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Elegante Psycho-Kräfte

von

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Prolog: Ich bin Iva


 

Im Alter von zehn Jahren an einem Bahnhof zu stehen, kurz davor in das größte Abenteuer seines Lebens aufzubrechen, war bestimmt immer spannend. Am besten natürlich mit seinen besten Freunden. Meine – Raelene, Hop, Gloria und Victor – waren gerade noch dabei, unsere Tickets und etwas zu essen für die Reise zu organisieren. Ich kniete in der Bahnhofshalle vor dem Voldi, das mir unterwegs zugelaufen war und versuchte, ihm Tricks beizubringen.

»Komm schon, gib mir deine Pfote~.«

Voldi wedelte mit seinem kurzen Schweif, die Zunge hing ihm wie üblich aus dem Mund. Er schien nicht zu verstehen, was ich von ihm wollte.

»Pfote«, sagte ich und griff nach seiner linken Vorderpfote.

Verwirrt neigte er den Kopf. Trotzdem sah er immer noch so niedlich aus, dass ich nicht anders konnte als ihn in meine Arme zu schließen und zu flauschen. »Guter Voldi~.«

»Vol, vol vol~«, erwiderte er darauf freudig.

Jemand betrat die kleine Bahnhofshalle und lenkte sofort meinen Blick auf sich. Zuerst wegen der bunten Uniform, die auf einen Psycho-Trainer hinwies, dann wegen dem langen blonden Haar durch das die Person sich elegant mit der Hand fuhr, gefolgt von der Brille in der die Lichter der Lampen glitzerten – und zuletzt wegen dem großen Zylinder um den sechs Pokébälle kreisten. So etwas hatte ich noch nie gesehen, nicht einmal bei Delion, der immerhin unser Champ war und eigentlich alles konnte (ich trug sogar eine Kapuzenjacke mit seinem Bild auf dem Rücken, so toll war er). Aber das konnte selbst er nicht.

Der blonde Trainer trat an einen Bahnangestellten heran, der sich ihm sofort zuwandte und um etwas bat, das sich Rüstungspass nannte. Der Trainer lächelte. »Aber selbstredend! Sie können schließlich nicht hellsehen, oder?«

Er reichte dem Angestellten etwas. Dieser bedankte sich. »Einen Moment bitte …«

Während er mit dem Mustern des Passes beschäftigt war, stieß Voldi ein aufgeregtes Geräusch aus, als ein Pokémon vom Bahnsteig in die Halle kam. Es war ein Flegmon, das direkt ein müdes »Fleeeeg …« von sich gab. Ich hatte nicht mal gewusst, dass es Flegmons in Galar gab.

»Ha!«, sagte der blonde Trainer erfreut. Ein Flegmon als Begrüßungskomitee … Wie elegant!«

Ich musterte das Pokémon noch einmal. Was fand er an dem plumpen Körper und dem müden, desinteressierten Wesen so elegant? Sah er da etwas, was ich nicht sehen konnte? Falls ja, hätte ich gern gewusst, was es war.

»Oh je«, seufzte der Angestellte. »Da hat wohl wieder ein blinder Passagier von der Rüstungsinsel hergefunden ...«

Rüstungsinsel. Das klang irgendwie interessanter als die Arena-Challenge, schon allein, weil ich spontan gar nichts davon wusste. Die Challenge dagegen war komplett durchgeplant.

Ein paar Passagiere hetzten zu ihrem Zug und fluchten leise, als sie fast über das Flegmon stolperten. Das Pokémon störte sich nicht daran. Aber so konnte das keinesfalls bleiben, am Ende wurde irgendjemand noch verletzt. Da kein anderer Trainer (auch der unbekannte blonde) sich nicht darum zu kümmern schienen, setzte ich Voldi wieder auf dem Boden ab. Dann deutete ich auf das Flegmon. »Los, Voldi, Tackle!«

Aufgeregt wackelte er mit dem kleinen Schweif und stürzte sich auf das lethargische Flegmon, das etwas verspätet auch einen erschrockenen Laut ausstieß. Ich nutzte die Überraschung, um direkt einen Pokéball zu werfen. Tatsächlich blieb Flegmon ohne großen Widerstand im Ball, den ich dann strahlend an mich nahm. Das erste Pokémon, das ich selbst gefangen hatte! Voldi zählte ich nicht so recht, er war freiwillig mitgekommen.

Der Bahnangestellte bedankte sich bei mir. »Du hast dafür gesorgt, dass man hier wieder ohne Probleme durchkommt.«

»Ach, schon okay~«, erwiderte ich.

Schließlich hatte ich nicht zulassen können, dass jemand Flegmon noch verletzte, nur weil es sich nicht mehr bewegen wollte. Oder dass irgendein Reisender sich verletzte.

Der blonde Trainer musterte mich durch seine runden Brillengläser. Die blauen Augen wirkten intensiver als die anderer Menschen, vielleicht weil sie so hell waren.

»Hm«, sagte er, »das war gar nicht mal so schlecht …«

Mein erstes Lob von einem anderen Trainer! Stolz reckte ich mein Kinn.

»Wenn ich deinen Fangstil beschreiben sollte, würde ich ihn als äußerst elegant bezeichnen.«

So hatte ich ihn jedenfalls auch regelmäßig geübt, gemeinsam mit Hop. Obwohl es Hop meist doch eher darum gegangen war, seinen Bruder nachzuahmen.

Ich bedankte mich jedenfalls strahlend. Aber es kam zu keinem weiteren Gespräch, da der Bahnangestellte sich wieder an den Trainer wandte: »Entschuldigen Sie bitte die Verzögerung! An Ihrem Rüstungspass ist nichts auszusetzen. Bitte steigen Sie ein! Der Zug zur Rüstungsinsel fährt in Kürze ab. Beachten sie bitte, dass sie unterwegs einmal umsteigen müssen.«

»Selbstverständlich.«

Der Bahnangestellte ging davon, worauf der Trainer sich mir zuwandte. Er griff nach dem Bügel seiner Brille, um sie zurechtzurücken. »Für mich geht die Reise jetzt zur sogenannten Rüstungsinsel. Dort werde ich mich ganz dem Training und Fangen von seltenen Pokémon widmen.«

Solchen wie Flegmon? Ich sah auf den Pokéball hinab.

»Vielleicht begegnen wir uns ja eines Tages erneut«, fuhr er fort. »Nun denn, ich empfehle mich.«

Er tippte sich an die Krempe seines Zylinders, dann ging er davon, auf den Bahnsteig. Gleichzeitig wusste ich, dass ich ihn nicht einfach gehen lassen konnte – oder die Gelegenheit, diese Rüstungsinsel zu sehen, verpassen durfte. Egal, was es dort gab, ich musste es sehen!

»Hey, Iva.«

Ich zuckte zusammen und wandte mich der Stimme zu. Die anderen waren offenbar in der Zwischenzeit zurückgekommen. Victor musterte mich skeptisch. »Alles okay? Du wirktest grad ein wenig neben dir.«

»Alles bestens«, antwortete ich und hob den Pokéball. »Ich hab hier nur ein Flegmon von der Rüstungsinsel, das ich zurückbringen muss.«

»Etwa jetzt?«, fragte Victor.

Ich nickte. Gloria sah mich traurig an. »Aber wollten wir nicht alle gemeinsam diese Reise anfangen?«

»Keine Sorge. Ich komme so schnell wie möglich nach, aber dieses Flegmon will nach Hause.«

Warum erzählte ich ihnen nicht einfach von der Rüstungsinsel? Vermutlich weil ich selbst nicht ganz erklären konnte, was ich dort wollte, wenn wir doch so kurz vor der Arena-Challenge standen, auf die wir uns ewig gefreut hatten. Aber nun, da es soweit war, interessierte mich etwas anderes doch wesentlich mehr. Das Flegmon kam mir da als gute Ausrede gelegen.

Die Zwillinge sahen Raelene und Hop an, vermutlich damit sie mir sagten, was für eine dumme Idee das wäre. Aber beide wirkten nachdenklich.

»Du bringst also nur Flegmon zurück?«, hakte Hop nach. »Und kommst dann nach Engine City?«

Ich versicherte ihnen das. »Bevor die Challenge anfängt bin ich da. Außerdem habe ich mein Handy dabei, ihr könnt mich also immer erreichen.«

Raelene war diejenige, die schließlich nickte und mir ein Ticket reichte. »Okay, dann mach das. Wir wollen ja auch nicht, dass Flegmon die ganze Zeit Heimweh hat. Melde dich aber sofort, wenn irgendetwas sein sollte.«

»Natürlich.« Dankend nahm ich ihr das Ticket ab. »Bis bald~.«

Ich wandte mich an Voldi. »Okay, auf geht’s!«

»Vol, vol!«

Gemeinsam stürmten wir los. Hinter mir hörte ich Victor noch fragen, warum genau die anderen mich nun gehen ließen, aber Raelenes Antwort ging unter im Lärm der Menge, als ich auf den Bahnsteig trat.

Kaum stieg ich in den Zug – den ich extra noch mal geprüft hatte, damit ich nicht doch in die falsche Richtung fuhr – schlossen sich die Türen, wir setzten uns in Bewegung.

War das eine gute Idee gewesen? So kurzentschlossen einen Umweg zu machen passte vielleicht zu mir, weswegen keiner der anderen das wirklich hinterfragt hatte, aber ich hätte selbst nicht gedacht, dass es damit enden würde, dass ich mich direkt am Anfang von den anderen trennte. Mama wäre sicher nicht überrascht, sobald sie davon hörte. Selbst ein Ausflug nach Brassbury hatte für mich einmal irgendwo mitten auf einem Feld zwischen lauter Wollys geendet, einfach weil mir das interessanter vorgekommen war als ein Einkaufsbummel.

Voldi hüpfte vor mir her, während ich durch die Waggons lief, auf der Suche nach dem blonden Trainer. Ich würde ihn nicht ansprechen, aber so könnte ich ihn beobachten und ihm folgen. Vielleicht besaß er ja noch mehr Fähigkeiten als nur diese schwebenden Pokébälle. Oder ich fand heraus, wie dieser Trick funktionierte.

Schließlich entdeckte ich den Zylinder, der die Sitze überragte. Ich nahm Voldi auf den Arm, damit er nicht zu weit rannte, und setzte mich einige Reihen vor ihm auf die gegenüberliegende Seite, von wo aus ich ihn gut sehen konnte. Der Trainer hatte die Arme auf den Tisch gelegt, sein Blick galt dem Fenster, so könnte er mich nicht einfach bemerken.

Ich beobachtete ihn eine Weile, versuchte, mir eine Erklärung einfallen zu lassen, warum die Pokébälle um seinen Zylinder kreisten und dabei sogar sanft leuchteten. Aber egal, wie angestrengt ich hinüberstarrte, ich sah weder Fäden noch Drähte, die für einen Trick sprachen. Während meine Frustration wuchs, hob der Trainer plötzlich den Zeigefinger – und einer der Bälle verließ seine Bahn und umkreiste den Finger ein paarmal.

Ich rieb mir über die Augen, bevor ich sie aufriss, aber der Anblick blieb derselbe: der Pokéball kreiste um seinen Finger, balancierte kurzzeitig sogar auf der Spitze davon. Die anderen Bälle zogen weiter ihre Bahn um den Zylinder. Was auch immer das war, es war nicht einfach nur ein Trick, dieser Trainer musste wirklich über Psycho-Kräfte verfügen!

»Ist das nicht großartig?«, fragte ich Voldi leise.

Zur Antwort schleckte er mein Gesicht ab. Ich ging davon aus, dass er zustimmte.

Mein neues Ziel stand daher fest: Ich würde nicht nur die Rüstungsinsel besuchen, sondern auch den Trainer mit den Psycho-Kräften weiter verfolgen. Wie oft bekam man denn schon so etwas Cooles zu sehen? Nur ganz selten! Das versprach jedenfalls cooler zu werden als die Arena-Challenge … und weniger anstrengend. Es tat mir leid für meine Freunde, aber ich würde es bei Gelegenheit wieder gutmachen.

Ich beobachtete den Trainer weiter, bis es Zeit für seinen Umstieg wurde. Natürlich folgte ich ihm, sah, wie er in ein Flugtaxi einstieg, und machte ihm das auch nach, sobald ich der Meinung war, er wäre weit genug entfernt. Erwischt werden wollte ich schließlich nicht. Zumindest nicht, bis ich wusste, wie ich ihn ansprechen könnte, um ihm zu sagen, wie toll ich fand, was er tat.

Von oben betrachtet wirkte die Rüstungsinsel klein und niedlich. Das fand auch Voldi, der ein fröhliches »Vol~« ausstieß, während wir zusammen aus dem Fenster sahen.

