Das Spiel mit der Wahrheit und der Pflicht
“Leute, alle zusammen! Wir spielen Wahrheit oder Pflicht!”, trällerte Miyako und schwenkte eine leere Sektflasche, von der sie schon etwas intus hatte, was vermutlich mit ein Grund für die dumme Idee war, dieses noch dümmere Spiel zu spielen.
“Muss das sein?”, knurrte Taichi.
“Ich habe echt keinen Bock!”, murrte auch Yamato.
Die beiden saßen wieder nebeneinander, dieses Mal jedoch auf einer der Decken auf dem Boden. Lange hielten sie es dann wohl doch nicht ohne einander aus, auch wenn die nächste Auseinandersetzung niemals lange auf sich warten ließ. Wenigstens befand Mimi sich diesmal nicht in ihrer Nähe.
“Ja, das muss sein. Und alle werden mitmachen!”, erklärte genau diese augenblicklich und ließ sich ein Stück von ihnen neben Koushiro auf einer Decke nieder.
“Bingo!”, rief Miyako und trat in die Mitte der Decken, wo das Essen bereits zur Seite geräumt worden war. “Und genau deshalb spielen wir jetzt. Also los! Alle hinsetzen.”
“Ein Spiel ist sicherlich eine gute Sache. Also setzt euch hin”, trieb Sora nun ebenfalls die Anwesenden an und so dauerte es nicht lange, bis sich alle in einen Kreis gesetzt hatten.
“Gut, ihr kennt die Regeln, wenn die Flasche auf einen zeigt, muss dieser zwischen Wahrheit oder Pflicht wählen. Pflicht muss erfüllt werden, Fragen ehrlich beantwortet. Und immer derjenige, der als Letztes dran gewesen ist, darf die Flasche als nächster drehen und denjenigen, auf den die Flasche dann zeigt nach Wahrheit oder Pflicht fragen.”
Zustimmung und leises Murren ertönten in ihrer Runde.
“Sehr schön, na dann los.”
Miyako drehte die leere Flasche an, die sich im Kreis drehte, bis sie schließlich langsamer wurde und stehen blieb …
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Lautes Gelächter begleitete Yamato, als dieser versuchte mit nur einem Arm Liegestütze zu machen und anschließend einfach auf dem Boden liegen blieb.
“Tja, von wegen du kannst und schaffst alles, Ishida! Du Schwächling!”
“Fresse, Yagami. Wenn ich dich jetzt mit dieser dämlichen Flasche dran bekomme, wirst du das bereuen”, keuchte dieser und rappelte sich schweratmend auf.
“Schatz”, kam es von Sora, die ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah.
“Was denn? Er ist halt …” Als sich ihre Augenbrauen hoben, brach Yamato seinen Satz ab und verdrehte seine Augen. “Okay”, murrte er und setzte sich wieder auf seinen alten Platz zurück. Dabei wandte er sich Taichi zu. “Du bekommst das sowas von zurück”, drohte er ihm so leise, dass seine Freundin ihn nicht hören konnte.
Der Angesprochene grinste nur breit und deutete auf die Flasche. “Du darfst.”
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“Hikari!”, jubelte Miyako laut, als die Flasche mit dem Hals voran auf ihre beste Freundin zum Stehen kam. “Wahrheit oder Pflicht?”
Die Jüngere seufzte auf, gerne hätte sie weiterhin nur zugesehen und sie hatte eine viel zu starke Vermutung, was ihre beste Freundin nun von ihr hören wollen würde. Nein, was sie endlich laut vor allen sagen sollte. Nun gut, sie hatte es ihr ja auch versprochen, es heute öffentlich zu machen, aber doch nicht so. Daher:
“Pflicht.”
Das war vermutlich noch dümmer gewesen, als einfach die vermutete Frage zu beantworten und das wurde ihr in dem Moment klar, als Miyako breit grinsend ihre Pflichtaufgabe verkündigte. Diese deutete auf Takeru, der ein Stück weiter zwischen Koushiro und Cody saß.
“Küss T.K.!”
“Was?”, erklang ein schockierter Aufschrei von Daisuke, der nun zwischen Hikari und Takeru hin und her sah und dazwischen Miyako wütend anfunkelte. Wie konnte sie nur?
Hikari sah ihre beste Freundin ungläubig und kopfschüttelnd an, ehe sie seufzend zu dem Genannten sah. Dieser zuckte mit seinen Schultern und deutete ihr mit seinem Zeigefinger an, zu ihr zu kommen, was sie dann auch tat.
“Na komm”, gab er von sich und hielt ihr seine Hand entgegen, die sie ergriff und sich neben ihm niederließ, wozu Cody zur Seite rutschte, trotzdem saßen Hikari und Takeru nun eng aneinander gepresst nebeneinander.
“Wage es ja nicht”, knurrte Taichi, woraufhin Hikari ihre Augen verdrehte.
“Taichi!”
“Jetzt macht einfach, dass wir weitermachen können!” Mimi wedelte mit ihrer Hand in die Richtung der Jüngeren.
