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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle miteinander^^

sorry, dass ich mich etwas verspätet habe, hatte gestern keinen Zeit für meinen lieben Laptop ;-)
Dafür wünsche ich euch jetzt ganz viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass einige von euch auf diesen Moment gewartet haben!

Ganz liebe Grüße und bis nächste Woche

Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 29 - Loreen

Kapitel 29 – Loreen

 

-Sanji-

„Koch, ich bin Lady Loreen.“

„Wa… as?“

Verwirrt sah Sanji den anderen an, dessen Auge so klar auf ihm lag, die Augenbraue hochgezogen, als wäre dies doch offensichtlich, gleichzeitig war sein Mund jedoch nicht mehr als eine schmale Linie, als würde er sich vor Sanjis Reaktion in Acht nehmen.

Aber er war nicht der Einzige, der diese Situation wachen Auges beobachtete. Kopfschüttelnd lachte Sanji leise auf.

„Du willst mich doch ver…“

Mal abgesehen davon, dass ich nicht ein einziges Mal gelogen habe…

Wer sagt, dass ich dir nicht ernsthaft geantwortet habe, Koch?

Zorro sah ihn einfach nur an, den Kopf leicht zur Seite geneigt, doch das halbe Grinsen fehlte, der überhebliche Blick fehlte.

„Was soll das heißen?“, murmelte Sanji und fand die ganze Situation überhaupt nicht mehr zum Lachen. „Hör auf mit dem Scheiß! Das kann doch gar nicht sein, das ist unmöglich.“

„Mag sein, Koch, aber es ist nun mal die Wahrheit.“

Die Antwort ist simpel. Ich bin nicht davongekommen, ich bin gestorben.

Hätte dich nicht für so schwach gehalten, dass du mir nun Vorwürfe machst, nachdem ich alles für diese Crew und dich riskiert habe.

Du denkst, ich hatte es leicht? Du denkst, ich habe Tee getrunken und mich meines Lebens erfreut, während ich wusste, dass meine Freunde schutzlos den Gefahren dieser Welt ausgeliefert sind, während ich kaum in der Lage war eine verdammte Treppe runterzulaufen?

Was, wenn Zorro ihm die ganze Zeit die Wahrheit gesagt hatte? Was, wenn Zorro ihm die ganze Zeit die verdammte Wahrheit gesagt hatte?! Was, wenn Zorro die ganze Zeit…?

Lebe, Sanji!

Wirf dein Leben nicht leichtfertig weg.

Polternd fiel der Stuhl um.

„Sanji!“

Er hatte den anderen am Kragen gepackt und ihn halb zu sich hochgezogen. Sein Herz raste, seine Hände zitterten und seine Augen brannten. War es der Zigarettenqualm?

Zorro sah ihn beinahe ruhig… Nein, nicht ruhig… Sanji kannte diesen Blick, kannte das Gesicht, welches der andere machte, die Maske der Ausdruckslosigkeit, wenn Zorro jeden anderen ausschloss, so wie damals auf Thriller Bark, als es nur noch sie beide und Bär gewesen waren, so wie damals auf der G6, als es nur sie beide in den verwinkelten Fluren der Basis gewesen waren, so wie damals auf Sarue, als Sanji den Samurai angegriffen hatte und aufgehalten worden war.

„Sanji! Lass ihn los!“

„Das bringt doch nichts!“

„Streitet euch nicht!“

„Das kann nicht sein!“, knurrte Sanji, nahm die anderen kaum wahr, die sich um sie herum versammelten. „Sag mir, dass du lügst!“

Nun zog sich ein gebrochenes Grinsen über das Gesicht des anderen, doch sein Blick war so eiskalt wie zuvor.

„Jetzt willst du also plötzlich, dass ich dich anlüge?“

„Nein! Nein, das ist unmöglich! Lady Loreen… die bezaubernde Lady Loreen ist eine liebenswerte junge Dame und… du kannst nicht… du kannst nicht…“

„Was? Du denkst, dass ich mich nicht verstellen könnte? Zum Beispiel als ein höflicher, freundlicher Mensch oder als… pflichtbewusster Soldat?“

Tut mir leid, Sir. Ich bin heute erst von Navarone hierhin versetzt worden, Sir. Und der Vizeadmiral hat mir die Freiheit gegeben, mir die gefangene Strohhutpiratenbande anzusehen. Mein Kamerad hier ist so nett, mich hinzuführen. Ich hoffe, das ist in Ordnung, Sir!

Damals war er überrascht gewesen, ganz erstaunt gewesen. Er hätte Zorro das damals nie zugetraut, genauso wenig wie er ihm zugetraut hätte, einen Plan zu entwerfen, um sie alle zu retten, während er gefoltert wurde, während er größte Schmerzen hatte leiden müssen.

Nein, Sanji hatte Zorro immer für einen schlichten Einfaltspinsel gehalten, etwas zu ehrlich, als es ihm guttat, etwas zu sehr mit dem Kopf durch die Wand, etwas zu direkt in seinen Gedanken, Worten und Taten. Wieder einmal wurde Sanji bewusst, dass er den anderen wirklich überhaupt nicht kannte. Er hatte sich geirrt, er hatte sich die ganze Zeit in dem anderen geirrt.

Es fiel ihm schwer, zu atmen.

Dieser Mann vor ihm war ein Fremder, der sie die ganze Zeit an der Nase herumgeführt hatte, und dennoch… und dennoch…

„Dann warum…?“, flüsterte er und plötzlich kamen ihm die Tränen, brannten in seinen Augenwinkeln. „Warum hast du damals nichts gesagt?“

Wirf dein Leben nicht leichtfertig weg.

Ruffy.

Ruffy!

Ich muss mit dir reden. Allein.

„Warum bist du damals nicht zurückgekommen?“

Zum ersten Mal regte Zorros Gesicht sich, sein Auge weitete sich und er öffnete den Mund, ohne etwas zu sagen.

„Wenn das damals du warst, warum hast du nichts gesagt? Wir dachten, du wärst tot und du…“ Ihm versagte die Stimme, doch Zorro sagte nichts, wie so oft, er sagte einfach nichts. „Verdammt! Jetzt antworte mir!“

Er packte den Kragen des anderen fester, konnte spüren, wie Nähte und Stoff unter seinen Fingern rissen, während heiße Tränen seine Wangen runterglitten, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.

„Verdammt noch mal! Wie konntest du es wagen? Du warst doch da! Du warst doch da! Du hättest uns damals die Wahrheit sagen können! Du hättest…“

„Sanji“, versuchte Nami ihn zu unterbrechen.