An der Endstation angekommen bedankte ich mich bei dem Piloten und lief dann durch die kleine Bahnhofshalle (obwohl es keine Bahn gab). Als ich diese verließ, konnte ich direkt auf den Strand und das Meer sehen – und entdeckte dabei viele Pokémon, die es in Galar normalerweise nicht gab und die ich höchstens aus dem Fernsehen kannte: Starmies und Kinglers bewegten sich gemeinsam durch den Sand, kurz vor dem Wasser lag ein sich sonnendes Flegmon, im hohen Gras, das einen Baum umgab, erkannte ich Pummeluffs und Haspirors; ich glaubte sogar, ein Abra zu entdecken, das dahinschwebte und sich immer wieder teleportierte. Dieser Ort war großartig!

Ich sah mich nach dem Trainer um, und entdeckte ihn auf einer Brücke, nicht weit vom Bahnhof. Voldi noch immer auf dem Arm tragend, damit er sich nicht auch ablenken ließ, folgte ich ihm. Der Trainer wurde von einem Jungen in gelber Kampfmontur zu einem großen Gebäude geführt. Es war ein Dojo, wenn ich das richtig sah. Und wenn ich mich an das, was ich über Delion gelesen hatte, korrekt erinnerte, war es das Dojo, in dem auch er einmal trainiert hatte. Vielleicht wollte der blonde Trainer ja auch einmal Champ werden. Vielleicht war es dann auch besser, wenn ich hier anfing.

Vor der Tür blieben die beiden noch einmal stehen, damit der Junge in Gelb sie öffnen konnte. Für mich genügte diese Zeit, um mich ihnen anzuschließen. Keiner der beiden schien mich zu bemerken, auch nicht als ich ihnen nach drinnen folgte.

Jenseits der Tür lag ein kleiner Kampfplatz, hier waren noch mehr Jungen und Mädchen in Gelb versammelt, außerdem eine nett aussehende Frau mit etwas zu viel Lidschatten und ein alter Mann, der ein bisschen vornübergebeugt dastand.

»Du musst Saverio sein«, sagte die Frau sofort. »Es freut mich, dass du es geschafft hast. Ich bin Enia, mein Ehemann leitet dieses Dojo. Wir …«

Sie schien den Faden zu verlieren, als sie mich plötzlich entdeckte. Ich lächelte ihr entgegen.

Der blonde Trainer – Saverio – bemerkte das nicht, stattdessen fuhr er sich durch das Haar. »Richtig, ich bin der große Saverio. Es ist ein Privileg, dass ich hier bin – für euch.«

Die anderen tauschten irritierte Blicke miteinander, sogar Enia sah ihn kurz verwirrt an. Dann wandte sie sich aber wieder an mich: »Und wer bist du, Kleine?«

Da wurde Saverio wohl auch endlich bewusst, dass ich da war. Er wirbelte herum und zuckte sofort zurück, als er mich entdeckte. Seine Augen weiteten sich erschrocken. »Du! Bist du nicht …?«

»Vol~«, grüßte Voldi gut gelaunt.

Ich deutete auf Saverio. »Ich bin Iva, sein Fan~.«

Sein Gesicht verfinsterte sich für einen Moment, er zog seine Augenbrauen zusammen. Voldi und ich lächelten ihn aber weiterhin an, was ihn wohl zu beruhigen schien. Er entspannte sich wieder, schmunzelte und wandte sich Enia zu. »Ja, genau, das ist mein Fan, Eva.«

»Iva«, korrigierte ich ihn.

»Das sagte ich doch«, fuhr er unbeirrt fort. »Ich habe sie unterwegs mit meiner Eleganz in meinen Bann gezogen, deswegen sind wir zusammen hergekommen.«

Der Junge, der ihn hergeführt hatte, schüttelte mit dem Kopf. Enia legte eine Hand an ihre Wange. »Ach, ist das so? Nun, wenn Iva auch eine Schülerin werden möchte, ist das kein Problem. Sofern sie die Prüfung besteht, natürlich.«

Saverio nickte zufrieden. »Oh, ich hege keinen Zweifel, dass Ina-«

»Iva.«

»-diese Prüfung problemlos bestehen wird.«

Ich strahlte nach wie vor, schließlich zweifelte ich nicht daran, dass er sich meinen Namen noch merken würde. Jemand, der so großartig war wie er, konnte sich ja nicht jede Person merken, die einem so begegnete, aber wenn ich lange genug bei ihm blieb, würde das schon werden.

Der alte Mann, der am anderen Ende des Raumes stand, lachte. »Gleich zwei Herausforderer, wie schön. Dann lasst den alten Mastrich doch mal sehen, was ihr so könnt.«

Die Prüfung bestand – natürlich – aus einem Pokémon-Kampf, den weder ich noch Saverio gewannen. Aber irgendwie reichte es dennoch für Mastrich, um uns als Schüler zu akzeptieren.

Und so endete meine Arena-Challenge, noch bevor sie angefangen hatte, dafür begann ein gänzlich anderes Abenteuer, das mich noch viele Jahre beschäftigen würde – auch wenn ich das damals noch nicht wissen konnte.
 

[Familien-Zeit] – Macht dich etwas nervös?


 

Mit geschlossenen Augen lauschte ich dem gleichmäßigen Takt des Zuges, während er über die Schienen fuhr. Ich kannte die Gegend bereits von anderen Fahrten, wusste genau, wo die Bäume endeten und die Felder begannen, und da ich ohnehin nicht zu den grasenden Wollys konnte, interessierte mich die Außenwelt auch nicht wirklich. So blieb mir nichts anderes, als einfach zuzuhören. Es war beruhigend und fast einschläfernd – und dann kam ein anderes Geräusch dazu: ein ungeduldiges Trommeln auf dem Tisch.

Ich öffnete meine Augen und sah direkt auf Saverios Hand. Rhythmisch trommelte er mit den Fingern, während sein Blick aus dem Fenster in die Ferne ging. Seine Konzentration, um die Pokébälle um seinen Zylinder kreisen zu lassen, blieb ihm dennoch erhalten. Gut so.

»Macht dich etwas nervös?«, fragte ich.

Ertappt ballte er die Hand zur Faust und sah mich an. Seine hellen blauen Augen hatten sich in den letzten sieben Jahren kaum verändert, aber inzwischen wirkten sie ein wenig sanfter, sobald es um mich ging. Weil mich das so sehr freute, lächelte ich ihn an. Er seufzte. »Natürlich. Ich habe dir doch gesagt, wie es um meine Familie bestellt ist.«

Ich legte meine Hand auf seine. »Aber du bist ja nicht allein~. Wenn du mit einem Fan heimkommst, werden sie doch einsehen müssen, dass du großartig bist~.«

Das brachte ihn dazu, dass er einen Mundwinkel ein wenig anhob. Überzeugt war er aber nicht.

»Und wenn sie dich immer noch blöd finden, werde ich ihnen einfach sagen, dass sie Idioten sind. Dann gehen wir zusammen weg und finden was anderes zu tun.«

»Bei dir klingt das alles immer so einfach. Als wärst du ein Flegmon.«

Andere würden sich wahrscheinlich für so einen Vergleich beleidigt fühlen, aber ich wusste ja, wie sehr Saverio dieses Pokémon mochte. Für mich war es also ein Kompliment.

»Ich mache es auch einfach«, bekräftigte ich meine Worte. »Also sei unbesorgt, ich regle das.«

Seine Hand entspannte sich wieder. »Dann vertraue ich auf dich.«

Da er das vor einigen Jahren wohl nicht einmal auch nur ansatzweise gedacht hätte, freute ich mich nun umso mehr darüber.

»Wir können uns auch immer noch umentscheiden«, sagte ich, »nach Furlongham gehen und dort Wollys züchten~.«

Er hob eine Augenbraue. »Jetzt testest du aber meine Geduld, Iva.«

Lachend zog ich meine Hand wieder zurück. »Stimmt. Außerdem hast du ja sogar eine Einladung von deinen Eltern bekommen, da wäre es unhöflich, einfach nicht zu kommen.«

Während er nickte, ließ er einen Pokéball wieder um seinen Finger kreisen. Normalerweise lächelte er dabei, diesmal wirkte er aber nachdenklich. »Ich frage mich jedenfalls immer noch, warum meine Eltern mich plötzlich sehen wollen und was es zu besprechen gibt.«

»Vielleicht sollst du ja wieder als Arenaleiter eingesetzt werden.«

Er runzelte die Stirn. »Ich hege berechtigte Zweifel daran.«

»Warum denn? Du hast im Dojo eine Menge dazugelernt. Außerdem wirbelst du nicht einmal mehr Leute durch die Luft, wenn du gegen sie verlierst.«

Das entlockte ihm ein Lachen. »Korrekt. Dieser Phase bin ich entwachsen.«

»Ich finde es gut, dass jetzt nur noch ich in den Genuss deiner Telekinese komme.«

Denn ich war wirklich begeistert davon. Vielleicht auch nur, weil er mich immer vorsichtig bewegte, statt mich herumzuwirbeln. Aber das war auch egal, solange er nicht damit aufhörte.

Er lächelte selbstgefällig, wurde aber sofort wieder ernst: »Ich denke dennoch nicht, dass ich deswegen gerufen werde.«

Ich hob die Hände. »Statt darüber zu grübeln, können wir auch einfach abwarten. Sobald wir da sind erfahren wir es ja.«

Saverio lachte, dann brachte er meine Hand per Telekinese dazu, mir selbst den Kopf zu tätscheln. »Sage ich ja, der Gleichmut eines Flegmons.«

Nachdem wir noch ein Lächeln ausgetauscht hatten, lehnten wir beide uns zurück. Er sah wieder aus dem Fenster hinaus. Ich dachte unwillkürlich daran, wie ich das erste Mal in diesem Zug gesessen hatte, um ihm zu folgen. Damals war Voldi bei mir gewesen und hatte sich genauso gefreut wie ich. Bellektro war inzwischen zu groß, um auf meinem Schoß zu sitzen. Diese Rolle übernahm heute deswegen Wuffels, den ich auf der Rüstungsinsel gefangen hatte – und dem ich einen Ewigstein gegeben hatte, damit er sich nicht weiterentwickelte. So konnte ich zumindest einen meiner kleinen Hunde für immer behalten, und Wuffels war mit seinen blauen Augen einfach die beste Wahl.

Gut gelaunt rieb er seinen Steinkragen an meinem Kinn, weil er gerade wach geworden war.

»Na?«, fragte ich ihn. »Bist du auch schon so gespannt auf Saverios Heimatstadt?«

Wuffels bellte freudig und warf einen Blick zu Saverio hinüber. Dieser schmunzelte. »Oh, ich kann dir versichern, dass die Stadt, in der die Psycho-Arena steht, eine Reise wert ist. Eigentlich ist es eine Schande, dass keine Route der Arena-Challenge hindurchführt.«

Raelene und Hop hatten mir von jeder Stadt mindestens ein Foto geschickt, nicht selten mit Kommentaren wie unfassbar großartig das alles war. Besonders wenn man in Furlongham aufgewachsen war, fühlte sich die Großstadt wie eine gänzlich andere Welt an. Das hatte ich inzwischen schon mehrmals selbst erlebt, unter anderem wenn ich nach Score City gereist war, um mir live anzusehen, wie Raelene ihren Titel verteidigte. Saverio bestand zwar immer noch darauf, dass wir uns nie verlaufen haben, aber ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir damals eigentlich nicht das Einkaufszentrum gesucht hatten.

Jedenfalls hatte ich unter all den Bildern auch Fairballey gesehen, die Stadt, in der die Feen-Arena stand. In meiner Vorstellung sah Saverios Heimatstadt ähnlich geheimnisvoll aus, deswegen war ich schon wahnsinnig gespannt.

Kaum wurde Brassbury als nächster Halt genannt, erhob ich mich sofort, wobei ich darauf achtete, Wuffels hochzuheben. Saverio ließ sich ein wenig mehr Zeit, das förderte seine Eleganz, wie ich mir selbst erklärte. Damit kam ich gar nicht erst auf den Gedanken, dass er die Begegnung mit seinen Eltern hinauszögern wollte, obwohl es natürlich offensichtlich war.

In der Bahnhofshalle erinnerte ich mich auch wieder daran, wie ich Saverio das erste Mal gesehen hatte. Er war einfach in diese Halle hereinspaziert und hatte einen der Angestellten angesprochen. Wie sich die Dinge inzwischen geändert hatten …

Ich lächelte Saverio zu, was er nur sorgenvoll erwiderte. Es war ein Glück für ihn, dass die Schüler des Meisters ihn so nicht sehen konnten. Sie kannten nur den von sich selbst überzeugten Saverio, der jeder Gefahr ins Auge blickte – solange sie nicht zu anstrengend wurde.

Nachdem wir die Bahnhofshalle verlassen hatten, blickte ich in Richtung des Pokémon-Labors. Vermutlich war Hop gerade am Arbeiten. Aber uns blieb keine Zeit, bei ihm vorbeizusehen. Dafür würde ich mich irgendwann bei ihm entschuldigen.

