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Schleifen in Blut und Zeit

Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit
von

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Magie des Blutes


 

F

ast eine Stunde lang hing Kagome ihren Gedanken nach. Darunter war durchaus ein immer wiederkehrender. Sollte sie oder sollte sie nicht Inu Yasha sagen, dass er in ihrer Zeit sterben würde? Wozu, beschloss sie dann. Nachher würde er doch etwas anderes machen als es hier und jetzt geschehen war. Sie selbst konnte ja anscheinend problemlos durch die Zeit reisen, aber wenn sie schon allein daran dachte, was er teilweise angestellt hatte, als er im heutigen Tokio war … Und da war auch noch eine wirklich kleine, todtraurige, Erinnerung, die sie dann doch mal vorsichtig beiseite gucken ließ. Soweit sie wusste, hatte ihr Schwager eine recht endgültige Ansicht darüber einfach so angesprochen zu werden – wenn man nicht gerade sein Halbbruder war und Tessaiga schwenkte oder der zumindest daneben stand. „Äh, Sesshoumaru …“

Der Daiyoukai war tatsächlich so angetan über seine ausnahmsweise schweigende Schwägerin, dass er den Kopf wandte, zumal er annahm, es gehe um Inu Yasha.

„Da ja Inu Yasha jetzt, naja, nicht mehr da ist, was hast du mit Myouga vor? Er war doch schon bei deinem Vater und jetzt bei Inu Yasha ….“

Gut. Eine Sache, die sie wirklich mit Rin gemeinsam hatte: vollkommen überraschende Gedanken an vollkommen unnütze Dinge oder Personen zu verschwenden. Allerdings hatte sie recht. Myouga diente seit Jahrhunderten der Familie und hatte nie Anlass gegeben ihn der Illoyalität zu zeihen. „Ich habe dann zwei Berater.“

„Oh ja, das ist eine gute Idee,“ freute sich Kagome aufrichtig, die vermutete, dass es der alte Flohgeist ohne seine Hundefamilie nicht lange aushalten würde, zumal so hinfällig, wie er zuvor gewirkt hatte.

Da das Thema damit ja wohl beendet war, blickte der Taishou wieder aus dem Wagenfenster. Myouga, ja. Der alte Floh war in den vergangenen Wochen immer schwächer geworden, fast, als sei er an Inu Yashas Sein gekoppelt. Hatte der buchstäblich mitgelitten? Oder hatte das einen anderen Grund? Der wahrlich im Blut lag? Das ließ sich leicht herausfinden. Der Alte hatte keine Chance ihm eine Antwort zu verweigern. Nicht, wenn er an seinem bisschen Leben noch hing.

„Lebt Toutousai eigentlich noch?“

„Nein.“ Ein guter Grund, den Inu Yasha vor allem, aber auch er selbst, in den letzten zwei Jahrhunderten gehabt hatten mit Tessaiga und Tenseiga pfleglich umzugehen. Nun, pfleglicher als früher.

Redselig wie eh und je, seufzte Kagome, wenngleich nur in Gedanken. Es wäre ihr lieb gewesen von etwas anderem zu reden, gemeinsam zu trauern, aber das machte wohl der Herr Taishou auf seine Art. Immerhin tat er es und das hätte sie bis heute nicht erwartet. Aber sie hätte wohl so einiges im Hier und Heute nicht erwartet. Jedenfalls sollte sie besser den Mund halten und vielleicht noch einfach ein bisschen selbst weinen.

 

So fiel das nächste Wort erst am Higurashi-Schrein, als der Wagen hielt und der Youkaichauffeur heraussprang um vor der Witwe Inu Yasha-samas die Tür zu öffnen.

„Danke, Sesshoumaru ...“ Eingedenk der Mahnung des alten Heilers und der Tatsache, dass da ein Youkai, noch dazu ein Hundeyoukai, neben ihr stand, ergänzte sie hastig: „Sesshoumaru-sama.“ Wohl gerade noch gut gegangen. So stieg sie aus, da sie zu recht kein Abschiedswort erwartete.

