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Urlaub in der Heimat und bei den Yakuza

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Tag 7 – Träger und Wesen nähern sich und der Mann aller Träume

Tag 7 – Träger und Wesen nähern sich und der Mann aller Träume
 

~ Shirado ~
 

Warum fühle ich mich so, als würde ich schweben und gleichzeitig auf einem weichen Untergrund liegen? Dieses Gefühl finde ich keineswegs schön und ich komme mir so vor, als würde ich eher unter irgendeinem Suchtmittel stehen. Demnach kann ich ausschließen, dass dem so ist, denn ich lasse meine Finger von den selbst legalen Drogen – außer ein bisschen Schokolade und ab und zu Tee. Niemals würde ich es übertreiben. Somit bleibt meine Frage wohl erstmal offen, denn ohne eine Antwort komme ich kein Stück weiter. Bin ich etwa wach und erneut in eine andere Welt gezogen worden? Nein, dann fühlt es sich anders an – eher der Geschmack der Luft oder mehr dichteres Material wären zu spüren. Dieses Mal finde ich es mehr so, als ob ich Mitsunari besuchen würde. Ja, das könnte eher stimmen. Schlussfolgernd wäre ich in oder auf der Mystischen Ebene, wie ich nun weiß.

„Aufwachen! Hey, Siegelmeister, aufwachen!!“

Shinkeiryu – seine Stimme erkenne ich direkt und öffne langsam meine Augen. Eines habe ich beim ersten Mal gelernt – hier ist es viel zu grell, weswegen die Augen gerne länger brauchen, um sich zu justieren. Nichtsdestotrotz kann ich mich schon mal aufsetzen und das vertraute Gefühl der Astralebene wahrnehmen, welche ich seit Tagen schon nicht mehr zu Gesicht bekam. Allerdings finde ich es merkwürdig, dass ich keine Stimme meiner Vorfahren höre. Sonst werde ich oft genug zugetextet, bevor ich überhaupt fähig bin irgendwas aufzunehmen. An die grelle Umgebung haben sich meine Augen nun gewöhnt, sodass ich sie ordentlich nutzen kann, um das heilige Mischwesen direkt anzusehen, welches gesünder aussieht als bei unserem letzten Treffen.

„Endlich bist du wach!“

Soll ich mich nun beleidigt fühlen oder empört schnauben, weil er mich sauer anschnauzt? Beide Optionen scheinen mir überaus gut zu sein, weswegen ich diese in die Tat umsetze.

„Entschuldige mal, Shinkeiryu, ich bin die letzten Tage andauernd am Arbeiten, Organisieren und Sortieren – Freizeit war daher kurz und wenn mein Körper und Geist meinen schlafen zu müssen, dann haben Sie das genauso zu respektieren wie andere auch. Wäre ja noch schöner, wenn ich dafür verurteilt werde mich auszuruhen!“

Ehrlich mal, ich bin ein Mensch und kein übernatürliches Wesen, welches ohne Schlaf auskommen kann. Stille herrscht zwischen uns und ich schaue mich kurz um, nur um die gleiche Umgebung wie immer vorzufinden, weswegen ich mich ein Stück zurücksetze und gegen den Baumstamm hinter mir lehne.

„Um was geht es denn Wichtiges, dass Sie mich hergeholt haben, Shinkeiryu?“

Angeschnauzt werden muss Jeder Mal in seinem Leben – das Wesen selbst hat es anscheinend noch nie erlebt.

„Siegelmeister Shirado, der letzte seiner Art…, anders als andere und dennoch umso kostbarer.“

Darauf antworten muss ich nicht, oder? Seine Worte klingen eher so, als ob er sich selbst in seinen Gedanken sortieren möchte.

„Ich war einst drei einzigartige Wesen, aber diese drei wurden gezwungen als ein neues wiedergeboren zu werden – Shinkeiryu. Dadurch wurden drei Mächte vermischt, in einen Körper vereint, welcher keineswegs existieren sollte. Lange hielt man mich gefangen, nutzte mich aus und nun bin ich in einem reinen Gefäß, welches von interdimensionalen Mächten durchdrungen wird.“

„Okay. Und worauf wollen Sie hinaus?“

„Mein Name sollte anders lauten, denn ich bin ein neues Wesen. Dennoch behielt man die der drei Bestandteile meiner Selbst bei. Ohne eigenen Namen bin ich nur eine Marionette.“

Aha, er braucht einen eigenen Namen und anscheinend soll ich ihm diesen geben, da ich sein neues Gefäß und Siegelmeister bin, wie ich es verstanden habe.

„Na gut, dann nehmen wir erstmal den Namenszusammenschluss als Artenbeschreibung. Wie klingt das?“

„Damit kann ich leben, Siegelmeister.“

Nickend nehme ich seine Worte wahr und versuche einen passenden Namen zu finden – immerhin ist ein Name wichtig, weil dieser einen ausmacht. Ein Name gibt jedem von uns eine Zugehörigkeit – einen Anker, wer man ist. Schwierig ist nur, dass ein sehr hohes mächtiges Wesen mich auserkoren hat einen zu kreieren. Legenden verschiedener Kulturen erhielten ebenfalls Namen, allerdings von den Erfindern der Legenden. Wobei ich zugeben muss, dass bei dem ganzen Kram, der mir wiederfährt, es durchaus sein kann, dass einige Legenden der Wahrheit entsprechen.

„So hört die Legende eines einzigartigen Wesens. Entstanden aus dem Zusammenschluss vom Wasserschlangendrachen Ryu, welcher das lebensspendende Wasser dieser Welt beschützte, dem Elementarphönix Shin, welcher bis zuletzt die Essenzen der zwölf Elemente bewahrte und dem Seelenfuchs Kei, welcher die Seelen bewachte, damit sie wiedergeboren werden konnten. Drei Wesen ergaben ein Neues – Taogen, der Shinkeiryu. Taogen wurde benutzt von machthungrigen Instanzen, die gierig ihrem Bestreben nach Herrschaft über allem Lebendigen nachgingen. Verdorben wurde der Shinkeiryu bis ins Mark – ausgenutzt ohne einen eigenen Willen zu haben. Es kam der Zeitpunkt der Befreiung, der Reinigung und der Vereinigung mit dem letzten Siegelmeister. Sodann arbeiteten Taogen und der Siegelmeister daran diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Einem Ort, welcher gierige Bestrebungen nach Macht keine Chance geben würde. Dies ist der Anfang der Legende von Taogen, ihr Leut‘!“

Kaum beende ich die Legendenerzählung – wobei ich mir unsicher bin, ob man meine Leistung wirklich dahingehend einordnen kann – leuchtet das von mir nun benannte große Wesen auf. Lider schließen sich zusammen, damit meine Linsen keinen allzu großen Schaden erhalten. Muss das immer ein solch strahlendes Licht sein, dass man nichts erkennen kann? Wäre netter, wenn der Kosmos sagen würde, dass mächtige Veränderung solcher Wesen sanfter in Erscheinung treten, damit man zusehen kann – besonders wenn man der Auslöser dafür war. Nach einigen Sekunden sollte das vorbei sein…, innerlich habe ich schon bis vier Minuten gezählt, bis ich meinen derzeitigen Gesprächspartner schnaufen höre und somit vorsichtig meine Augen öffne. Reiße dich zusammen, Shirado! Du hast Adrien und Cat Noir – noch jemanden angenehm zu finden – und dies rein körperlich – gehört sich kein Stück! Außerdem ist Taogen ein Wesen, welches mit dir verbunden ist und zwar aus Not heraus! Und…, ich bin jetzt ruhiger. Der kurze Schockmoment und die Sprünge meines Herzens vergehen, denn es war nur kurzzeitige Anziehung, die sich schnell in Bruderliebe geändert hat – denke ich. Irgendwie weiß ich gerade selbst kein Stück, wie ich damit umgehen soll. Vor mir steht er – mindestens über zwei Meter groß – allerdings kleiner als in seiner vorherigen Form. Zwölf Fuchsschwänze umgarnen seinen muskulösen Körper. Starke Beine, die aussehen wie von einem mächtigen Drachen halten ihn. Sein Korpus sieht menschlich aus, würden die Schuppen und Federn an der Seite nicht existieren, die anscheinend auch einen Teil des Rückens bedecken, aus dem zwei breite wie lange lederartige Flügel hervorstehen. Zwei kleinere Flügel sind mit Federn besetzt, die sich um seine Ellenbogen bis zu den Schultern ausgebreitet haben. Klauenartige Hände – große Hände und ziemlich lange Finger – besitzt er nun, die ebenfalls menschlich wirken. Wilde lange Haare, welche schwarz sind, allerdings an einigen Stellen leuchten, als wären sie der Sternenhimmel persönlich, gehen seinen Rücken runter, während vorne einige Strähnen bis zu seinen Brustmuskeln reichen. Aus dem Schopf ragen zwei Ohren, wie man sie von Füchsen her kennt, doch sein Gesicht… ist zum Verlieben. Stechend blutrote Augen sehen sich den Körper an, zu dem sie gehören und die Pupillen verändern im Sekundentakt ihre Form von kugelrund zu Schlitzen. Markant und stark sehen seine Gesichtszüge aus, dessen Nase zum restlichen Aussehen einfach passt. Zudem ist seine Körperfarbe eine Mischung aus dunkelbraun, dunkelgrau und meiner eigenen Körperfarbe. Was mich jedoch stört – er trägt rein gar nichts und das, was zwischen seinen Beinen hängt, kann man als Waffe betrachten, was mir die Schamesröte ins Gesicht treibt. Kuscht euch irgendwohin, ihr dreckigen Gedanken voller Hormone – ich bin glücklich verliebt und nicht darauf aus mich irgendwem so schnell hinzugeben! Bevor ich jedoch meinen Körper wieder soweit beruhigt habe, befinde ich mich gar nicht mehr in meiner Sitzposition, sondern taumle ein bisschen in der Luft, als Taogen mich an sich drückt und sich mit seiner SEHR tiefen Stimme bedankt, mich dabei ein bisschen herumschwenkt und ich somit seine scharfen wie spitzen Zähne erkennen kann. Bei den Elementen – er trifft genau meinen Typ Fantasie-Mann, würden wir in einer Welt leben, in der so etwas möglich ist. Wobei…, irgendwie leben wir ja in einer.
 