Saverio deutete in Richtung Westen. »Dort müssen wir lang.«

Ich setzte Wuffels ab, der sich den Blumen zuwandte, um diese genauer zu untersuchen. Dann stellte ich sicher, dass mein Rucksack (ein roter Rüschen-Rucksack, den ich bei einem kurzen Besuch in Circhester mal gekauft hatte) richtig saß. »Okay~. Wie kommen wir da am besten hin?«

Ein Flugtaxi war nicht möglich. Saverio hatte mir erklärt, dass Krarmor die geballte Psycho-Kraft nicht mochten und sich deswegen weigerten, dort zu landen. Mein Vorschlag, dass wir zumindest in die Nähe fliegen könnten, war mit einem Kopfschütteln abgetan worden. Ein weiterer Hinweis, dass er diese Begegnung einfach hinauszögern wollte.

»Wir laufen«, sagte er mit einer Selbstverständlichkeit, die mich am meisten überraschte.

»An den Feldern vorbei?«, fragte ich.

»Korrekt.«

»Durch die Wälder?«

»Richtig.«

»Zwischen den Bergen hindurch?«

Saverio bedachte mich mit einem Seitenblick. »Mir scheint, du möchtest mir irgendetwas mitteilen.«

»Ja, dass der Weg viel zu weit ist! Du bist ihn damals bestimmt auch nicht gelaufen.«

»Das stimmt.«

Ich sah ihn finster an, bis er mit einem theatralischen Seufzen nachgab. »Gut, ich verstehe deine Einwände. Welche Transportmöglichkeit schwebt dir denn vor?«

Mein Vorschlag mit dem Flugtaxi wurde erneut abgelehnt, ebenso der, mit Gallopa zu reiten. Ersteres blieb unbegründet, zweiteres erklärte er damit, dass er Gallopas Eleganz und Stolz nicht mit einem Ritt vernichten wollte.

»Dann reiten wir auf Bissbark«, schlug ich vor.

Das war nicht halb so elegant, aber Bissbark würde uns ans Ziel bringen.

Saverio zögerte immer noch, worauf ich mit dem Kopf schüttelte. »Irgendwann werden wir sowieso dort ankommen. Also lass es doch lieber schnell hinter uns bringen.«

»Ich gebe nur zu bedenken, dass dein getreuer Bissbark mich beim letzten Mal abgeworfen hat.«

Zum einen war das schon mindestens ein Jahr her, und zum anderen: »Du warst ja auch gemein zu ihm. Wenn du ihm diesmal nicht vorwirfst, dass er zu holprig rennt, macht er das nicht.«

Seufzend versprach er mir, diesmal netter zu sein. Damit zufrieden befreite ich Bissbark aus seinem Pokéball. Wuffels hüpfte sofort freudig bellend um den für ihn riesigen Spielkamerad herum. Bissbark schnaubte nur, den Blick finster auf Saverio gerichtet. Anscheinend hatte keiner der beiden diesen Vorfall vergessen.

»Hör zu.« Ich legte meine Hand auf Bissbarks Hals. »Saverio verspricht, nicht gemein zu dir zu sein. Falls er es doch ist, schimpfe ich mit ihm. Ist das okay?«

Bissbark ließ sich die Frage durch den Kopf gehen, dann nickte er. Auf meine Bitte legte er sich hin, damit wir aufsteigen konnten, auch wenn Saverios Gesicht zeigte, dass er das nur sehr ungern tat. Wuffels sprang zuletzt auf, so dass er vor mir sitzen konnte.

Ich gab den Befehl und Bissbark rannte los. Erschrocken hielt Saverio sich mit einer Hand an mir fest, mit der anderen stellte er sicher, dass er seinen Zylinder nicht verlor. Auf der Rüstungsinsel war ich oft auf Bissbark geritten, das war Teil seines Trainings gewesen, deswegen waren Wuffels und ich das bereits gewohnt – Saverio eher nicht.

Die Felder um Brassbury zogen an uns vorbei. Einige Pflanzenpokémon arbeiteten gemeinsam mit Menschen daran, dass die Ernte dieses Jahr wieder gut werden würde.

Nachdem wir die Felder hinter uns gelassen hatten, bogen wir nach rechts und kamen nach wenigen hundert Metern bereits in einen Wald. Er war nicht so dunkel und zauberhaft wie der Wirrschein-Wald, aber da er in Senke zwischen zwei Bergen verlief, war es der Sonne nicht möglich, wirklich viel Licht zwischen die dichten Baumkronen zu bringen.

Es gab keinen klaren Pfad, keinen Hinweis darauf, dass Leute hier öfter vorbeikamen. Bissbark musste sogar ein wenig langsamer laufen, damit er nicht über aus der Erde ragende Wurzeln stolperte.

»Sind wir auch wirklich richtig?«, fragte ich, um die bedrückende Stille zu beenden.

So sehr ich auch in Saverio verliebt war, ich traute ihm zu, dass er mich in die falsche Richtung schickte, um diese Begegnung weiter hinauszuzögern. Damit machte er mich aber nur noch neugieriger, was seine Familie anging.

»Natürlich sind wir das.« Saverio schnaubte, er klang ein wenig verletzt wegen meiner Frage. »Psycho-Trainer bevorzugen nun einmal die Abgeschiedenheit.«

Was auch erklärte, warum die Liga es nicht für nötig gehalten hatte, eine Route durch die Stadt hindurchzuführen. Bevor ich Saverio getroffen hatte, war mir ja nicht einmal klar gewesen, dass es die Unterliga überhaupt gab. Kein Wunder, dass es mich nicht sonderlich störte, die Arena-Challenge selbst nach einem zweiten Versuch nie beendet zu haben, das war wohl nicht meine Welt.

»Wir können uns am linken Berg orientieren«, erklärte Saverio. »Sobald er uns die Möglichkeit gibt, müssen wir nach links.«

Ich versuchte, das innerlich mit der Karte abzugleichen, die ich mir vor Beginn unserer Reise angesehen hatte, scheiterte aber kläglich – ich war nicht gut darin, mir Karten zu merken.

Je weiter wir vorankamen desto dunkler wurde der Wald um uns herum. Dabei war es noch gar nicht so spät. Selbst meine Taschenlampe half nicht.

Als Saverio hinter mir lachte, wusste ich, dass es nicht daran lag, dass ich die Batterien schon eine Weile nicht mehr gewechselt hatte.

»Dieser Wald ist dafür gedacht, Herausforderer aufzuhalten«, sagte Saverio. »Nicht aus Boshaftigkeit natürlich. Es geht nur darum, zu testen, wie willensstark und einfallsreich sie sind.«

»Dabei gehört ihr nicht mal zur Arena-Challenge.«

»Was betrüblich ist.«

Bei dieser Schwierigkeit, überhaupt zur Arena zu kommen, war ich nicht überrascht, dass sie in der Unterliga blieb. Allerdings hatte Hop mir erklärt, dass es eher mit der Stärke der Arenaleiter zusammenhing. Schließlich waren sie auch alle immer im Champ-Cup vertreten, also mussten sie zu den acht stärksten Arenaleitern gehören. Und mit Psycho-Pokémon war das anscheinend noch niemandem gelungen. Wenn diese Trainer aber lieber ihre Ruhe hatten, war es vielleicht auch möglich, dass sie das einfach nicht wollten.

Schließlich wurde die Dunkelheit so dicht, dass ich nicht einmal mehr meine Hand vor Augen sehen konnte, als wäre die gesamte Welt um mich herum einfach verschwunden. Einen kurzen Moment lang wollte Panik in mir aufsteigen, aber ich saß immer noch auf Bissbark. Alles war gut, solange ich nicht allein war. Ihm ging es allerdings wohl ähnlich wie mir, denn plötzlich blieb er stehen und schnüffelte, um eine Spur zu finden, wenn er schon nichts mehr sah. Das gut hörbare Geräusch versicherte mir weiterhin, dass er noch da war. Ich legte meine Hand auf Wuffels, der leise winselte.

Da fiel mir das erste Mal wirklich auf, dass ich außer uns noch kein anderes Lebewesen in diesem Wald gehört hatte. Dabei hörte und sah man normalerweise in jedem immerzu Pokémon, sogar im Fokusforst war das so. Raffels, Raupys, Smettbos, vielleicht sogar Pikachus, all das hatte ich hier nicht gesehen oder gehört. Das war nicht normal.

»Hey, Saverio.«

»Mhm?« Er saß immer noch hinter mir. »Ich fürchte, ich kann dir keinen Hinweis geben. Das würde der Prüfung zuwiderlaufen.«

Wahrscheinlicher fand ich, dass er weiterhin Zeit schindete. Aber darum ging es mir ausnahmsweise nicht. »Dieser Abwehrmechanismus des Waldes … basiert der zufällig auf Hypnose?«

Er blieb still. War er gerade doch verschwunden? Spontan von der Dunkelheit verschluckt?

Ich tastete mit meiner freien Hand hinter mich und spürte dabei selbst, wie sehr ich zitterte. Was sollte ich tun, wenn er nicht mehr da war? Ohne ihn würde ein großer Teil meines Lebens fehlen, ohne ihn …

Plötzlich ergriff Saverio meine Hand und drückte sie, was mir sofort wieder etwas mehr Zuversicht verlieh und mir die besorgten Gedanken nahm.

»Ich bin noch da«, bestätigte er. »Mein Erstaunen über deine Schlussfolgerung war nur derart groß, dass es mir die Sprache verschlug.«

»Dann stimmt es also?«

Er gab ein zustimmendes Geräusch von sich. »Du hast es nicht bemerkt, aber jeder, der diesen Wald betritt, egal ob Mensch oder Pokémon, wird hypnotisiert. Das war schon immer so, deswegen wurde die Psycho-Arena in der Nähe gebaut.«

Das war mal ein interessanter Fakt, den er gern vorher hätte erwähnen dürfen. Nun waren wir aber schon im Schlamassel, da war es auch egal. Ich musste diese Hypnose beenden – und mir fiel nur eine Möglichkeit dafür ein: »Bissbark, setz Brüller ein.«

Bissbark folgte meinem Befehl und stieß ein lautes Brüllen aus, das mir durch Mark und Bein ging. Leuchtende Risse bildeten sich in der Schwärze, verzweigten sich wie ein Netz immer weiter. Und dann zersprang die Dunkelheit lautlos in unzählige verschwindende Scherben.

Wir standen immer noch in einem Wald, aber es gab einen klaren Weg hindurch, sowie andere Pokémon: Ein Natu, das auf einem Baum in der Nähe saß, blickte uns interessiert an; im Busch direkt darunter versteckte sich ein Psiau, dessen große Augen aus dem Blattwerk hervorstachen; irgendwo im Unterholz raschelte etwas. Alles war endlich normal.

Wuffels bellte das Psiau an, worauf es sich erschrocken tiefer in sein Versteck zurückzog.

Saverio applaudierte zurückhaltend. »Gut gemacht. Damit hast du die Prüfung des Waldes bestanden. Ich heiße dich also herzlich in meiner Heimatstadt willkommen.«

Vor uns führte der Weg nur weiter geradeaus, also konnte er das damit nicht meinen. Er deutete nach links, wo der Berg uns tatsächlich Platz gemacht hatte. Und dort, direkt vor uns, nur wenige hundert Meter entfernt, konnte ich eine Stadt erkennen, vor allem die herausragende Arena, die in einem lila Licht erstrahlte und damit der Dämmerung trotzte.

»Das … ist es?«, fragte ich.

»Mh-hm. Das ist Cerinkton. Ich verstehe deine überwältigte Sprachlosigkeit, das ist immerhin-«

»Worauf warten wir eigentlich noch?«, unterbrach ich ihn, was Wuffels mit einem aufgeregten Bellen unterstrich. »Weiter geht’s, Bissbark!«

Er brummte zufrieden, dann stürmte er bereits los. Saverio stieß einen überraschten Schrei aus und hielt sich dann direkt wieder an mir fest. So ritten wir der Stadt entgegen und näherten uns damit auch endlich der Antwort auf die Frage, was Saverio so unbedingt vermeiden wollte.
 

[Dojo-Zeit] – Soll ich dir etwas über meine Familie erzählen?


 

Als Kind war er zwar bereits imstande, Objekte mit der Kraft seines Geistes zu bewegen, aber da er weder zur Teleportation noch Telepathie fähig ist, gilt er in seiner Familie als Enttäuschung.

Ich las diesen einen Satz auf der Rückseite von Saverios Ligakarte immer wieder. Er klang einfach so traurig, dass ich ihn nicht damit vereinbaren konnte, wie Saverio wirklich war. Okay, er war ein bisschen unfreundlich zu den Schülern, er konnte sich meinen Namen nicht merken und reichte Aufgaben immer an mich weiter, aber mich störte das nicht. Ich war überzeugt, dass es ihm nur schwerfiel, neue Kontakte zu knüpfen. Und diese Karte, die er mir – sogar mit Autogramm – überlassen hatte, bestätigte mir das.

Voldi wühlte im Sandstrand nach etwas Essbarem, nicht weit von ihm lag ein Flegmon schlafend in der Sonne. Deswegen saß ich so gern hier am Strand, denn Flegmons ließen mich auch immer an Saverio denken – immerhin mochte er dieses Pokémon, das stand auch auf seiner Karte.