Der erste Weg zu Hause führte sie zu dem Brunnenhäuschen. Jetzt musste doch die Barriere weg sein, sie hatte doch hier alles erledigt? Aber sie sollte wirklich nicht so verheult springen. Inu Yasha würde ja sonst etwas denken. Nein, sich ausweinen, etwas essen, baden, eine ruhige Nacht verbringen, dann … Wenn es dann ging. Nein, so durfte sie nicht denken. Es musste doch jetzt funktionieren.

Oh. Das Bild hatte sich verändert. Als sie sich über den Brunnen beugte, erkannte sie zu ihrer Erleichterung wieder die andere Welt, die andere Zeit. Aber da musste ja schreckliches Wetter herrschen. Der Himmel war rot und schwarze Schatten bewegten sich. Ach, das mussten die Bäume sein. Das sah nach einem Unwetter im Abendrot aus oder so. Sehr ungewöhnlich, aber ein guter Grund nicht jetzt zu springen. Da wäre ja nicht einmal ihr Hanyou in der Lage zu wittern, dass sie durch den Brunnen gekommen war, und würde sie abholen. Nein. Besser eine ruhige Nacht und sie konnte sich auf ihn konzentrieren.

Da sich Kagome voller Hoffnung abwandte bemerkte sie nicht mehr, dass das Bild in Rot und Schwarz förmlich gefror, erstarrte.

 

Im Schloss angekommen befahl der Taishou nur kurz Myouga solle zu ihm gebracht werden. Allein.

Als er sich in seinem Arbeitszimmer auf das Polster auf dem hölzernen Podest niederließ, schob er das kleine Schreibpult etwas beiseite. Jaken, der das Kissen samt dem Flohgeist vor dem Platz des Hausherrn ablegte, bemerkte die kurze Handbewegung und beeilte sich nach draußen zu kommen. Was Myouga wohl angestellt hatte?

Das fragte sich der Flohgeist auch, dem aus langer Erfahrung bei solchen Zweiergesprächen mit Sesshoumaru aus gutem Grund sehr blümerant zu Mute war. Aber ihm war auch klar, dass es kein Entkommen gäbe. Selbst falls es ihm, und das war in diesem geschwächten Zustand schon kaum möglich, gelänge den Raum lebendig und in einem Stück zu verlassen – alle Youkai im Land würden ihn auf Befehl des Mannes vor ihm jagen und ihn ausliefern. Selbst sein eigenes Volk. Augen zu und durch. Hoffentlich war der Taishou milde gestimmt, immerhin kam er von der Beerdigung des jungen Herrn … Ja, oder das Gegenteil.

„Du wirst seit Wochen schwächer.“

Eine reine Feststellung, dachte Myouga, bemühte sich jedoch sich zumindest ordnungsgemäß hinzu knien. Immerhin hing er noch nicht in der Klaue und wurde platt gedrückt. „Ja, oyakata-sama.“ Nur schön, lieber extrem, höflich bleiben.

„Hast du dich bei Inu Yasha angesteckt?“

„Nein, und ich auch ihn nicht, wirklich. Seit der junge Herr so ... Seit er begann so krank zu werden habe ich sein Blut nicht mehr getrunken.“ Ach du je. Wurde er etwa verdächtigt schuld am Tod des armen jungen Herrn zu sein? Dann konnte er von Glück reden, wenn er nur gevierteilt wurde. Das galt als Hochverrat.

„Und seit du sein Blut nicht mehr getrunken hast, wirst du schwächer.“ Leider bekam man auf direkte Fragen auch immer nur direkte Antworten. Nachteil einer strikten Hierarchie, wenngleich der einzige, den er als Alpha entdecken konnte.

„Ja. Das ist immer so. Früher hielt ich es länger aus, als ich jung war.“ Das war zwar ausführlicher als gefragt, aber der Alte begann zu ahnen auf was das hinaus lief.

