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Der Brief, der niemals gelesen wurde.

[Itachi x Izumi | Wettbewerb: Eine Botschaft überbringen]
von

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Part I ◊ Die Worte die ich schreibe


 

Eine Botschaft überbringen ◊ Der Brief, der niemals gelesen wurde.

 

Part I Die Worte die ich schreibe

 

 

Izumi saß stumm am Esstisch und nahm die letzten Bissen ihres späten Mittagessens zu sich. Die Mission die sie heute erst beendet hatte war anstrengend gewesen und hatte ihr einiges abverlangt. Sie war froh gewesen, dass ihre Mutter ihr erst ein Bad eingelassen und danach ein Essen zubereitet hatte. Aber das war nicht der Grund warum sie so abwesend ihren Reis mit Fisch aß.

Als sie in Konoha angekommen war, war sie zu ihrem Glück Itachi Uchiha begegnet. Seit er Teil der ANBU war, hatten sie sich nur selten gesehen und kaum miteinander sprechen können, weswegen sie umso glücklicher über die ungeplante Begegnung war. Sie hatte die Gelegenheit auch sofort ergriffen und ihm um ein Treffen gebeten. Nicht lang, nur kurz um sich ein wenig zu unterhalten, schließlich hatte Izumi keine Ahnung mehr davon, was ihn beschäftigte und wie er sich fühlte. Über die Arbeit wollte sie nicht sprechen, als Teil der ANBU durfte Itachi es auch gar nicht. Sie wollte über ihn sprechen und sie beide.

Da war etwas in seinen Augen gewesen. Itachi war ein Meister darin seine Gefühle zu verbergen. Keiner – wahrscheinlich nicht einmal sein Vater – gelang es ihn zu durchschauen. Konnte Sasuke hinter seine Fassade blicken? Izumi wusste wie nah sich die Brüder waren und wie viel der Jüngere Itachi bedeutete, aber konnte er hinter die Maske seines älteren Bruders blicken?

Izumi konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass sie es konnte, aber sie hatte ein Gefühl, eine pochende Gewissheit in ihrem Herzen, dass dies ihr letztes Treffen sein würde. Das Schicksal würde Itachi und sie in dieser Nacht auseinander reißen, für immer und dies mit dem Tod besiegeln.

»Du bist so abwesend Liebes.«

Sie schreckte aus ihren Gedanken hervor. Ihr gegenüber saß ihre Mutter, Hazuki Uchiha, die sie besorgt beobachtete.

»Ist alles in Ordnung?«

Izumi nickte. »Ich bin nur etwas müde.«

»Du arbeitest auch viel in letzter Zeit. Du solltest mehr auf dich achten und dir genug Ruhepausen gönnen.«

»Das war erst einmal die letzte Mission. Ab jetzt bin ich zu Hause.«

»Ich bin wirklich stolz auf dich, dass du so diszipliniert arbeitest, aber du machst nichts anderes mehr. Früher hast du so viel von Itachi Uchiha erzählt und heute gar nicht mehr.«

»Ka-chan!«, Izumi lief im Gesicht rot an. »Das war als ich noch ein Kind war. Ich … Jetzt bin ich eine Frau, ich habe keine Zeit mehr für so etwas.« Sie kratzte sich verlegen am Muttermal, dass sie unter dem rechten Auge hatte.

»Aber es ist schön, dass du dich heute wieder mit ihm triffst.«

»Nur kurz, er hat schließlich viel zu tun.«

Ihre Mutter lächelte, als würde sie ihn bemitleiden. »Als Sohn von Fugaku Uchiha hat er es sicherlich nicht leicht. Es wird viel von ihm erwartet.«

»Er schafft das, dass weiß ich«, sagte Izumi mit einem Lächeln. Sie stand von ihrem Platz auf und räumte ihr Geschirr und ihre Essstäbchen in die Spüle der Küche. »Vielen Dank für das Essen, Ka-chan, es war wundervoll«, bedankte sie sich und ging zur Tür.

»Was hast du vor?«

Im Türrahmen blieb Izumi stehen und wand sich noch einmal zu ihrer Mutter um. »Ich gehe auf mein Zimmer. Ich muss mich noch fertig machen, ehe ich mich mit Itachi treffe.«

Ihre Mutter lächelte. »Ich weiß noch damals … Ich habe mich mit deinem Vater auch immer heimlich getroffen. Wir waren noch kein wirkliches Paar. Natürlich hatten meine Eltern etwas gegen ihn. Ein einfacher Mann aus dem Dorf. Er gehörte nicht einmal einem Clan Konohas an! Es war so aufregend sich aus dem Haus zu schleichen und ihn heimlich zu sehen.«

Izumi lehnte sich an den Türrahmen. Sie mochte es, wenn ihre Mutter von ihrem Vater erzählte, weswegen sie ihr nur allzu gerne zuhörte.

