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The Decisions of Tomorrow

the first duty of love is to listen
von

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Hesitation

Kapitel 15: Hesitation

 

 

Der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien kam schneller, als es Harry lieb war.
 

Noch hatte er keine Lösung dafür gefunden, wie er seinen Freunden das Arrangement mit Draco erklären sollte. Die Vereinbarung, dass sein ehemaliger Rivale über die Weihnachtsferien bei ihm einziehen würde. Immerhin erwarteten seine Freunde, dass er zumindest Weihnachten im Fuchsbau verbringen würde. Doch wie bei Merlins Bart sollte er das erklären, ohne ihnen die nötigen Details verraten zu dürfen?
 

Er seufzte und ließ seinen viel zu schweren Kopf auf das Schulbuch für Verteidigung gegen die dunklen Künste fallen. Er versuchte, das Murmeln der Klasse auszublenden, und legte schützend seine Arme um seinen Kopf. Sein ganzer Körper fühlte sich träge an. Würde Professor Davis es auffallen, wenn er jetzt für eine Sekunde die Augen schloss? Er bemerkte, wie Draco neben ihm eine Bewegung machte und spürte seinen Blick auf sich ruhen.
 

Nur für einen kurzen Moment …
 

Müde flogen seine Augen zu und er konnte die Stimmen im Klassenzimmer nur noch gedämpft wahrnehmen. Er hatte die ganze Nacht wachgelegen und dagegen angekämpft. Gegen die Müdigkeit und das Verlangen seines Körpers, sich endlich der Ruhe hinzugeben. Doch nun konnte er nicht mehr, ein winziger Moment der Ruhe würde doch nicht schaden ...
 

Schließlich würde er keine Erholung finden können, solange diese Träume existierten. Er hatte sich schlussendlich geweigert zu schlafen. Was blieb ihm auch anderes übrig?
 

Jedoch musste Harry zugeben, dass die Stille der Nacht für ihn wirklich etwas Faszinierendes an sich hatte. Es zog ihn quasi magisch an. Die letzten Nächte war er durchs Schloss geschlichen oder hatte sich im Schlafraum an das kleine Dachfenster gesetzt und mit starrem Blick das Mondlicht beobachtet, welches Hogwarts sanft umschlossen hatte.

 

In solchen Momenten konnte er sich beruhigen. Die Erinnerungen vergessen und die Welt mit klaren Augen sehen …
 

Er konnte eine schüttelnde Berührung an seiner Schulter spüren.
 

»Potter.«, flüsterte Draco an seinem Ohr.
 

Müde blickte er seinem Sitznachbar entgegen. Draco sah ihn entschuldigend an und blickte sogleich stirnrunzelnd an ihm vorbei, fixierte mit seinem Blick etwas über ihm.
 

»Mr. Potter.«, erklang die eisige Stimme von Professor Davis. Ein amüsiertes Kichern aus einer der vorderen Reihen ließ ihn bemerken, dass die komplette Aufmerksamkeit der Klasse auf ihm lag.
 

Es war, als hätte ihm jemand einen Eimer Wasser ins Gesicht geschüttet. Sein Kopf fuhr hoch und blickte in die strafenden Augen von Professor Davis, welcher mit seinem rechten Fuß in einem gleichmäßigen Rhythmus auf dem Boden tippte.
 

»Können Sie mir denn mitteilen, mit welchem Thema Sie sich in den Winterferien und darüber hinaus beschäftigen sollen?«, fragte ihn Davis mit schneidender Stimme.
 

Sein Verstand fühlte sich benommen an. Er wäre tatsächlich beinahe eingeschlafen, hier mitten im Unterricht. Seine müden Augen fixierten seinen Professor, der ihn wartend und abschätzend betrachtete.
 

»Entschuldigen Sie Professor.«, nuschelte Harry und ließ seine Finger durch die rabenschwarzen Haare gleiten.
 

»Sie sollten lernen, ihren Geist zu stabilisieren. Vielleicht lernen Sie dann auch, wie wichtig es ist, die Nacht tatsächlich zum Schlafen zu benutzen.« Ruhig entfernte er sich von ihrem Tisch und ging zurück nach vorne. Er lehnte sich lässig gegen das Pult und hob den Blick.
 

»Die Beherrschung des Geistes. Was versteht man darunter?«, fragte er die Klasse und Hermines Hand schoss in die Höhe.
 

