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Vergessen

Elsa x Mario
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach der Geschichte und vor der Geschichte - nun gut, ich denke, ihr wisst Bescheid ;)
Viel Spaß hierbei
PS - die Geschichte setzt quasi nach der letzten Folge ein, als die Kickers gegen die Teufel bei den Juniorenmeisterschaften verloren haben Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Um nicht aus dem Rhythmus zu kommen, lade ich heute wie gewohnt hoch (gestern bin ich nämlich davon ausgegangen, dass es Mittwoch ist - Spoiler, war es nicht ;p)
Viel Spaß mit dem ersten Kapitel ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo miteinander :)
morgen bin ich unterwegs, daher lade ich das neue Kapitel heute schon hoch
ich wünsche euch ein schönes Wochenende :) Komplett anzeigen

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Prolog

Marios Blick richtet sich wieder auf das Fußballfeld hinunter. Ein Lächeln erscheint auf seinen Zügen, als er zufrieden an das letzte Spiel denkt. Ja, sie haben verloren, die Teufel, allen voran Viktor, waren stärker gewesen als die Kickers, aber sie hatten es soweit geschafft! Niemand, vermutlich nicht einmal er selbst, wenn er ganz ehrlich war, hat damit gerechnet, dass die Mannschaft, die vor einem knappen halben Jahr noch mit 21 zu Null verloren hatte, bei den Juniorenmeisterschaften soweit kommen würde! Sie hatten starke Gegner besiegt und doch waren die Teufel in den letzten Minuten noch stärker gewesen. Doch wie er es vor einer Stunde zu Gregor sagte, als dieser auf dem Feld zu weinen begonnen hatte, es gab keinen Grund für Tränen! Sie hatten viel geschafft und darüber durften sie sich freuen und auf sich stolz sein. Er war es, auf jeden einzelnen seiner Jungs! Sie hatten alles gegeben. Und nächstes Jahr würden sie es noch weiter schaffen!
 

"Mario?", erklingt hinter ihm eine Stimme, die sein Herz einen Takt zunehmen lässt. Erstaunt dreht er sich um.

"Elsa", sagt er und lächelt sie an.

Das Mädchen steht noch gute drei Meter von ihm entfernt und lächelt ebenfalls.

"Du hast uns zugesehen?", fragt er aufgeregt.

Sie nickt. "Natürlich!"

"Tja, leider verloren." Er greift an seinen Hinterkopf und grinst schräg.

Elsa tritt ein paar Schritte auf ihn zu. "Und trotzdem könnt ihr stolz auf euch sein. Ihr wart wirklich gut, ihr habt viel geschafft. Und du kannst auch stolz auf dich sein, dass du den Teufelsdreier überwunden hast. Zumindest", ihre Wangen bekommen einen sanften Rotschimmer, "ich bin stolz auf dich."

Marios Herzschlag nimmt weiter zu und er spürt, dass seine Wangen warm werden. Trotzdem geht auch er ein paar Schritte auf das Mädchen zu.

"Wirklich?", fragt er ungläubig.

Sie nickt erneut. "Natürlich. Du warst toll."

Ein Strahlen erscheint auf seinen Gesichtszügen.

"Das freut mich sehr, Elsa."

Ihre Wangen werden etwas dunkler und sie sieht zur Seite.

"Ja. Also, ähm, dann sehen wir uns sicher die Tage wieder. Bis dann, Mario."

Sie lächelt ihn noch einmal an, dann dreht sie sich herum und läuft los.

Mario sieht ihr hinterher und sein Herz durchschlägt fast seinen Brustkorb, so stark, wie es nun schlägt. Er sollte endlich seinen Mut zusammen nehmen, oder? Sonst würde er es nie schaffen.

"Elsa", sagt er laut und läuft ebenfalls in die Richtung, in die auch sie gelaufen ist.

Als er ihren Namen sagt, bleibt das Mädchen wieder stehen und sieht ihn fragend an. Ihr Herz macht einen Satz, als sie seinen entschlossenen Blick bemerkt.

"Hättest … hättest du vielleicht Lust, die Tage mit mir ein Eis essen zu gehen?", fragt er sie. Dass er nervös zu sein scheint, erkennt sie daran, dass er bei der Frage mit dem Schirm seiner Kappe spielt.

Elsa blinzelt überrascht, dann sieht sie ihn strahlend an.

"Sehr gerne!"

Erleichterung überkommt Mario bei ihrer Antwort. Er tritt die restlichen Schritte auf sie zu, bis er direkt vor ihr steht.

"Das freut mich", erwidert er leise.

Seine Gegenüber legt ihren Kopf schräg, während das strahlende Lächeln immer noch auf ihrem Gesicht liegt.

"Mich auch."

Kapitel 1

Mario steht bei sich zuhause im Wohnungsflur und begutachtet sich im Spiegel. Mit seinen Händen fährt er durch seine Haare, zupft hier etwas, dort … Sein nächster Griff geht zu seiner Kappe, die vor ihm auf der Garderobe liegt, über der der Spiegel hängt. Gerade, als er die Kappe berührt, ballte er seine Hand zu einer Faust und zieht sie wieder zurück. Vielleicht heute lieber nicht. Er hat Elsa um ein Date gebeten und ist diesbezüglich furchtbar nervös und ihm ist klar, wenn er seine Kappe auf hätte, dann würde er ständig daran herumspielen oder sie tiefer ins Gesicht ziehen, würde sie, wie so oft, als Schutzschild benutzen... Doch heute nicht, heute würde er sie nicht brauchen. Sein Blick richtet sich auf die Uhr, die an der Wand hängt und seine Augen weiten sich. Wenn er nicht zu spät kommen will, dann muss er jetzt los. Mit seiner Hand tastet er nach seinem Geldbeutel, den er in seine Hosentasche geschoben hat. Anschließend greift er nach seiner Jacke, die er anzieht und danach schlüpft er in seine Turnschuhe, ehe er die Wohnung verlässt. Ein Stockwerk tiefer gibt er in der Apotheke seiner Eltern Bescheid, dass er geht, dann läuft er los. Sein Herz schlägt vor Aufregung sehr schnell. Gleich ist das Date von ihm und Elsa und auch wenn er aufgeregt ist, er freut sich sehr darauf.
 

///
 

Elsa steht in ihrem Zimmer vor ihrem Kleiderschrank und kann sich einfach nicht entscheiden, was sie anziehen sollte. Dieses Kleid? Sie hebt den Kleiderbügel vor sich und begutachtet sich im Spiegel. Oder doch lieber dieses? Der Kleiderbügel in ihrer rechten Hand landet vor ihr und sie wieder mustert sie sich im Spiegel. Oh Gott, was soll sie nur anziehen? Dieses Problem hat sie auch noch nie gehabt! Oder vielleicht doch lieber …

Sie wirft beide Kleiderbügel samt der daran hängender Kleider auf ihr Bett und öffnet den Kleiderschrank, um ein anderes Kleid herauszuziehen. Als ihr Blick auf die Wanduhr fällt, reißt sie ihre Augen weit auf. Sie ist schon fast zu spät dran! Schnell greift sie nach dem Kleid, das sie gerade aus dem Schrank geholt hatte und zieht es sich über. Sie blickt erneut in den Spiegel und nickt zufrieden, doch, das sieht gut aus. Als nächstes greift sie nach ihrer Haarbürste, um sich ihren Zopf neu zu machen. Anschließend nimmt sie eine kleine Handtasche, in die sie ihren Geldbeutel, ein paar Taschentücher und einen Lippenpflegestift wirft. Ihr Blick wandert über das Zimmer. Okay, es sieht zwar etwas chaotisch aus, aber sie würde aufräumen, wenn sie wieder nach Hause kommt, das würde Gregor schon überleben.

Kurz darauf steht sie unten im Hausflur und zieht sich ein paar Ballerinas an, ehe sie nach ihrer Jacke greift. Gerade als sie diese überzieht, kommt ihr Bruder ebenfalls in den Flur.

“Oh, gehst du noch weg?”

Elsa sieht ihn an und nickt. “Ja, ich bin verabredet.”

“Mit wem denn?” Gregor erwidert ihren Blick neugierig.

Die Wangen der Älteren werden rot und sie sieht schnell zur Seite. Sie will das jetzt nicht laut sagen. Kann er es sich nicht denken? Und irgendwie hätte sie ja gedacht, dass Mario ihm vielleicht gesagt hat, dass er heute mit ihr ausgehen würde Ihr Blick fällt auf den Wecker, der neben dem Telefon auf der Kommode im Hausflur steht. Ihre Augen weiten sich.

“Oh Gott, ich bin zu spät. Bis nachher, Gregor. Ich räum dann oben auf, wenn ich wieder komme.”

Und damit stürmt sie aus dem Haus. Ihr Bruder sieht ihr seufzend hinterher, er hat eine starke Vermutung, was ihn oben in ihrem gemeinsamen Zimmer erwartet.

“Na dann …”
 

///
 

Als Elsa auf den Treffpunkt zuläuft, den sie mit Mario ausgemacht hat, kann sie den Jungen bereits sehen. Sie beschleunigt ihre Schritte und kommt vor ihm zum Stehen.

“Entschuldige bitte, Mario, dass ich zu spät bin”, keucht sie, da sie doch noch ein Stück gerannt ist.

Ein Lächeln erscheint auf seinen Zügen, während er sie mustert.

“Alles gut, Elsa, ich bin auch gerade erst gekommen.”

Die Augenbrauen hochziehend, legt sie ihren Kopf leicht schräg und mustert nun ihn.

“Von wegen. Du warst sicherlich überpünktlich, ich kenne dich doch.” Ihre Wangen färben sich prompt rot, als ihr klar wird, was sie gesagt hat. “Ähm, also ich meine eigentlich, dass ich dich … ein bisschen kenne und … du bist immer pünktlich und …” Sie verstummt, da sie sich sicher ist, dass sie alles nur noch peinlicher macht bin ihrem Gestammel!

Seine Wangen werden ebenfalls rot. “Ähm”, gibt er von sich und greift mit seiner Hand nach oben, nach seiner Stirn und stellt dann wieder fest, dass er seine Kappe doch genau deswegen extra zuhause gelassen hat.

Erneut mustert das Mädchen, das ihm gegenüber steht, ihn genau.

“Oh, du hast deine Kappe gar nicht auf”, stellt sie erstaunt fest und sieht ihn fragend an. “Hat das einen bestimmten Grund?”

Er lässt seine Hand wieder sinken. “Ich dachte halt, dass ich sie heute lieber mal zuhause lasse”, antwortet er leise.

“So sehe ich dich ja eigentlich nie”, stellt sie fest und tippt sich an ihr Kinn.

Nun muss er lachen.

“Das stimmt nicht ganz, ich meine, du siehst mich an sich ja in der Schule immer ohne Kappe. Ich glaube, die die Lehrer hätten ein Problem damit, wenn ich sie auch im Unterricht auflassen würde.”

Sie blinzelt einen Moment, dann lacht sie laut. “Du hast vollkommen recht. Ich mag dich wohl mit und auch ohne Kappe und …”

Als ihr bewusst wird, was sie gerade laut gesagt hat, bekommt sie große Augen und ihre Wangen laufen dunkelrot an.

Mario sieht sie ungläubig an, dann muss er lächeln.

“Ich dich auch”, gibt er leise von sich.

Ein strahlendes Lächeln tritt auf ihre Züge.

“Das finde ich schön.”

Sie sehen sich lächelnd an, dann deutet Mario über seine Schulter.

“Also? Sollen wir uns ein Eis holen? Da gibt es eine tolle Eisdiele. Wir könnten auch reinsitzen und einen Becher essen oder, das habe ich mir zumindest gedacht, wir könnten uns einfach ein Eis mitnehmen und uns irgendwo hinsetzen, vielleicht in den Park oder so.”

Elsa nickt. “Sehr gerne. Und sollen wir vielleicht an den Strand? Dort finde ich es zur Zeit auch sehr schön.”

Erleichtert atmet Mario aus, er hat schon befürchtet, dass sie seine Idee dumm finden würde, aber sie beide ticken wohl recht ähnlich. Sie sind lieber in der Natur unterwegs, als mit vielen anderen Menschen auf engem Raum zu sitzen.

“Dann komm, ich lade dich ein.” Mario bedeutet ihr mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen, was sie auch sofort tut und zu ihm aufschließt.

Ihre Hände umfassen den Träger ihrer Tasche, die sie über ihrer Schulter trägt.

“Du, also du musst mich nicht einladen”, nuschelt sie.

Er sieht sie nachdenklich an, ehe er wieder lächelt.

“Ich würde aber gerne. Das hier ist doch ein Date … oder?”

Das letzte Wort klingt etwas unsicher. Doch als sie ihn anlächelt und dabei nickt, atmet er erleichtert aus. Es wäre sehr peinlich, wenn sie das jetzt anders gesehen hätte.

“Na siehst du, dann ist es doch richtig, dass ich dich einlade. Und da vorne ist übrigens schon die Eisdiele.”
 

Ein paar Minuten später stehen sie vor den Auslage und sehen sich die vielen Eissorten an.

“Was willst du?”, fragt Mario das Mädchen neben sich.

“Hmm, Erdbeere. Und du?”

“Ich nehme Vanille.”

“Vanille?” Erstaunt sieht Elsa ihn an. Sie hat etwas anderes erwartet, was genau kann sie aber auch nicht sagen.

Der Junge zuckt mit seinen Schultern. “Ich weiß, etwas langweilig, aber ich mag es.”

Sofort schüttelt sie ihren Kopf. “An dir ist sicherlich nichts langweilig, Mario, auch Vanilleeis nicht. Komm, ich nehme auch eines.”

Er sieht sie überrascht an, dann schmunzelt er, weil ihm eine Idee kommt.

“Warte kurz, ich hole unser Eis.”

Er geht ganz nach vorne und unterhält sich mit dem Eisverkäufer, bestellt das Eis für Elsa und sich und bezahlt. Dann kommt er mit den beiden Tüten zu seiner Verabredung zurück und hält ihr die ihre entgegen.

“So, einmal Erdbeere und Vanille für dich und für mich”, er hebt sein eigenes Eis hoch, “Vanille und Erdbeere.”

Sie sah ihn einen Moment erstaunt an, dann lacht sie laut.

“Du bist echt unglaublich. Ich sagte doch, alles andere als langweilig.”

Sie lächelt bei dieser Aussage so strahlend, dass Marios Herz einen Satz macht.

“Sollen wir dann jetzt an den Strand gehen?”, fragt sie.

“Ja, gerne”, antwortet er und dann sorgt sie für erneutes Herzklopfen bei ihm, denn sie greift nach seiner Hand und zieht ihn einfach mit sich.

Erst nach ein paar Metern bemerkt Elsa, was sie getan hat. Abrupt bleibt sie wieder stehen und sieht ihn mit großen Augen erschrocken an, lässt seine Hand jedoch nicht los. Mario erwidert ihren Blick, blinzelt ein wenig, ehe er ihre Hand sanft drückt und sie daran zu sich hin zieht.

“Willst du … doch nicht zum Strand?”, fragt er vorsichtig.

“Ähm doch … eigentlich schon …”

Elsas Herz schlägt ihr bis zum Hals, doch dass Mario keine Anstalten macht, seine Hand aus ihrer zu ziehen, beruhigt sie ein wenig. In dem Moment drückt er diese wieder sanft.

“Dann komm.”

Und anstatt seine Hand weg zu ziehen, zieht er nur sanft an Elsas und bringt sie dadurch dazu neben ihm, weiterhin seine Hand haltend, zum Strand zu gehen.
 

“Schau mal, da.” Elsa zieht ihre Hand aus Marios und deutete auf einen Baumstamm, der zwischen ein paar der Klippen am Strand liegt. “Sollen wir uns dort hinsetzen?”

“Gute Idee”, antwortet ihr Begleiter, ergreift nach kurzem Nachdenken wieder ihre Hand und nimmt sie so mit sich zu dem angedachten Sitzplatz.

Sie setzen sich nebeneinander, essen weiterhin ihr Eis. Währenddessen unterhalten sie sich über alles mögliche, lachen und sehen sich immer wieder verliebt an.

Marios Herz schlägt so unglaublich schnell. Sie ist tatsächlich mit ihm hier, auf einem Date, das Mädchen, das er so sehr mag. Und er fühlt sich so unglaublich wohl in ihrer Nähe. Sie verstehen sich sehr gut, er kann mit ihr über alles reden, zudem ist sie so hübsch. Wieder sieht sie zu ihm, lacht und schließt dabei einen Moment ihre Augen, was ihm die Möglichkeit gibt, sie genau zu betrachten. Die langen Wimpern, die dabei auf ihren Wangen aufliegen, die Sommersprossen auf und um ihre süße Stupsnase herum. Und darunter ihre Lippen, die regelrecht dazu einladen, sie zu … Marios Wangen färben sich dunkelrot, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf schießt. Er kann doch nicht einfach … Genau da öffnet sie ihre Augen wieder und sieht ihn gleich darauf verwundert an.

“Mario?”, fragt sie und blinzelt. Er wirkt so verunsichert. “Alles in Ordnung?”

Er erwidert ihren Blick, dann nimmt er all seinen Mut zusammen. Wann, wenn nicht jetzt? Sie sind hier, zusammen, auf einem Date. Auf ihrem gemeinsamen Date. Sie haben vorher auch schon Händchen gehalten, da sollte das hier doch nicht mehr viel sein. Aber das ist es, für ihn zumindest und das ist es sicher auch für sie. Und trotzdem, das hier wünscht er sich sehr, daher ...

Kurzerhand beugt er sich zu ihr hinüber, senkt seinen Kopf und legt seine Lippen sanft auf ihre, schließt dabei seine Augen und versucht sein stark schlagendes Herz zu beruhigen, während ihm gleichzeitig durch den Kopf schießt, wie schön das hier ist und wie gut es sich anfühlt.

Elsas Augen weiten sich im ersten Moment, dann schließt sie diese ebenfalls, zieht ihre Lippen zu einem Kussmund zusammen und erwidert den sanften Kuss Marios, der eigentlich nur darin besteht, dass er seine Lippen auf ihre drückt, doch ihnen beiden reicht es völlig aus. Es ist für beide der erste Kuss und er lässt ihre Herzen höher und schneller schlagen, sorgt für ein Kribbeln im Bauch und den Wunsch, dass das nicht mehr endet. Trotzdem müssen sie sich irgendwann auch wieder trennen. Mit großen Augen sehen sie sich an, können kaum glauben, was gerade passiert ist. Langsam gleitet Elsas Zunge über ihre Lippen und wieder muss sie lächeln.

“Du schmeckst nach Vanille”, gibt sie leise von sich.

Mario lächelt ebenfalls, kann gar nicht anders. “Du nach Erdbeere”, sagt er ebenso leise, streckt seine Hand aus und streicht sanft über ihre Wange. Und wieder lächeln sie einander nur an.

Kapitel 2

Elsa kann nicht anders als zu lächeln, als sie bei sich zuhause ankommt. Es ist so ein schöner Tag gewesen. Die Zeit, die Mario und sie zusammen verbracht haben, war einfach schön und auch … Bei dem Gedanken an ihren Kuss schlägt ihr Herz wieder einen Purzelbaum und sie kichert leise, während sie die Finger einer Hand an ihre Lippen drückt. Das war wirklich so wundervoll. Gewünscht hat sie es sich ja schon irgendwie, aber wirklich nicht damit gerechnet. Schon lange Zeit stellt sie es sich immer wieder vor, wie es wäre, wenn Mario sie küssen würde, aber es war noch viel besser. Wieder kichert sie. Vielleicht würde er sie ja noch einmal küssen, das wünscht sie sich wirklich. Sind sie denn jetzt …? Sind sie zusammen? Ein Paar? Sie haben ja schließlich Händchen gehalten und sich geküsst, jetzt sind sie sicherlich zusammen. Morgen würden sie sich in der Schule sehen und dann würde sie es wissen, immerhin wäre Mario auch dort und vielleicht, wieder macht ihr Herz einen Purzelbaum, hält er wieder ihre Hand, zeigt allen, dass sie beide nicht mehr nur Freunde sind.

Sie tritt bei sich Zuhause ein und gerade als sie ihre Schuhe ausziehen will, kommt ihre Mutter um die Ecke.

“Oh Elsa, du bist ja schon wieder da, das trifft sich gut. Kannst du mir noch einen Gefallen tun?”

Elsa sieht auf. “Was brauchst du denn, Mama?”

Diese hebt ihr einen Zettel entgegen. “Kannst du bitte noch schnell zum Supermarkt und das hier holen? Das habe ich total vergessen, brauche es aber zum Kochen.”