~ Taogen ~
 

In meinen Armen wirkt der Siegelmeister noch leichter als ich es für möglich gehalten hätte. Kein Wunder, dass man ihn beschützen muss – ein leichter Schlag und er würde zerbrechen. Da von ihm keine Reaktion kommt, stoppe ich meine Handlung und entferne ihn ein bisschen von meinem neuen Körper, nur um in ein knallrotes Gesicht zu sehen, dessen Augen vor Scham woandershin schauen. Ach ja, Menschen sind Kreaturen, die sich eher bedeckt halten. Durch Shirado habe ich einen neuen Namen, eine eigene Legende und einen eigenen Körper erhalten – da wäre es das Mindeste, wenn ich ihm entgegenkomme und mich unterhalb bedecke. Bis ich eine Ahnung habe, wie ich es mache, nutze ich meine Drachenflügel dafür und stelle ihn vorher ab, sonst würde ich ihn nur näher an mich pressen.

„Vielen Dank.“

Mit größtmöglicher Dankbarkeit spreche ich diese Worte aus und er scheint aus seiner inneren Scham dadurch aufgeweckt worden zu sein, denn er nickt mir zu. Kurz atmet er lange aus, schließt dabei seine Augen und wirkt entspannter nach dieser Handlung, bevor er in meine sieht.

„Niemals hätte ich gedacht, dass eine Handlung meinerseits solch eine Auswirkung haben könnte.“

„Nie hätte ich gedacht, dass ein Mensch mich von irgendwelchen Ketten befreien könnte. Mein Schicksal, als Sklave anderen zu dienen, hatte ich akzeptiert, doch es ergeben sich mir neue Möglichkeiten durch deinen gütigen Akt. Freiwillig kann ich entscheiden, was ich machen werde, sobald ich zu Kräften gekommen und mit dem neuen Körper zurechtgekommen bin. Vielleicht ist die Güte deinerseits der ausschlaggebende Punkt gewesen, dass ich noch existiere und sogar ein Leben ohne Lasten beginnen kann.“

„Taogen…, worauf möchtest du hinaus?“

Lächelnd sehe ich den viel zu zerbrechlichen Körper an, denn die Förmlichkeit zwischen uns wurde genauso entfernt, wie mein vorheriges Erscheinungsbild.

„Deinen Körper kann ich noch nicht beschützen, doch sollte es mal soweit sein, dass jemand deinen Geist angreift, dann behüte ich diesen bis zu meinem letzten Atemzug – als dein Wegbegleiter und älterer Bruder im Geiste, Shirado.“

Sprachlos scheine ich ihn mit diesen Worten gemacht zu haben, denn selbst seine Gesichtszüge sind vor Erstaunen erstarrt, was mich glücklich glucksen lässt. Diese Freude am Leben spürte ich sehr lange nicht und sie erneut zu fühlen ist unbeschreiblich. Jedoch habe ich ihn für mehr hierhergeholt, weswegen ich mit meiner eigenen Begeisterung mich zurückhalten sollte.
 

~ Shirado ~
 

Brüder im Geiste – ein älterer Bruder, der mich beschützt. Wow, mit solch einer Reaktion habe ich keineswegs gerechnet, besonders, weil unsere Situation aus der Not heraus geboren wurde. Er will mein älterer Bruder werden. Das Gefühl der Verbundenheit ist doch das einer Bruderliebe. Mein Körper bewegt sich schon eher, als ich den Gedanken an einer Umarmung korrekt verarbeiten kann und er umarmt mich ebenso. Shinkeiryu, der nun Taogen, der Shinkeiryu heißt, ist mein großer Bruder – es fühlt sich richtig an, so merkwürdig diese Situation sein mag.

„Also gibt es keine Einwände gegen meinen Schwur?“

Von ihm löse ich mich und schaue ihn direkt in seine Seelenspiegel.

„Doch, dass es kein Schwur sein soll, sondern eher unser Fundament. Du beschützt mich, wie ich dich beschütze, großer Bruder.“

Ihn mit der Bezeichnung anzusprechen lässt meinen gesamten Körper kribbeln – ein komisches wie wohliges Gefühl. Noch nie hatte ich einen Bruder und ich bin gerade mehr als nur überwältigt von diesem Geschehen. Lediglich die nachfolgende Verarbeitungsphase wird sicherlich zu einigen Gefühlsausbrüchen führen.

„Gut, dann bilden wir beide damit ein Fundament. Kommen wir nun zu einem ernsten Thema – Dimensionen. Aus deinen Erinnerungen konnte ich so einiges herausfiltern, Shirado. Insgesamt hast du Kontakt mit fünf Dimensionen gehabt, die mit unserer eine Verbindung eingegangen sind – Infernos, die Dimension der Infernale, welche von bösen Mächten übermannt wurden, die Welt der Monster, die Pokémonwelt, die Shinobidimension und zuletzt Fire Emblem, die Dimension der Drachengötter. An sich gab es nie Kontakt zwischen all den existierenden Dimensionen, die ein eigenes Universum bilden, doch mit der Zeit öffneten sich Dimensionsportale. Jede Dimension beherbergt Wesen, welche diese erschaffen können, damit Arten gesichert werden, indem sie in anderen Welten fortbestehen. Dieser Faktor liegt darin begründet, dass jedes Universum im Gleichgewicht liegt und die Dimensionen umfassen ein Spektrum weit über unseren Vorstellungen, sodass ich selbst nicht mal erahnen kann, inwieweit was zutrifft.“

Klingt für mich wie Physik und das Fach verstehe ich gerade mal ein kleines bisschen – viel zu kompliziert für meinen Geschmack.

„Dennoch ist es wichtig, dass du verstehst, dass eine Dimension nahe genug sein muss, damit ein Portal entstehen kann. Verstehst du, was dies bedeutet?“

„Dass all die Dimensionen und somit Universen näher zusammenrücken?“

„Haargenau und hier liegt das Problem – dies sollte niemals geschehen. Treffen sich die Dimensionen mit ihren verschiedenen Kräften, könnte Unvorstellbares geschehen. Jedoch ist dieser Prozess schon seit Äonen im Gange und das liegt selbst außerhalb meines Alters. Was auf uns zukommt, steht noch aus.“

Äonen lang passiert dieses Phänomen? Uff, das ist für mich viel zu hoch und verwerflich. Nie sollte dies geschehen und nun tritt es doch in Kraft, aber war schon länger aktiv?

„Klingt fast so, als würde irgendwer oder irgendwas dafür sorgen, dass dies passiert.“

Taogen sieht mich überrascht an, als ich versucht habe einen kleinen Kommentar zu geben, der auflockern sollte, weil ich ironisch klingen wollte, doch in seinem Blick steigt die Erkenntnis und somit habe ich das Gefühl, gerade eher eine Bestätigung zu erhalten, die ich keineswegs hören will.

„Daran habe ich noch nie gedacht, dass es etwas geben könnte, was solch eine Macht besitzt. Wenn dem so wäre, könnte es sogar eine gute Sache sein, dass viele Dimensionen nahe beieinanderliegen, denn dadurch besitzen wir mehr Möglichkeiten.“

Hält er jetzt einen Kriegsrat mit sich selber? Bei den Kami, wenn er die Fächer an Wissen füllt, die mir fehlen, könnte unsere neugewonnene Brüderschaft echt viel bringen, jedoch werde ich keineswegs in Versuchung geraten zu schummeln – allein für Gedankengänge würde ich unsere kombinierten Wissensarchive benutzen. Langsam schmerzt mein Kopf allerdings und ich fühle mich schwächer.

„Anscheinend ist unsere gemeinsame Zeit erstmal abgelaufen. Bis ich dich wieder zu mir holen kann, Shirado, lebe dein Leben wie du es für richtig hältst – bereue nichts. Ich wache über dich, kleiner Bruder.“

Nach seinen Worten wird meine Sicht schneeweiß und ich fühle mich federleicht, wobei ich mich gleichzeitig ebenso tonnenschwer fühle.
 

Mit dicken Kopfschmerzen wache ich auf und schaue mich in meinem leicht erhellten Zimmer um. Es müsste gerade Sonnenaufgang sein, also halb fünf am Morgen und ich stöhne müde wie genervt, denn das ist zwei Stunden zu früh. Leider war mein Stöhnen zu laut und die Nachtwache bricht durch die Tür mit lauterem Getöse, als es nötig wäre.

„Wo ist der Feind, Hime-sama?!“

Zwei meiner Kissen schnappe ich mir und werfe beide ab.

