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It's Only Sex

von

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"Kauf es. Los."

Kazuki hatte gar nicht mitbekommen, dass Tatsuya sich schon wieder aus dem Staub gemacht hatte. Doch dieser schien den Moment genutzt zu haben, welchen der Gitarrist brauchte, um ein paar Einstellungen an seinem Verstärker vorzunehmen. Denn so, wie Kazu verkündete, dass es weitergehen konnte - auch wenn Bandprobe zu zweit nicht gerade effektiv war, doch die anderen hatten zu kurzfristig abgesagt - erhielt er keinerlei Antwort. Deshalb hob er den Blick, nur um Tatsu auf der Couch zu entdecken. Mit seinem Handy in der Hand. Mucksmäuschenstill hatte er seinen Platz hinter den Drums aufgegeben, denn so war er. Auf der Bühne machte er mächtig Krawall, donnerte auf sein Schlagzeug ein wie ein Verrückter, wobei er jedoch nie aggressiv, sondern eher verspielt wirkte (wie ein flinkes, übermütiges Kätzchen, das fand Kazu im Geheimen) aber abseits von dieser war er ganz anders. Er sprach leise, genau wie Kazu selbst, strahlte außerdem die Ruhe aus, die eine Band dringend benötigte, die aus fünf Typen bestand, von denen drei eindeutig der extrovertierten Seite zuzuordnen waren. Kazuki und Tatsuya konnte man als den ruhigen Pol der Truppe bezeichnen. Was nicht hieß, dass sie Langweiliger waren. Zumindest nicht nach Kazukis Ermessen. Sie spielten sich schlichtweg nicht in den Mittelpunkt, das war alles. Kazuki ließ sich gern von Teru die Show stehlen. Denn er war selbstbewusst genug, dass er sich nicht im Schatten des wilden DJs zu sehen glaubte. Und Tatsu war ohnehin einer der Fanlieblinge.
 

Kazuki atmete tief ein und aus, als er den völlig in sein Display versunkenen Tatsuya ansah. Er schien gar nicht zu bemerken, dass er beobachtet wurde.

"Hat sich jemand wegen der WG gemeldet?"

Kazu stand nun auf, die Gitarre noch immer umgehangen. Sah Tatsu sacht den Kopf schütteln, den Blick aber keinesfalls von seinem Handy wenden. Nur seine Zehenspitzen wippten leicht in einem Takt, den nur der Drummer kannte.

"Letzter Tag, an dem es bei Killstar dreißig Prozent Rabatt gibt. Auf alles."

Kazu musste lächeln und nahm jetzt die Gitarre von der Schulter. So bald würde sich Tatsu wohl nicht mehr hierher bequemen. Killstar war eine von Tatsus Lieblingsmarken. Also ging Kazu zu ihm und setzte sich neben ihn auf die Couch, versuchte, einen Blick auf Tatsuyas Bestellung zu erhaschen, indem er sich leicht zu ihm hinüberbeugte.

"Neue Croptops?", fragte er nach, und tatsächlich bekam er mit, dass Tatsu gerade auf das Artikelbild eines kurzen Shirts drückte. Schwarz, mit Cutouts hier und da - und natürlich bauchfrei. Kazuki musste in sich hinein schmunzeln. Vor geraumer Zeit schien der Drummer seine Vorliebe dafür entdeckt zu haben, knappe Tops zu tragen, die nicht etwa sein Einhorntattoo zur Schau stellten, welches seine Brust schmückte, sondern seinen Bauch und unteren Rücken. Manchmal trug er ein Netzoberteil darunter, oft aber auch gar nichts. Kazuki fragte sich, was Tatsuya dazu bewogen hatte, sich auf einmal derart süß und sexy in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Gut, niedlich war er schon immer gewesen, doch mit den Jahren hatte dies ein neues Level erreicht. Vielleicht besaß er ähnliche Beweggründe wie Kazu. Kazu nämlich hatte ebenfalls in der letzten Zeit festgestellt, dass er sich nicht zu verstecken brauchte. Zwar war er nicht tätowiert so wie einige der anderen Bandmitglieder, aber er hatte an seinen Muskeln gearbeitet und zeigte diese nun auch regelmäßig auf der Bühne und abseits von dieser. Oben ohne bekam man Kazu dieser Tage recht häufig zu sehen. Oder aber mit diesen losen Tanktops, welche sehr tiefe Armausschnitte besaßen und mehr entblößten als verhüllten. Kazuki war durchaus vorzeigbar und wusste es. Tatsuya schien genauso über sich zu denken. Auch mit über dreißig konnte man noch entdecken, dass man attraktiv war, und man konnte auch noch attraktiver sein, als man es vielleicht mit Mitte zwanzig gewesen war. Die Suche nach dem persönlichen Stil und die Entwicklung dessen endeten nie. Und vielleicht legte es Kazuki ja darauf an, auch als Mann und nicht nur als Musiker wahrgenommen zu werden. Ob dies auch Tatsuyas Intention war? Dabei hatte dieser doch schon seine große Liebe in seiner Fernbeziehung gefunden, wie er so oft behauptete. Wieso dann also wert darauf legen, anziehend auf andere zu wirken?
 

