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Know Your Darkness

Sasuke x Sakura
von

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Kapitel 4

Nervös knabberte Sakura an ihren Fingernägeln. Wie lange sie nach dieser kurzen Auseinandersetzung auf diesem Bett saß wusste sie nicht, doch sie schätzte, dass es sich um zwei bis drei Stunden handeln musste. Jedes Zeitgefühl hatte sie verloren. Ohne zu wissen, wie lange sie bewusstlos gewesen war und ohne ein Fenster, das ihr die aktuelle Tageszeit verriet, konnte sie nur raten, wie spät es wohl gerade sein mochte. Ihre letzte Mahlzeit lag schon mindestens einen halben Tag zurück. Der Hunger meldete sich allmählich bei ihr und ließ ihren Magen knurren.

 

Was, wenn sie hier nie wieder raus käme? Würde jemand nach ihr suchen, sobald man ihr Verschwinden bemerkte? Ihre Eltern waren bestimmt schon krank vor Sorge! Tsunade würde sicher einen Suchtrupp losschicken und nichts unversucht lassen, um sie zu finden. Der Gedanke war irgendwie tröstlich, aber einerseits auch belastend. Das Oberhaupt Konohas hatte im Moment schon genug andere Sorgen. Die Nachricht von Jiraiyas Tod war noch frisch und seine hinterlassene Nachricht immer noch nicht entschlüsselt. Eigentlich müsste Sakura ihrer Mentorin helfen, statt ihr zusätzlich zur Last zu fallen. Nur Naruto würde von alledem nichts mitbekommen, da er sich momentan im Reich der Kröten aufhielt, um mit Fukasaku zu trainieren. Sakura lächelte leicht. Ansonsten wäre er vermutlich schon längst hier.

 

Wieder einmal ging ihr unsicherer Blick zur Tür. Sie war weder verriegelt, noch wurde sie bewacht, denn Sakura konnte weit und breit kein fremdes Chakra spüren. Theoretisch könnte sie einfach hinausspazieren. Eine Vorstellung, die ihr seltsam vorkam, da sie vor kurzer Zeit noch an dieses Bett gekettet gewesen war. Die schweren Handschellen lagen immer noch um ihre Handgelenke. Bisher hatte sie sie noch nicht abbekommen, aber ihre Versuche waren auch nur halbherzig gewesen.

 

Ihre innere Stimme rief ihr zu, sie solle einfach aufstehen und gehen, und diesen düsteren Ort für immer verlassen. Doch etwas in ihr ließ sie zögern. Sasukes Reaktion hatte einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Er hatte versucht es sich nicht anmerken zu lassen, doch sie hatte gespürt, wie sehr ihn ihre Diagnose aufgewühlt hatte. Mitleid formte sich in ihrer Brust und sie kam nicht umhin sein Schicksal zu bedauern.

 

Bisher hatte sie noch nie gehört, dass beim Uchiha-Clan so etwas wie Blindheit vorgekommen war. Das Sharingan war berühmt und berüchtigt für sein Können und die Macht, die es inne hielt. Aber was wusste sie schon? Sasuke war der einzige Uchiha den sie kannte. Andere Vergleichspersonen hatte sie nicht. Als die anderen Mitglieder seines Clans gestorben waren, war sie noch zu jung gewesen.

 

Nein, nicht gestorben, dachte Sakura bitter, ermordet!

 

Ermordet von seinem Bruder … Itachi …

 

Es war noch gar nicht solange her gewesen, als sie die Nachricht erreicht hatte, dass es Sasuke tatsächlich gelungen war, seinen Bruder zu töten und seine lang ersehnte Rache zu erhalten. Beinahe hätten sie ihn gefunden, doch als ihr Acht-Mann-Team, bestehend aus Team Sieben und Team Acht, den Schauplatz des Kampfes erreicht hatte, hatten sie nur Itachis Leiche gefunden und von Sasuke war weit und breit keine Spur gewesen.

 

Was hatte sich seitdem alles ereignet?