„Gerade mit Federgeschossen aus dem Zimmer beordert.“

Sehr langsam kommen beide darauf, was ich damit meine. Sie gehen recht niedergeschlagen aus meinem Raum und versuchen die kaputte Tür einigermaßen dabei zu richten. Dass die sich Sorgen machen in allen Ehren, jedoch muss ein Stöhnen nicht gleich bedeuten, dass etwas mit mir geschieht. Okay, wenn man meinen Mund zuhält kann das schon ein Indiz dafür sein, aber ich würde irgendwie Lärm machen, der für meine Wenigkeit unnormal wäre. Irgendwie klingt das falsch in meinem Kopf. Besser ich entschuldige mich bei beiden und lasse sie ins Zimmer, damit sie ruhiger werden und ich für den Tag mich fertigmachen kann. Ohne Adrien habe ich eine große Wärmequelle weniger, sodass ich einen dicken Yukata trage, weil ich mein Zimmer sehr gerne kalt halte – Hitze ist echt nicht mein Ding. Erstmal öffne ich vorsichtig die zerstörte Tür und bitte beide rein, entschuldige mich ordentlich und sage ihnen, dass sie im Zimmer bleiben können, während ich mich schon für den Tag fertigmache. Im eigenen Badezimmer bürste ich mein Haar ausgiebig und bin zufrieden, dass nach zwanzig Minuten das natürliche Fett keine Spuren mehr nachweist – jeden Tag zu duschen wäre eine Verschwendung. Bewaffnet mit einem Waschlappen, lasse ich kaltes Wasser fließen, nässe den weichen Stoff, wringe ihn kurz aus und mache eine Katzenwäsche. Zähne putze ich eine halbe Stunde nach dem Frühstück, denn davor wäre es schwachsinnig. Neue Unterwäsche trage ich nun und lege die alte in den Wäschekorb, den ich morgen spätestens zur hauseigenen Wäscherei bringen muss, damit ich die Waschzeiten keineswegs verpasse. Zurück in meinem Zimmer gaffen mich die beiden Kerle an, aber dies ignoriere ich, denn ich bin es hier gewohnt und die ziehen mich mit ihren Blicken zum Glück nicht aus – anders als Adrien manchmal, wenn er all sein Blut in die untere Region fließen lässt. Heute muss ich als hohe Instanz der Familie Yato mich kleiden, denn das heutige Event ist sehr bedeutsam. Adriens Bewährungsprobe für die gleiche Stellung wie Keisuke, damit er unter den anderen als mein Zukünftiger anerkannt wird, obwohl wir noch Jahre davon entfernt sind, wenn es nach mir ginge, aber nein, ich kann in wenigen Wochen schon wieder von irgendeinem Gegner gejagt werden, der mich tot sehen will. Seufzend schaue ich mir kurz den vorangegangenen Sonnenaufgang an, bevor ich mich für den nachtblauen Wellenkimono entscheide, welcher das Wappen der Familie Yato trägt. Zufrieden mit meiner Auswahl begebe ich mich in mein Arbeitszimmer, während ich noch immer von der Nachtwache begleitet werde. Die hat auch bald ein Ende, sobald Adrien alles heute schafft und wie ich ihn kenne, schafft er es – sein Drang mit mir auf gleicher Stelle zu stehen scheint ein zu guter Antrieb für ihn zu sein. Jedenfalls lese ich mir in Ruhe nochmals die ersten beiden Berichte durch, bevor ich mir den von Masamune zur Brust nehme. Daikis war zwiegespalten, Tetsurous voller Bewunderung und am Ende von Masamunes Bericht weiß ich ehrlich nicht mehr, ob es eine gute Idee wäre den Agreste in die Familie zu lassen – er ist eine Mischung aus Hosuke und Keisuke, wenn ich die drei Sichtweisen mit einbeziehe. Diese Kombination ebnet eher einen Weg, der Neider auf den Plan ruft und zwar welche außerhalb unseres Einzugsgebiets, weil Nachrichten dieser Art schnell die Runde machen. Hoffentlich kommt niemand auf die Idee deswegen Ärger zu stiften, welcher große Konsequenzen nach sich ziehen wird.
 

~ Adrien ~
 

„Adrien, ich bin eher dagegen, dass du ohne mich als Rückendeckung diese Bewährungsprobe machst.“

Plagg hört sich schon fast so an wie Papa, was ich ungern zugebe – immerhin hat der Kwami bisher selten seine Sorgen offenkundig preisgegeben.

„Mache dir keine Sorgen um mich, Plagg, ich habe drei Arbeitstage hinter mir und wenn diese ein Vorgeschmack auf heute waren, bin ich mir recht sicher, dass ich alles schaffe.“

„Trotzdem mag ich es nicht, wenn du mich zurücklässt…“

Weiter kann er seinen Unmut nicht äußern, denn es klopft jemand lautstark an meine Tür und er versteckt sich geschwind, denn die Person tritt direkt ein, ohne auf eine Einladung zu warten.

„Hey, Agreste. Mir stinkt’s zwar, dass du den gleichen Rang wie ich anstrebst, aber ich darf mich heute nur einmal einmischen und werde dir später den Tag zur verfickten Hölle machen.“

Genau was ich gebraucht habe – Keisuke am Morgen. Gerade will ich ihn höflich aus meinem derzeitigen Zimmer befördern, da drückt er mir mit Wucht einen Batzen Papier gegen die Brust, welchen ich automatisch festhalte, allerdings meine Position kaum verändere.

„Irgendwas ist sehr anders an dir, denn ein Hänfling bist du kein bisschen mehr. Scheiß egal – du musst dir eine Truppe an Helfern zusammensuchen, die gewillt sind auf dein Kommando hin dir bei einigen Aufgaben zu helfen. Die Anzahl ist egal – wer mitmachen will, der muss solch ein Blatt ausfüllen, damit wir keine Kacke am Dampfen haben, weil Shirado darauf besteht, dass alles ordentlich gemacht wird. Du hast eine Stunde dafür Zeit, bevor es Frühstück gibt. Bis dann, Agreste.“

Kein Wort konnte ich hervorbringen und er haut wieder ab – wenigstens hat er sich die Zeit genommen mir was zu erklären. Keinesfalls schaffe ich es in einer Stunde alle zu finden, die ich fragen möchte, weshalb ich mir mein Handy schnappe und eben mal eine Nachricht an die schicke, die ich mir vorstellen könnte, dass sie willens und mutig genug sind mir zu helfen, sodass die sich bitte bei mir in zehn Minuten treffen.
 

„Bist du dir sicher, dass wir eine großartige Hilfe sein würden, Adrien?“

„Sicherer kann ich kaum sein, Sabrina. Ihr seid meine Klassenkameraden und wir alle haben unsere unterschiedlichen Stärken – es wäre dumm von mir euch auszuschließen. Dennoch bin ich mir bewusst, dass euch mulmig zumute ist, da es unbekannte Aufgaben sind. Trotzdem würde ich lieber mit euch die Bewährungsprobe durchziehen, als mir unbekannte Mitstreiter zu suchen – zumal ich sogar glaube, dass die mich bewusst behindern würden.“

Allen habe ich je ein Blatt gegeben und dort steht, dass im Falle von Verletzungen und dergleichen man die Familie Yato keineswegs verklagen kann, sollte man zustimmen – für eine gute Behandlung wird allerdings gesorgt. Darunter soll man all die Punkte beantworten, die auf einem normalen Gesundheitsbogen ebenfalls zu finden sind, nur dass auf der Rückseite nochmals als Warnung steht, dass man Körperteile verlieren kann, bevor man seine Unterschrift setzen muss. Deswegen verstehe ich den Unmut bei einigen, denn diese Ungewissheit mit der Gewissheit der Verletzung und vielleicht Verstümmelung bringen Angst sowie Unwohlsein hervor.

„Lächerlich! Äußerst lächerlich! Queen Bee wird sich solch einer Sache keineswegs verwehren – es ist die Aufgabe eines jeden Helden selbst im Alltag heldenhaft zu sein, also mache ich mit.“

Wow, Chloé hat von Shirados Standpauke einiges aus sich herausgeholt, obwohl sie oft noch in alte Verhaltensmuster fällt – doch dann wäre sie keine Chloé Bourgeois mehr. Nach ihren Worten fühlen sich die anderen eher bereit ihre Entscheidung zu fällen und ich habe fast alle beisammen – nur Nathaniel und Marc bleiben noch übrig, die warten, bis die anderen sich soweit aus meinem Zimmer verzogen haben.

„Du und ich sind Dämonenmänner, Adrien.“

Nathaniels Worte lassen mich ihn ungläubig ansehen. Wie kommt er denn plötzlich darauf? Klar, wir beide haben uns ein wenig verändert – er ist ebenfalls gewachsen, hat jedoch nur ein bisschen Muskelmasse erhalten und seine Haut hat ein wenig an Farbe gewonnen. Würde man die leicht spitzen Ohren, die scharfen Zähne und die intensive Augenfarbe weglassen, könnte man meinen, dass die Pubertät es eher gut mit ihm gemeint hat.

„Ähm…, was Nathaniel damit meint, dass ihr beide keine Menschen im herkömmlichen Sinne mehr seid.“

Beide scheinen mir irgendwas damit sagen zu wollen, was mein Gehirn im Augenblick kaum verarbeitet und ich sie nur weiter ansehe, als wäre ihnen gerade eben je ein dritter Arm gewachsen.

„Anscheinend weiß er das nicht oder er ist davon geplättet, dass wir drei einer anderen Spezies angehören. Ganz ruhig bleiben, Adrien. Atme erstmal tief ein und halte die Luft solange es geht in deinem Körper, bis du ausatmest. So ist es gut – wiederhole diese Schritte, bis du bereit bist zu zuhören.“

Instruktionen von einer ruhigen Stimme zu folgen klappt besser, was ich in einigen Sekunden spüren kann. Ruhiger in Gedanken bin ich geworden und sehe die beiden an.

„Soll das eine Art Witz sein?“

Marc zuckt zurück und sogar Nathaniel wirkt angespannter auf meine gestellte Frage, weshalb ich innehalte, denn harsch ausgesprochen habe ich sie keineswegs, oder?

„Mitnichten, Adrien, es ist kompliziert. Auf alle Fälle bist du seit dem Vorfall mit den Babys ein Dämon geworden oder kurz danach zumindest. Zudem bist du nicht nur ein Alpha, sondern ein Herrscher – die höchste männliche Klasse eines Dämonen. In unserer Altersklasse wärst du damit der Befehlsgeber von uns, da wir uns deinen Worten niemals entziehen könnten.“

„Stopp! Halte genau an dieser Stelle an, Marc. Nie würde ich euch Befehle erteilen und euch somit euren eigenen Willen rauben. Anscheinend bin ich zu dieser Art Dämon geworden, ohne es direkt zu wissen, was diese Veränderung bewirkt. Gibt es einen anderen Weg? Euch beiden würde ich echt ungern mit Befehlen bombardieren müssen.“

Ihre defensive Haltung geben sie auf und wirken entspannter auf mich – gut so, denn die Körperhaltungen vorhin waren mir zu unangenehm.

