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Das Spiel ist aus

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Triggerwarnung: Suizid Komplett anzeigen

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Kapitel 4

Zwei Tage zuvor- Hikari:

 

Sie lag auf dem Rücken, mitten in ihrem Zimmer und starrte an die Decke. Zum Millionsten Mal, zogen ihre Gedanken nun immer die gleichen Kreise, verirrten sich, verkanteten und die Spirale begann wieder von neuem. Heute war mal wieder so ein Tag, an dem einfach nichts gelang. Ihr Lächeln fühlte sich falsch an, jedes Wort, das sie wechselte, wirkte gelogen und jeder Schritt, den sie machte, war wie einer, in die falsche Richtung. Am liebsten hätte sie geweint, doch irgendwie, wollten da keine Tränen fließen. Was war denn nur los? So war sie doch früher nicht. Früher war es ihr doch leicht gefallen, zu lächeln. Sie konnte sich mit den Leuten unterhalten. Positiv in Richtung Zukunft gehen.

Doch seit einiger Zeit, waren da diese Gedanken. Gedanken, die sie immer wieder beschäftigten, belasteten und in die Tiefe zogen. Wieder einmal überkam Hikari das Bedürfnis, sich jemandem anzuvertrauen. Doch sie schaffte es einfach nicht, sich aufzuraffen. Stattdessen blieb sie einfach auf ihrem Boden liegen und starrte weiter an die Decke. Wenn ich doch einfach nicht mehr hier sein müsste, einmal diesen Gedanken entfliehen könnte, wenn die Welt einfach einmal stoppen würde, dachte sie und schloss ihre Augen. Da tauchte ein Bild vor ihr auf. Blonde Haare, blaue Augen. Sie hob ihre Lider. Nein, wenn sie nicht mehr da war, was würde dann aus Takeru werden? Oder ihrem Bruder, ihren Freunden, ihrer Familie?

Mühsam richtete sie sich auf. In ihrem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus. Wann hatte sie das letzte Mal etwas zu sich genommen? Vielleicht hatte ihre Mutter noch ein Mittel gegen Übelkeit. Sie stand auf, um ins Badezimmer zu gehen. Ihre Eltern waren auf der Arbeit und Taichi in der Schule, Hikari hatte behauptet, krank zu sein und da sie seit Tagen schon so blass aussah, stellte ihre Mutter sie nicht infrage. Mühsam schleppte sie sich zum Arzneischrank, der über dem Waschbecken im Badezimmer hing und öffnete ihn. Hikari kramte darin herum, auf der Suche nach einem Medikament, für ihren Magen.

Als sie nicht fündig wurde, wollte sie bereits aufgeben, doch da erregte eine kleine Schachtel ihre Aufmerksamkeit. Sie nahm sie heraus und drehte sie herum. Es handelte sich dabei um ein Mittel zum Einschlafen, welches ihrer Mutter vor langer Zeit einmal verschrieben wurde. Neugierig öffnete sie die Packung, sie war noch fast voll. Hikari erinnerte sich, dass das Medikament ziemlich stark war und ihre Mutter nur wenige der Tabletten eingenommen hatte, da sie sich davon so betäubt fühlte. Sie starrte einen Moment auf die kleinen Pillen, dann schloss sie die Schranktür und ging, mit der Packung in der Hand, zurück in ihr Zimmer.

Unsicherheit überkam Hikari. Sollte sie wirklich auf so etwas zurückgreifen? Andererseits könnte sie so vielleicht die Gedanken, die sie quälten, betäuben. Wenigstens für eine Weile. Sie zog den Blister hervor und drückte ein paar der Tabletten heraus. Sie hatte keine Ahnung, wie viele nötig waren, doch sie wollte lieber kein Risiko eingehen. Nicht, dass sie zu wenige nahm und sie nicht halfen. Sie begann mit vier Tabletten. Nach einer halben Stunde, merkte sie nichts.

Sie nahm noch einmal die Schachtel zur Hand und drückte noch vier weitere Pillen heraus. Nach einer Weile, begann ihr Blick sich etwas zu vernebeln und ein leichtes Schwindelgefühl setzte ein. Doch die Gedanken kreisten noch immer in ihrem Kopf herum. Also nahm sie sich ein letztes Mal einen der Blister und schluckte nun gleich sechs der Tabletten hinunter.

Langsam spürte sie die Wirkung. Es fühlte sich an, als habe jemand einen Föhn genommen und damit ihre Gedanken regelrecht weggepustet. Das Schwindelgefühl verstärkte sich und Hikari musste sich auf den Boden legen. Sie bemerkte, wie ihre Glieder schwer wurden. Als sie die Müdigkeit überkam, schloss sie ihre Augen. Wie herrlich dieses Gefühl war. Sie fühlte sich so leicht, frei von allem Ballast. Und als sie endlich die Schwärze umfing, hieß sie diese willkommen, wie einen alten Freund.
 

