Zum Inhalt der Seite

Ich glaub, mich knutscht mein Chef

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Von Prinzessinnenschlössern und Kindergeburtstagen

Zufrieden betrachtete sich Yasuo im Spiegel. Gestern ging er spontan zum Friseur und hatte sich seine Haare schneiden lassen. So sah er, seiner Meinung nach, wieder aus wie ein echter Mann. Zwar waren seine schwarzen Haare, je kürzer sie waren schwerer zu zähmen, mit genügend Haargel jedoch und noch einigen anderen Pflegeprodukten bekam er auch dieses Problem in den Griff. „Bist du soweit, Atemu?“

„Ich hab Kiki warm eingepackt.“ Mit einer Tragetasche, speziell für die Puppe, stellte sich Atemu an die Tür und zog sich seine Jacke an.

„Heute nicht den Buggy?“

Atemu schüttelte den Kopf. „Kiki will heute ihr Bett mitnehmen.“

„Und was ist mit deinem Rucksack?“

„Oh, vergessen.“ Schnell rannte Atemu zurück in sein Zimmer und schnappte sich seinen roten Rucksack, mit einem aufgesticktem Teddy als Motiv. „Fertig.“

„Verträgst du dich heute wieder mit Seto?“

Atemu nickte eifrig. „Damit das Baby keinen Stress hat. Das hat Frau Sakura gesagt. Deshalb müssen Seto und ich ganz brav sein.“

Yasuo ließ den Kopf hängen. „Wie oft denn noch? Ich kriege kein Baby.“

„Du sollst dich doch nicht aufregen!“, mahnte Atemu mit strenger Stimme und ausgestrecktem Zeigefinger, den er hin und her schwang.

„Das hast du dir von Seto abgeguckt.“ Am besten er ignorierte die Sache mit dem Baby. Wenn er das nicht mehr thematisierte, sollte Atemu es irgendwann vergessen.
 

*
 

Auch bei Seto war die Stimmung ungewohnt fröhlich. Den ganzen Morgen erzählte er, entgegen seiner Gewohnheit, von seinem Brüderchen und wie sehr er sich darauf freute.

„Yasuo bekommt kein Baby. Warum glaubst du mir nicht?“ Seth wusste nicht mehr was er sagen sollte.

Tadelnd hob Seto den Zeigefinger. „Natürlich dauert es noch. Frau Sakura hat mich ganz genau aufgeklärt. Es dauert bis zum nächsten Sommer. Solange muss man auf ein Baby warten.“

„Hat sie auch was in Bezug auf Männer und Babys gesagt?“

Fragend legte Seto den Kopf schief. „Warum?“

„Frauen bekommen Babys und Männer nicht, verstehst du?“

Seto verschränkte die Arme. „Und? Yasuo kriegt ein Baby und du heiratest Yasuo. Dann sind wir eine Familie. Ganz einfach.“

Seth legte seinen Kopf auf die Tischplatte. „So einfach ist das aber nicht.“ So endete es jedes Mal, egal wie oft er es zu erklären versuchte. „Angenommen Yasuo und ich heiraten, aber es kommt kein Baby. Wärst du dann sehr traurig?“
 

Wieder überlegte Seto. „Wenn Yasuo Papa zwei ist, dann nicht.“

„Gut zu wissen.“ Ein Grund mehr diesen Sturkopf zu einer Beziehung zu überreden. Was war Yasuos Problem? Lag es an Atemus Mutter? „Ich wünschte, ich wüsste mehr über ihn.“ Seth hatte sich Yasuos Bewerbung kurz nach ihrem Gespräch gründlich durchgelesen und nun wusste er auch, weshalb Yasuo es schwer hatte eine vernünftige Arbeit zu finden. Der fehlende Uniabschluss war jedenfalls nicht das Problem.