Plötzlich jaulte Voldi auf und rannte zu mir zurück. Aus dem von ihm gebuddelten Loch krabbelte ein empört dreinblickendes Krabby, das sich leise grummelnd von uns entfernte.

Ich sah Voldi tadelnd an. »Du sollst doch die Pokémon in Ruhe lassen. Der Meister hat gesagt, ich darf hier noch nichts fangen.«

Vor zwei Wochen waren Saverio und ich ins Dojo gekommen. Wir hatten beide den ersten Kampf nicht geschafft, aber bei mir hatte es daran gelegen, dass ich nur Voldi hatte. Nach dieser Erkenntnis und meiner Erklärung für meine Anwesenheit war Meister Mastrich kaum noch aus dem Lachen herausgekommen. Mir war erlaubt worden zu bleiben und ebenfalls unter ihm zu lernen, aber den ersten Monat sollte ich damit verbringen, mich um die Pokémon des Dojos zu kümmern. Sobald ich zeigte, dass ich etwas davon verstand, bekäme ich die Erlaubnis, auf der Rüstungsinsel Pokémon zu fangen. Mir machte das Spaß, also störte ich mich nicht daran. Auch nicht daran, dass Saverio mich immer das Geschirr spülen ließ, obwohl er das machen sollte.

»Vol~!«, war die einzige Antwort, aber immerhin wirkte Voldi schon wieder fröhlich.

Er kletterte auf meinen Schoß und schnüffelte an der Ligakarte. »Vol~.«

»Richtig~. Du und ich werden ihm beweisen, dass er ein ganz toller Kerl ist. Ist uns doch egal, was seine blöde Familie denkt, oder?«

Darauf schleckte Voldi mir das Gesicht ab. Ich wertete das als Zustimmung.

Als sich uns Schritte näherten, sprang er von meinem Schoß herunter, um den Besuch in Augenschein zu nehmen.

»Da bist du ja.«

Voldi begrüßte Saverio mit fröhlichen Vol-Ausrufen. Saverio nickte ihm lediglich zu. Als er neben mir stehenblieb, stand ich auch auf. »Hast du mich gesucht?«

»Enia schickt mich«, erklärte er. »Ich soll dich zum Abendessen holen.«

Er richtete seine Brille. »Eigentlich bin ich nicht für solche Botengänge geeignet. Ich hoffe also, du weißt zu schätzen, dass ich das tue.«

»Natürlich~. Danke, Saverio.«

Er lächelte zufrieden. Dann fiel sein Blick auf die Ligakarte in meiner Hand. »Oh, bewunderst du mein großartiges Bild? Es ist sehr gut geworden, nicht wahr?«

»Eigentlich habe ich eher den Text gelesen.«

Sein Gesicht verzog sich, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Das musst du nicht weiter ernst nehmen. Meine Talente werden total in den Schatten gestellt.«

Zur Demonstration ließ er die Pokébälle um seine Hand kreisen.

»Ja, aber hier steht, du beherrscht weder Teleportation noch Telepathie. Ist das wahr?«

Er runzelte seine Stirn, seine Augen schienen noch eine Spur heller zu werden als sonst. »Ist das denn so wichtig?«

In diesem Moment wirkte er unglaublich angespannt. Die Pokébälle schwebten weiter, verharrten aber in der Luft, dafür vibrierten sie ein wenig.

»Für mich nicht.« Ich lächelte. »Ich finde trotzdem, dass du toll bist.«

Er entspannte sich wieder, die Bälle setzten ihre Bahnen fort. Er lächelte ein wenig. »Warum hängst du dann solch trübsinnigen Gedanken nach? Gelüstet es dich nach Amnesie?«

»Nein, ich hab nur über ein paar Dinge nachgedacht. Warum du bist wie du bist, zum Beispiel.« Ich neigte den Kopf. »Es fällt mir aber echt schwer, das nachzuvollziehen. Also … würdest du mir was über deine Familie erzählen?«

Er hob eine Augenbraue. »Wozu die Mühe? Ein so einfacher Verstand wie deiner wird niemals in der Lage sein, mein Genie zu verstehen.«

Solche Gemeinheiten waren es, die dafür sorgten, dass es zwischen ihm und den anderen Schülern zu Reibereien kam. Und um herauszufinden, woher diese kamen, musste ich mehr über ihn wissen. Aber wenn er nicht anfangen wollte …

»Soll ich dir etwas über meine Familie erzählen?«

Seine Augenbraue blieb oben. »Warum sollte mich das interessieren?«

»Na ja, ich will unbedingt so viel wie möglich über dich wissen. Aber du willst ja von dir aus nichts erzählen. Also dachte ich, wenn ich anfange, redest du irgendwann auch.«

Er wandte sich von mir ab und starrte auf den Ozean hinaus. Die hinter uns untergehende Sonne warf lange Schatten, was besonders bei Saverio und seinem Zylinder ein interessantes Bild abgab; sein Schatten schien sich bis zum Horizont zu erstrecken.

»Manchmal«, murmelte er, »ist es besser, nicht zu viel zu wissen.«

Bevor ich darauf reagieren konnte, drehte er mir den Rücken zu. »Wie auch immer, jetzt komm endlich, Enia wartet mit dem Abendessen. Und denk daran, dass du danach das Geschirr spülen wolltest, Isa.«

»Iva.«

»Ja, das sagte ich doch.«

Als er davonging, sah ich ihm noch eine Weile hinterher. Da war dieser kurze Moment der Verwundbarkeit gewesen, der mir sagte, dass ich mit meinem Verdacht richtig lag. Etwas war mit seiner Familie im Argen – ich musste nur noch herausfinden, wie ich ihn dazu bringen könnte, mir mehr zu erzählen.

 

Wie üblich nahmen wir das Abendessen alle zusammen in der Küche ein, alle Schüler, Meister Mastrich und natürlich Enia. Man tauschte sich über die Ergebnisse des Tages aus, lauschte dem ein oder anderen Scherz von Mastrich und beschloss, morgen zu einem noch besseren Tag zu machen. Ich hatte bei diesen Abendessen nie etwas zu erzählen, hörte aber aufmerksam zu – anders als Saverio, der auch nie etwas sagte und noch dazu nie zuzuhören schien. Er wirkte immer in seine eigenen Gedanken versunken. Worüber dachte jemand wie er wohl nach? Das hätte ich zu gern gewusst, aber er weigerte sich, mir zu viel zu verraten.

Im Anschluss zerstreuten sich alle, um ihren eigenen Dingen nachzugehen, nur ich blieb in der Küche zurück, um das Geschirr zu spülen, wie ich es Saverio versprochen hatte.

Während ich bis zu den Ellenbogen in seifigem Wasser Schüsseln schrubbte, kam Enia in die Küche zurück. Sie schüttelte seufzend mit dem Kopf. »Iva, Liebes, es ist schön, wie viel Einsatz du zeigst, aber ist das nicht eigentlich Saverios Aufgabe?«

Ich lächelte ihr entgegen. »Das ist schon okay. Ich hab auch zu Hause immer das Geschirr gespült, da stört mich das gar nicht.«

»Darum geht es doch nicht«, erwiderte sie. »Dieses Dojo hier dient der Entwicklung, für Pokémon und Menschen. Wenn du Saverio immer alles abnimmst, wird er sich doch aber nie entwickeln können.«

Das klang recht logisch.

»Aber ich will, dass er mich mag.«

Das war nicht logisch.

Enia legte eine Hand an ihre Wange. »Ich frage mich das ja schon eine Weile … warum willst du das denn? Ich bin sicher, Saverio ist eigentlich ein vernünftiger Junge, aber er merkt sich nicht einmal deinen Namen. Findest du das nicht respektlos?«

Bei jeder anderen Person hätte ich vielleicht zugestimmt, aber Saverio war besonders, das erklärte ich Enia auch direkt. Sie zog die Brauen zusammen. »Etwa wegen seiner Telekinese?«

»Ja, aber nicht nur. Er ist auch so total elegant. Außerdem tut es mir leid, dass seine Familie ihn als Enttäuschung betrachtet. Da sollte man zumindest Freunde haben, die zu einem stehen. Er hat aber Probleme damit, sich Freunde zu machen, also helfe ich ihm dabei.«

»Hmm.« Enia schien darüber nachzudenken. »Das ist doch hoffentlich kein Helferkomplex?«

Ich wusste nicht einmal, was das bedeuten sollte.

»Glaube ich nicht. Ich will nur, dass andere Leute auch sehen können, wie toll er ist.«

Die Antwort genügte ihr anscheinend endlich, denn sie fragte nicht weiter. Dafür kam sie auf ein anderes Thema zu sprechen: »Deine Freunde sind auf Arena-Challenge, nicht wahr?«

Dort, wo ich eigentlich auch hätte sein müssen. Die entsprechende Nachricht von Victor, in der er sich darüber beklagte, dass ich nicht in Engine City aufgetaucht war, belastete mich immer noch, obwohl ich mich schon mehrmals entschuldigt hatte. Rae, Gloria und Hop (und sogar meine Mutter) waren da schon verständnisvoller. Aber Victor war eben der Verantwortungsvolle.

»Wie läuft die Challenge denn für sie?«, fragte Enia, während sie sich ein Handtuch nahm, um das Geschirr abzutrocknen.

»Für Rae, Hop und Victor läuft es gut«, antwortete ich und seufzte dann. »Aber Gloria hat gegen Kabu verloren.«

Das hatte sie mir am Telefon erzählt, nachdem sie sich von den anderen drei verabschiedet hatte. Mir war kaum etwas eingefallen, um sie zu trösten, darin bin ich einfach nicht gut. Vielleicht saß sie gerade immer noch in Engine City und trauerte der Challenge hinterher, während Rae, Hop und Victor in der Naturzone campierten.

»Wie traurig. Kabu ist aber auch ein sehr starker Arenaleiter. An ihm scheitern viele Challenger.«

Das hatten Rae und Hop mir auch erklärt. Aber das machte es dennoch nicht besser für Gloria, die natürlich am Boden zerstört war.

»Die Arena-Challenge ist eine ganz besondere Zeit für viele«, sagte Enia. »Bereust du es, stattdessen hierher gekommen zu sein?«

Darum ging es in diesem Gespräch also. Egal, das brachte mich nicht aus der Ruhe. »Ein wenig vielleicht. Aber ich finde es schön hier. In diesem Dojo, auf der Insel – und mit Saverio~.«

»Es ist erstaunlich, wie vernarrt du in ihn bist.« Enia lachte. »Irgendwann wirst du einen Mann mal sehr glücklich machen. Aber überlege doch wenigstens, ob es Saverio sein muss

»Ich bin zehn«, erwiderte ich irritiert.

»Also hast du noch viel Zeit zum Nachdenken.« Sie lächelte mich an. »Ein Vorteil der Jugend ist es, Fehler machen zu dürfen. Aber daraus sollte man auch lernen. Denk darüber nach, ja?«

Ich verstand immer noch nicht, was genau sie da von mir verlangte. Dabei wollte ich Saverio doch nur ein wenig helfen, wenn es sonst keiner tat, nicht einmal seine eigene Familie. Aber da ich nun fertig mit dem Geschirr war, wollte ich dieses Gespräch auch nicht weiter fortsetzen. Immerhin müsste ich mich um die Pokémon kümmern, damit sie schlafen gehen könnten.

»Okay«, sagte ich, »ich werde darüber nachdenken. Danke, Enia.«

»Keine Ursache, Liebes. Nun geh, kümmere dich bitte um deine Aufgabe.«

Ich nickte und ging zu den Pokémon hinüber, die mich bereits erwarteten, allen voran Voldi, der hechelnd an mir hochsprang. Lachend ging ich in die Knie, um ihm und den anderen zu erklären, dass es nichts zu essen gäbe, sondern es Zeit fürs Bett wurde. In Gedanken war ich dabei aber immer noch bei der Frage, wie ich Saverio helfen könnte, endlich ein wenig offener zu werden – und wenn es nur mir gegenüber war.

 

Das Frühstück verlief meist genau wie das Abendessen, nur mit anderen Nahrungsmitteln, und statt über den morgigen Tag sprach man darüber, den heutigen besser zu machen. Außerdem wurden am Ende alle losgeschickt, um ihr Training zu beginnen oder ihre Aufgaben zu erfüllen. Dadurch wurde es vormittags sehr still im Dojo, da um diese Zeit so gut wie alles draußen stattfand, während die Gräser noch mit Tau bedeckt waren.

Ich ging auch an diesem Tag wieder dem Geschirr spülen nach (obwohl Saverio mich nicht ausdrücklich darum gebeten hatte), als plötzlich jemand in die Küche zurückkehrte.

»Habt ihr was vergessen?«, fragte ich, ohne von der Arbeit aufzublicken.

