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Es begann mit einem Geheimnis

von

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Kapitel II - Ein neuer Job

//Was soll ich denn jetzt nur machen? Ich brauch so schnell wie möglich einen neuen Job …// Unendlich viele, traurige Gedanken huschten in seinem Kopf umher. Viele Möglichkeiten hatte er nicht schnell eine passable Arbeit zu finden. Er hatte noch keine abgeschlossene Ausbildung, konnte auch keinen IQ, der höher war, als der von Stephen Hawking, dem weltberühmten Theoretischen Physiker vorweisen. Er hatte nicht einmal einen Führerschein, da er bisher nicht genug Geld dafür sparen konnte, er war klein und selbst in seinen eigenen Augen irgendwie unbedeutend … er konnte so viele Dinge aufzählen, die er nicht war, besaß oder konnte … Ja, er konnte gut zeichnen, er war der König der Bleistifte, aber wenn er ehrlich zu sich selber war, schaltete er so gesehen bei allen Bildern eigentlich immer nur den Kopf aus, ließ den Stift, ohne weiter darüber nachzudenken über das Papier gleiten, und war später selber ganz erstaunt, was er zu Papier gebracht hatte. Dies schien sein einziges Talent zu sein und das würde es nicht gerade einfacher machen einen neuen Job zu finden!

Auch konnte man ihn wohl als ein wenig schüchtern bezeichnen, was ihm schon oft bei Vorstellungsgesprächen zum Verhängnis wurde. Aber irgendetwas musste er tun, um einen neuen Job zu finden, schließlich wollte er weiter studieren und nicht in weniger als drei Monaten unter einer Brücke schlafen müssen.
 

Der junge Student fuhr sich mit seiner Hand über das tränennasse Gesicht und setzte sich wieder aufrecht in sein Bett, er lehnte sich gegen das Kopfteil seines Bettes und versuchte sich schnell noch etwas zu beruhigen. Dann stand Yugi vom Bett auf, schritt in die kleine Einbauküche. Dort griff er sich die Zeitung vom Wochenende und studierte die Stellenangebote, „Lagerarbeiter bei den Docks gesucht…Voraussetzung Kranführerschein“ … „Leibwächter gesucht… Voraussetzung Waffenschein“ … „Türsteher gesucht“ … „Sekretärin gesucht … Voraussetzung abgeschlossene Ausbildung“ … „Kundenbetreuer ´Bereich Marketing` gesucht … Voraussetzung abgeschlossene Ausbildung und Berufserfahrung“. //Arrrrg, verdammt, … das ist doch zum Verzweifeln. Dort waren so viele Stellenangebote, doch entweder bin ich zu schmächtig, oder meine Schulbildung reicht nicht aus, oder es werden Sachen wie Waffenscheine und Co gefordert … arrggh. Scheiße!// So beschloss Yugi direkt in der Stadt nach einer passenden Stelle zu suchen. Vielleicht fand er dort erst einmal einen Aushilfsjob als Kellner oder mit viel Glück in einem der Zeitungsagenturen, auch wenn er fürs Zeitungsaustragen nicht viel Geld bekommen würde, jeder Yen würde im Moment zählen!

Knapp vier Stunden wanderte Yugi nun schon durch die immer dämmriger werdenden Straßen von DominoCity und so langsam kam der junge Student in die Gegend, in der Abends Bedürfnisse der besonderen Art erfüllt wurden.
 

„Hey, Süßer, wie viel nimmst du für`s blasen? Wie viel kostet einmal ficken? Oder besser noch, was soll eine ganze Nacht kosten?“, wurde ihm plötzlich aus einem Auto heraus zu gerufen. Erschrocken sah er dem Auto hinterher. An der nächsten Ecke wurde er erneut von zwei Typen angesprochen, was den schmächtigen jungen Mann seinen Schritt beschleunigen ließ. Vor dem beliebtesten Club von DominoCity stand ein Schild mit der großen Aufschrift ´Kellner gesucht!`. Lange stand Yugi vor dem Schild und wägte das ´Für und Wider` genauestens ab. //Hm … klar, ich brauch unbedingt das Geld. Aber in dieser Gegend? Abends? Außerdem bin ich in so einem Club noch nie gewesen.//

Doch dann atmete der Zwanzigjährige einmal tief und aus, trat zögerlich durch die Tür und blickte sich fragend um. Mit großen Augen schaute der Violettäugige sich weiter in dem Gay-Club um. Sah sich die große Tanzfläche an, die Go-Go-Stangen, die vorne auf der niedrigen Bühne standen und ließ dann seine Augen ins Hintere des Clubs gleiten, wo er einen dunklen Vorhang erspähte.
 