„Würdest du uns als Clanmitglieder akzeptieren, eine Art Familie, wie Oma und Opa sie gegründet haben, dann kannst du uns in Notsituationen noch Befehle erteilen, sonst nicht mehr.“

Diesen Schritt kann ich eher akzeptieren und wir machen es einfach – später kann ich mir mehr über all den Dämonenumstand nachfragen, jedoch ist es heute wichtiger meine Bewährungsprobe zu bestehen.
 

Nachdem ich die Anmeldungen meiner Klassenkameraden abgegeben habe, lächelt mich Hosuke stolz an, was mir wiederum ein seltenes Gefühl von Vaterliebe hochkommen lässt. Papa ist selten für mich da und wenn ich jetzt schon durch den Yakuzaboss solch ein Gefühl erhalte, ist es mit ihm und mir wirklich schwer geworden. Vom Frühstück geht es in eine Untergrundarena und ich bekomme eine halbe Stunde, um mich mental vorzubereiten sowie meine Ausrüstung zu wählen – je weniger Schutz ich auswähle, desto besser fällt meine Bewertung aus. Gilt dies als Anfangsaufgabe? Viel Auswahl habe ich keineswegs und die Nachricht an der Wand zeigt deutlich, dass die Mitglieder von Shirado dafür gesorgt haben – ihre Einmischung haben sie also aufgebraucht. Je weniger…, dann fällt meine Wahl simpel aus – eine Trainingshose mit Flammenmustern in schwarz und einen Kampfstab nehme ich mit mir. Dafür muss ich jedoch alles andere ausziehen, damit ich den Regeln gerecht werde. Merkwürdiges Gefühl, mal keine Socken zu tragen, wenn man gleich kämpft. Na ja, ändern kann ich den Umstand kein Stück und warte darauf, dass das Tor aufgeht, damit ich loslegen kann.
 

~ Hosuke ~
 

„Verehrte Clanmitglieder, verehrte Gäste – wir haben eine der seltenen Gelegenheiten erhalten und zwar eine Bewährungsprobe für den Posten des Nachfolgers unseres geehrten Yato-sama und somit die Stellung des Sohnes! Heute stellt sich Adrien Agreste oder Agreste Adrien dieser Probe und gleichzeitig finden wir heraus, ob er es wert sein wird, die Zukunft mit unserer geliebten Hime-sama verbringen zu dürfen!“

Yoshitsuge ist regelrecht aufgeregt, aber wer kann es dem alten Mann verübeln? Solch ein Ereignis gab es nur ein einziges Mal bisher in unserer Familie und das liegt Jahrzehnte zurück. Selbst er war zu dem Spektakel noch nicht da.

„Zuerst begrüßen wir unseren Anführer – Hosuke Yato-sama!“

Nun heißt es die Formalitäten ordentlich abzuhaken und ich trete in die Arena, damit ich winkend meinen Weg zu meinem thronähnlichen Sitzplatz machen kann. Dort angekommen, drehe ich mich zu allen um und schaue sie an – es sind tatsächlich alle eingetroffen – ich hoffe, dass die ganzen Geschäfte heute reibungslos verlaufen werden.

„Meine Kinder, Freunde, Brüder und Schwestern! Ihr habt eure Wetten abgeschlossen – nur vier Personen haben für Adrien gestimmt und ich gehöre zu der wenigen Mehrheit. Mehrheit habe ich deswegen als Beschreibung genommen, weil es besser klingt und dieser Umstand unser neues Mitglied anspornen soll. Da Shirado davon nichts weiß und ebenso unsere Gäste, kann ich davon ausgehen, dass ihr alle gegen ihn gestimmt habt – eine Schande. Euer Anführer ist nämlich sehr angetan von dem jungen Agreste und würde es mehr als nur begrüßen, wenn er Teil der Familie wird. Er wird euch heute zeigen, dass ihr ihn alle unterschätzt habt und ich freue mich sehr, wenn ich gewonnen habe – denn ihr kennt den Wetteinsatz – wer verliert muss ein Jahr lang umsonst jeden Tag zu den Wettgewinnern kommen, ihnen einen kleinen Snack bringen und sich für seine falsche Einschätzung entschuldigen. Wer die anderen drei sind verrate ich kein Stück, aber ich kann ihnen versichern, dass sie gewinnen werden. Mein Vetorecht aktiviere ich jetzt direkt schon, indem ich euch allen den Mund verbiete – niemand stört den Ablauf der Bewährungsprobe – ihr dürft natürlich jubeln und euch freuen oder Enttäuschung zeigen. Schlimmere Ausschreitungen lassen euch direkt dazu verdonnern, dass ihr umziehen müsst und zwar mit mir nach Hokkaido. Ausnahmen werden keine gemacht – die, die sich freiwillig gemeldet haben erhalten dadurch sogar die Möglichkeit sich umentscheiden zu können, aber ihr benehmt euch sicherlich außerordentlich gut, sodass wir keineswegs dazu kommen müssen.“

Direkt übergebe ich das Wort wieder an Yoshitsuge und bin erstmal fertig mit der Bewährungsprobe, bis der Junge gewonnen hat.

„Dies war unser Oberhaupt, Yato-sama! Weiter geht es mit demjenigen, welcher die Blutlinie der Yato beendet und trotzdem uns glorreich gegen andere Familien verteidigt – Keisuke Yato-san!“

Mein eigener Sohn tritt alleine in die Arena und ich bin deswegen überrascht, denn er nimmt seine Betthäschen sonst überall mit hin. Lässig winkt er allen zu und setzt sich auf seinen Platz. Null Worte spricht er aus, aber eine Geste zeigt deutlich, dass er gegen Adrien ist. Okay, Sohn, du wirst dich wundern, wie gut der Junge aussehen wird.

„Bezaubernde Schönheit, musikalische Melodie, himmlische Erscheinung – hier kommt unsere einzigartige Hime-sama!!!!“

Muss ich mich noch wundern, wenn selbst eines der ältesten Mitglieder so hin und weg von Shirado ist, dass die Ankündigung von diesem dermaßen hoch angestrebt wird? Normalerweise nicht, jedoch heute scheint ein Tag der Wunder zu werden. Anstatt grazil einzutreten stampft unsere Prinzessin ziemlich sauer auf Yoshitsuge zu, reißt ihm stumpf das Mikrophon aus den Händen und wendet sich allen zu.

„IHR seid ein Haufen Idioten, die alle von mir Enttäuschung zu spüren bekommen! Wie könnt IHR es wagen Wetten abzuschließen und dann auch noch so viele gegen Adrien?! EUCH könnte ich gerade einzeln einige wüste Standpauken entgegen donnern! Schämt EUCH gefälligst in Grund und Boden – mit EUCH rede ich erst wieder, wenn ich einzeln eine persönliche Entschuldigung zu sehen UND hören bekommen habe und zwar gegenüber Adrien!“

Merkt man mir an, dass ich mich gerade meinem eigenen Sohn etwas nähere, damit ich der momentanen Furie mit dem Namen Shirado genügend Platz biete?
 

~ Adrien ~
 

Bevor Shirado noch mehr sagt, was andere zur Verzweiflung bringt, gehe ich hinaus, ohne angekündigt zu werden. Immerhin geht es hier gerade um die Reputation von meinem Blondchen. Kurzerhand schnappe ich mir den älteren Herren, bitte diesen um Entschuldigung, weil ich ihn hinter mir schiebe und nehme mir das Mikrophon von meinem Kleinen.

„Was Shirado damit meint – ihr solltet keine Wetten abschließen, denn diese sind keineswegs gut für den Zusammenhalt der Familie. Achtet in Zukunft bitte darauf, denn nur wenn ihr alle als eine Familie handeln könnt, schafft ihr es, eure Ziele umzusetzen. Klar, heute kommt da so ein ausländischer Junge an und will direkt den Nachfolger von eurem Anführer ersetzen – ich wäre auch gegen diesen, würde ich einer von euch von Anfang an sein. Allerdings liebe ich Shirado mit meinem ganzen Sein und ohne eure Zustimmung diesen zu heiraten, würde über uns ein Schatten hängen. Deswegen bitte ich euch darum die Wette abzublasen. Nicht nur wegen Shirado oder mir, sondern um euch einen Gefallen zu tun, denn eine zusammengeschweißte Familie ist effektiver, angenehmer und wundervoller, als eine zerrüttete.“

Nochmals entschuldige ich mich bei dem älteren Mann für mein Eingreifen und gebe ihm das Mikrophon zurück, nur um im nächsten Augenblick ein leichtes Gewicht an meinen Körper zu spüren, welches sich an diesen drückt.

„Du hast die fünfte Aufgabe gerade bestanden, ohne überhaupt angefangen zu haben, Adrien. Ich liebe dich.“

Die Umarmung von meinem Kleinen erwidere ich daraufhin und küsse seinen Haarschopf, bevor ich ihn von mir löse.

„Wieso hast du überhaupt so wenig an?“

„Gehört dazu, soweit ich es verstanden habe. Deine Leute haben ihr Recht genutzt, damit ich wenig Auswahl hatte und je weniger ich anziehe, desto höher würden meine Bewertungen ausfallen – aber die Trainingshose ist wirklich zu eng im Schritt.“

Bei meiner letzten Bemerkung kichert er und klapst mir leicht gegen die Brust, ehe er mir einen Kuss gibt und seinen Platz annimmt.

„Wir haben ihn alle gehört – ihn alle gesehen und wissen jetzt, weswegen er so stark ist – Adrien Agreste ist in die Arena getreten!“

Eher war die Ansage mir gegenüber wohl anders gedacht und dieser Yoshitsuge musste seine zurechtgelegten Worte ändern. Jedenfalls bin ich froh, dass es endlich richtig losgehen kann, da ich schon recht aufgeregt bin. Meine gewohnten Atemübungen führe ich durch und blende das Gemurmel außerhalb des Arenabodens aus. Für die Bewährungsprobe muss ich konzentriert sein.