„Nein! Nicht schon wieder, ich will nicht noch eine beschissene Ausrede hören! Wenn du damals die Wahrheit gesagt hättest… Scheiße, wenn du damals zurückgekommen wärest, dann wäre dieser ganze Scheiß nicht passiert! Wir hätten jetzt nicht diese Apokalypse am Hals, wir hätten nicht zwei verdammte Jahre um dich trauern müssen! Verdammt noch mal, die letzten zwei Jahre wären nie passiert, wenn du da gewesen wärest!“

„Aber Sanji?“, murmelte Chopper.

„Wenn du nicht immer alles auf eigene Faust hättest regeln wollen, dann wärest du damals zu uns zurückgekommen und wir hätten nicht gegen Bär, Kizaru und die anderen verloren! Du bist an allem schuld und jetzt machst du hier einen auf klugen Strategen und souveränen Verbündeten? Willst du mich eigentlich verarschen? Ich dachte, du wärest tot! Ich dachte, du wärest damals verbrannt, und du warst da und hast Nichts gesagt?! Und wir sollen auch noch dankbar sein für den Scheiß, den du abgezogen hast, nur weil du…“

„Das reicht mir jetzt!“ Der Samurai schritt nach vorne und packte Sanjis Handgelenk. „Lass ihn los!“

Augenblicklich bekam der Druck so stark, dass seine Knochen knacksten.

„Dulacre“, warnte Zorro, ohne Sanjis Blick auszuweichen, „lass es.“

„Oh nein, Lorenor, ich lasse es keineswegs. Mir reicht dein ewiges Gejammer, Smutje. Erst wirfst du den Stein und jetzt regst du dich darüber auf, dass das Glas zerbrochen ist? Es ist immer dasselbe mit dir und deinen…“

„Genug jetzt.“ Zorro richtete sich auf und drückte Sanjis Hände weg, gleichsam ließ der Samurai sein pochendes Handgelenk los.

„Was meinst du damit, Falkenauge?“, fragte Franky neben Sanji, während er selbst immer noch Zorro im Auge hielt und sich die Tränen wegrieb, unfähig zu glauben, was der andere behauptete. „Was für ein Stein? Du gibst Sanji und uns die Schuld oder was…“

„Können wir diese verdammten Schuldzuweisungen mal für einen verdammten Moment lassen?“, knurrte Zorro und verschränkte die Arme. „Also es ist die Wahrheit! Ich bin Loreen und nein, ich habe euch damals auf Sarue nichts gesagt. Es war meine Entscheidung und ich habe dafür keine guten Gründe. Ich war damals schwach, aber ja, ich hätte zurückkommen können und ja, ich hätte euch zumindest die Wahrheit sagen können. Aber das habe ich nicht und dafür musstet ihr bitter bezahlen.“

„Lorenor! Es ist…“

„Es ist die Wahrheit, Dulacre, und du weißt das. Ich glaube nicht, dass meine Anwesenheit auf dem Sabaody Archipel irgendetwas geändert hätte, erst recht nicht in meiner damaligen Verfassung, aber das werden wir nie herausfinden.“ Sein Blick wanderte über die einzelnen Crewmitglieder und blieb dann schließlich auf Sanji liegen. „Die Dinge sind so, wie sie sind, Koch, und du kannst so wütend auf mich sein, wie du willst; das ist dein gutes Recht. Das alles ändert aber nichts daran, dass die Reverie vor der Tür steht und auch wenn es zwei Jahre gedauert hat, sage ich euch doch zumindest jetzt die Wahrheit. Ich versuche das Richtige zu tun, Koch, ich versuche es.“

Sanji entgegnete nichts. Es wollte nicht in seinen Schädel rein und er wusste nicht, was er denken sollte. Dieser ganze Tag war eine reine Katastrophe und mit jedem Mal, wenn der Marimo seinen beschissenen Mund öffnete, wurde es nur noch schlimmer.

„Wie, verdammt nochmal?“, fragte er. „Nein, weißt du was? Ich weiß wie! Ich will die Wahrheit wissen, die ganze! Keine Lügen mehr, keine Geheimnisse! Die Dinge sind, wie sie sind, da hast du wohl Recht, und die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, aber… aber, wenn du wirklich bereust, was für einen Scheiß du getan hast, wenn du dich wirklich ändern willst, wenn du dich wirklich bemühen willst, damit ich dir wieder vertraue, dann muss diese ganze Geheimniskrämerei jetzt ein Ende haben!“

Zorro hielt ihm stand.

„Wie hast du damals den brennenden Turm überlebt? Und wie kann es sein, dass du… dass du sie bist? Warum warst du auf Sarue, wenn du eh nicht vorhattest zurückzukommen? Warum hast du uns all das nicht damals gesagt? Warum hast du uns nicht viel früher Bescheid gegeben, dass du überlebt hattest? Warum hast du uns die Wahrheit nicht vor ein paar Tagen gesagt, als wir alle wieder beisammen waren? Oder damals auf Sarue? Warum hast du uns nicht angerufen, sobald du konntest? Warum bist du nicht zu uns gekommen, sobald du konntest? Und warum jetzt? Warum hast du dich jetzt entschieden, kaum zwei Tage bevor wir uns mit de Flamingo anlegen werden, die Wahrheit zu sagen? Warum hast du dich jetzt entschieden, uns dieses Mal in deinen Plan einzuweihen, für den du unsere Hilfe gar nicht brauchst? Den du offensichtlich mit der Absicht geplant hattest, uns eben nicht einzuweihen. Hast du wieder das gleiche vor? Wie auf Thr… Es ist wieder, wie auf der G6, oder? Du erzählst uns wieder nur den halben Plan und am Ende… Kann ich darauf vertrauen, dass du zurückkehrst? Oder wirst du dich wieder opfern? Oder wird dieses Mal Uranos dich komplett aussaugen? Was ist dieses Mal der Preis?“

„Sanji…“, flüsterte Lysop, aber es war Zorros Blick, der ihn überraschte, während einzelne Tränen sich wieder aus Sanjis Augen stahlen, denn Zorro biss sich auf die Unterlippe und dann wandte er den Blick ab. Wie er es sonst nie tat!

„Es… es tut mir leid“, murmelte Zorro mit seinem gesenkten Blick, „mir war nicht bewusst, was…“

„Ich will keine Entschuldigung!“ Sanji packte ihm am Oberarm. „Erst recht nicht von einem ungehobelten Klotz wie dir. Ich will nur die Wahrheit wissen! Ist das dieses Mal wirklich dein Plan, der ganze? Wie kommst du nach Mary Joa? Wie kommst du zurück? Kommst du zurück? Was ist, wenn etwas schief geht? Was hast du dann vor? Wirst du überleben?!“

Zorro sah ihn an, sah ihn einfach nur an und zum ersten Mal, zum allerersten Mal hatte Sanji das Gefühl, dass der andere ihn wirklich ansah, ihn sah.

