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Öffne dein Herz für mich- 心を開いて[TodoDeku]

**Omegaverse**
von

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Part LV – True Power

 

„Das hört sich gut an, nochmal von vorne, bitte... und eins … und zwei…. und eins, zwei, drei… vier!““

 

Izuku saß vorm schwarzen Schulinstrument und ließ nach Countdown des Dirigenten erneut seine Fingerkuppen über die Tasten des Klaviers gleiten. Langsam umspielte er die Tasten. Helle melodische Töne erfüllten den Raum und hallten von den Wänden der gigantischen Schulhalle wider. Sie waren sanft und ruhig - jedoch entsprach es nicht Izukus Wohlbefinden. Er hatte anfangs großes Lampenfieber gehabt und hatte erst beruhigt werden müssen. Allein der Gedanke daran vor einem großen Publikum zu stehen, beharrte ihm überhaupt nicht. Auch wenn seit den Proben schon mehrere Wochen vergangen waren, konnte er sich dennoch nicht mit dem Gedanken anfreunden.

 

Nach dem Omega fanden auch die anderen Mitglieder des Orchesters in das Stück mit ein. Es war ein langes Vorspiel. Begleitet von Violinisten, die ein kurzes Stück vorführten und mit den Trommlern in Einklang kamen. Danach folgte Izukus Solopart. Zarte Töne erfüllten den Raum mit Leben - gefolgt von Valeria, die vor die leere Halle trat und ihren Song performte. Ihre Stimme, die in nichts nachstand, drang durch die melodischen Töne, die sie weiterhin begleiteten. Izuku sah währenddessen auf und schaute zu der Roséhaarigen, die mit vollem Einsatz dastand – ihren Kopf zur Decke gerichtet.

 

Den Song, den sich die Omega ausgesucht hatte, hatte etwas. Es war ein anderes Musikstück und erinnerte an eine Oper. Dennoch legte Valeria hohen Wert auf Lieder, die auch eine bestimmte Botschaft innehielten. So war es auch beim Eröffnungskonzert. Ihre Songs waren hauptsächlich an Omegas gerichtet. Vor allem an diejenigen, die weiterhin erniedrigt und stillgehalten wurden. Mit glänzenden grünen Augen folgte er ihren Bewegungen. Es war immer wieder ein Erlebnis Valerias Performance, auch wenn es sich hier nur um eine Probe darstellte, live mitzuerleben. Der Grünhaarige war stolz auf seine Freundin. Wie sie dastand und ihre Stärke nach außen präsentierte.

 

Als die Probe zu Ende war, packte Izuku gerade seine Utensilien zusammen. Die anderen Orchestermitglieder unterhielten sich noch eine Weile, ehe sie sich danach verabschiedeten und die Halle verließen. Nun saß der Omega allein im Raum und wand sich erneut dem Klavier zu. Er war noch nicht mit seinen Leistungen zufrieden. Es gab einen bestimmten Part, den er einfach nicht hinbekam. Erst zögerte der Grünhaarige. Ging tief in sich, führte seine Hand voran – zog sie jedoch wieder zurück. Ein schweres Schlucken folgte, ehe er tief ein- und ausatmete. Gerade als er die Finger erneut auf die Tasten legte und den gesagten Part nachspielen wollte, nahm Valeria neben ihm Platz. Sie hatte ihren Freund eine ganze Weile beobachtet und spürte, dass etwas nicht stimmte.

 

„Wusste ich doch, dass du noch da bist…“

 

Auf die Aussage hin sah Izuku zu seiner Linken und zuckte mit den Achseln.

 

„Ich hab das Gefühl, als ob etwas fehlen würde. Etwas ganz bestimmtes. Ich bin noch unzufrieden… und außerdem bin ich wirklich nervös“, hauchte der Grünhaarige leise und zog seine Schultern nach oben. Hierbei rieb er sich die Hände und zuckte in sich zusammen. Valeria sah von Izuku zum Klavier, danach griff sie nach dessen Handgelenken und führte die Finger zur entsprechenden Tastenposition.

 

„Was dir fehlt, ist mehr Selbstvertrauen…“, daraufhin legte die Omega ihre Finger gegen Izukus und drückte diese nach unten. Wieder folgten die zarten Töne und legten sich über den Raum. Dieses Mal in einem langsamen Rhythmus. Die grünen Iriden folgten den Bewegungen, die die junge Frau ihm vorgab.