»Eines Tages sagte er mir, dass er eine gefährliche Mission antreten würde und wollte sich von mir verabschieden. Ich gab ihm einen Brief mit. Als Glücksbringer. In ihm hatte ich ihm all meine Gefühle für ihn gestanden und ich überreichte ihn mit der Bitte, ihn erst zu lesen, wenn er wieder in Konoha war, damit er einen Grund hatte gesund und munter heimzukehren.«

»Und?«, wollte Izumi wissen.

»Er kam heim, nicht ganz unversehrt, aber am Leben und wir heirateten, heimlich und dann kamst du.«

Sie schenkte ihrer Mutter ein verträumtes Lächeln. »Danke Ka-chan. Ich denke ich weiß was ich mache«, sagte sie und eilte auf ihr Zimmer. Sie wusste was sie tun musste und wollte. Ohne Umschweife setzte sie sich an ihren Schreibtisch, suchte sich ihr schönstes Briefpapier aus einer der Schubladen hervor und begann zu schreiben.

Nach nur wenigen Sätzen wurde das Blatt zerknüllt und ein neues herausgesucht. Wieder begann Izumi zu schreiben, doch auch dieser Versuch wurde vernichtet und landete im Mülleimer neben dem Schreibtisch. Ein weiteres Blatt wurde entsorgt und auch der nächste Versuch wurde zerknüllt.

Als sie endlich zufrieden mit ihrem Brief war, lagen auf dem Boden unzählige Papierkugeln verstreut. Sie wollte nicht wissen wie viele Versuche sie gebraucht hatte um ihren Brief fertig zu stellen. Ganz zu schweige, dass sie keine Zeit mehr hatte um nachzuzählen. Izumi tänzelte quasi um die Papierkugeln zu ihrem Schrank, entnahm sich ein paar ordentliche Kleidungsstücke, zog sich um und eilte dann mit dem Brief in ihrer Tasche aus dem Zimmer.

In vollkommener Hektik verabschiedete sie sich mit einem »bis später« von ihrer Mutter und verließ dann auch das Haus. Ihr Ziel war ihr Lieblingsplatz, an dem sie sich schon so oft getroffen und Zeit miteinander verbracht hatten: Der Steg am See.

Itachi war schon da und saß unten am Ende des Stegs. Er blickte fast schon gedankenverloren auf die Wasseroberfläche hinaus. Er hatte den selben abwesenden Blick, wie zu ihrer zufälligen Begegnung. Etwas beschäftigte ihn, das wusste sie genau und davon gab es für ihn kein Zurück mehr.

»Itachi-kun«, rief sie und machte so auf sich aufmerksam. Der Junge drehte sich zu ihr um und in seine Mimik mischte sich eine Art Freude, aber auch gleichzeitig eine Trauer, die Izumi mit Leichtigkeit lesen konnte. Sie wusste genau, das hier war ihr letztes Treffen.

Eilig rannte Izumi die Stufen zum Steg hinunter und auf ihren Freund zu. In ihrer Aufregung wurde sie unaufmerksam und da geschah es, dass sie auf dem Holz des Steges wegen einer Wasserpfütze ausrutschte. Sie stürzte, doch ehe sie auf der harten Oberfläche aufschlagen konnte, wurde sie von Itachi aufgefangen. Er war selbst als Kind so unglaublich talentiert, da wunderte sie sich nicht im geringsten, dass er so schnell zur Stelle war um sie zu retten.

»Danke dir«, sagte Izumi und stand wieder auf. Itachis Wangen zierten ein leichtes rot, während seine Augen immer noch so unsagbar besorgt und belastet wirkten. Aber darüber wollte sie in diesem Moment nicht nachdenken. »Danke das du diesem Treffen zugestimmt hast. Du hast sicherlich viel zu tun.«

»Hmmm«, gab Itachi von sich und wand sich wieder dem See zu.

