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Meeressturm

von

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Strategie

Vor meinen Augen verschwimmen die Worte, je stärker ich mich konzentrieren will. Seit Stunden, so fühlt es sich an, sitze ich hier und versuche, Sätze für die elf Kondolenzkarten zu finden. Bisher ist es bei dem Versuch geblieben. Nichts, was ich notiere, kann auch nur ansatzweise meine Gefühle ausdrücken. Wie soll ich eine Trauerkarte für jemanden verfassen, der noch lebt? Ich weiß ja nicht einmal, was man schreiben könnte, wenn unsere Tribute schon tot wären. Floogs hat mir einen Zettel mit den üblichen Formulierungen gegeben, aber sie sind allesamt hohl. Unehrlich. Auf keinen Fall die richtigen Worte für zwei tote Kinder. Umso länger ich hier sitze, desto mehr wird mir klar, warum sich kaum einer der anderen Mentoren solche Mühe mit den Karten macht.

Frustriert starre ich auf meinen Entwurf. Nein, es klingt einfach nicht ordentlich. Seufzend reiße ich das Papier vom Schreibblock und werfe es in den sich stetig füllenden Mülleimer. Eigentlich will ich die Karten bis zu unserem ersten großen Mentorenmeeting fertig haben. Jetzt muss ich einsehen, dass das unmöglich einzuhalten ist. Mein Blick fällt auf die Uhr. Ganze fünf Minuten habe ich noch. Und alles, was mir einfällt, ist, dass es mir leidtut. Was nicht gelogen ist. Mindestens einer von ihnen wird sterben und dieser Tod wird auch meine Schuld sein. Tränen treten mir in die Augen und ich wische sie verschämt weg. Ich will stärker sein. Wenn die Visionen von ihren grausamen Toden mich doch nur nicht verfolgen würden! Spätestens seit ich begonnen habe ihre Trauerkarten zu verfassen, drängen sich die Bilder in immer schnellerer Folge in meine Gedanken. Dabei leben die beiden und sind erst vor einer Stunde hinunter ins Trainingscenter gefahren. Mit einem tiefen Atemzug lehne ich mich zurück, den Blick an die Decke gerichtet. Eindringlich mustere ich die leichte Maserung über mir. Acht, sieben, sechs… bewusst öffne ich die zu Fäusten verkrampften Hände. Fünf, vier, drei… ungeweinte Tränen blinzle ich fort. Zwei, eins, null. Ohne nochmal auf die Karten zu sehen, stehe ich auf und verlasse das Zimmer, Mentoren-Tablet unterm Arm.

Im Flur begegne ich Finnick. Mein Herz beschreibt einen kleinen Satz bei dem Anblick seiner zerzausten bronzenen Haare, die ihm so charmant in die Stirn fallen. Er wirft mir ein zartes Lächeln zu, eine unausgesprochene Liebeserklärung in seinem Blick. Zu wissen, dass ich ihn hier nicht berühren darf, um uns nicht zu verraten, schmerzt. Seit wir im Kapitol angekommen sind, leben wir durch die kurzen Momente, in denen sich ungesehen unsere Hände streifen oder die Blicke sich unbeobachtet treffen. Diese ständige Nähe, ohne Möglichkeit seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, ist unerträglicher, als die wenigen Tage Siegestour waren. Wenigstens konnten wir uns dort ein paar kostbare Minuten stehlen, wenn der Zug einen Stopp machte. Hier dagegen gibt es kein Entkommen vom Kapitol. Mir sind die unsichtbaren Wanzen in den Wänden, die jeden unserer Schritte verfolgen, bewusst, während ich nach seiner Hand greife. Ein Kribbeln scheint von ihm auf mich überzuspringen. Ich schenke ihm einen Blick, in dem alle Empfindungen für ihn liegen. Finnick lehnt sich vor, bis wir nur Zentimeter weit auseinander sind. Unsere Finger berühren sich noch immer. Sein Atem streift meinen Hals und ich unterdrücke einen Schauer. Im tiefen Grün seiner Augen schimmert Sehnsucht. Schmerzhaft langsam lehne ich mich zurück, den Kopf kaum merklich schüttelnd. Zu viel steht auf dem Spiel.

„Dann wollen wir mal gehen, unseren Tributen helfen, nicht?“ Meine Stimme zittert wundersamerweise gar nicht, als ich die Spannung zwischen uns durchbreche.

Er blinzelt langsam und der Ausdruck in seinen Augen verschwindet. Zurück kehrt der Finnick, den das Kapitol kennt, mitsamt dem Lächeln, das Herzen schmelzen lässt. Nur mein Eigenes gefriert bei dem Anblick seiner Maskerade. Bedauernd lasse ich seine Hand frei. Die Rolle, die er hier spielt, kann ich trotz all der Jahre immer noch nicht leiden.