 

„Du bist ein toller Spieler, Izuku. Wirf all die Last von deinen Schultern ab. Das Spielen soll dir Freude bereiten.“, eine Weile spielten sie gemeinsam, wiederholten den Takt immer wieder. Die Sicherheit, die Valeria dem Omega in diesem Moment gab, war mehr als notwendig und dafür war Izuku ihr mehr als dankbar. Sie stellte eine Mauer dar, die ihn nicht vom Weg abkommen ließ. Die ihn immer weiter auf seinem Weg vorantrieb und keine Abkürzungen duldete.

 

Vorsichtig zog Valeria ihre Hand nach wenigen Minuten zurück und ließ Izuku die Tasten des Instruments allein schwingen. Der Omega spürte, wie die Nervosität aus seinen Gliedern wich. Immer mehr und mehr. Selbstsicherheit legte sich langsam in seine Finger, die weiterhin die Töne und Melodien aus dem Tasteninstrument lockte. Die Roséhaarige lächelte zufrieden.

 

„Na siehst du? Geht doch~“

 

Als der Grünhaarige seinen Part beendet hatte, kam das Spiel zum Stillstand. Die letzten Melodien füllten den Raum und verstummten immer mehr, bis die Stille komplett eintrat. Izuku sah schließlich auf seine Hände herab.

 

„Ich habe mich schon in Vielem sehr stark verändert, aber dennoch gibt es Situationen, die mich in alte Muster zurückfallen lassen.“

 

Daraufhin spürte der junge Mann eine Hand auf seiner Schulter.

 

„Denkst du nur dir ergeht es so? Es ist normal Angst und Furcht zu haben, Izuku. Glaub mir, ich weiß nur zu gut, wie du dich gerade fühlst. Meine ersten Auftritte vor einer gefüllten Schulhalle waren die reinste Katastrophe. Ich war sogar einmal so nervös, dass ich mit meinen hohen Schuhen über das Mikrofonkabel gestolpert bin und versehentlich aus sämtlichen Instrumenten alle Kabel rausgerissen habe. Ich kann dir sagen, das war ein Desaster…“, ein leises Kichern verließ Valerias Lippen. Immerhin konnte sie heute inzwischen darüber lachen. Aber es tat gut, solche Erfahrungen auszutauschen.

 

Izuku spürte, wie es ihm innerlich besser ging. Seine Freundin hatte ihm soeben eine schwere Last von den Schultern genommen. Erleichtert atmete er aus und fand in das Lachen mit ein. Eine Weile dauerte der Lach-Flash an, ehe Valeria einen Blick auf ihre Uhr warf, die sie am Handgelenk trug.

 

„Oh, wir müssen langsam los. Sie warten bestimmt schon auf uns.“

 

 

 

 

 

 

Heute stand ein wichtiges Treffen an. Nach all den Wochen harter Arbeit war Eri nun in der Lage zusammen mit Izuku und Valeria allein etwas zu unternehmen. Es waren harte Wochen, vor allem für Izuku, die nicht nur Fortschritte, sondern auch Rückschläge mit sich führten. Es war ein harter Kampf, der sich schlussendlich, aber erfolgreich ausgezahlt hatte. Endlich war der Zeitpunkt gekommen, etwas über Eris Spezialität in Erfahrung zu bringen. Nach mehreren Überlegungen fanden sie auch endlich ihr gemeinsames Ziel. Eri hatte viele Kinderbücher über Tiere durchforstet und da kam Miri der Einfall einen Zoo-Besuch vorzuschlagen. Alle Beteiligten, insbesondere Eri, waren Feuer und Flamme für die Mission. Miri schlug vor die Kleine direkt am Zoo abzuliefern und sie auch dort später gegen 17 Uhr nochmal abzuholen. Da inzwischen 13 Uhr war, blieb den Beteiligten somit etwa 4 Stunden Zeit. Das Wetter spielte ihnen auch super in die Karten. Es war ein sonniger Nachmittag. Der Spätfrühling zeigte immer mehr und mehr sein Angesicht. Alle Bäume und Wiesen standen in voller Blüte, während eine leichte Brise über sie hinwegfegte. Der Sommer stand mittelbar bevor. Es war einer dieser Tage, wo Izuku all seinen Mut zusammennahm und mit Valeria auf dem Motorrad fuhr. Inzwischen hatte er seine Angst etwas überwunden und es war auch nur ein kurzer Trip.

