Zum Inhalt der Seite

Das Leben danach

Magister Magicae 12
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der einsame See

Waleri saß am Küchentisch und knetete beim Lesen unbewusst seine Armmuskeln durch. Er hatte sich auf die Schnelle einen Job in einem Baumarkt gesucht, wo er große Säcke mit Zement oder Blumenerde hin und her schleppte. Oder schwere Hartholzplatten. Der Job machte ihm derzeit körperlich noch etwas zu schaffen, weil er so eine Art von Arbeit nicht mehr gewöhnt war. Entsprechend hatte er ein wenig Muskelkater. Aber er würde sich sicher schnell daran gewöhnen, zumal er ja jetzt auch jeden Tag in Serhiis Fitness-Center herumlungerte. Er würde umgehend wieder fit sein. Und es half ja nichts: er musste ein bisschen Kohle ranschaffen. Er hatte aus Motus-Zeiten zwar noch etliches an Rücklagen. Vladislav hatte ihn durchaus an dem ganzen Gewinn teilhaben lassen, den der Waffen- und Sklavenhandel abgeworfen hatte. Aber er wollte seine neue "Herde" nicht auf dieses riesige, dubiose Bargeld-Vermögen aufmerksam machen, um keine blöden Fragen zu riskieren. Er musste wenigstens so tun, als würde er seine laufenden Kosten aus einer ehrlichen Arbeit bestreiten. Genau genommen war das ja auch sein eigenes Ziel.

"Waleri?"

"Anwesend", erwiderte der neckisch und schaute aus seiner Zeitung hoch. Vor ihm war Olha aufgetaucht. Im Gegensatz zu der kriegerischen, rauflustigen Katerina war sie eher ein sittsamer, süßer und liebevoller Typ. Und obwohl Waleri beide mochte, hätte er Olha im Zweifelsfall doch insgeheim den Vorzug gegeben.

"Waleri, fährst du mit mir zum Bergsee rauf?"

"Hier gibt es einen Bergsee?"

"Ja, gar nicht weit von hier. Mit einem Auto kommt man die Geröllstraße nicht hoch. Darum ist er unbekannt und kaum besucht. Aber mit einem leistungsstarken Motorrad erreicht man ihn ganz gut. Du kannst doch Motorrad fahren, oder?"

"Ja, schon. Hast du denn eins?"

"Serhii hat eins. Wir brauchen ihn nur zu fragen."

"Na schön!?", stimmte Waleri mit einem Schmunzeln zu. "Bin dabei."

"Super! Dann los, solange es noch nicht so warm ist. Nachmittags liegt das Gebiet in der prallen Sonne."

"Äh ... jetzt sofort?"

"Du hast mir versprochen, mir deine wahre Gestalt zu zeigen. Da oben ist genug Platz für ein vier Meter langes Elasmotherium", lächelte sie ihn noch an, dann war sie schon wieder zur Tür hinaus verschwunden.

Mit irritiert gerunzelter Stirn klappte Waleri die Tageszeitung zu und ließ sie einfach auf dem Tisch liegen, als er sich erhob. Es wäre ihm neu gewesen, dass es mitten in Moskau Berge gegeben hätte, geschweige denn Bergseen. Er war gespannt, was diesem Tümpel seinen klangvollen Namen eingebracht hatte.
 

Waleri klopfte höflich an der Zimmertür, erhielt keine Antwort, und schob die Tür schließlich unaufgefordert auf. Vorsichtig lugte er um die Ecke. "Serhii?"

"Komm schon rein, Mann!"

"Du hast nichts gesagt ..."

"Nein. Was sind denn das auch für Sitten?", grinste der Gym-Besitzer schelmisch. "Als ob hier bei uns angeklopft würde. So weit kommt´s noch."

Waleri betrat Serhiis Zimmer also ganz. Obwohl er sich nicht bewusst umschaute, sprangen ihm gewisse Dinge doch ganz von selber ins Auge. Zum Beispiel die Hantelbank in der Ecke, als ob ein komplettes, eigenes Fitness-Studio dem Kerl noch nicht reichen würde. Oder der Berg unsortierter Wäsche auf dem Fußboden. Ordnung war keine seiner hervorglänzendsten Tugenden.