»Ich will nicht über die Arbeit reden«, versuchte sie ihm den Druck zu nehmen. »Ich bin nur froh, dass wir uns sehen können, auch wenn es nur kurz ist.«

Sie stellte sich neben ihn und blickte ebenfalls zum See hinaus. Es war wunderschön und ruhig hier. Izumi war gerne am See, besonders, wenn sie mit Itachi zusammen sein konnte.

Schweigend standen sie da und sahen gemeinsam zum See hinaus. Beide gefangen in ihren Gedanken und gleichzeitig genossen sie die Gesellschaft des jeweils Anderen.

»Ich wollte dir«, unterbrach Izumi die Stille. Es dämmerte bereits. »Nur noch etwas geben, ehe du auf deine Mission gehst.«

Itachi sah sie verwundert an, doch sie schenkte ihm nur ein Lächeln.

»Es ist zwar nicht ganz ordentlich«, sagte sie entschuldigend und kramte in ihrer Tasche. Sie zog den Umschlag mit dem geschriebenem Brief heraus und zeigte ihn Itachi. Sie hatte seinen Namen in sauberer Schönschrift darauf geschrieben und ein Herz darauf gemalt. »Ich möchte ihn dir als eine Art Glücksbringer mit geben. In ihm habe ich all meine Gefühle niedergeschrieben«, sagte sie und hielt ihm den Umschlag hin.

Itachi griff zögerlich nach dem Brief, jedoch entzog Izumi ihm diesen mit einem ernsten Gesichtsausdruck: »Aber.«

Verwirrt sah Itachi sie an.

»Du musst mir eines versprechen.«

»Okay?«

Izumi lächelte ihn wieder sanft an. »Du darfst ihn erst lesen, wenn du wieder zurück nach Konoha kommst.«

Es war kaum möglich es wahrzunehmen, doch Izumi hatte das leichte zusammenzucken von Itachi bemerkt. Es würde niemals passieren. Sie spürte ein Stechen in ihrer Brust und ihr war nach Weinen zu mute, aber sie verdrängte ihre Gefühle um ihm ein aufrichtiges Lächeln schenken zu können. »Versprochen?«

»Versprochen«, bestätigte Itachi und nahm den Umschlag von Izumi entgegen.

Sie lächelte. »Gut, ich werde auf dich warten, ganz sicher und dann, lesen wir den Brief gemeinsam.«

 

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Part II ◊ All das, was ich dir sagen will


 

Part II ◊ All das, was ich dir sagen will

 

 

»Itachi-sama, der Brief.«

Itachi drehte sich zu seinem Partner um. Kisame Hoshigaki hielt ihm den Umschlag entgegen, den Izumi ihm überreicht hatte. Er muss herunter gefallen sein, anders konnte er sich das nicht erklären. Eigentlich war der ungeöffnete Umschlag ein regelrechter Schatz für Itachi. Er war das Zeugnis seines Versprechens zurück zu Izumi zu kehren. Auch wenn er es nicht halten konnte, würde er sich daran halten.

»Du darfst ihn erst lesen, wenn du wieder zurück nach Konoha kommst. Gut, ich werde auf dich warten, ganz sicher und dann, lesen wir den Brief gemeinsam.«, hörte er sie sagen. Es waren acht Jahre vergangen, seitdem Izumi ihm ihren Brief überreicht hatte, nur wenige Stunden bevor er seine alles verändernde Mission begonnen und seine Familie für den Frieden und dem Wohl des Dorfes ermordet hatte. Seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen. Er wollte sich ihr Bild für immer bewahren und deswegen hatte auch nicht er, sondern der Mann, der sich als Madara vorgestellt hatte, sich um Izumi und ihre Mutter gekümmert. Selbst jetzt konnte er nicht sagen, ob er es über das Herz gebracht hätte sie zu töten.

Bis heute ließ ihn das Gefühl nicht los, das sie wusste was passieren würde. Nicht im Detail, aber das sie sich dem bewusst war, dass sie sich nie wieder sehen würden. Dieser Gedanke gab ihren Worten eine ganz andere Bedeutung. Wenn sie sich wiedersahen … Itachi wusste wann das sein würde. Dann wenn er durch die Hand seines kleinen Bruders starb.

Solange würde er den Brief nicht lesen.

Itachi nahm den Umschlag von Kisame zurück. Er war mittlerweile zerknittert und an den Ecken bereits vergilbt. Die Tinte, mit dem sie seinen Namen geschrieben hatte, verblasste allmählich.

»Ein Liebesbrief?«, wollte Kisame wissen.