„Es tut mir leid, dass ich dir damals nicht die Wahrheit gesagt habe, Sanji.“ Zorro klang ruhig, gefasst und Sanjis Unterlippe bebte, als er endlich diese Worte hörte, die er unbedingt hatte hören wollen und nun, da er sie endlich hörte, am liebsten nie gehört hätte. „Sowohl auf Sarue, aber vor allem auch damals im Kerker. Es tut mir leid, dass ich dich die ganze Zeit im Glauben ließ, dass wir die G6 alle zusammen verlassen würden, obwohl ich genau wusste, dass dieser Ort mein Grab sein würde.“

„Zorro“, raunte Chopper.

„Du wusstest es also?“, fragte Sanji und konnte nicht verhindern, dass ihm erneut die Tränen kamen, während Zorro die Lippen zusammenpresste und nickte. Er hatte es also wirklich ernst gemeint? Er hatte seine Worte im Ausguck wirklich ernst gemeint? Zorro war nicht davongekommen? Sie unterhielten sich gerade über seinen… seinen Tod? „Du wusstest, dass du den Ausbruch nicht überstehen würdest? Du wolltest, dass wir dich zurücklassen? Dass ich dich zurücklasse? Du hattest von Anfang an nicht vor, mit uns zu fliehen?“

„Ja“, bestätigte Zorro, „ich wusste, dass selbst, wenn ich mit euch fliehen würde, mir vielleicht noch ein bis zwei Tage… geblieben wären. Ich war am Ende, Sanji, so oder so wäre ich draufgegangen.“

Jemand schnappte laut nach Luft oder sagte etwas, aber er wusste es nicht, während er einfach nur Zorro anstarrte. Obwohl sie sich über etwas unterhielten, was unmöglich sein sollte, so ergaben die Dinge zum allerersten Mal Sinn. Er versuchte, seinen zitternden Atem zu beruhigen.

„Warum hast du es mir dann nicht gesagt?“

„Weil es keinen Unterschied gemacht hätte, du hättest mir nicht mehr helfen können. Nach Homuras…“

„Davon rede ich nicht! Warum hast du mir nicht gesagt, dass du diese Verletzung nicht überleben würdest? Warum hast du so getan, als wäre alles gut, selbst, als ich dich drauf angesprochen habe? Warum hast du mich glauben lassen, es gäbe noch Hoffnung für dich!“

Einen Moment war es still, niemand sagte auch nur ein Wort, nicht einmal der verfluchte Samurai, und dann lächelte Zorro. Ein Lächeln, das Sanji unheimlich bekannt vorkam. Er hatte für zwei Jahre fast jede Nacht davon geträumt, hatte sich für zwei Jahre fast jeden Morgen beim Aufwachen daran erinnert. Zorro hatte ihn erst ein einziges Mal so angesehen, damals auf dem Turm.

„Weil du ein hoffnungsloser Gutmensch bist, Koch. Du hättest dich geweigert die Wahrheit zu akzeptieren und wir hätten wertvolle Zeit mit Streiten verschwendet; Zeit, die ich nicht hatte.“

„Aber…“

„Außerdem habe ich, um ehrlich zu sein, nicht besonders viel über die Konsequenzen nachgedacht. Ich wusste, ich würde es nicht packen, aber ich wusste auch, dass ich es irgendwie hinkriegen würde, euch da alle rauszuholen, und genau das habe ich getan und ich dachte… ich dachte, dass es auch gut so wäre. Ich dachte, dass dies meine Aufgabe in dieser Crew sei, da ich weder kochen noch Karten lesen oder sonst irgendetwas halbwegs Nützliches tun kann. Ich dachte, es wäre meine Aufgabe euch alle zu beschützen, ganz gleich was der Preis ist und ganz gleich was ihr davon haltet und ich dachte, das wäre der einzige Weg. Ich dachte, die einzige Möglichkeit euch zu retten, wäre mich selbst zu opfern.“

Immer noch sah Zorro ihn an und Sanji verstand, er verstand genau, was gerade passierte, und es machte ihm beinahe Angst, als er sah was hinter den verschlossenen Toren alles begraben war. Vielleicht war es manchmal wirklich besser, nicht die Wahrheit zu wissen, vielleicht war es manchmal wirklich besser, nicht zu wissen, was jemand anderes dachte. Sanji hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Zorro so von sich und seiner Position in der Crew denken konnte. Jetzt verstand er, warum Zorro ihm diese Sache mit dem Bauernopfer vorgeworfen hatte, weil er selbst gedacht hatte, dass das letzten Endes seine Rolle in der Crew war, auch wenn es Sanji unbegreiflich war, warum Zorro so von sich dachte. Aber er hatte ja auch nicht mitansehen müssen, wie diese Crew ohne ihn zerbrochen war.

„Und das mag damals auch gestimmt haben. Damals gab es für mich keine Rettung und darum habe ich dir nichts gesagt. Aber dieses Mal ist es anders und… und mittlerweile habe sogar ich kapiert, dass es wohl niemandem hilft, wenn ich alles im Alleingang mache, ohne dass ihr überhaupt wisst, was los ist. Daher rede ich dieses Mal, auch wenn ich echt verdammt lange gebraucht habe.“

Das da vor ihm war Zorro, nicht der sturköpfige Marimo, nicht der berüchtigte Piratenjäger Lorenor Zorro, nicht der griesgrämige erste Maat, einfach nur Zorro, der gerade so mit Sanji sprach wie noch nie. So mussten seine Gespräche mit Falkenauge ablaufen, kein Wunder, dass dieser Zorro so viel besser kannte, denn er war so direkt in seinen Worten wie sonst auch, nahm kein Blatt vor den Mund, jetzt wo er endlich sprach.

„Okay“, flüsterte Sanji, „ich verstehe.“

Mittlerweile lächelte Zorro nicht mehr, niemand lächelte mehr, selbst der verdammte Samurai nicht, aber die Stille, die in der Luft lag, trug eine andere Anspannung als bisher. Es ging nicht mehr um Kläger und Angeklagter, um Schuld und Wut. Gerade ging es um jenen Tag, an dem sie alle viel verloren hatten.

„Und dann bist du gestorben?“, fragte Sanji, als er sich an die Worte des anderen von ihrem Streit im Ausguck erinnerte. Er wünschte, er könnte es als Scherz fragen, aber dafür war Zorros Miene viel zu ernst.

Zorro nickte. „Jap.“

„Okay, und was ist dann passiert? Ich meine, jetzt gerade wirkst du schon recht lebendig auf mich für einen Toten.“

Der andere schenkte ihm ein schiefes Grinsen, dann atmete er tief aus, klopfte Sanji einmal kräftig auf die Schulter, ehe er sich wieder auf seinem Stuhl niederließ, um sich allen zuzuwenden.

Erst jetzt beobachtete Sanji die anderen, sah, wie Nami sich verstohlen ihre Tränen wegwischte, was weder Franky noch Chopper oder Lysop gelang. Robins und Brooks Mienen waren ausdruckslos, während Law sich zurückgelehnt und den Blick abgewandt hatte. Ruffy schlief immer noch, wohingegen Falkenauge ebenfalls wieder saß und Zorro mit verschränkten Armen im Auge hielt.