Elsa greift nach dem Zettel und nickt. “Natürlich.” Sie schlüpft wieder in ihre Ballerinas, während ihre Mutter in dieser Zeit Geld aus dem Geldbeutel nimmt und ihrer Tochter entgegenhält. Nachdem Elsa alles in ihren Geldbeutel gepackt und diesen zurück in ihre Handtasche getan hat, sieht sie auf.

“Ich fahre schnell mit dem Fahrrad, dann brauche ich nicht so lange.”

“Vielen Dank, du bist wirklich ein Schatz, Elsa.”

“Dafür doch nicht.” Elsa lächelt und winkt ab. “Bis gleich.”

“Bis gleich.”

Akane sieht ihrer Tochter hinterher, als diese das Haus, in das sie gerade erst gekommen ist, wieder verlässt. Elsa sah sehr gut gelaunt aus. Was da heute wohl war? Doch sie freut sich sehr, wenn es ihrem Mädchen gut geht, nichts anderes will sie für ihre Kinder. Sie dreht sich herum und geht wieder zurück in die Küche.
 

Elsa schiebt ihr Fahrrad durch das Gartentörchen auf die Straße hinaus und schließt dieses wieder, ehe sie sich auf ihr Gefährt schwingt. Ein breites Lächeln liegt auf ihrem Gesicht, als sie in die Pedale tritt. Immer und immer wieder geht ihr der Kuss mit Mario durch den Kopf, sie kann an nichts anderes mehr denken. Es kommt ihr vor, als wäre es ein Traum, aber das ist es nicht und sie ist dankbar dafür. Sie sieht vor sich auf die Straße, blickt nach links und rechts, nichts, dann fährt sie über die Kreuzung auf die Hauptstraße. Jetzt schnell einkaufen, dann kann sie wieder nach Hause, sich vor dem Abendessen vielleicht noch ein bisschen in ihr Bett legen und wieder an den Tag zurückdenken, sich vorstellen, dass sie wieder mit Mario zusammen ist, er sich zu ihr beugt und sie küsst. Das Lächeln auf ihren Zügen wird strahlender, ihr Herz flattert wie ein kleiner Vogel in ihrer Brust. Sie ist einfach nur glücklich.

Doch sie wird abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als rechts von ihr ein lautes Quietschen erklingt. Sie sieht auf und plötzlich ist es, als würde alles in Zeitlupe ablaufen. Ihre Augen sind weit aufgerissen, als sie das Auto auf sich zukommen sieht, das zwar noch bremst, doch ihr ist in diesem Moment klar, dass das nicht mehr reichen wird. Der Mann, der hinter der Frontscheibe sitzt, hat ebenfalls weit aufgerissene Augen, Panik steht in ihnen und dann kracht das Auto in sie, in ihr Fahrrad. Elsa wird durch die Luft geschleudert, kommt mit einem harten Aufprall auf dem Boden auf. Die Luft wird aus ihrem Körper gepresst und Schmerz überflutet ihren Körper. Das letzte, an das sie denkt, ist Mario, seine liebevollen, braunen Augen und sein strahlendes Lächeln, dann wird alles um sie herum schwarz.
 

///
 

Akane steht gerade im Esszimmer und holt Teller aus dem Schrank, als sie ein Martinshorn hört, das ein gutes Stück von hier entfernt zu sein scheint. Trotzdem wird es ihr anders, ihr Herz zieht sich zusammen und ehe sie ihn halten kann, fällt ihr ein Teller aus den Händen und zerspringt auf dem Boden in viele Scherben.

“Akane, was ist denn los?”

Ryotaro kommt aus dem Wohnzimmer und sieht verwundert auf die Scherben, ehe er seiner Ehefrau ins Gesicht sieht. Bei ihrem Anblick wird es ihm ganz anders.

“Liebling, was ist?”, fragt er und steigt über die Scherben, um ihr seine Hände auf die Oberarme zu legen.

Seine Ehefrau ist blass und ihre Augen sind weit aufgerissen.

“Was ist?”, wiederholt er seine Frage.

“Das … Martinshorn …”, stammelt sie und presst eine Faust vor ihre Brust.

“Ja, das habe ich auch gehört, was ist damit?” Ryotaro ist verwundert von der Reaktion. Sie sieht ihn aus ihren immer noch weit aufgerissenen Augen an, in denen Panik steht.

“Ich … ich glaube, dass Elsa etwas passiert ist”, gibt sie von sich.

Ihr Ehemann zieht seine Augenbrauen skeptisch zusammen und schüttelt seinen Kopf. “Akane, bitte. Wie kommst du denn darauf? Elsa geht es sicherlich gut.”

Die Angesprochene schüttelt ihren Kopf und Tränen treten in ihre Augen. “Nein, nein. Ich weiß es einfach. Es … es ist etwas passiert. Bitte Ryo, glaube mir, da …” Akane bricht ihren Satz ab, weiß nicht mehr, was sie sagen soll. Wie soll sie ihrem Ehemann erklären, dass sie so ein eigenartiges Gefühl hat, das alles in ihr zusammenzieht, ihr den Atem nimmt. Wie soll sie das argumentieren? Sie ist sich einfach sicher, dass ihrem Mädchen etwas passiert ist.

“Wo ist Elsa denn?”, fragt er in dem Moment und streichelt sanft über ihre Arme, trotzdem erkennt sie in seinen Augen, dass er ihr nicht glaubt, sie nicht ganz ernst nimmt und sie kann es ihm nicht einmal verdenken.

“Sie … ich habe sie noch kurz einkaufen geschickt, sie hat das Fahrrad genommen. Sie kam gerade zur Haustüre rein. Und natürlich hat sie es gemacht, sie macht so etwas doch immer, unser hilfsbereites Mädchen.” Nun laufen ihr Tränen über die Wangen.

“Es geht ihr sicher gut, Liebling.”

Ryotaros Tonfall ist ruhig, liebevoll, er versucht sie zu beruhigen. Doch Akane kann nicht, sie spürt, dass etwas nicht stimmt.

“Ich … ich gehe auch schnell runter in den Supermarkt, da treffe ich sie sicher und es geht ihr gut. Und dann weiß ich, dass ich mir völlig umsonst Sorgen gemacht habe.”

Akane löst sich aus den Griffen ihres Ehemannes, läuft über die Scherben hinweg, die ihr nicht einmal auffallen und geht in den Flur. Dort greift sie mit fahrigen Händen nach ihrer Jacke, die sie überzieht und anschließend nach ihren Schuhen. Danach nimmt sie noch ihre Handtasche.

“Ich … ich komme dann mit Elsa zusammen wieder nach Hause und …”, sagt sie und öffnet in dem Moment die Haustüre. Als sie nach vorne sieht, erkennt sie zwei Polizeibeamte in Uniform, von denen einer gerade seine Hand gehoben hat und wohl die Klingel an der Haustüre betätigen wollte.

Akane erstarrt, ihr Herz nimmt einen ungesunden Rhythmus an. Sie hört einen seltsamen Laut, den sie nicht zuordnen kann. Erst als sie Ryotaros Hände erneut an ihren Oberarmen spürt, wird ihr klar, dass sie selbst es war, die dieses seltsame Wimmern ausgestoßen hat.

“Herr und Frau Daichi”, sagt der Polizist, der klingeln hatte wollen und seine Hand nun wieder sinken lässt.

“Ja …”, Ryotaro räuspert sich, “ja”, wiederholt er mit festerer Stimme, während alles in ihm wie erstarrt ist. Ihm ist anders, ihm wird schlecht. Akane scheint recht gehabt zu haben.

“Herr und Frau Daichi, es tut mir sehr leid, ihnen sagen zu müssen, dass ihre Tochter Elsa einen Unfall hatte. Ein Auto hat sie übersehen und sie angefahren.”

“Sagen sie es einfach!”, schreit Akane laut, während Tränen in Strömen über ihre Wangen laufen. Ryotaros Hände krallen sich regelrecht in ihre Oberarme, halten sie dadurch auch davon ab, einfach zusammen zu klappen. “Lebt meine Tochter noch?”

Kapitel 3

Ein strahlendes Lächeln liegt auf seinen Zügen, als Mario in sein Klassenzimmer läuft. Gleich wird er Elsa wiedersehen und er kann es kaum erwarten. Letzte Nacht konnte er kaum schlafen, weil er die ganze Zeit an sie gedacht hatte. Wie sie gestern ausgesehen hat, gerochen, geschmeckt. Ihr Lachen, ihre leuchtenden Augen. Es war so schön gestern und er will sie heute fragen, ob sie sich die Tage wieder treffen wollen. Gerne will er ihre Hand wieder in seiner halten, mit ihr reden, lachen … und sie vielleicht sogar nochmal küssen, alleine der Gedanke daran lässt alles in ihm kribbeln.

Doch als Mario in sein Klassenzimmer tritt und sein Blick sogleich auf ihren Platz fällt, ist er verwundert. Elsa ist noch gar nicht da. Okay, gestern hatte sie es ja auch noch gesagt, er ist eigentlich immer pünktlich, aber Elsa im Normalfall auch, zumindest ist sie noch nie zu spät in die Schule gekommen. Vermutlich kommt sie gleich.

Mario setzt sich an seinen Platz in der ersten Reihe, von wo aus er auf jeden Fall mitbekommen wird, wenn Elsa reinkommt, was sicher gleich der Fall sein wird. Während er seine Schulunterlagen aus seiner Tasche holt und bereit legt, sieht er immer wieder zur Türe und auf die Uhr über der Tafel. Die Zeit verrinnt, doch Elsa taucht nicht auf. Das komische Gefühl, das ihn beschleicht, wird immer schlimmer. Und dann läutet es zur ersten Stunde und Elsa ist immer noch nicht da. Als der Lehrer reinkommt, beginnt dieser die erste Stunde und das ohne Elsa. Das schlechte Gefühl in Mario hält an, immer wieder sieht er nervös zur Türe, erwartet, hofft, dass sie doch noch herein kommt, doch da tut sich nichts. Auch die zweite und die dritte Stunde beginnen und enden, ohne dass Elsa auftaucht oder man etwas von ihr erfährt. Als die dritte Stunde mit einem Läuten endet, springt Mario auf, ohne abzuwarten, ob die Lehrerin noch etwas sagt und verlässt sein Klassenzimmer. Er muss zu Gregor, mit diesem reden, ihn fragen, was mit Elsa ist. Alles in ihm fühlt sich an, als wäre es zusammengepresst, irgendetwas stimmt da nicht, das ist ihm klar. Irgendetwas ist Elsa passiert und er will, nein er muss es wissen! Gregor weiß es sicher und der Jüngere muss es ihm sagen.

Mario ist noch nicht weit gekommen, als vor ihm im Flur genau derjenige auftaucht, zu dem er wollte. Direkt voreinander bleiben die beiden Jungen stehen. Und beide haben einen panischen, abgehetzten Gesichtsausdruck aufgesetzt.

“Gregor, was ist mit Elsa?”

“Käpt´n, ich kann heute nicht zum Training kommen!”

Beide sprechen gleichzeitig los. Mario runzelt seine Stirn, als er den Jüngeren genauer betrachtet. Dieser sieht nicht gut aus, ganz im Gegenteil. Er hat dunkle Augenringe, die Augen wirken blutunterlaufen und seine Haare sind noch mehr durcheinander als sonst. Zudem hat er die Hände zu Fäusten geballt und seine ganze Körperhaltung ist angespannt. Das schlechte Gefühl durchströmt nun jede Zelle in Mario. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht und es hat sicherlich mit Elsa zu tun!

“Gregor, was ist los? Wo ist deine Schwester und warum kannst du nicht zum Training kommen?”

Sein bester Freund sieht sich im Schulflur um, wo einige Schüler unterwegs sind, da nun Pause ist.

“Nicht hier, komm mit.”

Gregor dreht sich herum und läuft hinunter zu den Spinden, um dort seine Schuhe zu wechseln. Mario tut es ihm gleich und kurz darauf laufen sie gemeinsam zum Clubhaus der Kickers, wo gerade niemand außer ihnen beiden ist.
 

Kaum dass sie beide in das Clubhaus eingetreten sind, sieht Mario zu Gregor. Die Unruhe, die ihn schon heute morgen gefallen hat, als Elsa nicht vor dem Unterricht erschienen ist, hat nun alles von ihm ergriffen und er kann sich kaum zurückhalten, über den Tisch zu springen, Gregor zu packen und ihn zu schütteln, bis er ihm alles gesagt hat.

“Wo ist Elsa? Was ist mit ihr?”, bricht aus ihm heraus.

Gregor, der sich auf die Bank sinken hat lassen, scheint noch mehr zusammen zu sacken, Tränen treten in seine Augen und sein nächster Satz lässt Marios schlimmste Albträume wahr werden.

“Sie hatte gestern einen Unfall. Ein Auto hat sie angefahren.”

Marios Augen weiten sich und sein Herz wird zusammengepresst.

“Was? Sie … Elsa … Nein”, er schüttelt wild seinen Kopf, “das kann nicht sein. Elsa, sie kann gestern keinen Unfall gehabt haben. Sie war gestern doch …”

Bilder von Elsa und von ihrem Date schießen durch seinen Kopf. Wie sie ihn angelächelt hat, wie sie lachen musste, als sie etwas lustig fand. Ihre leuchtenden Augen. Und der Ausdruck darin, als er sie geküsst hat. Sie konnte keinen Unfall gehabt haben, sie waren gestern doch auf einem Date, gemeinsam! Nein, was Gregor da sagt, das ergibt keinen Sinn!

“Elsa, sie ist gestern Abend noch für meine Mutter zum Einkaufen gefahren, mit dem Fahrrad.” Gregor sieht auf seine Hände, deren Finger er nervös miteinander verschränkt. “Sie hatte Vorfahrt, so hat es die Polizei gesagt, da sie auf der Hauptstraße gefahren ist. Ein Auto hat sie übersehen und angefahren.”

“Was ist mit ihr, Gregor? Bitte, sag es mir!” Tränen stehen in Marios Augen, alles in ihm fühlt sich an, als wäre er es gewesen, der von einem Auto angefahren wurde. Doch während in seinen Augen die Tränen bisher nur stehen, laufen sie über die Wangen des Jüngeren.

“Sie ist im Krankenhaus. Sie haben sie gestern operiert, irgendwelchen inneren Verletzungen, Knochenbrüche … Ich kann es dir gar nicht genau sagen. Das ist aber nicht alles.”

“Noch nicht alles? Was gibt es denn noch?” Mario ist blass geworden, als Gregor mit seiner Erzählung begonnen hat, doch bei der nächsten Aussage wird er noch blasser als gerade schon.

“Sie hat Kopfverletzungen erlitten, aufgrund derer sie sie in ein künstliches Koma gelegt haben.”

“Künstliches Koma?”

Mario muss sich am Tisch festhalten, als er sich auf die Bank sinken lässt. Koma … Elsa liegt im Koma. Sie ist verletzt, vermutlich schwer verletzt, sonst würden die Ärzte das nicht machen. Seine Elsa, das Mädchen, in das er so verliebt ist. Das Mädchen, das gestern noch mit ihm gescherzt und gelacht hat, das Mädchen, das ihn geküsst hat. Das muss doch ein schlechter Traum sein, ein Albtraum! Er will es nicht wahrhaben, was Gregor gerade gesagt hat. Wieder schüttelt er seinen Kopf, greift mit beiden Händen in seine Haare.

“Nein Gregor, nein! Das .. das stimmt nicht, Elsa hat nicht … sie … nein!”

Nun laufen auch ihm die Tränen über die Wangen. Seine Elsa …

“Ich würde dir gerne etwas anders sagen, Mario”, schnieft Gregor und seine Finger krallen sich in seine kurze Hose.

“Ich verstehe einfach nicht, wie … Sie war doch gestern noch …” Mario hält in seinem Satz inne. Nein, er will es jetzt nicht sagen, er will Gregor nicht erzählen, dass er und Elsa gestern zusammen Eis essen waren. Er will diese Erinnerung an sie beide nur für sich haben, für sich allein behalten. Es sind nur sie beide gewesen gestern, sie hatten eine wundervolle Zeit. Und … nein, er will das nicht teilen!

“Naja, jetzt verstehst du sicher, weshalb ich nachher nicht zum Training kommen kann. Ich soll nach der Schule direkt nach Hause kommen. Wir fahren dann ins Krankenhaus zu Elsa”, durchbricht Gregors Stimme Marios Gedanken.

Der Ältere nickt langsam. “Ja, natürlich …”

“Sie wissen noch nicht, wann sie Elsa wieder aus dem Koma holen können, wann sie aufwachen wird … Ob sie aufwachen wird …”

Marios Kopf ruckt bei Gregors Worten hoch.

“Ob sie aufwachen wird?” Panik klingt in seiner Stimme mit.

Gregor treten erneut Tränen in die Augen und laufen gleich darauf über seine Wangen. Er versucht sie mit den Ärmeln seines Pullovers abzuwischen.

“Man kann noch nicht sagen, was für Auswirkungen die Kopfverletzungen haben. Es kann alles gut sein, aber auch …” Er muss nicht zu Ende sprechen, Mario versteht es auch unausgesprochen.
 

Als draußen die Schulglocken läuten, bleiben die beiden Jungen sitzen, schaffen es nicht, sich aufzuraffen, wollen nicht aus dem Clubhaus hinaus und in die Schule, in den Unterricht zurück. Was sollen sie da auch? Alles scheint in diesem Moment sinnlos zu sein, beide sind mit ihren Gedanken bei dem Mädchen, das im Krankenhaus liegt und von dem sie nicht wissen, wie es ihr gehen wird, ob sie wieder so sein wird, wie sie es gestern noch war.

Doch schließlich stehen sie auf, verlassen das Clubhaus und laufen gemeinsam, niedergeschlagen zur Schule, wo sie ihre Schuhe wechseln und sich ohne große Worte voneinander trennen, da jeder in seine Klasse muss.

Als Mario die Türe zu seinem Klassenzimmer öffnet, ist er bereits zehn Minuten zu spät dran.

“Mario Hongo, du bist zu spät!”, herrscht ihn der Lehrer an. “Warum kommst du erst jetzt?”

Der Junge zuckt nur mit seinen Schultern, er hat keine Lust, irgendetwas zu sagen, eine Antwort zu geben.

“Mario, antworte gefälligst, wenn ich dich etwas frage!” Der Lehrer tritt zu ihm an den Pult.

Dessen Blick ist starr auf die Tischplatte gerichtet.

“Warum denn? Es ist doch sowieso alles sinnlos”, gibt er tonlos von sich.

Er bemerkt nicht, wie der Lehrer fassungslos blinzelt und ihn ansieht. Dieser will gerade etwas sagen, als er Marios Aussehen bemerkt. Das blasse Gesicht, die glanzlosen Augen, die rot sind und verweint aussehen. Der Lehrer runzelt seine Stirn, dann wird ihm klar, dass der Junge wohl von dem Unfall seiner Klassenkameradin gehört hat und so wie er es die letzten Monate mitbekommen hat, mag dieser Elsa Daichi wohl sehr. Und daher entscheidet er, dass er es dabei belässt.

“In Ordnung. Versuche zukünftig pünktlich zu sein. Und jetzt weiter im Buch auf Seite 142.”

Kapitel 4

Es vergehen einige Tage, in denen Mario nichts mehr auf die Reihe bekommt. Er kann nicht aufhören an Elsa zu denken, sich Sorgen um sie zu machen, den ganzen Tag und auch Nachts, wo er kaum schlafen kann. In der Schule schafft er es kaum noch, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Auch das Training der Kickers leidet darunter, doch nicht nur der Kapitän der Mannschaft ist dafür verantwortlich, auch deren Mittelstürmer, dem es sehr ähnlich geht.

Nicht zu wissen, was genau mit Elsa ist, ob sie wieder aufwachen wird, ob sie Folgeschäden von dem Unfall davon tragen wird, die man heute noch nicht erkennen kann, all das macht beiden Jungen Sorgen. Gregor ist so gut wie jeden Tag im Krankenhaus, meist macht er sich direkt nach dem Training auf den Weg. Mario hatte ihm auch schon vorgeschlagen, dass er das Training ruhig ausfallen lassen kann, doch Gregor besteht darauf mit zu trainieren, da es es ihn ablenkt und das kann der Ältere vollkommen nachvollziehen, den ein wenig geht es ihm so ähnlich. Er ist froh, diese Aufgabe zu haben, seinen Kopf etwas ablenken zu können, auch wenn ihm bewusst ist, dass er seinen Job gerade nicht wirklich gut macht. Doch die Kickers sind nicht nur eine Fußballmannschaft, sie sind Freunde! Und daher haben sie alle Verständnis für die aktuelle Lage und auch sie machen sich alle Sorgen um Elsa, denn sie ist nicht nur Gregors Schwester, sie alle schätzen und mögen das Mädchen. Jeder von ihnen hofft, dass Elsa bald wieder aufwacht und dass es ihr einfach nur gut geht.
 