»Ein Abschiedsbrief«, korrigierte Itachi kühl.

Sein Partner war gesprächiger und neugieriger wie er selbst, aber nicht von der unangenehmen Art. Er verstand wann er aufhören musste, wenn auch nicht immer, aber die meiste Zeit. Es war leichter ihn dazu zubringen zu schweigen, als so manch ein Anderer.

»Von einem Mädchen aus Konoha?«

Immer dann, wenn Itachi es bevorzugte auf eine Frage zu schweigen, interpretierte der Nuke-Nin aus Kirigakure seine eigene Aussage und versuchte ihn mit einer anderen Frage zum reden zu bringen.

»Willst du ihn dann nicht lesen? Sie verdient es schließlich.«, er bleckte seine spitzen, haifischähnlichen Zähne. »War sie schön?«

Auch darauf antwortete Itachi ihm nicht. Izumi war nicht nur schön, sie war stolz und stark. Sie war anders als all die anderen Mädchen des Uchiha-Clans. Izumi beurteilte niemanden aufgrund des Wappens, dass er trug, sie war offen und herzlich zu jedem der ihr gegenübertrat und er war sich sicher, sie vermochte wie niemand sonst hinter seine kalte Fassade zu blicken und seine Gefühle zu lesen.

Viele schlaflose Nächte hatte Itachi dagelegen und den Umschlag in seinen Händen gehalten. Er hatte mit dem Gedanken gespielt ihn zu öffnen und zu lesen, es jedoch immer wieder sein gelassen. Das Geheimnis sollte bis zu dem Tag hinter diesem Umschlag verborgen bleiben, an dem sie ihn gemeinsam lesen konnten.

Itachi ließ den Umschlag in seinem Mantel verschwinden. Dieser Brief war das einzige was er noch von Izumi hatte, das einzige was es von ihr auf dieser Welt noch gab und wenn er den Umschlag öffnete, würde all die Magie darum verschwinden, zusammen mit dem Versprechen, das er ihr damals am See gegeben hatte. Es wäre, als würde sie komplett aus seinem Leben verschwinden.

An dem Abend, als sie sich das letzte Mal getroffen hatten, hatte Itachi den Drang unterbunden sie zu warnen. »Lauf«, hatte er ihr sagen wollen. »Rette dich. Versteck dich. Ich werde dich finden und beschützen.« Aber er wusste, dass sie ihm das niemals verzeihen würde. Sie hätte eine andere Lösung suchen wollen und ihn immer wieder mit ihren großen, traurigen Augen angesehen.

Auch er hatte in ihr lesen können, wie sie es bei ihm wahrscheinlich gekonnt hatte. All die Trauer und die Sehnsucht in ihren Augen, die sie hinter ihrem wunderschönen Lächeln hatte verbergen können. Andere hätten ihren Gefühle wahrscheinlich nicht erkennen können, aber er hatte sie lesen können.

»Ich bin mir sicher, es ist ein Liebesbrief«, stichelte Kisame noch einmal.

Itachi wusste wie gerne er hinter seine Fassade schauen würde, aber er gab ihm nicht einmal eine kleine Chance dazu. Dieser Brief war mehr als genug und selbst das hätte sein Partner nie sehen sollen.

»Es ist ein Abschiedsbrief.«

»Er ist von einem Mädchen«, sagte Kisame grinsend.

»Was macht dich da so sicher?«

»Die Schrift, Itachi-sama«, erklärte er Selbstsicher. »Sie hat in Schönschrift den Namen geschrieben, kein Junge schreibt so. Außerdem ist da noch das Herz.«

Itachi zog es vor nicht zu reagieren.

»Wobei wir wieder bei dem Liebesbrief sind.« Auch ohne ihn direkt anzusehen, war es Itachi so, als könne er Kisame regelrecht grinsen hören. Er entschloss sich dazu es zu ignorieren. Spätestens wenn ihm das ganze Katz und Maus Spiel zu langweilig werden würde, hörte Kisame auf ihn zu löchern.

»Wenn du ihn nicht lesen willst, lass mich es tun«, das Grinsen wich nicht aus seinem Gesicht. Zusammen mit seinen Worten entlockte es die erste emotionale Reaktion von Itachi: Er blickte seinen Partner kalt durch seine Sharingan an.