 

Sakura verlor sich in den altbekannten Grübeleien über Sasuke, seine mögliche Gedankenwelt und sein Leben als Abtrünniger, und knabberte dabei weiterhin an ihren Fingernägeln. Irgendwann hörte sie Schritte näherkommen. Angespannt wartete sie ab, lauschte dem rhythmischen Geräusch in der unheimlichen Stille. Wer auch immer das sein mochte – würde er oder sie weitergehen oder zu ihr wollen? Insgeheim hoffte sie, dass es sich dabei um Sasuke handelte, doch anhand des schweren Klangs der Schritte konnte sie ihn ziemlich schnell ausschließen.

 

Die Person blieb vor ihrem Zimmer stehen und die Türe wurde geöffnet. Der große orangehaarige Mann, den sie vorhin hinter Sasuke hatte stehen sehen, betrat den Raum. Sie starrten sich einige Sekunden lang an und Sakura spürte die Anspannung in sich wachsen. Was würde er wollen? Das ruhige Gesicht mit den bernsteinfarbenen Augen wirkte weder feindselig, noch hinterlistig. Im Gegenteil, dieser junge Mann, der vielleicht nur ein paar Jahre älter als sie sein mochte, wirkte ruhig und gelassen.

 

Er hielt einen langen rostigen Schlüssel hoch und warf ihn ihr kurz darauf zu. Sakura fing ihn auf und als sie ihn musterte erkannte sie sofort, wofür er war. Sie steckte ihn ins Schloss ihrer linken Handschelle und er passte perfekt. Mit einem Klicken sprang sie auf und sie öffnete auch schnell die zweite Fessel. Auch wenn die daran befestigte Kette nicht mehr an der Wand hing war es doch ein gutes Gefühl, sie los zu sein.

 

„Du heißt Sakura, richtig?“

 

Sakura musterte den riesigen Kerl, der so ganz anders zu sein schien, als diese Karin und der weißhaarige Typ. Auch wenn sie nicht so ein guter Menschenkenner war wie Kakashi, konnte sie spüren, dass von ihm keine Gefahr ausging. Er wirkte beinahe … freundlich? Sie wäre allerdings keine Shinobi, wenn sie nicht beschließen würde trotzdem misstrauisch zu bleiben.

 

„Ja“, antwortete sie, wobei es schon fast nach einer Frage klang. Er musste vorhin mitbekommen haben, wie Sasuke ihren Namen genannt hatte.

 

„Ich bin Jūgo“, erwiderte er und wandte sich bereits wieder zur Tür. „Komm mit.“

 

Während sie mit zögernder Skepsis und gleichzeitig ungesunder Neugierde vom Bett aufstand fragte sie: „Wohin?“

 

Jūgo sah sie einen Moment ruhig über seine Schulter an. „Mittagessen.“

 

Sakura folgte ihm durch die offensichtlich unterirdischen Gänge und versuchte sie sich für ihre spätere Flucht bestmöglich einzuprägen, doch nachdem sie unzählige Male nach links und wieder nach rechts abbogen verlor sie die Orientierung. Keine Fenster, nur Fackeln und steinerne Mauern, die hin und wieder von hölzernen Türen unterbrochen wurden, hinter denen sie nur vermuten konnte, was sich dort verbarg. Dieser Ort erinnerte sie an das Versteck von Orochimaru, in dem sie damals Sasuke begegnet waren. Hier herrschte die gleiche bedrückende Kälte.

 

Letztendlich öffnete Jūgo eine Tür und sie fanden sich in einer spärlich eingerichteten Küche wieder. Sakuras Augen verengten sich, als sie dem Blick von Karin begegnete, die sie mit unverhohlenem Hass ansah.

 

Karins rechte Hand hielt die Essstäbchen und mit der linken deutete sie nun anklagend auf Sakura. „Was macht sie denn hier?“ Es schien der Rothaarigen gewaltig gegen den Strich zu gehen, dass die Gefangene hier war und Sakura fragte sich, was der Grund für ihre Abneigung sein mochte.

