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Amnesie

Wo ist Katsuya?
von
Koautor:  MAC01

Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute kommt Türchen 5, morgen ist Nikolaustag, vergesst also nicht eure Stiefel raus zu stellen.
Dazu gehören auch Virtuellen, vielleicht steckt jemand was rein.

LG
Onlyknow3
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Stillstand

Kapitel 05 - Stillstand
 

Yamada Tarō war gerade mit der Honda fertig geworden und polierte den Tank noch ein letztes Mal mit einer ungewohnten Hingabe. Seine Kollegen zogen ihn gelegentlich damit auf, dass sie ihn noch nie mit so viel Leidenschaft an einem Projekt hatten arbeiten sehen, wie an dieser Maschine. Tarō selbst konnte kaum erklären, warum es ihm so wichtig war, diese Maschine mit so viel Sorgfalt und Liebe zu behandeln.

Doch es hatte sich gelohnt: Die Honda sah aus, als wäre sie frisch vom Fließband gekommen. Dann rieb er den Ledersattel noch einmal mit einem Pflegeprodukt ein, damit es geschmeidig und gegen alle Wetterlagen geschützt blieb. Schließlich war er mehr als zufrieden und ging sich die Hände waschen, bevor er in das Büro zurück ging, an dem die Aufträge an einem Whiteboard auf magnetischem Papier hingen. Er nahm die Honda und schob sie in den Bereich, der mit 'Erledigt' betitelt war.

"Sie ist großartig geworden", meinte Yayoi lächelnd.

"Danke", meinte Jonouchi nur knapp und sah sich nach einem neuen Auftrag um.

"Ich soll dir das hier von Ken geben", meinte sie und reichte Jonouchi einen Umschlag. Er nahm den Umschlag entgegen und öffnete ihn. Darin war ein Scheck, auf dem ein hübsches Sümmchen stand.

"Was...", kam es überrascht von dem Blonden.

"Ein Bonus für die tolle Arbeit an der Honda", meinte Yayoi lächelnd. "Und jetzt sag nicht, dass der Bonus nicht nötig wäre. Gute Arbeit sollte gut bezahlt, großartige Arbeit belohnt werden."

Tarō lächelte, nickte und steckte den Umschlag in seine Hosentasche. Dann angelte er sich einen neuen Auftrag und schob ihn in das Feld, welches seinen Namen trug.
 

"Träumen Sie noch immer von diesen blauen Augen?", fragte Reijirou Inukai, Tarōs Therapeut, der dem Blonden gegenübersaß. Tarō rutschte in dem Sessel, indem er in den letzten drei Jahren Woche für Woche Platz nahm, unruhig hin und her und nickte.

"Ja... Ich... bin auf so 'nem kleinen Boot. Dann schwankt es heftig, als würde etwas Großes an mir vorbei schwimmen und dann sind da die blauen Augen, die durch den Nebel hindurch auf mich herab schauen", erzählte Tarō erneut.

"Sie schauen auf Sie herab?", fragte der Rothaarige nach.

"Sie sind ziemlich weit oben...", erklärte Tarō. "Aber ja, es wirkt auf mich, als würden sie auf mich in mehr als nur dieser Weise herab sehen."

"Das ist das erste Mal, dass sie den Augen eine negative Wertung geben", merkte der Gesprächspartner an. Tarō zuckte nur mit den Schultern. "Wann hat das angefangen?"

"Weiß nicht genau... vor ein paar Tagen glaub ich", antwortete Tarō ruhig.

"Ist denn vor ein paar Tagen etwas geschehen?", hakte der Mann ihm gegenüber nach. Tarō zögerte kurz mit seiner Antwort. "Es ist etwas geschehen, oder?"

"Ich war bei meinem Stamm-Imbiss und hab Soba gegessen", begann Tarō zu erzählen. "Der Koch fragte mich auch nach den Augen und meinte, dass sie wohl einer ausländischen Schönheit gehören müssen, da in Japan ja eher dunkle Augen vorkommen. Einer, der anderen Stammgäste machte mich dumm von der Seite an. Er... nannte mich Verlierer und als ich ging, bezeichnete er mich als Köter. Mein... Herz begann auf einmal heftig zu rasen und ich musste mich an einer Wand abstützen. Es fühlte sich ein wenig, wie eine Panikattacke an. Also hab ich die Methode angewandt, die Sie mir am Anfang gezeigt haben. Mein Herzschlag wurde wieder ruhiger und ich hab den Tag ganz normal beendet. Aber seitdem hab ich bei diesem Traum das Gefühl, dass diese Augen auf mich abwertend herunterschauen."