///
 

Mario ist an diesem Morgen, vor dem Unterricht, wie immer als erster im Clubhaus und zieht sich bereits sein Trikot an, als hinter ihm eine Person herein stürmt.

“Mario! Mario!”, ruft Gregor laut und bei dessen aufgeregten Tonfall dreht sich der Angesprochene herum. Nun kann er seinem besten Freund die Aufregung auch ansehen und sofort ist ihm klar, dass es gute Nachrichten sein müssen, die Gregor überbringt. Hoffnung lässt sein Herz einen Satz machen und während er seine Kappe aufsetzt, tritt er auf Gregor zu, der übers ganze Gesicht strahlt.

“Gregor?”, fragt er nun ebenfalls aufgeregt nach. Das kann doch nur eines bedeuten! Und da spricht Gregor es auch schon aus.

“Elsa, sie ist aufgewacht!”

Mario spürt, wie eine schwere Last von seinen Schultern genommen wird. Elsa, sie ist aufgewacht, endlich. Er spürt, wie Freudentränen in seine Augen treten und auch, wie ihn diese Nachricht ihn aufrichtet.

“Sie ist wach”, wiederholt er Gregors Worte, der nicht anders kann als zu lächeln.

“Ja, das Krankenhaus hat vorher angerufen. Sie ist heute Nacht aufgewacht, ist ansprechbar und spricht auch selbst. Sie hat also keine Defizite in dieser Hinsicht, ist das nicht toll?”

“Kann man schon mehr sagen? Hat sie sonst irgendwelche Probleme? Gibt es sonstige Folgeschäden? Wann darf sie nach Hause? Kann man sie …”

“Mario, Alter, hol mal wieder Luft.”

Gregor sieht seinen Freund mit hochgezogenen Augenbrauen an, als aus diesem eine Frage nach der anderen heraus schießt und er sich tatsächlich nicht sicher ist, ob Mario dazwischen Luft geholt hat. Aber trotzdem kann er nicht aufhören zu lächeln, denn er ist einfach nur froh, dass seine Schwester wieder wach ist.

“Oh … ähm …” Mario zieht seine Kappe tiefer, um seine roten Wangen zu verbergen.

“Alles gut, ich kann dich ja verstehen. Ich kann dir keine deiner Fragen beantworten. Ich meine, wir haben halb sieben, das Krankenhaus hat vielleicht vor einer halben Stunde bei meinen Eltern angerufen, die sich jetzt direkt fertig gemacht haben und zu Elsa gefahren sind. Ich denke, ich weiß mehr, wenn ich heute Nachmittag nach dem Training hinfahre und Elsa selbst sehen kann.”

Mario sieht ihn mit großen Augen an, sagt kein Wort. Gregor erwidert seinen Blick nachdenklich.

“Wenn du magst, können wir ja morgen nach dem Training noch ein bisschen im Park bleiben und ich erzähle dir dann, was ich weiß.”

Der Ältere kaut nun unsicher auf seiner Unterlippe, woraufhin Gregor seinen Kopf schräg legt und ihn fragend ansieht.

“Oder soll ich dich heute Abend anrufen, wenn ich nach Hause kommen?”

Und obwohl er am liebsten Ja schreien will, schüttelt Mario den Kopf und winkt ab.

“Nein, passt schon. Dann bleiben wir einfach nach dem Training noch oben im Park und du erzählst mir mehr, wenn die anderen weg sind.”

“Werde ich machen, Käpt´n, aber jetzt ziehe ich mich noch schnell um.” Gregor geht an Mario vorbei, zu seinem Spind, dabei klopft er dem Älteren auf die Schulter. “Ist das nicht toll, Mario?”

Der Angesprochene nickt, während sein bester Freund freudestrahlend beginnt sich umzuziehen. Und ehe er etwas weiteres sagen kann, geht die Türe des Clubhauses erneut auf und ihre Freunde strömen in den kleinen Raum herein, begleitet von lauten Gesprächen und Gelächter. Nachdem er sie begrüßt hat, tritt Mario zu seinem eigenen Spind und schaut hinein. Und als er daran denkt, dass endlich das passiert ist, worauf er seit Tagen gehofft hat, macht sein Herz wieder einen Satz und er strahlt über das ganze Gesicht. Elsa ist wach!
 

///
 

Am nächsten Tag ist es vermutlich das erste Mal, dass Mario es nicht erwarten kann, dass das Training endlich zu Ende ist. Hätte ihm das jemand vor ein paar Wochen gesagt, hätte er ihn für verrückt erklärt. Natürlich ist er auch nicht immer undankbar, wenn das tägliche Training ein Ende findet, aber noch nie hat er dieses so herbeigesehnt. Gestern Abend musste er sich wirklich zurückhalten, nicht zum Telefon zu greifen und Gregor anzurufen um ihn zu fragen, was nun mit Elsa ist. Auch den ganzen Tag über konnte er diesen Zeitpunkt nicht erwarten. Und er ist so froh, als er endlich die Worte sagen kann, die er am liebsten schon die ganze Zeit laut brüllen würde.

“Schluss für heute.”

Nach und nach verabschieden sich alle. Lassen die sich eigentlich immer so viel Zeit? Mario trippelt von einem Fuß auf den anderen, am liebsten würde er seine Freunde alle persönlich zur Treppe bringen und ihnen einen Schubs geben - natürlich nicht, um sie hinunter zu werfen, nein! Nur, dass sie sich endlich auf den Weg machen!

Es dauert eigentlich nur ein paar Minuten, bis außer Gregor und ihm alle Kickers gegangen sind, doch Mario ist es wie Ewigkeiten vorgekommen. Kaum dass Tommy und Sascha sich auf den Weg gemacht haben und die Treppenstufen hinunter laufen, dreht sich Mario zu seinem besten Freund um.

“Was ist mit Elsa?”, platzt es aus ihm heraus. Er ist besorgt, denn Gregor hatte das ganze Training über sehr bedrückt gewirkt und das kann nichts Gutes bedeuten, wirklich nicht!

Und tatsächlich, der Jüngere sieht zu Boden, mit seinem Fuß rollt er den Fußball vor sich auf dem Boden hin und her.

“Naja”, murmelt er.

Mario geht auf ihn zu und legt beide Hände auf Gregors Schultern. “Bitte sag mir, was mit deiner Schwester ist. Ich mache mir wirklich Sorgen um sie.”

Der Angesprochene sieht auf und erkennt den sorgenvollen Blick seines besten Freundes. Er blinzelt, schluckt und nickt dann.

“Okay, sollen wir uns vielleicht hinsetzen?”

Er deutet über seine Schulter zum Geländer, das um das Plateau herum geht, auf dem sich die Kickers ihren Trainingsplatz im Park eingerichtet haben.

“Natürlich”, antwortet Mario, während sein Herz sich zusammenzieht. Das können doch keine guten Nachrichten sein, die Gregor ihm nun mitteilen wird, denn wäre es so, dann wäre er schon längst damit herausgeplatzt.

Während sie sich nebeneinander setzen, entschließt sich Mario dazu, den Jüngeren nun nicht zu drängen sondern abzuwarten, was dieser zu erzählen hat. Und es scheint die richtige Entscheidung zu sein, denn Gregor sitzt da, den Fußball nun zwischen seinen Händen, wo er ihn hin und her dreht, während er nach Worten zu suchen scheint.

“Ich war ja gestern auch noch im Krankenhaus, bei Elsa”, beginnt er schließlich stockend. Der neben ihm Sitzenden nickt nur, um zu zeigen, dass er ihm zuhört. “Also die gute Nachricht ist, dass sie wach ist und bisher scheint es ihr, den Umständen entsprechend, gut zu gehen und es scheint keine körperlichen Einschränkungen zu geben. Die Operationen damals sind gut verlaufen, die Organe und Körper- äh … Gliedmaße funktionieren und tun, was sie tun sollen.”

“Okay, das klingt an sich ja schon mal gut”, gibt Mario nun doch von sich.

“Mhm, das tut es …”

“Und was ist das Aber?”, fragt der Ältere nach, als Gregor kein weiteres Wort von sich gibt.

Dieser seufzt nun laut, der Fußball zwischen den Händen, der ebenfalls kurz inne gehalten hat, wird weiter gedreht.

“Also auch der Kopf funktioniert soweit, sie kann sprechen, erkennt Gegenstände und so, aber …”

“Aber?”

“Sie kann sich nicht mehr an uns erinnern.”
 

“Sie … was?” Mario versteht nicht, was Gregor ihm sagen will. Was bedeutet es, dass Elsa sich nicht an sie erinnern kann?

Gregor fährt sich mit einer Hand über das Gesicht, während er mit der anderen den Fußball auf seinem Schoß festhält.

“Die Ärzte haben es eine Dissoziative Amnesie genannt. Also sie weiß, was zum Beispiel ein Stift ist, wie man diesen benutzt, sie kann Wörter schreiben, lesen, all das. Aber sie erinnert sich nicht an ihr Leben, nicht, was bisher passiert ist. Sie hat auch”, Gregor muss schlucken und Tränen treten in seine Augen, “sie hat weder unsere Eltern noch mich erkannt, als wir gestern zu ihr gekommen sind.”

Marios Augen haben sich geweitet, er sieht fassungslos geradeaus, ohne wirklich etwas von dem Ausblick vor sich wahrzunehmen. Elsa kann sich nicht mehr erinnern?

“Auch nicht … an mich?”, fragt er leise nach.

Gregor zuckte mit seinen Schultern. “Keine Ahnung.” Er sieht seinen besten Freund neben sich nachdenklich an. “Vielleicht müssten wir es mal versuchen und du besuchst sie. Vielleicht hilft das ja ihrem Gedächtnis auf die Sprünge.”

Nun richtet sich der Jüngere auf, diese Idee scheint ihm einen Lebensfunken zurückzugeben und unternehmungslustig springt er auf.

“Doch, das müssen wir versuchen! Ich rede mit meinen Eltern, frage im Krankenhaus nach, wann du kommen darfst!”

“Meinst du wirklich?” Mario sieht ihn zweifelnd an.

Gregor nickt. “Doch! Wir müssen es versuchen!” Er sieht seinen besten Freund nun beinahe flehend an. “Wir müssen einfach, verstehst du?”

Auch Mario steht auf und nickt. “Dann in Ordnung, ich versuche es.”

Und tief in ihm keimt wieder Hoffnung auf. Hoffnung, dass seine Elsa ihn sieht und weiß, wer er ist!

Kapitel 5

“Und du bist dir sicher, dass es wirklich in Ordnung ist, dass ich mit ins Krankenhaus komme?”

Mario steht vor dem Eingang des Krankenhauses und schaut an der Fassade des grauen Gebäudes hinauf. Er ist sehr unsicher, ob er hier richtig ist. Natürlich will er zu Elsa, will sie unbedingt sehen, bei ihr sein, in ihrer Nähe, doch er macht sich auch Sorgen. Sie ist nun bereits vor einer Woche aus dem Koma aufgewacht, doch bisher hat sie, wie Gregor es erzählt hat, ihr Gedächtnis noch nicht wieder zurück bekommen. Und genau davor hat der Ältere Angst, dass er in das Zimmer kommt und sie ihn eben nicht erkennt.

“Natürlich, ich habe extra gefragt. Der Arzt hat auch gesagt, dass man es mal versuchen soll. Und Mama und Papa haben auch sofort zugestimmt, dass du sie mal besuchen kannst, ich meine, wir alle wissen ja, dass ihr …” Gregor, der gerade noch begeistert gesprochen hat, wird rot und sieht zur Seite, während er mit seiner Hand über seinen Hinterkopf streicht. “Ähm … he he.”

“Was genau willst du damit sagen?”, fragt Mario stirnrunzelnd.

Sein bester Freund grinst ihn schief an.

“Weißt du, auch meinen Eltern ist in der Zwischenzeit aufgefallen, dass Elsa dich mag.”

Nun ist es Mario, der hochrot anläuft und hätte er seine Kappe auf, würde er sie sofort herunterziehen.

“Was … was sagst du denn da?”, murmelt er und sieht in Ermangelung seines Gesichtsschutzes einfach zur Seite.

“Stimmt es etwa nicht, dass du sie magst?”

Marios Hand wandert zu seiner Stirn, doch dann lässt er sie sogleich wieder fallen und schiebt sie tief in seine Hosentasche, denn egal wie sehr er es sich nun wünscht, seine Kappe liegt Zuhause.

“Du magst meine Schwester, Mario. Mehr, als man nur einen Freund mag, da bin ich mir sicher. Ich erinnere nur daran, was mit Harry vor ein paar Wochen war.”

Nun schielt der Ältere zu seinem besten Freund, ehe er langsam nickt. Was soll er es auch verleumden? Er mag Elsa, sehr sogar, mehr als dass er sie nur mag. Er ist ziemlich in sie verliebt, das ist ihm klar und außerdem wissen es seine Freunde ja auch alle. Und wegen seinen Gefühlen für sie ist es für ihn ja auch so schlimm, dass ihr das passiert ist, noch dazu einen Tag, nachdem sie sich geküsst haben.

“Siehst du? Und ich weiß, dass Elsa auch dich mag, wie unsere Eltern eben auch. Auf jeden Fall ist es doch ein Versuch wert, dass wenn sie dich sieht, den Jungen, in den sie verli…”, Gregor stoppt mitten in seinem Satz und wieder sind seine Wangen rot, während er krampfhaft überlegt, welches Wort er anstelle von verliebt benutzen kann, “also den sie … mag. Wer weiß, vielleicht erinnert sie sich ja an dich! Der Arzt hat auch gemeint, dass wenn eine Erinnerung zurückkommt, dann kommt der Rest manchmal ganz schnell. Wir müssen also nur die eine Sache finden, an die sie sich erinnert, dann werden sicherlich auch alle ihre anderen Erinnerungen wieder kommen, davon bin ich überzeugt! Und wer weiß, vielleicht bist ja du diese eine Sache!”

Mario wird von seinem besten Freund so entschlossen angesehen, dass er nicht anders kann als zu nicken. Und in ihm keimt die Hoffnung, dass es genau so ist, wie Gregor sagt. Er will unbedingt diese eine Sache sein! Er will, dass Elsa ihn ansieht und ihn erkennt, dass sie weiß wer er ist, gerade wünscht er sich nichts mehr als das! Und trotz der Hoffnung sticht sein Herz und Angst keimt in ihm auf, dass es nicht so ist, dass Elsa ihn nicht erkennt …

“Also komm, gehen wir zu ihr und dann werden wir mehr sehen.”

Gregor deutet auf den Krankenhauseingang und wartet auf Marios Zustimmung, dann läuft er los, an der Rezeption vorbei und zum Treppenhaus, wo er in den dritten Stock läuft. Er geht so zielgerichtet, man merkt ihm an, dass er regelmäßig hier ist. Auch die Schwestern, die ihnen auf der Station entgegen kommen, begrüßen ihn. Vor dem Zimmer mit der Nummer 337 bleibt er schließlich wieder stehen und legt seine Hand auf die Türklinke.

“So, hier sind wir. Also los.”

Doch noch bevor er die Türe öffnen kann, legt Mario eine Hand auf seine Schulter.

“Warte noch kurz”, hält er seinen besten Freund auf.

Dieser sieht ihn verwundert an und als er registriert, wie angespannt sein Begleiter wirkt, lässt er seine Hand wieder von der Türklinke sinken.

“Was ist los, Käpt´n?”, fragt er ihn leise.

Dieser starrt mit großen Augen auf die Türe vor ihnen.

“Was, wenn sie mich auch nicht erkennt?”

Sein Blick wandert zu Gregor. Der legt seinen Kopf schräg und zuckt mit den Schultern.

“Das werden wir dann sehen. Ich würde sagen, eines nach dem anderen. Jetzt gehen wir da mal rein und versuchen es und wenn sie dich nicht erkennt, dann, dann schauen wir weiter. Aber es wird schon gut gehen, du wirst es sicher gleich sehen, Mario, ich bin mir sicher!”

Und wieder sieht der Jüngere so entschieden, entschlossen aus, dass Mario nickt. Er atmet tief ein.

“Okay.”

“Gut.”

Erneut sieht Gregor seinen besten Freund an, dann klopft er an und öffnet die Zimmertüre.
 

///
 

Elsa sitzt in ihrem Bett, auf ihrem Schoß hält sie ein Fotoalbum, dass ihr ihre … Mutter, gegeben hat. Sie blättert durch die einzelnen Fotos, sieht sie sich alle ganz genau an. Doch es löst nichts in ihr aus. Keine Gefühle, keine Erinnerungen. Sie weiß, dass sie dieses Mädchen auf den Bildern ist, aber sie erinnert sich an nichts davon. Im Gegenteil, alles wirkt fremd, die Menschen, die Hintergründe. Nichts davon entfacht nur einen kleinen Funken in ihr. Sie seufzt auf und schlägt die nächste Seite des Fotoalbums auf. Es ist ihr jetzt schon klar, dass wenn ihre Mutter das nächste Mal vorbeikommen wird, sie sie hoffnungsvoll ansehen wird, sie fragen, ob sie sich an etwas erinnert und Elsa hat jetzt schon ein schlechtes Gewissen, denn sie weiß, dass sie die Frau enttäuschen wird. Sie will den enttäuschten Blick, die Trauer in den Augen dieser Frau nicht sehen. Nicht alleine, weil sie eigentlich niemanden enttäuschen möchte, auch, weil sie keine Gefühle für diese Frau empfindet und das macht es für sie nur noch schlimmer. Sie klappt das Fotoalbum zu und greift nach dem nächsten, das sie vor sich legt und es öffnet, um die nächsten Bilder anzusehen, an deren Situationen sie sich nicht erinnert. Gerade als sie die zweite Seite aufgeblättert hat, klopft es an der Türe. Fragend dreht sie ihren Kopf in diese Richtung und gleich darauf kommt ein Junge herein. Ihr Bruder. Wie hieß er noch gleich? Ach ja, Gregor. Eigentlich sollte sie sich das doch besser merken können, immerhin kommt er jeden Tag vorbei. Und dann folgt ihrem Bruder ein zweiter Junge ins Zimmer. Er hat dunkle, kurze Haare und große, braune Augen, deren verunsicherter Blick auf sie gerichtet ist. Sie runzelt ihre Stirn.

“Hallo Elsa, schau mal, wen ich mitgebracht habe”, sagt Gregor mit begeisterter Stimme, so dass sie ihren Blick einen Moment auf ihn richtet, ehe sie wieder zurück zu dem anderen Jungen sieht, der nun von ihrem Bruder nach vorne geschoben wird.

“H-hallo Elsa”, stottert dieser, während sein Blick aus diesen dunklen Augen durchgehend auf sie gerichtet ist.

Beide Jungen sehen sie erwartungsvoll an, so dass Elsa ihre Stirn runzelt. Was erwarten die beiden denn von ihr? Gregors Begleiter macht einen kleinen Schritt auf sie zu. Sie sieht ihn an und legt ihren Kopf leicht schräg.

“Wer bist du?”
 

Mario fühlt sich an, als würde Elsa ihm direkt in den Magen schlagen und in diesem Moment wird die Angst war, die er empfunden hat, seit er weiß, dass Elsa ihr Gedächtnis verloren hat. Sie erkennt ihn nicht. Er taumelt einen Schritt zurück, weiß nicht, was er sagen soll. Natürlich kann er ihr sagen, wer er ist. Ihr seinen Namen nennen. Aber wie soll er erklären, wer er für sie ist? Beziehungsweise, wer er für sie war? Ihre Gefühle sind vermutlich genauso weg wie ihre Erinnerungen. Und wenn sie sich nicht einmal an seinen Namen erinnert, dann auch nicht daran, dass er etwas für sie empfindet und sie etwas für ihn. Und daher …

“Ich … ich bin mit dir in einer Klasse”, bringt er stockend hervor und verbeugt sich vor ihr. “Und ich soll dir von allen gute Besserung wünschen, wir hoffen, dass du bald wieder zu uns stößt.”

Dann richtet er sich wieder auf und geht rückwärts zur Zimmertüre.

“Also, ähm, machs gut.” Er dreht sich herum, greift nach der Türklinke, zieht diese auf und stürmt aus dem Zimmer.

Elsa und ihr Bruder sehen Mario verwundert hinterher, keiner von ihnen beiden kann diese Aktion einschätzen.