"Was gibt´s?", wollte Serhii fröhlich wissen und widmete sich wieder seiner letzten Tätigkeit. Er sammelte Matchbox-Autos und verbrachte viel Zeit damit, diese zu polieren und zu entstauben.

"Olha hat mich gefragt, ob ich mit ihr zu irgendeinem See in der Nähe fahren will."

"Cool. Tu das."

"Sie meinte, ich soll dich fragen, ob wir uns dein Motorrad leihen dürfen."

"Klar", lächelte Serhii, sprang von seinem Sofa hoch und hatte mit einem Handgriff den Schlüssel in all dem Chaos hier gefunden. Den warf der Waleri in hohem Bogen zu. "Fahr tanken, dann kannst du es haben."

"Ja ... äh ... und wo finde ich das gute Stück?", wollte Waleri ahnungslos wissen. Dabei warf er einen Blick auf den Zündschlüssel, um vielleicht an dessen Aufmachung schon zu erraten, was ihn erwarten würde.

"Achso, du weißt ja noch nicht, wo unser Parkplatz ist. Komm mit, ich zeig´s dir." Serhii stellte sein Matchbox-Auto beiseite, das er noch in der Hand gehalten hatte, und trieb Waleri mit scheuchenden Handbewegungen vor sich her aus dem Zimmer.
 

Serhii schleppte ihn in den Keller, dort durch eine unscheinbare Seitentür, einige verwinkelte Gänge entlang, und landete schließlich in einer Tiefgarage. Mit ausgebreiteten Armen und einem theatralischen "Tadaaa" präsentierte er Waleri sein Gefährt, und beobachtete dann ganz genau dessen Gesichtsausdruck.

Waleri stand sekundenlang nur da und konnte sich nicht entscheiden, ob er lachen oder heulen sollte. Auch wenn das Ding offensichtlich aufgemotzt und gemodded war, wusste er nichtmal, ob er überhaupt mit Olha zusammen auf dieses Vehicle draufpassen würde, geschweige denn ob es sie beide trug. "Du fährst eine Schwalbe? Willst du mich verdammt nochmal verarschen?"

"Ey, nichts gegen mein Baby, ja?", lachte Serhii, der mit dieser Reaktion gerechnet hatte, und ging selbst näher heran. "Die Süße hat fast 150 PS, Mann. Also sei vorsichtig mit dem Gas-Pedal."

"Ja, schon, aber ..." Waleri wusste beim besten Willen nicht, was er sagen sollte, und hob hilflos die Schultern. Er stellte sich vor, wie er mit seiner Bodybuilder-Statur auf diesem lachhaften Moped aussehen würde. Er würde auf der Straße alle Blicke auf sich ziehen - und zwar nicht im positiven Sinne.

Serhii ging neben seiner Schwalbe in die Hocke und winkte ihn näher heran. "Komm mal her, ich will dir was zeigen. Siehst du die Schweißnähte hier? Ich hab das Grundgerüst mit zusätzlichen Stahlträgern verstärkt. Du kannst die Maschine mit fast einer halben Tonne überladen. Das hält sie aus."

"Das hast du selber gemacht?", hakte Waleri nach und spürte langsam doch etwas Neugier und Achtung in sich aufkeimen.

"Ja. Alles da dran ist Handarbeit. Ich schraube seit Jahren an dem guten Stück rum. Die Federung ist auch getuned. Das Moped liegt vielleicht etwas hart in den Kurven, aber andernfalls würde sie bei dem Eigengewicht auf dem Boden aufsetzen."

"Wie weit kommt man mit diesem Feuerstuhl? Wenn du die Maschine auf 150 PS hochgeschraubt hast, ist da doch sicher kein Standard-Einzylinder-Zweitaktmotor mehr drin, oder?"

"Nein. Deshalb hat sie auch keinen 6,8-Liter-Tank mehr. Da passt inzwischen schon ein bisschen mehr rein", lächelte Serhii verschwörerisch.

"Und? Höchstgeschwindigkeit?", wollte Waleri wissen. Inzwischen doch ein wenig beeindruckt umrundete er den umlackierten, verchromten Kleinroller mit den geländegängigen Reifen, um ihn sich von allen Seiten anzusehen. 150 PS in so einem Ding. Das gehörte verboten. Diese Maschine war eine Waffe!

"Finde es heraus!", schlug Serhii vor. "Aber tu mir einen Gefallen und lass dich nicht blitzen. Sonst bist du deine Lappen und ich mein Motorrad los. An dem Baby ist nicht alles Original, wenn du verstehst ..."