„Was genau passiert ist, kann ich euch nicht wirklich sagen, aber was ich weiß ist, dass meine letzte Erinnerung der Turm war und dann wache ich auf und ich war in seinem Haus.“ Er nickte zu Falkenauge hinüber. „Am Abend nach dem Fall der G6 fand Dulacre mich in der Nähe seines Elternhauses auf Sasaki, einer Insel gut eine Monatsreise von den Senichi-Inseln entfernt.“

„Aber wie kann das sein?“, murmelte Lysop nach einem lauten Nasenschnäuzen, der Zorros an-den-Tisch-Setzen wohl so verstanden hatte, dass die Gesprächsrunde nun wieder für jedermann zugänglich war. „Wie kamst du dahin?“

Zorro zuckte mit den Achseln.

„Und das war noch nicht das Seltsamste. Nicht nur war ich dort und unverletzt, ich war…“ Kurz zögerte, ehe er dann den Kopf schüttelte. „Mein Körper war nicht mehr mein Körper, ich war in dem Körper eines zerbrechlichen Mädchens, fast noch ein Kind. Dulacre hat mich noch nicht mal erkannt.“

„Kannst du es mir verübeln?“, warf dieser mit einem leisen Schmunzeln ein. „Ich hatte gerade erst von deinem Tod erfahren und dann behauptet dieses unerzogene Gör Lorenor Zorro zu sein. Es widersprach jedweder Logik.“

„Also warte mal“, murrte nun Franky, der sich ebenfalls wieder auf seinen Stuhl warf, seine Stimme ungewohnt rau, „du willst uns sagen, dass nach der G6 du einfach so – plopp – da aufgetaucht bist und… dich verwandelt hattest in… in Lady Loreen?“

Synchron nickten die beiden Schwertkämpfer.

„Genauso war es“, bestätigte Zorro, „ihr könnt euch vorstellen, dass das auch für mich ein kleiner Schock war.“

Klein“, bemerkte Falkenauge und hob eine Augenbraue an. „Muss ich dich an deinen peinlichen…“

„Das tut jetzt nichts zur Sache“, unterbrach Zorro ihn grob, errötete jedoch. Aber Sanji hörte ihnen nur mit halbem Ohr zu, versuchte, zu verstehen, zu begreifen, während Bilder und Worte von damals seine Gedanken fluteten.

„Und was dann?“, fragte Nami, die diese Dinge gefühlt viel sachlicher annahm als Sanji und er beneidete sie beinahe darum. „In diesem Monat bis wir uns auf Sarue trafen, ist ja viel passiert. Ich erinnere mich an die unzähligen Artikel über Lady Loreen. Was hat das alles zu bedeuten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du freiwillig das nette Mädchen vom Lande gemimt hast.“

„Mit Sicherheit nicht“, murmelte Zorro und rieb sich den Nacken. „Die Wahrheit ist, dass ich damals… ich war ziemlich… schwach. Ich war in einem… fremden Körper und konnte am Anfang kaum laufen. Dennoch… ohne überhaupt nachzudenken, versuchte ich zurückzukommen, aber…“

Leise lachte er auf, aber es war kein erheiterter oder erleichterter Laut; Sanjis Nackenhaare stellten sich auf. Für einen Moment schien da etwas zu brechen, was bei Zorro nie brach.

„Aber ich bin die verdammte Treppe runtergefallen.“ Kopfschüttelnd rieb er sich durchs Haar, so gar nicht wie der Zorro, den Sanji bisher kannte, lachte erneut so furchtbar auf, dass Sanji eine Gänsehaut bekam. „Ich hatte es geschafft eine ganze Festung in die Luft zu jagen und alle meine Freunde zu retten, während ich geblutet habe wie ein Schwein, und einen Tag später…“

„Lorenor.“ Auch Falkenauge klang anders, sanft würde Sanji beinahe behaupten und er erinnerte sich an den, lange zurückliegenden, Beginn dieses Gespräches. Falkenauge hatte ihn gefunden, er war dabei gewesen, als Zorro nach der G6 das erste Mal zu sich gekommen war, er hatte diesen Zorro gesehen, von dem sie als seine Crew noch nicht mal geahnt hatten. Dann sah der Samurai in die Runde. „Ich habe Lorenor damals überredet, erst einmal auf Sasaki zu verweilen und herauszufinden, ob ihr überhaupt noch am Leben wart. In seinem damaligen Zustand war er gewiss nicht in der Lage gewesen, zu reisen. Allerdings würde ich ja behaupten – und ich glaube, wir sind uns vermutlich alle darüber einig - dass selbst in seinem jetzigen Zustand eine solche Reise riskant wäre. Trotz meiner stetigen Bemühungen hat er bis heute nicht herausgefunden, wie man eine Karte liest, und in den vergangenen zwei Jahren hat er es nicht einmal geschafft, pünktlich zum Training zu erscheinen, weil er sich jedes Mal verlaufen hat.“

„Was soll der Mist“, knurrte Zorro, wieder ganz er selbst, und was auch immer zu reißen gedroht hatte, war nun wieder hieb- und stichfest. „Machst du dich etwa über mich lustig, du Mistkerl?“

Falkenauge schmunzelte.

„Aber nicht doch, Lorenor. Ich meine nur, dass du den Orientierungssinn eines Backofens hast. Nämlich gar keinen, denn ein Backofen ist ein lebloses Objekt und hat überhaupt keine Sinne, erst recht keinen Orientierungssinn. Genau wie du, der es schafft auf dem Weg vom Bett ins Badezimmer in meinem Schlafzimmer zu landen, um halb vier Uhr morgens.“

„Wenn man einen Witz erklären muss, dann war er nicht witzig, verstanden?! Und das war ein einziges verdammtes Mal! Was kann ich dafür, dass alles in diesem Schloss so verdammt gleich aussieht?“

„Die Tür zu deinem Badezimmer ist fast direkt neben deinem Bett, mein Zimmer am Ende des Flures! Wie kann dir das nicht aufgefallen sein? Ich hätte dir beinahe den Kopf abgeschlagen.“

„Ja, weil du noch sternhagelvoll warst! Ich hatte dir doch gesagt, dass du nicht immer so viel trinken sollst, nur weil Jiroushin zu Besuch ist. Du bist nun mal nicht mehr der Jüngste und verträgst nichts. Nicht meine Schuld, wenn dann deine Sinne nachlassen.“

„Im Gegensatz zu dir habe ich wenigstens einen Orientierungssinn und platze nicht aus Versehen einfach mitten in der Nacht in anderer Leute Schlafzimmer.“

„Nein, das machst du ganz absichtlich, und zwar nachdem man dir die Türe vor der Nase zugeschlagen hat, weil du ein verdammtes Nein nicht einfach akzeptieren kannst, sondern immer das letzte Wort haben musst.“

„Weil ich Recht habe!“

„Einen Scheiß hast du!“

„Ähem“, räusperte Robin sich und die beiden Schwertkämpfer unterbrachen ihren Augenkontakt. „Also wenn ich das richtig verstehe, habt ihr Nachforschungen über uns angestellt.“

Falkenauge nickte und tat so, als wäre nichts geschehen, aber die Atmosphäre war entspannter als noch vor wenigen Minuten und Sanji war sich nicht sicher, ob diese Stänkerei von ihm nicht vielleicht geplant gewesen war, denn immerhin sah der Marimo nun wieder aus, wie Sanji es gewöhnt war.