„Oder hielt Vaters Blut nur länger als Inu Yashas.“

„Nein, das … Ich glaube, das liegt an mir und meiner zunehmenden Altersschwäche, oyakata-sama.“

„Du hast seit all der Zeit nur das Blut meines verehrten Vaters und meines Bruders getrunken.“

„Ja, bis auf einmal Kagomes, sie war vergiftet worden und ich sollte helfen. Ich war Eurer Familie immer treu.“

„Dafür erhieltest du auch ein ungewöhnlich langes Leben für einen Flohgeist.“

Nun ja, dumm war Sesshoumaru wirklich noch nie gewesen, dachte Myouga und seufzte etwas. Das klang nicht so, als ob ihm ein viel längeres beschieden wäre. „Ja, so ist es wohl, oyakata-sama. Ich redete einmal mit Yukio darüber, er ist ein sehr erfahrener Heiler. Er meinte auch, dass ich schon viel älter sei als gewöhnlich. Und, dass das daran liegen könne, dass ich seit meinen Jugendtagen nur das Blut eines sehr mächtigen Daiyoukai, Eures Herrn Vaters, zu mir genommen hatte, zuerst bei ihm selbst, dann Inu Yashas, das ja so ähnlich war. Da ich, wenn Ihr den Ausdruck gestattet, nie den Wirt gewechselt habe, war es mir vergönnt durch dieses edle Blut so lange zu leben.“ Tja. Einen anderen Wirt zu suchen würde der Daiyoukai als postume Beleidigung von Vater und Bruder auffassen, mit finalem Ergebnis. Allerdings, wenn er nicht bald Blut trinken konnte, wäre er auch tot. Was für ein Flohleben oder eher Sterben.

Um Sesshoumarus Mund zuckte etwas wie ein Lächeln.

Myouga fiel fast in Ohnmacht. Er kannte den Hundeyoukai seit dessen Geburt und wusste nur zu gut, wenn dieser lächelte würde irgendwer einen Gedenkstein zwingend benötigen. Es gab nur ganz wenige Personen, die je ein anderes Lächeln gesehen hatten, Rin sicher, auch Inu Yasha in den letzten Jahrhunderten, aber eigentlich war er selbst ja nie dabei gewesen. Und wieso streckte der jetzt den Arm aus, drehte die Hand? Nein, fassen wollte er ihn nicht.

Der Youkai no Taishou erkannte, dass der Flohgeist schwer von Begriff war, vermutlich schon sehr erschöpft. „Trink,“ befahl er. „Ich werde nicht dulden, dass mein Berater vor der Zeit verschwindet.“

„Berater?“ keuchte Myouga, aber dieses Angebot war zu verlockend. So hüpfte er neben die mörderische Klaue. Natürlich würde ihm Sesshoumaru niemals gestatten aus seinem Hals zu trinken, aber allein das Handgelenk war schon … Ohne weiter nachzudenken ließ ihn sein Hunger seinen Rüssel direkt neben einen magentafarbenen Streifen stoßen. Während er schluckte, brachte er vollkommen überwältigt zwischendrin irgendwie hervor: „Oh, ich danke Euch vielmals, Sesshoumaru-sama …..Ich werde Euer Berater sein… nur zu gern….“ Dieses süße, mächtige, edle Blut! „Wünscht Ihr … auch den Aufspürbann?“ Damit hatte der verstorbene Inu no Taishou ihn stets rufen können, wenn er seiner bedurfte.

Dieser Alte schien wirklich kurz vor dem Ende gewesen zu sein. „Den habe ich längst gelegt.“

Was?! Der alte Flohgeist hätte fast das Trinken vergessen, nahm sich aber eilig zusammen. Natürlich. Spätestens als die Halbbrüder zusammen durch Japan zogen und er immer bei Inu Yasha war, hatte sich der Ältere absichern wollen. Sich und den Jüngeren, denn Inu Yasha hätte keinen magischen Bann legen können, und wenn dessen Leben davon abgehangen hätte.

 

Nun gut, dachte Sesshoumaru. Für einige Tropfen seines Blutes erhielt er einen überaus loyalen, durchaus intelligenten, Berater, der der Einzige war, der Vater und Inu Yasha jahrhundertelang begleitet hatte. Eine lebende Erinnerung. Früher hätte er ihn zum Gehorsam gezwungen, heute wusste er, dass Zuverlässigkeit auch immer auf Gegenseitigkeit beruhte. Sein verehrter Vater hatte recht gehabt. Loyalität war das Höchste, was man geschenkt bekommen konnte, denn niemand konnte sie erzwingen. Und das hatte ihm ausgerechnet Inu Yasha gezeigt. Unhöflich, vorlaut, selbstbewusst, ein Hanyou, eine Missgeburt, der ihm gegenüber nicht nur flegelhaft, sondern geradezu frech aufgetreten war – den er trotz allem nicht umbringen konnte. Und irgendwann auch nicht mehr wollte. Wann war ihm, schon lange vor Kagomes Tod, klar geworden, dass es da jemand gab, der ähnlich wie er selbst dachte, ihm nicht nur nicht schaden wollte, sondern immer bereit gewesen war an seiner Seite zu kämpfen? Inu Yasha.