Wie es dazu kam, wusste Seth natürlich nicht, jedoch vermutete er das es an Yasuos impulsiver Art lag. Er hatte herausgefunden, dass Yasuo für ein Jahr im Gefängnis saß und dementsprechend vorbestraft war. Für einen schlechten Menschen hielt Seth ihn trotzdem nicht. Allein wie er mit Atemu umging, zeigte ihm, dass Yasuo einen guten Kern hatte. „Am besten frage ich ihn direkt.“
 

„Bin fertig, Papa.“

Seth zog die Stirn kraus. „Du nimmst deinen Plüschdrachen mit?“

„Atemu nimmt Kiki mit, deshalb nehme ich meinen Drachen mit. Der gibt immer an mit seiner doofen Puppe.“

Seth klatschte sich die Hand ins Gesicht. Streit war auf jeden Fall vorprogrammiert. Die kleinen Zwerge konkurrierten immer mehr gegeneinander, was eigentlich nicht Setos Art war.
 

In der Tagesstätte angekommen traf Seth Yasuo an, der eine wilde Diskussion mit Atemu führte.

„Um was geht’s?“

Yasuo stöhnte, gefolgt von abgrundtiefer Verzweiflung. „Ich hab den Fehler gemacht am Spielzeugladen vorbeizufahren und jetzt will Atemu ein Prinzessinnenschloss für seine Puppe haben.“

„Weil es so teuer ist?“

„Wenn es nur das wäre.“, seufzte Yasuo am Boden zerstört. „Dieses hässliche Ding ist ein rosa Alptraum. Nicht nur, dass es viel Platz wegnimmt, es ist obendrein grottenhässlich. Das hast du noch nicht gesehen und würdest mir bestimmt zustimmen, wenn du es siehst. Warum will er keine Burg haben? Was bitte ist verkehrt daran? Ritter sind doch viel cooler als Prinzessinnen.“
 

„Mein Schloss ist gar nicht blöd!“, wurde Atemu sauer und stampfte mit dem Fuß auf. „Ich will das Schloss haben!“

Hilfesuchend schaute Yasuo Seth an, der sich erbarmte ihm aus der Patsche zu helfen. „Hör zu, Atemu. Dein Papa braucht ganz viel Ruhe, das weißt du doch, oder?“

Schlagartig fiel es Atemu wieder ein. „Hab ich vergessen.“

„Siehst du.“ Seth schaute zu Yasuo und wuschelte ihm durch die Haare, die er sich vorhin so mühevoll gestylt hatte. Jetzt sah er aus, als hätte er in eine Steckdose gefasst. „Deshalb darfst du deinen Papa nicht aufregen, Atemu.“, bekräftigte Seth seine Aussage.

„Du machst es nur schlimmer!“, brummte Yasuo.

„Ich habe nicht das B-Wort benutzt.“

„Aber gemeint!“, zischte Yasuo beleidigt.
 

„Komm, lass uns spielen. Ich hab meinen Drachen heute dabei.“ Seto nahm Atemu an die Hand und zog ihn mit in die Spielecke.

„Meine Kiki ist viel schöner.“

„Ist sie nicht!“
 

„Lass uns schnell abhauen, bevor wir sie wieder mitnehmen müssen.“ Eilig stand Seth auf und scheuchte Yasuo hoch.

„Ich hasse dich! Du bist ein mieser Hund und wünschst dir doch das ich schwanger bin. Sonst würdest du nicht ständig darauf herumreiten.“

Seth ignorierte Yasuo einfach und zog ihn mit sich, obwohl er gerne zuhörte wenn Yasuo so herumzeterte. „Was hast du eigentlich angestellt?“
 

„Weil ich ein Jahr im Knast war?“ War ja klar das Fragen aufkamen. „Ich hab in meiner Jugend Mist gebaut und diesen Fehler absitzen müssen.“

„Wegen Körperverletzung?“ Für Seth war das am naheliegendsten.

„Ich muss dich enttäuschen, ein Schläger bin und war ich nicht. Du würdest mir sowieso nicht glauben, deshalb erspar uns beiden die Fragerei.“

„Dabei möchte ich alles über dich wissen. Deine dunklen Seiten würden mich nicht abschrecken.“ Das machte Seth nur noch neugieriger, aber er verstand und bohrte nicht weiter nach. Sie kannten sich kaum und genau diesen Umstand wollte Seth ändern. Vertrauen musste eben mühevoll erarbeitet werden.
 