“Ich gehe mal kurz und schaue nach ihm. Ich komme aber gleich wieder.” Gregor sieht zu der auf dem Bett Sitzenden, ehe er das Zimmer ebenfalls verlässt. Draußen im Flur sieht er in ein paar Metern Entfernung seinen besten Freund stehen, der sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt hat und auf den Boden starrt, während seine Hände zu Fäusten geballt sind. Langsam geht er zu ihm.

“Hey Mario”, richtet er vorsichtig an ihn.

Der Angesprochene sieht nicht auf.

“Ich … ich hatte einfach gehofft, dass … dass sie …”, bringt er stockend hervor und man hört seiner Stimme an, dass er mit den Tränen kämpft.

Gregor seufzt auf. “Ich auch, Mario. Aber gut, du bist nicht diese eine Sache. Dann versuchen wir es einfach weiter. Ich verspreche dir”, er legt ihm erneut eine Hand auf die Schulter, “dass ich nicht aufgeben werde. Ich will meine Schwester zurück. Die, die mich neckt, die auch mit mir streitet. Darüber, dass ich das Zimmer nicht aufräume, dass ich manchmal nachts schnarche, dass ich das Bad besetze, wenn sie rein will, dass ich die guten Sachen esse. Die Schwester, mit der ich aber auch lachen und über fast alles reden kann. Die Schwester, die in meinen Kapitän, meinen besten Freund verknallt ist.” Er sieht Mario ernst an. “Dafür gebe ich alles.”

Mario richtet seinen Blick auf, dann nickt er. “Danke.”

“Du weißt ja, das ist nicht ganz uneigennützig.” Gregor grinst ihn schief an, dann deutet er mit dem Daumen über sein Schulter. “Ich würde wieder zu Elsa zurückgehen, kommst du wieder mit?”

Der Ältere schüttelt seinen Kopf. “Ich, nein, lieber nicht. Ich denke sie braucht vermutlich noch ein wenig Ruhe, daher gehe ich lieber nach Hause.”

Gregor sieht ihn einen Moment nachdenklich an, dann nickt er.

“Okay, wir sehen uns dann morgen, Käpt´n.”

“Ja, bis morgen.”

Gregor hebt eine Hand und läuft zurück zum Zimmer mit der Nummer 337. Mario sieht ihm hinterher, beobachtet, wie er hinein geht. Als die Türe zufällt, beißt er sich auf die Unterlippe, dreht sich herum und macht sich auf den Heimweg. Das ist eindeutig nicht so gelaufen, wie er es sich erhofft hat.

Kapitel 6

Elsa sitzt auf einem Stuhl, den sie vor das Fenster gezogen hat und sieht hinaus. Wirklich viel kann man von hier nicht erkennen, nur einen kleinen Hinterhof und direkt gegenüber ein weiteres Gebäude des Krankenhauses. Als es an der Zimmertüre klopft und diese sich öffnet, dreht sie ihren Kopf in diese Richtung.

“Elsa, bist du soweit?”, fragt ihre Mutter lächelnd, als sie in das Krankenhauszimmer eintritt.

Das Mädchen nickt langsam.

“Das freut mich. Es tut dir sicherlich gut, endlich hier rauszukommen, daheim ist es immer schöner und wer weiß, vielleicht hilft es ja deinem Gedächtnis, das haben zumindest die Ärzte gesagt.”

Akane tritt lächelnd zu ihrer Tochter, die ihren Blick nach einem kurzen Moment zur Seite dreht und wieder zum Fenster hinaussieht.

Heute darf sie nach Hause, zumindest nennen ihre Eltern den Ort so. Körperlich geht es ihr gut. Die Operationen sind gut verlaufen, die Wunden verheilen laut den Ärzten zufriedenstellend, auch die inneren Verletzungen. Glücklicherweise hat sie durch den Unfall keine Defizite davon getragen, außer eben …

“Wenn du erst einmal daheim bist, in deiner vertrauten Umgebung, in deinem Zimmer und bei deinen Sachen, dann wird dein Gedächtnis sicherlich wieder schnell zurückkommen, da bin ich mir sicher.” Elsas Mutter streichelt Elsa über den Rücken. “Wenn du alles hast, dann können wir jetzt gehen. Dein Vater holt bereits das Auto.”

Elsa blinzelt, ehe sie ihren Blick vom Fenster abwendet.

“Doch, ich bin fertig.”

Akane nimmt Elsas Koffer und gemeinsam mit ihrer Tochter verlässt sie das Krankenhauszimmer. Sie voller Tatendrang, Elsa jedoch sehr unsicher. Hier im Krankenhaus war sie ein wenig in einer kleinen Blase, hier musste sie sich nicht so viele Gedanken machen. Aber nun würde sie sich viel mehr mit allem auseinandersetzen müssen und sie hat auch ein wenig Angst. Was, wenn sie sich nicht mehr erinnern würde, wenn ihr Gedächtnis nicht mehr zurückkommen würde? Und mit eher negativen Gedanken und Sorgen anstelle von Vorfreude, folgt sie ihrer Mutter aus dem Krankenhaus hinaus, wo bereits ihr Vater mit dem Auto wartet. Nachdem er ihren Koffer im Kofferraum verladen hat und sie alle eingestiegen sind, fahren sie los.

Elsa sieht aus dem Fenster, versucht irgendetwas von der Umgebung zu erkennen, doch da ist nichts. Ihre Eltern erzählen, plaudern und man kann ihnen anmerken, wie froh sie sind, dass sie ihre Tochter endlich nach Hause holen können. Auch wenn noch nicht alles in Ordnung ist, so kehrt doch ein wenig Normalität ein und das ist es, was sie eigentlich alle brauchen.
 

Als sie ein wenig später in eine Einfahrt vor einem Einfamilienhaus einparken, schlägt Elsas Herz unangenehm in ihrer Brust.

“Und?” Akane sieht durch die Lücke der beiden Vordersitze zu ihr nach hinten und mustert sie mit Hoffnung in den Augen. “Erkennst du unser Haus?”

Unwohlsein macht sich erneut in ihr breit und es ist Elsa klar, dass sie ihre Mutter nun enttäuschen wird, aber was soll sie sonst machen, als die Wahrheit zu sagen? Entschuldigend schüttelt sie den Kopf und erkennt die Enttäuschung, die sich in ihrer Mutter ausbreitet. Diese lacht auf, versucht, fröhlich zu klingen, auch wenn sie es nicht ist.

“Ach, das macht doch nichts. Wir gehen jetzt erstmal rein und vielleicht ist dort ja etwas, was du kennst. Also komm, Elsa, vermutlich ist Gregor inzwischen auch schon Zuhause, er wollte das Fußballtraining heute extra für dich ausfallen lassen.”

Elsa unterdrückt ein Seufzen. Eigentlich würde sie sich über etwas Ruhe freuen, aber das würde heute vermutlich nichts mehr werden. Daher öffnet sie ihren Sicherheitsgurt und kurz darauf die Türe des Autos, aus dem sie aussteigt und sich das Haus, in dem ihre Familie wohnt, ganz genau anschaut. Und immer noch ist die Hoffnung in ihr, dass sie irgendetwas erkennt, endlich ihre Erinnerungen zurückkommen. Sie will doch einfach nur wissen, wer sie ist.

Ryotaro schließt die Haustüre auf und dreht sich zu ihr.

“Komm Elsa, gehen wir rein.”

Das Mädchen nickt und folgt ihrem Vater ins Innere des Hauses, wo im nächsten Moment ein lautes Bellen erklingt und dann springt ein Hund um die Ecke, läuft auf sie zu und springt an ihr hoch. Sein Schwanz wedelt von rechts nach links und wieder und wieder läuft er ein Stück zurück um gleich wieder an ihr hochzuspringen.

Elsa kann nicht anders als zu lächeln. Sie vergräbt ihre Hände in seinem Fell und beugt sich zu ihm hinunter.

“Ja wer bist du denn? Du bist ja goldig.”

Und da schleckt die Zunge bereits über ihr Gesicht und sie macht erschrocken einen Satz nach hinten, ehe sie lachen muss.

“Na du bist mir doch einer!”

Und obwohl es ihr nicht ganz klar ist, ob es ein männlicher oder ein weiblicher Hund ist, ist sie davon überzeugt, dass es sich um einen Rüden handelt. Ihr Herz macht einen Satz. Erinnert sie sich an ihn? Aber wie ist sein Name?”

“Maradona, ganz ruhig”, ertönt in dem Moment die Stimme ihres Bruders, der dem Hund in den Flur gefolgt ist und Elsa nun anlächelt. “Du weißt ja, er ist immer so aufgeregt und …” Ein Schatten huscht über sein Gesicht. “Ähm, naja, er ist immer aufgeregt, dass er dich so überfällt, ist nicht wirklich verwunderlich.”

“Und er hat dich ja auch lange nicht gesehen”, sagt Akane hinter ihrer Tochter, die ihre Hände wieder in Maradonas Fell vergraben hat und diesen streichelt.

“Ja ”, murmelt diese leise. Und dann vergräbt sie ihr Gesicht im Fell des Hundes, versucht so einen Moment Ruhe zu finden, sich fast zu vergraben. Das alles ist doch recht viel. Ihre Eltern scheinen es zu bemerken, denn Ryotaro meint, dass er noch einen Anruf tätigen muss und verschwindet in seinem Arbeitszimmer, während Akane in die Küche geht, da sie Elsas Lieblingsessen kochen möchte. So sind nur noch die Geschwister und Maradona im Hausflur.
 

“Ähm, soll ich dir unser Zimmer zeigen?”, fragt Gregor irgendwann und bringt Elsa so dazu, zu ihm zu sehen. Der Jüngere steht da und man erkennt, dass er sich ein wenig unsicher fühlt, nicht ganz weiß, was er tun soll.

Elsa nickt und steht auf. “Ja, bitte.”

Das scheint die richtige Antwort gewesen zu sein, denn Gregor strahlt auf und deutet zur Treppe, die am Ende des Flurs nach oben führt.

“Komm mit, wir haben unser Zimmer oben.”

Und dann läuft er vor seiner Schwester hinauf, zu der ersten Türe auf der rechten Seite und öffnet diese, ohne einzutreten. Stattdessen deutet er ihr an, dass sie vor ihm in das Zimmer gehen soll. Das macht Elsa auch, tritt ein und sieht sich neugierig um. Wieder ist sie voller Hoffnung, dass hier irgendetwas ist, das sie erkennt. Links von der Türe steht ein Stockbett, direkt gegenüber von diesem stehen zwei Schreibtische nebeneinander. Links von diesen steht noch ein schmaler Kleiderschrank. Auf der rechten Seite von der Zimmertüre steht an der Wand eine Kommode, dieser gegenüber ein Regal mit Büchern und anderem Krimskrams und geradeaus ist eine großes Fenster mit Türe, die auf einen Balkon zu führen scheint. Elsas Blick gleitet über die Schreibtische, auf denen der linke wohl ihrer zu sein scheint, denn darauf sieht es recht ordentlich aus. Ihre Begründung dafür ist aber nicht die Ordentlichkeit sondern der Bilderrahmen mit dem Bild einer Fußballmannschaft auf dem rechten Schreibtisch und sie bezweifelt stark, dass sie ein Bild von Gregors Fußballmannschaft auf ihrem Schreibtisch stehen hat, zumindest nimmt sie an, dass es die Mannschaft ihres Bruders ist.

“Also ich schlafe oben im Stockbett, das hier unten ist dein Bett.” Gregor deutet auf die untere Matratze und anschließend auf den linken Schreibtisch. “Und das hier ist deiner, ebenso der Kleiderschrank daneben. Ich habe meine Sachen in der Kommode da drüben.” Der nächste Fingerdeut geht auf die Kommode rechts von der Zimmertüre aus.

Elsa geht langsam durch das Zimmer, nimmt den ein oder anderen Gegenstand in die Hand und sieht ihn sich an, ehe sie ihn wieder zurück stellt oder legt.

Gregor sieht ihr aufgeregt zu.

“Erkennst du irgendetwas?”, fragt er irgendwann leise.

Seine Schwester, die gerade mit dem Rücken zu ihm steht, stockt in ihrer Bewegung und schüttelt ihren Kopf, während sie die Haarbürste, die vermutlich ihr gehört, wieder auf die Kommode zurücklegt.

“Nein, leider nicht”, gibt sie leise zu und ihrer Stimme ist Enttäuschung anzuhören. Sie hatte anderes erhofft.

“Schade”, murmelt Gregor, dem es genauso zu gehen scheint.

In der Zeit geht Elsa zu den Schreibtischen und greift dort kurzerhand nach dem Bild von Gregors Fußballmannschaft. Sie lässt ihren Blick darüber gleiten, versucht einen der Jungen zu erkennen, die sie von dem Bild aus anlächeln. Ihr Blick bleibt bei dem einzigen Jungen mit einem anderen Trikot kennen. Ihr Finger streift über sein Gesicht.

“Das ist doch der Junge, der mit im Krankenhaus war, oder?”, fragt sie, während sie ihren Blick nicht von den dunklen Augen und dem Lächeln nehmen kann. Lächelt er oft so? Es gefällt ihr.

“Hmm?” Gregor kommt näher, wirft ebenfalls einen Blick auf das Bild und nickt grinsend. “Ja, das ist Mario. Er ist der Torwart und der Kapitän der Kickers. Und, wie er gesagt hat, ist er in deiner Klasse.”

“Sind er und ich … Freunde?”, fragt Elsa nachdem sie einen Moment geschwiegen hat.

Hoffnung macht sich in ihrem Bruder breit. Erkennt sie Mario?

“Also er ist mein bester Freund und ich würde schon gerne sagen, dass ihr Freunde seid, ich hoffe es zumindest. Erinnerst du dich jetzt an ihn?”

Und wieder löst sich die Hoffnung in Enttäuschung auf.

“Nein, nur vom Krankenhaus her. Ich habe halt überlegt, warum er von unserer Klasse aus gekommen ist, um mir gute Besserung zu wünschen. Und daher habe ich gedacht, dass das vielleicht der Grund ist.”

Gregor seufzt leise. Es wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.

“Du, Elsa”, sagt er leise und sofort dreht sich seine Schwester zu ihm herum und sieht ihn fragend an. “Ich werde alles dafür tun, dass du dich wieder erinnerst. An uns, deine Familie, deine Freunde.” Er deutet auf das Bild in ihren Händen. “Und auch an ihn.”

Elsa blinzelt überrascht, dann sieht sie wieder auf Mario auf dem Bild.

“Das wäre wirklich schön”, gibt sie leise zu. Denn sie will sich erinnern. An alles und an alle.

Kapitel 7

“Wie ihr wisst, hatte eure Klassenkameradin Elsa vor zwei Monaten einen Unfall und war deshalb diese lange Zeit nicht in der Schule.”

Als der Lehrer Elsas Namen erwähnt, sieht Mario sofort auf und blickt diesen an. Was ist mit ihr?

“Sie wird wieder zu uns zurückkehren, allerdings gibt es eine Sache, bei der ich erwarte, dass ihr sie deswegen weder bedrängt noch sie belagert. Bei Elsa wurde eine Amnesie diagnostiziert, das bedeutet, dass sie ihr Gedächtnis verloren hat. Sie erinnert sich zwar an alles alltägliche, aber nicht an ihr Leben oder auch Personen die sie kennt. Sie wird also vermutlich weder mich noch euch erkennen. Trotzdem haben wir, nach Rücksprache mit ihren Eltern und den Ärzten entschieden, dass sie wieder am Unterricht teilnimmt. Vielleicht hilft ihr das ja auch, ihre Erinnerungen wieder zu bekommen. Ich bitte euch also um Verständnis und Unterstützung.”

Marios Herz schlägt unglaublich schnell in seinem Brustkorb. Es ist also soweit, sie ist wieder hier, er wird sie wieder regelmäßig sehen. Gregor hat so etwas zwar angedeutet, aber noch keinen Tag genannt, wann es wieder soweit ist.

Als es an der Türe des Klassenzimmers klopft, wandert sein Blick sofort dorthin. In der Zeit steht der Lehrer auf und öffnet die Türe, um die davor stehenden Personen hereinzulassen.

Es ist nicht Elsa alleine, die hereinkommt und nun versteht Mario auch, warum seine Klassenkameradin Rina, die eine Freundin von Elsa ist, vorher die Klasse verlassen hatte und zu Beginn der Stunde noch nicht dagewesen ist. Sie soll wohl nach Elsa schauen.

“Hallo Elsa, es ist schön, dass du wieder da bist”, begrüßt der Lehrer in der Zeit das Mädchen und auf das Marios Blick ohne Unterlass gerichtet ist. Sie wirkt sehr unsicher, aber das kann er verstehen.

“Das dort ist dein Platz, setz dich einfach. Mach mit, so gut du kannst. Wenn du irgendwelche Fragen hast oder nicht mitkommst, dann melde dich bitte. Du darfst wirklich alles fragen, halte dich nicht zurück. Und wenn es dir nicht gut geht, du Kopfschmerzen oder ähnliches bekommst, sag bitte auch Bescheid, es ist wichtig, dass du auf deine körperliche Verfassung achtest.”

Elsa nickt, während ihre Hände sich um das Band der Schultasche klammern, die sie über ihrer Schulter trägt. Sie fühlt sich wohl nicht sonderlich wohl, zumindest kann man das ihrem Blick entnehmen. Als sie nun in Richtung ihres Platzes geht, muss sie an Mario vorbei. Ihr Blick fällt auf ihn und einen Moment weiten sich ihre Augen. Marios Herz macht ein Satz. Erkennt sie ihn? Doch dann nickt sie ihm nur kurz zu. Sie scheint ihn wirklich erkannt zu haben, aber nicht als den Jungen, den sie geküsst hat, nein, als den Jungen, der sie angeblich im Namen der gesamten Klasse im Krankenhaus besucht und ihr gute Besserung gewünscht hat. Mehr ist sie für ihn nicht mehr, nur ein Klassenkamerad.

Ein Schatten fällt auf Marios Gesicht und seine Hände umklammern das Buch, das vor ihm liegt. Er senkt seinen Blick und beißt sich auf die Unterlippe. Es ist alles einfach so unfair!
 

///
 

“Hier ist die Sporthalle.”

Elsas Blick gleitet über die große Sporthalle, die Rina ihr gerade zeigt. Es ist komisch. Sie weiß, dass sie schon hier war, sehr oft, jeden Tag, aber auch hieran erinnert sie sich nicht. Auch Rina, die anscheinend eine Freundin von ihr ist, hat sie nicht erkannt. Der Einzige, der ihr bekannt vorkam, war dieser Junge aus ihrer Klasse, der sie auch im Krankenhaus besucht hat. Wie hieß er noch gleich? Mario. Und das weiß sie auch nur, weil Gregor ihr seinen Namen mehrmal gesagt hat. Sein Kapitän und bester Freund. Elsa seufzt leise, während sie ihren Blick durch die Gegend gleiten lässt.

“Ist vermutlich seltsam, oder?”, reißt Rinas Stimme sie aus ihren Überlegungen.

Elsa sieht sie fragend an. Das schwarzhaarige Mädchen lächelt und deutet mit einer Hand über den Schulhof.

“Das alles hier. Zu wissen, dass du schon zig Mal hier warst, aber dich nicht im geringsten daran erinnern kann. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr seltsam ist und du dich vermutlich nicht sehr wohl fühlst. Zumindest denke ich, dass es mir so gehen wird.”

Die Gefragte blinzelt verwundert, dann nickt sie und ein kleines Lächeln huscht über ihr Gesicht.

“Ja, das ist es wirklich. Ich”, sie schlingt beide Arme um sich und sieht sich um, “würde wirklich gerne wieder alles wissen, aber egal was ich mache, ich erinnere mich einfach nicht. Und dann sind da immer meine Eltern und mein Bruder, die die ganze Zeit darauf warten, dass ich mich wieder erinnere, die mich ständig fragen, ob mir denn wieder etwas eingefallen ist. Und auch wenn sie es nicht laut sagen, ich weiß, dass ich sie jedes Mal enttäusche, wenn ich verneine.” Elsa richtet ihren Blick auf den Boden, sie will Rina jetzt nicht ansehen.

“Das tut mir wirklich leid, das muss echt hart sein.”

Und wieder sieht Elsa erstaunt auf und begegnet Rinas Blick, die sie anlächelt. Irgendwie tut ihr das gut. Ihre Klassenkameradin ist die erste, bei der sie nicht das Gefühl hat, irgendetwas bringen zu müssen, im Gegenteil, sie fühlt sich bei ihr wohl.

“Du, Rina?”, fragt sie leise.

“Ja?” Das Mädchen sieht sie an.

Die Wangen von Elsa färben sich rot.

“Waren, ähm, sind wir Freundinnen? Also vor dem Unfall?”

Als Antwort erklingt ein glockenhelles Lachen.