Im Zwischenreich:

„Nummer 161, die Nummer 161 bitte.“ Hikari sah noch einmal auf ihren Zettel. Als Takeru plötzlich verschwunden war, hatte sie panisch nach ihm gerufen, doch nichts geschah. Nun war es ihre eigene Nummer, die aufgerufen wurde. Sie hob ihren Blick und sah einen Mann hinter dem Serviceschalter. Als er ihr ein Lächeln schenkte, machte sie ein paar Schritte auf ihn zu.

„Guten Tag, Hikari Yagami.“, wurde sie von dem Fremden begrüßt. Seine Stimme und sein Lächeln wirkten freundlich, dennoch bekam sie eine Gänsehaut, als er sie ansprach. „Mein Name ist Pierre und ich möchte dich offiziell im Zwischenreich willkommen heißen.“, sagte er. „Zwischenreich?“, fragte Hikari, die nun an den Schalter herangetreten war. Mit gerunzelter Stirn, musterte sie ihren Gegenüber. Er war ungefähr so alt, wie ihr eigener Vater und sein braunes Haar wurde allmählich hier und da von einigen grauen Strähnen durchzogen.

Einen Moment schien es, als würde sein Blick weicher, als er sie betrachtete. Als er sprach, schwang so etwas wie Mitleid in seiner Stimme: „Ich sage es ohne Umschweife. Hikari, Sie sind tot.“ Zuerst konnte sie seinen Worten nicht folgen. Doch als sie realisierte, was er da sagte, weiteten sich ihre Augen und sie suchte seinen Blick. „Waren das…“ Sie schluckte und räusperte sich, ihre Stimme klang viel zu dünn. „…waren das die Tabletten, die ich genommen habe?“, fragte sie. Pierre betrachtete sie einen Moment schweigend, ehe er antwortete: „Ja. Du hast zu viele von ihnen genommen und bist dann einfach eingeschlafen.“

Als er die förmliche Anrede fallen ließ, bemerkte Hikari wirklich, dass er sie bemitleidete. Sie ertrug es nicht, wie er sie ansah und schloss ihre Augen. Plötzlich kam ihr ein Gedanke und sie riss sie schlagartig wieder auf. „Was ist mit Takeru?“ Als sie die Frage formulierte, war ihr bereits klar, was Pierre antworten würde. „Auch er ist tot. Jeder hier im Zwischenreich, ist gestorben. Aber ich darf dir die Gründe der anderen nicht nennen. Sei gewisse, dass auch deine Todesursache niemandem verraten wird.“

Eine Weile schwiegen sie sich nur an. Hikari brauchte einen Moment, um alles zu realisieren. Irgendwann räusperte Pierre sich leise und schob ihr ein Blatt Papier entgegen. Bis auf eine einzige Zeile, war es vollkommen leer. „Hast du noch Fragen?“ Nun hielt Pierre ihr auch einen Stift hin. Als Hikari ihn ergriff, fragte sie: „Was soll ich denn jetzt machen?“ „Erst einmal, musst du hier unterschreiben. Und dann,“ Er schob das Blatt noch ein Stück zu ihr und tippte auf die Zeile. „Dann kannst du machen, was du willst. Die Toten sind frei. Ich muss dich jedoch warnen, du kannst zwar die Lebenden besuchen, aber dir ist es nicht möglich, sie zu berühren oder mit ihnen zu sprechen.“

Hikari hob den Stift und setzte ihre Unterschrift auf die dafür vorgesehene Zeile. Sofort löste sich das Papier auf und Pierre nahm den Stift wieder an sich. „Das heißt, ich kann alle sehen, aber sie mich nicht?“, fragte sie mit brüchiger Stimme. Ihr Gegenüber nickte. „Und Takeru?“ „Der erwartet dich bereits.“, antwortete eine Frauenstimme plötzlich. Als Hikari sich umdrehte, erblickte sie eine weitere Person, die ein Kellnerinnenoutfit trug.

„Hikari, das ist Eve. Wenn du möchtest, bringen wir dich nun zu Takeru.“, sagte Pierre und kam hinter dem Serviceschalter hervor. Unsicher sah die Brünette zwischen den beiden Personen hin und her. Eve bedachte Pierre kurz mit einem Blick, den man schon fast als liebevoll bezeichnen konnte. Als sie jedoch bemerkte, dass Hikari sie ansah, setzte sie schnell ein freundliches, aber unnahbares Lächeln auf. „Folge mir bitte.“, sagte Eve und deutete mit einer Geste auf eine Tür. Hätte Hikari es bezeugen müssen, hätte sie behauptet, diese Tür war eben noch nicht da.

Sie kaute sich kurz auf der Unterlippe herum, nun wurde sie plötzlich unendlich nervös. Dann nickte das Mädchen und folgte Eve durch die Tür und in das weiße Licht hinein.
 

Heute:

„Was meint er mit den Umstände, die dich in den Tot geführt haben?“, fragte Takeru und sah seine beste Freundin an. Hikari starrte Pierre an. Sie fühlte sich schlagartig von ihm verraten. So hatte sie Takeru nicht von ihrem Tot erzählen wollen. Doch als sie den Blonden ansah, spürte sie, wie sich die Worte automatisch ihren Weg an  die Oberfläche suchten. Zögernd begann sie: „Ich hatte das nie vor, das musst du mir bitte glauben. Und wenn ich nun daran denke, wie sehr ich Taichi verletzt habe… Am liebsten würde ich das alles rückgängig machen.“

Takeru begriff nicht wirklich, was sie meinte. Darum wartete er und gab ihr Zeit, ihre Gedanken zu sortieren. Als sie weitersprach, breitete sich eine Gänsehaut auf seinem Körper aus. „Mir geht es schon seit einer Weile nicht mehr gut. Jeden Tag, habe ich versucht, es zu überspielen. Ich habe gelächelt, doch es wirkte einfach falsch. Ich wollte so oft um Hilfe rufen, aber ich hatte das Gefühl, als hielte mich eine unsichtbare Kraft davon ab. Im Nachhinein betrachtet, wollte ich einfach nur, dass die Gedanken einmal aufhören, mir den Verstand zu verdrehen. Darum habe ich Tabletten genommen, die alles betäuben sollten. Viel Tabletten…“

Takeru hörte ihr zu. Warum hatte er nicht bemerkt, dass es Hikari schlecht ging? Und warum, hatte sie sich ihm nicht anvertraut? Sein Blick glitt über ihre angespannten Gesichtszüge. Nein, es brachte ihr nichts, wenn er ihr Vorwürfe deswegen machte. Sie brauchte ihn jetzt. Vielleicht war es nun bereits zu spät, doch er wollte für sie da sein. Als er sprach, legte er ihr eine Hand auf den Unterarm. Auch wenn sie die Berührung nicht spürte, wollte er seine Worte mit dieser Geste untermalen.

„Es ist okay, Hika. Du wolltest das nicht, das weiß ich. Und auch, wenn ich dir gerne früher geholfen hätte, sollst du wissen, dass ich für dich da bin. Ich werde immer an deiner Seite sein, egal, was auch passiert.“ Er schenkte ihr ein Lächeln. Als Hikari in seine Augen sah, bemerkte sie die tiefe Zuneigung darin. Tränen stiegen in ihr auf, die sie nur mit Mühe zurückhalten konnte. Womit um alles in der Welt, hatte sie Takeru nur verdient?

„Ich würde es zwar gerne wieder rückgängig machen, aber andererseits, bin ich auch froh, dass du nicht alleine hier sein musst. Ich glaube, ich hätte es nicht ertragen, auch nur einen Tag ohne dich zu sein.“, sagte sie mit zittriger Stimme. In Takeru stieg der Wunsch auf, sie an sich zu ziehen und zu küssen. Das Gefühl war so mächtig, dass er es beinahe getan hätte. Doch dann fiel sein Blick auf seine Hand und ihm fiel wieder ein, dass sie diese Berührungen nicht würden spüren können. Resigniert sah er noch einmal zu ihr auf und schenkte ihr ein trauriges Lächeln.

Auch Hikari hatte auf seine Hand gesehen und als sie ihn wieder ansah, glaubte er, den gleichen Schmerz, den er empfand, auch in ihren Augen zu sehen. Erst ein leises Räuspern machte den beiden klar, dass sie die ganze Zeit nicht alleine gewesen waren. Erschrocken zuckten sie zusammen und drehten sich um. Pierre und Eve standen etwas entfernt, hatten jedoch alles genau beobachtet.

„Wir haben euch nun eine Weile zugesehen. Und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir euch gerne ein Angebot machen würden.“, sagte Eve und bedachte die beiden mit einem Lächeln. Dieses Mal, wirkte sie nicht unnahbar. Als Takeru und Hikari nichts sagten, begann Pierre zu sprechen: „Was würdet ihr sagen, wenn ihr die Chance hättet, wieder zu den Lebenden zurückzukehren?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  yinyin084
2022-11-21T11:46:42+00:00 21.11.2022 12:46
Ohaaa Selbstmord Hikari? Das hätte ich überhaupt nicht damit gerechnet. Krass...und wer hat T.K vor den Zug geschubst? Ich würde es zu gerne wissen. Eine 2. Chance zu den Lebenden da bin ich ziemlich gespannt wie's weiter geht?

Bis dann

Yinka
Von:  Tasha88
2022-08-31T18:11:37+00:00 31.08.2022 20:11
Oha, jetzt bin ich echt schockiert ... Hika hat, wenn auch unbewusst, Selbstmord begangen? Okay, das ist hart. UNd TK? erfährt man irgendwann, wer ihn geschubst hat?
und wieder zurück zu den Lebenden?
ich bin mehr als gespannt

Bis bald ^^
Antwort von:  PanicAndSoul
31.08.2022 21:20
Ja etwas OOC 🙈 aber passte zum Jahreskalenderbeitrag 🫢
Nein das hab ich nicht erwähnt, ist auch nicht so relevant für die Story wer ihn geschubst hat 😌
Ja es bleibt weiter spannend!

Bis bald 😘


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