»Ich darf dich darauf hinweisen, dass ich nie etwas vergesse.«

Nun hob ich doch den Blick, nur um mich selbst davon zu überzeugen, dass es wirklich Saverio war, der da in der Tür stand. Er richtete gerade seine Brille, durch die er mich schmunzelnd musterte. »Weißt du nicht, ob du deinen Augen trauen kannst? Ja, es kann schwer sein, meine Genialität anzuerkennen, ich weiß.«

Ich lächelte ihn an. »Warum bist du hier?«

»Oh, ich dachte mir …« Sein Blick wanderte durch die Küche, bis er das Geschirrtuch entdeckte, das er sofort in die Hand nahm. »Ich dachte mir, ich könnte dir heute großzügigerweise helfen.«

»Bei deiner eigenen Aufgabe?«

Er räusperte sich, statt darauf einzugehen. Dafür nahm er mir eine Schüssel ab, die ich ihm reichte. Während er mit größter Konzentration das Geschirr trocknete, schwieg er. Aber aus den Augenwinkeln konnte ich beobachten, wie er immer wieder zum Reden ansetzte, nur um es dann doch zu lassen. Erst als er wohl bemerkte, dass wir langsam fertig wurden, gab er sich einen sichtlichen Ruck und räusperte sich noch einmal. »Nun, Isa-«

»Iva.«

»Ja ja. Jedenfalls habe ich nachgedacht. Wenn es dir ein solches Bedürfnis ist, mir von deiner Familie zu erzählen, werde ich dir gnädigerweise zuhören.«

»Wirklich?«

Er seufzte theatralisch. »Als Erwachsener ist es meine Pflicht, mich um die jüngere Generation zu kümmern. Besonders wenn sie so leicht beeinflussbar ist wie du.«

Woher kam sein Sinneswandel? Egal, solange er mir zuhören und vielleicht mehr über sich erzählen würde, wollte ich nicht zu neugierig sein. Mein Opa sagte früher schließlich immer, einem geschenkten Galoppa schaut man nicht ins Futter … oder so ähnlich.

»Meine Mutter und ich wohnen in Furlongham, da gibt es nichts außer viele, viele Wollys.«

»Stammt Delion, der Unbesiegbare, nicht auch von dort?«

Ich strahlte regelrecht über diese Zwischenfrage, die mir bewies, dass er nicht sofort abgeschaltet hatte. »Ja, genau~. Wir wohnen in der Nachbarschaft. Ich bin auch mit seinem jüngeren Bruder befreundet. Da haben wir aber nicht immer gewohnt. Ursprünglich lebten wir mit meinen Großeltern in Claw City.«

»Oh, eine sehr elegante Stadt. Warum seid ihr von dort weg?«

»Als meine Großeltern gestorben sind, konnten wir es uns nicht mehr leisten. Also sind wir nach Furlongham.«

Normalerweise bekam ich an dieser Stelle Mitleidsbekundungen, obwohl die Zuhörer meine Großeltern gar nicht gekannt hatten, aber bei Saverio blieben sie aus. Was ich besser fand, denn inzwischen war es Jahre her, seit das passiert war. Ich erinnerte mich kaum noch an meine Großeltern oder Claw City, also hatte mich das alles nie gestört. Und in Furlongham hatte ich mich schnell mit Hop und Raelene angefreundet, also gab es keinen Grund, traurig zu sein.

»Was ist denn mit deinem Vater?«

Eine weitere Nachfrage! Er hörte wirklich zu!

Ich zuckte mit den Schultern. »Mama hat mir nie wirklich viel von ihm erzählt. Sie sagte, er ist kurz nach meiner Geburt in eine andere Region gegangen, um dort Arbeit zu finden. Aber dann hat sie nie wieder was von ihm gehört.«

»Hmm, klingt als wäre er einfach abgehauen.« Saverio schüttelte mit dem Kopf. »Wie unelegant.«

»Vielleicht. Ich denk da nie drüber nach. Ich meine, ich kenne ihn ja nicht mal, also fehlt er mir auch nicht.«

Und seltsamerweise hatten auch Raelene, Hop, Victor und Gloria keinen Vater. Vielleicht zog man nur nach Furlongham, wenn einem der Vater abhanden gekommen war.

»Ich erinnere mich aber, dass meine Großmutter immer meinte, mein Vater wäre von einem Geister-Pokémon entführt worden. Davon war sie jedenfalls überzeugt. Aber sie war geistig nicht mehr ganz fit, deswegen hat Mama immer gesagt, ich soll das ignorieren.«

Saverio nickte bedächtig. »Manchmal ist es ohnehin besser, nicht zu viel Familie zu haben. Oder zu viel darüber zu wissen. Das erspart einem manche Schmach.«

»Klingt so, als kennst du dich damit aus.«

Für einen Moment schwieg er wieder. Aber das hielt er nicht lange aus. Nach einem Seitenblick zu mir rollte er mit den Augen und erklärte: »Du kennst ja den Text meiner Ligakarte. Meine Urahnen waren sehr begabte Seher, die sich auch anderer Fähigkeiten, wie der Teleportation, der Telepathie und der Telekinese, bedienen konnten. Natürlich hat man da viel von mir erwartet.«

Und er war dahinter zurückgeblieben und deswegen eine Enttäuschung.

»Aber es ist doch nicht deine Schuld, dass du nicht das alles kannst«, wandte ich ein.

Er wischte das mit einer Handbewegung beiseite, wobei auch eine Schüssel von der Arbeitsplatte gefegt wurde. Sie prallte gegen die Wand und zerbrach dort klirrend. Saverio sah erschrocken hinüber, aber ich versicherte ihm, dass ich mich darum kümmern würde. Mit dem Spülen war ich ohnehin fertig, da könnte ich direkt die Scherben aufsammeln.

»Nun, wo war ich?«, fragte er nachdenklich. »Ach ja~. Auf Drängen meiner Eltern wurde ich dennoch Trainer in der Psycho-Arena. Welch Schmach! Da war es mir vorherbestimmt, der Leiter eben jener Einrichtung zu werden, in der ich nun als kleiner Trainer meinen Dienst tun sollte! Das ging natürlich gar nicht, das verstehst du doch sicher, oder?«

Prinzipiell waren Trainer auch wichtig, aber ich verstand, was er meinte. Deswegen stimmte ich ihm zu, was ihm zu gefallen schien, denn er fuhr direkt fort: »Jedenfalls hat man mich wegen einer unbedeutenden Kleinigkeit schließlich entlassen.«

Er hob den Kopf ein wenig und sah trotzig zur Decke. »Mich, den Erben des Arenaleiter-Postens, einfach zu feuern, ist unerhört!«

»Was hast du denn getan, was so so schlimm war?«

Er grummelte leise. »Ich habe Herausforderer, die mich besiegt haben, ein bisschen … herumgewirbelt. Niemand wurde dabei verletzt, also sollte das doch okay sein, oder?«

Die Pokébälle rotierten etwas schneller. Mit den Scherben in der Hand stand ich vorsichtig wieder auf, konnte meine Begeisterung aber nicht verbergen. »Du kannst auch Menschen mit Telekinese beeinflussen?!«

Saverio zuckte zurück. »J-ja, natürlich kann ich das. Warum? Ist das wichtig?«

»Kannst du das mit mir auch machen?«

Sein Blick verriet mir, dass er gerade an meinem Verstand zweifelte. Das kannte ich bereits von einigen anderen Erwachsenen, die von mir überfordert waren. Deswegen störte es mich auch nicht weiter, wenn er mich genauso ansah.

»Ich habe dir gerade gesagt, dass ich für so etwas entlassen wurde«, sagte er. »Warum solltest du also wollen, dass ich das bei dir mache?«

»Weil das lustig klingt~. Außerdem hast du auch gesagt, dass niemand verletzt wurde.«

Er sah wieder auf das Geschirr hinab und schnaubte. »Vergiss das lieber. Vorerst mache ich das bestimmt nicht noch einmal. Wolltest du außerdem nicht etwas über meine Familie wissen?«

»Ja, richtig~. Also erzähl mir bitte mehr.«

Ich warf die Stücke der kaputten Schüssel in den Müll, dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder ganz ihm zu. Die Pokémon müssten kurz auf ihr Bad warten.

»Nun, jedenfalls habe ich also beide Eltern, keiner von ihnen wurde entführt. Dabei würde es sich bei meiner Familie lohnen, wir sind sehr reich, wie du an meinem eleganten Ensemble erkennen kannst.«

Abgesehen von seiner Uniform trug er exzentrische Stiefel und eine Stoffkrawatte – und natürlich den großen Zylinder. War daran wirklich Reichtum erkennbar? Dafür fehlte mir die Erfahrung.

»Aber wie auch immer«, fuhr er fort. »Ich habe außerdem eine jüngere Schwester – und sie ist das Wunderkind der Familie.«

Er runzelte seine Stirn. »Schon als Kleinkind gelang es ihr, Dinge mit der Kraft ihrer Gedanken zu bewegen und Telepathie zu benutzen. Deswegen hat sie erst spät sprechen gelernt, aber wer braucht schon Sprache, wenn er mittels Gedanken kommuniziert, nicht wahr?«

Seine Stimme klang reichlich bitter. Wahrscheinlich war das etwas gewesen, mit dem seine Eltern erklärt hatten, warum seine Schwester dennoch die Beste war.

»Später hat sich auch gezeigt, dass sie teleportieren kann. Und außerdem kann sie in die Zukunft sehen. Nur begrenzt, aber das ist schon mehr als meine Eltern beherrschen.«

Er schnaubte. Es musste frustrierend sein, mit jemandem aufzuwachsen, der alles besser konnte als man selbst. Zum Glück war ich ein Einzelkind – sonst hätte ich am Ende noch Geschwister, die sich nicht von allem ablenken ließen. Wäre meine Mutter dann auch von mir enttäuscht?

»Das ist jedenfalls meine Familie. Bist du nun zufrieden?«

»Ja, danke~.« Ich lächelte ihn an. »Jetzt weiß ich mehr über dich~.«

Und dieses Wissen könnte ich nutzen, um ihm zu helfen. Irgendwie. Ich fände bestimmt noch heraus, wie genau das funktionieren würde. Vielleicht sollte ich einen meiner Freunde danach fragen.

Saverio seufzte und hängte das Geschirrtuch wieder an seinen Platz. »Gut. Dann müssen wir zukünftig ja nicht mehr über meine Familie reden. Oder über deine.«

Er richtete seine Brille, während er mich anschmunzelte. »Ab sofort musst du auch meine Aufgaben nicht mehr übernehmen. Ich erledige sie allein, mit Eleganz.«

Nach diesen Worten deutete er eine Verbeugung an, die wirklich sehr elegant war. Aber bekäme er auch den Abwasch hin? Vielleicht würde er seine Telekinese dafür einsetzen! Das klang aufregend. Ich müsste sicherstellen, ihn dabei zu beobachten.

»Okay, wenn du das sagst. Und ich kann dich wirklich nicht überreden, mich schweben zu lassen?«

»Absolut nicht«, erwiderte er mit gerunzelter Stirn. »Und jetzt husch, kümmer dich um deine eigenen Sachen, du hängst ohnehin schon hinterher.«

Ich nickte motiviert und begab mich direkt zu den Pokémon hinüber. Als ich einen Blick über meine Schulter warf, bemerkte ich, dass Saverio mich immer noch ansah. Erst in diesem Moment wandte er sich von mir ab und ging hastig davon.

Was hatte ihn am Ende dazu bewogen, doch mit mir zu sprechen? Hatte er vielleicht mein Gespräch mit Enia belauscht? Ihm diese Frage zu stellen war vermutlich nutzlos, so etwas würde er nie zugeben. Zu schade. Aber immerhin hatte ich bekommen, was ich wollte – und nun hatte ich sogar ein neues Ziel hinzubekommen: ihn dazu zu bringen, mich schweben zu lassen.

Ich ballte die Hände zu Fäusten und sprach mir selbst Mut zu. »Lassen wir uns ausnahmsweise nicht ablenken! Ich werde dieses Ziel auf jeden Fall erreichen!«

Voldi bellte zustimmend, als ich bei ihm ankam, obwohl er wahrscheinlich nicht einmal wusste, worum es überhaupt ging. Zufrieden nahm ich ihn auf den Arm. »Solange du mich anfeuerst, schaffe ich das bestimmt, Voldi~. Dankeschön.«

Und ich würde Saverio anfeuern, bis er endlich einsah, dass ich nur sein Bestes wollte – selbst wenn es Jahre dauern sollte.
 

[Familien-Zeit] – Danke, dass ich hier sein darf


 

Cerinkton war eine außergewöhnliche Stadt. Nicht von der Architektur, denn die erinnerte mich eher an Claw City, nur dass die Arena in einem modernen Bau untergebracht war. Dafür sah es aus als hing über dem ganzen Ort ein Schleier von Psycho-Kraft, der besonders bei Lichteinfall Regenbogenfarben hervorrief. Da die Sonne gerade auf ihrem höchsten Stand war, gab es jede Menge Licht, so dass die Stadt aussah als hätte jemand unzählige Farbeimer verschüttet. Der Schleier glitzerte noch dazu, was ihn umso schöner sein ließ. Außerdem hatte man von einer Aussichtsplattform, zu der Saverio mich brachte, einen großartigen Blick auf den Ozean. Durch die Psycho-Kraft leuchtete sogar das Meer in allen Farben des Regenbogens.