»Ja, Mr. Malfoy.«, nahm Davis schließlich seinen Sitznachbar dran und Harry schaute zur Seite und betrachtete nachdenklich Dracos entschlossenen Blick.
 

»Wenn man von mentaler Kontrolle spricht, stehen sich im Grundsatz zwei Gegensätze gegenüber.«, fing Draco schließlich an zu sprechen. Einige blonde Haarsträhnen waren ihm ins Gesicht gefallen.

 

»Auf der einen Seite existiert die Legilimentik. Die Kunst der Infiltration eines Fremden in den Geist seines Opfers ...« Seine Stimme klang ruhig und Harry konnte beobachten, wie er tief einatmete und er eine Haarsträhne hinter sein Ohr strich. Harrys Blick folgte dieser Geste und stellte verwundert fest, wie zierlich seine Finger für einen Mann eigentlich waren.
 

»Das Gegenstück ist gleichzeitig auch die einzige Abwehrmöglichkeit eines solchen mentalen Angriffes.« Er räusperte sich. »Die Oklumentik. Das Verschließen des eigenen Geistes. Die komplette Kontrolle über seine eigenen Gedanken.«, sagte er und seine Worte verklangen im Klassenzimmer.
 

»Eine ausgezeichnete Definition, Mr. Malfoy. Ich bin beeindruckt. 20 Punkte für Slytherin.« Professor Davis klatschte erfreut in die Hände und stieß sich mit beiden Händen vom Tisch ab.
 

»Leider ist es mir nicht erlaubt, euch die Praxis dieser beiden Gegenstücke, wie Mr. Malfoy sie passender Weise genannt hat, zu zeigen.«

 

Ein Murmeln ging durch die Reihen.
 

»Man möchte sich auch gar nicht Vorstellen, was für Auswirkungen ein willkürliches untrainiertes Eindringen in den Geist eines Anderen zur Folge haben würde.«

 

Ihr Professor griff mit einer Hand in seinen Nacken und kratze sich verlegen. Harry konnte sich gut vorstellen, dass er liebend gerne diesen Versuch mit ihnen durchgeführt hätte. Er wusste nicht ganz wieso, aber er traute es dem Fluchbrecher irgendwie zu.
 

»Wie dem auch sei.«, fuhr Professor Davis fort.
 

»Einfache Übungen sind uns dennoch erlaubt, also möchte ich, dass ihr euch vorab in einem Aufsatz schon einmal etwas mit der Theorie auseinander setzt. Nach den Ferien werden wir dann sehen, was hängen geblieben ist, okay?« Er zwinkerte der Klasse zu und Harry hörte, wie einige der Mädchen aufseufzten.
 

Wie er dieses Thema hasste.
 

Unweigerlich musste er sich an die Stunden mit Snape erinnern, sobald die Thematik aufkam. Harrys Aufgabe war es damals gewesen, die Oklumentik zu erlernen, um Voldemort den Zutritt zu seinem Geist zu verwehren. Ihn auszusperren, damit sie einen Plan entwickeln konnten.
 

Einen Plan, der ihn am Ende umgebracht hatte.

 

Er hatte es gehasst. Dieses Gefühl einer fremden Präsens, die ihm so vertraut, aber dennoch so furchterregend vorkam, der er einfach nicht entkommen konnte.
 

Die Schulklingel erlöste ihn schließlich.
 

»Ich dachte immer dir gefällt das Fach, Potter.«, hörte er Dracos Worte neben ihm, während sie langsam ihre Unterlagen einpackten.
 

»Ja...«, seufzte Harry und wusste nicht so recht, was er ihm antworten sollte. Es stimmte. Harry mochte Verteidigung gegen die dunklen Künste unheimlich gerne. Es war mitunter eines seiner Lieblingsfächer. Jedoch …
 

»Es gibt genug Leute, die versuchen über mein Leben zu bestimmen. Da brauche ich nicht auch noch Jemanden, der in meinen Gedanken herumwühlt.«, sagte Harry trotzig, stand auf und schulterte seine Umhängetasche. Er ging ein Paar Schritte in Richtung Ausgang, als er jedoch erneut innehielt.
 

Dies war vorerst ihre letzte Stunde gewesen. Jetzt musste er in den Schlafsaal und seinen Koffer packen, damit sie noch rechtzeitig den Zug nach Hause heute Abend erwischen würden. Der Ablauf hatte sich durch die anstehenden Renovierungsarbeiten geändert und sie würden noch heute Abend abreisen müssen.
 