„Weil der Kandidat Nummer Fünf wie Null bestanden hat, können wir direkt die erste Aufgabe angehen!“

Viele gut ausgerüstete Männer betreten die Fläche und ich muss deswegen ziemlich zurückweichen, bis ich an einer Wand der runden Arena bin.

„Dreißig Runden wird gekämpft. Jede Runde steht für die Anzahl an Gegnern, die unser Herausforderer bekämpfen muss. Die Menge an Verletzungen ergeben dann einen Verlust an ausgewählten Kameraden, die in der Nähe von Hime-sama sitzen. Wer gut rechnen kann, der kommt genau auf 465 Personen gegen eine – insgesamt gerechnet. Als zukünftiger Anführer sollte dies kein Problem sein.“

Leicht daherreden kann jeder Mensch. Ob ich überhaupt weitestgehend unbeschadet aus diesem Kampf hervorkommen werde bleibt noch abzuwarten.
 

~ Shirado ~
 

Ganz klar ist das die Handschrift von Keisuke, der extra eine schwere Aufgabe gewählt hat und sein Recht nutzte, sodass Adrien Hilfen verliert. Er kann nur Hilfen verlieren, denn mit der Menge an Gegnern wird er mürbe gemacht. Zuerst taucht einer von Keisukes Leuten auf und er sieht richtig wild aus. Ihn kenne ich noch kein bisschen, weswegen ich keine Ahnung habe, wie diese Runde ausgehen wird. Kaum ertönt das Signal, prescht der wild aussehende Kerl los und mein Blondschopf kann gerade so noch einem dreifachen Angriff entgegenkommen, indem er seinen Kampfstab zur Abwehr nutzt. Jedoch knatscht das Holz extrem laut und dies sollte keinesfalls so sein. Bevor die beiden aber auseinandergehen, packt Adrien seinen Gegner am Hals und drückt ihn mit Wucht auf den Boden, sodass eine Kuhle dabei entsteht. Bis keine Gegenwehr kommt wird der Gegner am Hals festgehalten und erst dann losgelassen, als dieser ruhig atmet. Alle sind ruhiger geworden bei dieser Schaustellung an Kraft. In Handumdrehen ist die erste Runde zu seinen Gunsten ausgegangen und die nächsten erfolgen direkt im Anschluss, bis es langsam schwieriger wird für ihn. Ab fünfzehn Gegnern wären ihm beinahe einige Verletzungen, die ziemlich heftig ausgefallen wären, zugetragen worden. Lediglich seine Wendigkeit sowie Biegsamkeit helfen ihm aus dieser Misere, bis er bei zwanzig Gegnern echt in die Bredouille kommt. Eine Axt durchtrennt augenblicklich seinen Kampfstab und er musste zurückspringen, denn sonst hätte dieser Hieb ihn ebenfalls getroffen.

„Jetzt, Adrien!“

Wieso springt Madame Mendeleiev in den Ring und er hinaus? Hosuke klatscht erfreut über den plötzlichen Wechsel und unsere Naturwissenschaftslehrerin trägt ihren markanten Laborkittel mit einem Trainingsanzug darunter.

„Meine Herren, wenn Sie einen Schüler von mir schon gebrechen wollen, sollten Sie damit rechnen, dass nicht nur ich mich einmische.“

Madame Bustier und Monsieur Damocles – in seinem Eulenkostüm – betreten ebenso die Arena. Verwirrung macht sich breit und unser Oberhaupt lacht schallend. Ah, das Schlupfloch! Jetzt weiß ich, was hier vonstattengeht. Die Lehrer von einem minderjährigen Teilnehmer dürfen unangekündigt eingewechselt werden, sollten diese dies machen wollen. Unsere drei mitgekommenen Lehrkräfte haben dies zu wissen genutzt und zeigen den Männern und uns, was sie tatsächlich können – wobei unser Schuldirektor immer noch recht schusselig ist. Entgegen zu seinen tollpatschigen Siegen, kämpfen die beiden Damen als eine Einheit und schicken nach und nach die Kerle ins Reich der Träume. Lange halten sie trotzdem bei dieser Übermacht nicht durch und müssen inmitten von Runde neunundzwanzig wieder mit Adrien tauschen, der seine Chance nutzt, damit er die restlichen der Runde mühelos besiegt. Runde dreißig sieht allerdings am schlimmsten aus – einige der obersten Bandenführer stehen nun dort, allerdings fehlt da noch jemand, wenn ich richtig gezählt habe. Anstatt jedoch alle auf einmal gegen den Agreste anzutreten, machen sie es ehrenvoll im Duell. Somit kann mein fester Freund seinen Wert der Ehre beweisen, der hoch angesehen wird hier im Land. Bisher dauert diese Runde am längsten und als der vorletzte Gegner seine Niederlage eingesteht, muss ich mit Entsetzen feststellen, dass der schlimmste Kerl aus Keisukes Reihen die Arena betritt – ein Supermensch, der aus einem ehemaligen russischen Forschungslabor von diesem gerettet wurde. Damals wollte eine Spezialtruppe hier Fuß fassen, aber da hat der Trottel diese komplett besiegt sowie gefangengenommen – nacheinander umgebracht, denn die waren sehr gefährlich, bis er einen von denen – einen Forscher – dazu brachte die Lage auszuplaudern. Nach einer Razzia von ihm angeführt, hat er den neusten und letzten der erschaffenen oder modifizierten Kerle – keine Ahnung, ich war da noch jünger – unter seine Fittiche genommen. Der Standort ist komplett zerstört und die Dokumente hier verwahrt, aber bisher war dieser Supermensch eher der Beschützer von Keisuke. Niemals zuvor habe ich diesen kämpfen sehen, denn meistens schafft der Trottel alles alleine. Dennoch glaube ich an Adrien, dass er Ivan besiegen wird.

„IVAN! Vernichte ihn!“

Entgeistert sehe ich meinen Exfreund an und kann es keineswegs fassen, was ich da zu hören bekomme. An sich müsste ich mein Vetorecht einsetzen, allerdings habe ich keine Ahnung, was noch kommen wird, weswegen ich nun in einer Zwickmühle stecke, zumal ich mit diesem noch etwas vorhabe.

„Warte, Ivan! Auch wenn mein Sohn dich gerettet hat und du ihm die Treue geschworen hast – heute darf niemand sterben!“

Nun sagt Hosuke etwas, allerdings hat er kein Veto mehr.

„Es ist schon in Ordnung, Hosuke – Keisuke will wissen, ob ich es gegen wirklich jede Gefahr schaffe zu gewinnen, die auf die Familie zukommt. Darf ich allerdings eine Milderung erfragen?“

„Hmpf! Na gut, dann reicht es halt, wer zuerst am Boden ist.“

Dass der Trottel nachgibt wundert mich, aber gut, dass ist eine gelungene Abwechslung.

„Da bin ich erleichtert, ich wollte Ivan nämlich nicht für sein Leben zeichnen.“

Es herrscht eine allgemeine Stille des Unglaubens, als er diese Worte ausspricht, denn diese Selbstsicherheit war überraschend. Ohne weitere Umschweife beginnt der Kampf und der Grünäugige schließt seine Augen einfach, was mir Angst bereitet. Allerdings ist diese unbegründet, denn er weicht den Angriffen von seinem Gegner mit agilen Bewegungen aus, ehe er einen einzigen Hieb nutzt, um sein stärkeres Gegenüber ungefähr einen Meter über den Boden schlittern zu lassen. Direkt ändert sich die Sitzhaltung von Keisuke, denn er kann es keinesfalls glauben, dass sein selbsterkorener Feind – was ich immer noch schwachsinnig finde – seinen besten Mann in die Defensive zwingt, denn nach dem einen Hieb kam noch ein direkter Tritt, ohne eine Sekunde dazwischen zu lassen. Strauchelnd droht Ivan auf seinen Rücken zu fallen, aber rettet sich noch mit einem Salto. Seinen Stand hat er zurück, jedoch ist der Agreste direkt wieder bei ihm und rammt diesen ohne mit der Wimper zu zucken. Bei der erneuten Gleichgewichtsstörung schafft der Blonde es, den erschaffenen Menschen am Boden zu haben. Nochmals bedeckt Stille die Arena, bis unsere Klassenkameraden in Jubel ausbrechen und ich direkt mitmache. Erleichtert lächelt uns unser Klassenkamerad zu und wendet sich dann an seinen besiegten Konkurrenten.
 

~ Adrien ~
 

Erleichtert bin ich ohne Ende, denn beinahe hätte ich die Kontrolle verloren und meinem letzten Gegner zu sehr geschadet. Der erste Hieb meinerseits wäre beinahe zu stark gewesen, sodass ich sein Herz in der Hand hätte. Kiyomasa konnte mich zum Glück noch davon abhalten – wie er es auch immer schaffte, ich bin ihm sehr dankbar. Ivan halte ich eine Hand hin, die er zögernd annimmt und ich ihm aufhelfe.

„Dein erster Schlag gegen mich…, ich wäre tot, oder?“

Seinen starken Akzent kann ich heraushören, aber das macht nichts, denn ich verstehe ihn trotzdem.

„Ja, leider wäre dem so. In letzter Sekunde bremste ich noch ab, denn ich will niemanden umbringen, solange es keinen triftigen Grund gibt, wie die Sicherheit von Shirado.“

Erstaunt sieht er mich an, ehe er Verständnis zeigt und dann Ehrerbietung, indem er sich mir gegenüber tief verbeugt.