“Du hörst, wir müssen”, richtete Takeru schmunzelnd an die neben ihm Sitzende.
Diese seufzte auf. “So war das aber nicht gedacht”, murrte sie leise.
“Ich weiß. Aber so ist es doch auch möglich. Also komm, gib dir einen Ruck.”
Takeru löste seine Hand aus ihrer und ließ diese sanft über ihren Rücken gleiten, ehe er sie zu Hikaris Kopf hob und dort seine Fingerspitzen sanft über die Haut streicheln ließ. Dann legte er die Hand fest auf ihre Wange und zog sie so sanft zu sich, ließ seinen Kopf sinken und hielt kurz vor ihrem Mund an.
“Ich glaube, es ist eigentlich deine Aufgabe, mich zu küssen, nicht meine, dich zu küssen.”
Ein Kichern entkam dem Mädchen. “Ich bin mir sicher, du genießt beides.”
“Das ist ziemlich sicher so.” Auch Takeru schmunzelte, noch etwas mehr, als er ihre Hände beide an seinen Wangen spürte. Und dann zog sie ihn zu sich herunter, legte ihre Lippen sanft auf seine und bewegte diese nach einem kurzen Moment. Takeru beugte sich noch weiter zu ihr, intensivierte den Kuss.
“Okay, reicht! Ihr habt die Aufgabe erfüllt!”, durchschnitt Taichis Stimme unangenehm die Stille, die sich gerade im Raum ausgebreitet hatte.
Mit roten Wangen lösten sich seine Schwester und der Junge wieder voneinander.
“Also das sah nicht so aus, als hättet ihr das das erste Mal gemacht.” Yamato deutete auf seinen Bruder und dessen Kusspartnerin.
Diese wechselten einen kurzen Blick, ehe sie ihre Köpfe schüttelte.
“Was?”
“Was?!”
Man konnte nicht sagen, wer nun entsetzter aussah: Taichi oder Daisuke.
“Oh, heißt das etwa, dass ihr ein Paar seid?” Sora, die auf Yamatos anderer Seite saß, sah Hikari und Takeru interessiert an.
Diese nickten.
“Du bist noch viel zu jung!”, rief Taichi.
“Bin ich nicht, Tai! Ich bin fünfzehn, T.K. sogar schon sechzehn. Und wir kennen uns schon sehr lange. Seid nicht ihr es, die immer sagen, dass wir nicht nur beste Freunde sein können? Ihr macht doch immer so doofe Witze. Und kaum dass es so ist, wie ihr immer meint, ist das auch nicht okay?” Hikari sah ihren Bruder entrüstet an.
“Aber …”
“Sie hat vollkommen recht, Alter. Also lass die beiden. Sei doch froh, dass es T.K. und nicht”, Yamatos Blick glitt zu Daisuke, der aussah, als würde er gleich heulen … oder schreien, da war er sich nicht so sicher, “der da ist …”
Taichi folgte dem Blick seines besten Freundes, ehe er seine Arme verschränkte. “Naja …”, murmelte er missmutig, sagte aber nichts weiter.
“Wie lange seid ihr denn schon zusammen?”, erklang Mimis Stimme, die einen sehr erfreuten Unterton hatte.
“Fast vier Wochen”, antwortete Takeru und lächelte Hikari verliebt an, während er ihre Hand mit verschränkten Fingern in seiner hielt.
“Schon vier Wochen?” Taichi sprang auf.
“Tai!”
“Komm runter, Yagami!”
Sora und Yamato sahen ihren besten Freund an, der nun auf seine Schwester und Takeru zeigte.
“Wie soll ich runter kommen? Vier Wochen? Ich hoffe, du hast mit ihm alles was Verhütung angeht besprochen! Wobei, braucht er nicht, denn wenn er …”
Taichis Blick landete glühend auf Takeru, der blass wurde. Doch noch ehe der Ältere den Satz beendete, war Yamato ebenfalls aufgesprungen und drückte ihn auf den Boden.
“Reiß dich zusammen! Deine Schwester ist glücklich und wenn dir ihr Glück am Herzen liegt, dann sei jetzt ruhig!”
“Ah, da ist ja der Romantiker, der kitschige Liebeslieder schreibt.” Mimis Stimme klang trocken, was ihr nur einen hochgezogenen Mundwinkel des Gemeinten einbrachte, während alle um sie herum, mit Ausnahme von Taichi und Daisuke, grinsen mussten.
“Na gut, Kari, mach mal, dreh die Flasche, sonst geht es heute nicht mehr weiter.”
Ken deutete auf die leere Flasche in der Mitte ihres Kreises. Die Angesprochene nickte und tat, was er ihr aufgetragen hatte.