"Was glauben Sie, warum es sich so anfühlt?", fragte Doktor Reijirou.

"Keine Ahnung... vielleicht, weil ich tatsächlich ein Verlierer bin?", meinte Tarō heute ungewohnt genervt. Der Doktor zog fast etwas tadelnd seine Augenbraue hoch. "Ich weiß es wirklich nicht."

"Okay...", meinte der Therapeut sanft lächelnd und machte sich eine Notiz auf seinem Block.

"Noch etwas", merkte Tarō an. "Ich hatte in der Werkstatt einen Auftrag, ein Motorrad instandzusetzen und als ich lass, dass es eine Honda war, hat sich da etwas in mir gerührt."

"Sie meinen, dass sie das an etwas erinnert hat?", fragte sein Gegenüber überrascht.

"Na ja, ich mein mich an jemanden erinnern zu können, der genau so ein Motorrad mal gefahren hat, doch ich seh nur ein breites Grinsen und eine echt lächerliche Gel-Frisur. Alles andere ist... wie ausgeblurt", erzählte Tarō weiter.

"Was für Gefühle kommen bei der Honda oder diesem verschwommenen Bild dieser Person in Ihnen auf?", hakte der Psychologe weiter nach. Tarō musste einige Augenblicke überlegen.

"Dieser Typ... ist jemand, auf den man sich zu jeder Tag- und Nachtzeit verlassen kann. Der immer für einen da ist, wenn man jemanden braucht. Er würde einen nie hintergehen oder verraten", meinte er ruhig. Wieder machte sich Doktor Reijirou einige Notizen.

"Gibt es eine Person in ihrem jetzigen Leben, auf die das auch zutrifft?", fragte der Rothaarige prüfend. Ohne zögern schüttelte Tarō den Kopf. "Meiden Sie immer noch jeden Kontakt in ihrer Freizeit?"

"Ich arbeite recht viel, da bleibt nicht viel Freizeit", meinte Tarō entschuldigend.

"Wir beide wissen, dass das eine Ausrede ist, nicht wahr? Das haben wir schon in früheren Sitzungen festgestellt", kam es mit einer gewissen Strenge von dem Rothaarigen. Tarō senkte seinen Blick. "Also, warum meiden Sie weiterhin jeden sozialen Kontakt außerhalb der Arbeit?"

"Die Menschen sehen in mir einen Freak, weil ich mich an alles vor meinem Erwachen im Krankenhaus nicht erinnern kann", erklärte Tarō ruhig. "Das bekomme ich immer wieder zu spüren. Entweder sie glauben mir nicht und unterstellen mir, ich würde mich hier nur verstecken und die Amnesie benutzen, weil ich über meine Vergangenheit nicht reden will oder sie fühlen sich unwohl mit jemandem Zeit zu verbringen, der jederzeit sein Gedächtnis zurück bekommen könnte und dann möglicherweise ein ganz anderer Mensch sein könnte."

"Und deshalb scheuen Sie weiterhin den sozialen Kontakt?", fasste Doktor Reijirou zusammen.

"Es ist so einfacher... für alle Beteiligte", meinte Tarō und grinste dabei aufgesetzt. Er hatte schon damals im Krankenhaus schnell festgestellt, dass er das ganz gut konnte: Über seine eigenen Gefühle durch ein Grinsen hinweg täuschen.

"Tun Sie das bitte nicht", bat sein Gesprächspartner. Sofort wusste Tarō, dass dieser damit das Grinsen meinte und er ließ es wieder verschwinden. "Sie brauchen soziale Kontakte. Wir wissen nicht, ob oder wann ihr Gedächtnis wiederkehren wird. Möglicherweise werden Sie nie erfahren, was gewesen ist, bevor sie auf dem Meer von dem Fischer gefunden wurden. Also scheuen Sie nicht das, was Sie brauchen."
 