»Ich wünsche euch frohe Festtage.«, verabschiedete sich Professor Davis mit einer winkenden Handbewegung und Harrys Blick glitt zu Draco, welcher noch als Einziger an seinem Platz saß. Er trat einige Schritte auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schulter. Draco zuckte bei der Berührung kurz in sich zusammen, als sei er aus einer Trance erwacht.
 

»Draco.«, sprach Harry ihn an, wollte er ihn eigentlich nicht erschrecken.
 

»Wie …«, begann er, doch fand Harry nicht die richtigen Worte, die zu seiner Frage passen würden, während Draco ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue nachdenklich betrachtete.
 

»Ja, Potter?«, fragte er sachte und begann zu grinsen. Draco schien seine Zögerlichkeit zu amüsieren und Harry bemerkte, wie seine Wangen warm wurden. Er räusperte sich, um den Kloß runterzuschlucken, welcher in seinem Hals hing.
 

»Fahren wir zusammen nach London zurück?«, nahm er seinen Mut zusammen und fragte ihn schließlich, doch sein verräterisches Herz pochte laut in seiner Brust. Konnte es sich nicht endlich beruhigen? Das hier war nur Malfoy verdammt noch mal! Sie würden einen Trank brauen und ein paar Tage zusammen wohnen. Was war denn schon dabei?
 

Kein Grund, in Panik auszubrechen!
 

Dracos Blick verdunkelte sich und er hob abwehrend die zierliche Hand in die Luft.
 

»Vergiss es, Potter. Es ist viel zu auffällig, wenn wir gemeinsam in einem Abteil reisen. Wir sollten uns in Kings Cross treffen, nachdem der Zug in London angekommen ist. An der großen Standuhr am Gleisaufgang?«, bestimmte Draco schließlich und Harry nickte.
 

Ja, das machte Sinn. Bloß keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Harry würde gar nicht erfahren wollen, was die Medien sich aus dieser Information heraus holen würden. Ein Schauder glitt durch seinen Körper, bis in seine Zehenspitzen. Der schlanke Körper Dracos erhob sich schließlich in einer eleganten Bewegung. Er ging an ihm vorbei und ein gemurmeltes »Bis nachher. Potter.«, war zu hören.
 

Harry sah ihm nach, wie er das Klassenzimmer verließ. Sein Herz schlug immer noch viel zu laut in seiner Brust, als er schließlich tief ausatmete.
 

»Bis nachher.«, hauchte er atemlos in den leeren Raum hinein.

 