Waleri stopfte die Hände in die Hosentaschen seiner Jeans und nickte leicht vor sich hin. Außer dem Sitz war an diesem Ding vermutlich gar nichts mehr Original, dachte er insgeheim. Aber er sagte nichts. Er hoffte einfach, damit in keine Verkehrskontrolle zu geraten.
 

Der 'Bergsee' trug seinen Namen nicht gänzlich zu Unrecht. Soweit Olha ihm das erklärt hatte, war das früher ein Tagebau gewesen, den man später wieder renaturiert und mit Wasser aufgefüllt hatte. Ein Bergwerk sozusagen. Also heute folglich ein Bergsee. Womit Olha aber wirklich nicht gelogen hatte, war die Beschreibung der Geröllstraße, die hier her führte. Diese Piste war für Autos tatsächlich unpassierbar, einerseits wegen der Schlaglöcher und herumliegenden Felsbrocken, andererseits wegen dem abnorm steilen Gefälle auf Teilen der Strecke. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er es mit einer Simson und einem zusätzlichen Beifahrer darauf bis hier her geschafft hatte. Der Vorteil war: man hatte hier in der Tat seine Ruhe. Keiner fuhr freiwillig sein Fahrzeug zu Schund, um hier her zu kommen. Es gab keine Badegäste, sie waren vollkommen allein.

Olha hatte sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen und planschte fröhlich im Wasser herum. Nachdem sie ein bisschen hin und her geschwommen war, spritzte sie Waleri nass, welcher immer noch voll bekleidet auf der Wiese in der Sonne lag. "Los, jetzt komm schon mit rein!", verlangte sie. "So kalt ist das Wasser nicht."

"Darum geht es doch gar nicht. Ich hab keine Badesachen dabei. Ich dachte nicht, dass du hier wirklich baden willst."

"Ich hab auch keine dabei. Na und? Man kann super in Unterwäsche schwimmen."

"Du wirst dich in den nassen Klamotten zu Tode erkälten", prophezeite Waleri ihr. Als Antwort bekam er wieder einige geschöpfte Hände voll Wasser ab und ging erschrocken in Deckung.

"Dann zeig mir deine Elasmotherium-Gestalt", quängelte Olha weiter. "Zumindest das hast du mir versprochen."

Etwas lustlos schaute Waleri an sich selbst herab. Weder seine Jeans noch sein hautenges T-Shirt würden eine Verwandlung mitmachen. Er musste sie vorher ausziehen, sonst würden sie bei der Verwandlung zerreißen. "Na meinetwegen ...", gab er dennoch nach. Versprochen war ja versprochen.

Olha kämpfte sich aus dem Wasser heraus ans Ufer zurück und kam pitschnass näher, während er ohne Eile sein T-Shirt abstreifte. "Du bist ja gar nicht so krass tätowiert wie ich dachte", lächelte sie und fuhr - zwar ungefragt aber sanft - mit den Fingern über seine Haut. "Es sind ja doch nur die Arme. Ich dachte, die Tattoos würden unter den Klamotten weitergehen."

"Nein. Ich hab irgendwann damit aufgehört", meinte er gelassen. "So hier reicht es mir."

"Ein Glück. Ich bin ehrlich gesagt kein Fan von Leuten, die sich zu extrem zuhacken lassen. Aber das hier kann man gelten lassen."

Waleri musste kichern. "Versuchst du mir gerade zu sagen, dass ich dir gefalle?"

"Wer weiß? Mach erstmal weiter!", scherzte sie und deutete auf seine Hose.

Er drehte sich unbewusst ein wenig von ihr weg, als er seinen Hosenknopf und den Reißverschluss öffnete. Irgendwie genierte er sich schon ein wenig, musste er sich eingestehen, ohne sagen zu können warum. Er hatte schon so viele Mädchen gehabt, meist Prostituierte, selten auch mal Freiwillige. Aber irgendwie war das bisher immer etwas anderes gewesen als hier. Es hatte bisher immer nichts bedeutet. Es waren einmalige Vergnügungen gewesen, die er danach wieder vergessen hatte. Olha hingegen war das erste Mädchen, das er nicht als Wegwerfware ansah. Er WOLLTE ihr gefallen. Er WOLLTE, dass hier etwas Dauerhaftes, etwas Ernstes draus wurde. Etwas Respektvolles. Wohl darum hatte er das dringende Bedürfnis, anständiger an die Sache heranzugehen als sonst. Und sich hier vor ihr auszuziehen kam ihm gerade auf undefinierbare Weise unanständig vor. "Gut, mach mal ein bisschen Platz. Elasmotherium sind große Viecher, wie du weißt", warnte er sie vor und beugte sich bereits ein wenig nach vorn, da er bei der Verwandlung ohnehin in den Vierfüßler-Stand kippen würde.