“Ja Elsa, das sind wir. Nicht nur gewesen, du bist für mich immer noch meine Freundin. Auch wenn du dein Gedächtnis verloren hast, du bist immer noch Elsa Daichi. Und wenn du dich gerade nicht an mich erinnerst, dann musst du mich einfach neu kennenlernen. Wenn du gedacht hast, dass du mich damit endlich los wirst, dann tut es mir leid, aber nein, keine Chance.”

Ein breites Grinsen liegt auf den Zügen des Mädchens und sie stemmt beide Hände in ihre Hüften, während sie Elsa zuzwinkert.

Deren Herz wird warm und ein Gefühl von Freude überkommt sie.

“Das freut mich. Wirklich!”

“Na das hoffe ich doch!” Rina hängt sich bei Elsa ein und zieht sie mit sich. “Ich habe auch einige Fotos von uns beiden, die kann ich dir gerne mal zeigen. Dann siehst du auch, dass du mit mir auch lachen kannst, also keine Sorge, ich bin nicht nur anstrengend.”

Und wieder lacht Elsa auf. “Die würde ich wirklich gerne sehen.”
 

Sie bleibt stehen, als sie Bewegung ein Stück vor sich bemerkt.

“Oh, das sind doch mein Bruder und seine Mannschaft, oder?”, fragt sie, als sie die Fußballmannschaft auf dem Platz bemerkt, die dort Fußbälle hin und her kickt.

“Ja, die Kickers. Die waren mal so schlecht, Nie-Gewinn-Kickers haben wir sie genannt. Und dann kam dein Bruder und alles ist anders geworden.” Rina sieht nachdenklich ebenfalls zu der Fußballmannschaft.

Elsas Blick gleitet über die Jungen und bleibt schließlich stehen, als sie bemerkt, dass Mario sie ansieht. Sein Blick ist direkt auf sie gerichtet und er wirkt sehr ernst. Als ihr Herz einen eigenartigen Satz macht, wendet sie ihren Blick schnell ab. Eine Hand drückt sie gegen ihre Brust und beißt sich auf die Unterlippe. Was war das denn?

“Und siehst du? Da sind die Matten und Stangen für den Hochsprung. Weißt du, dass du in der Leichtathletik-AG bist?”

Rinas Blick richtet sich erneut fragend auf die neben ihr Stehende. Diese runzelt ihre Stirn, ehe sie erst ihren Kopf schüttelt und dann nickt.

“Nein, ähm ja, doch. Man hat es mir gesagt, aber ich kann mich nicht erinnern.”

“Na dann komm, gehen wir mal hin. Ich weiß ja, dass du es doof findest, wenn alle erwarten, dass du dich wieder erinnerst, aber wäre doch doof, wenn du ausgerechnet dort doch wieder dein Gedächtnis bekommen würdest und wir eben nicht hingehen.”

Und wieder muss Elsa leise lachen. Rina hat mit ihrer Logik ja recht.

“Ja, gehen wir hin.”

Kaum dass sie bei den Matten ankommen, sieht Rina Elsa mit hochgezogenen Augenbrauen an, ohne ein Wort zu sagen. Dieser ist klar, was ihre Freundin wissen will und enttäuscht schüttelt sie ihren Kopf. Nichts, keine Erinnerung, nicht das kleinste bisschen.

“Schade, aber gut, es war ein Versuch wert.” Rina seufzt, zuckt dann aber mit ihren Schultern. “Dann lass uns wieder reingehen.”

Elsa nickt und will ihr folgen, doch ihr Blick richtet sich wieder auf die Stangen und die Matte. Es wird noch lange dauern, bis sie wieder Sport machen kann. Aus einem Impuls heraus streckt sie ihre Hand nach einer der hohen Stangen, an der die Querstange zum darüber springen befestigt wird, aus. Und kaum dass sie diese mit ihren Fingerspitzen berührt, durchzuckt sie etwas und sie hört eine hohe und helle Stimme, die eine Frage stellt.
 

“Magst du ihn?”
 

Sie reißt ihre Hand zurück und starrt mit großen Augen auf die Stange und die Matte. War das eine Erinnerung? Aber was soll diese bedeuten? Ihr Herz schlägt unglaublich schnell in ihrem Brustkorb. Was bedeutete das?

“Elsa, ist alles in Ordnung?” Da steht bereits Rina wieder neben ihr und sieht sie besorgt an.

Sofort schüttelt das angesprochene Mädchen ihren Kopf.

“Nein, nein, alles in Ordnung.”

“Sollen wir dann rein gehen?”

“Ja, doch. Ich glaube, es war jetzt doch alles recht anstrengend. Es wäre vermutlich gut, wenn ich mich hinsetze und etwas trinke.”

Nach einem prüfenden Blick nickt Rina und läuft wieder in Richtung der Schule und dieses Mal folgt Elsa ihr direkt.

Kapitel 8

Elsa liegt in ihrem Bett, auf dem Rücken und starrt auf die Unterseite von Gregors Bett über ihrem. Ihre Hände liegen auf ihrem Bauch und sie knetet ihre Finger, ansonsten bewegt sie sich nicht, hängt nur ihren Gedanken nach. Der erste Tag an der Schule, der Kitahara. Es war viel, anstrengend, zu einem gewissen Teil auch aufregend. Sie war heute morgen so nervös und ist es den ganzen Tag über gewesen. Wie auch nicht, immerhin hatte sie nicht im geringsten gewusst, was sie erwartet. Ihr größter Lichtblick ist heute tatsächlich Rina gewesen. In ihrer Nähe konnte Elsa sich fallen lassen, einfach los lassen, nicht weiter nachdenken müssen. Rina hatte nichts von ihr erwartet, im Gegensatz zu ihrer Mutter. Kaum dass Elsa das Schulgebäude verlassen hatte und zu ihrer Mutter ins Auto gestiegen ist, hatte diese angefangen Fragen zu stellen. Wie es ihr geht und natürlich erst recht, ob sie sich an etwas erinnert hat. Aber da war nichts, was sollte sie ihr auch sagen? Obwohl … Elsas Finger bleiben still liegen. “Magst du ihn?” Was war das für eine Frage? Hatte sie diese gestellt? Hat jemand ihr die Frage gestellt? Sie weiß es nicht. Wobei, ihr Gefühl sagt ihr, dass sie gefragt wurde. Aber … “Magst du ihn?” Wen soll sie mögen? Um wen geht es? Das Mädchen presst ihre Augen zusammen, versucht krampfhaft herauszufinden, wer damit gemeint ist. Ihn - zumindest scheint es um einen Jungen zu gehen, aber um wen? Wer ist der Junge? Und mag sie ihn wirklich? Wieder sagt ihr ihr Gefühl “ja”. Elsa strengt sich an, versucht mit aller Gewalt herauszufinden, um wen es geht. Doch alles was sie bekommt sind Kopfschmerzen. Sie seufzt und setzt sich auf. Das macht doch alles keinen Sinn! Noch ehe sie etwas machen kann, wird die Zimmertüre aufgerissen und ihr Bruder kommt herein gestürmt.

“Hallo Elsa”, begrüßt er sie grinsend und geht zu seiner Kommode. Er trägt immer noch sein Fußballtrikot, er scheint also direkt vom Training gekommen zu sein.

“Na? Wie war dein erster Tag?”, fragt er neugierig, während er zu der Kommode geht, in der seine Kleidung ist und sich etwas herausholt. Und dann kommt noch die unvermeidliche Frage. “Hast du dich an etwas erinnert?” Sein Blick richtet sich hoffnungsvoll auf sie.

Elsa runzelt ihre Stirn, dann schüttelt sie ihren Kopf und sieht zur Seite. Sie will nicht wieder mitansehen müssen, wie sich Enttäuschung im Gesicht eines Menschen ausbreitet.

“Das ist wirklich schade.”

Und obwohl sie Gregors Gesicht nicht sehen kann, ist die Enttäuschung seinen Worten anzuhören.

“Ja”, sagt sie leise und vermeidet weiterhin jeden Blick zu ihm.

“Na egal, morgen ist ja auch noch ein Tag und wer weiß, vielleicht erinnerst du dich ja dann.” Gregor schließt die Schubladen der Kommode wieder. “Ich gehe noch duschen. Wenn du magst, können wir nachher noch etwas machen. Ich kann dir wieder Geschichten von früher erzählen. Von uns beiden, von der Schule, von den Kickers und Mario.”

Elsa sieht nun doch wieder zu ihrem Bruder. “Von Mario? Warum das?”

Die Hand ihres Bruders wandert zu seinem Hinterkopf. “Ähm, ja, du kennst ihn ja auch schon ein wenig und er ist ja auch in deiner Klasse und … Ja. Ich gehe dann man schnell duschen.”

Und schon ist er wieder aus dem Zimmer verschwunden. Elsa sieht ihn verwundert hinterher, dann schüttelt sie ihren Kopf. Die Kopfschmerzen sind in den Minuten, in denen Gregor hier im Zimmer gewesen ist, eher schlimmer geworden. Die Aussicht darauf, mit ihm nachher noch zusammensitzen wenn er wieder aus dem Bad kommt, muntert sie nicht auf, ganz im Gegenteil. Elsa hat das Gefühl, einfach raus zu müssen. Aus diesem Zimmer, aus diesem Haus, dieser Umgebung. Einfach nur weg, ein wenig für sich alleine sein! Und daher macht sie das jetzt. Entschlossen steht sie auf und geht hinunter ins Erdgeschoss zu ihrer Mutter, die im Wohnzimmer ist.
 

“Mama?”, richtet sie an diese.

“Ja Elsa?” Akane sieht sie lächelnd an.

Diese ballt ihre Hände zu Fäusten, ihr ist klar, dass das jetzt nicht einfach werden wird.

“Ich habe das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fliegt, daher würde ich gerne noch ein wenig raus gehen. Eine Runde spazieren.”

Ihre Mutter runzelt ihre Stirn. “Ich weiß nicht”, erwidert sie zögerlich. “Du hast dein Gedächtnis noch nicht wieder und zu dem ist der Unfall jetzt ja auch noch nicht so lange her. Du bist körperlich auch noch nicht wieder hundertprozentig fit.”

“Mama, ich würde nur zum Strand gehen. Den Weg sind wir die letzten Wochen so oft gegangen, den kenne ich inzwischen im Schlaf. Und ich nehme Maradona mit, dann ist der auch schon draußen gewesen.” Elsa erkennt das Zögern und die Unsicherheit in den Zügen ihrer Mutter. “Bitte, Mama. Ich brauche das jetzt einfach. Heute war ein anstrengender Tag, ich will einfach nur ein wenig Ruhe. Und jetzt ist Gregor wieder zuhause und ich befürchte, dass es das war mit der Ruhe. Ich passe auch ganz arg auf und mit Maradona an meiner Seite wird sicherlich auch nichts passieren!”

Mit der Aussage über Gregor hat sie ihre Mutter ins Wanken gebracht, das ist ihr klar.

“Zudem sollte ich nicht wieder irgendwann raus gehen können, auch alleine? Ich bin kein kleines Kind mehr, ihr könnt nicht die ganze Zeit an meiner Seite sein, auch wenn ich verstehe, dass ihr das wollen würdet. Aber ich brauche auch ein wenig Zeit für mich. Bitte.”

Und wieder ist auf Akanes Zügen zu erkennen, dass sie mit sich kämpft. Auf der einen Seite will sie ihrer Tochter ja all das eingestehen, was diese von sich gibt. Aber auf der anderen Seite, Elsa hatte einen Unfall und sie alle sind froh und dankbar, dass es mehr oder weniger glimpflich ausgegangen ist, denn es hätte alles anders enden können. Und auch wenn Akane es gerne anders hätte, sie hat Angst. Angst davor, dass wenn Elsa das Haus allein verlässt, genau das wieder passiert, die Polizei wieder vor der Türe steht und es dieses Mal vielleicht anders ausgeht. Doch auch sie muss an sich arbeiten und lernen, loszulassen, ihrer Tochter zeigen, dass sie ihr vertraut, Vertrauen in sie hat. Und daher nickt sie.

“In Ordnung, aber nimm Maradona mit. Und bleib nicht allzu lange weg.”

Elsas Gesicht erhellt sich.

“Das mache ich, vielen Dank, Mama.”
 

///
 

Zehn Minuten später kommt Elsa am Strand an. Sie schließt ihre Augen und zieht die Luft tief ein. Der Geruch von salzigem Meerwasser dringt in ihre Nase ein und sie ist froh, dass ihre Mutter sie tatsächlich hat gehen lassen. Es ist ja verständlich, dass Akane sie nicht mehr aus den Augen lassen will, Angst um sie hat, aber sie braucht auch Zeit für sich allein, Abstand von allem.

Nach ein paar weiteren Metern bückt Elsa sich und löst die Leine von Maradonas Halsband der mit einem begeisterten Bellen losstürmt und ins Wasser läuft. Er versucht die Wellen zu fangen, schnappt nach ihnen und sobald das Wasser seine Pfoten berührt läuft er wieder aus dem Wasser hinaus, rennt ihm dann aber wieder hinterher, als es davon fließt. Elsa, die sich in den Sand hat sinken lassen, muss lachen, als sie den Hund bei diesem Spiel beobachtet. Als hinter ihr der Sand knirscht, zuckt sie zusammen und dreht sich schnell um. Mit großen Augen sieht sie den Jungen an, der seine Hände hebt.

“Ent-entschuldige bitte, Elsa, ich wollte dich nicht erschrecken.”

Elsa blinzelt überrascht, dann schüttelt sie ihren Kopf.

“Alles okay, Mario.”

Ein Aufleuchten geht über seine Züge und er nähert sich ihr. Er trägt ebenfalls noch sein Trikot und spielt mit dem Schirm der grünen Kappe, die auf seinem Kopf sitzt.

“Du weißt wer ich bin?” Hoffnung ist seiner Stimme zu entnehmen.

“Naja, du bist in meiner Klasse und Gregor redet ziemlich oft von dir. Außerdem hast du mich ja auch im Krankenhaus besucht. Ich denke, dein Name war mit der erste, den ich mir gemerkt habe, nachdem …” Sie bricht ab und sieht aufs Meer hinaus. Warum soll sie es aussprechen? Es weiß doch sowieso jeder, was passiert ist.

“Ja, stimmt”, murmelt Mario.

Die Hoffnung in der Stimme wurde durch Enttäuschung ersetzt und es sticht in Elsas Herz, als sie wieder einen Menschen enttäuscht. Dann überrascht er sie.

“Darf ich mich zu dir setzen?”

Das Mädchen sieht erstaunt auf, ehe es neben sich deutet. “Natürlich.”

Als Mario neben ihr sitzt, mustert sie ihn von der Seite. Er sieht gut aus, schießt ihr dabei durch den Kopf und das nicht zum ersten Mal. Als er seinen Kopf dreht und ihre Blicke aufeinander treffen, bemerkt Elsa, dass sich ihre Wangen röten und sieht schnell wieder nach vorne.

“Wie geht es dir?”, fragt er sie nach einer Pause, in der keiner von ihnen beiden etwas gesagt hat. “Also mal abgesehen von dem offensichtlichen, ich gehe nämlich davon aus, dass dein heutiger erster Schultag, wenn man es so nennen will, deine Erinnerungen vermutlich nicht zurückgebracht hat.” Denn sonst hätte sie gerade doch sicherlich anders auf ihn reagiert.

“Oh.” Damit hatte Elsa eindeutig nicht gerechnet. Ähnlich wie bei Rina heute Vormittag, klingt er ebenfalls so, als würde er alles ernst nehmen. Und ebenso fühlt sie sich in seiner Nähe wohl. “Ähm …” Ihr Blick ist auf Maradona gerichtet, der durch das Wasser springt und dabei große Freude zu haben scheint. “Wie du sagst, von dem offensichtlichen mal abgesehen. Heute war alles etwas viel. Und zudem haben irgendwie alle Leute so viele Erwartungen an mich und …” Sie bricht abrupt ab und ihre Wangen färben sich rot. Warum hat sie ihm das einfach so gesagt?

“Erwartungen?”, fragt er da schon nach. “Dass du dich erinnerst?”

Wieder blinzelt sie erstaunt. Ist ihm das wirklich klar oder hat er geraten? Ihr Blick wendet sich sich zu ihm und bleibt an seinen Augen hängen, die auf sie gerichtet sind. Er sieht sie vollkommen ernst und verständnisvoll an. Es scheint ihm wirklich klar zu sein, daher nickt sie und sieht wieder nach vorne. Sie zieht ihre Beine an, schlingt ihre Arme darum und legt ihr Kinn auf ihren Knien ab.

“Genau das. Egal was ist, wo ich bin, was ich sehe, was ich esse, sofort kommt die Frage, ob ich mich wieder erinnere. An dies, an das. Am besten eigentlich an alles auf einmal. Aber das tue ich nicht, nicht das geringste bisschen. Und dann sieht mich jeder so enttäuscht an. Dabei mache ich das doch nicht mit Absicht! Ich habe nicht darum gebeten, dass ich einen Unfall habe und erst recht nicht darum, dass ich mich an nichts mehr erinnere. Ich will es doch genauso wie jeder andere, vermutlich noch viel mehr als jeder andere! Ich will doch auch wissen, wer ich bin, wie ich bin!” Tränen beginnen über ihre Wangen zu laufen. Sie schnieft leise und versucht sie mit ihren Händen wegzuwischen. “Ent-entschuldige”, gibt sie leise von sich.

“Du musst dich doch nicht für deine Gefühle entschuldigen, Elsa!”, ertönt neben ihr entschieden und vorsichtig blinzelt sie zu ihm. Wieder sind seine braunen, dunkle Augen auf sie gerichtet, scheinen bis auf den Grund ihrer Seele zu sehen.”Du enttäuscht sicherlich niemanden! Vermutlich sind alle nur enttäuscht, weil es einfach schön wäre, wenn du dich wieder erinnerst.”

“Aber was, wenn ich mich nie wieder erinnere? Was, wenn die Erinnerung nie wieder zurück kommt?” Elsa sieht den neben ihr Sitzenden verzweifelt an.

Der erwidert ihren Blick nachdenklich, dann lächelt er.

“Dann bekommst du einfach neue Erinnerungen. Dann müssen die Erinnerung an die Zeit ab dem Unfall eben schön werden.”

Und er sieht sie dabei so liebevoll an, dass auch Elsa lächeln muss.

“Danke”, sagt sie nach ein paar Minuten.

“Dafür nicht”, winkt Mario ab.

Elsa mustert ihn noch ein wenig, dann entscheidet sie sich einfach zu fragen.

“Du, Mario?”

“Ja?” Er sieht sie an und wieder hat sie das Gefühl, in seinen Augen etwas zu lesen, das sie nicht zuordnen kann.

“Sind wir … also was ich wissen will”, ihre Wangen färben sich rot, “sind wir oder waren wir … Freunde?”

Sie sieht bei dem Satz auf ihre Hände, deren Finger sie unsicher knetet.

Mario blinzelt überrascht. Dann nickt er langsam.

“Ja, ja, ich denke, das waren wir. Und ich hoffe, das sind wir auch noch.”

Nun sieht sie ihn doch wieder an, lächelt dabei.

“Das freut mich.”

Er erwidert ihren Blick, ebenfalls lächelnd.

“Ich auch.”

Kapitel 9

Seit über einer Woche geht Elsa inzwischen wieder in die Schule. Sie kommt trotz der langen Pause relativ gut mit, was auch daran liegt, dass sie alle Unterlagen der Zeit, die sie nicht in der Schule war, bekommen hat und diese so gut wie es selbstständig ging, nachgearbeitet. Doch ihr Gedächtnis hat sie bisher nicht wieder bekommen, daher versucht sie soweit es geht, durch die Tage zu kommen. Die Fragen ihrer Eltern danach, ob sie sich wieder erinnern kann, sind zum Glück weniger geworden, trotzdem hat Elsa immer mal wieder das Gefühl, dass sie die Menschen um sich herum enttäuscht. Doch immer, wenn das der Fall ist, erinnert sie sich an Marios Worte zurück, dass sie niemanden enttäuscht, dass das keiner so sieht. Und sie erinnert sich an den Blick aus seinen warmen, braunen Augen. Er und sie sind Freunde, das stimmt sie irgendwie glücklich. Und auch Rina sorgt bei ihr immer wieder für gute Laune. Diese geht ausgelassen mit ihr um, nimmt sich nicht zurück und genau das braucht Elsa. Viele andere fassen sie regelrecht mit Samthandschuhen an, trauen sich kaum, sie anzusprechen.
 