 
 

~~~*~~~
 

Seine hellgrünen Augen huschten wiederholt zur Seite, als er mit starrem Blick durch das Fenster sah. Der Zug fuhr gerade über eine große Metallbrücke am Hang eines Berges. Nachdenklich beobachtete Harry die Szenerie.
 

»Und Mum wird wieder ihren berühmten Karottenkuchen machen.«, verkündete Ron verträumt und grinste bis hinter beide Ohren.
 

»George musste den ganzen Garten entgnomen. Er war total sauer.«, gluckste er und richtete sich etwas auf. »Angeblich soll Percy dieses Jahr auch kommen, Mum war total aufgeregt. Sie ist den ganzen Tag im Haus herum gehetzt. Das meinte George zumindest in seinem Brief.«, erzählte er und Hermine seufzte tief.
 

»Wird auch Zeit, dass sie das Kriegsbeil endlich begraben. Die Familie sollte zusammen halten.«, bestimmte sie und umschloss sachte Rons Hand mit ihren Fingern.
 

»Harry, was machst du an Weihnachten?«, wiederholte sein bester Freund die Frage, die er nicht wusste, wie er sie beantworten sollte. Er ließ seinen Oberkörper in die Sitzpolsterung des kleinen Abteils zurückfallen und schloss kurz die Augen.
 

»Keine Ahnung, ehrlich gesagt …«, murmelte er.
 

Er hatte zuvor schon viel darüber nachgedacht und Harry war nach langem Grübeln schließlich zu zwei Optionen gekommen. Doch beide schienen irgendwie ihre Probleme mit sich zu bringen. Planen war einfach nicht so sein Ding und wenn Harry ehrlich war, fiel es ihm schwer eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten … na ja, gut war.
 

Jedoch ... da gab es Option Nummer eins. Er fragte seine Freunde, ob Draco mit in den Fuchsbau kommen könnte.
 

Nein …

 

Ein Kopfschmerz zog sich von seinem Nacken aus in seine Schläfe und er rieb sich seine müden Augenlider. Das war nie und nimmer eine gute Idee.
 

Aber da war noch Option Nummer zwei … Er ging in den Fuchsbau und ließ Draco Weihnachten allein und unbeaufsichtigt im Grimmauldplatz.
 

War das eine gute Idee?
 

Harry konnte nicht bestreiten, dass er Draco mittlerweile ein Vertrauen schenkte, dass ihm selbst ein bisschen Angst machte. Sicher würde er keinen Unsinn machen, wenn Harry ein paar Stunden das Haus unbeaufsichtigt in seiner Obhut ließ, immerhin würde er ihm auch als Geheimniswahrer den Standort mitteilen, was schon ein Vertrauensbeweis in sich war.
 

Er machte sich durch die Hilfe, die er seinem ehemaligen Rivalen versprach, angreifbar. Es fühlte sich auf der einen Seite komisch an, jemanden der nicht Ron und Hermine war so in sein Leben zu lassen.
 

Und dennoch …
 

Dracos Gesellschaft war angenehm. So gern er es auch leugnen würde, so freute sich Harry ungemein auf die Seiten, die er noch an Draco kennenlernen würde. Immerhin war das gemeinsame Wohnen selbst für Freunde oft eine Zerreißprobe jeglicher Nerven. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen.
 

Sicherlich würde Draco morgens stundenlang das Bad blockieren, dachte sich Harry und blickte schließlich zu Hermine, welche ihn schmunzelnd betrachtete.
 

»Irgendwas verheimlichst du uns, Harry James Potter.«, meinte sie nachdenklich und Harry lächelte ertappt.
 

»Meint ihr wirklich, es ist okay Weihnachten zu kommen? Ginny würde es bestimmt komisch finden.«, sagte er schließlich und richtete seinen Blick erneut aus dem Fenster. Der Himmel hatte sich in tiefschwarzes Blau gefärbt, während der Nebel zwischen den Tannen lag, die in der Ferne immer kleiner wurden.
 

»Komm wenigstens zum Essen.«, sprach schließlich Ron und fixierte seinen Blick. »Du bist immer Willkommen in unserem Haus.« Er lächelte warm und Harry war sich sicher, dass er diese Worte ernst meinte.
 

»In Ordnung, ich werde kommen.« Harry sah ihn aufmunternd an. Es blieb ihm doch keine andere Wahl als dieser gut gemeinten Einladung zuzustimmen. Immerhin hatte er keine wirkliche mögliche Erklärung, die eine Rechtfertigung für eine Ablehnung darstellen könnte.
 

Sie genossen die restliche Zugfahrt mit alten Geschichten und Vermutungen darüber, wie ihre Schulzeit in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, nach all diesen Erlebnissen wohl ihr Ende finden würde.
 

Nach wenigen Stunden, die viel zu schnell vorbei waren, erreichten sie am frühen Morgen den Bahnhof Kings Cross. Mit einem ohrenbetäubenden Pfeifen kündigte der Hogwarts Express seine Ankunft an als sie schließlich in die engen Tunnel fuhren, die zum Bahnsteig führen würden. Er konnte das Gemäuer sehen, wie es nahe am Fenster vorbei glitt und eine Unruhe breitete sich in ihm aus.
 

Das bevorstehende Treffen mit Draco manifestierte sich in seinen Gedanken. Wirkte es doch so greifbar und dennoch … fühlte es sich für Harry unberechenbar an. Irgendwie machte ihm der Gedanke auch Angst, sechs Wochen diesen Mann in seiner Nähe zu wissen. In seinem Haus. Harry hasste es, wenn er den Umständen ausgeliefert war. Er fühlte sich machtlos. Was würde das bedeuten?
 

Wie würde ein Zusammenleben sein? Er kannte es nur, sich das Schlafzimmer im Gryffindor-Turm mit den anderen Jungs zu teilen, oder das gemeinsame Wohnen mit den Dursleys, was er nun wirklich nicht als toll bezeichnen würde. Wie würde es sein, mit dem Menschen zusammen zu leben, den er so viele Jahre gehasst hatte? Den er jetzt …
 

Seine Hand krallte sich in den Stoff seiner Hose.
 

Er verwarf den Gedanken, der in seinem Unterbewusstsein schwebte und dachte daran, dass er Weihnachten in den Fuchsbau zurückkehren würde.
 

Trotz der Trennung von Ginny wusste Harry, dass er im Fuchsbau immer einen Unterschlupf finden würde. Auch dort hatte er lange mit Menschen an seiner Seite gelebt, die er sehr mochte. Er dachte an das zu Festtagen geschmückte Esszimmer und die lachenden Gesichter der Menschen, die er Familie nannte. Jedoch wollte er diese Familie nicht in die Gefahr mit hineinziehen. In die Gefahr, die wabernd um ihn herum schwebte, egal was er tat. Die Bedrohung, die ihn und jene, die ihm am wichtigsten waren, verfolgte. Er hatte nie gewollt, dass sie verletzt wurden.
 

Diese Angst, den Menschen weh zu tun, die ihm nahe standen, alleine aus dem Grund, weil sein Name Harry Potter war, hatte ihn Abstand nehmen lassen. Er hatte sich schließlich distanziert und zurückgezogen. Schmerz pochte in seiner Lippe und ein eiserner Geschmack legte sich auf seine Zunge. Er würde den Fuchsbau nie als seine Heimat bezeichnen können. Er dachte an die lodernden Flammen, die das Hochzeitszelt mit sich gerissen hatten. Nie wieder wollte er, dass sie wegen ihm zu Schaden kamen.
 

Schließlich war da noch der Grimmauldplatz. Sein Zufluchtsort. Ein Platz, an dem er sich verstecken konnte. Sowohl vor der Öffentlichkeit als auch vor dem Rest. Ein Ort, den er mit Sirius verband. Nur wenige Menschen wussten von ihm und die Meisten, die ihn kannten, waren mittlerweile gestorben. Ein Haus, in das sie immer zurückgekehrt waren. Dass ihnen ein Heim war, als sie nach den Horkruxen gesucht hatten.
 

Draco nun an diesen Ort zu lassen, ihm ebenfalls Zuflucht zu gewähren, sorgte für ein Gefühl in seiner Brust, welches Harry nicht zu beschreiben wusste. Es fühlte sich verlockend an und dennoch …
 

Es war irgendwie unberechenbar, was seine Kehle sich unweigerlich zuschnüren ließ.
 

Mit ratternden Rädern kam der Zug schließlich zum Stehen. Hermine sprang auf und begann ihr Gepäck eilig von der Ablage zu ziehen. Sie schlossen sich dem Menschenstrom an und stiegen aus. Der Bahnhof wirkte um die Uhrzeit leer und nur wenige Passanten waren auf dem Gleis zu sehen.
 

 

 
 