Zuerst stand etwas anderes auf dem Plan. Kaum schloss Seth die Bürotür hinter sich zu, fiel er über Yasuo her. Er liebte alles an diesem Mann und wenn er ihn nicht ganz haben konnte, dann wenigstens für die wenigen Stunden der Zweisamkeit.

„Hast du es so eilig?“

„Die Jungs streiten sich bestimmt wieder und deshalb lass uns keine Zeit verlieren.“

„Keine Einwände.“ Wie es schien, hatte Seth die Idee mit der Beziehung verworfen. So gefiel ihm das schon viel besser. Herrlich unkompliziert und er konnte endlich abschalten. Beim Sex ließ dieser Bürohengst nichts anbrennen und erkundete bei jeder Gelegenheit seinen Körper. Selten kam Yasuo dazu es ihm gleichzutun, was ihn zu seiner Überraschung wenig störte.
 

Die nächsten Wochen verliefen nicht anders. Zwar genoss auch Seth diese Zeit, kam aber in Sachen Beziehung kein Stück weiter. Wenigstens verstanden sich Atemu und Seto, wenngleich sie immer mehr gegeneinander konkurrierten, egal um was es ging. Solange es nicht im Streit endete, konnte Seth damit Leben.

Heute stand Setos fünfter Geburtstag an und den wollte Seth unbedingt feiern. Im letzten Jahr stand sein kleiner Sohn allein da, weil er einfach keinen Anschluss fand. Umso glücklicher war er, dass Seto durch Atemu Bakura und den kleinen Joey als Freunde dazuzählen konnte. Dadurch konnte Seth endlich eine kleine Geburtstagsfeier ausrichten. Aus diesem Grund war er auf dem Weg in die Konditorei, um einen Geburtstagskuchen zu kaufen. Yasuo war so nett auf Seto aufzupassen, damit er zuhause alles vorbereiten konnte.
 

In der Zwischenzeit raufte sich Yasuo die Haare. In den letzten Wochen klappte alles viel zu gut und deshalb wog er sich in Sicherheit. Ein schwerer Fehler, denn aus irgendeinem Grund bekamen sich die kleinen Rabauken in die Haare und gingen aufeinander los.

Atemu strampelte unter seinem rechten Arm und Seto unterm linken. Sie schmissen sich die wüstesten Beleidigungen an den Kopf, während Yasuo versuchte zu schlichten.

„Du blöder Kotzbrocken, du bist voll doof!“

„Und du bist ein gemeiner Fiesling!“, fauchte Seto und bekam Atemus Haare in die Finger.

„Auuuuuu, lass looooos!“ Atemu versuchte sich zu befreien und strampelte mit Armen und Beinen.
 

„Jungs, beruhigt euch. Warum streitet ihr?“

Atemu schaffte es sich loszureißen und büßte ein paar rote Haare ein. „Der blöde Seto hat meine Kiki gehauen!“

„Weil du meinen Drachen in den Mülleimer geworfen hast!“

„Hab ich nicht!“

„Hab ich doch gesehen!“

„Du lügst!“ Atemu bekam ein knallrotes Gesicht und versuchte Seto zu schlagen.
 

„Jetzt hört endlich auf! Sonst gibt’s keine Geburtstagstorte!“ Das letzte Mittel um den Streit zu schlichten und es funktionierte. Die Kleinen beruhigten sich und Yasuo konnte es wagen sie langsam abzusetzen. „Bakura und Joey sind gleich hier und dann holt uns Seth ab. Ihr seid brav, sonst mach ich meine Drohung wahr.“
 

Skeptisch flüsterte Seto in Atemus Ohr. „Macht er das Wirklich?“

Atemu schüttelte den Kopf. „Er macht immer das, was ich will. Ich weine dann ganz laut.“

