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Das Schicksal eines Helden

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Kapitel 5 - here we go! :-) Komplett anzeigen

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Die Wahrheit rückt näher...

Die Zeit und die Tage vergingen, ohne dass er sagen konnte, wie lange er sich schon in Malfoy Manor befand. Jeder Tag schien wie der Vorherige zu sein und noch immer wusste er nicht, warum er hier festgehalten wurde.
 

Da er nichts gegen seine Situation ausrichten konnte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse, die er im Zimmer erlebte. Die Albträume kamen in regelmäßigen Abständen und waren jedes Mal wie ein weiterer Krieg, den er durchleben musste. Seine Freunde starben erneut vor seinen Augen und er war machtlos. Obgleich er nun in den Träumen immer wieder versuchte ihnen mithilfe seines Zauberstabes zu helfen, fing dieser jedes Mal in seiner Hand zu schmelzen an und rann als heiße Masse seinen Arm entlang. Obwohl es Unsinn war, hatte er auch versucht ohne Zauberstab zu helfen, was natürlich nicht das Geringste brachte, da er nicht mal einen Meter an Todesser oder Voldemort herankam, ohne selbst von einem Todesfluch getroffen zu werden.
 

Die Träume zermürbten ihn und führten ihm jedes Mal aufs Neue seine damalige Unzulänglichkeit vor Augen. Sie zerrten an seinen Nerven und seiner Seele. Die unzähligen Gesichter der Opfer von Voldemort spukten ihm sowohl in der Nacht, als auch am Tag durch den Kopf und da er hier festsaß, konnte er ihnen weder entkommen, noch sich irgendwie ablenken. Er hatte das Zimmer gründlich untersucht und durchstöbert, doch es gab nichts außer dem Bett, der Nachtkommode, einem Schrank mit einer überschaubaren Auswahl an Kleidung zum Wechseln und einem Schreibtisch, in dem sich jedoch nichts befand. Also konnte er sich nur mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigen, die ihn deprimierter und verzweifelter werden ließen und ihn immer näher in den tiefen Abgrund in sich zogen.
 

Auch die Situation, die ihm vor kurzem passiert war, wiederholte sich. Es kam nun häufiger vor, dass er mit seinem Bewusstsein schon aus dem Schlaf zurückgekehrt war, er jedoch keine Kontrolle über seinen Körper hatte. Meist wurde er durch plötzlich lauter werdende Geräusche oder einer Berührung aus diesem Zustand gerissen, wofür er jedes Mal aufs Neue dankbar war. Er fürchtete diese Momente, in denen er im wahrsten Sinne des Wortes in seinem Körper gefangen war. Die dunkelsten Gedanken wurden in ihm aufgewirbelt und er konnte ihnen nicht entkommen.
 

Er wurde von Tag zu Tag verzweifelter und konnte nichts gegen die Last, die auf ihm lag, unternehmen. Oft saß er zusammengekauert in seinem Bett und starrte vor sich hin, während alles, was er im Krieg erlebt hatte auf ihn einprasselte wie saurer Regen und ihn sowohl innerlich als auch äußerlich auffraßen.
 

Es gab nur kurzzeitig Momente, in denen er allem entfliehen konnte. Diese ergaben sich, wenn er von Maisie besucht wurde. Sie kam jeden Tag, um ihn aufzumuntern. Sie war ihm schon ans Herz gewachsen, obwohl sie eine Malfoy war und ihre Eltern ihn hier festhielten. Doch sie konnte ja wohl am wenigsten etwas für seine Situation, deshalb genoss er einfach ihre Besuche, die viel zu schnell wieder vergingen, da ihr ihre Eltern nicht erlaubten lange bei ihm zu bleiben.
 

Die „Besuche“ von Draco und seinem Vater Lucius lenkten ihn ebenfalls für kurze Zeit ab, da er sich bemühte herauszufinden, was er verbrochen hatte, um hier festgehalten zu werden. Die einzige plausible Erklärung für Harry war, dass Lucius nun die Macht über die Zaubererwelt übernehmen wollte und ihn auf seine Seite ziehen wollte. Doch Lucius stritt dies vehement ab, schwieg jedoch auch beharrlich, was Harry in seiner Annahme nur noch mehr bestätigte. Denn würde er Harry aus dem Weg schaffen wollen, hätte er dies längst getan und würde ihn nicht hier in seinem Haus in einem eher luxuriösen Zimmer behalten und mit Köstlichkeiten, gewiss von Hauselfen gekocht, durchfüttern.

Kam Draco mal vorbei, hatte Harry immer das Gefühl, als wollte er ihm etwas Wichtiges mitteilen, doch jedes Mal, wenn er ihm etwas entlocken wollte, presste Malfoy die Lippen zusammen und machte einen verbissenen Gesichtsausdruck, der ihm sagte, dass es keinen Sinn hatte, weiterzufragen. Dann ging er dazu über Malfoy zu triezen, in der Hoffnung vielleicht so irgendetwas zu erfahren, doch lange ließ sich der Malfoy-Spross nicht darauf ein und verschwand mit wutverzerrtem Gesicht aus dem Zimmer.
 

Resigniert musste Harry dann wieder mit dem fertig werden, was ihn jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde quälte.