 

Nach etwa zehn Minuten kamen sie auch schon am Zooeingang an. Zuvor parkte Valeria ihr Fahrzeug noch auf einem markierten Stellplatz und sicherte alles ab, während Izuku sich nach dem Abstieg kurz gegen einen Baum anlehnen musste. Sein Herz raste und ihm war schwummrig und schwindlig. Tief atmete der Omega ein und aus. Seit etwa zwei Wochen spürte er diese Symptome. Erst schob er es auf seinen Stress die letzten Wochen. Die Proben waren auch nicht einfach gewesen und die ständigen emotionalen Besuche bei Eri forderten auch ihr Tribut. Er war erschöpft, sogar so ausgelaugt, dass seine letzte Heat vor etwa einer Woche komplett ausblieb. Allerdings war es während den Klausurvorbereitungen auch schon vorgekommen, dass Izuku von seiner Hitzephase verschont wurde. Demnach verschwendete er auch keinen weiteren Gedanken daran. Nach wenigen Minuten schaffte es der Grünhaarige sich jedoch wieder aufzuraffen und zu Valeria aufzuschließen, die schon nach ihm gerufen hatte. Als die Beiden am Eingangstor ankamen, kam Eri bereits auf sie zu gerannt. Das Mädchen trug zwei Zöpfe und ein rotes Kleid, das mit Rüschen verziert war. Rote Schleifen, die an ihren Zöpfen befestigt waren, wehten im Wind. Hinter ihr stand auch Miri, die den beiden entgegenlief. Einzig Shoto und Katsuki, der ebenfalls mit von der Partie war, lehnten am Eisengitter. Zuvor sprach Valeria noch kurz mit der Heimmitarbeiterin, während Izuku bei Eri stand, die ihn mit roten großen Augen ansah. Etwas überfordert sah Izuku zu ihr runter und hob eine Augenbraue nach oben. Das hatte sie vor einigen Tagen auch schon gemacht. Warum auch immer befand sich das Kind immer in seiner Nähe, beobachtete ihn und ließ ihn auch nicht aus den Augen. So war es auch dieses Mal. Das kleine Mädchen trat erneut näher an den Omega heran und blieb dicht neben ihm stehen.

 

Etwa eine viertel Stunde später waren die Zookarten bezahlt und Miri hatte sich verabschiedet. Gemeinsam betraten sie nun den Park und ergatterten sich direkt am Eingang eine Zoo-Karte. Es gab so viele Wege und Orte, die es zu erkunden gab und Katsuki war derjenige, der sich die Karte genauer unter die Lupe nahm.

 

„Meine Güte, was für ein Dreck! Vor zehn Jahren sah es hier bei weitem noch nicht so aus. Außerdem ist der Mist hier viel zu bunt! Bei den ganzen Wegverzweigungen wird man ja irre…“, murrte der blonde Alpha und drehte die Karte hin und her.

 

„Probleme mit dem Lesen, Katsuki?“

 

„Halb-Halb halt die Klappe! Wenn du das hier übernehmen würdest, würden wir irgendwo in Timbuktu rauskommen. Also Finger weg von der Karte!“

 

Izuku, Valeria und Eri standen nebenan und peilten bereits die ersten Tiergehegen an, die ihnen in den Weg kamen. Ein riesiger See mit einem Springbrunnen, der das Wasser in Fontränen hoch in die Lüfte beförderte und umgeben von rosafarbigen gefiederten Vögeln.

 

„Schau mal Eri, das sind Flamingos“, mit den Fingern formte Izuku die entsprechenden Zeichen und wies zu den Stelzvögeln. Inzwischen hatte er die Gebärdensprache ganz gut drauf. Ab und an half ihm Valeria noch unter die Arme, aber in Allem war er schon ziemlich sicher mit den einzelnen Handzeichen. Mit großen roten Augen sah Eri in die Ferne und klammerte sich am Geländer fest. Fasziniert sah sie den Tieren zu. Aktuell befind sich die Weißhaarige in einer komplett anderen Welt. Es war eine gute Idee, dass sie den Zoo als Reiseziel ausgewählt hatten.