„Sollte mein jetziger Meister gegen dich verlieren, wäre ich glücklich dir zu dienen.“

Mit diesen Worten lässt er mich stehen und begibt sich auf den Weg zurück, von dem er gekommen ist. Verbeugend – als ob ich eine Show abgeliefert hätte – wende ich mich den Dreien auf den Thronplätzen zu. Dank Madame Bustier, Madame Mendeleiev sowie Monsieur Damocles konnte ich diese Runde bestehen – jedoch sind sie nun raus aus dem System, weil sie ihren Part beigetragen haben.

„Der Herausforderer hat Aufgabe Eins bei voller Gesundheit bestanden – eine perfekte Bilanz, die es noch nie in der Geschichte dieser Prüfung gab. Wie er wohl die weiteren Aufgaben angeht? Wir dürfen gespannt sein. Direkt erfolgt der Parcours des Seelenfriedens!“

Dieser Yoshitsuge lebt ja richtig auf in seinem hohen Alter, was mich schmunzeln lässt. Man deutet mir an, dass ich zum Aufgang gehen soll, der zu den Thronplätzen führt, weil nun die Arena den Boden wechselt. Kurzum sinkt der Sandboden tief – sehr tief, wenn ich mir das so von meiner Position aus ansehe – bevor eine merkwürdige Konstruktion den neuen Platz annimmt, die recht bizarr auf mich wirkt. DAS dort soll ein Parcours des Seelenfriedens sein? Eher ein Pfad zum Tod, …deswegen also Seelenfrieden. Flammen schießen hier und dort hervor. Man kann sogar Elektrizität hören und klirrende Kälte spüren. Selbst starker Wind – neben den metallenen Stacheln an einigen Teilen vom Parcours sowie Waffen – ist vorhanden. Oh man, das wird heftig.

„Nur ein wahrer außenstehender Nachfolger von der Familie als Oberhaupt muss es hierdurch schaffen. Sobald der Herausforderer dies lebendig erreicht, hat er ordentlich Respekt verdient.“

Dass diese Yakuzafamilie besonders ist, war mir bei dem ersten Treffen mit Hosuke klar – doch das Gebilde grenzt an Wahnsinn. Lamentieren in Gedanken kann ich später, ich sollte den allen zeigen, dass mich nichts abschreckt, um bei meinem Blondchen zu bleiben. Besitzergreifend zu denken halte ich nicht mehr zurück, denn solange ich es kein Stück auslebe darf ich so denken, damit ich mich ausgeglichener fühle – zumal der Finsterlord sowie der Dämon in mir meistens diese Gedanken hervorbringen. Nichtsdestotrotz weiß ich ebenfalls, dass das Böse in mir genauso denkt. Viel dagegen habe ich keinesfalls, zumal ich Shirado manchmal tatsächlich von mir aus anketten möchte, allerdings wäre dies falsch und so gleichen die anderen Parteien in mir sowie ich uns aus. Außerdem denke ich, dass die dämonische Seite mir hilft, besser die anderen beiden unter Kontrolle zu halten. Hinsichtlich beim Parcours wäre ich beinahe in Flammen gehüllt gewesen, hätte das Böse mich nicht rausgeworfen. Irgendwie finde ich es merkwürdig, dass solch etwas, welches an sich gegen erfüllende positive Ereignisse ist, mir hilft weiterhin zu leben. Einige Stellen sind wirklich knifflig und ich wäre oft gezeichnet worden – am Ende schaffe ich es durchzukommen und habe nur blaue Lippen, weil der eisige Part bei meiner wenigen Kleidung heftig war. Zum Schluss muss ich durch Ringe springen, die noch ein Geheimnis aufbewahren, sobald ich vom höchsten Punkt aus durch diese falle. Es hilft nichts – Augen zu und durch. Hitze, Elektrizität sowie Kälte spüre ich regelrecht an meinem Körper, bis ich von Wasser umgeben bin und schnell auftauche sowie den Rand erreiche. Dort erwartet mein Kleines mich mit einem Handtuch. Seine Augen scheinen voller Sorge gewesen zu sein, ehe diese sich in Erleichterung wandelt, nur um am Ende mit Tränen gefüllt zu werden. Ohne zu zögern drücke ich ihn an meinen noch nassen Körper und wiege ihn ein bisschen. Er hat wohl gedacht, dass ich sterben würde und nun muss er das erst mal verarbeiten, dass seine schlimmsten Befürchtungen keineswegs eintraten.

„Ruhig, Kleines, ruhig. Mich wirst du so schnell nicht los.“

Scherzhaft äußere ich diese Worte und siehe da, er lächelt deswegen ein bisschen, auch wenn seine Tränen weiterhin laufen. Diese wische ich, nachdem ich sein Gesicht in meinen Händen halte, mit meinen Daumen weg, ehe ich Nachzügler mit Küssen keine Chance gebe, bis ich ihn innig seinen Mund versiegle. Ruhiger wird er endlich und trocknet mich persönlich ab, was für Getuschel sorgt, wir es aber ignorieren, da wir einen Moment für uns haben. Weil er nicht an meinen Kopf so einfach kommt wie früher, knie ich mich hin und er tupft meine Haare sanft, bevor er das Handtuch um meinen Hals legt sowie mit einem Kuss auf die Stirn gibt. Motivierter als sowieso schon nicke ich ihm mit stolzer Entschlossenheit zu und er geht zurück zu seinem Thron, um sich hinzusetzen als wäre die Szene mit uns beiden nie passiert. Typisch mein Blondchen – erst Theater machen und dann so tun, als ob andere nie gesehen hätten, dass es irgendwas zu sehen gab, wenn er keine Show vorher plante – seine Unsicherheit sickert dabei eher durch, was er zu maskieren weiß – besonders bei einem Haufen Yakuza.
 

„Während Hime-sama sich aufopferungsvoll um den Herausforderer kümmerte, haben wir schonmal die nächste Prüfung vorbereitet – der Lauf des Überlebens! Die Regeln sind recht simpel – zwei aus dem Gefolge von Adrien Agreste müssen diese großen Laufbänder konstant bewegen, damit die Brücke, welche bis zum anderen Ende des tiefen Lochs reicht, sich nicht allzu sehr zurückzieht und er es zum anderen Teil schafft, um dort eine Schale reinen Sakes zu trinken – aus der hiesigen Auswahl – um die ungekennzeichnete Flasche unserem Hosuke-sama zu bringen. Dies muss innerhalb von zehn Minuten gelingen.“

Uff, das wird hart, denn ich habe keine Ahnung von Sake und das kleine bisschen Wein, welches ich zu mir nehme, hatte bisher nie viel Alkohol in sich, weswegen ich den alkoholischen Traubensaft ja zu mir nehme. Bestimmt torkele ich nachher die ungesicherte Brücke zurück. Diese Prüfungen haben es in sich.

„Kim und Alix – würdet ihr aushelfen?“

Unsere zwei sportlichsten Klassenkameraden stimmen direkt zu und gehen den Weg hinunter, um ihre Plätze einzunehmen. Lange dauert es nicht, denn das Startsignal ertönt und die zwei verlieren fast ihr Gleichgewicht, als die Laufbänder extrem flott loslegen und die Brücke schon ein Viertel zurückgelegt hat. Wow, das muss echt anstrengend sein, dieses Lauftempo konstant zu halten. Ich gehe erstmal nur ein Drittel der Brücke ab, denn Vorsicht ist besser als Nachsicht, bis der Rückzug stoppt und die Brücke langsam an Länge gewinnt. Unsere Klasse feuert die zwei Läufer an und dies treibt sie an noch eine Schippe draufzulegen. Zehn Minuten sind wenig für diese Prüfung, denn bei der Auswahl an Sake, müsste man die dreifache Zeit erhalten. Immer der Nase nach, denke ich mir mal und weit rechts im äußeren Bereich der vorhandenen Landmasse, erinnert mich der Duft von einem Sake etwas an Shirado. Diesen trinke ich direkt und bekomme Lust, mein Kleines zu beschnuppern. Unsere getrennten Tage sollen ab heute ein Ende haben und ich nehme diese Flasche mit, bis mir noch ein Geruch auffällt – der erinnert mich an Keisuke. Ein weiterer an Hosuke und diese Schalen leere ich ebenfalls, um drei Flaschen einfach mitzunehmen. Gemurmel ignoriere ich konstant und springe den winzigen Abstand zwischen Plattform und Abgrund auf die Brücke, bis ich das Zeichen gebe, dass beide aufhören können zu laufen und ich somit regelrecht von der Geschwindigkeit mitgezogen werde, mit der die Brücke ihren Rückzug meistert. Kurz vor Schluss springe ich ab und lande zum Glück sicher auf meinen Füßen. Alix und Kim sind durchgeschwitzt und keuchen stark, geben mir jedoch ein Zeichen, dass es ihnen gut geht. Um diese zwei kümmere ich mich gleich – erstmal muss ich diese Flaschen an die richtigen Personen bringen und bitte um das Mikrophon von Yoshitsuge, der es mir überrascht aushändigt.

„Drei Flaschen habe ich deswegen mitgenommen, weil mir die Gerüche in die Nase flogen. Selbstverständlich war der erste von Shirado, der liebliche Duft von ihm, der mich oft um den Verstand bringt war bei diesem Sake vorhanden. Überrascht war ich, als ich den scharfen Geruch von Keisuke bei einem Sake wahrgenommen habe sowie den erdigen von Hosuke. Darum habe ich diese drei Flaschen mitgebracht, denn deren eigener Duft war in diesen drei Sorten zu erkennen – allerdings gebe ich zu, dass mir der von meinem Blondchen am besten gefällt.“

Empört schmeißt Genannter mir eines seiner Kissen entgegen, welchem ich lachend ausweiche, weil er knallrot geworden ist. Beiden Männern halte ich die jeweilige Flasche hin, öffne die von mir erstgenommene und stoße mit denen an, zu Überraschung von Vater sowie Sohn. Wir exen die Flaschen, geben der Luft in uns die Chance zu entweichen – was Shirado das Gesicht verziehen lässt – und nicken uns respektvoll zu, wobei ich doch recht beschwipst bin von dem Sake. Hätte nie gedacht, dass eine kleine Flasche solch eine Wirkung haben könnte. Egal, ich fühle mich super – zum Horror meiner Klassenkameraden und Lehrer, dass ich freiheraus Alkohol zu mir nehme. Unbekümmert zucke ich mit meinen Schultern und bedanke mich noch bei Kim sowie Alix, ehe ich das Mikrophon zurückgebe.