»Er ist dir also wichtig, Itachi-sama«, witzelte Kisame und endlich änderte sie seine Mimik. Er lachte kurz. »Das hätte ich nicht gedacht. Du hängst doch an deiner Familie.«

Itachi wand sich ab. »Ich habe ein Versprechen gegeben, mehr nicht.«

»Ihn nicht zu lesen?«

Die Antwort erfolgte lediglich durch ein Kopfnicken.

»Wie langweilig«, spottete der Nuke-Nin enttäuscht.

Das war der Punkt auf den Itachi gewartet hatte: Kisame würde das Interesse verlieren und ihn damit in Ruhe lassen. Viele Gelegenheiten würde er auch nicht mehr bekommen, in denen er ihn auf den Brief ansprechen könnte.

»Wir sollten gehen, Itachi-sama«, sagte der Hüne. »Dein Bruder wird bald da sein.«

»Ja«, antwortete Itachi lediglich. Der Brief, in seinem Mantel verborgen, begleitete ihn, egal wohin und solange er dort verweilte, ungeöffnet Izumis Gefühle bewahrend, hatte er das Gefühl sie immer an seiner Seite zu haben. Deswegen öffnete er den Umschlag nicht, auch wenn er niemals von ihren letzten Worten an sie erfahren würde.

Der Moment, in dem sie ihm ihren Brief vorlesen könnte, würde kommen. Schon bald, würden sie für immer Vereint sein und nichts würde sie trennen. Solange würde er das Letzte, was von Izumis Leben zeugte, bewahren und schützen.

 

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Part III ◊ Ich weiß, sie werden niemals gelesen.


 

Part III ◊ Ich weiß, sie werden niemals gelesen.

 

 

»Ein Umschlag?«, fragte Boruto, als Sarada ihm eben diesen vor die Nase hielt.

»Woran hast du das bloß erkannt, du Schlaumeier?«

»Naja, daran das es ein Umschlag ist.«

Sarada verdrehte die Augen. Sie betrachtete den alten, vergilbten Umschlag in ihren Händen. Sie hatte ihn zwischen den Sachen ihres Vaters gefunden, als sie auf der Suche nach Informationen zu ihrer Familie war. Sie wusste nicht warum, aber sie hatte das Bedürfnis gehabt ihn mitzunehmen und warum auch immer, hatte sie dafür Boruto zu sich gerufen. Sie saßen in der Küche ihres zu Hauses. Ihre Mutter war arbeiten und ihr Vater war – naja weg. Irgendwo. Unauffindbar. Jedoch hatte sie jemanden gebraucht, mit dem sie sich um diesen Umschlag kümmern konnte.

Sie ließ den Brief mit der Vorderseite auf den Tisch fallen. Der Umschlag war knittrig und vollkommen vergilbt, an manchen Stellen sogar braun und schmutzig. Er musste Jahrzehnte alt sein.

»An wen ist er? Und von wem wurde er geschrieben?«, wollte Boruto wissen. Man konnte den Namen, der da einst hatte drauf stehen müssen nicht einmal mehr erahnen können.

»Itachi«, erklärte Sarada nüchtern.

Dem Jungen war es ein vollkommenes Rätsel, wie selbst die schlaue Sarada das hatte herausfinden können und schenkte ihr einen skeptischen Blick: »Woher willst du das bitte wissen? Man kann die Schriftzeichen nicht einmal mehr lesen- Irghs.«

Boruto zuckte zusammen als er in Saradas blutrote Sharingan blickte. Natürlich hatte sie die Schrift entziffern können, mit ihren magischen Augen. Ihm waren die Sharingan genauso wie den Byakugan unheimlich, aber in dieser Situation, musste er gestehen, dass sie nützlich waren. »Und von wem?«

»Das weiß ich nicht.«

»Hmm«, gab Boruto von sich und überlegte, während Sarada sich den Umschlag zurück nahm. Sie drehte ihn in ihren Händen und setzte dann an um ihn aufzureißen. »Das werden wir-«

»HALT!« Boruto konnte sie nur knapp davon abhalten ihr Vorhaben fortzusetzen und den Brief zu öffnen. »Denkst du das ist richtig?«

»Warum sollte es nicht?«

»Weil er an jemanden adressiert ist. An diesen … Itachi.«

»Uchiha. Itachi Uchiha.«

Bei Boruto schienen die ersten Groschen zu fallen. »Einem Verwandten von dir?«

»Meinem Onkel.«

»Oh.«

»Er ist tot.«

»Das habe ich mir denken können«, murmelte Boruto. Er fühlte sich in der Situation unangenehm. »Dennoch denke ich nicht, dass wir ihn öffnen sollten.«

»Warum nicht?« Skeptisch zog Sarada eine Augenbraue hoch und runzelte ihre Stirn. In solchen Momenten hatte Boruto keine Ahnung wem sie ähnlicher sah: Ihrem Vater, oder ihrer Mutter.