„Wir haben noch geschlossen“, drang eine Stimme irgendwo aus dem Dunkel zu ihm herüber, welche ihn erschrocken zusammen zucken ließ.

„Äh … ich … also ich … ich komme“, //Beruhig dich!//, „… wegen dem Schild da draußen. Wegen der Stelle als … äh … Kellner“, antwortete der Violettäugige in Richtung des dunklen Vorhangs und blickte sah sich suchend um. Endlich erspähte er einen Mann, welcher nun hinter dem dunkelblauen Samtvorhang hervor trat, hinter der Theke, und fleißig Flaschen sowie Gläser sortierte. Der Mann, ein hochgewachsener, strohblonder Typ mit etwas längeren Haaren ordnete, während er mit Yugi sprach, die alkoholischen Getränke nach Namen weiter in die Wand hinter sich ein.

„Ach so! Deshalb stehst du hier so früh auf der Matte.“ Analysierte der junge Barkeeper Yugis Erscheinen in dem Club, welcher nur knapp nickte.

//Na, ob das mal eine gute Idee war?// Etwas verunsicherte den Studenten, die gesamte Atmosphäre des Clubs ließ sein Herz höher schlagen und seine Atmung sich verdoppeln, „Was wäre denn meine Aufgabe?“, was man wohl auch an seiner Stimme hörte. Er schluckte hart. Nachdem der Barkeeper mit seiner Arbeit fertig war, drehte er sich das erste Mal ganz zu dem Jüngeren um.
 

Der Größere blickte Yugi abschätzend eine ganze Weile an und meinte lapidar. „Na, hier die Gläser annehmen und sie hinten in die Küche bringen zum Spülen, Saubere wieder hier nach vorn zu mir bringen und in die Halterung stellen, dann die Drinks, die ich fertig mache zu den Gästen an die Tische liefern. Das wäre deine Tätigkeit, mehr nicht.“

„Und wie viel würde ich damit verdienen?“, kam es skeptisch, da Yugi nicht abschätzen konnte, wie viel ein Kellner in solch einem Club pro Stunde verdiente, oder überhaupt Kellner verdienen. //Vielleicht reicht es ja? Hoffentlich!//

„Pro Abend, und das sind meist ungefähr fünf bis sechs Stunden, manchmal mehr, je nach Besucherandrang, so um die 20000 Yen, vielleicht auch mal 25000 Yen. Hm … sagen wir mal so, wenn du auch wie unsere anderen Kellner nur im String durch den Laden läufst, stecken dir die Kerle vielleicht auch zusätzlich noch ein Trinkgeld zu, doch da du die meiste Zeit hin und her hetzen wirst, und nicht im String hier an der Stange tanzt, wird das wohl eher selten der Fall sein“, bemerkte der schlanke, charismatische Barmann mit einem Grinsen.
 

„Was?“, entkam es dem kleinen bunthaarigen Studenten enttäuscht, „Nur so wenig? Das hilft mir so gut wie gar nichts“, flüsterte er enttäuscht. „Dann brauch ich mindestens noch einen Job … vielleicht kann ich ja wirklich irgendwo Zeitungen austragen, oder so etwas.“ Er seufzte resigniert, knabberte an seiner Unterlippe und schluckte hart. Marik, dem Barkeeper, fiel auf, dass sein Gegenüber recht verzweifelt war, als dieser von seinen Verdienst erfuhr, daher wagte der Sandblonde es, ihm ein Angebot zu machen, „Gehe ich recht in der Annahme, dass du Geld brauchst?“, ein knappes Nicken von Seiten des Jüngeren bestätigte seine Frage. „Also, wenn du eine oder zwei Stunden vor Beginn der Abendschicht kommst und die Besuchertoiletten sowie die Toiletten des Personals putzt, ebenso den Darkroom reinigst, kannst du mit etwa 20000Yen zusätzlich rechnen. Somit hättest du vielleicht 65000 Yen pro Tag verdient, wenn alles gut läuft.“