Olha zog ihren nassen BH aus und tat es ihm gleich. Auch sie nahm ihre wahre Gestalt als Elasmotherium an. Ihrer echten Erscheinung sah man noch deutlicher an, wie jung sie tatsächlich war. Ihre Elasmotherium-Form war sicher noch nicht ganz ausgewachsen.
 

Die warme Sonne auf seinem Rücken tat gut. Waleri fror sich echt den Hintern ab. Nachdem sie irgendwann in ihre menschlichen Tarngestalten zurückgekehrt waren - und weil sie nun sowieso einmal bis auf die Unterhosen ausgezogen waren - hatte Olha ihn tatsächlich doch noch zum Schwimmen überredet. Und das Wasser im See war entgegen ihrer Behauptung wirklich arschkalt gewesen.

Nun lagen sie zusammen wieder in der Wiese und trockneten in der Sonne vor sich hin, weil er sich weigerte, sich und Olha in nasser Unterwäsche dem Fahrtwind auf dem Moped auszusetzen. Er wollte nicht, dass sie beide am Ende Blasenentzündungen hatten. Die junge Dame sah das noch um einiges verantwortungsloser als er, hatte sich aber geschlagen gegeben.

Etwas zurückhaltend stand Waleri nun auf allen Vieren über ihr. Natürlich war ihm klar, worauf sie hinaus wollte. Sie hatte ihn ja eigenhändig auf sich gezogen und lag auf dem Rücken unter ihm, fast nackt bis auf den Anstands-Schlübber. Die Initiative war durchaus nicht von ihm ausgegangen, obwohl er nach dem Baden selbst nur noch eine wassergetränkte Unterhose trug. Da er keine Anstalten machte, hemmungslos über sie herzufallen, reckte sie ihren Kopf hoch und kam ihm mit dem Kuss einfach entgegen.

"Du bist noch unberührt, oder?", wollte der Hühne ruhig wissen. Es war nicht so, dass er sie nicht attraktiv gefunden hätte, oder sie nicht hätte haben wollen. Es war nicht mal so, dass er das hier nicht geahnt hätte, schon seit dem Moment als sie ihn zu diesem Ausflug überredet hatte. Aber er wollte auch nichts überstürzen.

Olha bestätigte schnurrend und küsste ihn wieder.

"Bist du sicher, dass du deine Jungfräulichkeit ausgerechnet mir opfern willst?"

Das Mädchen lächelte vergnügt und fuhr mit den Händen zärtlich über seine Muskeln. "Ich habe bewusst gewartet, bis ich den Richtigen finde. Und du BIST der Richtige."

"Das gibt mir ein wertgeschätztes Gefühl, danke", hauchte er gegen ihren Hals und schloss den Satz seinerseits mit einem Kuss ab. "Das Erste Mal ist aber für gewöhnlich schmerzhaft. Sei nicht böse auf mich, wenn es ein bisschen wehtut, okay?"

"Mh. Bei deiner Zurückhaltung bist du sicher der letzte, dem man da Vorwürfe machen kann", kichert sie.

"Wie du möchtest." Waleri angelte nach seiner herrenlos am Rand herumliegenden Jeans und kramte ein Kondom aus der Hosentasche. "Jungfrau hin oder her, aber schwängern werde ich dich nicht." Er beugte sich wieder zu ihr herunter und fügte noch ein neckisches, gerauntes "NOCH nicht!" an, ehe er sie küsste.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich fasse es immer noch nicht, dass ich das hier wirklich geschrieben habe. XDD

Okay, ihr Lieben. Von jetzt an kann ich leider keinen täglichen Upload mehr versprechen. Im Rest der Story muss ich erst noch einige Lücken füllen, da herrscht noch ein wenig work in process. :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück