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Beautiful Behavior

von

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Eine neue Bitte

Nachdem sie wieder zurück im Büro waren, ließ sich Camel auf seinen Stuhl sinken. Als er für diese Mission ausgewählt wurde, war es ein Hoffnungsschimmer. Er wollte sich unbedingt beweisen und seine Sache gut machen. Aber es lief nicht so wie geplant. Mit purer Recherchetätigkeit machte man sich keinen Namen innerhalb des FBIs. Man musste mehr von sich zeigen. Deswegen war er Akai um so dankbarer, als er zur Beweissicherung in die Wohnung von Jodie geholt wurde. Er hatte sich ins Zeug gelegt, Überstunden geschoben und die Beweise mehrfach überprüft. Doch am Ende war es sein Kollege, der bei den anderen Eindruck gemacht hatte, der gelobt und für die weiteren Missionen dieser Art gebraucht wurde.

Camel beneidete ihn. Er wollte so sein wie Akai. Doch Menschen waren unterschiedlich und hatten verschiedene Charaktere. Selbst wenn er versuchen würde sich zu ändern, es wäre ein langer Weg. Blieb er sich selbst nicht trau, konnte es auch schlimm enden. Außerdem wollte er sich nicht andauernd verstellen müssen. Er wollte nichts tun, zu dem er nicht bereit gewesen war. Trotzdem wusste er, dass es so nicht weiter ging.

Er blickte zu Akai. „Ich wusste gar nicht, dass deine Eltern für das MI6 arbeiten. Wieso bist du denn nicht in ihre Fußstapfen getreten?“ Erst jetzt realisierte Camel, dass sie nie über ihr Privatleben gesprochen hatten. Er wusste nichts über die Familie des Agenten, über seine Vorlieben oder über seinen Frauengeschmack. Umgekehrt war es aber auch so. Sie redeten nie wirklich lange miteinander und wenn, ging es um die Arbeit.

„Ich habe viel von meinen Eltern und von anderen MI6 Agenten gelernt. Ich bin mit der Arbeit meiner Eltern aufgewachsen. Allerdings war es nie mein Berufswunsch dort zu arbeiten.“

Camel sah ihn überrascht an. „Und…warum hast du dich dann entschieden, zum FBI zu gehen?“

„Mein Vater verschwand vor vielen Jahren in Amerika. Er hatte einen Auftrag und kam nie wieder nach Hause. Das MI6 hat ihn als Tod erklärt. Deswegen habe ich mich entschieden, in Amerika zu studieren und beim FBI anzufangen. Anfangs ging es mir nur darum sein Verschwinden aufzuklären, aber mir liegt die Arbeit, die Deduktion und die Aufklärung.“ Akai verschränkte die Arme vor der Brust. Er würde Fragen beantworten, die relevant für die Zusammenarbeit mit Camel waren, mehr aber auch nicht. „Agent Decker weiß davon und er weiß, dass ich das Verschwinden meines Vaters aufklären will. Das war einer seiner Beweggründe, warum ich ins Team geholt wurde. Ich gebe nicht auf, egal wie heikel die Situation ist. Mittlerweile hat sich auch meine Vermutung bestätigt, dass die Organisation in sein Verschwinden involviert ist. Möglicherweise hat mir das FBI eine Chance gegeben, meinem Ziel einen Schritt näher zu kommen.“

Der andere Agent schluckte. Noch nie war Akai ihm gegenüber so offen. „Ich…ich werde keinem etwas davon erzählen.“

„Das kannst du ruhig. Meine Beweggründe sind kein Geheimnis“, sprach Shuichi ruhig. „Geheimnisse führen nur dazu, dass Misstrauen gesät wird. Während einer unserer Besprechungen habe ich das bemerkt. Sie misstrauten mir, weil ich Japaner bin und sie meine Vorgeschichte nicht kannten. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis die Kollegen meine Anwesenheit beim FBI hinterfragen.“

„Das habe ich nie“, kam es sofort von Camel. Er war aufgestanden.

„Ich weiß“, nickte Akai. „Es war auch kein Vorwurf dir gegenüber.“

Camel setzte sich wieder. „Du bist aber noch keinen Schritt weiter gekommen bei der Suche nach deinem Vater, oder?“

„Ja und nein“, antwortete der Agent. „Ich weiß jetzt, dass die Organisation ihre Hände im Spiel haben könnte. Deswegen muss ich unbedingt in Japan gegen sie ermitteln. Dort könnte ich neue Spuren finden. Und wenn wir mit dem MI6 reden, könnte ich eine Freigabe für die Akten meines Vaters bekommen.“

Camel beobachtete seinen Kollegen. „Dann ist die neue Mission wie auf dich zugeschnitten…“

„Ja“, entgegnete Shuichi. „Wobei es nicht einfach werden wird mit meiner Mutter in Kontakt zu treten und mit ihr über die laufenden Ermittlungen zu sprechen. Sie wird nicht erfreut sein. Dazu kommt unsere Kooperation mit der japanischen Sicherheitspolizei.“ Er lächelte. „Das wird interessant werden.“

Camel wusste noch nicht, was er davon halten sollte. „Aber es dauert noch, bis die Zusammenarbeit beginnt. Wenn sie überhaupt beginnt.“

Shuichi schmunzelte. „Wir werden die japanische Sicherheitspolizei schon dazu bekommen, dass sie mit uns kooperieren. Sie wären dumm, wenn sie auf das Angebot nicht eingehen würden. Wir wissen allerdings nicht, ob sie ebenfalls eine Spur zur Organisation haben. Ermitteln sie auch gegen sie, könnten die Verhandlungen nicht einfach werden. Allerdings hatten wir direkten Kontakt mit ihren Mitgliedern. Und wir haben Informationen bekommen. Sie werden Sie werden die Sicherheit der Bürger und des Landes als oberste Priorität sehen. Wenn sie dann noch erfahren, dass ich als Japaner zu ihnen stoße, werden sie sicherlich keine Probleme machen.“

Camel schluckte. „Das klingt bei dir immer so einfach. Aber ich…“

„Nein, es ist nicht einfach“, fing Akai an. „Aber es bringt nichts, wenn ich direkt schwarzsehe. Ich kann nicht immer nur die negativen Aspekte im Auge behalten, denken, dass es nicht funktioniert. Ich muss zuversichtlich sein, sonst bin ich hier falsch. Möchtest du nicht weiter machen?“

„Ich…ich weiß es nicht“, gestand der Agent. „Ich mag meine Arbeit beim FBI, allerdings konnte ich kaum etwas tun und…,wenn ich mir ansehe, was ihr anderen alles geleistet habt…ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Mehrwert für euch habe. Vielleicht bin ich nicht zum Agenten geschaffen…“

Akai beobachtete seinen Kollegen. „Das musst du selbst entscheiden“, begann er. „Wenn ich dir einen Rat geben darf, gib nicht auf, wenn es noch gar nicht angefangen hat. Ich habe es dir schon einmal gesagt: Mach dir nicht zu viele Gedanken. Die Mission beginnt voraussichtlich in ein oder zwei Jahren. Nutze die Zeit und trainiere, verbessere deine Fähigkeiten, mach was aus dir. Zeig den Kollegen, dass du etwas kannst, versuche bei so vielen Fällen wie möglich mitzuarbeiten. Auch wenn du nur für die Unterstützung zuständig bist. Früher oder später werden deine Bemühungen Früchte tragen. Lerne japanisch, damit du auch bei der Mission dabei sein kannst, auch wenn du dich am Ende dagegen entscheidest. Wenn du meinst, dass du ungeeignet bist, werde ich dich nicht aufhalten. Aber gib nicht auf, ehe es begonnen hat. Versuch deine eigenen Grenzen zu überwinden.“

„D…danke…für deine Worte“, murmelte Camel. „Ich werde mich…mehr damit auseinandersetzen. Kannst du mir nicht japanisch beibringen?“

„Nein. Ein paar Phrasen wären kein Problem, aber eine ganze Sprache…dafür braucht es einen professionellen Lehrer und Kurs. Melde dich bei Decker und nutze die Chance.“, entgegnete Shuichi.

Camel nickte. „D…danke…“, kam es erneut von ihm. Das machte ihm Mut.

Shuichi blickte zur Tür, als es klopfte. „Herein.“

Agent Black öffnete und trat in das Büro ein. „Agent Akai, Agent Camel, bitte entschuldigen Sie die Störung.“

„Agent Black“, gab Camel überrascht von sich. „Sie stören nicht. Wie können wir Ihnen helfen?“

James lächelte. „Ich wollte mit Agent Akai sprechen.“

„Oh… Soll ich den Raum verlassen?“

„Nein, das wird nicht nötig sein. Was ich zu sagen habe, können Sie ruhig hören. Außer ich halte Sie von Ihrer Arbeit ab.“

„Tun Sie nicht.“

„Bitte, setzen Sie sich doch.“ Shuichi wies auf einen der freien Stühle im Büro.

„Danke, allerdings wird es nicht lange dauern.“ James ging auf den Schreibtisch von Akai zu und blieb davor stehen. „Ich möchte mich bei Ihnen aufrichtig bedanken. Ohne Ihre Hilfe hätten wir Jodie nicht gefunden. Sie wissen ja nicht, wie viel es mir bedeutet, dass sie wieder da ist. Außerdem waren sie an jenem Abend in der Detektei und haben sich sofort auf den Weg zu ihrer Wohnung gemacht. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn…alles anders gekommen wäre. Dann hätte…mich Sherman über…über Jodies Tod informieren müssen. Wir vermuten mittlerweile, dass die Organisation gewusst haben muss, dass wir ermitteln und ihnen auf den Fersen sind. Deswegen haben sie früher zum finalen Schlag ausgeholt.“ James schluckte. Der Gedanke von Jodies Tod war ihm schon lange gekommen, aber es war etwas Anderes ihn auch laut auszusprechen.

„Das war mein Job“, antwortete Akai. Er sollte sie suchen und auf sie aufpassen. Allerdings war er zu spät bekommen. Dennoch hatte Jodie überlebt.

„Das mag sein. Trotzdem wollte ich Ihnen danken. Ich bin so froh, dass ich sie wiedersehen konnte und dass es ihr den Umständen entsprechend gut geht.“

Shuichi nickte. „Ein Teil meines Auftrages bestand darin, dass ich auch auf Jodie aufpasse, solange wir gegen Sharon und die Organisation ermitteln. Sharon ist zwar tot, aber die Organisation existiert immer noch. Besteht dieser Auftrag weiterhin?“ Sollte er tatsächlich babysitten müssen?

„Nein“, gab James von sich. „Aber es steht Ihnen frei, Jodie zu besuchen. Sie wurde gestern aus dem Krankenhaus entlassen. Allerdings wollte sie nicht zurück in ihre Wohnung, was für mich sehr verständlich ist. Sherman wollte sie bei sich aufnehmen, aber ich habe darauf bestanden, dass sie zu mir kommt. Sie hat dort auch ein eigenes Zimmer. Oh je, jetzt wo ich mich selbst reden höre, habe ich das Gefühl, ich hätte mich ihr aufgedrängt.“

Akai wusste nicht, warum er das alles erzählt bekam. Wenn sein Auftrag nun tatsächlich vorbei war, würde er nichts mehr mit Jodie zu tun haben. Und das war auch besser so, denn die junge Frau fürchtete sich noch immer vor ihm.

„Nun ja, egal. Ich habe vorhin mit Jodie telefoniert“, führte James weiter an. „Wir sind so froh, dass keine Anklage erhoben wird und dass die Staatsanwaltschaft den Fall schließt. Ich weiß nicht, was Jodie getan hätte, wenn sie ins Gefängnis gemusst hätte…oder wenn Tripton die Schuld für den Tod von Sharon auf sich genommen hätte.“

„Hat sie wieder Kontakt zu ihm?“

„Nicht wirklich. Sie haben kurz miteinander gesprochen und sie hat ihm auch seine Beweggründe verziehen, warum er sie aus New York gebracht hat. Aber ich glaube nicht, dass sie wieder zusammenkommen.“

Shuichi nickte. „Weiß sie schon von der Therapie die sie machen soll?“

„Nein“, gab James von sich. „Das werde ich ihr persönlich sagen, wenn ich heute Abend nach Hause komme.“ Er räusperte sich. „Um ehrlich zu sein, bin ich nicht nur zu Ihnen gekommen, um mich zu bedanken oder Ihnen das zu erzählen.“

Er hatte es geahnt. „Worum geht es?“

Auch Camel wurde hellhörig, schwieg aber.

„Jodie möchte sich mit Chris Vineyard treffen.“

„Was?“, kam es zeitgleich von den anderen beiden Agenten.

„Ich konnte es ihr nicht ausreden.“ James seufzte. „Sie muss heute Vormittag den Entschluss dazu gefasst haben. Auch wenn es ein Unfall war, möchte sie, dass Chris weiß, dass es nicht ihre Absicht gewesen ist. Sie möchte ihr nicht die ganze Wahrheit über den Abend sagen, aber…sie möchte mit ihr reden. Und…Jodie weiß nichts von dem Deal, den wir abgeschlossen haben. Aber…,wenn sie wirklich mit Chris Vineyard reden möchte, weiß ich nicht, ob ich ihr im Weg stehen kann. Und wenn ich ihr diesen Wunsch abschlage…ich weiß, sie würde es trotzdem tun. Dann würde…Sherman sie begleiten.“

Akai nickte verstehend. Natürlich würde der Detektiv sofort zur Stelle sein. „Und was erwarten Sie von mir?“

„Nun“, murmelte Black. „Sie weiß, dass Chris in Japan lebt und möchte sich daher auch in der japanischen Sprache entschuldigen und ihr Beileid bekunden.“

Akai verdrehte die Augen.

„Sie hat bereits im Internet geschaut und auch eine App dazu befragt, aber Sie wissen ja, wie das ist, wenn man eine fremde Sprache lernt. Und in ihren Büchern hat Jodie bisher nur die Grundlagen gefunden. Zudem lernt sie, ohne Kurs und ohne Lehrer und kann niemanden fragen.“

„Sie hat Angst vor mir“, warf er ein.

„Dann haben Sie die Chance ihr das Gegenteil zu beweisen.“

Shuichi fragte sich, ob James das gerade wirklich ernst meinte. Oder klammerte er sich nur an jeden Strohhalm, damit Jodie nicht wieder verschwand? Vielleicht steckte aber auch mehr dahinter. Akai entschied auf sein Bauchgefühl zu hören. „Agent Black, worum geht es hier wirklich?“

James seufzte leise. „Natürlich haben Sie mich durchschaut. Ja, ich hatte ein paar Hintergedanken. Zunächst einmal fände ich es wirklich gut, wenn Sie Jodie ein paar Sätze beibringen würden. Aber…, wenn sie mit Chris in Kontakt tritt, würde ich mir wünschen, dass Sie an ihrer Seite sind. Auch wenn wir mit der Schauspielerin einen Deal haben, wissen wir nicht wie sie auf die Begegnung mit Jodie reagiert. Der Deal beinhaltet nur, dass Chris sie in Ruhe lässt. Sollte aber ein anderes Mitglied der Organisation in der Nähe sein, könnte es für Jodie gefährlich werden. Und die Gefahr steigt, wenn beide Personen in japanischer Sprache reden und wir nicht wissen, was sie planen. Sie könnte ihrem Partner die Anweisung geben, Jodie etwas anzutun und wir würden es nie erfahren.“

Akai verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie hätten tatsächlich zahlreiche Möglichkeiten.“ Er lächelte. „Außerdem können wir bei einer Konfrontation zwischen den Beiden feststellen, ob eine der Theorien die Wahrheit war. Wenn Jodie sich an Chris in der Wohnung erinnert , haben wir einen Anhaltspunkt. Oder falls Chris sich an Jodie erinnert, können wir den Rückschluss ziehen, dass auch sie in den Plan von Sharon eingeweiht war. Chris können wir zwar für das alles nicht mehr zur Rechenschaft ziehen, aber wir erhalten Informationen, die wir möglicherweise anderweitig verwenden können.“

James nickte. „Vielleicht verplappert sie sich. Zudem können wir sie zu dem Selbstmord von Jefferson befragen.“

„Falls es Selbstmord war“, korrigierte Akai. Natürlich hatte auch er sich seine Gedanken gemacht. „Ist sicher, dass Chris noch in Amerika ist?“

„Ja, sie hat das Land bisher nicht verlassen Wir beobachten sie und ihre Kontaktpersonen im Geheimen weiter. Außerdem fragen wir regelmäßig die Passagierlisten ab. Sollte sie Amerika verlassen, erfahren wir es.“

„Ich verstehe.“ Der Fall war eben noch nicht zu Ende und in dem Agenten loderte es. „Wann soll es losgehen?“

„Wir treffen uns morgen früh bei mir.“



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