„Dachte ich mir.“
 

„Ich kann euch hören.“ Ob Yasuo wollte oder nicht, er musste etwas an seiner Erziehung ändern. Selbst Seto fing an ihm auf der Nase herumzutanzen. Bei Seth verhielten sie sich ganz anders und hörten viel besser auf ihn. „Ich werde ihn um Tipps bitten, sonst gehe ich unter.“
 

Als die Klingel ertönte, liefen Seto und Atemu aufgeregt zur Tür. „Mach auf, Papa. Beeil dich.“

„Ich bin schon da, ihr Quälgeister.“ So schnell war der Streit vergessen. Wenn es doch bei den Erwachsenen auch so leicht gehen könnte.
 

„Joey, Kura“, jauchzte Atemu und auch Seto freute sich und begrüßte seine Gäste.

„Ich hab ein ganz tolles Geschenk für dich, Seto.“ Stolz hielt Joey sein blaues Päckchen hoch und drückte es dem Geburtstagskind in die Hände.

„Ich hab leider keins...“, ließ Bakura den Kopf hängen.

„Macht nichts, wir feiern heute und essen ganz viel Kuchen.“, lächelte Seto, dem es egal war ein Geschenk zu bekommen.

Bakura hob den Kopf und bevor er etwas sagen konnte, wurde er von Atemu stürmisch umarmt. „Wir schenken Seto mein Geschenk zusammen. Dann hast du auch was.“

„Wirklich?“ Diese Geste machte Bakura unendlich glücklich.

„Ich will euch Kikis neues Schloss zeigen.“, jauchzte Atemu und nahm die Truppe mit in sein Zimmer.
 

Mit verschränkten Armen lehnte Yasuo gegen den Türrahmen und schaute Bakuras Vater Kenzo mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Gönnst du deinem Kind nicht einmal eine Kleinigkeit zu verschenken? Selbst ich habe die Kohle dafür.“

„Für andere Gören gebe ich kein Geld aus. Bring ihn pünktlich um 18 Uhr nach Hause und Laber mich nicht dicht.“

Wie sehr Yasuo diesen Mann verabscheute konnte er nicht in Worte fassen. Er schluckte seinen Ärger runter und machte den Kindern zu liebe ein freundliches Gesicht. Er konnte es doch nicht ändern und wollte Bakura weiter im Auge behalten, wie er es die letzten vier Jahre schon tat. Er ging ins Kinderzimmer und beobachtete die Vier, wie sie sich begeistert diesen hässlichen rosa Alptraum anschauten. Nach wie vor konnte Yasuo die Begeisterung seines Sohnes nicht teilen, jedoch akzeptierte er alles, wofür Atemu Interesse zeigte. „Wollen wir etwas spielen, bis Seth hier ist?“

„Jaaaaaa“, kam es einstimmig und sofort wurde Yasuo umzingelt. „Dafür müsst ihr ganz brav sein.“

„Wir sind immer brav!“, sagte Atemu voller Stolz.
 

„Du bist der schlimmste von allen!“, zwinkerte Yasuo.

„Stimmt gar nicht, oder Seto?“

Seto schwieg lieber und schob Joey vor.
 

Bevor es wieder eskalierte, schlug Yasuo das altbewährte Spiel Topfschlagen vor und jeder der Jungs kam nacheinander dran. Diese Tage fand Yasuo besonders schön. Er mochte die leuchtenden Kinderaugen und auch Seto kam mehr aus sich heraus als gewöhnlich.
 

Als Seth dann endlich eintraf, um sie abzuholen, konnte der Kindergeburtstag richtig losgehen.

Dafür hatte sich dieser manchmal viel zu ernste Seth, eine Menge einfallen lassen. Er schien sehr viel mehr Spaß daran zu haben als die Kinder. Er hatte nicht nur viele Spiele in Petto, er machte sogar selbst mit. „Dafür, dass er so ein Kotzbrocken ist, kann er ganz schön kindisch sein.“, schmunzelte Yasuo und bekam prompt einen Klaps auf den Hinterkopf. „Au!“

„Wenn du schon lästerst, dann sei nicht so laut.“

„Ich läster doch nicht und seit wann stehst du hinter mir?“

„Ich wollte nur was trinken. Kaum kehre ich dir den Rücken und schon beleidigst du mich.“ Gespielt gekränkt schaute Seth in eine andere Richtung und nippte an seinem Apfelsaft.