Der Student fing schnell an zu rechnen und kam deprimierend zu dem Schluss, dass dies zwar reichen würde, damit er im nächsten Semester auch weiter studieren könnte, aber er würde seinem Großvater nicht helfen können. //Wir werden uns eine kleinere, billigere Wohnung suchen müssen, da hier in DominoCity horrende Immobilienpreise herrschen. Doch wenigstens muss ich mein Studium nicht an den Nagel hängen. Vielleicht finde ich ja auch schnell eine billige Bude für Opa und mich und dann könnten wir eventuell doch noch Geld sparen … oder vielleicht sollte ich mit Joey zusammen in eine WG ziehen? Dann könnte ich noch mehr Geld sparen, was ich Großvater geben könnte, damit er den Kredit … hmm, ach … verdammt, es ist alles so hoffnungslos … es ist eigentlich so gut wie unmöglich, dass der Laden nicht verkauft wird …//

Traurig ließ er seinen Kopf sinken, „Wann soll ich wieder hier sein? Wann beginnt die Schicht, oder ist heute nicht geöffnet?“, murmelte er und wollte bereits wieder in Richtung Tür gehen, als Marik ihm etwas zu rief.

„Du, ich habe das Gefühl, dass du noch mehr Geld bräuchtest.“

Leicht bedrückt nickte daraufhin der Angesprochene und schaute den Barkeeper fragend an, der ein dünnes Lächeln auf seinem ansprechenden Gesicht trug, „Pass auf, Kleiner, komm heute Abend gegen 21.00 Uhr vorbei, dann stelle ich dich dem Besitzer dieses Clubs vor. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass er ein verlockendes Angebot für dich hat!“ Damit verschwand der hellblonde Barkeeper durch eine Drehtür im hinteren Teil des dämmrigen Raumes und ließ den jungen Studenten an der Drehtür alleine zurück.
 

Die Kirchenuhr unweit des kleinen Weinladens von Solomon Muto schlug 20.30 Uhr als Yugi sich erneut auf den Weg zum ´Starlights`, und seiner Verabredung mit dessen Besitzer, machte. Durch sein ungutes Gefühl, was sich, je näher er dem Club kam, ausgebreitet hatte, war er einen riesengroßen Umweg bis dorthin gelaufen und sah nun die lange Schlange, die sich dort bereits jetzt kurz vor Öffnung vor dem Eingang angesammelt hatte und auf Einlass wartete.

Unsicher, was er nun tun sollte, stellte Yugi sich auch hinten in die Reihe und kam sich völlig deplatziert vor. //Hm, vielleicht sollte ich doch besser wieder nach Hause gehen … aber ich brauch das Geld.// Hin- und hergerissen schaute er sich immer wieder unsicher um, pünktlich um 21.00 Uhr wurde das ´Starlights` geöffnet und die Massen strömten nur so hinein. Kurz bevor der junge Student an der Reihe war, stand der Sandblonde bereits ungeduldig an der Drehtür und schien nach jemandem Ausschau zu halten.

„Ah, da bist du ja … ich hatte fast ein wenig Sorge, dass du es dir anders überlegst.“ Sanft legte er eine Hand in Yugis Rücken und führte ihn in den Bereich, der sonst nicht für Gäste zugelassen war. Einen langen Gang entlang und eine Treppe hoch, „Der Boss sich freuen, dass du jetzt endlich hier bist. Komm mit, er erwartet dich bereits in seinem Büro.“
 