„Hosuke-sama sowie Keisuke-sama haben den richtigen Sake erhalten, obwohl nur der von Erstgenanntem geholt werden musste, wobei wir den Lieblingssake von Adrien Agreste nun kennen.“

Na ja, Sake finde ich zu intensiv und würde Wein immer noch vorziehen, jedoch kann ich mit der Sorte recht gut leben. Falls ich die Prüfung tatsächlich gewinne – wovon ich ausgehe – denke ich, werde ich mich mit den Jahren an Sake gewöhnen können.
 

~ Shirado ~
 

Kopfschüttelnd kann ich bei dem Männerritual nur agieren. Manchmal glaube ich echt, dass Adrien zu sehr übertreibt für mich, dennoch lässt mein Herz mir keine Ruhe, denn es schlägt gerade wegen dieser männlichen Art wie verrückt. Blöde Hormone und Geschmacksentwicklung von mir. Manchmal frage ich mich, wie mein Männergeschmack wäre, hätte ich nie Kontakt mit der Monsterwelt gehabt sowie Keisuke. Darüber nachzudenken bringt im Moment auch nichts und ich halte dem Agreste mein Glas Wasser hin, welches er ebenfalls ext wie die Flasche Sake. Dass er gerade die drei Sorten am Geruch erkennen konnte, die an uns angelehnt sind, wundert mich dann doch ein klein wenig. Sie sind sehr speziell und kommen nur im Clan vor, weswegen er dies vorher niemals wissen würde. Erstaunlich finde ich dieses Talent allemal und ich sollte darauf achten, dass ich in Zukunft immer Deo bei mir habe, sollte ich zu sehr schwitzen, damit seine empfindliche Nase funktioniert.

„Kommen wir nun zum Treppchen der Prüfungen – unsere drittletzte Herausforderung ist der Mut zur Entscheidung! Verschiedene Situationen kommen auf und Adrien Agreste muss sein Gefolge weise einsetzen, damit die Gesamtsituation positiv aufgelöst wird. Dafür wird die nächste Plattform spezielle Stationen aufweisen, damit der Herausforderer erahnen kann, was auf ihn und seine Leute zukommt. Um noch darauf hinzuweisen – wie zuvor scheiden die eingesetzten Personen komplett aus, sobald sie eingesetzt wurden.“

Mein Lieblingsteil kommt – ein ruhiger, welcher Organisationstalent sowie Führungsstärke beinhaltet – wobei Yoshitsuge besser bei der vorherigen Prüfung die Erinnerung vom Verlust von Gefolge hätte geben können – sein hohes Alter macht sich dann doch langsam bemerkbar. Dieses Mal erhält der Grünäugige einen Platz zwischen uns, denn so kann er alles sehen. Noch bleiben die Leute, die für einige Situationen eingeteilt wurden ruhig, bis das Startsignal ertönt und mein fester Freund seine Kameraden aufteilen muss. Max und Markov werden direkt zu den hysterischen Computerbesitzern geschickt, die voll das Chaos haben, weil diese alle Daten verlieren. Andere brauchen Besorgungen und dies übernimmt Sabrina mit Leichtigkeit, weil sie Erfahrung besitzt. Rose wird zur Motivation eingesetzt, denn eine Gruppe hat andauernd verloren und braucht Aufmunterung. Bei jemand anderem sitzt Juleka, die einfach zuhört und auch nachfragt, damit die Person sich verstanden fühlt. Mylène sorgt dafür, dass niemand mit anderen zusammenstößt, da ihr die Sicherheit aufgetragen wurde. Dies macht sie hervorragend, wie ich finde. Nino wird dorthin geschickt, wo eine Band Schwierigkeiten hat den richtigen Ton in eine Maschine zu bekommen, während Marc ebenfalls dabei ist, damit die Lyrics vollendet werden – wobei auch Luka hilft, der die Gitarren ordentlich stimmt, weil die Bandmitglieder echt unter Stress zu stehen scheinen. Unterdessen organisiert Alya die restlichen Fehler durch die Leute, telefoniert und recherchiert gleichzeitig nebenbei, sodass Marinette bei der Herstellung von einem Outfit entspannt arbeiten kann, welches andauernd verändert werden muss, wegen einer Kundin. Fast alle aus unserer Klasse – sowie zwei aus anderen – hat Adrien gezielt eingesetzt und jetzt heißt es zu warten. Zwanzig Minuten später wurden alle Probleme mühelos gelöst. Kein einziges ist noch offen und somit hat er bewiesen, dass er Führungsqualitäten besitzt, die Stärken sowie Schwächen seiner Untergebenen wohlweislich einspannt, wenn er den Ablauf organisiert und hat somit diese Runde gewonnen.

„Spektakulär, wie er seine Leute einsetzte und alles zu einem gelungenen Gesamtwerk wurde. Was für ein unbeschriebener Diamant – doch wird die vorletzte Prüfung ihm genauso gelingen? In unserem Metier ist es unabdingbar, dass man sein Gegenüber einschüchtert. Ohne die Einschüchterungstaktik wären viele von uns schon unter der Erde. Doch wie wird Adrien Agreste sich mit seinen letzten drei Leuten unserem unerschütterlichen Wall stellen? Noch nie hat er nachgegeben – noch nie kam er ins Schwitzen – noch nie gab er klein bei – hier ist Gyoren Masaka!“

Gyoren ist an der Reihe? Damit habe ich keineswegs gerechnet – selbst ich beiße bei ihm auf Granit, weshalb ich bei ihm eher auf niedlich mache und so alles erhalte, was ich von ihm brauche – immerhin ist er für die Budgets zuständig und ein wahrer Mathematikkünstler. Selbst seine Vorahnungen auf dem Börsenmarkt treffen immer zu. Deshalb schwimmt die Familie Yato noch mehr in Yen, Dollar sowie Euro als sowieso schon. Unbeirrt setzt Gyoren sich auf das Sitzkissen, welches für ihn bereitgestellt wurde, während Chloé, Ivan, Nathaniel sowie mein Freund vor ihm stehen und eine Besprechung abhalten.

„Möge diese Runde nun beginnen! Zehn Minuten laufen ab jetzt!“

Prompt setzt Chloé ihre beste Erniedrigung ein, wobei man auch eher die schlimmste wählen könnte. Unbeeindruckt schaut der Finanzleiter sie an und schlürft seinen bereitgestellten Tee. Genervt faucht die Blondine am Schluss und Ivan versucht es mit seiner Gestalt, ihn einzuschüchtern. Leider klappt diese Methode kein bisschen, denn Gyoren bietet selbst Hosuke die Stirn. Imposant baut sich Nathaniel vor diesem auf und versucht es mit einem tödlich wirkenden Blick, der keine Regung hervorruft. Abschließend beugt Adrien sich vor und flüstert diesem wohl einige Sätze ins Ohr. Hochrot läuft der steinerne Mann an, prustet seinen Tee heraus und sieht regelrecht geschockt aus. Siegessicher grinst der Grünäugige nur und bedankt sich für die Hilfe bei allen, die er ab jetzt keinesfalls nutzen darf. Als Gyoren gefragt wurde, wieso er denn fassungslos wurde, rannte dieser einfach aus der Arena und gelassen steht der Agreste in der Gegend herum, so als ob das Geschehen gerade eben kein Stück außergewöhnlich war.

„…ich bin ehrlich gesagt sprachlos. In binnen von vier Minuten…, ich bin sprachlos.“

Selbst Yoshitsuge weiß keine ordentliche Beschreibung zu nutzen, was irgendwie lustig wirkt. Nichtsdestotrotz hat er eine Aufgabe, die er erfüllen muss und es kommt zur finalen Herausforderung.
 

~ Adrien ~
 

Leichter hätte ich die letzte Runde gar nicht gewinnen können, wenn solch ein stoischer Mann mein Gegner war. Diesem einfach ausführlich zu berichten, was ich vorhabe, sobald Shirado und ich wieder vereint sind, hat komplett ausgereicht, damit er sogar flieht. Am liebsten hätte ich noch einige Fantasien ihm erzählt, weil ich richtig Lust darauf hatte, aber gut, so bleiben diese erstmal mein Geheimnis. Nachdem Yoshitsuge seine Stimme wiedergefunden hat, präsentiert er die letzte Prüfung – einen Kampf zwischen Keisuke und mir. Dieser hatte sein Vetorecht schon bei seinem russischen Mitglied eingesetzt, damit er diesen reinschicken darf – warum auch immer – allerdings überrascht mich eher, dass mein Kleines nun seines nutzt und dies mit einem sehr ungewöhnlichen Wendepunkt der Ereignisse.

„Vetorecht Shirado Ishida-Kato-Fleur, alias Hime-sama – Adrien Agreste kämpft nicht nur gegen Keisuke, sondern gegen Hosuke und mich ebenfalls.“

Lautes Getuschel ertönt und er braucht nur einen Fächer auffächern, da herrscht Totenstille.