„Ich hab‘s nicht so gemeint.“

„Erzähl das deiner Großmutter.“ Auch wenn sie sich in keiner Beziehung befanden, hatte sich für Seth viel verändert. Seto hatte endlich Freunde gefunden und er traf sich inzwischen auch privat mit Yasuo. Wenn es sich weiter so gut entwickelte, konnte er einen Schritt weitergehen. Allerdings musste er sich mit äußerster Präzision herantasten.

„Du bist doch nicht ernsthaft beleidigt?“ Yasuo beugte sich nach vorne, um Seths Gesicht zu sehen.

„Natürlich bin ich beleidigt. Inzwischen solltest du eine andere Meinung von mir haben. Obwohl ich von deiner Vorbestrafung weiß, lass ich dich weiter bei mir arbeiten und ich zahle dir sogar mehr. Das spricht doch für mich.“

„Das rechne ich dir auch an!“ Jetzt kam Yasuo ins Schwitzen. „Das sollte nur ein Scherz sein. Jetzt sei doch nicht so.“

„Dann leiste Wiedergutmachung.“ So leicht sollte Yasuo es nicht haben, außerdem fand Seth es einfach zu süß, wenn Yasuo versuchte ihn wieder milde zu stimmen.

„Na schön, was soll ich tun?“
 

„Du sollst Papa Seth ein Küsschen geben!“, rief Atemu rüber.
 

Yasuo lehnte sich resigniert an Seth. „Das er uns ständig beobachten muss.“

„Ich bin viel mehr erstaunt, dass er mich Papa nennt.“

Yasuo sagte lieber nicht, dass Atemu ihn in seiner Abwesenheit immer so nannte, sonst machte er sich noch falsche Hoffnungen.
 

Der Geburtstag neigte sich dem Ende entgegen und Seth fuhr die Truppe wieder zurück. Schlafend saßen die vier auf dem Rücksitz und sahen rundherum zufrieden aus.
 

Auch Yasuo war nach diesem Tag erledigt. „Seto mag sein neues Stofftier, sonst hätte er es nicht mitgenommen.“

„Er mag alles, was mit Drachen zu tun hat. Du hast sein Zimmer ja gesehen. Es quillt beinahe über vor Stofftieren.“

„Du kannst Seto genauso wenig etwas abschlagen, wie ich Atemu.“, grinste Yasuo breit.

„Mit dem Unterschied, dass ich entscheide, wann er etwas bekommt.“, zwinkerte Seth.

„Dagegen kann ich nichts einwenden. Gibt mir mal einen Tipp, damit ich den richtigen Dreh bekomme. Ich kann es leider nicht abstreiten, wenn du sagst Atemu tanzt mir auf der Nase herum.“
 

Innerlich freute sich Seth wie ein kleines Kind. Noch nie bat Yasuo um Erziehungstipps. Sie kamen in kleinen Schritten voran und vielleicht konnten sie von einer Affäre in eine Beziehung wechseln. So schnell wollte Seth eben nicht aufgeben. Je mehr er Yasuo kennenlernte, umso sicherer wurde er. „Wir können das morgen bei einem Kaffee besprechen.“

„Von mir aus. Lass uns nach der Arbeit mit den Jungs in ein Café gehen. Ich kenne eins, dass dich umhauen wird.“

Oho, klang ein klein wenig nach einem Date, jedenfalls in Seths Vorstellung. „Klingt gut.“

Yasuo zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Du freust dich so, hat das seinen Grund?“

„Nein, ich...“ Eine passende Ausrede fiel Seth nicht ein und bekam stattdessen rote Wangen.