„Ich ließ einen Freund aus der Marine euren damaligen Aufenthaltsort und eure Route nach Logport ermitteln. Wir stellten fest, dass ihr auf eurem Weg zur Red Line an einer Nachbarinsel – Sarue, wie ihr euch gewiss denken könnt – vorbeikommen würdet und aufgrund Lorenors Zustand riet ich ihm, euch nicht auf eigene Faust entgegen zureisen, sondern zu warten und diesen Monat zu nutzen mit seinem neuen Körper vertraut zu werden.“

Sanji stand weiterhin hinter Zorro und Franky, konnte von dieser Position aus die rechte Gesichtshälfte ihres Schwertkämpfers sehen, konnte den gesenkten Blick des anderen sehen. Es war seltsam, dass Zorro jemandem anderen erlaubte, für ihn zu sprechen. Aber dieses ganze Gespräch war seltsam und Sanji wartete irgendwie nur darauf, dass irgendwer plötzlich eine Konfettikanone loslassen würde und laut April, April! brüllen würde. Aber warum auch immer passierte das nicht.

„Aber warum hast du uns nicht angerufen?“, murmelte Lysop, der sich leider überhaupt nicht nach dummen Streichen anhörte und dem Zorros fast schon leerer Blick offensichtlich entging. „Oder hast du es versucht und uns nicht erreicht, weil wir zu weit entfernt waren? Auf der anderen Seite hat die Marine doch auch Teleschnecken mit Distanz-Signalen, die ihr mit Sicherheit hättet nutzen können, oder?“

„Ich…“

„Auch das ist wohl meine Schuld“, sprach nun Falkenauge erneut und begutachtete einzelne Crewmitglieder mit seinen stechenden Augen. „Ich riet ihm davon ab, sich in irgendeiner Form mit euch in Verbindung zu setzen. Wie ihr euch vielleicht erinnern könnt, war der Untergang der G6 einer der großen Tragödien der vergangenen Jahre – zumindest bis zur Schlacht von Marine Ford - und Lorenor gehört seitdem zu den meist verhassten Verbrechern aus Sicht der Marine. Wenn die Welt damals erfahren hätte, dass er überlebt hatte, wäre sein zweites Leben sehr schnell beendet worden, insbesondere so schwach wie er damals war.“

„Ist das der Grund hinter Lady Loreen?“, fragte Nami nach, sie sah jedoch Zorro mit ihren geröteten Augen an, nicht Falkenauge, auch wenn dieser erneut antwortete und Zorro den Blick immer noch gesenkt hatte, so ganz untypisch für ihn. Erst jetzt verstand Sanji langsam und hatte dennoch das Gefühl, überhaupt nichts zu verstehen.

„Ganz Recht. Zu meinem Leidwesen bin ich als Erbe der fünf Inseln in manch schnöde Verpflichtungen eingebunden und aufgrund meines ablehnenden Charakters sorgte es für große Verwunderung unter den Anwohnern, dass jemand wie ich tatsächlich einen Gast beherbergen würde, und dann ausgerechnet auch noch eine junge Frau von sanftem Charakter und freundlichem Wort.“ Er seufzte leise auf. „Gerüchte verbreiteten sich schnell und um zu verbergen, wer da tatsächlich an meiner Haustüre angespült worden war, entschieden wir diesen Gerüchten nicht zu widersprechen. Wenn ich mich recht erinnere, kam meine Haushälterin auf den Namen und so entstand die hochwohlgeborene Lady Loreen; ein Kunstcharakter. Nicht mehr als eine Dramenfigur, um gefährlichen Fragen zu entgehen und die Neugierde der aufdringlichen Reporter und Bekannten zu stillen.“

„Mal ne Zwischenfrage“, murrte Franky und lehnte sich vor. „Also, wenn ich das richtig kapiert habe, hast du Zorro vor zwei Jahren im East Blue so richtig die Leviten gelesen und eigentlich wart ihr doch Feinde oder nicht? Wie kam‘s, dass du entschieden hast, ihm zu helfen?“

„Wir waren Rivalen, aber nie Feinde“, murmelte Zorro so ungewohnt ruhig dem Tisch zu, worauf der Samurai nur eine Augenbraue anhob.

„Du dachtest wirklich, du wärest mein Rivale?“, erwiderte er erheitert. „Putzig.“

„Ach, halt doch die Klappe!“

„Also was ist der Grund, warum du ihm geholfen hast?“, wiederholte Franky seine Frage. „Weil er ein vielversprechendes Talent war?“

„Oh nein“, winkte der Samurai auflachend ab. „Hätte ich gewusst, dass dieses Kind Lorenor ist, ich hätte ihn wohl draußen erfrieren lassen; ich halte nicht viel von Gutmütigkeit. Nein, es war interessant, darum habe ich mitgespielt. Wie oft landet ein verstorbener und weltweit gejagter Verbrecher in einem fremden Körper vor der eigenen Haustür, gewillt sich mit der Welt anzulegen, aber zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten? Es war amüsant ihn mit meiner Haushälterin streiten zu sehen und wie sie ihn wie eine Puppe in kleine Kleidchen steckte. Es war eine ganz nette Unterbrechung von meinem langweiligen Alltag, doch selbst ich hatte nicht mit diesen ausufernden Folgen gerechnet, wahrlich interessant.“

„Du bist so ein Arsch“, knurrte Zorro, „du hast mich Kanan absichtlich zum Fraß vorgeworfen?“

„Natürlich, als Rache für dein vorlautes Mundwerk. Dein kratzbürstiges Verhalten war überaus respektlos und für kindische Mätzchen fehlt mir die Geduld, darum sollte sich Kanan kümmern. Es ist schon anstrengend genug, dass ich mich mit Perona und nun mit deiner Crew herumschlagen muss, aber keiner von ihnen kommt an die ersten Tage in deiner zweifelhaften Gesellschaft heran.“

„Ich hätte mir auch einen etwas weniger abgehobenen Gesprächspartner gewünscht, weißt du? Oder jemanden, der nicht um jede Kleinigkeit ein riesiges Drama macht. Und wenn wir schon von Bekannten sprechen, wessen Schuld ist es wohl, dass ich auf Eizen getroffen bin, huh?“

„Ich dachte, du wolltest keine weiteren Schuldzuweisungen und hast du damals nicht selbst entschieden, mich zu begleiten? Ich hätte dich wohl schlecht zwingen können.“

„Du weißt genauso gut wie ich, dass ich dir das schuldig war, nachdem du…“

„Es reicht“, stöhnte Nami auf, „sag mal, macht ihr das immer so?“

Überrascht sahen die beiden Schwertkämpfer sie an.