 

Nachdem die Karte inzwischen zu hundert Prozent von Katsuki analysiert wurde, begaben sie sich nun gemeinsam auf die tierische Reise. Sie liefen an Löwen vorbei. Sichteten Zebras, die weit im dichten Gras standen und den Zoobesuchern nachsahen. Vereinzelt liefen die Tiere auch am Zaun mit. Es fühlte sich fast schon so an, als ob sie unter Beobachtung standen. Während der Rundtour lief Shoto dicht neben Izuku und nahm seine Hand. Lächelnd lehnte sich der Omega an seinem Mate an. Er war froh, dass Shoto Zeit gefunden hatte und mitkam. Erst war unklar, ob der Alpha überhaupt frei bekam. Aber sein alter Herr wollte nicht so knickrig sein und gab nach Kataras Protesten nach. Die Beta wollte auch einfach nur einen Tag mal allein im Labor verbringen und die Omega-Auszeit genießen, zumindest kam Izuku es so vor. Aber er war ihr nicht böse.

 

„Geht es dir gut?“

 

Nach dieser Frage sah Izuku zu seinem Partner auf und hakte sich bei ihm ein.

 

„Ja, mich machen die letzten Wochen einfach nur zu schaffen. In drei Wochen ist es ja auch endlich vorbei…“, hauchte der Omega leise und schloss währenddessen seine Augen.

 

„Pass bitte auf dich auf und übertreib es nicht. Gönn dir jede Pause, die du brauchst.“

 

Auf die Worte hin öffnete Izuku seine Augen und sah zu seinen Freunden auf, die wenige Meter vor ihnen liefen. Valeria hatte Eri auf den Arm genommen und gemeinsam traten sie an einen Elefanten heran, der neugierig auf sie zu stapfte.

 

„Keine Sorge, mein Alpha. Ich passe auf mich auf und danke, dass du auf mich so Acht gibst“, ein zartes Lächeln zierte Izukus Lippen, als er sich aufrichtete und sich Shotos Lippen nährte. Bevor sich diese jedoch vereinen konnten, hörten sie auch schon einen Aufschrei, der sie zusammenzucken ließ.

 

„WAS SOLL DAS DENN?! VERDAMMTE SCHEIßE!!!“

 

Anhand der Stimme und des Fluchens war sofort klar, um wen es sich hier nur handeln konnte. Erstaunt sahen alle Augenpaare zu Katsuki, der hinter Valeria stand und alle Glieder von sich wies. Wasser tropfte an ihm herab, um ihn herum befand sich eine ganze Wasserlache. Valeria brach daraufhin in helles Gelächter aus, während Eri sich vor den Elefanten stellte und dessen Rüssel streichelte, der über den Stahlzaun hing.

 

„Haha, oh - da hat wohl jemand unfreiwillig ein Bad genommen~“, lachend trat die Omega auf den blonden Alpha zu, der wenige Schritte zurücktrat, aber anhand eines vorhandenen Gegenstands hinter ihm nicht weiter zurückweichen konnte. Seine Wangen färbten sich augenblicklich rot.

 

„DAS IST NICHT WITZIG!“, stammelte Katsuki vor sich hin und drehte sein Gesicht weg.

 

„Aber, aber… wenn der Elefant niesen muss und du dich gerade zufällig in der Schusslinie befindest... Das war ein dummer Unfall – jetzt beruhige dich...“, währenddessen fuhr Valeria mit einem karierten Taschentuch über Katsukis Gesicht und rieb seine Wangen trocken, die gefühlt immer roter wurden.

 

Es war ein Anblick, der Izuku innerlich schmunzeln ließ. Er hatte ja schon seit langem in Verdacht, das hier etwas im Busch war. Valeria und er waren inzwischen sehr oft gemeinsam unterwegs, unternahmen generell viel und hingen auch sonst ziemlich oft zusammen ab. Izuku hatte sogar schon mitbekommen, dass Valeria dem Alpha die russische Sprache näherbrachte. Seit neustem besuchte Katsuki auch die Proben und nahm in der hintersten Besucherreihe Platz, wobei zumindest Izuku das Ganze nicht verborgen blieb. Es war fast schon niedlich, wie er sie heimlich beobachtete. Und dass man ausgerechnet bei Katsuki Bakugou das Wort „niedlich“ allein nur in den Mund nahm, war schon ein Ausnahmezustand.

 

Nach der unfreiwilligen Wäsche legten sie bei einem kleinen Imbiss, der ziemlich zentral im Park lag, eine Pause ein. Während Katsuki im Bad verschwand, um sich richtig zu trocknen und Ersatzkleider anzuziehen, die er komischerweise immer bei sich trug, nahmen die anderen einen kleinen Happen zu sich. Izuku gönnte sich eine Pommes mit viel Ketchup. Seine grünen Iriden funkelten schon, als er auf sein Essen herabblickte. Shoto saß ihm genau gegenüber und hob fragend eine Augenbraue.