Als Yugi eintrat blickte er in dunkle, ja beinahe schwarze Augen und ein leiser aber anerkennender Pfiff wurde ausgestoßen. Der Mann mittleren Alters schaute ihn von oben bis unten an und nickte mehrmals. Dann wandte er sich an den Strohblonden, „Kompliment, Marik, die Zeit hinter der Theke hat dein Gespür nicht im geringsten getrübt. Der Kleine hier ist Gold wert. Die Haarfarbe, die Frisur aber vor allem die Augen … das alles ist besonders! Wirklich alles an ihm ist ungewöhnlich. Er ist so exotisch und der Kleine hat dazu auch noch so eine herrlich unschuldige Ausstrahlung! Fantastisch!“ Yugi meinte totale Begeisterung in der Stimme des dunkeläugigen Mannes zu vernehmen und schaute deshalb unsicher von einem zum anderen, traute sich allerdings nicht zu fragen wovon Mariks Boss sprach. Dann nahm er jedoch allen Mut zusammen, „Von … von welcher … Arbeit redet ihr? Was … soll ich … denn für euch … machen?“ Ein schwerer Kloß machte sich in seinem Hals breit und seine Hände wurden jede Sekunde nasser von kaltem Schweiß.

„Was dein Job hier wäre? Nun jaaa, du würdest dann nicht kellnern sondern für unsere Besucher tanzen uuuund“, Yugi gefiel nicht, wie er das Wort dehnte, „Für sie strippen …“ Kalt und dominant sah ihn der Clubbesitzer an, wartete auf Yugis Antwort. Der kleine Bunthaarige wurde blass, schluckte, verspürte ein leichtes Schwindelgefühl doch dann erinnerte er sich an die traurigen Augen seines Großvaters und wie niedergeschlagen dieser gewesen war, als er berichtet hatte, dass er bald seinen geliebten kleinen Laden verlieren würde. Somit straffte er seine Schultern, biss sich auf die Unterlippe und fragte nur mit bebenden Lippen, „Wie viel?“
 

„75000 Yen pro Auftritt, die Trinkgelder gehören selbstverständlich dir, und wenn du gut ankommst, wovon ich bei deiner Ausstrahlung ausgehe, erhöht sich deine Gage in absehbarer Zukunft.“ Der kleine Violettäugige starrte einen Moment ins Leere, kaute verlegen auf seiner Lippe herum doch dann nickte er und der Besitzer des ´Starlights` griff in eine Schublade und holte einen vorgefertigten Vertrag aus seinem Schreibtisch. „So, dann wollen wir das alles mal in geregelte Bahnen lenken“, murmelte der Mann am Schreibtisch und schob Yugi den Vertrag hin. „Trag deinen vollständigen Namen in diesen bereits von mir vorgefertigten Vertrag ein, mein Name steht auf dieser Seite als Vertreter des ´Starlights`. Mein Name lautet Lancaster Moons, wie du hier sehen kannst, und falls du noch irgendwelche Fragen haben solltest, wende dich an Marik.“ Beide unterschrieben sie den Vertrag und Yugi fühlte sich, als hätte er soeben seine Seele dem Teufel verkauft. //Mit solchen Beträgen schaffe ich es hoffentlich …//

„Nun komm“, grinste Moons, stand auf und öffnete die Tür seines Büros, „Marik wird dir nun den Club und anschließend deine Garderobe zeigen. Und nachdem du dir alles angesehen hast, setz dich zu Marik an die Bar und schau dir die Show der anderen Stripper an. Genieße den Abend, jedoch ab morgen wirst du dann deiner Tätigkeit hier nachgehen. Nun werde ich mich schon mal verabschieden. Yugi, ich wünsche dir viel Glück hier in meinem Club.“

Marik grinste verschmitzt den Clubbesitzer an und verließ anschließend mit dem Studenten das Büro, gemächlich gingen sie die Treppe wieder runter, folgten dem langen Flur bis zu den Garderoben. Dort zeigte der strohblonde Barkeeper dem Jüngeren die Garderoben der anderen Tänzer, wies auf die exklusive Kaffeemaschine, in der gerade ein Cappuccino durchlief. Danach gingen sie kurzerhand noch in den Keller, wo die ganzen alkoholischen Getränke gelagert wurden. Yugi staunte, das ´Starlights` war wirklich das erstaunlichste Etablissement, das er je gesehen hatte. //Na ja, ich hab ja außer diesem hier eigentlich noch keinen solchen Club gesehen, aber beeindruckend ist es schon irgendwie …//, er nagte an seiner Lippe, als er hinter Marik die Kellertreppe wieder hinaufstieg. Die Beiden gingen wieder Richtung Theke, wo der Barkeeper begann, die Gläser für die nächsten Bestellungen bereits vor sich auf die Theke zu stellen. Es dauerte dann auch nicht mehr lange und der Andrang im Club wurde immer größer, sodass Marik viel zu tun hatte.