„Was?“, fragten sie einstimmig.

„Na das!“, knurrte sie und zeigte mit einer ausschweifenden Bewegung auf die beiden. „Alle paar Minuten fangt ihr an miteinander zu zetern wie ein altes Ehepaar, das hält ja keiner aus. Könnt ihr nicht mal aufhören, euch die ganze Zeit wegen Kleinigkeiten zu streiten?“

„Du nennst dies einen Streit?“, fragte Falkenauge nach. „Dies ist Lorenos Art zu kommunizieren.“

Meine Art?!“

„Fangt nicht schon wieder an“, warnte Nami. Ihr Blick hatte sich verändert. „Wir waren gerade bei einem wichtigen Thema: Du sagtest, du wärest der Erbe der fünf Inseln, Mihawk. Was bedeutet das? Wie wohlhabend bist du?“

„War ja klar“, murrte Lysop und rollte mit den Augen. „Darum geht’s dir doch nur, um die Kohle, wie immer.“

„Sehr“, bestätigte Falkenauge ohne Zögern, „die fünf Inseln sind der Knotenpunkt des Handels der beiden Seiten der Red Line und haben eine wirtschaftliche Kraft, die ihresgleichen sucht und sich über die ganze Welt erstreckt. Abgesehen vom Hochadel ist die Familie Mihawk wohl die Vermögendste der Welt – zumindest würde ich das behaupten und ich irre mich äußerst selten - und ich bin ihr einziger Erbe. Den genauen Wert meines Vermögens kann ich nicht beziffern, da er sich sekündlich ändert, aber ja, ich würde mich gewiss als wohlhabend einstufen.“

„Arroganter Mistkerl“, murrte Zorro und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück, „und selbst mit noch so viel Kohle, einen besseren Charakter wirst du dir trotzdem nicht leisten können.“

„Aber dafür guten Wein, Lorenor, und nicht diesen traurigen Fusel, den du Sake schimpfst.“

„Tze, in den nächsten Monaten wirst du davon aber nicht viel haben. Ich habe gehört, Chopper setzt dich auf Entzug. Geschieht dir nur Recht, nachdem du mir monatelang den Alkohol verboten hast.“

„Oh, ist dies etwa ein Anflug von Rachegelüsten? Lorenor, ich bin entsetzt.“

„Ähem!“, unterbrach Nami sie wieder und lehnte sich weiter vor. „Also, was passiert, wenn du stirbst, also mit deinem… Vermögen?“

„Du bist ganz schön direkt, Navigatorin. Hat dir niemand beigebracht, dass man nicht über Geld spricht? Das ist unhöflich.“

„Aber du sprichst doch recht gerne über deinen Reichtum, nicht wahr? Du wirst doch mit Sicherheit vorgesorgt haben?“

„Selbstredend. Natürlich habe ich ein Testament, ich hatte bereits eines seit dem Tage meiner Geburt.“

„Das ist nichts, worauf man stolz sein sollte“, warf Zorro unwirsch ein.

„Und ist da nicht auch zufälligerweise…?“

„Zorro, wie funktioniert das mit deinem Körper?“, sprach nun zum ersten Mal seit langem Law und Sanji hatte ganz vergessen, dass er überhaupt noch anwesend war, und plötzlich erinnerte er sich wieder an das, was Zorro ihnen vor wenigen Minuten erst gebeichtet hatte, hatte es über diesen Anflug der Normalität für einen Moment fast verdrängt. „Bis vor einer Woche hat die Zeitung stetig Bilder über Lady Loreen ausgespuckt, aber du scheinst die vergangenen Jahre in diesem Körper trainiert zu haben. Wie machst du das? Kannst du dich verwandeln?“

„Hey“, zischte Nami, „unterbrich uns doch nicht. Das hier ist…“

„So in etwa.“ Innerhalb eines Wimpernschlags war Zorro wieder ernst und ablehnend, als er sich ihnen zuwandte. „Aber doch etwas komplizierter. Die Wahrheit ist, am Anfang konnte ich mich nicht verwandeln. Als ihr nach Sarue kamt, konnte ich es noch nicht, das kam erst… später.“

Sanji entging die hochgezogene Augenbraue des Samurais nicht, der Zorro betrachtete, und er vermutete, dass ihr Schwertkämpfer wieder einmal etwas ausließ, aber er entschied für den Moment, nicht nachzufragen. Solange Zorro von sich aus erzählte, sollte er keinen weiteren Streit provozieren; das würde Falkenauge im Zweifel schon übernehmen.

„Mittlerweile kann ich mich ganz offensichtlich verwandeln, aber Lady Loreen werde ich wohl nie ganz loswerden.“ Laut seufzte er auf.

„Was meinst du damit?“, fragte Nami nach.

Nach einer Sekunde sah Zorro auf und sie an; Sanji konnte seinen müden Blick sehen. Er sah alt aus, so unglaublich alt und müde und Sanji erinnerte sich an den so weit entfernt scheinenden Morgen und ihm wurde bewusst, dass Zorro vermutlich das alles hier gemeint hatte.

„Lady Loreen, dieser andere Körper, es ist eine Art Fluch. Egal was ich tue, egal wie viel ich trainiere, damals waren es nur wenige Minuten, jetzt – über zwei Jahre später – sind es nur wenige Tage, irgendwann muss ich mich verwandeln. Es ist der Preis, den ich dafür zahlen muss, überlebt zu haben.“ Leise klickte er mit der Zunge und rieb sich den Nacken. „Das ist der Grund, warum ich mich Eizen nicht entziehen konnte, warum ich Lady Loreen nicht einfach sterben lassen konnte, weil ich mich immer wieder verwandeln muss, ob ich will oder nicht.“

„Sag mal“, murmelte Chopper nun und seine Knopfaugen schimmerten leicht, „in der Zeitung stand immer wieder, dass Lady Loreen krank ist, aber dein letzter Check-up sah gut aus, Zorro. Bist du… bist du durch die G6 krank geworden oder über die letzten zwei Jahre oder, wenn du sie bist?“

„Nein, Chopper, bin ich nicht“, entgegnete er und da war dann dieses Lächeln, welches er nur dem jüngsten Crewmitglied schenkte, „keine Sorge. Als Lady Loreen mag ich schwach sein, aber auch diese Krankheit ist nichts weiter als ein Gerücht, welches die Zeitungen aufgebauscht haben.“

„Oh, da bin ich aber erleichtert.“

Für einen Moment sagte niemand etwas, als sie alle versuchten, zu begreifen, versuchten zu begreifen, was das alles bedeutete.