 

„Ist das seit neustem dein Lieblingsessen?“

 

„Hm?“, überrascht sah Izuku auf, während er sich einen weiteren Kartoffelstreifen in den Mund schob.

 

„Ich mochte Pommes schon immer. Ab und an hab ich mal Hunger drauf:“

 

„Du isst es inzwischen gefühlt fast täglich“, sprach der Weißrothaarige und nippte an seinem Pfefferminz-Tee. Auch außerhalb bevorzugte der Alpha überwiegend Tee. Valeria und Eri hatten sich eine Curry-Wurst geholt, wobei eher Eri alles aufaß. Der Omega fehlte der Appetit.

 

„Isst du nichts, Val?“

 

Die Roséhaarige sah zu ihrer Rechten zu Izuku und blickte danach wieder in die Ferne.

 

„Ich hatte vor den Proben noch eine Kleinigkeit zu mir genommen. Demnach bin ich satt.“, erwiderte die junge Frau und blickte zu einem kleinen Spatz, der sich gerade neben ihnen in einem Vogelbrunnen badete. Fröhlich vor sich hin zwitschernd wand sich der Vogel umher und putzte sein Gefieder.

 

 

 

 

 

 

Inzwischen färbte sich der Himmel rot und es war auch schon fast 16 Uhr. Ihren letzten Besuch statten sie dem Vogelhaus ab, das sich am Ende des Zoos befand. Gemeinsam betraten sie das große Anwesen. Sowohl am Anfang als auch am Ende des Raums befand sich ein großes Netz, durch das sie durchliefen. Mit großen Augen betrat Eri die Halle und sah um sich. Überall befanden sich bunte Vögel, die sich entweder auf dem Boden oder auf den Ästen der Bäume aufhielten oder in der Luft segelten. Hier konnten sich die gefiederten Wesen frei bewegen. Auch als Izuku das Anwesen betrat und seine Brille richtete, sah er den Papageien nach, die dicht neben ihm vorbeiflogen. Um sie herum erfüllte sich eine wahre Farbenvielfalt. Alle möglichen Arten waren vertreten. Von Wellensittichen, über Nymphensittiche – bis hin zu Graupapageien und weiteren exotischen Arten befand sich alles hier anwesend vor ihnen. Es waren auch Papagei-Arten vorhanden, die den Fabelwesen Phönixe sehr ähnlich sahen. Es war ein Anblick, den man so nicht alle Tage erlebte.

 

Erstaunt sah Izuku den Wesen nach und hakte sich wieder bei seinem Mate ein, der dicht neben ihm stand. Eri gesellte sich zu ihnen und zupfte an Izukus Shirt, woraufhin der Omega zu ihr hinabblickte. Das weißhaarige Mädchen wies in Valerias Richtung, die sich am Futterspender bediente. Die junge Frau trat daraufhin an Katsuki heran, der mehr als verloren im Raum und mit dem Rücken zu ihr stand. Etwas verdutzt drehte sich der Aschblonde zu ihr und wollte anscheinend erneut zurückweichen, was Valeria aber schnell unterband, indem sie seine Hand nahm und das Futter dort hineingleiten ließ. Zuvor hatte sie sich vorgelehnt und es sah so aus, als ob die Omega ihm etwas ins Ohr flüsterte, ehe sie ihre Hand an seiner anlehnte und ihre Hände gemeinsam nach oben hob. Ihre Hände bildeten eine Art Futterschale, was den Vögeln nicht verborgen blieb. Innerhalb von Sekunden hatte sich die ganze Meute auf sie gestürzt und die Hände mitsamt dem Vogelfutter in Beschlag genommen. Gelächter folgte, ebenso ein Sturm aus Federn, der um sie wehte. Sofort zog Izuku sein Handy hervor und schoss ein Bild aus sicherer Entfernung. Es war einfach ein Moment, der festgehalten werden musste. Eine Weile sahen sie dem Spektakel zu. Nachdem Izuku sein Foto zufrieden inspiziert hatte, sah er zu Shoto auf, der einfach nur lachend den Kopf schüttelte.