Er zog die Hand zurück, die Myouga eiligst freigab. „Lass dir von Jaken alles erklären.“

„Ja, oyakata-sama.“ Der alte Flohgeist konnte förmlich das Youki spüren, die Energie die durch seinen Körper strömte, ihn aufweckte. Da das die Verabschiedung gewesen war, hüpfte er buchstäblich aus dem Raum.

Der Taishou erlaubte sich, als er allein war, etwas, das einem Seufzen nahe kam. Was für Wochen lagen hinter ihm. Und diese hier hatte schon mit einem wirklich verheerenden Montag angefangen. Nun gut. Mittwoch noch die Sitzung des Hohen Rates, dann konnte er etwas ausspannen.

 

Der Dienstagmorgen begann mit strahlendem Wetter über Tokio und Kagome hatte sich in der Nacht beruhigt. Jetzt hatte sie gefrühstückt, sich noch von ihrer Familie verabschiedet und war zum Brunnen gegangen.

Sie blieb stehen. Da stimmte doch etwas nicht? Etwas leuchtete ja förmlich in dem Häuschen? Deutlich vorsichtiger trat sie näher. Tatsächlich. Ein rotes Leuchten. Was war denn nun schon wieder passiert? Sie konnte nichts spüren, jedenfalls nichts, was auf einen Youkai hingewiesen hätte oder auch nur einen Oni, wobei sie doch schwer hoffte, dass niemand so lebensmüde war etwas gegen die Schwägerin des Youkai no Taishou unternehmen zu wollen. Aber – da war etwas, eine ihr vollkommen unbekannte Magie. Sie kauerte sich neben den Brunnenrand, als ob sie so Schutz finden konnte, ehe sie behutsam einen Blick hinunter warf.

Wie befürchtet sah sie dort nur das Bild, das sie gestern schon gesehen hatte – die andere Zeit, aber nur in rot und schwarz. Jetzt jedoch bewegten sich dort nicht einmal die Bäume mehr. Es war, als sei das Bild eingefroren. Was war denn nur passiert? Lag es an Inu Yashas Bestattung in der Zwischenwelt? Hätte er verbrannt werden müssen, um mit … nun ja, mit Kikyou zusammen zu sein? Hatte es da einen uralten Bann gegeben, den die Priesterin damals gelegt hatte? Oder lebte die sogar noch? Wobei, leben war das ja nicht unbedingt zu nennen. Existierte die noch und verhinderte nun, offenkundig erfolgreich, dass sie zurück zu Inu Yasha konnte? War das möglich? Aber so sehr sie sich auch konzentrierte, sie konnte keine Magie einer miko feststellen, allerdings auch nichts anderes. Es war, als ob etwas vollkommen Fremdes den Brunnen übernommen hätte.

Das durfte doch nicht wahr sein!

Wer hatte denn nur etwas dagegen, dass sie und ihr Hanyou wieder zusammen fanden?

Sollte sie zusehen, dass sie Sesshoumaru informierte? Der verstand doch eine Menge von Magie und kannte im Zweifel auch Leute wie diesen Hohen Rat, die ihr möglicherweise helfen konnten.

Preisfrage: wie informieren? Das Schloss lag unter Bannkreisen und selbst, wenn sie ihn in der Verwaltung des Parks sprechen wollte – er war da der Chef und solche Leute wurden in der Menschenwelt in aller Regel von diversen Sekretärinnen abgeschirmt, die sie kaum durchstellen würden, sagte sie es gehe um Magie. Dass sie seine Schwägerin sei, war bestimmt auch nicht sonderlich glaubhaft, hatten sie sie doch nie bei Inu Yasha gesehen.