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Daisuke lief aufgeregt zu der Flasche, da nun er drehen durfte. Er griff nach dieser und sah im Kreis seiner Freunde herum. Wen von ihnen würde er am liebsten etwas fragen oder ihm eine Aufgabe geben? Sein Blick landete bei seiner Herzensdame, was ihm jedoch nur einen Stich versetzte, als er sie mit Takeru turteln sah. Nicht nur, dass sie nun für ihn unerreichbar war, ausgerechnet auch noch an seinen Rivalen hatte er sie verloren. Ja, Takeru war sein Freund, würde dieser auch immer sein, aber bezüglich Hikari waren sie beide von Beginn an Rivalen gewesen. Nein, ihr würde er gerade keine Frage stellen wollen und die einzige Aufgabe, die ihm bezüglich Takeru nun einfiel war, dass dieser einfach gehen sollte und das konnte er nun wirklich nicht bringen.
“Mensch Davis, wird das heute noch was?”, erklang eine verärgerte Stimme.
Sofort verzog sich sein Gesicht.
“Nerv mich nicht”, zischte er Miyako an, eher die Flasche drehte. Er beobachtete diese, wie sie langsam an Geschwindigkeit verlor und die Drehungen langsamer wurden. Während er sich auf die Unterlippe biss, hatte er nur einen einzigen Wunsch: Bitte nicht Kari oder T.K.
Und dann kam sie auf Taichi zeigend zu liegen.
“Och nicht schon wieder”, kam es aus dessen Mund und genervt starrte er die Flasche an.
“Ich habe die perfekte Aufgabe für ihn, falls dir nichts einfällt, Davis!”, gab Yamato mit Schadenfreude von sich.
“Das geht dich gar nichts an, Ishida!”
“Tai hat recht, das ist Davis´ Runde”, mischte sich auch Sora ein.
“Schade aber auch”, murmelte Yamato enttäuscht.
“Also gut, was willst du wissen?”, richtete Taichi an Daisuke.
“Ähm …”, antwortete dieser.
“Ich denke, vorher ist es gut zu wissen, ob Wahrheit oder Pflicht.” Sora sah an Yamato vorbei zu ihrem besten Freund, der kurz blinzelte, ehe er nickte.
“Stimmt wohl. Also Wahrheit, Davis.” Auf eine weitere dämliche Pflichtaufgabe hatte Taichi keinen Bock.
Der richtete sich auf. “Oh ja. Ähm …” Er dachte nach. Was konnte er fragen? Etwas, wo er erwachsener klang als mit seinen fünfzehn Jahren. Da kam ihm eine Idee, immerhin hatte Taichi doch vorher erst davon gesprochen. “Wann hast du deine Jungfräulichkeit verloren? Wann war dein erstes Mal?”
Während von Yamato ein Prusten erklang, verdrehten andere ihre Augen, Sora seufzte auf und Joey legte seine Hände vor sein Gesicht. Und Taichi? Der wurde blass und seine Augen weiteten sich. Als er nicht antwortete, stieß Yamato ihm seinen Ellenbogen zwischen die Rippen.
“Hey, du musst antworten. Also los, mach, dann können wir weiter machen!”
Taichi wurde noch blässer. Er schüttelte seinen Kopf. “Das ist doch eine blöde Frage. Überleg dir was anderes, Davis!” Seine Stimme klang merkwürdig belegt.
“Was? Nein, wenn eine Frage gestellt wurde, muss die beantwortet werden, so sind die Regeln”, mischte sich Mimi ein.
“Richtig. Warum beantwortest du nicht einfach die Frage? Erinnerst du dich etwa nicht mehr? Warst du dabei betrunken?”
Yamato sah neben sich und erkannte, dass sein bester Freund auf den Boden sah und jedem Blick auswich. Seine Hände hatten sich in den Stoff seiner Jeans an den Oberschenkeln festgekrallt. Langsam weiteten sich Yamatos Augen und ein ungläubiger Ton entkam ihm.
“Alter, du willst doch nicht wirklich sagen, dass du … Du prahlst doch immer mit deinen Errungenschaften! Bist etwa immer noch …”
Noch ehe er aussprechen konnte, unterbrach ihn Taichi.
“Na und? Ist ja wohl nichts Schlimmes dran!”
“Du bist immer noch Jungfrau?”, platzte es aus Yamato heraus.
Als Taichi daraufhin nicht antwortete, sondern ihn nur wütend anfunkelte, schüttelte er ungläubig seinen Kopf.
“Du bist echt noch Jungfrau!” Einen Moment blinzelte er überrascht, dann brach er in lautes Gelächter aus. “Muahahaha!”
Schräg gegenüber erklang genau der gleiche Laut, nur in einer höheren Stimmlage.
Alle anderen sahen ungläubig zwischen Taichi und Yamato und Mimi umher, von denen die beiden Letzteren nicht mehr aufhören konnten zu lachen.
“Noch Jungfrau!”, prustete Mimi.
“Die ganzen Geschichten!” Yamato klatschte lachend auf seine Oberschenkel.
“Von wegen dumm fickt gut!”
Und dann lachten die beiden noch lauter.
“Ihr seid Vollidioten!”, brüllte Taichi und sprang auf, ehe er aus dem Raum rannte.
Außer den beiden Lachenden sahen ihm alle hinterher, dann kam auch Bewegung in Hikari und Sora, die dem Älteren folgten.
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