 

„Du weißt schon, das Katsuki dich dafür köpfen wird, oder?“

 

„Ach was, so wie ich ihn die letzte Zeit erlebe, ist er froh um so ein Bild. Er muss es nur gut vor seiner Mutter verstecken“, kicherte Izuku und widmete sich daraufhin wieder Eri zu, die sich jedoch von dem Geschehen abgewandt hatte.

 

„Eri, was ist lo-?“, ehe Izuku seine Frage komplett zu Ende stellen konnte, blickte er in dieselbe Richtung, in die Mädchen sah, und zog scharf die Luft ein.

 

„Komm schon, Kuri – du musst deine Medizin nehmen, mein alter Freund…“

 

Ein Tierpfleger kniete am Boden und reichte eine Hand voll Vogelfutter zu Etwas hin, was sich komplett am Boden versteckt im Gebüsch eingerollt hatte. Es war ein größerer Vogel, dessen Gefieder bereits grau und rau war. Vereinzelt waren die Federn stark zerrupft. Gebrechlich zog der Papagei seinen Kopf hervor und sah zu dem Pfleger auf, der verzweifelt versuchte ihn zum Essen zu bewegen. Der Vogel war anscheinend schon sehr alt und war fast komplett abgemagert. Vorsichtig trat Izuku daraufhin, gefolgt von den anderen, die den Mitarbeiter inzwischen auch bemerkt hatten, in einem sicheren Abstand heran.

 

„Mister? Stimmt etwas nicht?“, fragte Izuku und ließ die Hand seines Alphas los. Eri blieb bei dem Weißrothaarigen stehen und sah aus der Ferne zu.

 

„Ach je, tut mir leid, dass ihr das seht. Kuri ist schon sehr alt und kann schon fast kein Futter mehr aufnehmen. Er war bis vor kurzem auch krank und das scheint ihm den Rest gegeben zu haben.“

 

„Oh nein, dass tut uns leid“, hauchte Valeria und trat neben Izuku.

 

Der Tierpfleger erhob sich langsam und seufzte traurig aus.

 

„Wisst ihr, Kuri ist ein Kakadu. Er war in seinen jungen Jahren so ein hübsches Exemplar und er war so lebensfreudig. Er wollte leben, deswegen hat sein starkes Herz auch nicht nachgegeben und er schleppt sich inzwischen körperlich von einem Tag zum nächsten. Auch wenn Kuri immer gekämpft hat, irgendwann ist auch Schluss und man muss eine Entscheidung treffen.“, brachte der Tierpfleger leise hervor, kniete sich erneut und streichelte den alten Vogel am Kopf. Trotz seiner alten Tage schien der Kakadu diese Zärtlichkeiten zu genießen.

 

„Wenn er heute nicht frisst, wird er endlich seine Erlösung finden… Es zerreißt mir das Herz meinen alten Kumpel hier gehen zu lassen, aber es wird das Beste für ihn sein…“

 

Geschockt hielt Izuku die Luft an. Ein eiskalter Schauer kroch sein Rückgrat hoch. Es war eine ganze Weile her, wo er sich mit diesem Thema auseinandersetzen musste. Allein der Anblick, der sich ihm gerade bot, ließ ihn einfach nur erstarren. Ihm tat der Vogel leid. Wie er einfach am Boden kauerte, seiner Existenz ausgesetzt war, die ihn nicht einschlafen ließ. Ein so starkes Herz, aber ein so schwacher Körper, der einfach nur seine Ruhe finden wollte. Knirschend biss sich Izuku auf die Unterlippe, während seine Hände sich zu Fäusten bildeten. Er war die letzte Zeit auch so nah am Wasser gebaut. So nah wie noch nie zuvor. Tränen drangen hervor. Der Omega versuchte, so gut es ging, sich zusammenzureißen - aber er wurde beobachtet. Rote eindringliche Iriden sahen den Omega an und seine Gestalt spiegelte sich in den Augen wider. Eine Weile sah Eri den Grünhaarigen einfach nur an. Es vergingen wenige Sekunden. Langsam setzte sich Eri in Bewegung. Als Valeria das Mädchen aufhalten wollte, blickte diese hinter sich. Sowohl Izuku als auch Valeria hielten augenblicklich die Luft an.