„Du denkst doch gerade an Sex!“

Solange Yasuo nicht an ein Date dachte, war das schon in Ordnung. „Erwischt...ich kann halt nicht aus meiner Haut.“

Yasuo sah aus dem Fenster den vorbeiziehenden Häusern nach. „Da wirst du bis morgen warten müssen.“

„Ja...klar...bis morgen.“ Wie gerne würde Seth zusammen mit Yasuo nach Hause fahren und mit ihm die Nacht verbringen. Gemeinsam zu Abendessen und mit den Kindern noch einen Film anschauen. Seine Sehnsucht wurde mit jedem Tag größer. Stattdessen verabschiedeten sie sich nach Feierabend und unternahmen nur sehr selten etwas außerhalb der Firma. Das genügte Seth schon lange nicht mehr. Er wollte einen Schritt weitergehen und mit Yasuo eine echte Beziehung eingehen. Warum musste dieser Kerl auch so stur sein?

Die restliche Fahrt über wurde Seth diese Gedanken nicht los, während Yasuo davon nichts ahnte und sich einfach auf sein Bett freute.
 

Während Seto schlafend im Auto blieb, half Seth Yasuo die kleinen nach Hause zu bringen.

„Nimm du Joey, ich nehme Bakura.“, schlug Yasuo vor. Atemu konnte erstmal hierbleiben. „Du musst in den dritten Stock und bei Wheeler klingeln.“

Seth nickte verstehend und machte sich mit dem schlafenden Joey auf den Weg.
 

Yasuo indes klingelte Punkt 18 Uhr bei den Tokushimas. Leider öffnete Kenzo und Yasuo versuchte gute Miene zu machen. Er zwang sich zu lächeln, was sehr seltsam aussah. „Der Kleine ist fix und fertig, aber er hatte großen Spaß.“

Kenzo rüttelte grob an den schlafenden Bakura. „Wach auf, deine Mutter wartet mit dem Abendessen.“

Müde rieb sich Bakura die Augen.

„Lass ihn doch schlafen.“, knurrte Yasuo. „Was ist dein Problem?“ Er drückte Bakura stärker an sich, weil er ahnte, worauf das hinauslief. Es war schließlich nicht das erstmal und Yasuo kannte diesen Mann schon viele Jahre, deshalb konnte er ihn inzwischen einschätzen.

„Das geht dich einen Scheißdreck an. Der Bengel soll nicht verwöhnt werden, sonst macht er sich das noch zur Gewohnheit.“

Yasuo atmete tief durch und stellte den müden Bakura auf seine Füße. „Geh zu deiner Mutter und erzähl ihr was du heute Schönes erlebt hast.“ Yasuo spürte wie Bakura leicht zitterte. Was machte er jetzt? Kenzo war auf Krawall gebürstet und ließ seine Wut ganz bestimmt an seiner Familie aus. Beim letzten Mal mischte er sich ein und es ging glimpflich aus. Ob es wieder so sein würde, bezweifelte Yasuo stark.
 

„Guten Abend, Yasuo!“, grüßte Frau Tokushima, was Yasuo in Alarmbereitschaft versetzte. Sie nannte ihn nie beim Vornamen.

„Kann Bakura heute bei Ihnen übernachten?“

„Sehr gerne.“ Dann spielte er eben mit. Yasuo beugte sich zu Bakura runter und legte seine Hände auf die schmalen Schultern. „Hast du Lust bei Atemu zu übernachten?“

Bakura nickte hastig, aber schaute gleichzeitig seine Mama an.
 

„Ich wünsche dir viel Spaß, mein Schatz. Ich hol dich morgen Abend ab.“

Morgen Abend? Hatte sie solche Angst um ihr Kind? Wenn sich diese Tür schloss, dann hielt Kenzo sich ganz sicher nicht mehr zurück und sie bekam seinen ganzen Zorn ab.
 

„Seid ihr endlich fertig?“, feixte Kenzo. „Ich hab noch einiges zu tun.“

„Was zum Beispiel? Deine Frau verprügeln?“ Jetzt hatte er es doch ausgesprochen.