Die Worte seines Therapeuten schwirrten ihm noch lange im Kopf herum, selbst als er schon längst zuhause war. Tarō kochte sich eine Kleinigkeit und setzte sich mit der Schüssel Reis über dem ein Ei langsam stockte am offenen Fenster und ließ seinen Blick schweifen: Vor ihm den Hügel hinab sah er den Fischerort und an einem Ende das Industriegebiet, in dem die Werkstatt lag, in der er arbeitete. Daneben lag der Fischerhafen. Der Ort, an dem das Fischerboot damals angelegt und einen Krankenwagen gerufen hatte.

Er hatte nichts außer der Kleidung am nassen Leib getragen. Kein Ausweis, kein Hinweis, woher er gekommen war. Im Krankenhaus war man völlig überrascht gewesen, dass er überhaupt japanisch gesprochen hatte, war man doch davon ausgegangen, dass er möglicherweise von einem ausländischen Schiff gestürzt war, weil er blondes Haar hatte. Auch heute kämpfte er noch mit dem Vorurteil, dass er zumindest teilweise Ausländer zu sein schien.

Gerade in so einer 'ländlichen' Gegend, wie dieser Fischerort, fiel er damit auf, wie ein bunter Hund und nicht selten hörte er, wie jemanden das Wort Gaijin in Bezug auf ihn verwendete. Wie sollte er da Freunde finden? Und was... wenn er doch sein Gedächtnis zurück bekommen würde?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shijin
2020-12-05T15:14:45+00:00 05.12.2020 16:14
Romantiker/Teufelchen: Kai!!
Seto: Da kommt doch schon was zurück!
Shijin: *kicher* Ob wohl alles wieder kommt, wenn du auftauchst?
Kai: *entsetzt* Das wäre nicht gut.
Antwort von:  Onlyknow3
06.12.2020 10:41
Ja Mutmaßt ihr nur, doch auf das richtige kommt ihr doch nicht.
Werdet schon sehen, was es euch bringt.
Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  Tsumikara
2020-12-05T13:40:51+00:00 05.12.2020 14:40
Ich kann die Angst von Katsuya verstehen. Es ist nicht leicht einfach weiter zumachen mit dem Gefühl ob man sich erinnert und wenn ob man dann doch ganz anders ist.

Bin gespannt wie es weiter geht!
Tsumi
Antwort von:  Onlyknow3
05.12.2020 14:49
Katsuya war schon immer jemand der sich Dinge, die sich auf ihn bezogen, einreden ließ.
Das selbe geschieht gerade wieder, nur weil dieser Depp es gesagt hat, glaubt er auch noch daran.
Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  Neko20
2020-12-05T12:45:53+00:00 05.12.2020 13:45
Interessant, dass er den blauen Augen jetzt eine etwas negativere Bedeutung gibt.
Toll, einen alten Bekannten wiederzusehen.
Da kann man nur gespannt sein, wie Katsuya reagieren wird, wenn er den Besitzer der blauen Augen tatsächlich gegenüber steht.
Was wohl eher passiert: das er sich immer mehr erinnert oder das Seto vor ihm steht? Bin sehr gespannt, was die nächsten Türchen so bereithalten.
Wünsche euch einen schönen Tag!
LG Neko20
Antwort von:  Onlyknow3
05.12.2020 14:46
Das ist die Frage, was es in Katsuya auslöst, wenn er sieht wem diese blauen Augen gehören.
Wie er reagiert, das werdet ihr dann lesen, erwartet noch nicht so viel, das wäre sonst ein kurzer AK.
Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  Alistor
2020-12-05T07:40:19+00:00 05.12.2020 08:40

Ich bin gespannt, wann er sich noch etwas mehr erinnert, oder wann er diese blauen Augen auf einmal vor sich hat
Freue mich schon auf morgen
Antwort von:  Onlyknow3
05.12.2020 09:15
Was er wohl sagt zu dem was dazu gehört, denn das weiß er ja noch nicht. Was wohl alles passiert bis dahin? Lasst euch überraschen. Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01


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