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Die Vertretung und die Folgen

Wenn Hündchen vor große Herausforderungen gestellt werden
von

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Auf nach Hause!

Freitag, 16.09./Samstag, 17.09.
 

Die Woche verlief ziemlich stressig für Joey, denn neben der Schule und der Arbeit musste er jeden Abend noch zu Kaiba, um Bericht zu erstatten und sich für jede Zahl und jeden Buchstaben zu rechtfertigen. Nur gestern war es ziemlich schnell gegangen, da er da ein langes Meeting mit Yuna und dem Betriebsrat gehabt hatte. Da war es um ein neues Einarbeitungsprogramm gegangen, dass Kaiba und sie ausgearbeitet hatten und mit zwei kleinen Änderungen, die Joey sich erlaubt hatte, war es gut angenommen worden. Ihm wurde immer mehr bewusst, dass Kaiba nicht die Fähigkeit besaß, Leute in seinem Sinne mit Zuckerbrot zu manipulieren, dabei würde er damit noch viel weiterkommen. Da war Joey fest von überzeugt.

Immerhin schien der Brünette von Abend zu Abend etwas milder gestimmt zu sein, aber was das bei einem Kaiba bedeutete, konnte man sich vorstellen. Daher gab er sich immer Mühe, alles vollständig dabei zu haben und jede Entscheidung gut begründen zu können. Dafür saß er meist noch spät im Arbeitszimmer, bis er alles soweit aufgearbeitet hatte, dass er es am nächsten Tag Kaiba zeigen konnte. Doch wer war er, dass er sich beschweren wollte? An der Stelle des CEOs würde er das bestimmt genauso handhaben.
 

Es war Freitagabend und Joey hatte Seto mit einem Küsschen begrüßt, was er immer tat, wenn die Ärzte im Raum waren und Kaiba ließ es mittlerweile ohne Eisblick über sich ergehen, tat aber nichts, um die Sache von sich aus glaubwürdiger wirken zu lassen. Das würde noch sehr anstrengend werden.

Er setzte sich vorsichtig neben den Brünetten auf das Bett und legte seine Hand auf Setos, der überrascht zuckte, da er das zum ersten Mal tat, zog sie aber zum Glück nicht zurück. Joey hatte das aus einem Instinkt herausgetan und für richtig erachtet, da die Ärzte sie ja schon etwas kannten und da war es bestimmt besser, sich etwas „verliebter“ zu zeigen, um die Scharade noch weiter aufrecht erhalten zu können.

An den anderen Abenden war Mokuba immer mitgekommen, doch heute hatte er sich mit Freunden aus der Schule verabredet, sodass er allein da war. Er gönnte es dem Kurzen, dass er heute Abend hoffentlich abschalten konnte und einen tollen Abend hatte.

„Guten Abend, Mr. Wheeler. Ich habe gute Neuigkeiten für Sie, denn Sie können ihren Freund gleich mit nach Hause nehmen. Wir haben bereits mit dem Hausarzt der Familie Kaiba telefoniert und alle wichtigen Informationen weitergegeben“, erläuterte der eine Arzt lächelnd und Joey erstarrte.

Nein, das konnte doch nicht sein. Darauf war er gar nicht eingestellt.

Ihm im Krankenhaus ein Küsschen aufzudrücken oder in seiner Abwesenheit von ihm zu schwärmen, war eine Sache, aber mit ihm in einer Villa zu wohnen, war etwas ganz anderes. Und auch wenn sie in unterschiedlichen Flügeln untergebracht wären, würde Joey sich unwohl fühlen. Es war immerhin Mr. Eisklotz persönlich!

Egal – er musste sich jetzt zusammenreißen und dem Schicksal fügen. Es war ja nicht für lang. Das würde er schon hinkriegen! Wäre doch gelacht!

„Das ist ja großartig! Endlich kannst du wieder nach Hause, Schatz“, meinte Joey also und versuchte Seto glücklich anzulächeln. Hoffentlich sah es wenigstens halb so überzeugend aus, wie es sollte.

Zu seiner Überraschung erwiderte Kaiba das Lächeln kurz, was ungewöhnlich gut bei ihm aussah, und stimmte zu: „Ja, ich freue mich auch. Das wurde auch Zeit.“ „Gut, dann können Sie jetzt in Ruhe Sachen zusammenpacken. Die nächsten Wochen wird dann Ihr Hausarzt die weitere Versorgung übernehmen.“ Die Ärzte nickten ihnen zu und verließen nach einer Verabschiedung den Raum, um ihrer weiteren Arbeit nachzugehen.

„Du weißt, was das bedeutet?“, hakte Joey genervt nach und holte den Koffer aus dem Schrank. Da Kaiba sich nach wie vor schonen musste, begann er damit, die Sachen von ihm ordentlich zu falten und einzupacken.

„Was wird das?“, wollte der Brünette mit hochgezogener Augenbraue wissen und Joey antwortete, während er weiter packte: „Ich bin ein braver Freund und helfe dir.“ „Als ob du jemals brav wärst …“, brummte Kaiba genervt, blieb aber auf dem Bett sitzen. Er packte also in Ruhe weiter, da keine weiteren Einwände kamen. Joey hatte keine Lust, jetzt ewig zu warten, bis Kaiba endlich so weit war. Also beschleunigte er das und schrieb nebenbei noch Roland, der unten im Wagen wartete, damit dieser den Koffer holte.