Als Elsa mit ihrer Freundin durch den Schulflur läuft, auf dem Weg zu ihrem Klassenzimmer, vernimmt sie plötzlich eine Stimme. Eine Stimme, von der sie sicher ist, dass sie sie schon einmal gehört hat. “Magst du ihn?” Das Mädchen bleibt wie angewurzelt stehen und dreht sich um, versucht zu erkennen, zu wem die Stimme gehört. Vielleicht könnte sie dieses Mädchen fragen, um wen sich die Frage handelte. Und ob diese sie das wirklich gefragt hat oder ob sie sich da nur etwas eingebildet hat. Doch egal wie sehr sie sich umsieht, sie erkennt nicht, zu wem diese Stimme gehört.

“Elsa, ist alles in Ordnung?”, fragt Rina besorgt.

Sofort sieht die Angesprochene ihre Freundin an. “Ja, alles in Ordnung.”

Rina sieht sie zwar noch einen Moment nachdenklich an, neigt dann nur leicht ihren Kopf in die Richtung, in die sie gerade noch gelaufen sind.

“Gut, dann lass uns weitergehen.”

Elsa nickt und folgt ihr zur Treppe, die sie hinauf laufen. Dabei ist sie so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkt, dass ihr von oben jemand entgegen kommt. Kurz bevor sie und die ihr Entgegenkommende ineinanderlaufen, stoppen sie beide.

“Entschuldigung”, sagt das Mädchen an Elsa gerichtet und läuft dann an ihr vorbei.

Elsa selbst bleibt wie angewurzelt auf der Stelle stehen, ihre Hand liegt auf dem Treppengeländer und ihre Augen sind weit aufgerissen, während ihr Herz unglaublich schnell schlägt. Doch sie nimmt nichts um sich herum wahr. Das ist doch schon einmal passiert …
 

“Ent-entschuldige bitte”, hört sie sich selbst sagen.

“Ja … dann … Bis dann …” Eine Stimme, die ihr Herz zum schneller Schlagen bringt.
 

“Elsa? Elsa!” Eine Hand liegt auf ihrem Unterarm und als Elsas Blick sich klärt, erkennt sie Rina, die sie wieder erschrocken ansieht. Die Angesprochene blinzelt, während Rina ihre Stirn runzelt.

“Was ist los, Elsa? Und sag mir nicht, dass alles okay ist, denn du bist gerade eben Sekunden lang wie erstarrt da gestanden und hast ins Leere geschaut!”

“Ich … ich glaube, da war gerade eine Erinnerung.”

“Eine Erinnerung? Das ist doch super!” Rina ist begeistert. “Und woran hast du dich erinnert?”

Erneut blinzelt Elsa. “Ich weiß nicht genau. Ich glaube, ich bin hier schon mal mit jemanden beinahe zusammengestoßen.”

“Und mit wem?”

Nun zuckt sie mit ihren Schultern. “Ich weiß es nicht.”

Rina sieht sie an, dann lächelt sie. “Ach, das wird auch noch kommen. Aber es ist doch schon mal ein gutes Zeichen. Wenn eine Erinnerung kommt, kommen sicher auch noch weitere.”

Elsas Herz schlägt immer noch sehr schnell. Rina hat recht, wenn eine Erinnerung kommt, dann kommen auch weitere. Und eigentlich ist das sogar schon ihre zweite Erinnerung. Ein Lächeln erscheint auf ihren Zügen.
 

///
 

“Jetzt komm schon Elsa. Vielleicht bringt es ja dein Gedächtnis zurück. Und falls nicht, dann gehen wir einfach nur mit Maradona spazieren.”

Die Angesprochene seufzt laut, ehe sie sich in ihrem Bett aufsetzt und ihren Bruder ansieht. “Du lässt nicht locker, oder?”

Sofort schüttelt Gregor grinsend seinen Kopf. “Nö, lasse ich nicht!”

Wieder seufzt Elsa, dann steht sie auf. “Okay, dann lass uns gehen.”

Ihr Bruder springt begeistert von dem Schreibtischstuhl auf, auf dem er gerade eben noch gesessen hat. Vor ihr verlässt er das Zimmer und läuft die Treppe hinunter bis in den Flur, wo er seine Schuhe anzieht.

“Mama, Elsa und ich gehen noch mit Maradona spazieren!”, ruft er laut, während auch Elsa bei ihm ankommt und nach ihren Schuhen greift.

Akane sieht in den Flur. “Aber ihr seid bitte vorsichtig.”

“Natürlich, sind wir doch immer, Mama”, winkt Gregor ab und grinst Elsa an. “Nicht wahr, Schwesterherz?”

Die Angesprochene ist zwar etwas überfordert, nickt jedoch. “Natürlich”, gibt sie leise von sich.

“Na gut. Dann kommt nicht zu spät wieder nach Hause.”

“Klaro, Mama.” Gregor springt auf und greift nach Maradonas Leine, ehe er das Haus verlässt.

Elsa sieht noch kurz zu ihrer Mutter, dann folgt sie ihrem Bruder hinaus. Gregor hat bereits Maradona an die Leine genommen, der draußen angekettet gewesen ist.

Kurz darauf laufen die Geschwister los. Gregor schlägt den Weg in Richtung Park ein und plaudert munter vor sich hin, während Maradona neben ihm an der Leine mitläuft.

Vor einer hohen Treppe bleibt Gregor schließlich stehen.

“Da oben haben wir Kickers unseren Trainingsplatz. Also abgesehen von dem an der Kitahara. Wir teilen den Platz ja mit den Baseballern, daher haben wir noch eine Alternative gebraucht. Und ich glaube, die ist ganz gut.”

Das Mädchen sieht ihren Bruder an, der die Treppe hinauf schaut, eine Hand in die Seite gestützt, in der anderen Hand Maradonas Leine und einem zufriedenen Blick. Dann sieht er sie an.

“Willst du mal hoch?”, fragt er.

“Da hoch?” Elsa blinzelt ungläubig und sieht die Treppe ebenfalls hinauf. Das sind doch hunderte von Stufen. “Ich … ich weiß nicht, ob ich das schaffe”, gibt sie von sich.

Gregors Blick ändert sich. “Entschuldige, daran habe ich nicht gedacht. Laufen wir einfach weiter und …”

“Nein, lass es uns tun! Gehen wir hoch”, unterbricht Elsa ihn.

Gregor sieht sie einen Moment überrascht an, dann grinst er zufrieden.

“Dann los.”
 

Es ist anstrengender, als gedacht. In Elsas Lunge sticht es, als sie fast ganz oben sind. Sie hatte einen Unfall, Operationen, lag im Koma und dann lange im Krankenhausbett. Sie hat noch lange nicht die Kondition, die sie vermutlich früher hatte. Doch sie will es da hoch schaffen, auch um es sich selbst zu beweisen. Es sind nur noch wenige Stufen nach oben. Trotzdem bleibt Elsa stehen, um Luft zu holen. Ihr Blick richtet sich nach links, wo ein Baum steht. Als sie diesen sieht, hat sie erneut das Gefühl, als würde ihr die Luft wegbleiben und alles um sie herum verliert einen Moment an Bedeutung.
 

“Es tut mir leid, dass du Ärger hast, meinetwegen.”

“Ach weißt du …”

Wieder diese Stimme und wieder schlägt ihr Herz schneller.
 

“Elsa? Schaffst du es voll oder soll ich dir helfen?”

Dieses Mal ist es Gregor, der sie wieder zurück in die Gegenwart bringt.

“Was?”, fragt sie ihn und blinzelt, um wieder klar zu sehen.

“Ob du Hilfe brauchst.” Ihr Bruder legt seinen Kopf schräg und sieht sie fragend an. Er scheint nicht mitbekommen zu haben, dass sie einen Moment nicht ansprechbar gewesen ist.

“Ähm, nein, ich schaffe es schon”, antwortet sie schnell, ehe er noch auf die Idee kommt, die paar Stufen wieder herunter zu kommen, das würde sie schon schaffen. Sie sieht noch einmal zu dem Baum, dann strafft sie ihre Schultern und macht sich daran, die letzten Stufen zu bewältigen.
 

///
 

Elsa sitzt auf dem Sofa sieht in ein Buch hinein, das sie in ihren Händen hält und das sie liest, eigentlich, denn was sie gerade eindeutig nicht tut, ist zu lesen. Bereits minutenlang sieht sie auf diese eine Seite und die Wörter hinunter, nimmt aber nicht eines davon auf. Stattdessen denkt sie an die letzten Tage. Drei Erinnerungen … Drei Erinnerungen an eine Person. Sie ist sich sicher, dass die Person in der Erinnerung, als sie fast mit jemanden zusammen gestoßen ist und auch in der, als sie mit Gregor zu dessen Trainingsplatz die Treppe hinauf gelaufen ist, die gleiche ist. Und auch dass die Frage aus ihrer ersten Erinnerung, “Magst du ihn?”, sich um diese Person handelt. Um ihn, einen Jungen. Aber an wen erinnert sie sich? Oder erinnert sie sich eben nicht. Wer ist es? Wer ist dieser Junge, dass allein diese Bruchstücke ihr Herz dazu bringen, schneller zu schlagen? Ihre Zähne nagen an ihrer Unterlippe. Sie will es doch unbedingt wissen! Ein Seufzen kommt über ihre Lippen. Warum ist das alles nur so langwierig? Der Arzt meinte doch auch, dass eigentlich nur eine Erinnerung wieder kommen muss, dann kommt der Rest meist ganz so schnell. Sie hatte inzwischen drei Erinnerungen. Erinnerungen, die sie nicht wirklich weiterbringen. Vielleicht ist dieser Junge ja der Schlüssel dazu, ihr ganzes Gedächtnis, alle Erinnerungen wieder zu finden. Doch dazu muss sie herausfinden, wer er ist. Alles was ihr in den Kopf kommt, ist eine Silhouette, aber sie kann sein Gesicht einfach nicht erkennen.

Kapitel 10

“Ich bin so stolz auf dich …”

Er steht vor ihr, als sie diese Worte ausspricht.

"Wirklich?" Seine Stimme klingt ungläubig.

"Natürlich. Du warst toll."

"Das freut mich sehr, Elsa."

Er steht direkt vor ihr und sie ist sich sicher, dass er in diesem Moment lächelt, doch sie kann ihn nicht erkennen. Da ist nur eine Silhouette, ein Schemen. Krampfhaft versucht sie sein Gesicht zu erkennen, zu erkennen, wer vor ihr steht, wer er ist. Doch der Nebel lichtet sich nicht, alles bleibt form- und farblos. Die Silhouette tritt zu ihr, legt eine Hand auf ihre Wange und beugt sich zu ihr hinunter. Und in dem Moment, als sich seine Lippen auf ihre legen …
 

… reißt Elsa ihre Augen weit auf. Ihr Herz schlägt unglaublich schnell und sie hat das Gefühl, schweißgebadet zu sein. Was war das? Wieder dieser Junge! Und wieder konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. Hat sie etwa einen Freund? Einen Jungen, in den sie verliebt ist und der in sie verliebt ist? Nein, sicher nicht, denn wäre es so, wäre er dann nicht zu ihr gekommen? Hätte sich um sie gesorgt? Das tat man doch, oder? Oder war sie mit diesem Jungen vielleicht auch gar nicht mehr zusammen? Das würde zumindest erklären, dass er nicht zu ihr gekommen war nach dem Unfall. Oder … Entschlossen setzt sich Elsa auf und schlägt ihre Decke zur Seite. Der Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass es erst 2.29 in der Früh ist. Gregor über ihr schläft seelenruhig, bekommt gar nicht mit, als sie aus ihrem Bett aufsteht und in ihre Hausschuhe schlüpft. Sie nimmt die Strickjacke, die über der Lehne ihres Stuhles hängt und zieht sie über, dann geht sie zu der Balkontüre ihres Zimmers und öffnet diese so leise wie sie kann, ehe sie auf den Balkon hinaus tritt. Sie geht bis zum Geländer und legt ihre Hände darauf ab, hebt ihren Blick zu den Sternen am wolkenlosen Himmel über sich. Es ist zwar etwas kühl, aber irgendwie beruhigt sie das alles hier. Keine Ahnung, was sie noch alles erwarten wird, aber es wird sicherlich wieder werden. Ja, bisher kommen nur vereinzelte Erinnerungen wieder, aber dann wird der Rest sicherlich auch kommen. Und dann schließt sie ihre Augen wieder, versucht sich die Szenen wieder ins Gedächtnis zu rufen, die sie gerade geträumt oder sich daran erinnert hat? Und dann kommen ihr plötzlich ein paar warme, braune Augen in den Sinn, die sie die letzten Tage immer so liebevoll angesehen haben, zumindest bildet sie sich das ein. Er hatte gesagt, sie seien Freunde gewesen. Vermutlich sollte sie ihm gegenüber nichts empfinden, sich nicht wünschen, dass er sie einfach in den Arm nehmen und ihr sagen würde, dass alles gut werden wird. Zweiteres sagt er ihr zwar immer wieder, aber in den Arm hat er sie bisher nicht genommen. Ein Gedanke kommt Elsa und ihr Herz macht einen Satz. Ist Mario vielleicht der Junge aus ihren Erinnerungen? Doch genauso schnell, wie der Gedanke gekommen und ihr Hoffnung gemacht hat, ist dieser wieder verschwunden. Wäre er es, dann hätte er es ihr schon längst gesagt. Denn so wie ihr Herz immer schneller schlägt, wenn sie an diese Erinnerungen denkt, dann sagt ihr das, dass das Gefühle im Spiel sind. Und in ihrem Traum hat sich der Junge ja auch zu ihr gebückt, um sie zu küssen. Wenn Mario wirklich dieser Junge wäre, dann würde er sich anders verhalten, ihr gegenüber, da ist sie sich sicher! Seufzend schließt Elsa ihren Augen. Es wird alles werden, es muss einfach.
 

///
 

“Also, wie sieht es aus? Ein Eis für alle?” Ryotaro sieht die Mitglieder seiner Familie nacheinander an.

“Oh ja!”, erklingt sofort laute Zustimmung von Gregor und seine Eltern müssen bei der Begeisterung ihres Sohnes laut lachen.

Auch Elsa schmunzelt. Gregor hat eigentlich immer gute Laune und lässt sich von nichts unterkriegen. Und sie bewundert und beneidet ihn gleichzeitig dafür. Sie wünschte sich, dass sie auch etwas von dieser Eigenschaft hätte, denn in letzter Zeit ist sie nur noch am Verzweifeln. Es ist bereits drei Wochen her, seit sie diesen Traum von dem Jungen hatte, dem sie gesagt hat, dass sie stolz auf ihn wäre und der sie in ihrem Traum geküsst hatte, beziehungsweise gerade hatte küssen wollen, als sie aufgewacht ist. Bereits davor hatte sie drei Erinnerungen an ihn. Und seitdem nichts mehr. Vermutlich würde sie sich niemals erinnern und das deprimierte sie.

“Und du Elsa? Auch ein Eis?”

Das Mädchen nickt. “Gerne Papa.”

“Willst du”, er zögert einen Moment, “gerne eine Kugel Erdbeere? Das ist … war früher dein Lieblingseis.” Ryotaro klingt bei der Frage beinahe unsicher.

Doch seine Tochter nickt lächelnd. “Ja, gerne.”

Erleichterung überzieht sein Gesicht, dann dreht er sich herum, um zu der Eisdiele gehen will, begleitet von Gregor.

“Papa”, erklingt Elsas Stimme und sofort dreht er sich herum.

“Ja, Elsa?”

“Kann ich vielleicht auch noch eine Kugel Vanille haben?”, fragt sie ebenso unsicher, wie er sich sicher gerade noch gefühlt hat.

Ihr Vater sieht sie erstaunt an, dann nickt er. “Ja, natürlich.”

Und dann folgt er Gregor, der bereits bis zum Eingang der Eisdiele gelaufen ist.
 

Als die beiden Männer der Familie Daichi kurz darauf mit dem Eis zurückkommen, reicht Gregor seiner Schwester das gewünschte Eis.

“Vanille? Das hast du ja noch nie genommen. Oder eben sehr selten. Wer weiß, vielleicht verändert die Amnesie ja auch deinen Geschmack, schlimm ist das sicherlich nicht. Lass es dir schmecken.” Und dann zwinkert er ihr zu, ehe er sich sein eigenes Eis schmecken lässt. Elsa sieht ihn einen Moment verwundert an, dann zuckt sie ihre Schultern und lässt sich das Eis schmecken. Und kaum dass sie die Vanille auf ihrer Zunge schmeckt, macht ihr Herz einen Satz und alles um sie herum verschwimmt.
 

“Vanille?”

“Ich weiß, etwas langweilig, aber ich mag es.”

“An dir ist sicherlich nichts langweilig, auch Vanilleeis nicht. Komm, ich nehme auch eines.”


 

“Du bist echt unglaublich. Ich sagte doch, alles andere als langweilig.”

Und dann erinnert sie sich an eine Hand, die ihre umgreift. Sie fühlt sich warm und geborgen an.
 

Elsa blinzelt, als sie wieder ins hier und jetzt zurückfindet. Wieder eine Erinnerung, die zurückgekommen ist und wieder er, wieder dieser Junge. Erneut schlägt ihr Herz schneller. Ihr Blick fällt auf das Eis in ihrer Hand. Vanille. Hat sie seinetwegen eine Kugel Vanilleeis wollen? Unbewusst? Ihr Griff festigt sich und ein Lächeln erscheint auf ihren Zügen. Sie mag diese Erinnerung. Ihr Blick richtet sich auf ihre Familie, die sich ihr Eis schmecken lassen. Und sie merkt, sie mag auch das hier. Was hat Mario am Strand damals gesagt? Neue, schöne Erinnerungen schaffen ...

Kapitel 11

“Leute, meine Mama hat mir Geld gegeben, dass wir uns ein Eis holen können!”

Tommy wedelt mit ein paar Geldscheinen über seinem Kopf, kaum dass er ins Clubhaus gestürzt gekommen ist.

“Naja, solange sie uns nicht wieder als Nie-Gewinn-Kickers dabei betitelt, gerne”, murrt Daniel.

“Wirklich? Das ist ja nett von deiner Mutter, bedank dich bitte im Namen von uns allen bei ihr”, sagt Mario und richtet sich auf, nachdem er seine Schuhe gebunden hat.

“Oh, ich freue mich auf ein Eis”, gibt Sascha schwärmerisch von sich.

“Dicker, du willst immer nur essen”, murmelt Kevin von der Seite aus und fängt sich damit ein paar böse Blicke ein.

“Gehen wir gleich ein Eis kaufen?” Tinos Blick strahlt regelrecht vor Vorfreude.

“Müssen wir das Training dann ausfallen lassen?” Besorgnis klingt in Gregors Stimme mit.

“Ach, mal einen Tag nicht trainieren bringt uns auch nicht um.” Christophs Augen leuchten auch vor Vorfreude auf ein Eis.

“Bei dem warmen Wetter ist das doch eine sehr gute Idee!”, stimmt auch Philipp zu.

“Wir lassen das Training nicht ausfallen!”, durchdringt Marios Stimme den Lärm im Clubhaus, als alle anfangen zu diskutieren, ob ein Training heute wirklich notwendig ist. Augenblicklich ist es still und alle, außer Gregor, sehen ihren Kapitän enttäuscht an.

“Mein Vorschlag wäre, dass wir einfach ein verkürztes Training einlegen. Wir gehen unsere übliche Runde laufen und anschließend noch für zwanzig Minuten Balltraining. Danach können wir zu einer Eisdiele gehen und holen uns ein Eis.”

Dieser Vorschlag findet Zustimmung unter seinen Jungs. Vor allem Gregor wirkt erleichtert, aber das wundert Mario nicht.

“Dann schnappt sich jeder von euch einen Fußball, dann können wir los. Die Baseballer kommen sicherlich auch gleich.”

Der Torwart tut, was er gerade aufgetragen hat und greift nach einem Fußball, um als erster aus dem Clubhaus tritt.

“Tommy, schau, dass du das Geld gut einpackst.”

“Ja, nicht dass es nachher weg ist und wir total bedröppelt vor der Eisdiele stehen.”

Charlie und Jeremy sehen den Segensbringer ernst an, der sofort nickt.

“Natürlich. Und vielleicht läuft einfach immer jemand hinter mir, nicht dass es aus meiner Hosentasche fällt und dann weg ist. Wenn jemand hinter mir läuft, dann sieht man das doch sicherlich und kann es wieder aufheben.”

“Machen wir.” Benjamin klopft dem Verteidiger auf die Schulter, dann läuft er mit einem Fußball in der Hand an diesem vorbei nach draußen.
 