»Naja, weil es nicht dein Brief ist und … Wenn der Brief bei Sasuke-sans Sachen lag und er ihn auch nicht geöffnet hat, dann soll er wohl nicht geöffnet werden.«

Das Mädchen schüttelte verständnislos den Kopf.

»Außerdem, schau dir an wie alt der Brief ist. Dieser Itachi hat ihn sicherlich nicht aus versehen nicht gelesen, sondern ihn ganz absichtlich verschlossen gelassen.«

Schweigen trat ein. Sarada sah ihren Freund lediglich verständnislos an. Für sie war klar, dass sie diesen Brief lesen würde. Sie wollte wissen, was darin stand und vor allem konnte sie nicht zulassen, das die Worte hinter dem Umschlag niemals eine Stimme bekamen. Außerdem konnte der Verfasser, wobei sie davon ausging das es eine Verfasserin war, ihr vielleicht mehr über ihre Familie verraten. Das ausgeblichene Herz auf dem Umschlag verriet ihr zumindest, dass die Person eine sehr innige Beziehung zu ihrem Onkel geführt haben muss.

»Also.«

»„Also“ … was?«, wollte Boruto wissen.

»Bist du nun dabei, oder nicht?«

Verdutzt sah der Junge sie an. Das war der Moment, indem ihm klar werden musste, dass er sie auf keinen Fall davon abbringen könnte. »Und wenn ich nein sage?«

»Dann bist du vollkommen umsonst hier her gekommen.«

Boruto könnte gehen und hätte dann damit nichts zu tun. Es könnte ihm egal sein was Sarada mit dem Brief ihres Onkels tat. Sollte sie das Briefgeheimnis umgehen und ihn lesen. Es war ihre Sache.

Dennoch blieb er sitzen und sah seine Freundin lediglich an.

Sarada beobachtete ihn. »Und?«

»Jetzt mach schon!«, forderte Boruto sie auf. Irgendwie wollte er schon mehr über die Familie seines Senseis herausfinden und außerdem konnte er schrecklich neugierig sein.

»Gut«, sagte Sarada und setzte ihr Tun fort. Behutsam öffnete sie den alten Briefumschlag. Er musste dennoch gut behütet gewesen sein, wenn er so lange ohne jegliche Risse überstanden hatte. »Offen«, kommentierte Sarada und zog behutsam den Brief aus dem Umschlag.

Es handelte sich bei dem Blatt sicherlich um einst teures und wertvolles Papier, jedoch war auch an ihm die Zeit nicht ganz spurlos vorbeigezogen. Die Knitterspuren des Umschlages zeichneten sich auch auf dem Blatt ab und das sicherlich einst strahlende Weiß war dem Gelb der Vergilbung gewichen. Er musste wirklich sehr, sehr alt sein.

»Und? Was steht nun drin!«, wollte Boruto nun sichtbar ungeduldig wissen.

»Wusste ich doch, er ist von einer Frau«, murmelte Sarada gegen das Blatt, so dass Boruto sich regelrecht darauf konzentrieren musste ihr zuzuhören.

»Ein Liebesbrief?«, Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit und Sarada zuckte die Schultern. »Ich lese ihn einfach mal vor:«

 

»Geliebter Itachi,

 

Noch nie ist es mir so schwer gefallen die richtigen Worte zu finden, wie jetzt. Es gibt so vieles, was ich dir sagen möchte, aber mir fehlen Zeit und Platz für all die Wörter. Ich weiß du wirst Konoha verlassen und ich werde diese Nacht nicht überleben.

Jedoch möchte ich dir etwas als Glücksbringer mit auf den Weg geben: Diesen Brief und meine Gefühle. Sie sollen dich an meiner Stelle begleiten, bis du wieder nach Hause zurück kehrst. Bis du zu mir zurückkehrst.

Wie gerne würde ich dir selbst sagen, was ich empfinde, aber ich befürchte, es würde dir deinen Weg nur unnötig erschweren, du könntest zögern und scheitern. Das würde dein Leben kosten und das will ich nicht. Ich will das du lebst und entschlossen deinen Weg gehst. Ich weiß du tust das richtige und ich werde dich in Form dieses Briefes für immer begleiten. Bis ich dir gegenüberstehe und dir die Worte sagen kann, die ich hier nur niederschreiben kann: Ich liebe dich, Itachi Uchiha. Bitte komm gesund wieder zu mir.