Ein paar Minuten später war der Assistent da und nahm, wie der Blondschopf es wünschte, den Koffer. Der Blonde wandte sich Kaiba zu, der bereits angezogen war und seine Krücke nahm. Da er sich den rechten Fuß verstaucht und den rechten Arm mehrfach gebrochen hatte, konnte er nur links eine Krücke benutzen.

„Warte, ich stütze dich“, murmelte Joey und legte einen Arm um Kaibas schlanke Taille, was dieser schweigend, aber unzufrieden aussehend, hinnahm. Es war ein komisches Gefühl, dem Geldsack so nah zu sein und sein Gehirn registrierte, dass er gar nicht so kalt war, wie er immer tat. Ein bescheuerter Gedanke, da er ja auch ein lebender Mensch war, aber er kam da nicht gegen an. Hatte er den Gedanken nicht auch schon mal gehabt? Ach, war ja auch egal.

„Strahl gefälligst, wenn ich die Tür jetzt aufmache“, brummte der Blondschopf genervt und ignorierte den eiskalten Mörderblick, den Seto ihm von der Seite her zuwarf. Dafür hatte er den einfach schon zu oft gesehen.

Als die Tür aufging, entspannten sich Kaibas Gesichtszüge sichtlich und er lächelte sogar ein ganz kleines bisschen, als Krankenschwestern im Gang auftauchten. Anscheinend konnte Kaiba doch annähernd schauspielern. Das würde die Sache in den nächsten Wochen hoffentlich etwas einfacher gestalten.

Vorsichtig brachte Joey ihn in den Aufzug und drückte auf den Knopf, als Kaiba den Kopf zu ihm drehte und ihm ein Küsschen auf die Schläfe gab. Die Türen schlossen sich gerade und Joey, obwohl er nicht darauf geachtet hatte, war sich sicher gewesen, dass niemand auf dem Gang gewesen war. Was also die Frage aufwarf, warum Kaiba ihm dieses Küsschen gegeben hatte.

Sein Herzschlag hatte sich sofort beschleunigt und er glaubte die Lippen noch immer auf seiner Wange zu fühlen. Was war nur mit ihm? Oder mit ihnen beiden?

Langsam drehte er den Kopf zu dem Firmenchef und musterte ihn irritiert, doch Kaiba schaute schon wieder starr auf die Tür, weshalb er schwieg. Okay, etwas war hier seltsam. Sehr seltsam. Aber der Blonde wollte ihn auch nicht danach fragen, denn die Ruhe, die gerade zwischen ihnen herrschte, fühlte sich angenehm an. Es war nicht so eine gezwungene, wo er sofort das Bedürfnis hatte, über irgendetwas zu reden, sondern sie schwiegen gemeinsam und das war in Ordnung so.
 

Bis zum Auto sprachen sie nicht miteinander und Joey half ihm, sich hinzusetzen und nahm neben ihm Platz. Roland fuhr langsam los und achtete darauf, nicht zu schnell zu fahren, damit Kaiba sich nicht plötzlich bewegen musste.

„Was liegt morgen an?“, fragte Kaiba in die Stille und Joey war im ersten Moment überfordert, weil er nicht auf ein Gespräch eingestellt war. Dann dachte er einen kurzen Moment über die Frage nach, jedoch war er sich sicher, dass der Brünette nicht seine wenige Freizeitplanung meinte. Hatte er überhaupt noch eine?

„Yuuto kommt morgen um 8 Uhr und zusammen mit Roland machen wir eine Nachbesprechung der Woche bis zum Mittag und nach dem Mittagessen planen wir die nächste.“ „Gut, ich werde auch dabei sein.“ „Klar, alles andere hätte mich auch gewundert“, seufzte Joey und legte das Kinn auf die Handfläche, den Blick stur aus dem Fenster gerichtet. Er war sich wirklich nicht sicher, ob sie gut zusammenarbeiten konnten, auch wenn sie in nächster Zeit dazu gezwungen waren.

„Problem Wheeler?“ „Mit dir? Immer“, knurrte Joey genervt und wünschte sich, sie wären wieder im Aufzug, wo sie so entspannt miteinander hatten schweigen können. Das war deutlich besser gewesen als das hier.

Den Rest der Fahrt über hielt dieser Zustand leider an, doch Joeys Gedanken waren mittlerweile auch zu schwer, um noch darüber nachzudenken, worüber er mit dem Eisschrank reden konnte.

Etwas unruhig rutschte der Blonde auf seinem Platz hin und her und riss die Tür auf, sobald der Wagen in der Tiefgarage geparkt war. Beinahe fluchtartig stieg er aus, atmete kurz durch und drehte sich dann um, um Kaiba zu helfen, was dieser aber durch ein Wegschlagen seiner Hand abwehrte.