///
 

Eine Stunde später kommt die gesamte Mannschaft bei einer Eisdiele an. Marios Blick verdüstert sich ein wenig. Hier war er mit Elsa, hier hatten sie ihr Date. Oder haben zumindest das Eis für ihr Date gekauft. Und ausgerechnet an diesem Tag hatte sie den Unfall, an dem sie ihr Gedächtnis und damit jede Erinnerung an sie beide zusammen verloren hat.

“Ich würde vorschlagen, dass wir unsere Bestellung sammeln und dann nur ein paar von uns reingehen und das Eis holen”, sagt Philipp, als er zu der Eisdiele sieht.

“Das ist eine gute Idee”, stimmt Mario zu.
 

Er selbst wartet draußen auf Tommy, Benjamin, Christoph und Philipp, die gemeinsam in die Eisdiele hineingegangen sind, um die Bestellung aufzugeben und die Eistüten dann mit raus zu bringen, wo sie sie verteilen.

“Hier Käpt´n, einmal Vanille und Erdbeere für dich.” Benjamin hält Mario die Eistüte mit dem gewünschten Eis entgegen.

Gregor, der neben seinem besten Freund auf einer niedrigen Mauer sitzt und gerade seine Eistüte an seinen Mund geführt hat, hält erstaunt inne und sieht neben sich. Vanille und Erdbeere? Und dann setzt sich in seinem Kopf ein Puzzlestück neben das andere.
 

Eine weitere Stunde später verabschieden sich die Kickers voneinander und alle machen sich auf den Nachhauseweg.

Mario dreht sich herum und will loslaufen, als er wie erstarrt stehen bleibt. Ihm gegenüber steht Gregor, der beide Arme vor seinem Oberkörper verschränkt hat und ihn ernst ansieht.

“Gregor, was kann ich für dich tun?”, fragt der Ältere und macht einen Schritt auf ihn zu, als er sich von dem kurzen Schreck erholt hat. Er hat gedacht, dass sein bester Freund bereits gegangen ist.

Der Angesprochene lässt seine Arme sinken.

“Weißt du Mario, was gerade wirklich interessant war? Vor ein paar Tagen waren meine Familie und ich ein Eis essen. Elsas Lieblingseis war vor dem Unfall immer Erdbeere. Und dann hat sie doch tatsächlich bei meinem Vater auch noch Vanilleeis bestellt. Ich habe halt gedacht, dass die Amnesie vielleicht auch den Geschmack verändert, kann ja sein. Aber als du vorher dein Eis bekommen hast, mit Vanille und Erdbeere, da dachte ich erst, das ist ja ein komischer Zufall, dass ihr beide das Gleiche bestellt. Aber irgendwie denke ich inzwischen nicht mehr, dass das wirklich ein Zufall war. Also Mario, willst du mir vielleicht etwas erzählen?”
 

///
 

Ein wenig später sitzen die beiden Jungen zusammen wieder auf der Mauer, Gregors Blick ist neugierig auf seinen besten Freund gerichtet, der seine Kappe in den Händen hält und am Schirm hin und her dreht.

“An dem Tag, an dem Elsa den Unfall hatte”, beginnt er stockend, “da hatten wir ein Date.”

“Was?” Gregors Augen sind nun weit aufgerissen. “Warum hast du das nicht erzählt?”

Mario zuckt mit seinen Schultern. “Ich weiß auch nicht so genau. Erst wollte ich die Erinnerung daran mit niemand anderem teilen. Und dann, als du erzählt hast, dass Elsa ihr Gedächtnis verloren hat, da fand ich es einfach … nicht wichtig genug, ich weiß es nicht genau. Ich hatte mir die ganze Zeit über gewünscht, dass sie mich sieht, dass sie sich an mich erinnert. An unser Date, an ... “ unseren Kuss … “An alles halt. Aber das hat sie nicht und dann wollte ich es nicht mehr erzählen. Denn wenn sie sich nicht an mich, an das Date erinnert, dann wäre es doch blöd, ihr das zu sagen und sie damit vielleicht sogar zu überfordern.”

“Ich denke nicht. Meinst du nicht, dass ihr das vielleicht sogar geholfen hätte?” Gregor kann kaum fassen, was sein bester Freund da gerade erzählt hat.

“Ich weiß es nicht.” Mario senkt seinen Kopf, sieht auf die Kappe in seinen Händen.

“Irgendwie kann ich dich ja verstehen. Wenn Conny, ich meine, wenn das Mädchen, das ich mag … okay, wenn Conny plötzlich das Gedächtnis verlieren und sich nicht mehr an mich erinnern würde, ich glaube, das wäre wirklich schlimm für mich.”

Der neben ihm Sitzende sieht ihn einen Moment unsicher an, dann nickt er.

“Ja, das ist es. Es ist wirklich sehr schlimm.” Ein Seufzen verlässt seine Lippen. “Ich denke jeden Tag daran, an sie. Ich wünsche es mir wirklich sehr, dass sie wieder weiß, wer ich bin, wer ich für sie bin. Und ich habe Angst davor, dass sie sich nie wieder daran erinnern wird.”

“Hmm …” Gregor sieht vor sich auf den Boden. Dann hebt er urplötzlich seinen Kopf. “Mario! Sie hat sich erinnert!”

“Was?”

“Elsa! Sie hat sich erinnert! An dich, an das Date, was weiß ich.”

Mario runzelt verwirrt seine Stirn. “Was?”, wiederholt er, da er gerade wirklich etwas überrumpelt ist. Was will Gregor damit sagen?

Der sieht ihn mit leuchtenden Augen an. “Mario, sie hat Vanilleeis gewählt, obwohl sie das normalerweise nicht isst. Aber sie wollte es haben, das heißt irgendwo in ihr drinnen ist die Erinnerung gespeichert. Okay, ja, sie hat sich jetzt nicht direkt an dich erinnert, aber egal, das ist doch ein sehr gutes Zeichen.”

Auch die Augen des neben ihm Sitzenden beginnen zu leuchten. “Du hast recht! Das … Ihre Erinnerungen kommen zurück!” Er springt auf. “Sie wird sich wieder erinnern.”

Gregor nickt aufgeregt. “Ja, das wird sie. Und ich bin mir sicher, dass wir es schaffen, dass sie sich noch schneller erinnern wird.”

Nun runzelt Mario wieder seine Stirn. “Und wie willst du das schaffen, Gregor?”

“Ganz einfach, wir müssen einfach dafür sorgen, dass ihr euer Date wiederholt oder so was. Was habt ihr an dem Tag noch gemacht? Gab es irgendetwas besonderes?”

Die Wangen des Gefragten färben sich rot. “Wir waren am Strand”, murmelt er.

“Dann müsst ihr beide eben nochmal zusammen an den Strand.”

“Da waren wir schon.”

“Was?” Gregor sieht verwirrt aus.

“Vor einer Weile habe ich sie mal getroffen, als sie mit Maradona am Strand war. Und da hat sie sich nicht an unser Date erinnert.”

“Oh, okay. Hmm, dann halt was anderes. Habt ihr noch etwas anderes besonderes gemacht? Etwas, das wirklich einzigartig ist? Woran sie sich erinnern würde?”

Marios Wangen werden noch dunkler und er muss schlucken. “Wir haben uns geküsst.”

“Was?” Gregors Gesichtsausdruck ist beinahe göttlich. Er hat seine Augen und seinen Mund vor Überraschung weit aufgerissen.

Der Ältere wendet unsicher seinen Blick ab. Er kann seinem besten Freund jetzt nicht in die Augen sehen.

“Dann ist es genau das! So wird sie ihr Gedächtnis wieder bekommen!”

“Was meinst du?”, fragt Mario unsicher. Warum ist Gregor so euphorisch? Und dann stehen seine Augen weit und ungläubig offen.

“Ist doch ganz einfach. Du küsst Elsa einfach nochmal!”

Kapitel 12

Mit dem Stift, den er zwischen den Fingern hält, trommelt Mario wieder und wieder auf den Pult vor sich. Eine Hand liegt an seinem Kinn und seiner Wange, den Ellenbogen auf dem Pult aufgestützt. Er versucht sich auf die Matheaufgabe zu konzentrieren, die sie gerade lösen sollen. Und obwohl ihm so etwas sonst sehr leicht fällt, kann er es sich heute nicht wirklich. Er dreht seinen Kopf nach hinten und sieht zu Elsa, die vor sich auf den Pult sieht, wo sie gerade wohl die Aufgabe zu lösen scheint. Dabei hat sich eine kleine Falte auf ihrer Stirn gebildet, die er eigentlich ganz süß findet, doch gerade … Er dreht seinen Kopf wieder nach vorne und runzelt seine Stirn. Gregors Aussage gestern, dass er sie wieder küssen soll, verdrängt alle seine anderen Gedanken, er kann nur noch daran denken. Natürlich würde er sie gerne wieder küssen, davon träumt er auch regelmäßig, aber er kann sie doch nicht einfach so küssen. Wenn sie sich dadurch auch nicht erinnern würde, dann wäre er der Verrückte, der Perversling, als den sie ihn hier an der Schule schon einmal bezeichnet haben. Und die Ablehnung, die sie ihm dann vielleicht entgegenbringen würde, das wäre wirklich schlimm für ihn. Er wollte sie doch nicht ganz verlieren. Sie waren Freunde, das hatte er ihr gesagt und das wollte er ja auch nicht verlieren. Vielleicht würde sie sich ja wieder in ihn verlieben, auch wenn sie ihr Gedächtnis nicht mehr zurückbekommen würde. Auch dieser Gedanke stach in seinem Herzen. War sie denn noch seine Elsa, wenn sie sich eben nicht an ihr bisheriges Leben erinnern würde? Würde sie sich überhaupt noch einmal in ihn verlieben? Marios Hand verkrampft sich um den Stift. Gregor ist überzeugt davon, dass das der Weg ist, dass sie sich wieder erinnert. Er weiß nicht, was er tun soll. Was richtig und was falsch ist. Und er ist sich nicht sicher, ob er jemals die richtige Lösung finden wird …
 

///
 

“Und? Wie machst du es?”, fragt Gregor seinen besten Freund bereits, als dieser ins Clubhaus hineinkommt.

Sofort fährt dieser mit roten Wangen herum und sieht sich um, ehe er einen Finger vor seine Lippen hält.

“Psst, Gregor! Das muss ja jetzt nun wirklich nicht jeder wissen!”

Der Jüngere blinzelt ertappt, ehe er sich an den Hinterkopf langt und leise lacht.

“Da hast du natürlich recht. Aber noch ist ja niemand da. Also Mario, wann küsst du meine Schwester endlich? Vermutlich hast du es noch nicht getan, oder?”

Er sieht Mario dabei mit großen Augen unschuldig an, trotzdem blinzelt dieser bei der Frage nur fassungslos.

“Gregor, ich habe es dir gestern schon gesagt! Ich werde Elsa nicht einfach küssen!”

“Aber ich bin mir sicher, dass das die eine Sache ist, die ihr Gedächtnis wieder zurückbringt.”

“Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht und dann stehe ich dumm da!”

“Dann sagst du ihr trotzdem, was du für sie empfindest. Aber es wäre doch dumm, diese eine Chance zu vertun! Was, wenn …”

In diesem Augenblick öffnet sich die Schiebetüre des Clubhauses und die ersten der anderen Mannschaftsmitglieder strömen in den Raum herein. Mario atmet erleichtert aus, er fühlt sich, als wäre er gerettet worden. Doch als er wieder zu seinem besten Freund sieht, deutet der mit seinem Finger auf ihn.

“Du bist noch nicht aus dieser Sache raus”, richtet Gregor an ihn, ehe er zu seinem Spind tritt.

Mario sieht ihn mit schnell schlagendem Herzen an, dann seufzt er auf. Nein, das würde er vermutlich noch lange nicht sein. Er weiß, wie hartnäckig Gregor ist, so hat er ihn schließlich auch kennengelernt. Aus der Sache ist er noch lange nicht raus.
 

///
 

“Eins, zwei”, gibt Mario den Takt vor.

“Drei, vier”, antworten die Kickers, während sie ihrem Kapitän den Strand entlang hinterher joggen.

“Schaut mal, wer da vorne ist”, ruft Kevin plötzlich laut.

“Hmm? Wer den?” Gregor sieht neugierig nach vorne.

Marios Herz schlägt in der Zeit schon hart gegen seinen Brustkorb, er hat sie bereits erkannt, bevor Kevin etwas gesagt hat.

“Oh Mario, das ist doch deine Chance!”, ruft Gregor begeistert.

“Was für eine Chance?”, fragt Jeremy neugierig.

“Was soll Mario denn machen?”, erklingt auch Saschas Stimme neugierig.

“Das … Lass das es einfach”, knurrt Mario und läuft kurzerhand weiter. Mit der Hand greift er nach dem Schirm seiner Kappe und zieht sie herunter. “Eins, zwei”, gibt er laut von sich.

“Hallo Kickers”, begrüßt Elsa die Mannschaft ihres Bruders und hebt ihre Hand zum Gruß, als sie in Hörweite ist.

“Hallo Elsa!” “Hallo Schwesterherz!” “Hallo.” “Schön dich zu sehen.”

Alle Kickers begrüßen sie, alle außer …

“Eins, zwei!”

Elsa, die sich gerade noch sehr gefreut hat, die Kickers und ihren Bruder, allen voran Mario zu sehen, bleibt wie erstarrt stehen und sieht dem Kapitän und Torwart hinterher, der sie weder angesehen, noch ein grüßendes Wort an sie gerichtet hat. Tränen treten in ihre Augen und sie sieht abrupt ab, dass das keiner sehen kann. Was hat er?

Auch wenn sie ständig an den Jungen aus ihren Erinnerungen denken muss, so ertappt sie sich auch oft dabei, dass sie an Mario denken muss. Er war die letzten Wochen so nett und liebevoll zu ihr, war für sie da und hat sie aufgebaut. Auch er bringt ihr Herz oft zum schneller schlagen. Aber das gerade, hatte sie irgendetwas falsch gemacht?

“Elsa?”, erklingt in dem Moment eine Stimme, die sie nur zu gut kennt.

Sie dreht ihren Kopf in seine Richtung.

“Ist alles okay?”

Schnell sieht sie wieder weg, er soll die Tränen in ihren Augen nicht sehen.

“Schon okay”, murmelt sie.

“Elsa, er ist manchmal einfach …”

“Ich weiß nicht was du hast, ist doch alles okay.”

Sein Blick ist jetzt vermutlich besorgt auf sie gerichtet, aber das kennt sie ja.

“Schwesterherz …”

“Deine Mannschaft läuft weg, du solltest machen, dass du ihr hinterher kommst.”

“Elsa …”

“Jetzt geh einfach, Gregor.”

Es herrscht kurzes Schweigen, dann seufzt er.

“Okay, wir sehen uns nachher, Elsa.”

“Ja.”

Und dann hört sie knirschende Schritte im Sand, die ihr zu verstehen geben, dass sie wieder allein ist. Als sich kurz darauf ein warmer Körper an ihre Beine drückt, sieht sie nach unten und legt ihre Hand auf Maradonas Kopf. Auf ihn ist Verlass, er merkt immer, wenn es ihr nicht gut geht, so wie jetzt gerade auch. Doch dann runzelt sie ihre Stirn und sie sieht den Kickers hinterher, die sie schon fast nicht mehr erkennen kann. Sie kann sich nicht erinnern, etwas falsch gemacht zu haben, um so ein Verhalten von Mario zu verdienen. Oder weiß er vielleicht, wer der Junge aus ihren Erinnerungen ist und ist vielleicht eifersüchtig? Doch … Nein, sie hat schon genug Erinnerungen verloren, sie will nicht auch noch Mario als Freund verlieren und daher … Entschlossen läuft sie los, den Jungen hinterher, die schon nicht mehr zu sehen sind. Doch sie weiß ja, wo diese hin wollen und daher weiß sie genau, wohin sie jetzt muss.
 

///
 

“Los, immer zu zweit zusammen und Ballannahme und -abgabe trainieren”, erklingt Marios Stimme über das Plateau, auf dem die Kickers trainieren.

Und während er sich auf das Training mit Christoph konzentriert, bekommt er nicht mit, dass seine Freunde plötzlich aufhören zu trainieren und sich stattdessen in Richtung der Treppe zuwenden, die hinter seinem Rücken liegt.

“Oh, hallo”, ruft Christoph plötzlich und der Fußball, den Mario gerade gekickt hat, fliegt an dem Verteidiger vorbei, da dieser sich nicht mehr konzentriert hat.

Überrascht dreht sich auch Mario herum und erstarrt im nächsten Moment, als er erkennt, wer für die Ablenkung seiner Mannschaft sorgt. Sie wirkt unsicher, sieht zwischen den Fußballern herum und als ihr Blick auf ihn trifft, versteinert dieser und sie kommt auf ihn zu. Direkt vor ihm bleibt sie stehen und als sie ihm unter der Kappe in die Augen sieht, sieht sie immer noch sehr unsicher aus.

“Habe”, sie schluckt, “habe ich etwas falsch gemacht?”

Marios Augen weiten sich auf ihre Aussage.

“Wenn es so ist, dann sag es mir bitte. Ich will dich nicht als Freund verlieren. Du hast mir die letzten Tage, Wochen so unglaublich gut getan. Es wäre schrecklich, wenn ich irgendetwas getan habe, was dich verletzt hat. Also bitte, sage es mir, Mario.”

Ihre Augen wirken riesengroß und Trauer steht in ihnen. Was hatte Harry gesagt? Elsa mit den großen, traurigen Augen. Marios Herz zieht sich zusammen.

“Du hast nichts … falsch gemacht.”

“Aber warum hast du mich dann gerade eben so ignor…” Sie bricht mitten in ihrem Satz ab und sieht zur Seite. Was tut sie hier? Vorher fand sie ihre Idee noch gut, ihn zur Rede zu stellen, aber jetzt … Vielleicht ist es ihm vor seinen Freunden ja peinlich und das hilft ihr sicherlich nicht dabei, ihre Freundschaft zu erhalten. “Es tut mir leid, ich gehe besser gleich wieder. Das war dumm von mir.”

Sie dreht sich um und läuft einfach wieder zur Treppe, ihren Blick auf den Boden gesenkt, um niemanden ansehen zu müssen … oder dass niemand sie ansieht. Sie ist knapp an der Treppe angekommen, als wieder Leben in Mario kommt.

“Elsa, warte”, ruft er und läuft ihr hinterher. Dankbar stellt er fest, dass sie tatsächlich stehen geblieben ist.

Wieder sieht sie ihn so unsicher an, als er bei ihr ankommt.

“Es tut mir leid”, bringt er hervor. “Es war blöd von mir, dass ich dich gerade einfach ignoriert habe. Es lag nicht an dir. Ich habe nur … Ich mache mir gerade nur viele Gedanken. Und daher, es war wirklich blöd von mir.”

“Was für Gedanken machst du dir?”, fragt sie leise und wieder ist da diese Unsicherheit in ihrer Stimme und in ihren Augen, mit denen sie ihn anblickt.

“Ich weiß nicht, ob diese in der aktuellen Situation angebracht sind”, bringt er ebenso leise hervor.

“Du denkst an mich?”

Nun nimmt sein Herzschlag noch weiter zu und er muss tief Luft holen, ehe er nickt.

“Ja. Ständig.”

“Aber … Warum …? Wieso …?”

Er erkennt, dass sich tausende Fragen in ihrem Kopf zu drehen scheinen, sie aber nicht weiß, welche davon sie stellen soll. Und dann denkt er, dass Gregor vielleicht recht haben könnte. Was, wenn es tatsächlich ein Kuss ist, der Elsas Gedächtnis wieder zurückbringt und damit auch ihre Erinnerungen an ihn? Dann wüsste sie doch sicherlich, warum er sich so viele Gedanken macht. Und noch ehe er den Gedanken ganz zu Ende gebracht hat, greift Mario nach Elsas Unterarm und zieht sie zu sich. Sie stolpert gegen seine Brust, sieht ihn mit großen Augen an und er erkennt, dass ihr Atem stockt. Auch er muss tief Luft holen und sein Herz hämmert so stark gegen seinen Brustkorb, das muss sie nun doch sicher spüren. Sein Blick ist auf ihre Augen gerichtet und eine Hand legt er sanft auf ihre Wange, dann beugt er sich zu ihr und legt seine Lippen sanft auf ihre, während er alles und jeden um sie herum ignoriert.

Epilog

Elsas blinzelt noch einen Moment überrascht, dann schließt sie ihre Augen langsam und legt ihre Hände an seine Brust. Auch Mario schließt seine Augen und lässt seine andere Hand auf ihren unteren Rücken wandern, drückt sie sanft an sich, während er das Gefühl ihrer weichen und warmen Lippen auf seinen genießt. Es ist einfach nur schön, ihr wieder so nahe zu sein.