„Sofern mein fester Freund es schafft uns alle zu überwältigen, ist er rechtmäßig das neue Oberhaupt von der Familie Yato. Da er mich heiraten will und ich den Platz der verstorbenen Frau von Hosuke eingenommen habe, wäre dies der einzig schlüssige Weg, damit ihr alle einseht, dass weder er oder ich nur aus einer Laune heraus zur Familie gehören. Der Grundgedanke der letzten Prüfung bleibt bestehen – jedoch ist der Bonus weit höher, wie auch der Schwierigkeitsgrad.“

Warum muss mein Kleines solch eine absurde Idee erhalten und mir das Leben noch schwerer machen? Zudem habe ich keine Ahnung, wie ich gegen ihn kämpfen sollte, zumal er keine Kampferfahrung hat. Dahingehend bin nicht nur ich überrascht, sondern auch alle Mitglieder der Yakuzafamilie, die hier sind – besonders aber Hosuke sowie Keisuke. Unberührt legt Shirado seinen Kimono ab und präsentiert ein neues Gymnastikoutfit, welches ich von ihm noch gar nicht kenne. Will er mich etwa ablenken, während die beiden anderen mich verdreschen? Sollte dem so sein, macht er das sehr gut. Ungläubiges Lachen bringt mich jedoch zurück zu der Tatsache, dass ich neben Keisuke die anderen zwei auch als Gegner habe.

„Anscheinend hat Babe von Anfang an geplant, dass du die oberste Spitze erreichst. Na gut, wenn ich schon meinen Sitz verlieren sollte, dann mache ich es ehrenvoll.“

Ohne Umschweife zieht er seine Kleidung aus, bis er nur noch Boxershorts anbehält und der Haufen seiner Kleidung bildet eine recht tiefe Kuhle im weichen Sand, der das neue Feld bildet. Gleichsam zieht sein Vater ihm nach und ich muss schlucken, denn beide sind rein körperlich weitaus muskulöser als ich, wobei die schmächtig grazile Gestalt von der sogenannten Hime-sama einen merkwürdigen Kontrast zwischen den beiden Männern bildet.

„Lange habe ich keinen Kampf mehr gehabt – hoffentlich bin ich noch nicht eingerostet – hoho.“

„Ach was, alter Mann, du bist von uns aus gesehen der stärkste von uns Dreien. Babe kann sowieso keinen ordentlichen Schlag ausführen. Au! Wofür war das?!“

„Koste mich keine weiteren Nerven, Keisuke, halte deinen Mund und fangen wir endlich an, denn ich will tatsächlich wissen, ob Adrien das erreicht, was ich meine in ihm zu sehen.“

Druck in diesem Outfit aufzubauen und auch noch unschuldig zu mir sehen – du machst mich jetzt schon fertig, Kleines. Jedenfalls nehmen alle drei unterschiedliche Kampfpositionen an und das heißt, dass drei unterschiedliche Stile auf meine Wenigkeit zukommen werden. Beide Männer greifen gleichzeitig an und ich konnte gerade so in Deckung gehen, denn sie waren unglaublich schnell in meiner Nähe. Selbst die Luft braucht etwas um mit Druck hinter ihrem Schlag nachzukommen und ich muss schnell einen Ausweg finden, denn ihr nächster Angriff ist schon in der Ausführung. Kurzum wirble ich meine Beine herum und bringe sie aus ihrer Balance, da ich beide treffe und sie gegeneinanderprallen, damit ich wegspringen kann. Abstand zwischen uns zu bringen hat wenig genutzt, denn Shirado hängt an mir. Wie hat er es geschafft leise sowie unbemerkt an meinen Körper zu kommen.

„Hallo, mein fast Verlobter. Deine Deckung solltest du nicht vernachlässigen. Es sei denn, du wolltest extra ein klein wenig mit mir alleine auf diesem Kampffeld sein.“

Hauchend und mit ziemlich sexiger Stimme erregt er mich stark und ich verliere die Konzentration, sodass ich zu spät mitbekomme, dass er von mir wieder weg ist und zwei geballte Fausthiebe meinen Bauch treffen. Kurz werde ich hochgeschleudert und falle wie ein nasser Sack auf den Boden, auf dem ich mich aufraffe und erstmal meinen Mageninhalt leere. Boah, was für eine Wucht. Dass die zwei Yatos Kraft haben, war mir klar, allerdings niemals solche. Ihre Ehre bewahren sie sich, indem sie warten, bis ich bewusst den Kampf fortführen kann. Nochmals solch ein Manöver von denen halte ich vielleicht stand – ein drittes wäre mein Untergang. Demnach muss ich zuerst Shirado aus dem Weg haben, weil dieser mich ablenkt. Obwohl es mich schmerzt, presche ich zwischen die beiden starken Männer, schnappe mir den überraschten Jungen, raune ihm einige schmutzige Sachen zu, die ich mit ihm machen würde, damit er total abgelenkt ist und werfe ihn zu Luka, der ihn mühelos fängt. Perplex werde ich angesehen und ich zucke nur mit den Schultern – um ihn habe ich mich jetzt gekümmert. Sollte er erneut meine Erregung erwecken, kann ich nämlich für nichts garantieren und er weiß es endlich. Trotzdem bleibt er noch einige Momente in Lukas Armen, bevor er aufsteht und seinen Kimono wieder anzieht, um seinen Platz einzunehmen. Er wäre raus und ich kümmere mich um die Muskelprotze. Anscheinend zügeln sie sich weniger, denn ich muss noch deutlicher aufpassen als zuvor. Selbst bei meiner Verteidigung spüre ich extreme Schmerzen und beiße die Zähne zusammen. Lediglich die Chance bei Shirado zu sein – auch wenn sein verrückter Plan mich hier in eine ziemliche schlimme Lage gebracht hat – spornt mich an. Sie lasse ich auf meine Position zukommen und spanne meine Arme an, die ich nach hinten positioniere. Bevor sie ihre Laufrichtung ändern, presche ich vor und ramme meine angewinkelten Fäuste gegen ihre jeweilige Brust, wobei ich genau auf den Größenunterschied geachtet habe. Den Druck hinter meinem doppelten Hieb spüren sie noch, ehe sie zurücktaumeln sowie ihre Brust an der Stelle berühren, an der ich sie vorhin traf.

„Das ist…, ziemlich gewagt gewesen.“

Verwirrt sehe ich Hosuke an, der sich hinsetzt sowie kniet – genauso sein Sohn. War der eine Schlag etwa so heftig, dass sie aufgeben? Synchron verbeugen sie sich vor mir und drücken ihr Gesicht in den Sand.

„Ähm…, was wird das hier?“

Unwohl fühle ich mich schon dabei, denn ich dachte, dass ich beide vernichtend schlagen müsste und nicht, dass sie sich in den Sand drücken. Ungläubig zeigen beide mir ihr jeweils gesandetes Gesicht.

„Hast du echt keine Ahnung, was du gerade getan hast? Adrien, du hast den heiligen Faustschwertschlag der Yato ausgeführt, der die Herzen der Gegner durchbohrt und somit zerstört. Dass wir beide noch leben ist ein Wunder und du bist der einzige Mensch, der dies bewerkstelligt hat. Was Shirado in dir gesehen hat, hat sich uns nun gezeigt – obwohl ich dich ja schon von Anfang an mochte, Junge. Unser Leben liegt ab jetzt in deiner Hand.“

Stille beherrscht die gesamte Arena und mir wird mulmig dabei, zumal alle Yakuza die Handlung derer Oberhäupter nachahmen.

„Dann erhebt euch einfach alle? Ich verstehe das immer noch nicht ganz, aber habe ich die Bewährungsprobe nun bestanden oder nicht?“

Ein mir recht bekanntes liebliches Kichern bekomme ich zu hören und halte Shirado in meinen Armen.

„Dummerchen, du hast das Leben der zwei verschont und zwar mit etwas, was nur in der Familie Yato weitergegeben wird, wovon du nichts wissen konntest. Selbst ich kenne nur ein paar wenige Bruchstücke, weil ich ja keiner der Männer oder in die Familie eingeheiratet bin. Trotzdem weiß ich, dass du mit deiner Handlung das neue Oberhaupt bist und damit hast du volle Befehlsgewalt.“

Ernsthaft? Erst wollte ich mich bewähren, damit ich endlich bei Shirado sein kann und nun habe ich was weiß ich wie viele Männer unter meiner Kontrolle?

„Okay? Hosuke und Keisuke sowie Shirado, ich habe echt keine Ahnung, aber behaltet eure Posten erstmal bei. Seht in mir niemand anderen als vorher und ich denke, dass es zuerst reicht, wenn ich einfach lerne, indem ich Mitglied der Familie Yato bin. In Zukunft würde ich dann gerne jetzt schon bekannt geben, dass ich Shirados Wünschen entsprechend diese Yakuza weiterführen will und selbst nach unserer Hochzeit ihr eure Posten behaltet – nur halt nicht mit voller Macht wie zuvor. Klingt das in Ordnung für euch?“

Immerhin habe ich absolut null Ahnung, wie man eine Yakuza zu führen hat. Ist mir augenblicklich auch viel zu viel Verantwortung, die ich kaum bewerkstelligen könnte, weil ich als Cat Noir Verpflichtungen habe.

„Was für eine Wendung der Ereignisse! Unser neues Oberhaupt, Agreste-sama, hat das Leben seiner Vorgänger verschont, die geheime Fausttechnik der Yato unbewusst angewandt und ehrenvoll gehandelt. Unsere Zukunft scheint in sicheren Händen zu sein.“

Yoshitsuge muss ehrlich dick auftragen, jedoch kommt mir da direkt eine Idee, weshalb ich ihn zu mir winke und das Mikrophon erbitte.

„Damit das klar ist, Shirado gehört mir und wir ziehen gemeinsam in ein Zimmer! Widerspruch in dieser Sache dulde ich kein Stück! Sonst könnt ihr gerne zu uns beiden kommen oder wieder zu Hosuke und Keisuke sollte irgendwas sein.“

Den empörten sowie knallroten Gesichtsausdruck von meinem Blondchen mildere ich ab, denn ich küsse ihn voller Liebe für ihn, weil ich hier in Japan zumindest sein Verlobter bin. Eines meiner Ziele habe ich somit endlich erreicht – ihn näher an mich zu binden, sodass er sich dabei wohlfühlt, ohne ihn zu drängen. Die gegebenen Umstände spielten mir in die Karten in die Hand, die ich brauchte. Schicksal – dieses Mal musst du es gut mit der kostbaren Person in meinen Armen meinen.



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