Heute war es besonders schlimm. Andauernd hörte er folgenden Satz in seinem Kopf hallen: „Du hast deine Freunde für dich sterben lassen!“ Vermischt mit irrem Gelächter kreiste dieser Gedanke, diese Tatsache immer und immer wieder in seinem Bewusstsein auf und ab.

Als er es nicht mehr aushielt, sprang er aus dem Bett und lief im Zimmer auf und ab. Doch weder die Bewegung, noch der Rhythmus seiner Schritte konnten ihn ablenken, geschweige denn die Worte zum Schweigen bringen. Vielleicht war gerade dieser Satz so hartnäckig, weil er wahr war. Hätte er sich sofort ausgeliefert, wären nicht so viele Menschen getötet worden, die sich vor ihn gestellt hatten, weil er Zeit brauchte, um das Diadem von Ravenclaw zu finden. Er hatte zu viel Zeit vergeudet, zu lange überlegt, was anderen das Leben gekostet hatte.
 

Ein Lichtblitz schoss durch seinen Kopf und ließ ihn die Augen zukneifen. Wie ein Zug rasten nun die Gesichter seiner gefallenen Freunde auf ihn zu. Er keuchte gepeinigt auf und lief schneller durch den Raum. „Aufhören, aufhören, aufhören…“, murmelte er vor sich hin und presste dabei die Hände gegen seine Schläfen. Unangenehm pochte sein Kopf und die Kopfschmerzen, die nun auch immer häufiger auftraten, kehrten zurück.
 

Die Wucht der Erinnerungen ließen ihn auf die Knie sinken. Er kauerte sich auf den Boden und umschlang die Beine mit seinen Armen. Den Kopf legte er auf die Knie. Die Tränen, die aus seinen Augen quollen, tropften unaufhörlich auf seine Hose.
 

Tränen, umsonst vergossen, die keinem Menschen mehr helfen konnten, bahnten sich den Weg über seine Wangen und fielen ohne etwas an den Geschehnissen ändern zu können. Ein Zittern durchlief seinen Körper und binnen kurzer Zeit schlotterte er am ganzen Körper.
 

Er wusste nicht, wie lange er hier saß, zusammengekauert wie ein Häufchen Elend, als ihn zwei Arme unter den Achseln packten und ihn hochzogen. Noch immer zitternd und schluchzend konnte er sich nicht auf seinen wackligen Beinen halten und wurde so halb tragend, halb über den Boden ziehend aus dem Raum gebracht.
 

Er war noch immer so in seiner Trauer gefangen, dass er erst merkte, dass man ihn woanders hingebracht hatte, als er auf einen weichen Stuhl gesetzt wurde und vor ihm ein Kelch mit einer grünen Flüssigkeit auf den Tisch gestellt wurde. Doch er konnte nicht aufhören zu zittern und auch nicht die Tränen verhindern. „Harry! Trink!“, sagte eine sanfte Frauenstimme nahe seinem Ohr. Er schüttelte den Kopf. Er wollte nicht! Wollte in Ruhe gelassen werden! Er hatte es nicht verdient, dass es ihm gut ging, während zahlreiche Familien nun mit einem, vielleicht auch mehreren Verlusten zurechtkommen mussten.
 

„Es wird dir besser gehen, glaub mir! Komm…trink!“ Der Kelch wurde an seine Lippen geführt, doch er kniff sie zu. Die weiche Stimme redete weiter aufmunternd auf ihn ein, bis ein unwirsches Stimmengewirr erklang und sich zwei Hände auf sein Gesicht legten. Bevor er registrierte, was nun geschah, wurde ihm mit Druck der Kiefer auseinandergedrückt. Widerstand war zwecklos und schon im nächsten Moment lief ihm die grünliche Flüssigkeit kalt die Kehle hinunter.
 

Er verschluckte sich und musste husten. Es dauerte ein paar Minuten bis er sich beruhigt hatte und bis der Trank half. Die Gedanken und Gefühle, die Trauer wurden zurückgedrängt und er bekam wieder einen klaren Kopf. Es war als hätte man ihn gerade vom Abgrund eines Sees an die Oberfläche gezogen. Noch etwas zitternd wischte er sich die verbliebenen Tränen aus den Augen und sah sich dann um.
 

Er befand sich in einem schönen, behaglichen Kaminzimmer, das mit wunderschönen alten Möbeln bestückt war und geradezu zu einem gemütlichen Beisammensein einlud. Dann erblickte er Lucius sich gegenüber in einem gleichen Ohrensessel sitzen. Nachdenklich beobachtete er Harry, sagte jedoch nichts. Unangenehm berührt sah sich Harry weiter im Zimmer um, um dem forschenden Blick zu entgehen. Neben Lucius saßen Narzissa und Draco auf einer bequem aussehenden Couch und auch sie beobachteten ihn. Narzissas Blick war aufmunternd und mütterlich. Auf Dracos Gesicht glaubte Harry Entsetzen und Mitleid zu erkennen, doch sicher war er sich nicht, da er sofort wieder die typische Maske aufsetzte, die Gefühlsregungen nicht zuließen.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit begann Lucius zu sprechen. „Nun, Harry…wir können nicht länger schweigen. Du wirst nun erfahren, warum du bei uns bist!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
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