Seufzend und den Tränen nahe ließ sie sich zu Boden sinken.

Sie hasste es so hilflos zu sein. Irgendetwas musste sie doch tun können.

Hm. Ja, wenn sie versuchte den Zauber zu brechen? Aber, wie? Sicher, sie konnte mit Pfeilen darauf schießen, aber nicht einmal Kagome war sich sicher, ob sie damit nicht mehr Schaden als Nutzen anrichten würde. Sollte sie warten, bis Sesshoumaru mitbekam, dass sie noch immer in dieser Zeit war? Er würde sich doch bestimmt wundern und Kouga nach ihr schicken? Oder gar selbst kommen?

Was war das nur für eine seltsame Magie? Sicher ein Bann, aber was für einer? Vage glaubte sie sich an etwas ähnliches zu erinnern, aber was war das nur gewesen? Ein Lebewesen oder etwas anderes, an das sie nicht dachte? Doch irgendetwas, weil sie erneut in der Zwischenwelt gewesen war? War sie jetzt etwa in dieser Zeit gefangen, weil Inu Yasha von hier aus in die Zwischenwelt gebracht worden war? Ja, Zeit. Irgendetwas hielt sie noch hier. Doch noch eine Aufgabe, wie Mama schon vermutet hatte? War es mit Inu Yashas Tod und Beerdigung etwa noch nicht vorbei?

Schön, beschloss sie energisch. Heute noch würde sie abwarten ob etwas geschah, morgen es irgendwie schaffen sich zu Sesshoumaru durchzuschlagen, wenigstens telefonisch. Vielleicht würde es helfen, einfach der Sekretärin oder was auch immer er hatte, zu sagen, er solle Kagome Higurashi zurückrufen. Das würde, wenn es denn ausgerichtet wurde, den hohen Herrn doch auf Trab bringen, da er wusste, dass sie ins Mittelalter zurück wollte. Hm. Sie hatte doch die Miko-Kleidung noch hier, die sie im Schloss erhalten hatte. Vielleicht war das ein Vorwand, sie ihm zurück bringen zu wollen? Sie musste nachdenken, dachte sie und erhob sich mit einem letzten Blick auf das seltsame Bild im Brunnen. Irgendetwas lief hier furchtbar schief. Nur, was?

 

Der Herr der Youkai stand am Rande des Plateaus, auf dem das Schloss stand und sah in die Natur, den schützenden Bannkreis knapp vor sich. Unten auf dem See fuhren Ausflugsschiffe, die Gondelbahn drüben war ebenfalls trotz des Wochentages gut besucht. Aber er blickte nicht auf die Dinge, die ihn über diverse Tarnfirmen reich machten, sondern lieber über das Grün der bewaldeten Berge, versuchte sich ein wenig zu entspannen. Ganz würde er es erst können, wenn die Ratsmitglieder samt ihrer Entourage endlich, nach zwei Wochen, wieder abgezogen waren. Solange sie hier waren fand er kaum Zeit für die Firmen, kaum Zeit für die permanent auflaufenden Anfragen. Viel war sowieso liegen geblieben, seit Inu Yasha so erkrankt war und ihm Yukio besorgt mitgeteilt hatte, er sei ratlos. Die letzten Tage hatte er das Zimmer seines Bruders nicht mehr verlassen, den nicht allein lassen wollen.

Jaken.

Er drehte sich mit einem nur inneren Seufzen um. Was war denn nun schon wieder?

Der Kappa kannte seinen Herrn seit langen Jahrhunderten und wusste sich den Blick zu deuten. Das galt nicht ihm oder seiner behutsamen Annäherung – Sesshoumaru-sama war mit der gesamten Lage und natürlich dem Tod seines Halbbruders nicht zufrieden. Aber natürlich würde der mächtige Youkai no Taishou das nie nach außen zeigen. So verneigte er sich eilig. „Der Hohe Rat lässt Euch um ein Treffen in zwei Stunden bitten.“

Toran! Was hatte sie denn nur zum Thema Nachfolge herausgefunden? Ihm fiel kein altes Gesetz ein, aber die Pantherkönigin wusste da wirklich viel, hatte sich überaus gründlich mit dem Studium der alten Papiere beschäftigt. Und sie hatte erwähnt, dass, sollte sie etwas finden, die Ratssitzung bereits heute Abend stattfinden sollte. Nun gut. So war er den Rat einen Tag früher los und es würde am Ergebnis nichts ändern. Ein leichtes Nicken, dann wandte er sich wieder der Aussicht auf die Natur zu.