»Das ist so cool~«, kommentierte ich, während er mich weiter führte.

Wuffels war von mir in seinen Pokéball zurückbefördert worden, damit er mir nicht abhanden kam – und weil ich befürchtete, dass die vorherrschenden Psycho-Kräfte unangenehm für ihn sein könnten. Außerdem wusste ich nicht, wie Saverios Familie auf ein Wuffels reagieren würde. Nicht jeder war derart aufgeschlossen, was frei laufende Pokémon anging.

Saverio legte stolz den Kopf in den Nacken. »Ich sagte dir ja, dass Cerinkton etwas Besonderes ist. Kein Versuch sie zu beschreiben hätte ihr Genüge getan.«

Ich hatte erwartet, dass sich noch mehr exzentrische Personen in einer solchen Stadt aufhielten, aber die Passanten, die wir antrafen, wirkten allesamt normal; wie Leute, die auch überall anders leben könnten. Allerdings gab es hier mehr Psycho-Pokémon als in anderen Städten. Ich entdeckte mehrere Servols, ein Hypno, ein Psiaugon und einige Flegmons, die einfach nur herumlagen. Letztere lebten am nahen Strand, wie Saverio mir erklärte, und kamen immer wieder in die Stadt, weil sie von dieser Energie angezogen wurden. Die Bewohner waren es gewohnt, darauf zu achten, nicht über diese zu stolpern. Einem Flegmon war schließlich egal, wo es sich hinlegte, wenn es müde genug wurde.

»Ihre Ruhe ist bewundernswert, oder?«, meinte Saverio, als wir schlafendes Flegmon entdeckten, auf dessen Rücken ein kleines Isso vergnügt tanzte.

»Ich könnte trotzdem darauf verzichten, dass Pokémon auf mir herumspringen, während ich schlafe«, erwiderte ich. »Aber ja, Flegmons haben etwas für sich.«

Er nickte zufrieden, natürlich gefiel ihm meine Antwort.

Entgegen meiner Befürchtung führte Saverio mich nicht in endlosen Kreisen durch die Stadt, um die Begegnung mit seiner Familie hinauszuzögern. Stattdessen hielten wir direkt auf ein großes Herrenhaus zu, das neben der Arena auf einem Hügel thronte. Aber erst als wir vor den Stufen zum Haupteingang standen, konnte ich wirklich glauben, dass dies unser Ziel war.

»Hier wohnt deine Familie?«

Er nickte ernst, sagte aber sonst nichts.

Die Treppe war von zwei Psiana-Statuen flankiert, die einander zugewandt waren, dabei aber den Besucher eingehend zu mustern schienen. Dasselbe Gefühl bekam man von den steinernen Wasserspeiern auf dem dunklen Dach; bei ihnen konnte ich aber nicht erkennen, welches Pokémon sie darstellen sollten. Saverio bemerkte meinen Blick und erklärte mir mehr: »Dieses Haus steht schon hier, seit es diese Stadt gibt. Angeblich sind die Wasserspeier längst vergessene Psycho-Pokémon, die einst an der Seite meiner Urahnen kämpften.«

»Und dann wurde ihnen so ein Denkmal gesetzt? Das ist wirklich schön.«

Würde Saverio irgendwann eine Statue eines Flegmon irgendwo aufbauen lassen? Zuzutrauen wäre es ihm – und ich fände das gut. Aber bis dahin wäre noch Zeit.

Am oberen Ende der Stufen standen wir vor zwei dunklen Eingangstüren, verziert mit silbernen Türklopfern. Alles an diesem Haus wirkte alt und erhaben, ich hatte mich noch nie so fehl am Platz gefühlt wie in diesem Moment.

Mein Blick wanderte zu Saverio. Er starrte die Tür mit gerunzelter Stirn an.

Solange er bei mir war, würde ich durchhalten, egal wie ich mich fühlte. Schließlich hatte er mich endlich erhört, obwohl er an diesem Ort aufgewachsen war – und solange ich gut genug für ihn war, galt das auch für dieses Haus und seine Familie. Zusammen würden wir das schaffen. Ich würde für uns beide gut gelaunt und gelassen sein, wie ein echtes Flegmon.

Plötzlich sah Saverio mich an. Ich nickte ihm lächelnd zu. »Auf geht's~!«

Er wirkte ein wenig erleichtert, und klopfte endlich. Der Ton hallte eine Weile nach, alarmierte die Person, die dafür verantwortlich war. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann öffnete sich die Tür. Ein hoch gewachsener Mann in einer Butleruniform musterte uns unterkühlt. Ein weißer Haarkranz, gepaart mit einem ernsten, runzligen Gesicht komplettierte den Anschein des strengen alten Herrn, der ein ernstes Auge auf jeden warf, der die gehobenen Manieren nicht beherrschte. In diesem Fall wäre das dummerweise ich.

»Sei gegrüßt, Olivier~«, sagte Saverio. »Ich bin wieder zurück.«

Als der Butler ihn ansah, wurde das Gesicht des alten Herrn ein wenig weicher, er lächelte sogar. »Junger Herr, wie schön Euch wiederzusehen. Ihr seid so überstürzt aufgebrochen, wir glaubten schon, Euch nie wieder zu Hause begrüßen zu dürfen.«

Olivier sah wieder mich an, diesmal mit Neugier im Blick. Ich kam aber nicht dazu, mich vorzustellen, denn da begrüßte er mich bereits: »Herzlich willkommen, Lady Iva.«

Ich sah Saverio an, aber er schmunzelte nur. Dann konzentrierte ich mich wieder auf Olivier. »Woher kennen Sie meinen Namen? Hat Saverio Ihnen schon von mir erzählt?«

»Wo denkst du hin?«, fragte Saverio. »Ich habe mich seit meiner Abreise nicht mehr gemeldet.«

Damit blieben nur zwei Erklärungen: Seine Familie beobachtete ihn oder einer von ihnen hatte es vorhergesehen. Letzteres erschien mir mehr wahrscheinlich, immerhin ging es um Saverios Familie.

Olivier verneigte sich und trat einen Schritt beiseite. »Bitte, tretet ein.«

Saverio ließ mir den Vortritt. Ich ging hinein – und sog scharf die Luft ein, als ich die Eingangshalle richtig sehen konnte. Der Fußboden war aus grauem Marmor, genau wie die zwei hohen Säulen, die hier standen. Einige Stufen führten zu einem erhöhten Absatz, dort teilte sich der Weg zu zwei Treppen hinauf in den ersten Stock. Erstaunlich war aber vor allem das Gemälde, das an der Wand des Absatzes hing. Es sah alt aus und zeigte eine edel aussehende Familie, ein sitzendes Ehepaar, zwei neben ihnen stehende Kinder. Niemand von ihnen war Saverio, das erkannte ich direkt. Vermutlich waren es eher seine Vorfahren. (Später bestätigte er mir genau das.)

Saverio blieb neben mir stehen und warf sein Haar zurück. »Wie gefällt es dir?«

»Schon die Eingangshalle ist größer als unser Haus!«, rief ich begeistert.

Er hatte mich einmal zu einem Besuch bei meiner Mutter begleitet, daher wusste er, dass ich es ernst meinte.

Schritte erklangen im ersten Stock. Ich hob den Blick und entdeckte ein Paar, das Arm in Arm graziös die Treppe hinunter schritt. Das Haar des Mannes war kurz geschnitten, dafür aber so blond wie das von Saverio, das der Frau war platinblond, fast silbern, gelockt, und reichte bis an ihre Hüfte. Was beide gemeinsam hatten, waren die blauen Augen, die einen immerzu kühl zu mustern und einem zu sagen schienen, dass man es nie mit ihnen aufnehmen könnte. Der Mann trug einen teuer aussehenden lila Anzug, die Frau ein raschelndes fliederfarbenes Kleid. Mit meinem T-Shirt, dem Rock und meiner Kapuzenjacke fühlte ich mich ein wenig underdressed.

Auf dem Treppenabsatz blieben die beiden wieder stehen.

»Saverio«, sagte der Mann, »wie schön, dass du unserer Einladung gefolgt bist.«

Saverio deutete eine Verbeugung an. »Es freut mich sehr, euch gesund zu sehen, Vater und Mutter.«

Die Frau lächelte tatsächlich etwas. »Wir haben so lange darauf gewartet, dich zu wiederzusehen. Ich nehme an, dein intensives Training war erfolgreich.«

»Das möchte ich meinen. Ich kann es kaum erwarten, euch meine neuen Fähigkeiten vorzuführen.«

Darauf sagten sie nichts, ihre Blicke richteten sich auf mich. Fast hätte ich erschrocken gequietscht, aber ich konnte mich zusammenreißen.

»Du musst Iva sein«, sagte die Frau, sie lächelte nicht mehr. »Willkommen in unserem Heim.«

Sollte ich einen Knicks machen? Mich verbeugen? Warum hatte Saverio mich nicht vorbereitet? Brauchte ich gerade zu lange zum Nachdenken?

Mit wachsender Panik hob ich schließlich meine Hand. »Hallo. Danke, dass ich hier sein darf.«

Die beiden runzelten ihre Stirn, aber Saverio lächelte. »Darf ich dir meine Eltern vorstellen, Iva? Mein Vater, Santor, und meine Mutter, Arietta.«

Beide nickten mir zu, also war es wohl okay, wenn ich sie fortan mit diesen Namen ansprach. War es einer von ihnen gewesen, der mein Kommen vorhergesehen hatte?

»Sie sind herausragende Trainer von Psycho-Pokémon«, erklärte Saverio. »So wie ich einer bin.«

Bei diesen Worten warfen seine Eltern sich einen Blick zu, sagten aber wenigstens nichts. Wenn sie von Saverio enttäuscht waren, weil er keine Telepathie beherrschte, musste das bedeuten, sie konnten das. Wahrscheinlich unterhielten sie sich so schweigend über ihn. Das gefiel mir aber auch nicht besser. Niemand sollte etwas Schlechtes über ihn denken.

Schnelle Schritte aus dem oberen Stockwerk lenkten mich von meinen düsteren Gedanken ab. Plötzlich rief jemand »Savi!«, stürmte die Treppe herunter und warf sich direkt in Saverios Arme.

»Nicht so wild«, bat er gleichzeitig, während er sich etwas vorbeugte und jemanden umarmte.

Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich ein kleines Mädchen. Sie trug einen großen Hut, der ihr blondes Haar zu einem Großteil verdeckte, lediglich vereinzelte längere Strähnen und ihr kurzer Pferdeschwanz lugten darunter hervor. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie seine kleine Schwester war, aber trotzdem war ich ein wenig eifersüchtig.

»Endlich bist du wieder da, Savi!«, juchzte die Kleine.

»Hallo, Drea«, sagte Saverio, während er ihre Schulter tätschelte.

Drea löste sich von ihm, um sich mir zuzuwenden. Sie strahlte dabei so sehr, dass ihre großen blauen Augen mit unzähligen winzigen Sternen zu leuchten schienen. Aber vielleicht wirkte es durch ihre runde Brille auch nur so. Während ich noch darüber nachdachte, umarmte sie plötzlich auch mich. »Es ist so toll, dich endlich mal zu treffen, Iva~.«

»Oh!« Plötzlich verstand ich. »Du hast also gesehen, dass ich kommen werde?«

Sie löste sich von mir, um zu mir hochzusehen und zu nicken. »Richtig~. Ich hab gewusst, dass ihr beiden euch auf der Rüstungsinsel begegnen würdet.«

Selbst das hatte sie vorhergesehen? Bei einer solch talentierten kleinen Schwester verstand ich Saverios Komplexe noch besser. Aber sie war wesentlich niedlicher als ich gedacht hatte, und es sah aus, als wäre sie sehr eng mit Saverio. Das musste seine Probleme noch weiter verschärfen, da er nicht mal böse auf sie sein konnte.

»Außerdem wusste ich, dass er dich herbringen würde, damit er Mutter und Vater fragen kann-«

Saverio unterbrach sie panisch, indem er sie zu sich zog und ihr den Mund zuhielt. Ihr Protest wurde direkt von seiner Hand erstickt. »Das reicht jetzt, Drea. Du musst Iva nicht alles ausplaudern, was du siehst.«

Ich verstand nicht so recht, warum er nicht wollte, dass sie es mir erzählte. Immerhin wusste ich doch, dass er vorhatte, sie zu fragen, ob er wieder als Arenatrainer oder sogar Leiter arbeiten könnte. Das war immerhin offensichtlich. Viel mehr konnte ich an diesem Ausflug nicht erkennen.