„Ist das der Grund, warum du auf Sarue nichts gesagt hast?“ Sanji sah den Hinterkopf des anderen an und bemühte sich, erst einmal einfach die Fakten zu verstehen, alles andere konnte später kommen. „Du sagtest, du hättest dich damals noch nicht verwandeln können. Bist du deshalb nicht zurückgekommen? Weil du schwach warst?“

Zorro wandte sich nicht um.

„Ja, das auch“, bestätigte er mit tiefer Stimme.

Betretene Stille beherrschte den Raum und dieses Mal schien niemand zu wissen, wie man auf diese Aussage reagieren sollte, die so schwer und traurig klang, wie sie alle sich in jener Zeit gefühlt hatten.

„Woher kommt dieser Fluch“, fragte Law und lehnte sich vor, zeigte keinerlei Verständnis oder Taktgefühl, „und wie kann man ihn brechen? Ist es eine Teufelskraft? Wer hat dich zurück ins Leben geholt?“

„Niemand.“ Zorro verschränkte die Arme. „Und deine Fragen kann ich dir nicht beantworten, außer, dass man es nicht brechen kann. Glaub mir, ich hab’s versucht. Wenn es irgendeinen Weg geben würde, von Lady Loreen loszukommen, hätte ich es getan.“

Wieder schwiegen sie.

„Ich kann es immer noch kaum glauben“, murmelte Nami dann, „ich hatte ja mit wirklich viel gerechnet, aber das… Du bist eine Modeikone, Zorro, du! Lady Loreen ist das beliebteste Thema abseits von Politik und Krieg. Die letzten zwei Jahre verging keine Woche ohne irgendeine Meldung über Lady Loreen und ihren Samurai Falkenauge, und das war… das war alles gespielt? Das warst alles in Wirklichkeit du? Diese ganzen Reden, du hast die gehalten? Diese Verhandlungen mit Vertretern aus aller Welt, du hast die geführt? Die Ansprache am Gründungstag letztes Jahr, die weltweit übertragen wurde, das warst du?“

„Das meiste davon war Eizen“, murrte Zorro, „die Kleidung waren Kanan und Perona, die Reden waren Eizen, die Ansprache war Eizen, und die Diskussionen… tja, das war wohl Dulacre.“

„Tu nicht so, als hätte ich dich ausgenutzt wie Eizen. Du kamst zu mir und wolltest meine Hilfe.“

„Aber du hast das gesagt? Du hast diese Reden geführt? Das warst du in diesem anderen Körper.“

Zorro nickte nur.

„Beeindruckend.“ Nami lehnte sich zurück und schüttelte leicht den Kopf, schien die ganze Situation viel leichter zu erfassen als Sanji, der das Gefühl hatte, dass nichts davon wahr sein sollte. „Kein Wunder, dass Eizen so aus dem Häuschen war. Das alles spielt ihm nur zu perfekt in die Hände. Er findet den wahrscheinlich einzigen Menschen, der Uranos noch aktivieren könnte, und zwar genau zu der Zeit, in der wir alle am verwundbarsten waren, einschließlich dir. Es ist perfekt, ich hätte mir keinen besseren Plan ausdenken können. Er hatte zwei Jahre bis zur Reverie Zeit, um dich als Lady Loreen so zu formen, wie er es brauchte, und du konntest so ziemlich gar nichts dagegen tun, ohne alles zu riskieren.“

Nun lehnte sie sich wieder vor, platzierte beide Ellenbogen auf dem Tisch und legte ihr Kinn auf ihre gefalteten Hände.

„Mal ganz ehrlich. Wenn ich all das hier nicht wüsste und in ein paar Tagen lesen würde, dass Lady Loreen gemeinsam mit den Staatsoberhäuptern die bisherige Weltregierung abgesetzt hätte, ich hätte mich gefreut. Genau wie all die anderen, hätte ich gedacht, dass das etwas Gutes wäre. Verdammt, ich wäre vermutlich total begeistert gewesen. Lady Loreen, die sich gegen Sklaverei einsetzt, die in Kriegsgebieten gewaltlose Verhandlungen fördert, die sogar den herzlosen Samurai Falkenauge Mitgefühl beibrachte – Nichts für ungut – ich wäre Eizen genauso auf den Leim gegangen, wie wohl der Rest der Welt. Ich hätte nie gedacht, dass du, ausgerechnet du, Lady Loreen sein könntest. Selbst nachdem ich sie – dich – damals auf Sarue erlebt habe. Ich hatte auch gedacht, vielleicht seid ihr Geschwister, vielleicht irgendetwas anders, aber… aber ich hätte dich nie erkannt.“

„Es war unser Ziel, dass niemand eine Verbindung zwischen Lady Loreen und Lorenor ziehen würde, zu seinem und eurem Schutz“, erklärte Falkenauge, „und Eizen hat diese Vorarbeit für sich ausgenutzt und Lady Loreens Bild für die Öffentlichkeit perfektioniert. Es ist wie du sagst, die Welt würde einen erfolgreichen Putsch vielleicht sogar begrüßen, sofern Lady Loreen die Leitfigur wäre, so gut hat er alle getäuscht, und Lorenor konnte sich nicht verraten, ohne euch in Gefahr zu bringen.“

„Trotzdem“, widersprach sie, „wir sind doch Freunde! Ich hätte dich erkennen müssen, Zorro. Ich hätte wissen müssen, dass du das warst. Es tut mir leid, ich hätte…“

„Eizen“, sprach Zorro ruhig, als hätte er Nami nicht unterbrochen, „behauptet, dass ich – also als Lady Loreen – eine Gabe habe, dass Menschen mir vertrauen und mich nicht hinterfragen wollen. Dies ist seiner Meinung nach auch der Grund, warum niemand glauben könnte, dass ich Lady Loreen wäre, schließlich bin ich doch gar nicht wie sie. Er dachte sogar, dass ich Dulacre hinters Licht geführt hätte.“

„Dieser arrogante Narr, für wie dumm hält er mich eigentlich?“

„Für ziemlich dumm“, bemerkte Zorro und schenkte dem Samurai ein müdes Grinsen, ehe er sich wieder Nami zuwandte. „Ich weiß nicht, ob er Recht hat, aber du musst dich nicht entschuldigen, wenn es einen Schuldigen gibt, dann bin ich das. Ich habe entschieden, euch nicht die Wahrheit zu sagen, und ich habe entschieden, mich euch nicht zu erkennen zu geben.“

„Aber das stimmt doch nicht“, murrte Nami nun und klatschte in einer eleganten Bewegung erst auf den Tisch und dann Ruffy auf den Hinterkopf. „Nur weil du es nicht gesagt hast, heißt das doch nicht, dass du es nicht ganz offensichtlich gezeigt hast. Ich meine, Ruffy hat dich sofort erkannt, oder? Nicht wahr, Ruffy?“

Verwundert sah Sanji zu Ruffy hinüber, der sich leicht verschlafen den Kopf rieb.