 

Pünktlich um achtzehn Uhr betrat er den Versammlungssaal des Hohen Rates, einen Raum, der fast zu groß für die Personenanzahl schien, die sich hier befand. Aber oft genug waren auch Berater, manchmal auch Berichterstatter, Boten oder Offiziere dabei. Während er auf seinen Platz auf der Rückseite des Saales schritt, beachtete er weder die kunstvollen Holzverzierungen an Säulen und Wänden noch die Höflichkeit der Ratsmitglieder, die die Köpfe neigten. Nur ein Platz in der Runde war noch immer frei. Nezamiuro, dem Herrn der Pfeifhasen und anderen Nagetiere, schien es gesundheitlich wahrlich nicht gut zu gehen, wenn er nicht einmal wegen einer solchen Staatsangelegenheit wie es der Tod Inu Yashas, und damit des zweiten Mannes der Youkai, nach Tokio kam.

Er ließ sich, wie alle hier, auf ein Polster nieder. Allerdings befand sich seines auf einem hölzernen Podest, während die Ratsmitglieder auf Kissen im Kreis davor auf dem Boden knieten. Die beiden weiblichen Ratsmitglieder trugen ihre gewohnte Kleidung – Toran in Hosen und lockerem Oberteil, Hikari im Kimono. Die Katzendame war deutlich weniger kampfbetont als die Pantherin, die nun jedoch von allen angesehen wurde. Sesshoumaru schloss daraus, dass die Anderen auch noch nichts wussten. Wenn Toran ihr Wissen derart zurückhielt, offenkundig selbst Berater ausgeschlossen waren, war es mit Sicherheit überaus heikel.

„Toran-sama?“ fragte er daher. „Ihr habt etwas herausgefunden.“

„In der Tat, Sesshoumaru-sama.“ Die Pantherdame legte ihre Hände fast sittsam in den Schoss, um sich zu konzentrieren, ehe sie die eisblauen Augen auf den Taishou richtete. „Es existiert ein altes Gesetz aus der Zeit der ersten Youkaifürsten Japans, das die Nachfolge regelt. Es wurde von allen Vieren durch einen Blutbann besiegelt, wie alle hier Anwesenden wissen kann das nicht mehr rückgängig gemacht werden und betrifft uns heute noch. Die Regelung besagt: Wenn ein männliches Mitglied eines Fürstenhauses ohne Erben verstirbt, jedoch ein Bruder existiert, wird dieser die Gefährtin seines Bruders zur Gefährtin nehmen. Ein Kind aus dieser Ehe gilt dann als Erbe des Verstorbenen. In diesem, aktuellen, Fall, also als Inu Yashas. Und damit natürlich auch als Euer Erbe.“

Ein Blutbann, Blutmagie, dachte der Taishou. Ja, das war mächtigste, höchste Magie. Dennoch gab es auf diesen Unsinn nur eine Antwort: „Nein.“

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob Sesshoumaru richtig steht, seht ihr wenn das Licht angeht....

Das heisst, wenn ich in zehn Tagen aus meinem Urlaub zurück bin.


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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  night-blue-dragon
2021-09-30T15:43:15+00:00 30.09.2021 17:43
Na, ich glaube da kommt von Kagome auch ein kategorisches Nein.
Vor allem dürfte sie DAS Inu Yasha unter keinen Umständen erzählen, der würde seinen Bruder gleich umbringen
und die Geschehnisse völlig durcheinander mischen.

Komplizierte Geschichte, aber spannend.

Erhol dich gut in deinem Urlaub^^
Von:  Sanguisdeci
2021-09-30T07:10:00+00:00 30.09.2021 09:10
Einen schönen Urlaub :)

Sehr schöne Geschichte bis hierher! Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird!


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