»Aufgrund dieser Vorhersage haben wir auch für einen Gast decken lassen«, erklärte Santor. »Wenn wir also nun zum Speisesaal gehen könnten, wären wir euch sehr verbunden.«

Da Arietta nickte, sprach er offenbar für sie mit. Wie viel redeten die beiden wohl telepathisch miteinander? Und machten sie das auch, wenn sie allein waren? So aus Gewohnheit?

Natürlich fragte ich das alles nicht, sondern folgte der Familie lieber in den Speisesaal. Dabei durchquerten wir einen Gang, in dem verschiedene Gemälde hingen, die allesamt Psycho-Pokémon zeigten, die ich nicht kannte. Aber da sie auf den ersten Blick so eindrucksvoll wirkten, konnte ich mir gut vorstellen, dass es sich dabei um legendäre Pokémon anderer Regionen handelte. Wenn Saverios Familie so reich war, wie sie wirkte, waren sie bestimmt auch viel gereist und hatten Zeit gehabt, Kunst in den unterschiedlichsten Gegenden zu kaufen.

Der Speisesaal war ähnlich eindrucksvoll wie die Vorhalle, ihm fehlten lediglich die Säulen. Dafür gab es aber einen langen Tisch aus dunklem Holz, mit dazu passenden Stühlen mit roten Polstern. An den Wänden standen mehrere blitzblanke Ritterrüstungen, gerahmt von kunstvollen Kerzenleuchtern, die dem Kronleuchter über dem Tisch nur darin nachstanden, dass sie nicht aus Kristall waren. In einem Marmor-Kamin prasselte ein Feuer, das den Raum zu warm werden ließ für meinen Geschmack. Vielleicht hätte ich einfach die Kapuzenjacke ausziehen sollen, aber sie war schon ewig meine Begleitung, sie war ein Stück Heimat.

Auf Saverios Aufforderung setzte ich mich neben ihn. Schon ein Blick auf das aufgereihte Besteck sagte mir, dass ich hier Probleme bekommen würde. Saverio bemerkte wohl meine gerunzelte Stirn, denn er beugte sich ein wenig zu mir, um mir etwas zuzuflüstern: »Man isst von außen nach innen. Achte einfach auf mich.«

Ich nickte ein wenig erleichtert. Seine Eltern betrachteten uns mit mildem Interesse, auch noch als das Essen von Olivier und einem Hausmädchen aufgetragen wurde. Rein aus Gewohnheit bedankte ich mich, als ich meinen Teller bekam. Erst danach fiel mir auf, dass ich wohl die einzige war, die das tat, die anderen nahmen das als gegeben hin. Ich war aber nicht mit Dienern aufgewachsen, für mich war das komplett neu. Glücklicherweise wurde das nicht kommentiert.

Wie Saverio gesagt hatte, folgte ich seiner Vorgabe und nahm die entsprechende Gabel, um zu essen. Ich war mir nicht sicher, wie man diese Vorspeise nannte, aber immerhin schmeckte sie gut, ein wenig sauer, wie Fragiabeeren.

»Wenn es dir nichts ausmacht, Iva, würden wir gern mehr über dich erfahren«, sagte Arietta.

Fast hätte ich gefragt, ob keiner von ihnen bereits die Antwort gesehen hatte, aber glücklicherweise war mein Mund gerade voll. Deswegen nickte ich nur.

»Wir wissen bereits, wie du Saverio kennengelernt hast, und dass du aus Furlongham stammst. Uns interessiert daher eher, was du für die Zukunft planst.«

Das traf mich unerwartet. Bislang hatte ich tatsächlich nicht darüber nachgedacht, was ich irgendwann einmal tun würde. In den letzten Jahren hatte sich mein Leben nur um Saverio gedreht – und wenn es nach mir ginge, könnte das auch noch eine Weile so weitergehen. Aber das war vermutlich eine Antwort, die nicht durchgehen würde.

Raelene war immer noch der Champ, ihre Zukunft stand fest, bis sie abgelöst wurde, und das konnte bei ihrem Können noch eine Weile dauern. Delion war immerhin zehn Jahre Champ gewesen, bis sie ihn besiegt hatte.

Hop war inzwischen der Assistent von Sania, die selbst zur Professorin geworden war.

Gloria arbeitete in einem Pokémon-Hort, dazu war sie gekommen, nachdem sie in der Arena-Challenge gegen Kabu ausgeschieden war. Sie war der mütterliche Typ, also war das ideal für sie.

Victor hatte während der Challenge seine Vorliebe für das Fotografieren und Zeichnen von Pokémon entdeckt. Mit seinen Verkäufen an Verlage und Sammler konnte er sich seinen Unterhalt leisten. (Ich fand es äußerst ironisch, dass er mir Vorwürfe gemacht hatte, weil ich nicht in Engine City aufgetaucht war, er sich laut Raelene aber auf dem Weg nach Claw City wortlos von ihr und Hop abgesetzt hatte. Aber für diese Ironie schien Victor nicht offen zu sein.)

Jeder von ihnen, mit denen ich damals losgezogen war, wusste etwas mit seiner Zukunft anzufangen. Nur ich nicht. Und eigentlich wollte ich auch gar nicht darüber nachdenken, sondern es weiter spontan auf mich zukommen lassen. Das gehörte wohl zur Sorglosigkeit eines Flegmon. Und ich war wie eines. Warum also nicht einfach ehrlich sein, selbst wenn ihnen diese Antwort nicht gefallen würde?

»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«

Seine Eltern zogen ihre Augenbrauen zusammen. Drea kicherte leise. Saverio warf mir einen schmunzelnden Seitenblick zu. Zumindest ihm gefiel die Antwort, das war alles, was für mich zählte.

»Es ist«, sagte Santor, »sehr ungewohnt für uns, dass jemand sich nicht um seine Zukunft kümmert.«

»Bei einer Familie von Sehern ist das wohl verständlich«, erwiderte ich. »Wir haben aber keine Seher in der Familie, deswegen machen wir alles spontan.«

Saverio versteckte sein Lachen hinter einem schlecht gespielten Husten. Ich lächelte ihm kurz zu, konzentrierte mich aber dann wieder mit ernster Miene auf das viel zu feine Essen.

»Sehr kurios«, kommentierte Arietta, aber ihr Tonfall wirkte dabei missbilligend.

Vielleicht stellten sie deswegen auch keine weiteren Fragen an mich während der restlichen Mahlzeit, die wir unangenehm schweigend aßen.

 

Zum Glück führte Saverio mich nach dem Essen direkt in sein Zimmer, weg vom Rest seiner Familie. Auch dieser Raum war ziemlich protzig, mit einem geradezu riesigen Bett und violetten Seidentapeten. An den Wänden hingen keine Poster, sondern gerahmte Bilder von Saverio in verschiedenen Stadien seines Lebens. Selbst als Kind beherrschte er den arroganten Blick schon, wie ich so feststellen konnte.

Nachdem ich mich umgesehen hatte, ließ ich mich seufzend rückwärts auf sein Bett fallen. Saverio hatte Zylinder und Pokébälle abgelegt und mich bislang nur beobachtet. Nun kam er näher, blieb neben mir wieder stehen und rückte sich die Brille zurecht. »Stimmt etwas nicht?«

»Deine Eltern hassen mich«, klagte ich weinerlich.

Er schmunzelte. »Ist das alles?«

»Du bist nicht hilfreich.«

Mit einem leisen Lachen tätschelte er meinen Kopf. »Darum musst du dir keine Gedanken machen. Meine Eltern können so ziemlich niemanden leiden, außer Drea. Du bist doch Zeuge geworden, wie sie mit mir gesprochen haben. Also nimm dir das nicht zu Herzen.«

»Es ist furchtbar traurig, dass du in so einer Atmosphäre aufwachsen musstest. Aber es erklärt auch ziemlich vieles.«

Er neigte den Kopf ein wenig. Ich hob einen Finger. »Warum du so unausstehlich warst. Wer mit solchen Personen aufwächst, muss ja einfach ein Vollidiot werden.«

Für Drea gab es vielleicht aber noch eine Chance. Eine klitzekleine.

»Nun, ja, das könnte man so sehen«, urteilte Saverio. »Aber Meister Mastrich ist auch der Meinung, dass unsere Abstammung nicht allein unseren Charakter ausmacht. Es gab viele Dinge, an denen ich arbeiten musste.«

So etwas gab es für uns alle. Ich hatte hart daran arbeiten müssen, nicht dauernd abgelenkt zu werden. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie das Abendessen hätte ausgehen können, wenn ich von all den Sachen im Speisesaal abgelenkt gewesen wäre. Wahrscheinlich hätte ich alle dann nur mit Fragen genervt. Aber noch mehr hassen könnten sie mich ohnehin kaum.

»Es war aber nicht alles schlecht hier«, sagte Saverio plötzlich.

Auf meinen fragenden Blick hin griff er nach meiner Hand und zog mich nach oben. Dann bugsierte er mich vor das Fenster. »Der nächtliche Ausblick ist einfach großartig.«

Immer noch frustriert tat ich ihm den Gefallen, nach draußen zu sehen – und bereute es nicht.

Inzwischen war es Nacht geworden, doch es herrschte keine wirkliche Dunkelheit in den Straßen. Der Psycho-Schleier funkelte im Licht des Vollmondes und der Straßenlampen als wären die Sterne selbst vom Himmel gefallen, in Regenbogenfarben getaucht und dann einfach zum Schweben freigelassen worden. Der Mond selbst schillerte pink, wie ein gutes Omen für sämtliche Psycho-Pokémon auf der Welt. Selbst der nächtliche Himmel auf der Rüstungsinsel war nicht derart schön gewesen, wie dieser Anblick. Kein Wunder, dass Saverio nie beeindruckt gewesen war.

Er stand immer noch hinter mir, legte nun aber die Arme um meine Schultern und schmiegte sich an mich. Ich liebte es, wenn er mir so nahe war, nachdem er jahrelang darauf geachtet hatte, seine Distanz – körperlich und emotional – zu wahren.

»Bezaubernd, oder?«, fragte er leise. »Und elegant. Genau wie man es von einer Stadt wie dieser erwarten sollte.«

»Ja.« Meine Stimme war nur noch ein überwältigtes Hauchen. »Es ist wundervoll.«

Wie hatte er all die Jahre nur freiwillig auf diesen Anblick verzichten können? Ich sah ihn gerade zum ersten Mal und war schon süchtig danach, ich wollte ihn für den Rest meines Lebens genießen, selbst wenn das bedeutete, dass ich jeden Tag mit Santor und Arietta essen müsste.

Für diesen Anblick – und vor allem für Saverio – würde sich jedes Opfer lohnen, davon war ich in diesem Moment felsenfest überzeugt.
 



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von: Platan
2021-11-05T09:32:29+00:00 05.11.2021 10:32
Ich muss sagen, dieses Kapitel hat mich ernsthaft geflasht! ♥♥♥
Die FF war zwar vorher schon großartig, aber mit dem Kapitel hast du mich endgültig gepackt! *___*

All deine Ideen, mit der du Saverios Heimatstadt und Familie zum Leben erweckt hast, begeistern mich so sehr. Cerinkton ist so eine schöne Stadt, wie aus einem Traum! ♥ Ich käme nie dazu, irgendetwas zu erledigen, weil ich immer nur dastehen und herumstarren würde, weil alles so schön ist. Da hat Fairballey ernsthafte Konkurrenz bekommen. >:3
(Ich war, genau wie Iva, überrascht, dass dort auch normale Leute wohnen. Aber gut, einen Haufen exzentrischer Leute an einem Ort würde auch schnell dafür sorgen, dass es knallt. XD)

Saverios Haus ist so ... Wow! O___O
Die Familie lebt echt edel. Da hätte ich mich an Ivas Stelle auch total fehl am Platz gefühlt. D;
Du hast alles richtig gut beschrieben, konnte mir das so perfekt vorstellen. Und die Eltern geben einem ein echt beklemmendes, unangenehmes Gefühl. .____.
Drea ist dafür ein richtiges Herzchen! ♥♥♥ Und ihr Steckbriefbild erst! ♥♥♥ Sooo cute! Q///Q♥
Mir haben sowohl Saverio als auch Iva im Verlauf des Kapitels aber beide total leid getan. :<
Saverio, der eine Enttäuschung ist, aber nicht mal sauer auf seine Schwester sein kann, weil sie so süß und lieb ist.
Dann vor allem Iva ... als sie in Gedanken durchging, was ihre Freunde alles erreicht hatten, während sie bislang "nur" Saverios Fangirl ist, tat mir total leid. Aber umso schöner, dass sie das gar nicht wirklich runterzieht, sondern sie sich eben als Flegmon sieht. Das beruhigt mich sehr~. Sie ist eben auf ihre Weise besonders. :3
Und man merkt ja, dass Saverio sie genau dafür lieb hat. ♥
Das war eh auch das Schönste am Kapitel. Wie man gemerkt hat, dass Ivas Art Saverio richtig aufblühen lässt! Ich hab die beiden immer mehr lieb. Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah! X3

Und Oh-la-la~, was Saverio die Eltern wohl fragen will? >:3
Iva ist so schön unschuldig, dass sie nur daran denkt, dass es um diese Arenaleiter-Sache geht. XD