~~~*~~~
 


 

Mit vielen Umarmungen und Küssen hatte er sich von den Weasleys und Hermine schließlich verabschiedet, was bei so vielen Menschen schon einige Minuten gedauert hatte. Als Mrs. Weasley ihn jedoch das dritte Mal auf die Wange geküsst und in seine Seite gekniffen hatte, gingen sie schließlich in Richtung des Parkplatzes, wo ihr Auto stand. Ginny würdigte ihn keines Blickes und Harry war im Endeffekt an sich sogar ganz froh, dass sie vor Molly und Arthur keine Szene gemacht hatte.
 

Er seufzte und die kalte Morgenluft drang gegen seine Lippen. Seine Schritte wurden schneller und er eilte die Treppe hinunter zu der Uhr, wo er sich mit Draco verabredet hatte.
 

»Eine Verabredung … «, murmelte Harry und wurde langsamer. Seine Hand glitt zögernd über das metallene Geländer, welches sich ganz kühl unter seiner Haut anfühlte.
 

Wie sich das anhörte … als wenn dies hier ein Date wäre.

 

Er spürte, wie seine Wangen warm wurden, und blickte zur Seite. Er beobachtete ein Pärchen, welches auf einer Bank nebeneinandersaß. Sie hatten um der Kälte zu entgehen ihre Hände ineinander verschränkt, während sie leicht aneinander lehnten.
 

Nein …

Das hier war kein Date, keine romantische Verabredung. Draco hatte seinen Standpunkt klar gemacht. Eine zweckmäßige Wohngemeinschaft, mehr würde das nicht werden.
 

