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Final Fantasy - Unspoken

von

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6.

Ein paar der Waisenkinder tollten im Hof umher, während ich auf Elmyra wartete. Sie verstaute das gespendete Preisgeld sicher in ihrem Büro. Eines der Mädchen, dass mit zwei Jungen fangen spielte stolperte und schürfte sich die Knie auf dem Sandigen Boden auf. Sie sah mich mit großen grünen Augen an, die sich nach und nach mit Tränen füllten. Einer der beiden Jungs hatte sich bereits aus dem Staub gemacht, während sich der zweite reuevoll zu ihr beugte. "Hast du dir weh getan?", murmelte er unsicher. Das Mädchen nickte und ein paar dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie er seinen Ärmel über seien Hand zog und behutsam versuchte die sandige Wunde zu säubern. Die Augen des Mädchens wurden größer und ihre Wangen nahmen einen verlegenen rosé Ton an.
 

Emyra ist zurück und entdeckt die beiden auf dem Boden, wütend stemmt sie die Hände in die Hüften und richtet ihr Wort an den Jungen, "Hast du ihr weh getan?!". Der Junge schüttelte abstreitend den Kopf. "Lügst du etwa schon wieder junger Mann?!", schimpft sie mit ihm. Das Mädchen stellt sich vor den Jungen und breitet schützend ihre Arme aus, "Wir haben nur gespielt! Es ist meine Schuld, dass ich gestolpert bin!". "Tatsächlich?", Emyra hebt überrascht eine Braue und mustert die beiden abwechselnd. "Nagut, aber ich möchte das ihr auf euch acht gebt beim toben. Haben wir uns verstanden? Das gilt besonders für dich Ben!". Einverstanden nickt er, während das Mädchen nach seiner Hand greift und ihn von uns wegzieht.
 

Irgendwie verbinde ich die Situation mit einer ähnlichen, die mir in Nibelheim widerfahren war. Tifa verlor ihre Mutter und glaubte auf dem Berg Nibel den Geist von ihr anzutreffen zu können. Damals erzählten sich die Kinder Geistergeschichten rund um den Berg und den Mako Reaktor der sich darauf befand. Die anderen Kinder bekamen Angst und zogen sich zurück. Tifa jedoch, war fest entschlossen, ihn trotzdem zu erklimmen. Ich folgte ihr heimlich. Es war mühsam sich an den glatten und spitzen Steinen aufzuarbeiten. Zu unserem Unglück begann es auch noch zu Regnen, was den Halt nicht unbedingt erleichterte. Ich konnte nur noch sehen, wie Tifa abrutschte. In letzter Sekunde wollte ich sie halten, doch wir stürzten beide von den Klippen. Nach dem Sturz brauchte ich Zeit, um zu mir zu kommen, denn mir waren für ein paar Minuten die Lichter aus gegangen. Benebelt suchte ich nach ihr, folgte dem dumpfen stöhnen, dass sie von sich gab. Als ich sie fand erkannte ich, dass sie schwer verletzt war. Ihren Kopf vorsichtig angehoben klebte Blut an meinen Händen. Sie musste sich den Hinterkopf auf etwas hartem angeschlagen haben. Mit alles Kraft versuchte ich sie aufzurichten, dabei bemerkte ich, dass sie ihre Beine nicht mehr bewegen konnte. Völlig übersäht von Blutergüssen und Dreck der in den aufgeschürften Wunden klebte bereitete mir ihr Anblick große Furcht. Ich wusste nur ich durfte sie keine Sekunde länger liegen lassen. Tifa schwankte zwischen Bewusstsein und Ohnmacht. Mit aller Kraft trug ich sie auf meinem Rücken zurück ins Dorf. Gerade noch rechtzeitig konnte sie versorgt werden und überlebte. Die Dorfbewohner gaben damals mir die Schuld für das was ihr widerfahren war.
 

Ähnlich der Situation, in der sich der Junge eben befand.
 

Sie wussten es natürlich nicht besser. Die anderen Kinder waren mir egal, aber nicht Tifa. Sie strahlte diese wärme und Freundlichkeit aus, wenn sie sich um andere sorgte. In meiner Verschlossenheit sog ich all ihre Herzlichkeit auf wie ein trockener Schwamm. Und dann war da ihr ungezähmter Kampfgeist. Sie war so furchtlos, wie sie sich an den Klippen heraufzog. Das alles nur, um ihre Mutter ein letztes mal wiederzusehen. Dabei war es nichts weiter als ein dummes Märchen. Ich fragte mich was mir mehr Schmerzen bereitet hätte.
 

Ihr trauriges Gesicht, als sie erkannt hätte, dass ihre Mutter nicht hier war und das es alles eine Lüge war.
 

Oder die Verletzungen die sie bei der Aktion davongetragen hatte.
 

