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Eine etwas andere Geschichte - Die Klammer muss weg!

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Zwischending – Mein Termin bei Dr. H (06.04.2021+22.04.2021)

Kennt ihr den Unterschied zwischen einer Narkose und einer Sedierung? Ich kannte den Unterschied bis vor kurzem nicht.

In der Theorie heißt es wie folgt:

Die Narkose ist ein bewusst herbeigeführtes Koma. Mithilfe von Medikamenten und/oder Narkosegasen werden Bewusstsein und Schmerzwahrnehmung ausgeschalten. Das heißt, man ist in einen komatösen Zustand, muss beatmet werden und nicht ansprechbar.

Die Analgosedierung ist ein Mittelding zwischen örtlicher Betäubungsspritze und Vollnarkose. “Analgo” steht für Analgesie/Analgetika und “Sedierung” für Sedativum/Schlafmittel. Vereinfacht eine 2-in-1-Lösung. Man schläft also während man gleichzeitig ansprechbar ist. Im Gegensatz zur Vollnarkose atmet man auch selbstständig. Auch ist eine Sedierung deutlich günstiger als eine Vollnarkose.

Das Verrückte aber: Nach dem Aufwachen weiss man angeblich von Nichts mehr.
 

Warum ich das erzähle? Ganz einfach: So eine Sedierung hatte ich bei meinem letzten Termin von Dr. H.
 

06.04.2021 – Das Vorgespräch

Obwohl ich eine Überweisung von Dr. J hatte, wartete ich etwas über einen Monat auf einen Termin bei Dr. H. Er schien mir somit sehr gefragt zu sein...

Der Mai zog sich also wie Kaugummi zwischen neuen Corona-Bestimmungen, Corona-Lockerungen, Lockdown Nummer Drei und Kurzarbeit.
 

Der April kam aber doch und schließlich auch mein Termin.

Könnt ihr euch noch erinnern, dass ich auf dem Land groß geworden bin? Ich wohne immernoch mitten im Nationalpark Eifel. Wenn ich eine Ampel sehe, flippe ich aus. Wenn ich zu viel Beton an einer Stelle ist, flippe ich aus. Wenn ich in der Stadt fahren muss, flippe ich grundsätzlich aus.

Drei Mal dürft ihr nun raten, wo Dr. J mich hin überwiesen hat... Genau. Mitten in die Stadt. Genauer gesagt nach Rheinbach, etwa 15 Kilometer von Bonn entfernt. Schöne Wurst!

Doch auch meine Ampel- und Stadtphobie konnte ich überwinden. Auch wenn ich irgendwo in die falsche Straße einbog und mitten in einer Sackgasse landete. Habe ich schon erwähnt, dass ich Städte hasse?

Diese Sackgasse habe ich aber ganz schnell zum Parkplatz umfunktioniert und bin den Rest des Weges zu Fuß gegangen. Man muss eben praktisch denken.
 

Nach einer wirklich sehr kurzen Wartezeit wurde ich zu allererst durch Dr H über den Ablauf und mögliche Risiken voll aufgeklärt. Anhand meiner Röntgenbilder konnte er schon abschätzen, dass alles unproblemtisch verlaufen wird. Man wird auch auf den Ablauf und die Tage vor und nach der Operation vorbereitet.

Das fand in einem separaten Termin vor dem eigentlichen Eingriff statt, wo es nur um die Beratung und die Kosten geht. Ich konnte auch viele Fragen stellen. Das fand ich persönlich sehr hilfreich und hat mir viele Bedenken genommen.

Dieser Termin hat etwa eine halbe Stunde gedauert, schließlich bin ich wieder zu meinen Auto gestapft und ließ Rheinbach hinter mir.
 

22.04.2021 – Die OP

Einen Tag vor dem Eingriff sollte ich beginnen, Antibiotika zu nehmen. Diese sollen dann nach der OP verhindern, dass sich bakterielle Infektionen in den offenen Wunden im Mund bilden können. Zusätzlich wurde ich mit Ibuprofen gegen die Schmerzen eingedeckt und vorbeugend Arnica genommen.

Ich sollte sechs Stunden vor dem Termin nichts mehr essen, zwei Stunden vor dem Termin nichts mehr trinken und mein persönliches Problem: nicht rauchen. Man muss nüchtern kommen. Der Grund: Bei einer Sedierung werden neben dem Bewusstsein auch Schutzreflexe wie Husten und Schlucken ausgeschaltet. Es besteht die Gefahr, das Mageninhalt in den Rachen gelangt und eingeatmet wird. Deshalb minimiert man das Risiko dadurch, dass der Magen quasi leer ist. Macht Sinn.