»Träumst du wieder, Potter?«, drangen Dracos Worte sachte in sein Ohr. Erschrocken bemerkte er, dass der Andere sich unbemerkt an ihn herangeschlichen hatte.
 

»Ich hab mich schon gewundert, ob du dich verlaufen hast. Aber nein … du stehst hier, als hättest du plötzlich begriffen, dass der Weihnachtsmann gar nicht existiert.«, schnaubte er belustigt und legte den Kopf schief. Ein leichtes Grinsen zierte seine Lippen.
 

»Sorry ...«, nuschelte Harry nur und strich sich eine störende Strähne von seiner Stirn.

 

»Komm, lass uns hier um die Ecke gehen. Dann können wir aparrieren.«, sagte er kopfschüttelnd und ging an Draco vorbei in eine kleine Nische, die hinter der Treppe lag. Zögernd folgte Draco ihm und betrachtete ihn für wenige Momente. Seine Lippen hatten sich verzogen und sein Lächeln war verblasst. Harry hätte fast aufgelacht, konnte sich jedoch gerade noch zurückhalten, als er den verbissenen Ausdruck bemerkte.
 

»Apparieren ist wohl nicht so dein Ding, oder? Mach dir keinen Kopf, Draco. Ich mag es auch nicht. Aber ich habe kein Flohpulver mehr, also müssen wir es so machen.« Er streckte ihm seinen Arm entgegen und bedeutete ihm, sich festzuhalten.
 

Doch Draco rührte sich nicht. Harry spürte, wie die Nervosität in ihm hochkroch. Warum zögerte er? Es herrschte eine unangenehme Stille zwischen ihnen, die das immer noch präsente dumpfe Gefühl in seinem Brustkorb intensiver werden ließ.
 

»Du kannst immer noch einen Rückzieher machen, Potter.«, sagte Draco kalt und sein Blick war eisern auf die Menschen gerichtet, die in einem fernen Gang vorbei zogen.
 

»Weißt du, es ist nicht schlimm jemanden mal nicht zu retten. Einfach mal egoistisch zu sein und nicht zu helfen.« Dracos Stimme zitterte leicht, auch wenn er versuchte dies mit allen Mitteln zu verbergen. Er drehte schließlich seinen Kopf zu ihm.
 

Dieser Ausdruck in seinen Augen …

Es war wie ein Sturm. Ein reißender Sturm aus Rauch, welcher das Meer aufwirbelte. Ein Sturm, in dem er schon längst gefangen war. Unfähig sich diesem Mann zu entziehen, der so interessant für ihn war. Draco musste es bemerkt haben. Sein Zögern. Seine Unsicherheit. Bedeutete dies doch irgendwie so viel für ihn.
 

Mehr als es eigentlich sollte.
 

Er schluckte und griff nach Dracos Hand, welcher bei der Berührung zurückzuckte. Unverständnis lag in seinen Augen. Die blassen Lippen öffneten sich ein Stück, schlossen sich jedoch sofort wieder.
 

»Ich halte mein Wort, wenn ich es einmal gegeben habe«, sagte Harry bestimmt und kurz dachte er, ein Aufleuchten in den Augen seines Gegenübers zu sehen.
 

Sie hatten ihren Blick nicht gelöst, sahen sich immer noch an. Die Welt um sie herum schien verblasst, als Draco schließlich nickte. Ein dankbares Lächeln zierte seine Lippen und Harry war sich nicht sicher, ob er schon einmal etwas Schöneres gesehen hatte.
 

Er hatte sich entschieden. Er würde diesen Weg gehen und herausfinden, was dieses Gefühl bedeutete.
 

Dracos Finger umfassten mit einem leichten Druck Harrys Unterarm als ihre Körper sich verzerrten und sie disapparierten.

 

 
 

~~~*~~~
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Animegirl1224
2023-02-20T14:01:26+00:00 20.02.2023 15:01
Wieder ein gelungenes kapitel. Besonders der letzte teil.
Du hast wirklich ein talent dafür solche gefühlvollen momente zu beschreiben. Gänsehaut pur.
Ich mag besonders wie du draco's augen beschreibst.
Antwort von:  Refaye
20.02.2023 17:14
Vielen Lieben Dank für deine netten Worte. :) Ich liebe die Interaktion zwischen den Beiden, da es einfach so ein interessantes Pairing ist. Es freut mich, wenn dir meine Interpretation gefallen hat.
Liebe Grüße


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