„Du mischst dich mal wieder in meine Angelegenheiten. Verpiss dich endlich.“ Grob packte er Bakura am Arm und zog ihn in die Wohnung. Laut fing der kleine Junge an zu weinen, was Kenzo noch wütender machte. „Halt die Fresse, du dämliches Gör!“ Mit dem Fuß holte er aus, doch bevor er sein Ziel erreichte, wurde er am Kragen zurückgezogen und kassierte einen harten Faustschlag ins Gesicht. Taumelnd fiel er rücklings zu Boden. Doch anstatt wütend zu sein, fing Kenzo an zu lachen. „Dafür bekommst du eine Anzeige. Du bist ein gottverdammter Idiot und denkst, du kannst dir alles erlauben. Du willst unbedingt in den Knast, genau wie damals. Kannst du haben!“

Yasuo knackte mit den Fingern. „Genau wie damals kannst du dich mit niemanden deiner Größe anlegen. Du bist ein feiges Arschloch, das in seine Schranken verwiesen werden muss.“
 

Kenzos Lachen erstarb und er stand auf. „Du bist mir nicht gewachsen. Damals bist du für mich in den Knast gegangen und wenn du dich nicht endlich aus meinen Angelegenheiten raushältst, landest du wieder hinter Gittern.“

Darauf durfte sich Yasuo nicht einlassen. Eine andere Lösung musste her. „Frau Tokushima, Sie übernachten heute bei mir.“ Eine andere Idee hatte Yasuo nicht. Vor dem kleinen Jungen durfte er nicht noch weiter gehen und wenn er Kenzo verprügelte, war er eindeutig der Schuldige.
 

Frau Tokushima nahm Bakura auf den Arm und ging an ihrem Mann vorbei. Dieser wollte sie packen und zurückziehen, doch Yasuo stellte sich dazwischen. „Ich habe kein Problem dir die Fresse zu polieren.“

Kenzo wich nicht zurück und holte mit der Faust aus. „Ich auch nicht!“ Zu seinem Pech hatte er nicht mit Yasuos Reaktion gerechnet und wurde wortwörtlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ihm schwanden die Sinne und er verlor das Bewusst sein.

„Ich räum den aber nicht weg.“ Yasuo fuhr sich nervös durch die Haare. Soweit wollte er doch nicht gehen. Kaum zu glauben, dass sie früher einmal Freunde waren.
 

Bakura schaute vorsichtig zu seinem Vater und dann Yasuo an. Was sollte er davon halten? Seine Mama war jedenfalls viel entspannter und lächelte sogar. „Genau wie Atemu gesagt hat.“

„Was hat er denn gesagt?“, wollte Yasuo wissen.

„Das du auf uns aufpasst, wenn Papa böse wird. Schläft er jetzt?“

„Ja, er schläft. Morgen wird ihm der Schädel brummen, jede Wette.“ Von weiten hörte Yasuo Polizeisirenen. So ein verdammter Mist.
 

„Vermutlich hat ein Nachbar die Polizei gerufen.“, vermutete Frau Tokushima. „Gehen Sie bitte, ich lass mir etwas einfallen.“

„Das bringt nichts.“ Yasuo deutete unauffällig auf eine Nachbarin, die drei Wohnungen weiter durch die halboffene Tür spähte. „Die kennen mich, deshalb bleibe ich hier.“
 

„Ich werde aussagen, dass Sie uns nur helfen wollten. Verzeihen Sie die Umstände.“ Schuldbewusst senkte sie den Kopf.

„Diese Entscheidung habe ich getroffen. Sie wollten mich mit Bakura wegschicken, deshalb gibt es nichts zu entschuldigen.“ Vermutlich durfte er die Nacht in Polizeigewahrsam verbringen, aber das war es Wert.
 