"Cloud!", die Stimme von Emyra rüttelte mich wach. "Ist alles in Ordnung?", fragte sie besorgt. Nickend stimmte ich zu. "...du wirkst nachdenklich." "Es ist nichts!", verneinte ich erneut, "Ich muss los...", Elmyra ergriff meinen Arm, "Cloud wie kommst du an das ganze Geld, dass du uns immer wieder zukommen lässt?", "Ist das wichtig?", sie nickt , "Aerith hätte nicht gewollt, dass du deswegen dein ganzes Leben aufgibst. Das hier...", sie breitet die Arme aus und nimmt eines der kleinen Kinder auf ihren Arm. "...ist mein persönlicher Wiederaufbau. Ich sehe in die Augen dieser Kinder, die mich an sie erinnern. Ich möchte ihnen ein zu Hause geben und die Möglichkeit auf eine Zukunft. Es erfüllt mich. Aber nur weil es mich erfüllt heißt das noch lange nicht das es auch dein Weg ist. Hast du dir je die Frage gestellt was dich glücklich macht? Es muss doch etwas geben oder jemanden geben?". "Mhmpf...", "Wie lange geisterst du jetzt schon umher, meinst du nicht es wird endlich Zeit anzukommen? Wonach suchst du?". "Vergebung...", murmle ich und wende mich von ihr ab. "Niemand, wirklich niemand hier spricht dir Schuld zu! Du bist der einzige, der sich nicht selbst Vergeben kann!", verärgert beiße ich die Zähne zusammen, mein Kiefer ist angespannt. Ich weiß nicht was plötzlich in mich gefahren ist, als ich meine Stimme erhebe, "An allem hier bin ich Schuld! Verwaiste Kinder, Eltern begraben unter dem Schutt der Anschläge. Zacks Tod, der Tod von Aerith. Tifas trauriges Gesicht...", meine Hände zittern vor Wut, doch alles was Emyra tut ist lachen. Lachen und ich kann nicht verstehen warum. "Verzeihung...", murmelt sie, nachdem sie sich gefangen hat. "Es ist nur so... ich sehe dich an und erkenne einen Mann mit dem Geist eines Kindes. Du irrst dich Cloud es ist ganz und gar nicht deine Schuld. Es ist niemandes Schuld, denn das ist der lauf der Dinge. Aerith ist wo sie hingehört, nämlich an Zacks Seite. Diese Kinder sind Dankbar und aufgenommen. Wir gedenken den Toten, aber wir sollten sie ach ruhen lassen. Stattdessen sollten wir uns um die kümmern die wir lieben und am leben sind", sie stuppst mich ungewohnt verspielt in die Seite, dann flüstert sie mir zu, "...naja bis auf die Sache mit Tifas traurigem Gesicht. Ich denke das könnte leider doch etwas mit dir zu tun haben...", "Huh?", stöhne ich verblüfft. "Ich werde kein weiteres Geld von dir annehmen, dass du nicht anständig durch den Lieferservice verdient hast, hast du mich verstanden Junger Mann? Und das nächste mal wenn du hier aufkreuzt bring Marlene und Denzel mit! Die anderen Kinder fragen schon nach ihnen...", sie spricht mit mir, wie mit einem ihrer Waisenkinder. Sie strahlt eine fürsorgliche Autorität aus, deshalb kann ich nicht anders als ihrer Bitte zu folgen.
 

Spät Abends stehe ich vor den geöffneten Türen des siebten Himmels. Der Laden ist voll und es ertönt laute Musik daraus. Meine Kapuze habe ich mir über den Kopf gezogen, um unentdeckt zu bleiben. Die Stimme von Yuffie und Tifa ist zu hören. Sie schieben ein paar Shots über den Bartresen und amüsieren die Gäste. Der Pinballautomat schreit Bonuspunkte, während sich die jüngeren Gäste darum tummeln. Ich frage mich ob sie meinen Highscore in den letzten zwei Jahren geknackt haben. Die Dartscheibe war ein ständiger Machtkampf zwischen mir und Barret. Fast überkam mich mein inneres Kind mich unter sie zu mischen. Aber es war spät und meine Augen waren schwer. Die letzten Nächte, seit ich zurück in Midgar war, hatte ich in Anyans überteuertem Hotel "Bienchennest" geschlafen, dass er zusätzlich zum Nachtclub betrieb. Der verdammte Laden war Nachts durch die dröhnende Musik viel zu laut und ich machte kein Auge zu. Nach dem Gespräch mit Emyra beschloss ich also zurückzukehren und mein eigenes Bett zu beziehen. Ich überlegte wie ich Tifa und den anderen gegenübertreten sollte und ob sie mich überhaupt wieder bei sich aufnehmen würden. Feige schlich ich mich dann doch durch den Hintereingang und bewahrte mir meine Erklärungen für morgen auf.
 