„Sag mal, Yugi, könntest du mir vielleicht mal einen Gefallen tun?“

„Klar, was denn?“, erkundigte sich der bunthaarige Student freundlich.

„Könntest du bitte die benutzten Gläser in die Küche zum Spülen bringen, und mir eine Ladung saubere Gläser wieder hier nach vorne holen?“, hektisch mixte er verschiedene Drinks. Yugi nickte und schnappte sich das Tablett, durchquerte am Rand der Tanzfläche den großen Saal und verschwand in der Küche, wo er das Tablett entlud. Sich dort dafür eins mit sauberen Longdrinkgläsern nahm und sich wieder auf den Weg zu dem Hellblonden begab.

„Hier, schon mal Longdrinkgläser … die anderen hole ich jetzt!“, mit diesen Worten war er bereits wieder auf dem Weg zur Küche um weitere Gläser für den Barkeeper zu holen. Auf seinem Weg zwischen Küche und Theke musste der Kleinere immer an den VIP-Bereichen vorbei, welche sich im Laufe des Abends mehr und mehr gefüllt hatten. In der teuersten VIP-Lounge im Club waren vor kurzem der Wakagashira* und der Hisho* des Yamaguchi-gumi* eingetroffen, um dort in angenehmer Umgebung Pläne für den von ihnen in nächster Zukunft geplanten Rengo* zu schmieden.
 

Nach zwei Cosmopolitan* und ebenso vielen Whiskey waren sich Rishid, der Hisho des Yamaguchi-gumi*, und er einig, wie sie an den Wakagashira des Yamada-gumi* herantreten würden, um alles für den wichtigen Zusammenschluss ihrer beiden Gumi zu beschließen. Sein Tag war lang gewesen, arbeitsreich und so entschlossen er sich doch lieber langsam nach Hause zu fahren und eher dort noch etwas für den morgigen Tag vorzubereiten, denn jetzt, wo alles soweit besprochen war, konnte selbst Alkohol und das Beobachten von den wirklich guten Strippern und den anderen Gestalten, die hier im Club herum lungerten, ihn nicht unbedingt begeistern. Zumindest zu lange.

Dann plötzlich glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. //Wow … den Kleinen hab ich ja noch nie hier gesehen. Niedlich, wirklich süß. Ob er nur hier kellnert? Oder ob er auch …?//, doch in diesem Moment verlor er den kleinen Bunthaarigen auch schon wieder aus den Augen. //Soviel hab ich doch gar nicht getrunken, oder waren es vielleicht doch schon mehr gewesen? Ahh … da ist er ja wieder.// Amüsiert beobachtete der Braunhaarige wie der Student ständig von der Theke die vor gespülten Gläser in die Küche trug und anschließend Saubere wieder zurück brachte. Lächelnd betrachtete der junge CEO des größten japanischen, vielleicht sogar weltweiten Hard- und Software Entwicklers, noch ein Weilchen das Bild, welches sich ihm bot. Bestellte sich noch einen Sex on the Beach* und als Yugi wieder einmal an ihm vorbei geflitzt war, um abermals die gebrauchten Cocktail-, Whiskey-, Cognac- und die anderen schmutzigen Gläser für die Longdrinks in die Küche zu bugsieren, stand Seto Kaiba auf und ging zu Marik an die Theke. Schnell zückte er seine Brieftasche und bezahlte.

„Hier, das dürfte für meine Getränke an diesem Abend ausreichen. Und DAS hier ist für ihren netten Laufburschen“, grinste er mit einem Augenzwinkern. Mit dieser Bemerkung drückte Seto dem perplex drein schauenden Sandblonden 2000 Yen Trinkgeld in die Hand. „Ich verlasse mich darauf, dass er sein Trinkgeld erhält!“ Und war, bevor der Student aus der Küche wiederkehrte, bereits gegangen.
 