 

Die Mundwinkel des kleinen Mädchens wanderten nach oben. Es war ein Anblick, den sie so bei Eri noch nicht vorgefunden hatten. Es weckte Hoffnung. Ein leichtes Lächeln zierte Eris Lippen, als sie zu den beiden Omega aufsah. Sofort wussten die Beiden, was Sache war. Es war ein stilles Zeichen, das alles gut sein würde. Mit großen Augen sahen alle Beteiligten der Weißhaarigen nach, die sich daraufhin wieder umdrehte und vorsichtig immer näher an den gebrechlichen Vogel herantrat. Der Kakadu erhob sich. Mit wackeligen Beinen versuchte er Halt zu finden, knickte jedoch wieder ein. Er sah dabei zu, wie Eri wenige Meter vor ihm auf die Knie ging und einfach nur dasaß.

 

Erneut startete der Vogel einen weiteren Versuch und schaffte es sich aufzuraffen. Mit langsamen unsicheren Schritten trat der Papagei an das Mädchen heran, das die rechte Hand nach ihm ausstreckte. Alle Anwesenden hielten die Luft an. Es war mucksmäuschenstill. Auch die anderen Vögel im Raum hatten sich auf den Ästen niedergelassen und sahen dem Spektakel zu, das sich vor ihnen präsentierte. Inzwischen hatte der gebrechliche Kakadu die Weißhaarige erreicht und lehnte seinen Kopf an die Handfläche des Mädchens. Als sich beide berührten erhellte sich Eris Handfläche. Ein heller Schein, der einem schwebenden Band ähnlichsah, wirbelte um das Mädchen herum. Sterne funkelten hervor und der Boden erhellte sich. Der Vogel wurde in helles Licht getaucht und war von einer glänzenden Hülle umgeben.

 

„Was zum?“, der Tierpfleger trat einen Schritt zurück, während Izuku Valeria zunickte, woraufhin er sich Eri nährte.

 

Je näher Izuku kam, desto wärmer wurde es. Es war eine angenehme Wärme, die von dem gleisenden Licht ausging, das Eri umwarb. Plötzlich spürte der Omega ein leichtes Kribbeln im Unterleib und hielt plötzlich inne. Sofort wanderte seine Hand zu seinem Bauch und blickte ins Leere.

 

//Was war das??// schoss es Izuku durch den Kopf, als er in seiner Stellung weiterhin innehielt. Er war wie in Trance. Etwas in seinem Innern hatte ihn zurückgehalten weiterzuschreiten. Aber wieso? Warum? Ungläubig sah der Grünhaarige wieder zu Eri, die weiterhin vor ihm kniete.

 

Währenddessen nahm das Licht wieder ab und die funkelnden Partikel ließen sich auf dem Vogel nieder, der inzwischen wieder sichtbar wurde. Helle weiße Flügel streckten sich in die Lüfte. Ein Krächzen, das man zuvor so noch nicht gehört hatte, ertönte. Eri erhob sich und trat einen Schritt zurück. Sie streckte ihren rechten Armen erneut aus und innerhalb weniger Sekunden flog ihr Etwas auf den Arm. Bei genauerem Hinsehen blieb allen Anwesenden die Luft weg. Ein junger Kakadu, in hellstem weiß, thronte auf Eris Arm und blickte in die Ferne. Seine Federhaube war weit nach oben gestreckt. Rote und Orangene Farben schmückten das Federkleid des Papageis. Es war immer noch still. Zudem sich die kommenden Sekunden wie Minuten oder Stunden anfühlten. Die Zeit schien für eine Weile stehengeblieben zu sein.

 

„Kuri?“, der Tierpfleger kam langsam auf Eri zu. Wie auf Stichwort antwortete der Vogel und spreizte erneut seine Flügel. Mit einem seichten Segel setze er an und flog auf den Arm des Pflegers, der mehr als verdattert seinen Tierkumpel anblickte.

 

„Kuri, was ist mit dir passiert?“, stammelte der Angestellte und blickte ungläubig auf Eri herab, die vor ihm stand. Inzwischen wieder mit emotionslosem Gesichtsausdruck.

 

„Der Vogel wurde verjüngert…“, brachte Valeria leise hervor und trat an Eri heran, die sich daraufhin wieder hinter ihr versteckte. Ihr verschrecktes Ich war wieder zurück.

 

Izuku, der sich wieder aus der Starre gelöst hatte, kam auf den Vogel zu und inspizierte diesen genau. Der Grünhaarige erkannte diese Spezialität. Sie befand sich auch auf den alten Schriften von Tsuchis Großvater. Eine Macht, die so mächtig war, sodass man sie wegschloss. Eine Kraft, die in falschen Händen viel Leid und Unheil anstellen konnte. Eine Gabe, die Leben retten konnte, wenn man sie richtig einsetzte.