 

In Liebe deine Izumi Uchiha«

 

Schweigen trat ein. Sarada schaute auf das Blatt in ihrer Hand und hob dann ihren Kopf um Boruto anzusehen. »Weinst du etwa du Dummkopf?«

»T-tue ich nicht! Du weinst doch!«

Sarada fasste sich an die Wange und tatsächlich spürte sie eine Träne. Dieses Brief hatte sie zum weinen gebracht. Genauso wie die Verfasserin einst, denn sie konnte Kreisförmige Verfärbungen auf dem Blatt erkennen.

»Da steht noch etwas«, murmelte sie. »Ein P.S.«

»Lies vor«, forderte Boruto und Sarada kam dem nach: »P.S. Ich weiß, ich werde dir das Versprechen abnehmen, diesen Brief erst zu lesen, wenn du wieder zurück in Konoha bist, aber solltest du ihn doch lesen, weil du mich vermisst, sollst du eins wissen: Ich bin dir nicht böse.«, las sie. »Und ganz unten, in klein steht: Die Worte die ich schreibe, all das, was ich dir sagen will. Ich weiß, sie werden niemals gelesen.«

»Das klingt verdammt traurig.«

Sarada nickte.

»Vielleicht«, fing Boruto an. »Ist es tatsächlich besser, dass wir den Brief gelesen haben.«

»Ich denke schon.«

»Sie … War sicher traurig, weil Itachi niemals von ihren Gefühlen erfahren würde und das nur weil er ihr versprechen musste, den Umschlag nicht zu öffnen, ehe er wieder bei ihr ist.«

Sarada überflog den Brief noch mal. »Vielleicht hast du mal recht.«

»„Mal“? Was soll das heißen?«

»Aber«, fing Sarada an und breitete den Brief behutsam auf dem Tisch aus. Sie strich vorsichtig über das Blatt und lächelte. »Vielleicht hat sie ganz bewusst geschrieben, dass er zu ihr zurück kommen soll. Sie hat schließlich gewusst, dass sie die Nacht nicht überlebt.«

»War sie krank?«

Sarada schenkte ihm einen genervten Blick. »Das war unangebracht. Denk doch einmal nach!«

Boruto dachte nach und nach ein paar Augenblicken fiel der Groschen: »Oh, das Uchiha-Massaker.«

Sie nickte zustimmend. »Sie musste von all dem etwas geahnt haben, denn ich glaube nicht dass Itachi ihr irgendetwas verraten hat. Also hat sie ihm diesen Brief mit fein säuberlich ausgewählten Wörtern geschrieben.«

»Auch wenn er ihr Versprechen sollte ihn nicht zu lesen?«

Sarada holte so schnell aus, dass Boruto nicht reagieren konnte, als ihre Faust seinen Kopf trat und sank wimmernd vor Schmerz auf seinem Stuhl zusammen.

»Auf jeden Fall bin ich mir sicher, das sie meint, dass sie im Tod wieder miteinander verbunden sein werden.«

»Das wäre wundervoll, nicht?«, brummte Boruto der sich den schmerzenden Kopf hielt.

»Das wäre nicht nur wundervoll, sondern wie im Märchen. Dieser Brief sollte ihn zu ihr zurück bringen. Sie wollte durch ihre Gefühle in ihm mit Itachi verbunden sein.« Sarada blickte zu dem Familienfoto auf dem Sideboard und lächelte. Ob ihre Eltern auch so etwas hatten? Etwas, durch das sie mit ihren Gefühlen zueinander für immer verbunden waren und das sie immer wieder zusammenführten?