Am darauf folgenden Morgen saß Yugi völlig gerädert in der Uni. Seine Füße taten ihm weh und er war so müde, dass er glaubte jeden Moment einschlafen zu müssen. Amüsiert sahen seine Freunde wie der Violettäugige sich immer verstohlen über die ausdrucksvollen Augen rieb. Yugi versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, so aufmerksam wie er nur konnte folgte er dem Vortrag des Professors, doch der vorige Abend hatte seine Spuren hinterlassen und der kleine Bunthaarige war noch nie so froh, als endlich die Vorlesungen vorüber waren. Kaum erhob sich Yugi träge aus der Reihe von seinem Stuhl, da erklang plötzlich eine höhnische Stimme in seinem Rücken, „Hey, Muto, hast du heute Nacht schlecht geschlafen?“ Und so wurde er wieder an den letzten Abend samt seinem neuen Job erinnert und die Gedanken, welche ihm gestern schon Bauchschmerzen und eine unruhige Nachtruhe bereitet hatten. Der Bunthaarige drehte sich zu Valon herum und antwortete ihm, „Leider habe ich letzte Nacht wahrlich nicht viel geschlafen. Wobei ich mir sicher bin, dass du genau weißt, wovon ich rede, nicht wahr, Valon?“ Schließlich wusste Yugi, dass der Motorradfreak oft bis spät in die Nacht durch DominoCity heizte, manchmal sogar bis zum frühen Morgen. Yugi schaute den Brünetten an, doch dieser wendete sich lediglich mit einem kalten Blick ab. „Pfft … du hast doch keine Ahnung!“

Der Kleinere seufzte, schulterte seinen Rucksack und machte sich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen begab er sich schnell in sein Zimmer um sich mit dem neuen Stoff, welchen der Professor ihnen heute erläutert hatte zu beschäftigen, allerdings konnte er sich überhaupt nicht konzentrieren und benötigte viel länger zum Lesen einzelner Passagen, als es sonst der Fall war. So rannte er recht spät in Richtung ´Starlights`, kam dort völlig abgehetzt und durchgeschwitzt an.

„Dachte schon, du kneifst …“, empfing ihn Marik, als er durch die Tür gestolpert kam. „Aber jetzt bist du ja da und nun ab in deine Garderobe. Dort kannst du dir Sachen für deinen ersten Auftritt zusammen suchen, dich für ein Lied entscheiden … und dann geht’s los.“
 

Marik ging flott voran und Yugi versuchte mit dem großen Sandblonden Schritt zu halten. Vor einer schwarz glänzenden Tür blieb Marik abrupt stehen, zog ein dickes Schlüsselbund hervor und schloss die Tür auf bevor er Yugi eintreten ließ. Unsicher sah dieser sich in dem kleinen Raum genauer um da er dies gestern Abend vor lauter Aufregung nicht getan hatte. Auf der einen Seite war ein großer dreitüriger Schrank, gegenüber an der Wand stand ein kleiner Spiegeltisch samt Hocker. In der hinteren Ecke hing noch ein Regal mit unzähligen verschiedenen CDs mit Musik aus den verschiedensten Musikrichtungen. Außerdem stand unter dem CD-Regal noch ein kleines Sofa mit ein paar Kissen.

„So, jetzt hast du Zeit bis um Elf … 23.00 Uhr ist die beste Zeit für einen Auftritt, glaub mir.“ Er zwinkerte ihm zu, „Denn dann ist die beste Zeit um einen Neuling wie dich einzuführen. Vertrau mir, du wirst einen Riesenerfolg haben, da bin ich mir sicher!“ Versicherte ihm Marik, kurz klopfte er Yugi noch einmal auf die Schulter und schritt dann aus der Tür und ließ den jungen Studenten in der Garderobe allein.