 

„Zurückspulen…“, flüsterte der Omega leise und sah auf Eri herab.

 

„Das ist deine Spezialität, oder?“, sofort spielte sich ein Lächeln auf Izukus Lippen, als er auf das kleine Mädchen herabblickte, vor ihr auf die Knie ging und seine Handfläche auf ihren Kopf legte. Tränen bildeten sich währenddessen in Eris Augen. Mit Handbewegungen kommunizierte sie, ob sie nun Ärger erwarten würde.

 

„Was aber nicht doch- das hast du gut gemacht, Eri. Du hast einem kranken Tier neuen Lebenswillen eingehaucht. Du bist eine kleine Heldin~“, antwortete Izuku und formte die entsprechenden Zeichen.

 

Augenblicklich bildeten sich in Eris Augen noch mehr Tränen und schließlich brach der Damm. Weinend rannte sie auf Izuku zu und warf sich ihm um den Hals. Es war eine Geste, die sie zuvor nur bei Valeria gezeigt hatte. Aber nun schien das Eis endgültig gebrochen zu sein und Izuku fiel ein Stein vom Herzen. Sofort schlang er seine Arme um ihren kleinen Körper. Es war ein Moment, den Izuku sofort im Herzen einfing. Er hatte es geschafft. Er hatte die Mission doch tatsächlich erfolgreich beendet. Er hatte es tatsächlich geschafft, diesem kleinen Mädchen zuhelfen. Ihr Vertrauen zu gewinnen und eine neue bessere Welt zu zeigen. Dann dieses Lächeln eben. Es war das erste Mal, dass Eri gelächelt hat. Izukus Herz zersprang fast vor Freude. Der Kakadu flog währenddessen auf Izukus Schulter und spreizte freudig seine Flügel.

 

Vor Glück schossen dem Omega erneut die Tränen in die Augen. Schon wieder wurde er im Moment viel zu emotional. Das war doch langsam nicht mehr normal. Erleichtert sah er daraufhin zu seinem Mate auf. Shoto nickte ihm lächelnd zu. Valeria hob einen Daumen nach oben - sogar Katsuki, der sich hinter die Roséhaarige gesellt und seine Hände auf ihrer Schulter abgelegt hatte, nickte.

 

Dieser Moment jedoch bedeutete so viel mehr. Für Izuku ging heute eine weitere Mission zu Ende. Eine Mission, die ihn zweifeln ließ – ihm die Fassung raubte. Endlich war er an seinem Ziel angelangt. Die letzten Ketten, die ihn bisher zurückgehalten hatten, zersprangen und prallten an ihm ab. Wenn er so weit gekommen war – dann stand auch alles weiterem nichts mehr im Weg. Der Omega war Feuer und Flamme für seine nächste Aufgabe und diese stand unmittelbar bevor:

 

 

Bereite dem Publikum in weniger als drei Wochen ein Erlebnis, das sie so zuvor noch nicht gesehen haben und welches sie auch so schnell nicht wieder vergessen werden!

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ataschi
2023-02-24T19:43:21+00:00 24.02.2023 20:43
Hey, ich habe das Kapitel zwar schon vor längerer Zeit gelesen... Aber ich muss doch meine Vermutung dazu äußern. Und zwar glaube ich das Eri die Schwangerschaft von Izuku (falls es sie schon gab) aufgehoben hat. Auch wenn es unbewusst war. Aber ich könnte mir das gut vorstellen, weil er dieses Kribbeln gespürt hat. Auch wenn er noch nicht wusste, ob er schwanger ist.
Irgendwie liest sich das kompliziert. 🙈
Kann man trotzdem nachvollziehen was ich ungefähr meine? 🥰
Antwort von:  Mina_Tara
25.02.2023 09:44
Huhu, danke für dein Kommi :) ich kann dich beruhigen, etwas in Izus Innern hat ihn davor bewahrt weiterzuschreiten, so ist nix passiert. Aber so hat unser Omega überhaupt erst richtig gemerkt, dass da etwas sein muss. Aber was genau, erfahren wir noch, mal schauen, ob du Recht behalten wirst ;)
Von:  Lexischlumpf183
2023-01-26T12:52:13+00:00 26.01.2023 13:52
Schönes Kapitel, freu mich auf das nächste 😄
Antwort von:  Mina_Tara
25.02.2023 09:41
Vielen Dank, das freut mich zu hören :)


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