 

Jūgo schien der wortkarge Typ zu sein, stellte sie fest. „Essen“, lautete seine simple Antwort. Karin schnaubte missbilligend und begann dann verärgert mit den Stäbchen in ihrem Essen herumzustochern. Ihr gegenüber saß der weißhaarige Wassermensch, der in Ruhe aß, als wäre er ganz allein in diesem Raum. „Komm“, sagte Jūgo zu Sakura und deutete auf den Tisch. „Es gibt Nabemono.“

 

Sakura, die bisher gezögert hatte, bekam den leckeren Duft des Essens in die Nase und ihr Magen knurrte leise. Sie wählte den freien Platz, der am weitesten von Karin entfernt lag. Jūgo ging zu einem Hängeschrank, holte zwei Schüsseln heraus und stellte sie auf den Tisch. Mit einem Schöpflöffel füllte er aus einem großen Topf, der auf einem Gaskocher stand, den Eintopf in die Schüsseln. Eine davon gab er Sakura. Anschließend reichte er ihr zwei Essstäbchen. Dann setzte er sich neben Suigetsu und begann zu essen.

 

Ungläubig blickte Sakura auf ihr Nabemono. Die Stille, die sich über ihnen ausbreitete, war erdrückend, doch abgesehen von ihr schien sich niemand daran zu stören. Der Eintopf schien nicht vergiftet zu sein, immerhin aßen zumindest sie und Jūgo aus ein und demselben Kochtopf. Von daher genehmigte sie sich einen Bissen und musste feststellen, dass es gar nicht mal so schlecht schmeckte. Einen Moment lang fragte sie sich, wer von ihnen dieses Mahl wohl gekocht hatte.

 

Während sie aß versuchte sie die anderen drei Personen in diesem Raum so gut es ging zu inspizieren. Wer waren diese Leute und was hatten sie mit Sasuke zu tun? Einer von ihnen hatte ihn als Boss betitelt. Waren sie seine Untergebenen? Gab es hier an diesem Ort vielleicht noch mehr Menschen, die sie bisher nur noch nicht zu Gesicht bekommen hatte? So viele Fragen lagen Sakura auf der Zunge. Und sie stellte zuerst die, die sie am meisten interessierte.

 

„Wo ist Sasuke?“

 

Augenblicklich rammte Karin ihre Faust auf den Tisch und die Stäbchen, die sie dabei noch in der Hand hielt, machten ein furchtbar knackendes Geräusch. Sakura zuckte zusammen. „Das geht dich gar nichts an!“, zischte sie mit zusammengepressten Zähnen. Ihre roten Augen funkelten sie über ihre Brille hinweg boshaft an. „Halte dich bloß fern von ihm!“

 

Der Trotz und ihr Stolz sorgten dafür, dass Sakura die nächsten Worte aussprach. „Wenn ich mich nicht irre, dann hat er mich hierher geholt.“

 

Karin knurrte wütend und lief so rot an, dass sich Gesicht und Haare kaum noch voneinander unterscheiden ließen. Ihr gegenüber musste sich der Weißhaarige ein Lachen verkneifen und Jūgo schien die Szene komplett zu ignorieren. „Du warst aber nicht das Ziel!“, schnaubte sie ungehalten. „Suigetsu, sag doch auch mal was dazu! Lässt du es zu, dass die so mit mir redet?“

 

Suigetsu, der gerade seine Schüssel an den Mund hob, um den letzten Schluck Brühe daraus zu trinken, murmelte nur: „Vergiss es. Ich halte mich da raus.“

 

Karin schnaubte erneut, diesmal noch lauter, dann stand sie auf und schleuderte die Essstäbchen – als wären sie Senbon – in seine Richtung. Ohne hinzusehen wich er ihnen aus. Wie eine wildgewordene Furie verließ sie die Küche und donnerte die Tür hinter sich zu. Während das Scheppern in ihren Ohren verklang fragte sich Sakura, ob die Türen hier wohl immer so geschlossen wurden.

 

„Ist sie immer so … liebreizend?“, fragte sie an niemand bestimmten gerichtet. Wütend stocherte sie in ihrem Essen. Am liebsten hätte sie dieser Hexe eine Backpfeife à la Sakura verpasst.