„Ja, wir sollten los“, stimmt er mir zu. Seine Stimme ist rau und ebenso traurig.

Wir treten beide einen Schritt zurück. Leere ersetzt das Kribbeln zwischen uns. Gemeinsam gehen wir schweigend durch den Flur, bis zu einer stählernen Tür an seinem Ende. „Kontrollraum. Zutritt ausschließlich für Mentoren“ steht dort. Hinter Finnick betrete ich den Raum und vor mir öffnet sich eine Welt aus Bildschirmen, blinkenden Lämpchen und der beeindruckendsten Technik, die das Kapitol zu bieten hat. Staunend schaue ich mich um. Von den großen Fernsehern an den Wänden blicken uns Edy und Cordelia an. Im Liveticker sehe ich Wetten, die auf die beiden abgeschlossen werden, neben den eingehenden Sponsorengeldern. Von allen Seiten prasseln Informationen ein. Schier überwältigt brauche ich ein paar Sekunden, um mich zurechtzufinden.

„Willkommen im Herzen der Hungerspiele – dem Kontrollzentrum“, begrüßt Amber uns. Sie scheint meinen Blick richtig zu deuten, denn sie setzt hinzu: „Keine Sorge, irgendwann wird es übersichtlicher.“ Einladend weist sie auf einen Drehstuhl mit hoher Rückenlehne, der vor einem gläsernen Tisch steht. „Mags Platz ist jetzt deiner.“

Deutlicher kann es nicht sein, dass ich in große Fußstapfen trete. Mir ist unwohl dabei, sie zu ersetzen, denn ich habe weder ihre Weisheit noch ihre innere Stärke. Gleichwohl sinke ich in ihren Stuhl. Die anderen nehmen ebenfalls ihre Plätze an dem Konferenztisch ein. Hunderte zarter Flügel scheinen in meinem Magen zu schlagen, so nervös bin ich. Wenigstens sitzt Finnick neben mir, nur eine Armlänge entfernt. Vielleicht steigert das die Nervosität auch nur. Wenn ich an den Moment im Flur denke, dann nimmt das Flattern jedenfalls zu.

Zunächst wissen die anderen Mentoren selber nicht so Recht, wer die Versammlung eröffnen soll. Stumme Blicke werden ausgetauscht, bis Floogs sich erbarmt. Vermutlich hat Mags bisher immer diese Rolle übernommen. Betreten schaue ich auf mein glänzendes Tablet, das ich vor mir auf dem Tisch ablege.

„Nun ihr Lieben, das ist sie also, unsere erste Beratung zu den 74. Hungerspielen“, beginnt Floogs gemächlich. „Heute ist es unsere Aufgabe die finale Trainingsstrategie, beziehungsweise die Anwerbung von Verbündeten zu besprechen.“ Er scheint sich mit der Rolle des Anführers nicht richtig anfreunden zu können. Unglücklich huscht sein Blick über die unzähligen Anzeigen auf den Bildschirmen, während er seine Finger knetet. „Unsere Tribute haben jeder ihre ersten Präferenzen mitgeteilt, sodass wir, denke ich, einen guten Eindruck haben.“

Dankbar greift Amber den Gesprächsfaden auf und bald schon sind wir mitten in einer Diskussion über ein mögliches Karriero-Bündnis. Gespannt lausche ich den anderen Mentoren, die darüber diskutieren inwieweit man den Tributen aus Eins und Zwei in diesem Jahr trauen kann. Ich habe immer angenommen, dass ein Pakt zwischen den Karrieros von alleine entsteht, schließlich war er eine Konstante in allen Hungerspielen, die ich erinnere. Anscheinend ist es doch nicht so selbstverständlich, zumindest was die Beteiligung von Distrikt vier angeht. Eins und zwei haben immerhin Interesse an einem Bündnis mit Cordelia bekundet. Edy hingegen scheint sie nicht zu interessieren.

„Insgesamt würde ich den weiblichen Tribut aus Zwei, Clove, als größtes Risiko bewerten“, sagt Finnick gerade. „Nach allem, was ich von ihr gesehen habe und der Strategie, mit der Distrikt zwei sie beworben hat, sind sie sich ziemlich sicher, dass sie eine Finalistin wird. Ihr Talent zum Messerwerfen muss ebenfalls enorm sein, das hat Cordelia gestern Abend auch hervorgehoben. Wenn wir für Cordelia diesen Pakt schließen, müssen wir sichergehen, dass sie entweder rechtzeitig von Clove wegkommt oder – dass Clove ein Interesse daran hat, sie nicht als Verbündete zu verlieren. Alles was ich bisher Cashmere anbieten konnte, scheint sie noch nicht hundertprozentig überzeugt zu haben. So weit kann ich Cashmere nach all den Jahren wohl einschätzen.“

Auf dem Tablet schaue ich mir besagtes Mädchen aus Zwei an. Schon ihr Blick ist düster und dabei ist sie erst fünfzehn. Ein außergewöhnlich junges Alter für einen Karrieretribut. Ich verstehe, warum die Anderen sie als Risiko sehen, denn wenn sie es so früh durch das harsche Training in Distrikt zwei geschafft hat, dann ist sie besonders gefährlich.