„Gut, dann sieh doch zu, wie du klarkommst“, giftete Joey genervt und stampfte durch die Tür in die Villa. Schnurstracks verschwand er in seinem Zimmer und weiter ins Bad.

Auf den Firmenchef fluchend zog er sich aus und stieg unter die warme Dusche. Wie sollte er das in den nächsten Wochen mit dem Stinkstiefel schaffen? Was hatte er sich nur dabei gedacht, das ganze anzunehmen!? Frustriert seufzend wusste er die Antwort natürlich und das schlimmste war einfach, dass er es jedes Mal wieder tun würde. Schließlich konnte er dem kleinen Hosenscheißer nichts abschlagen.

Nach dem Duschen trocknete er sich die Haare ab und zog sich eine Boxer über, dann ließ er sich auf das große Bett fallen. Bevor er sich noch weitere Gedanken machen konnte, war er schon eingeschlafen und träumte von einem Kaiba, der nur am Nörgeln und Terrorisieren war.
 

Es war bereits der zweite Kaffee, den Joey trank, als Seto und Mokuba gemeinsam runterkamen. Der Kleine strahlte über das ganze Gesicht, dass sein großer Bruder endlich wieder zu Hause war und der Blonde konnte sich ein Lächeln bei dem Anblick nicht verkneifen.

„Na, hattest du einen schönen Abend gestern?“, fragte er freundlich und der Kleine nickte eifrig.

„Ja! Wir haben zu viert gezockt und die Mama hat Pizza selber gemacht, die war superlecker! Es war großartig!“ „Das freut mich zu hören, Kurzer. Wie du siehst, habe ich dir gestern Abend auch eine Überraschung mitgebracht.“ „Ja, ich bin so froh, dass du endlich wieder da bist, Seto!“, freute sich der Kleine weiter und setzte sich an seinen Platz.

Wenigstens einer, der sich freuen kann …, dachte Joey und nickte Kaiba zu, der ihn bis dahin nur einmal kurz angesehen hatte und sich dann hinter der Zeitung verkroch.

Er selbst hatte sie eben schon studiert, bevor die beiden heruntergekommen waren und festgestellt, dass wieder einmal viel Unsinn drinstand. Immerhin nichts Neues über Kaiba oder ihn. Das war zurzeit ein Grund zum Feiern, denn irgendetwas versuchten die immer zu schreiben. Es war so ätzend.

„Ach Joey? Ich habe für heute Abend noch deine Freunde eingeladen. Ich hoffe, das ist okay für dich.“ „Ja klar. Aber wie kommt es dazu?“, hakte der Blonde überrascht nach und nun war es Seto, der sich in das Gespräch einmischte: „Mokuba, wie kommst du dazu, den Kindergarten einzuladen?“

„Weil Yugi und Co. mir in den letzten Wochen auch geholfen haben! Außerdem hat Joey in der Zeit so viel gearbeitet, dass er sie außerhalb der Schule praktisch gar nicht gesehen hat! Der war fast so schlimm wie du!“, maulte Mokuba und der Blonde schaute ihn einen Moment lang verwirrt an. Er? Ein zweiter Kaiba? Was für ein Blödsinn! Er musste sich halt einarbeiten und so etwas brauchte Zeit, aber wenn er das noch ein Jahr gemacht hätte, hätte er sich auch mehr Freizeit genommen. … Oder? Oder??? Hätte er doch bestimmt!

Seto seufzte schwer atmend, ersparte sich aber jegliche Widerworte und ergab sich in sein Schicksal. Joey hatte für sich beschlossen, dieses untypische Verhalten des reichen Pinkels auf die Medikamente zu schieben, die er derzeit regelmäßig schlucken musste. Anders war das halt auch nicht zu erklären. Erst recht nicht das Küsschen von gestern Abend, von dem Joey letzte Nacht sogar geträumt hatte. Es war alles zum Haare raufen. Und bevor er sich hier jetzt noch mehr Gedanken machte, sollte er lieber arbeiten gehen.

„Da Yuuto in einer viertel Stunde kommt, gehe ich hoch ins Arbeitszimmer. Bis gleich dann, Kaiba …“, brummte Joey und erhob sich.

Für den Notfall goss er sich noch eine dritte Tasse Kaffee ein, nahm diese mit und schlurfte in Anzughose und Hemd nach oben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kikoxd
2021-10-14T15:02:45+00:00 14.10.2021 17:02
Oh ha...der Eisdrache ist zurück. Nun doch schneller als erwartet. Hätte ja gedacht, dass Seto durch das Koma und Schmwerzen etc. zahmer ist, aber denkste! Genau so ne Kratzbürste wie immer.

Aber bei scheinen immer mal nette Momente mit dem jeweils anderen zu haben. Bleibt also noch spannend.

Oder lässt du die sich am Ende doch noch trennen?

Bin gespannt. LG

kiko
Antwort von:  Iwa-chaaan
14.10.2021 20:13
Moin :D

Kaiba wird glaub ich nie 100%ig zahm sein xD

Sagen wir, es scheint eine Form der Spannung da zu sein ;D

Was das Ende angeht, schweige ich natürlich :o Ich will ja die Spannung nicht rausnehmen ;)

Liebe Grüße,
Cathy


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