»Ich hoffe doch, dein Brief hat deine Gefühle überbracht, Izumi und Itachi ist bei dir, damit ihr für immer glücklich sein könnt.«
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo und vielen Dank das ihr meinen One Shot gelesen habt!
Ich hoffe ihr hattet genauso viel Freude beim lesen, wie ich beim schreiben. Schon so lange wollte ich etwas zu Itachi und Izumi schreiben und der Wettbewerb von Sarah war wie gemacht dafür. Dieser Brief, der ihre Worte für ihn bewahrt und ihn schützen soll. Es ist so ein wunderschöner Gedanke und hach.
Part III mit Sarada und Boruto zu schreiben war ein spontaner Gedanke, weil ich unbedingt wollte, dass der Brief gelesen wird und Sasuke irgendwie nicht gepasst hat. Der Gedanke das er die persönlichen Gegenstände seines Bruders aufbewahrt gefiel mir mehr, wie der, dass er den Brief lesen würde.
Sarada hingegen war ein wundervoller Gedanke. (Ich hätte so gerne Itachi & Sarada Interaktion. Meeeh. Izumi wäre eine grandiose Tante.)

Kisame war ein notwendiger Nebencharakter für Part II und auch wenn im Wettbewerb der Verzicht auf die Akatsukis erbeten wurde, hoffe ich, dass es mir verziehen wird, schließlich mangelt es auf Itachis Seite sehr an möglichen Nebencharaktere und ich wollte da nicht den Kampf mit Sasuke nehmen. Ich meine ... stellt euch den finalen Kampf der beiden Brüder vor, dieses emotionale Gewitter an Gefühlen ... und dann reden die plötzlich über den Brief. Hallo?
Nein, Kisame. Kisame der neugierig auf den Inhalt ist. Besser. Bitte, kein Punktabzug, Kisame ist nur ein Mittel zum Zweck! XD

Kennt ihr das eigentlich? Ihr baut einen Chara ein, den es gibt, weil er erwähnt wurde, der aber nie mit Namen genannt oder gar in Erscheinung getreten ist? Nein? Izumis Mutter ist so einer der Charas. Beim Überarbeiten und Korrigieren ist mir dann auf Narutopedia der Name Hazuki Uchiha begegnet und ich habe ihn auch gleich eingefügt. Also nicht verwundert sein, wenn ihr den Namen nicht kennt. :)

Aber das soll es dann an geblubber von meiner Seite gewesen sein. Ich würde mich wie immer über alles mögliche freuen. Zeigt die Geschichte allen Itachi x Izumi Fans, favorisiert ihn, teilt ihn, kommentiert ihn, pusht den YuAl Button! Ich bin froh, wenn wir unsere Liebe zu diesem Pair teilen können!


Liebe Grüße,
Rizumu


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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  SarahSunshine
2020-09-01T18:48:06+00:00 01.09.2020 20:48
Hallo Rizumu,

ich danke dir vielmals für die Einsendung deiner Geschichte bei meinem Wettbewerb „Eine Botschaft überbringen“.


Die Wahl der Charaktere und die Wahl des Mediums fand ich sehr passend zu der Zeit. Wer die Geschichte vom Uchiha-Clan kennt, weiß ja bereits, dass es eigentlich gar nicht gut ausgehen kann, deshalb hatte ich bei der Idee, die Gefühle in einem Brief zu verpacken und diesen eigentlich an die Bedingung sich wiederzusehen zu knüpfen direkt einen bitteren Nachgeschmack. Und sie wissen es beide. Das ist mir beim Lesen schon direkt aufgefallen und hat mir ein bisschen das Herz gebrochen.

Allerdings finde ich, dass es sehr, sehr gut zu Itachi passt, dass er den Brief tatsächlich niemals geöffnet hat. Mir gefallen auch die Sticheleien von Kisame im zweiten Teil der Geschichte. Du hast hier beide Charaktere meiner Meinung nach wirklich erstklassig getroffen und die Synergie von den beiden als Partnern sehr realistisch rübergebracht.

Was mir am Ende sehr gefallen hat, ist dass der Brief tatsächlich noch geöffnet und die Worte gelesen werden. Am Anfang war ich mir nämlich nicht sicher, ob dieses „Geheimnis“ nicht doch am Ende nur den Toten vorenthalten bleibt. Dass ausgerechnet Sarada den Brief öffnet finde ich sehr passend und auch, dass du Boruto, der ihr irgendwie ins Gewissen reden will, sie sich davon aber nicht abbringen lässt, eingebaut hast, fand ich sehr passend.

Das einzige, was ich zu bemängeln hätte, ist dass die Rechtschreibung/Grammatik noch mal geprüft werden könnte. Ein paar Fehlerchen habe ich gefunden. Nichts, was den Lesefluss gestört hätte, aber aufgefallen sind sie schon.


Am Ende war für mich entscheidend, dass die Botschaft doch noch ans Licht gekommen ist und dafür verleihe ich dir Platz Nummer Zwei! :)


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