Als er etwas Nasses spürt, das über seine Hand an ihrer Wange läuft, löst er sich irritiert von ihr, entfernt sich ein wenig und sieht sie an. Seine Augen weiten sich erschrocken, als er die Tränen sieht, die aus ihren Augen und über ihre Wangen laufen.

“Elsa”, bringt er hervor und sieht sie immer noch erschrocken an.

Doch sie lächelt nur und hebt eine Hand, mit der sie sanft über seine Wange streichelt.

“Heute”, sagt sie und sieht ihn unglaublich liebevoll an, “schmeckst du gar nicht nach Vanille, Mario.”

Er blinzelt nur, weiß nicht, was er sagen soll, was sie sagen will. Es dauert noch einen Moment, dann dringt es endlich zu ihm durch und wieder weiten sich seine Augen.

“Elsa, du … du …”

Sie lacht auf und dieses Geräusch durchdringt alles in ihm.

“Ja, ich erinnere mich. An dich, an jeden Moment mit dir. Wie du mich das erste Mal angesehen hast, wie du”, sie lacht erneut leise, “in der Umkleidekabine aufgetaucht bist. Alles dafür getan hast, dass ich dir eine Praline zum Valentinstag schenken konnte. Wie du mich gegen Harry verteidigt und für mich gekämpft hast. Wie du den Teufelsdreier besiegt hast und daran, wie stolz ich auf dich bin. Dass Vanille nicht langweilig ist. Und auch daran”, erneut streichen ihre Fingerspitzen über die Haut an seiner Wange, “dass dein erster Kuss nach Vanille geschmeckt hat.”

Mario sieht sie noch einen Moment überrascht an, dann entkommt ihm ein Schluchzen und er zieht sie an sich schlingt beide Arme um sie und legt sein Gesicht in ihre Halsbeuge, während auch ihm Tränen übers Gesicht zu laufen beginnen.

“Ich bin froh Elsa, einfach nur so froh.”

Er spürt, wie sie die Umarmung erwidert.

“Ich auch Mario, das bin ich auch.”
 

“Ich wusste es!”, erklingt eine laute und aufgeregte Stimme und bringt das Paar dazu, auseinander zu fahren. Gregor sieht sie begeistert an. “Ich wusste, dass Marios Kuss die eine Sache ist.” Er sieht seine Schwester an, dann beginnt die Begeisterung zu bröckeln und Unsicherheit erscheint in seinem Blick.

Elsa wird bewusst, was ihn so besorgt. Und dieses Mal kann sie ihm die Sorge tatsächlich nehmen. Sie löst sich aus Marios Umarmung und tritt zu ihrem Bruder, dem sie eine Hand auf die Schulter legt.

“Ich erinnere mich, Gregor. An alles.”

Das Lächeln auf ihrem Gesicht breitet sich gleich darauf auch in seinem aus und dann wird sie von ihm in eine Umarmung gezogen.

“Oh Elsa, das macht mich auch wirklich froh.”

“Mich ebenso, Brüderchen.”

Er löst sich von ihr, um ihr ins Gesicht sehen zu können.

Sie lächelt immer noch. “Danke dir, dass du immer nach mir geschaut hast, Gregor.”

Sofort schüttelt er seinen Kopf. “Elsa, du bist meine Schwester. Das würde ich immer tun!”

“Trotzdem bin ich dir sehr dankbar.”

Gregor nickt, dann sieht er zu Mario. “Und ich bin dir dankbar, dafür, dass du Elsa ihre Erinnerung wieder gegeben hast.”

“Das habe ich doch gar nicht”, murmelt dieser mit hochrotem Kopf.

“Ehrlich gesagt”, gibt Elsa von sich und sieht Mario an, “ich habe die letzten Wochen immer wieder einzelne Erinnerungsfetzen gehabt. Und”, sie tritt zu Mario und sieht diesem wieder unter der Kappe in die Augen, “jeder einzelne davon hat von dir gehandelt, nur dass ich dich nicht erkennen konnte.”

Seine Hand greift nach ihrer. “Jetzt erinnerst du dich wieder und ich bin wirklich erleichtert darüber.”

Sie nickt. “Ich auch, aber ich habe auch getan, was du mir geraten hast.”

Er erwidert ihren Blick erstaunt. “Und was?”

“Ich habe mir neue, schöne Erinnerungen geschaffen. Und eigentlich haben auch die meisten davon mit dir zu tun.” Sie legt ihre Hand erneut auf seine Brust und holt tief Luft. “Ich habe mich wieder in dich verliebt, obwohl ich mich nicht an alles was zwischen uns gewesen ist erinnern konnte. Und trotzdem habe ich mich in dich verliebt, habe wieder Gefühle für dich entwickelt. Ich glaube, egal was ist, ich würde mich immer wieder in dich verlieben.”

Sein Blick ist weich geworden und wieder steht dieses liebevolle darin, das ihr die letzten Wochen immer geholfen und sie aufgemuntert hat.

“Ich habe nie damit aufgehört. Du warst immer das Mädchen, nein, du bist das Mädchen, dem mein Herz gehört. Und ich bin mir sicher, dass das immer so bleiben wird.”

Sie sehen sich an, lächelnd, froh und dankbar. Und dann beugt Mario sich erneut zu ihr hinunter, um sie zu küssen. Und er will sie wieder gehen lassen, sie nie wieder aus seinen Armen lassen. Und er will sie niemals vergessen! Das Mädchen, dem sein Herz gehört.

Und auch Elsa wünscht sich, ihn nie wieder zu vergessen. Doch auch wenn das noch einmal passieren würde, so weiß sie, dass sie immer wieder zu ihm finden würde. Ihm gehört ihr Herz!
 

///Ende///
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und das war es auch schon mit dieser Geschichte :)
ein bisschen schön, ein bisschen traurig und zum Ende hin hoffentlich wieder schön :)

Ansonsten war der Epilog ja so kurz, dass ich heute auch schon den Prolog meiner neuen Geschichte "in love" https://www.animexx.de/fanfiction/395785/ hochgeladen habe ;) der ist nämlich auch kurz - vielleicht sehen wir uns ja dort :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (49)
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Von:  Kyomi
2022-03-24T08:26:42+00:00 24.03.2022 09:26
Hallo Tasha 😊

Oh wie schön 🥰

Mario küsst Elsa und Elsa erinnert sich wieder an Mario, an alles 😍😍😍

So schön beschrieben, so emotional 😍

Das war wirklich wieder eine sehr schöne und auch dramatische Geschichte ❤️

Liebe Grüße

Kyomi 😊
Antwort von:  Tasha88
24.03.2022 14:36
Hallo Kyomi,
Wie Devilvegeta es so schön geschrieben hat - Ein Kuss wahrer Liebe (und wieder muss ich kichern)
danke fürs lesen und kommentieren *-*
die neue Geschichte ist nicht ganz so dramatisch ;)

Liebe Grüße
Tasha
Von:  Devilvegeta
2022-03-23T18:29:16+00:00 23.03.2022 19:29
🥰🥰🥰🥰😍😍😍😍😍
Die eine Sache die die Erinnerung bringt. Ein Kuss wahrer Liebe :)
Deine Geschichten würden auch bei Disney verfilmt werden:)
Antwort von:  Tasha88
23.03.2022 20:20
hach, ein Disney-Ending - das hatte ich nicht beabsichtigt, ist aber sehr schön :D
muss ein wenig kichern und kann gar nicht mehr aufhören - ein Kuss wahrer Liebe ^^
Von:  Centranthusalba
2022-03-23T13:31:16+00:00 23.03.2022 14:31
😍😍😍😍😍ZUCKER!!!!!😍😍😍😍😍
Mei, war des scheeee…..

Ich will jetzt Eis 🍦 ‼️
Antwort von:  Tasha88
23.03.2022 14:48
:) das Wetter lädt ja auch fast zu einem Eis ein :D
danke dir ^^
zwar geht jetzt alles sehr schnell (und was ist eigentlich mit den Kickers um sie herum passiert?) aber es hat einfach so gepasst ^^
Antwort von:  Centranthusalba
23.03.2022 15:54
Die grinsen und kichern. Ich habs bildlich vor Augen:
Kevin gibt einen Daumen hoch
Jeremy verschränkt die Arme vor der Brust
Charlie beide Arme hinterm Kopf
Tino, Daniel und Christopher grinsen beide und haben die Augen dabei geschlossen.
Tommy ist leicht rot angelaufen
Philipp putzt leicht verschämt seine Brille
Sascha lacht breit…
Jemanden vergessen?
Antwort von:  Tasha88
23.03.2022 15:59
Benjamin - aber den vergisst man immer :D der grinst auch und sieht zur Seite :D
Antwort von:  Centranthusalba
23.03.2022 16:49
Der kam noch nicht mal im Manga groß raus 🤔
Antwort von:  Tasha88
23.03.2022 17:10
Den vergesse ich immer 😅 obwohl der Name eigentlich in meinem Kopf bleiben sollte
Von:  Kyomi
2022-03-23T10:41:22+00:00 23.03.2022 11:41
Hallo Tasha 😊

Ich liebe dieses Kapitel 😍😍😍

Am Anfang erst Marios Gedanken, wie er sich den Kopf zerbricht, über alles nachdenkt, ob er Elsa küssen soll oder es dabei belassen soll.

Er möchte ja nicht die Freundschaft zu ihr riskieren. Soll er handeln oder nicht?

Dieser Konflikt, dass sich Mario lieber zurückhält als etwas zu riskieren, dass Elsa ihn eventuell ablehnen könnte.

Das gefällt mir alles sehr gut 😊

Die Clubhaus Szene.

So gut beschrieben. Gregor, der einfach drauf losredet und Mario peinlich berührt, ob es eventuell jemand mitbekommen hat 😅😅😅

Dann feier ich ganz besonders Gregor Spruch.

“Du bist noch nicht aus dieser Sache raus".

So genial 🤩🤩🤩

Die Lauf Szene am Strand.

“Oh Mario, das ist doch deine Chance!”

Die Reaktionen von Jeremy und Sascha. Genial 🤩

Mario in Bedrängnis. Total überfordert, also weglaufen 😅

Ich kann aber auch Elsas Reaktion verstehen.

Sie grüßt die Kickers und alle grüßen freundlich zurück, nur Mario nicht.

Die arme Elsa, natürlich trifft sie dieses Verhalten von Mario sehr.

Gregor ist lieb, wie er sich direkt um Elsa sorgt 😍

Elsa unterbricht indirekt das Training der Kickers 😅

Auch ihr Vorhaben, diese Sache sofort zu klären, gefällt mir sehr.

Wie Elsa direkt auf Mario zugeht und ihm unter seiner Kappe in die Augen sieht. So süüüüß 😍😍😍

Dann Elsas Erkenntnis, dass es Mario vielleicht vor seinen Freunden unangenehm sein könnte und sie die Flucht ergreift.

Ich glaube das war der Anstoß, den Mario gebraucht hat. Elsa geht, doch er will es nicht und läuft ihr nach 😍

Sein Eingeständnis, dass er an sie denkt. So süß ❤️

Schließlich bringt ihn Elsas fragendes Gesicht dazu, sie an sich zu ziehen und sie zu küssen 😍😍😍

Ich habe das Bild der anderen Kickers vor meinen Augen 😅

So kennen sie ihren Captain ganz bestimmt noch nicht 😅

Oh man, ich hatte soviele Gedanken in meinem Kopf, die musste ich einfach loswerden 😅

Liebe Grüße

Kyomi 😊
Antwort von:  Tasha88
23.03.2022 14:47
Hallo Kyomi,

in dem Kapitel gibt es wieder viele verschiedene Szenen und gefühlsregungen. Manchmal denke ich, vielleicht ist es ja auch zu viel, aber es muss halt ;)

Mario zu Beginn, wie du sagst, er ist so hin und her gerissen. was ist richtig, was soll er tun?
Und dann Gregor, der ihn unbewusst unter Druck setzt - ja, er meint es gut, schießt aber ein wenig über das Ziel hinaus.
Und dann ist da Elsa, die auch total hin und hergerissen ist.

Und dann ihr Aufeinandertreffen ... und der Kuss - und mehr kommt im Epilog ;)

Liebe Grüße :D
Antwort von:  Tasha88
23.03.2022 14:47
PS - ich mag es, wenn du all deine Gedanken loswirst :D
Von:  Devilvegeta
2022-03-21T18:10:01+00:00 21.03.2022 19:10
😍😍😍😍😍
Na, war doch ganz einfach ^^
Erst sich nervös gemacht und an sie gedacht wie bei "Kampf um die Pralinen ", als er ihren Namen in sein Heft gekratzt hat. Und dann das Gespräch mit Gregor was keiner hören sollte, wie beim Rosenkavalier als Gregor Mario ansprach, ob er Elsa die Rosen geschickt hat ^^
Hätte nur noch Thomas gefehlt 😅
Und wie er an ihr vorbei gelaufen ist am Strand ohne sie zu beachten, ein bisschen wie bei der Folge als er der "Spanner" war und sich unauffällig bei ihr bedankt hat :)
Zum Schlzss die Romantik! An ihren Platz! 😍😍😍
Antwort von:  Tasha88
21.03.2022 20:25
War es das? :D
nur ein wenig Zweifel ... oder mehr XD
diese Szene hatte ich im Kopf, als Mario in der Schule sitzt und über seine Schulter nach hinten zu Elsa linst .. nur dass es in der Serie der Fußball ist, den er ansieht XD
und ja, Mario und Gregor alleine im CLubhaus - genau diese Szene ;)
nur Thomas ... den habe ich irgendwie ganz vergessen XD - der ist vermutlich in all meinen Kickers Geschichten nur 1 oder 2x vorgekommen >.< peinlich ...
und hmm ... am Strand - da hat er Elsa in der Folge (der Kapitän und die Mädchen) doch schon aufmerksamkeit geschenkt, wenn auch nur heimlich ... hier läuft er einfach an ihr vorbei - da habe ich immer die Szene aus Rikes Geschichte Perfekt, wo Mario an Elsa am Strand vorbeiläuft und sich total verzählt beim Tempo vorgeben :D
und jetzt die Romantik :D
Von:  Devilvegeta
2022-03-21T17:38:24+00:00 21.03.2022 18:38
Ich kann es nur immer wieder schreiben, ich bin ein totaler Fan von den Passagen, bei denen alle Kickers drin vorkommen und auch was sagen:))))
Und ich bin total überrascht, dass Gregor 1+1 zusammen zählen konnte mit den Eiskugeln :))) Er ist aufmerksamer als man denkt ^^
Mario jetzt wird es ganz einfach : wie Sebastian schon bei Arielle gesungen hat: Küss sie doch !!!! 😁🤣
Antwort von:  Tasha88
21.03.2022 20:14
^^ das freut mich so zu hören.
Und da denke ich dann auch immer - ich muss das einfach öfter schreiben >.<

Gregor sieht manchmal wirklich mehr, als man bei ihm denken würde :D

Und ich lade Sebastian gleich ein - das soll er ganz, ganz laut singen XD
Von:  Centranthusalba
2022-03-21T13:13:00+00:00 21.03.2022 14:13
Yaayyy!!! WOW Mario!!!😲😲😍😍😍

Also die erste Szene fand ich seeeeehr schön. Ich hab fast selber angefangen zu zappeln.

Dann Gregor. Hihihi… eigentlich habe ich erwartet, dass die beiden irgendwann mitten im Gespräch aufsehen und dann steht da die ganze Mannschaft und hat bereits alles gehört. 😂😂😂
Na gut, um die Peinlichkeit ist Mario noch einmal drumherum gekommen.

Oh endlich mal wieder eine Strandszene. Wie gut, dass sich Mario nicht verzählt hat 🤪 und ich finde schon, dass es zu Elsa passt, dass die gleich hinterher geht. Sehr Serien-konform👍🏻

Tja und der Schluss….😍😍😍 ich sehe die Kickers vor mir wie sie alle auf ihren Kapitän gucken und grinsen
Und Kevin gibt bestimmt noch einen Spruch ab😉
Antwort von:  Tasha88
21.03.2022 14:40
Mario ist halt auch ein toller Kerl ;)

danke dir ^^
da hatte ich ihn im Kopf, wie er auch bei der Pralinenfolge in seinem Zimmer am Schreibtisch sitzt, ungefähr so sieht er dort aus.

Und ja, wäre auch noch was gewesen - aber dann wären die Blicke am Ende doch nicht da :D

Die Strandszene - ich sehe da immer noch deine vor Augen - Eins, drei - Vier, zwei XD

das nächste Kapitel ist, hoffe und denke ich, doch auch sehr schön ^^ und recht kurz ... hmm ...
Antwort von:  Centranthusalba
21.03.2022 15:14
… und das ganze Schulheft mit „Ayumi“ vollkritzelt?😍

Kurz ist auch gut. Wenn das wichtige dabei ist 😉
Antwort von:  Tasha88
21.03.2022 15:43
genau die Stelle :D
Von:  Kyomi
2022-03-21T08:35:44+00:00 21.03.2022 09:35
Hallo Tasha 😊

Die Kickers gehen Eis essen.

Das gab es doch auch in der Episode "Heiratspläne".

Das Training ausfallen lassen, kommt ja gar nicht in Frage 😅

Die Enttäuschung der Kickers darüber ist sehr amüsant und dann Gregors Begeisterung, dass das Training stattfindet 😅

So typisch, das passt. Sehr gut 😊

Gregor ist wirklich schlau, ihm entgeht nichts. Finde ich gut.

Auch das Gespräch zwischen den beiden gefällt mir sehr.

Das Date wiederholen. Schöne Idee 😍

“Ist doch ganz einfach. Du küsst Elsa einfach nochmal!” ❤️

Ich freue mich drauf 😊

Liebe Grüße

Kyomi 😊
Antwort von:  Tasha88
21.03.2022 14:09
Hallo :)
ja, das Eis nochmal :D
und genau wegen der Folge durfte Tommy das Geld wieder mitbringen - und Kevin meint ja auch, solange die Mutter sie nicht wieder die "Nie-gewinn-Kickers" nennt, ist alles okay :D

Das Training darf niemals ausfallen - da würde Gregor doch durchdrehen XD
würde sagen, es passt schon gut zu der Folge ;)

Und Gregor - der hat zwar manchmal ne lange Leitung, aber die richtigen Schlussfolgerungen kann er trotzdem treffen - und vor allem ist er ein toller Bruder und Freund ^^
nur dass Mario von dem Plan nicht ganz so begeistert ist wie Gregor XD

Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal ^^

PS: kommst zum schreiben? ^^
Antwort von:  Kyomi
23.03.2022 09:35
Ja, ich bin dabei 😊
Antwort von:  Tasha88
23.03.2022 10:41
Ich freue mich sehr darauf 😍
Von:  Kyomi
2022-03-21T08:23:14+00:00 21.03.2022 09:23
Hallo Tasha ☺️

Es kommen immer mehr Erinnerungen zurück, auch wenn Elsa diese noch nicht richtig zuordnen kann.

Ihre Gedanken schweifen immer wieder zu Mario, auch in ihren Träumen ❤️

Das ist schön ❤️

Ihr ist es nur noch nicht bewusst.

Das Erdbeer-Vanille Eis, das passt.

Ich freue mich wirklich auf die nächsten Kapitel ☺️

Liebe Grüße

Kyomi ☺️
Antwort von:  Tasha88
21.03.2022 14:06
Hallo again ^^

Es wird wohl immer Mario sein ;) zumindest denkt sie ständig an ihn ^^

und Das Eis :D ja, wie du ja auch gesagt hast - das spielt wohl eine Rolle ;)

noch einmal ^^
Von:  Kyomi
2022-03-21T08:11:26+00:00 21.03.2022 09:11
Hallo Tasha 😊

Entschuldige, die letzten Tage waren etwas stressig. Bin kaum zu was gekommen.

Oh, das ist ja so ein schönes Kapitel 😊

Diese drei Erinnerungen.

Einmal aus "Das Spiel um die Pralinen" und dann aus "Der Rosenkavalier".

Ich liebe diese beiden Folgen ❤️

Ich liebe die ganze Serie ❤️

Gregor ist super, er gibt nicht auf ☺️

Liebe Grüße

Kyomi ☺️
Antwort von:  Tasha88
21.03.2022 14:05
Hallo Kyomi,

mach dir keinen Stress :)
ich freue mich über jedes Kommi, wann es kommt, ist egal ^^

richtig - ich wollte die Stellen unbedingt unterbekommen - sind einfach mit die schönsten Folgen - kurz haben ich noch überlegt, die Duschraumszene unterzubekommen (Der Kapitän und die Mädchen) aber das hat nicht so richtig gepasst ...

und Gregor gibt niemals auf ;)
bis gleich^^


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