Also, wie gesagt, dieses Kapitel war insgesamt einfach umwerfend! Ich habe jede Sekunde des Lesens genossen und bin traurig, dass das Kapitel dann endete. :<
Ich freue mich so, so, so auf mehr. X3
Antwort von:  Flordelis
05.11.2021 15:25
Ich finde es interessant, dass ich dich gerade mit diesem Kapitel, mit dem ich mich so schwer getan habe, geflasht habe. Aber umso besser. ♥

Jaaa, Saverios Familie ist sehr ... nun ja. Man hält halt leicht viel von sich, wenn man so ungewöhnliche Kräfte einsetzen kann, und das seit Generationen.
Ich liebe Drea aber auch, sie ist soooo toll. Q^Q

Danke für deinen Kommentar. ♥
Von: Platan
2021-11-05T09:10:22+00:00 05.11.2021 10:10
Zeit für neue Kommentare! ♥

Mir fiel erst in diesem Kapitel auf, dass es irgendwie ganz schön bitter ist, dass es sogar auf Saverios Trainerkarte steht, dass seine Familie ihn als Enttäuschung sieht (dass waren sehr viele dasses :,D). :<
Frage mich, wer genau in Galar für die Texte auf diesen Karten verantwortlich ist. Da er auch nicht so positiv reagiert, weil Iva den Text gelesen hat, scheint das echt eher jemand anderes zu machen ... und wie arschig ist es bitte von dieser Person dann, ausgerechnet DAS hinten draufzuschreiben?! DX

Ich feiere es, dass Meister Mastrich nach Ivas Erklärung für ihre Anwesenheit echt einfach nur herzlich gelacht hat. XD
Er fand ihre unbekümmerte Art, einfach das zu tun, was sie ihr gerade in den Sinn kommt, bestimmt auch zauberhaft und großartig. :3
Echt lieb von ihm, dass sie dann auch bleiben durfte. :D

Und ich liebe weiterhin den Gag, dass er sich ihren Namen nicht merken kann/will. XDDD
Eva, Ina, Isa ... was wohl noch so für Varianten kommen werden?

Absolutes Highlight in dem Kapitel ist und bleibt aber eindeutig die Stelle, in der Enia meint, dass Iva mal einen Mann sehr glücklich machen wird, es aber nicht Saverio sein muss. Und Iva nur so "Ich bin zehn!". So awesome! XDDDDDD

> Und seltsamerweise hatten auch Raelene, Hop, Victor und Gloria keinen Vater. Vielleicht zog man nur nach Furlongham, wenn einem der Vater abhanden gekommen war.
[Hier endlos viele "XD" einfügen, weil das einfach zu amüsant und wahr ist.]

Es war so süß, dass Saverio ihr am Ende beim Spülen geholfen hat, statt das weiter nur auf sie allein abzuwälzen (voll gemein, ey). Und dass er sich ihr ein Stückchen geöffnet hat. :3
Die beiden haben so eine schöne Chemie miteinander, man muss die ganze Zeit grinsen oder ist gerührt von der Süße zwischen ihnen. :D
Ivas neues Ziel ist auch so ultra-niedlich und ich kann sie vollkommen verstehen. Ich würde auch gerne schweben ... aber ich wäre wohl zu schwer. Lol! XDDD
Antwort von:  Flordelis
05.11.2021 15:23
Jaaa, ich mag die Chemie zwischen den beiden auch sehr~. ♥
Sie sind beide auf ihre eigene Art ausgeflippt, aber so eine schöne Ergänzung füreinander und heilsam.

Sie ist ja auch erst zehn. XD
Bislang ist sie daher nur Fangirl und will unbedingt schweben. Die Liebe kommt erst später. :3

Danke für deinen Kommentar. ♥
Von: Platan
2021-10-18T17:13:08+00:00 18.10.2021 19:13
Ein neues Kapitel! Wie elegant! (*^3^)/~☆
Ich finde die Kombi Iva x Saverio echt wahnsinnig erfrischend! Er, der sich super viel auf sich einbildet, dabei aber oft einfach ungewollt lustig ist, und sie, die alles mit einer angenehmen Leichtigkeit nimmt. Es macht so Spaß, die beiden zu beobachten. =D
Und ich fand vor allem Saverios Aussage, dass Iva wie ein Flegmon sei, einfach so schön passend und herrlich! XDDD
Kein Wunder, dass er sich dann irgendwann in sie verguckt hat. >:3
Ich beneide Iva ja etwas darum, dass er sie manchmal herumschweben lässt ... ich will auch ... aber ich wäre sicher zu schwer. TT___TT

Dass Bissbark Saverio abgeworfen hat, glaub ich sofort. XD
Wenn mich jemand anmerken würde, den ich mit Körperkraft und aus gutem Willen durch die Gegend trage, hätte ich auch keinen Bock mehr. :,D
Iva mit ihren ganzen Hunde-Pokémon ist so flauschig. ♥

Also ... ich fand übrigens den Plan, einfach Wollys zu züchten, einsame Spitze. Wollys kann es nie genug geben. :3
♥♥♥

Dieser Wald ist mal echt krass! O___O
Alter, stell dir vor, Delion versucht da durchzukommen ... er verläuft sich eh schon dauernd an ihm bekannten Orten, wie soll er dann erst durch einen Wald mit so einem Schutzmechanismus kommen?! Er wäre für immer verloren. >_<
Da ist Raelene gerade ganz froh, dass sie sich doch nur im Wirrschein-Wald verlaufen hatte ... da ist es wenigstens hübsch. Oh, und großes Lob dafür, dass du echt darauf geachtet hast, Psycho-Pokémon im Wald leben zu lassen (hätte traurigerweise sicher nicht jeder dran gedacht). :D

Ich liebe immer noch den Namen, den du dir für Saverios Heimatstadt ausgedacht hast! So großartig, wenn man die Zusammensetzung und Bedeutung kennt. ♥♥♥ Und klingt vor allem echt so, als könnte sie direkt aus Galar stammen. Neues DLC Incoming! Mit allen Unterligen! >:D
(Ich will mehr von Galar seheeeeeeeen ...)

Und ich frage mich ja, ob Saverio Iva im Wald echt auch nur testen wollte oder er bewusst die Zeit bis zum Treffen seiner Familie hinausgezögert hat ... bei dem Typen weiß man nie so recht. XD
Ich bin echt gespannt auf die Stadt und seine Familie. >_<

Das Kapitel war alles in allem äußerst ELEGANT~! ♥
Antwort von:  Flordelis
18.10.2021 19:43
Danke für deinen eleganten Kommentar, meine Liebe~. ♥

Jaaa, ich liebe an Saverio, dass er dadurch immer so lustig wirkt, aber er alles absolut ernst meint. Nehmt ihn Ernte! XD
Das ist Teil der Abenteuerlichkeit, die Iva so an ihm mag. ♥
Und sie ist halt echt ein bisschen wie ein Flegmon. Und schwebt gern durch die Gegend, was er seltsam findet, aber okay. :,D

Saverio: Ich bin zu Höherem bestimmt als nur Wollys zu züchten. ;<
Iva: Aber Wollys sind flauschig~. ♥

Delion wäre da nur mit Gluraks Hilfe wieder rausgekommen. Oder er wäre gar nicht erst hypnotisiert worden.
Oooooooooooooooder Delion hätte sich so sehr verlaufen, dass er am Ende in Score City gelandet wäre. Wie auch immer das hatte passieren könnne. XD

Ich hätte auch erst beinahe verpatzt, Psycho-Pokémon in den Wald zu setzen. Hab mich dann aber an den Wirrschein-Wald erinnert. (Wobei da ja nicht nur Feen-Pokémon unterwegs sind, aber diejenigen sind die Prominentesten. ... Und die anderen sind Psycho-Pokémon, also gibt es im Hypnose-Wald vielleicht auch manche Feen-Pokémon? :,D)

Wenn wir seine Familie kennenlernen, jedenfalls seine Eltern, werden wir alle wissen, dass er wirklich nur Zeit schinden wollte. Und wir werden ihm alle zustimmen. ;<

Schankedön~. ♥
Von: Platan
2021-10-15T19:25:13+00:00 15.10.2021 21:25
Ich denke, ich werde diese FF mal etwas knapper kommentieren als sonst. Nicht, weil ich mich für Iva x Saverio nicht so sehr interessiere, im Gegenteil! Mich interessierte schon die ganze Zeit, wie ihre gemeinsame Geschichte wohl aussieht, seit ich weiß, dass sie ihm am Bahnhof von Brassbury einfach gefolgt ist. ♥
Ich mache das, damit ich mit dem Kommentieren noch hinterher komme. Zitieren macht Spaß und all meine Gedanken festzuhalten auch, aber es dauert immer ewig. Q___Q
Ferris: Jetzt rechtfertige dich hier nicht wieder ewig, fang an~! >:3
Rachel: Okay, hast ja recht. >___<

Zum Cover:
1. Ich liebe es, dass es von der Bildwahl her genauso ist wie das Cover von "Champ Time!", was eine tolle Verbindung darstellt!
2. Es ist so toll bearbeitet, gefällt mir richtig gut! *______*♥

Die Steckbriefe sind auch awesome! ♥ Du hast sogar die Bedeutungen der Ziffern auf ihren Trikots dazugeschrieben. I love it! Q///Q

Das Gif auf der Beschreibungsseite hat SO eine geile Qualität! Wahnsinn! O___O

Ferris: Super, jetzt hast du ihr alles geschrieben, was du ihr bereits so gesagt hattest. XD
Rachel: Werd mal nicht frech, Junge! ò_ó

Zum Kapitel:
Das ihr Voldi einfach zugelaufen ist, ist immer noch Zucker. ♥ Da Iva aber selbst so ein unbekümmerter, lebensfroher Charakter ist, wundert mich das absolut gar nicht. Voldi muss das gespürt und sich direkt verliebt haben. :3
Jedenfalls schön, dass sich die vielen Wurfübungen mit Hop und den anderen so bezahlt gemacht haben! :D
So schön, wie von der Gruppe dann nur Victor so "Äh, warum lassen wir die jetzt gehen? Ihr kennt Iva doch. Die sehen wir erst mal nicht mehr wieder." ist. XDDD
Ich frage mich jetzt gerade nur, wie Iva unbemerkt ohne Rüstungspass einfach mitfahren konnte, obwohl der von Saverio zuvor noch überprüft worden war (aber gut, sie stürmt da ja in allerletzter Sekunde rein, also hat es wohl nur niemand mitbekommen)? O_O
Wie selbstverständlich Iva dann mit Saverio das Dojo betritt, ist der absolute Hammer! Ich liebe die Kleine, sie ist so ultra-knuffig. ♥♥♥ Und wie Saverio sich absolut nicht ihr Namen merkt ... das wird hoffentlich ein richtig lustiger Running-Gag, bis er ihren Namen irgendwann tatsächlich richtig sagt ... das wird dann umso schöner. X3
Und ich liebe auch Enia und Mastrich dafür, dass sie sich an einer neuen Schülerin mehr nicht stören. Nachdem Mastrich gegen sie gekämpft hat, hat ihm ihre unbekümmerte, lockere Art bestimmt auch zu sehr gefallen. :)
Ich freue mich auf jeden Fall so, so, so sehr auf mehr Kapitel. Das verspricht lustig zu werden, vor allem mit Saverio. XDDD
Antwort von:  Flordelis
15.10.2021 22:28
Awwwww, danke für den Kommentar~. ♥
(Vor lauter House Flipping jetzt erst gesehen. D;)

Ich weiß ja selbst, wie anstrengend und aufwendig diese langen Kommentare sind, also passt das vollkommen, wenn sie kürzer werden. =D

> Ferris: Super, jetzt hast du ihr alles geschrieben, was du ihr bereits so gesagt hattest. XD
Damit ich es immer wieder nachlesen kann! Q^Q

> Ich frage mich jetzt gerade nur, wie Iva unbemerkt ohne Rüstungspass einfach mitfahren konnte
Plothole. :,D
Prinzipiell hätte ich das mit dem Rüstungspass auch eher umschreiben sollen, weil ich den Eindruck hatte, dass das eine rein spieltechnische Sache sei. Also hätte ich seinen Rüstungspass einfach in Ticket ändern sollen.
Aber ja, prinzipiell ist Iva schwarzgefahren. So jung und schon so kriminell. XD
Iva: =D
Victor: Das ist nichts Gutes. D;
Iva: :<

Ich liebe den Running Gag mit Saverio und ihrem Namen auch schon. Wird noch lustige Dialoge mit Schülern des Dojos geben. XD

Mastrich fand es bestimmt auch witzig, dass Iva da mit gerade mal EINEM Pokémon kam. XD
Und sicher hat sie ihm nach dem Kampf auch gesagt, dass das voll spontan war, weil sie die schwebenden Pokébälle so cool fand, und Mastrich war dann so "Hahahaha!", und dann konnte er sie einfach nicht mehr abweisen. XD



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