war noch einmal ein größerer Kulturschock, da eine geballte Macht namens Familie Madrigal dahintersteckte. Immerhin waren magische Kräfte jetzt kein Schocker mehr, auch wenn das sicher auch nicht gerade bei der Überforderung half, wenn es zeitgleich abwechselnd stürmte, schneite und regnete.

Antonio befand sich bereits in einem Gespräch mit Sven und Kristoff gesellte sich neugierig dazu, um zu hören, was sein bester Freund so zu sagen hatte, auch wenn Isabela sich sicher war, dass er das auch ohne Antonios Hilfe schon gewusst hatte.

Zwischen all den Begrüßungen und Umarmungen warf Isabela Elsa einen zärtlichen Blick zu, die sich tapfer schlug, auch wenn man ihr ansah, dass sie sich zurück in den magischen Wald wünschte, um dort ein paar Minuten durchzuschnaufen. Elsa erwiderte ihren Blick und reckte den Daumen hoch, um zu zeigen, dass bei ihr alles in Ordnung war.

Isabela ließ sich beruhigt wieder zurück in die nächste Umarmung, in das nächste Gespräch ziehen.
 

„Wie ist es dir ergangen?“, fragte Mirabel Isabela Stunden später, als der Trubel sich ein wenig gelegt hatte. Sie hatten sich zusammen mit Luisa in einen kleinen Salon zurückgezogen, während die anderen Familienmitglieder sich auf ihre Zimmer begeben hatten.

„Ich habe euch so sehr vermisst!“, rief Isabela aus. „Es ist hier wunderschön, aber es ist nicht Kolumbien, es ist nicht die Familie Madrigal.“

„Wir haben dich auch furchtbar vermisst. Ohne dich fehlt ein Teil in Casita. Ich soll dir übrigens von Casita ausrichten, dass es dich auch vermisst und dass dein Zimmer jederzeit auf dich wartet.“

Ergriffen legte sich Isabela eine Hand an die Brust und schniefte. „Oh Casita, ich vermisse dich auch. Hier kennt mich niemand so gut, dass er genau weiß, was ich wann brauche!“

„Aber du bist nicht traurig, oder?“, fragte Mirabel besorgt nach. „Dir geht es hier gut oder?“

Isabela lächelte. „Keine Sorge. Ich wäre hier nicht geblieben, wenn ich mich hier nicht ebenso geliebt und geborgen gefühlt hätte wie zuhause.“

„Das freut mich zu hören. Du verdienst alles Glück auf der Welt.“

Isabela griff gerührt nach den Händen von Mirabel und Luisa. „Nein, wir verdienen alle drei alles Glück auf der Welt. Vielen Dank für eure wunderschönen Briefe, die ihr mir in den letzten drei Jahren geschrieben habt. Ohne euch an meiner Seite hätte ich das alles nicht geschafft.“

„Du musst uns alles von deinen Reisen erzählen. Jedes noch so kleine Detail über Elsa und dich. Komm schon, erzähl uns jeden Klatsch und Tratsch, den du nicht in deinen Briefen hattest.“

„Ja lass es alles raus. Ich hab auch Taschentücher dabei“, Luisa wedelte mit mehreren Packungen Taschentücher. Sie selbst schniefte bereits wieder und hatte sich eine Decke eingemurmelt, auf der kleine pinke Einhörner war. Die neue Luisa, die zu ihren Gefühlen stand, war unglaublich niedlich, dachte sich Isabela.

Isabela lachte. „Okay, dann will ich aber auch alles über euch wissen. Jedes noch so klitzekleine Detail.“

So saßen sie bis zum Abend und unterhielten sich über alles. Es war wunderbar ihre Schwestern wieder um sich zu haben.
 

Dann wurde es Zeit für das erste gemeinsame Familienessen. Eine Tradition, die in ihrer Familie extrem wichtig war, denn das gemeinsame Essen gehörte zu den Höhenpunkte jedes Tages im Hause Madrigal.

Isabela betrat den Salon und sah, wie ihre Mutter noch ein paar letzte Empanadas dazustellte, die eigentlich nicht eingeplant waren, die sie aber sicher in der kurzen Zeit noch schnell selbst gebacken hatte. Ihre Mutter zwinkerte ihr zu und verteilte dann noch Früchte in Schalen auf dem Tisch, die für Isabela Heimat bedeuteten, aber bestimmt exotische Dinge für die anderen waren. Sie war gespannt, was Elsa zu den ganzen unterschiedlichen Speisen sagen würde, genauso wie sie neugierig war, was gerade ihre Mutter von den Speisen aus Arendelle hielt. Besonders, was sie von den Sveler und dem Maud-Pudding hielt, aber auch die Fischfrikadellen hatten es Isabela angetan. Sie war sich sicher, dass ihre Mutter viele Inspirationen mit nach Hause nehmen würde.

Langsam trudelten alle ein und Isabela nahm neben Elsa ihren Platz ein. Die Sitzordnung war wild durcheinander gewürfelt, damit jeder mit jedem ins Gespräch kommen konnte.