Nachdenklich sah sich der Bunthaarige abermals in dem Raum um, er ging zu dem niedrigen Spiegeltisch, strich mit den Fingern darüber. Dann begab Yugi sich zum Schrank, öffnete ihn und schaute sich unschlüssig die verschiedenen Outfits an. Einfache Tops, bunte Shirts und Netzshirts sowie die verschiedensten Hosen, von normalen Jeans über edle Anzughosen bis hin zu Lederhosen hingen dort im Schrank. Alles war so gar nicht sein Geschmack und machte ihn nur noch unsicherer, ob seine Entscheidung, den Vertrag zu unterschreiben richtig gewesen war. Dann dachte er wieder an seinen Großvater und entschloss sich, sich selbst treu zu bleiben, wenn er schon diesen Job tun musste um Geld aufzutreiben, dann würde er ihn auf ehrenwerte Art und Weise erledigen.
 

Nervös lief Yugi in seiner Garderobe hin und her, es kam ihm vor, als könnten die Besucher sein Herzklopfen bis vorne an die Theke, wo Marik mittlerweile eifrig beschäftigt war die Drinks zu mixen, hören. Nervös setzte er sich auf die Couch, stand nach kurzer Zeit wieder auf, ging ein paar mal durch das Zimmer und dann wieder zur Couch hin. Schließlich stand er vor dem Spiegel und sein Herzklopfen steigerte sich abermals je länger der Student sich selbst betrachtete. Dann drehte Yugi sich nach einem tiefen Atemzug zu dem CD-Regal um und schaute sich die ganzen verschiedenen Musikstücke an. //Was soll ich denn da wählen? Ich hab doch gar keine Ahnung, zu was man strippt … was gute Stücke für so etwas sind.// Hilflos stand er da und starrte die CDs an.„Village People – YMCA“ … oder „Smokie – Living next Door to Alice“ … oder „Boney M – Rasputin“ … oder „ABBA – Super Trouper“, nuschelte er vor sich hin, während seine eindrucksvollen Augen die CD-Hüllen entlang glitten. //Was soll ich nur nehmen? Was … hm, „ABBA – Super Trouper“ … ABBA ist Großvaters Lieblingsgruppe, vielleicht sollte ich dann das …? Na ja, zumindest würde es passen, immerhin mache ich das alles für ihn!// Kurz strich er sich durch die Haare, dann griff er mit zittrigen Fingern nach der CD und schob sie in die Jackentasche seiner Jeansjacke, danach machte er sich auf den Weg zur Bar. Dort wollte er auf seinen Auftritt warten. Marik schaute ihn teils skeptisch, teils belustigt an.

„Willst du dich nicht endlich umziehen?“

Yugi fühlte sich unbehaglich, etwas überfordert, dennoch schüttelte er sein dreifarbiges Haar.

„Hast du dir denn schon Musik für deinen Auftritt ausgesucht?“

„Ja“, Yugi machte Anstalten in seine Tasche zu greifen, „Muss ich sie dir geben?“ Doch dies verneinte Marik und zeigte ihm hinten den Ansager, der für die Musik und das Management der Show zuständig war.

„Siehst du dort … Ryota, er macht den Rest.“ Aufmunternd lächelte ihm der Barkeeper zu und sagte leise zu ihm, „Geh dort hinter die beiden Vorhänge, gib ihm deine Musik, er macht alles weitere und wenn er dich angesagt hat, trittst du auf die Bühne. Und glaub mir, … du wirst ALLE begeistern, mein Kleiner!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Yen Beträge ... einfach nur grob angegeben -> da sich die Wechselkurse ja immer ändern ... (Bitte nicht so eng sehen! DANKE!)


*Cosmopolitan = Cocktail, alkoholhaltiger Shortdrink

*Sex on the Beach = Longdrink

*Wakagashira = Stellvertreter des Oyabun, des Vaters (jap.Vater, Führer eines Gumi oder Rengo)

*Hisho = Geschäftsführer im Gumi

*Yamaguchi-gumi = bei Yakuza / Shadowiki entliehen …

*Yamada-gumi = bei Yakuza / Shadowiki entliehen … Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yui_du_Ma
2021-09-10T20:29:01+00:00 10.09.2021 22:29
Etwas zum Schmunzeln, teils schon recht interessant, mal sehen wie es weiter geht! ^.^
Antwort von:  FeiLong_73
15.09.2021 15:26
Hallo,
oh ... zum Schmunzeln?! Na, ob Yugi dies alles so zum Schmunzeln findet? Auf jeden Fall wird da noch so einiges kommen ...

LG Sanni


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