Tatsuya lächelte nur geheimnisvoll vor sich hin aufgrund von Kazukis Entdeckung. Letzterer konnte jedoch sehen, dass er das eben angesehene Top in den Warenkorb legte. Kazuki fühlte ein Kribbeln im Bauch, was ihn um ehrlich zu sein ein wenig verwunderte. War dies etwa tatsächlich Vorfreude darauf, Tatsuya in den neuen Outfits zu sehen? Er musste an den Bauch des Drummers denken. Die immer so weich aussehende Haut, der Ansatz von Muskeln darunter. Das Kribbeln intensivierte sich prompt.

Als Tatsu weiterscrollte, deutete Kazu, einem von dem Kribbeln gelenkten Impuls folgend, auf etwas, das Tatsu ganz schnell hatte überblättern wollen.

"Die führen auch Unterwäsche?"

"Jaaa...?", erwiderte Tatsu gedehnt, versuchte, es verwirrt klingen zu lassen, aber seine leise, angenehm warme Stimme und sein Lächeln zeigten deutlich, dass es ihm peinlich war. Doch wieso? Ihm gehörte das Label schließlich nicht.

"Das sieht doch nett aus." Kazu sprach noch immer über das Höschen, welches er gerade erblickt hatte. Ja, es war ein ziemlicher Hauch von Nichts gewesen, hauptsächlich aus Netz und ein paar Riemen bestehend, wahrscheinlich mutete es doch zu gewagt an. Tatsuya hatte schon kräftig weitergescrollt auf dem Display, aber Kazuki noch nicht in seinem Kopf. Er hing noch immer an dem Gedanken fest. Seine Fantasie blühte momentan ein wenig zu sehr. Es war ihm selbst schon fast peinlich.

"Kaufst du sowas nicht auch manchmal dort?", fragte er, woraufhin Tatsuya tiefer sank und noch fester an dem Display klebte, es sich sogar noch etwas näher vors Gesicht hielt.

"Nee", erwiderte er in einer leicht verstörten Tonlage samt eines dezenten Stirnrunzelns, das Kazu trotz der rot-schwarzen, wilden Locken sehen konnte.

"Nimm das doch", beharrte Kazu, noch immer mit auf den Display schauend.

"Du bist bescheuert", entgegnete Tatsu, lächelte aber nach wie vor schüchtern. Kazuki wusste auch nicht, wieso er sich so festgefahren hatte auf die Vorstellung, dass Tatsuya dieses Höschen bestellte; wie gesagt, es war ihm selbst schon ein wenig peinlich, doch wohl nicht halb so peinlich wie Tatsu. Dessen Gesichtsfarbe wandelte sich nun von blass zu eindeutig rosa. Die Pausbäckchen würden seinen Haaren noch Konkurrenz machen. Seltsamerweise animierte dies Kazuki erst recht, weiter zu bohren und Tatsuya zu überreden. Damit etwas zu necken. Er lehnte sich näher zu Tatsu, so, dass er den baumelnden Ohrring zwischen den dichten Locken hindurch schimmern sah.

"Kauf es. Los." Dabei klang er nicht etwa herrisch, sondern nur freundlich ermunternd.

Tatsu drehte daraufhin das Handy von ihm weg und knuffte ihn mit der Schulter. Kazuki musste glucksen und strich ihm mit den Fingerknöcheln über die gerötete Wange, was Tatsu ausweichen ließ. Und doch lächelte er breit, als er nun heimlich weiterbestellte.

Dieses Lächeln animierte Kazu, ebenfalls zu schmunzeln. Es war ungemein ansteckend und stand ihm dazu besser als jeder Schmuck. Obwohl es die kleinen Ohrringe ebenfalls in sich hatten, genau wie die Kette mit dem Schloss, die Tatsu manchmal trug. Oder die Ringe an seinen schönen Händen.

Kazuki war eben nicht nur Musiker, sondern auch Mann. Ja, vielleicht hatte Tatsuya ja seine Wandlung mit zu verantworten. Womöglich hatte er unterbewusst erreichen wollen, dass Tatsuya ihn genauso wahrnahm, auf diese neue Art und Weise, wie er im Gegenzug den Drummer sah. Als jemanden, der nicht nur ein platonischer Kumpel und der Drummer beziehungsweise Gitarrist seiner Band war.



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