Anna sah unsicher hin und her, wer nun das Wort eröffnen sollte. Isabela dachte, es sollte ihre Abuela sein, denn so begann auch jedes Familienessen bei ihnen zu Hause, doch natürlich war Anna als Königin von Arendelle die Gastgeberin. Ein peinlicher Moment des Schweigens legte sich über den Tisch, weil keiner als erstes ungefragt das Wort an sich reißen wollte.

Elsa stupste sie an. „Los Isa, sag du etwas.“

Isabela sah sich unsicher um. Mirabel und Luisa nickte ihr aufmunternd zu und auch Abuela und ihre Eltern sahen sie lächelnd an. Als sie ihren Blick schweifen ließ, sah sie, dass jeder im Raum sie mit diesem aufmunternden Lächeln ansah und über den Kopf ihrer Tia Pepa schwebte ein Regenbogen. Noch nie hatte sich Isabela so stark und unterstützt gefühlt wie in diesem Augenblick. Sie griff nach ihrem Glas und erhob sich.

„Liebe Familie, denn das seid ihr alle in meinen Augen, Familienmitglieder, die ich nicht missen möchte. Ich bin dankbar, dass ich euch heute alle im selben Raum versammelt sehen kann und mein Herz kann gar nicht ausdrücken, wie glücklich mich dieser Moment macht. Endlich ist meine Familie vereint mit meiner gefundenen Familie der letzten drei Jahre. Ich möchte Elsa, Anna, Kristoff, Olaf und auch Sven danken, dass sie mich damals mit so offenen Armen empfangen haben, obwohl wir uns am Anfang nur mit Händen und Füßen verständigen konnten. Danke, dass ihr einen freien Platz in eurem Herzen für mich hattet, als ich ihn gut gebrauchen konnte.“

„Ah, was für schöne und wahre Worte. Hört! Hört!“, rief Olaf begeistert dazwischen und alle klatschten. Isabela wurde rot, aber sie war noch nicht am Ende.

„Besonders natürlich danke ich Elsa. Mi flor, du bist genau im richtigen Moment in meinem Leben aufgetaucht und ich hoffe, du bleibst noch lange an meiner Seite.“

Elsa nickte mit hochrotem Kopf. Um sie herum tanzten die Schneeflocken.

„Und meiner Familie, die immer an meiner Seite wart. Ich kann nicht in Worte fassen, wie froh ich bin euch endlich wieder bei mir zu haben und dass ihr das Meer für mich überquert habt. Ohne euch alle wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin.“

Wieder klatschten alle, pfiffen und jubelten. Isabela sah, wie Dolores sich die Ohren bedeckte.

„Und nun lasst uns endlich speisen! ¡Buen provecho!“

Nur wenige Minuten später aßen alle und diskutierten wild durcheinander. Trotz der Sprachbarriere tauschten sie sich über die verschiedenen Gerichte aus. Isabela sah ihre Mutter begeistert durch die norwegischen Spezialitäten probieren, während ihr Vater sich natürlich an einem Messer schnitt. Gut, dass ihre Mutter ihre Empanadas griffbereit auf dem Tisch hatte. Anna sah neugierig zu, wie sich der Schnitt magisch wieder schloss. Camilo hatte mit Olaf ein Wettbewerb im Grimassenschneiden gestartet, während Antonio immer noch mit Kristoff in ein Gespräch vertieft war, wobei es um die unterschiedlichsten Tiere ging, aber natürlich vor allem um Rentiere. Die beiden redeten bestimmt aneinander vorbei, aber ihre gemeinsame Leidenschaft verband sie. Bruno, Felix und Pepa saßen an einem Ende der Tafel und schienen ausschließlich mit Essen beschäftigt zu sein. Elsa sprach mit Luisa und Mirabel war ins Gespräch vertieft mit Abuela. Dolores lauschte zufrieden den Gesprächen, während sie sich immer noch die Ohren bedeckt hielt.

Isabela konnte vor Glück nicht mehr ihre Tränen zurückhalten. Genau das hier war perfekt. All dieses Chaos, dieses Durcheinander, dieser Moment am Tisch mit der tollsten Familie und der schönsten Frau an ihrer Seite. Das hier war Glück. Das war alles, wovon sie immer geträumt hatte. Es war die Art Perfektion nach der sie immer gestrebt hatte.

Sie griff unter dem Tisch nach Elsas Hand und drückte diese. Elsa warf ihr einen Seitenblick zu und zog sie sofort in die Arme, als sie ihre Freudentränen sah.

„Ich liebe dich, weißt du das?“, flüsterte Elsa ihr ins Ohr.

„Ich liebe dich auch.“

„Bist du glücklich?“

„Ja, das hier ist perfekt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Delacroix_
2023-02-13T15:56:52+00:00 13.02.2023 16:56
Ganz die chaotische Großfamilie, aber so ist das eben: Man kriegt immer die Familie mit obendrauf. Und diese Familie ist vielleicht ein bisschen ungewöhnlich, aber eigentlich doch sehr herzlich. Da hat Elsa es gut getroffen. Jedenfalls besser als Anna mit den komischen Trollen. *hust*
Antwort von:  ChiaraAyumi
13.02.2023 21:52
Das stimmt. Gut, dass die Trolle nicht auch noch mit von der Partie waren. Das wäre dann das Gute zu viel xD Danke für den Kommi :)


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