„Hä, was?“

„Du hast Zorro vor zwei Jahren erkannt, oder? Als er uns als Lady Loreen auf Sarue geholfen hat?“

Fragenden Blickes sah der Kapitän der Strohhüte die Navigatorin an.

„Wovon redest du, Nami? Wer ist denn diese Loreen?“

„W… was? Du musst sie doch kennen! Hast du überhaupt nicht zugehört?! Das Mädchen, das uns vor zwei Jahren auf Sarue geholfen hat! Das war Lady Loreen!“

„Nein“, widersprach Ruffy und seine Stimme wurde ungewohnt ernst, „das war Zorro! Ich hätte doch nicht irgendeiner Wildfremden Zorros Schwerter mitgegeben.“

„Warte, was?!“ Sanji machte einen Schritt in Richtung seines Kapitäns. „Du wusstest es?“

„Was wusste ich?“

Der Samurai im Hintergrund gluckste erheitert auf.

„Dass diese Frau der Marimo war?“

„Ja klar, war doch ganz offensichtlich.“

„War es nicht!“, widersprachen einige Crewmitglieder im Chor.

„Doch, ich weiß es noch ganz genau. Wir waren auf der Insel und ich wurde von diesen ganzen Marinesoldaten verfolgt und es wurden immer mehr und mehr und ich weiß noch, wie ich mir gedacht hatte, dass es echt cool gewesen wäre, wenn Zorro da wäre.“ Er lachte laut auf. „Und dann stand er plötzlich hinter mir und hat doch ganz laut gesagt Ich bin hier, mein Käpt’n! So richtig cool, wie in so einem Überraschungsmoment in den Geschichten, Rettung in letzter Sekunde.“

„Was?“ Überrascht sah Zorro auf.

„Ja und dann sind wir doch alle zurück an Bord gekommen und ich wollte das eigentlich feiern, aber Zorro hatte sich entschieden, stärker werden zu wollen, deswegen gab ich ihm seine Schwerter zurück. Er musste doch trainieren, damit er der beste Schwertkämpfer der Welt werden kann.“

„Und es hat dich nicht im leisesten gestört, dass er nicht aussah wie Zorro?“, hakte Nami misstrauisch nach.

„Nö.“

„Und du hast nicht eine Sekunde gezweifelt, dass diese Frau vielleicht nicht Zorro war?“

„Nö.“

„Du fandest die ganze Situation nicht irgendwie seltsam, dass Zorro als Frau auftauchte, mit Mihawk Falkenauge als Wachhund, uns rettet, seine Schwerter abholt und dann wieder verschwindet?“

„Nö.“

„Warum hast du uns denn nicht gesagt, dass er es ist?!“

„Ich wusste nicht, dass ich das tun muss“, murmelte Ruffy, der Nami ansah, als würde er an ihrem Verstand zweifeln. Ganz langsam hob er einen zaghaften Finger und zeigte auf Zorro. „Also, okay. Das da ist Zorro.“

„Nicht jetzt, du Vollidiot!“ Sie gab ihm eine Kopfnuss. „Ich habe selbst Augen im Kopf!“

„Aber du hast doch gerade gesagt…“

„Ich meinte damals, du Trottel! Als wir dachten, dass das…“

„Wie ein altes Ehepaar“, bemerkte Falkenauge und augenblicklich errötete Nami und sank zurück auf ihren Stuhl.

„Um nochmal zum Thema zurückzukommen“, brachte sich nun Robin wieder ein, ein Schmunzeln auf den Lippen, aber ihr Blick messerscharf, „ich denke, es ist nun soweit ersichtlich, dass Zorro nicht als er selbst, sondern als Lady Loreen versuchen wird eine Audienz bei den fünf Weisen zu erhalten und sie von Eizens Putsch zu überzeugen. Aber wir sind uns alle bewusst, dass dieser Plan viele Lücken und Unbestimmtheiten aufweist und Sanji hat Recht. In weniger als zwei Tagen stehen wir einem Samurai gegenüber; wir sollten jetzt den Plan vervollständigen.“

Alle Anwesenden wurden wieder ernst.

„Also Zorro, wie gedenkst du zur Reverie zu kommen und wie kommst du zurück?“

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DoD
2022-03-20T21:47:11+00:00 20.03.2022 22:47
Oi, ich habe den ersten Kommentar offenbar nicht gespeichert.
Ich musste lachen und schmunzeln, herlich wie du die Reaktionen der Crew beschreibst. Und Law, ich mag Law, aber deiner ist zum schiessen. Köstlich, wie Nami nach dem Vermögensstatus fragt und Falkis Putzig wird mir bleiben, ich kann den Spott darin fast hören. Die emotionalen Wechsel, die beinahe Normalität, die du im nächsten Satz über den Haufen wirfst.. ich fühl mich hervorragend unterhalten.
Antwort von:  Sharry
21.03.2022 21:58
Hey^^
Freut mich, dass es dir gefallen hat, dieses Kapitel hat sich auch gefühlt wie von selbst geschrieben, weil alle Charaktere was zu sagen hatten, ich musste nur schnell genug mitchreiben^^' und ja, Laws Rolle mag etwas klein sein in dieser Fic, aber er stellt sicher, dass er in Erinnerung bleibt (wobei er es einem auch echt einfach machst).
Ganz liebe Grüße
Von: RuffysKreationen
2022-03-17T16:10:42+00:00 17.03.2022 17:10
Jupp, Sanji braucht erstmal einen guten Psychologen...oder einen guten Tropfen?
Ich mag es sehr, wie du die vergangenen Gespräche einstreust. Das ruft nochmal alles schön in Erinnerung und baut nochmal mehr Drama ein :D und einfach diese Erkenntnis, dass Zorro nie gelogen hat!
So viele alte Ehepaare XD aber es lockert die Stimmung ungemein auf.
Und Ruffy ist einfach Ruffy, herrlich XD
Antwort von:  Sharry
19.03.2022 20:34
Danke dir für deinen Kommentar!
Betrinken? Gute Idee. Ich glaube, Sanji brauch danach aber wirklich was hochprozentiges^^' Vielleicht kann Mihawk ihm ja was ausgeben... (und Nami würde sich wahrscheinlich mitanschließen, obwohl sie wohl Mihawks Weinkeller lerrtrinken könnte)
Freut mich, dass es dir gefallen hat ;-)

Ganz liebe Grüße^^


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