Ich war mit meiner Mutter noch vor Praxisöffnung da. Auch wenn Mama ziemlich langsam fuhr, waren wir bereits um 7:20 da. Der Termin war um 8:00Uhr.

Trotzdem wurden wir bereits um 7:45 Uhr hinein gelassen. Solche Eingriffe sind bei Oralchirurgen Standardeingriffe. Die machen das mehrmals am Tag. Deshalb wirkte alles total ruhig, ein paar letzte Dinge wurden geklärt und schon ging es los: Zuerst wurde ich in einen Umkleideraum gebracht, wo ich ein OP-Hemd anziehen sollte, mich von Schmuck trennen und einen Überzug über die Schuhe ziehen sollte. Anschließend wurde ich in einen großen, hellen Raum gebracht, wo einfach nur ein Behandlungsstuhl in der Mitte war. Alles war generell total entspannt. Keine Hektik, keine Geräusche, nur Musik wurde leise im Hintergrund gespielt. Nur Dr. H und eine Schwester waren anwesend.
 

Alles war total entspannt, ich war die Ruhe selbst. Als würde ich das jeden Tag machen. Ich habe noch etwas Small-Talk mit der Schwester und dem Arzt gehalten.

Ein paar Sekunden später: ZACK und ich war weg.

Ich weiß nichtmal mal mehr, wann mir die Augen zugefallen sind. Ich weiß nur noch, dass man mir was in den Mund gesteckt hat (wahrscheinlich ein Mundöffner). Das nächste, an das ich mich erinnern kann war, dass mir im Mund rumgefummelt wurde (die Wattepads?). Das muss schon kurz vor Ende gewesen sein, keine Ahnung. Ich meine mich zu erinnern, dass Dr H mir die ein oder andere Anweisung gegeben hat, das könnte aber auch reine Einbildung sein... Ich habe weder irgendwas gespürt noch bemerkt. Ich hab geschlafen und mir war alles scheissegal haha.

Dann bin ich im Aufwachraum wach geworden. Alles vorbei. Eine 40 Minuten OP in gefühlten 5 Minuten im Schlaf. Großartig!

Ich konnte zwar durch die andauernde Betäubung nichts spüren, aber ich merkte, dass mein Mund voll war mit Watte und Blut. Kein Wunder nach 4 gezogenen Weisheitszähnen.
 

Ich kann gar nicht so richtig beschreiben, wie sich diese Sedierung angefühlt hat. In dem Moment, wo die Sedierung wirkt, ist man ja auch schon weg. Keine Ahnung, das waren vielleicht 10 – 15 Sekunden und ich war weg. Und während man schläft kriegt man auch nichts mit. Von der Behandlung weiss ich kaum mehr etwas. Zum Ende hin habe ich Stimmen vernommen. Was genau diese gesagt haben, weiß ich aber nicht mehr. Aber es fühlt sich so an, als würde man einen richtig tiefen und entspannten Mittagsschlaf halten. Aber auch davor war ich null aufgeregt und hatte auch keine Angst.

Der Chirurg hatte ein sehr entspanntes Ambiente geschaffen. Ein schöner heller Raum, leise Musik. Ich sagte ja, dass ich nur den Stuhl sah beim reingehen. Wahrscheinlich machen die das extra so und holen die Gerätschaften erst raus, wenn der Patient schläft. Tolle Strategie! Gerade ängstlichen Menschen kommt das sehr entgegen.

Nach dem Aufwachen war ich etwas benebelt. Man redet aber nicht komisch wegen der Sedierung, sondern eher weil man den Mund voll Watte und Blut hat.
 

Ich habe insgesamt 95€ bezahlt. Ich habe aber gehört, dass die Kosten von Chirurg zu Chirurg variieren. Die Krankenkasse übernimmt das leider nicht. Lachgas aber schon – sehr merkwürdig. Aber unabhängig davon, finde ich 95€ gemessen an der Stressersparnis und allem total fair.

Ich bin immer noch total begeistert, was die Sedierung für eine tolle Alternative ist. Vor allem ist es halt wirklich ein Dämmerschlaf – jetzt verstehe ich, wieso das auch immer in Klammern dahinter steht. Vor allem für mich als Patient ergeben sich so völlig neue Möglichkeiten. Abgesehen davon hat mir die Sedierung und der Eingriff auch gezeigt, dass alles nur halb so schlimm ist. Das ist alles nur in deinem Kopf. Man musst absolut keine Angst vor gar nichts haben!

Man muss den Ärzten und Chirurgen vertrauen, die machen das jeden Tag. Also lasst euch das hiermit mal von einem Patienten gesagt sein: Alles, was euch die Ärzte über die Sedierung sagen, ist wahr!

Ich würde es auch immer wieder nutzen, wenn es möglich ist und ich würde es jedem empfehlen!



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