 

Spielerisch hob Suigetsu seine Stäbchen, als wäre er ein Lehrer, der seinem Schüler eine wichtige Weisheit mitteilte. „Die beste Art mit Karin klarzukommen ist ihr aus dem Weg zu gehen. So mache ich es immer. Lass dich bloß nicht von ihr einschüchtern.“

 

„Mit Sicherheit nicht“, murmelte Sakura entschieden.

 

„Vermutlich ist sie eifersüchtig.“ Suigetsu stemmte seinen rechten Ellenbogen auf den Tisch und stützte das Kinn in seiner Hand ab. Dabei musterte er sie interessiert.

 

Sakura merkte, wie sie rot anlief. Was genau wollte er damit sagen? Eifersüchtig worauf? Verlegen stocherte sie in ihrem Nabemono. Sollte das etwa heißen, dass …? Betrachtete Karin sie als Konkurrenz? Ging es hier etwa um Sasuke?

 

„W-wo ist Sasuke eigentlich?“, versuchte Sakura auf das eigentliche Thema zurückzukommen. Es kam ihr merkwürdig vor, hier mit ihnen gemeinsam zu sitzen, zu essen und sich so völlig normal zu unterhalten. Fühlte sich so etwa eine Gefangenschaft an? Nach wie vor wollte sie hier weg und ihre Entführer schienen sie Kami sei Dank halbwegs human zu behandeln. Außerdem hatte Sasuke ihr zugesichert, dass sie nach Konoha zurückkehren durfte, auch wenn sie nichts für ihn tun konnte. Aber Sakura wollte nicht gehen, bevor sie nicht wusste, was anschließend mit ihm passieren würde. Jetzt konnte sie ihn doch nicht einfach so zurücklassen, nachdem sie wusste, wie schlecht es ihm ging. Das Gefühl, ihm helfen zu wollen, hielt sie hier fest.

 

Suigetsu seufzte und er lehnte sich mit verschränkten Armen in seinem Stuhl zurück. „So wie ich ihn kenne wird er sich erst einmal eine Weile zurückziehen.“

 

So wie er das sagte verspürte Sakura einen leichten Stich. Zu wissen, dass er ihn so gut kannte, machte sie eifersüchtig. Wie viel von dem Sasuke, den sie einst gekannt hatte, war noch von ihm übrig geblieben? Allmählich zweifelte sie daran, dass diese Leute seine Untergebenen waren. Vielleicht waren sie ja Kameraden oder so etwas in der Art. Hatte Kakashi nicht erwähnt, dass Sasuke möglicherweise ein Team zusammengestellt hatte, als sie versucht hatten, seiner Fährte zu folgen?

 

„Wer oder was genau seid ihr?“, fragte Sakura. „Du hast vorhin behauptet, Sasuke sei so etwas wie euer Anführer. Arbeitet ihr für ihn?“

 

Zuerst zogen sich Suigetsus Augenbrauen irritiert zusammen, doch dann stieß er ein belustigtes Lachen aus. Lässig lehnte er seinen Arm über seine Stuhllehne und beugte sich zu dem Orangehaarigen, der bisher immer noch schweigend sein Mittagessen aß. „Was sagst du dazu, Jūgo? Denkst du, wie sind nur seine Lakaien, die die Drecksarbeit für ihn erledigen?“

 

Jūgo sah ihn über den Rand seiner Schüssel hinweg an, eher er die Brühe zu trinken begann. In seinen bernsteinfarbenen Augen schien Suigetsu die Antwort erkannt zu haben, die Sakura verborgen blieb.

 

„Er hat uns befreit“, erklärte Suigetsu. „Wir sind alle freiwillig bei ihm. Ohne Zweifel ist er unser Anführer, doch wir verfolgen–“

 

„Suigetsu“, unterbrach Jūgo ihn ruhig, aber bestimmt. „Du redest zu viel.“

 

Suigetsu rollte mit den Augen, erklärte dann aber abschließend: „Wir sind ein Team.“

 

Sakura sog diese seltenen Informationen über Sasuke auf wie ein Schwamm das Wasser. Er hatte sie befreit? Befreit wovon? Diese Karin wirkte alles andere als stark und war sicher auf fremde Hilfe angewiesen. Suigetsu strahlte eine enorme Selbstsicherheit aus und sein Hidenjutsu hatte ihr bereits offenbart, dass man ihn schlecht verletzen konnte. Ihr Blick wanderte weiter zu Jūgo. Ihn konnte sie bisher am schlechtesten einschätzen, da sie über ihn am wenigsten wusste.

