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Schicksalssterne

von

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Capricornus

Die Gläser in Mamorus Küchenschrank verabschiedeten Zoisite mit einem leisen Klirren, welches Jedite dazu veranlasste, verächtlich mit den Augen zu rollen. „Kaum hat er wieder einen Körper, missbraucht er ihn auch schon“, kommentierte er gehässig, während er die Teetasse an seine Lippen hob. Er nahm einen tiefen Schluck von seinem Sencha und wartete auf einen spitzen Kommentar seines Gegenübers, doch der blieb überraschenderweise aus. Neflite stocherte einfach weiter in seinem Frühstücksreis herum.

Jedite runzelte die Stirn. „Bin ich so eine schlechte Gesellschaft, dass du nicht mal mehr mit mir über Zoisite lästern willst?“, fragte er über den Rand seiner weiß-blauen Porzellantasse hinweg.

Neflite schlug die Essstäbchen ein weiteres Mal in sein Frühstück hinein. Einzelne Reiskörner flogen durch die Luft und bleiben einsam und verlassen zwischen ihnen auf der dunkel gemaserten Tischplatte liegen.

„Ich verstehe“, murmelte Jedite in seinen Tee, „Der Mond steht scheinbar gerade in einer Linie mit dem Mars, während Uranus ihre gemeinsame Bahn durchkreuzt.“
 

Endlich hörte Neflite auf, den armen Reis zu foltern. Langsam hob er seinen Blick. „Du redest Unsinn“, stellte er nüchtern fest. „Würde Uranus die Bahn von Mond und Mars durchkreuzen, wäre Zoisite unser allerkleinstes Problem.“

Jedite ließ seine Tasse sinken. „Ich habe nie behauptet, dass ich etwas von Astronomie verstehe“, entgegnete er. „Was ich aber verstehe ist, dass irgendetwas empfindlich deine Laune trübt.“

Betont langsam zog Neflite die Essstäbchen aus dem Reis und legte sie quer über der Schüssel ab. „Vielleicht habe ich auch einfach keinen Hunger“, behauptete er. Seine blauen Augen funkelten angriffslustig.

Jedite hob ein weiteres Mal seine Tasse an. Eigentlich lag es ihm fern, Neflite zu reizen, doch wenn sein Freund schon wie ein angriffslustiger Steinbock die Hörner senkte ...
 

„Nicht zu essen wäre gegen deine Natur“, platzte er heraus und pausierte lediglich, um einen wohlbedachten Schluck von seinem Tee zu nehmen. „Menschen handeln nicht entgegen ihrer Natur.“

„Ich bin weder ein Mensch, noch würde ich das so unterschreiben,“ widersprach Neflite, „Außerdem lässt du es so klingen, als würde ich den ganzen Tag lang nur ans Essen denken.“

Jedite blickte ein weiteres Mal über den Rand seiner Tasse hinweg. „Stimmt“, entgegnete er, „das ist übertrieben, du verbringst damit höchstens zwei Drittel des Tages.“

Der Tritt kam schneller, als er ihn erwartet hatte. Dafür tat sein Schienbein danach aber auch doppelt so weh. Unglücklich stellte Jedite die Teetasse wieder ab. „Den hab ich wohl verdient“, murrte er mit zusammengebissenen Zähnen.

Einen Moment lang zuckten Neflites Mundwinkel, dann richtete er den Blick wieder auf seine Reisschale. „Hast du“, pflichtete er ihm bei, ohne ein weiteres Mal Anstalten zu machen, nach den Essstäbchen zu greifen. „Aber du hast auch recht. Ich habe wirklich schlechte Laune.“
 

„Also ist doch irgendein Stern in Schieflage?“, fragte Jedite, während er die Hand unter dem Tisch verschwinden ließ, um sein schmerzendes Schienbein zu reiben. Verdammt, Neflite hatte wirklich gut getroffen.

„Es ist weder Mond noch Mars und schon mal gar nicht Uranus“, erklärte sein Gegenüber, „Wenn du es unbedingt wissen willst, Jupiter und Venus bilden derzeit eine recht unglückliche Formation.“

Jedite hielt im Reiben inne. „Jupiter und Venus?“ wiederholte er. Er hatte keine Ahnung, wo genau da der Unterschied zu seiner Mars-Theorie sein sollte, aber er zog es vor, das Neflite lieber nicht zu sagen. Stattdessen legte er das Kinn auf den Rücken seiner freien Hand. „Und was kann man dagegen unternehmen?“, fragte er.

Neflites Blick löste sich von der Reisschale und wanderte abschätzig über ihn hinweg. „Gegen den Einfluss der Sterne, kann man nichts unternehmen“, erklärte er ihm. „Sie sind immer da und sie beeinflussen uns zu jeder Zeit. Aber ...“

Jedite runzelte die Stirn. „Aber?“

„Das es unmöglich ist, heißt nicht, dass man es nicht versuchen kann.“



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