„Was geht hier vor?“ Seth schaute mit schreckgeweiteten Augen erst auf Herrn Tokushima und dann zu Yasuo. „Was hast du gemacht? Ich war doch nur kurz bei den Wheelers.“

„Naja… Es ist ein wenig eskaliert.“

„Herr Katsuro hat uns geholfen.“ Frau Tokushima fiel das alles nicht leicht, aber sie wollte nicht, dass Yasuo im falschen Licht dastand.

„Was auch immer dazu geführt hat...“ Dabei war dieser Tag wirklich schön gewesen. Mit diesem Ausgang hatte er nicht gerechnet. „Du schuldest mir eine Erklärung, Yasuo.“

„Auf die wirst du noch eine Weile warten.“ Offengestanden hatte Yasuo keine Lust irgendwem etwas zu erklären.

Wie befürchtet nahm die Polizei ihn mit, während Kenzo im Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurde.
 

„Wenn sie Aussagen wollen, kommen Sie aufs Revier, Frau Tokushima.“, erklärte ein Polizist.
 

Bevor Yasuo ins Polizeiauto stieg, wendete er sich noch einmal an Seth. „Pass bitte auf Atemu auf, solange ich weg bin.“

Klamm nickte Seth. Er fühlte sich seltsam und er wusste nicht, was er davon halten sollte. Yasuo hätte die Polizei rufen können, anstatt vor den Augen eines kleinen Kindes eine Prügelei anzuzetteln.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Duchess
2022-11-07T16:39:34+00:00 07.11.2022 17:39
Ouh jeeeee
Die beiden waren sogar mal Freunde? Und dann kam das dabei rum?
Immerhin könnte man Yasuos Eingreifen als Notwehr auslegen. Sie hatte ihn ja indirekt um Hilfe gebeten.
Dabei war der Geburtstag doch so schön
Antwort von:  DonnaHayley
07.11.2022 20:48
Die Rückblende bzw. die Erzählung dazu kommt noch. Yasuo war zu naiv und hat sich blenden lassen.
Jetzt wird Seth beweisen, wie er mit dem eigenwilligen Atemu zurecht kommt, der seinen Papa sehr vermisst.
Antwort von:  Duchess
07.11.2022 20:52
Oh stimmt ja, der kleine Atemu muss ohne Papi ausharren. Aber für Seth wäre das ein Schlüssel zu Yasuo
Antwort von:  DonnaHayley
07.11.2022 20:54
Leider ist der kleine Atemu seeeeeehr verwöhnt und er hängt noch mehr an seinem Papa. Seth wird es nicht leicht haben.
Antwort von:  Duchess
07.11.2022 21:06
Das ist völlig okay XD
Wenn Seth Yasuo wirklich will muss er sich halt mal ins Zeug legen!
Antwort von:  DonnaHayley
07.11.2022 21:07
Sehe ich ganz genauso. :D
Ohne Mühe, keinen Lohn. XD
Von:  CharlieBlade1901
2022-11-06T17:45:43+00:00 06.11.2022 18:45
Charlie: „Mega süß was da am Ende passiert ist. Ich weiß nur nicht, ob ich jetzt hoffen soll, dass Bakura Mutter mit ihm zusammen kommt oder Seth. Denn irgendwie will ich beide pairings und sowohl Bakura wie auch Seto als Bruder. Mir würde sogar ne WG mit den dreien gefallen und bakuras Mutter mit Joeys diesmal mal nicht Alkohol abhängigen sondern ausnahmsweise mal normalen Vater. Ich werfe die Idee einfach mal so in den Raum.“
Seth: „Hm interessant würde mir vielleicht auch gefallen. Was meinst du.“
Yasou: „Es wäre ne Überlegung wert.“
Antwort von:  DonnaHayley
07.11.2022 20:46
Bakuras Mutter wäre nicht abgeneigt. Mit Yasuo hätte sie einen liebevollen Mann, der ihre beiden Kinder annehmen würde.
Ich muss gestehen, beim schreiben kam mir der Gedanke auch.
Joey hat in dieser Geschichte einen tollen Papa, der seine Frau auf Händen trägt.
Ich schau mal wie sich das Ganze entwickelt.


Zurück