Im oberen Geschoss war es ruhig, die Bar und die Wände des Hauses waren gut gedämmt. Aus der angelehnten Zimmertüre der Kinder erklang ein gleichmäßiges Atmen. Vorsichtig steckte ich den Kopf zwischen Tür und Schwelle und warf einen Blick auf sie. Marlene hatte inzwischen einen weiteren Wachstumsschub hinter sich, bald mussten wir ihr ein größeres Bett besorgen. Ihre Haare waren lang und sie trug sie wie Aerith, gebunden zu einem gedrehten Pferdeschwanz. Denzels Haare standen Wild in jede Himmelsrichtung ab. Er schlief mit einem großen Kissen, dass er umarmte, auf dem Rücken und seine Decke war auf den Boden gefallen. Ich befürchtete er würde frieren und sich womöglich noch eine Erkältung einfangen, also griff ich nach der Decke und warf sie ihm leise über. Sein ruhiger Atem wurde zu einem stockenden Schnarchen, weshalb ich mich zügig aus dem Zimmer zurückzog, um ihn nicht zu wecken.
 

Mein Zimmer gehörte nicht mehr mir. Der angebrachten Dekoration nach, ging ich stark davon aus, dass Yuffie sich hier eingenistet hatte. Bestimmt half sie Tifa und Barret mit dem Lieferdienst aus. Ich konnte verstehen, wieso sie das Zimmer nicht leer stehen lassen konnten, schließlich hatte ich sie ja im Stich gelassen. Außerdem gehörte es nicht zu Tifas Art, Freunde nicht bei sich aufzunehmen. Ich betrat nachdenklich das Zimmer meiner Kindheitsfreundin. Durch das Fenster schimmerten Mondstrahlen und an den Wänden hingen Bilder von den Kindern, Barret, ehemaligen Avalanche Mitgliedern, Aerith und mir. Auf ihrem Schreibtisch entdeckte ich eines, bei dem sie uns beide an einem Nachmittag beim essen fotografiert hatte. Ich weiß noch wie sehr ich es hasste, wenn sie mich dazu zwang in die Kamera zu lächeln. Schließlich tat ich es doch, nur ihr zuliebe. Ich öffnete die Schublade an ihrem Schreibtisch und entdeckte mein Mobiltelefon, dass ich vor zwei Jahren zurückgelassen hatte. Eingeschaltet gab ich den Pin unter Aufforderung ein und erschrak, als auf dem Display eine Nachricht von 104 verpassten Anrufen aufpoppte.
 

Ich öffnete die Mailbox und begann die erste abzuhören.
 

***
 

Hey Cloud, hier ist Tifa. Es ist heute eine Woche her, seit du uns verlassen hast. Ich habe dein Mobiltelefon gefunden. Ich hasse es, dass du es nicht mitgenommen hast. Andererseits kann ich dir so auf den Anrufbeantworter quatschen ohne mir Sorgen darüber zu machen, ob ich etwas falsches sage. Du kommst nicht wieder ....oder? Es ist kein Tag vergangen, an dem die Kinder nicht nach dir gefragt haben. Ich belüge sie und erzähle ihnen, dass du einen Auftrag außerhalb der Stadt erledigen musst. Barret stinkt das ganze gewaltig... ich glaube er vermutet etwas. Lange werde ich ihn nicht anflunkern können. Cloud? Es tut wirklich weh allein gelassen zu werden. Ich mache dir keine Vorwürfe, so warst du ja schon immer. Auch damals, als du zu SOLDAT gegangen bist. Insgeheim wusste ich, es war nur eine Frage der Zeit. Ohne Aerith gibt es nichts, was dich hier hält. Manchmal möchte ich dir gerne eine reinhauen, nur um dich wach zu rütteln. Aber der Wunsch dich zu umarmen ist stärker. Ich vermisse dich ... pass auf dich auf ja?
 

***
 

'seufzen'
 

Hey Cloud, du weißt ja... hier ist Tifa. Die letzte Woche lief nicht besonders gut. Ein Kunde konnte uns nicht bezahlen, nachdem wir ihm Werkzeug geliefert hatten. Es war ein großer Auftrag, für die Renovierung eines Wohngebäudes. Jetzt fehlt uns Geld um für die nächste Woche Vorräte aufzustocken. Der Schnaps ist alle... die Gäste vom siebten Himmel schimpfen, dass ich keinen mehr ausschenke. Ist es idiotisch, dass ich die letzten 4 Gläser selber getrunken habe? ... naja ich bekomme das schon wieder in den Griff. Gute Nacht... ich hoffe von da, wo du bist kannst du die Sterne sehen.
 

***
 

Cloud? Ich bin es ...Tifa. Es ist Woche drei seit deinem Auszug. Barret sitzt mir im Nacken und fragt mich löchrig. Denzel macht eine schwere Zeit durch, er vermisst dich wirklich sehr. Marlene hat ein Bild von uns gemalt. Ich werde es für dich aufbewahren, dann kannst du es dir immer noch ansehen...
 

'schluchzen'
 

Gute Nacht Cloud.
 

***
 

Hatte Tifa mir etwa jede Woche über zwei Jahre eine Nachricht hinterlassen? Etwas befremdliches warmes bahnte sich einen Weg über meine Wange. Als ich es weg wische wird mir klar, dass ich weinte.



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