 

Vielleicht lautete die Frage ja auch nicht, wovon er sie befreit hatte, sondern vielmehr, von wem … Wenn sie sich wirklich in einem der ehemaligen Verstecke von Orochimaru befanden, wie sie vermutete, dann würde es auch naheliegen, dass diese Personen ebenfalls etwas mit dieser miesen Schlange zu tun hatten.

 

Suigetsu drehte eins seiner Essstäbchen gedankenverloren in seinen Fingern und lehnte sich mit einem wissenden Grinsen in Sakuras Richtung. „Du stellst sehr viele Fragen über Sasuke.“ Sein Grinsen wurde noch breiter, während er langsam eine Augenbraue hob. Die spitzen Zähne verliehen ihm ein diabolisches Aussehen. „Ich frage mich wieso.“

 

Sakura fühlte sich ertappt und dennoch antwortete sie ohne zu zögern und mit einem bitteren Ernst in der Stimme. „Wir waren auch mal … ein Team.“ Auch wenn dies stimmte, so handelte es sich hierbei nur um die halbe Wahrheit. Sasuke war für sie schließlich immer mehr gewesen, als ein Teamkamerad. Aber diese Information würde sie diesen Fremden niemals anvertrauen.

 

Ihre Vernunft riet ihr davon ab, die nächste Frage zu stellen und ihr Herz schien die Antwort darauf bereits schon zu kennen. „Hat er mal … von uns erzählt?“ Sobald die Frage raus war verstrichen die darauf folgenden Sekunden wie eine Ewigkeit. Sie schluckte nervös. Die Hoffnung starb schließlich zuletzt. All die Jahre hatte sie an ihn gedacht. Jeden Tag. Immer.

 

Dachte er denn auch an sie?

 

Suigetsu tippte sich nachdenklich ans Kinn und schien zu überlegen, ehe er den Kopf schüttelte. „Du meinst aus seiner Zeit aus Konoha? Hm, nee, eigentlich nicht.“

 

Sakura versuchte sich an einem selbstbewussten Lächeln, was sich jedoch wie eine fremde Grimasse in ihrem Gesicht anfühlte. Diese Antwort hätte sie sich denken können. Trübselig blickte sie in ihre Schüssel, in den halb aufgegessenen Eintopf, durch den sie glatt hindurch zu starren schien.

 

„Aber Sasuke redet ja eh nie viel“, fügte Suigetsu hinzu, als handle es sich dabei um eine unbestreitbare Tatsache und Sakura konnte nicht umhin diese Aussage als Aufmunterung aufzufassen. Er hatte ja recht, nur weil Sasuke etwas nicht sagte, hieße das nicht, dass er nicht darüber nachdachte. In den Kopf eines anderen Menschen konnte man schließlich nicht hineinschauen. Und Sakura hatte nie die Hoffnung aufgegeben, dass Konoha und Team Sieben immer noch einen Platz in seinem Herzen besaßen.

 

Seitdem Sasuke das Dorf verlassen hatte wartete sie verzweifelt auf seine Rückkehr und gemeinsam mit Naruto versuchte sie ihn immer wieder zu finden und ihn zurückzuholen. Schon zwei Mal hatte sie versagt. Das erste Mal war es ihr nicht gelungen ihn aufzuhalten, als er das Dorf verlassen hatte, und beim zweiten Mal hatten sie es nicht geschafft, ihn umzustimmen, seine Rache aufzugeben und sich von Orochimaru loszusagen, als sie ihn in einem der Verstecke des Sannin aufgespürt hatten. Nun, da weder Orochimaru noch Itachi am Leben waren, gab es in ihren Augen keinen Grund mehr für ihn sich gegen Konoha zu stellen. Wenn es nach Sakura ginge würde sie ihn, obwohl Sasuke ein Nukenin war, mit offenen Armen und Begrüßungsgeschenken empfangen. Als geachtete Schülerin der Hokage würde sie sicher ein gutes Wort für ihn einlegen können und ebenso in der Lage dazu sein Tsunade umzustimmen, sollte sie Einwände gegen eine Wiederaufnahme haben.

 

„Auch wenn ich mir die Antwort darauf schon denken kann“, begann Suigetsu langsam und Sakura hatte das erste Mal das Gefühl, ihn wirklich ernst zu erleben. „Was hast du bei der Untersuchung herausgefunden?“

 

Jetzt schaute auch Jūgo sie abwartend an. Abermals stocherte Sakura mit ihren Stäbchen in ihrer Schüssel herum, als würde sie damit Zeit schinden können. Der Appetit war ihr plötzlich vergangen. „Es sieht nicht gut aus.“

 

„Jah, das wissen wir auch“, seufzte Suigetsu. „Aber kannst du ihm helfen?“

 

„Ich weiß nicht wie“, gab sie verbittert zu. Daraufhin folgte langes Schweigen.

 

Vielleicht konnte man ihm in Konoha besser helfen? Möglicherweise würde Tsunade das gelingen, was ihr nicht gelungen war. Bisher hatte die Hokage sie noch nie enttäuscht. Sakura wollte die Hoffnung nicht aufgeben, Sasukes Augenlicht zu retten. Was wäre, wenn sie eine Art Deal mit ihm aushandeln könnte? Dass er mit nach Konoha käme und sie ihn dort im Gegenzug heilen würden, sollte er sich reumütig zeigen und sich anständig benehmen? Würde er sich darauf einlassen? Würden sie das überhaupt können? In Konoha lebten abgesehen von Tsunade, Shizune und ihr selbst mehrere fähige Medic-Nin, aber Sasukes Fall schien durchaus komplizierter zu sein, als es den Anschein hatte. Noch dazu wurde Sakura das Gefühl nicht los, dass er ihr etwas Wichtiges verschwieg. Zu wissen, wie es überhaupt zu dieser Erkrankung gekommen war, würde ihr vielleicht schon weiterhelfen, die richtige Behandlung zu wählen.

 

Und selbst wenn er nicht mit ihr zurückkehren würde, dann würde sie ihn bitten, dass sie schnellstmöglich nach Konoha aufbrechen durfte, einerseits um ihren Eltern und Freunden mitteilen zu können, dass es ihr gut ging, andererseits, um nach einem Heilmittel für ihn zu forschen. Sie würde nicht aufgeben. Wenn es sein musste, dann würde sie alle medizinischen Bücher lesen und alle Heiljutsus dieser Welt lernen, um ihm zu helfen.

 

Und selbst wenn es dafür noch kein bekanntes Heilmittel gab, dann musste Sakura eben eins erfinden!

 

Shannarō!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Scorbion1984
2020-10-18T18:31:57+00:00 18.10.2020 20:31
Karin wird sich wohl nie ändern, jedenfalls ist sie total auf Sasuke fixiert.
Bin gespannt was Sakura so alles über Sasukes Erblindung herausfindet.
Antwort von:  stone0902
21.10.2020 19:29
Mir gefällt es sehr über Karin zu schreiben, vor allem, wenn sie solche extremen Reaktionen zeigt. ;)
Sie ist ja bekannt dafür, dass sie ziemlich austeilen (aber nicht einstecken) kann. ^^

Danke fürs Lesen und auch fürs Kommi :)
Von:  franny
2020-10-18T18:10:56+00:00 18.10.2020 20:10
Wieder toll geschrieben!
Karin die kleine Kratzbürste ^^ ich bin gespannt, wie sich das Verhältnis zwischen Sasuke und Sakura entwickelt und ob er sie nach einen Heilmittel suchen lässt.
Mach weiter so.
LG franny
Antwort von:  stone0902
21.10.2020 19:31
Vielen Dank fürs Kommi!
Ich mag Karin. Nicht nur weil sie so heißt wie ich, sondern weil sie so schön zickig ist ^^
Ist mal was anderes. Ansonsten wäre es doch langweilig, oder? ;)


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