„Hm“, Amber blickt nachdenklich auf ihr Tablet, „nur müssen wir uns die Frage stellen: Was kann Cordelia, was ihre Verbündeten brauchen werden?“

Ratlosigkeit macht sich breit. Eine gute Kämpferin zu sein, reicht eben nicht aus. Wenn es ein Meer – oder einen Fluss – gäbe, dann könnte sie fischen. Andererseits haben die Karrieros immer die Vorräte aus dem Füllhorn zur Verfügung und genug Sponsoren. Sie sind nicht auf die Jagd angewiesen. Mehr Ideen kommen mir nicht. Wenn ich meine Gedanken darauf konzentrieren will, was in der Arena wichtig ist, entgleiten sie mir, wie Wasser, das einem durch die Finger rinnt. Undeutliche Erinnerungen an die eigenen Hungerspiele schwirren mir durch den Kopf. Momente zu schrecklich, um sich ihrer je wieder vollständig zu erinnern. Nicht, solange ich die Kontrolle habe. Abgelenkt von dem Gedankenchaos gleitet mein Blick aus dem Fenster auf den kleinen Himmelstreifen über den Hochhäusern.

Das tiefe Blau erinnert mich an den Tag in der Akademie zurück. Cordelias Auswahl zur Tributin, trotz ihres unausgereiften Kampfgeschicks. Mehr ist mir nicht bekannt von ihr. Ich habe gesehen wie sie, ohne zu zögern, kämpft und anders als Edy keine Angst vor dem Todesstoß hat. Aber das haben alle Karrieros gemeinsam. Zwar hat sie auf der Zugfahrt ein wenig von sich erzählt, allerdings nichts, was nicht mit dem Training beziehungsweise ihren Hoffnungen für die Hungerspiele zu tun hat. Was Edy angeht, fällt mir jetzt schon mehr ein. Er hat auf der Hinfahrt genug über sich verraten, wie die Sache mit dem Wettschwimmen. Oder, dass er gerne Körbe und Seile geflochten hat, die er dann auf dem Markt verkauft hat, um so die Akademie zu bezahlen.

„Ich denk, wir sollten Cordelia da nochma‘ auf’n Zahn fühlen“, durchbricht Trexler brummend die Stille. „Rausfind’n, was sie besonders macht – so als Mensch, nich‘ als Kämpferin.“ Überrascht sehen alle ihn an. Er zuckt mit den Schultern. „Is’ doch wahr. Wir wissen einfach nich‘ genug über sie. Alle war’n so versessen auf’s Kämpfen, dass das Wichtigste vergessen wurd.“

Floogs lächelt ihm dankbar zu. „Danke, Trex. In der Tat denke ich, dass wir uns alle noch einmal Gedanken machen sollten, wie wir die Nützlichkeit von Cordelia für das Bündnis hervorheben – abseits vom Kämpfen. Ich bin mir sicher, wir finden was. Morgen sollten wir überdie Ergebnisse sprechen. Seht es als Art kleine Hausaufgabe.“

Anschließend wendet sich das Gespräch langsam Edy zu. Ohne Zweifel ist er unser Sorgenkind. Während Cordelia im Training wie abgesprochen ihr Können mit den Waffen perfektioniert, ist er noch dabei zu lernen. Bisher haben seine Fähigkeiten niemandes Aufsehen erregt. Trotzdem überlegt er, sich den Karrieros anzuschließen, immerhin hat er seit Jahren dafür trainiert. Bei ihm überlegen wir, wie man ihn überhaupt in das Rampenlicht bringt. Bei der Wagenparade ist er, den Berichten nach, in der Masse untergegangen. Eine ganze Weile wird hitzig diskutiert, ob Edy lieber als sympathischer Außenseiter oder junger Überflieger verkauft werden soll. Im Angesicht der Tribute aus Zwölf, die bereits die Rolle der Überraschungskandidaten übernehmen, einigen wir uns auf die Rolle des Geheimtalents. Edy wird doppelt so hart trainieren müssen, wie alle anderen. Nach dem Abendessen werden Finnick und Amber ihn zur Brust nehmen, um ihm eine Sonderbehandlung angedeihen zu lassen.

Endlich zu dieser Einsicht gelangt ist das Treffen aber längst nicht vorbei. Stattdessen tippt Floogs auf seinem Tablet herum und auf einem großen Bildschirm erscheinen Zeichnungen von einem fliederfarbenen Kleid und farblich abgestimmten Anzug.

„Ihr Lieben, das sind Roans fertige Entwürfe für die Interviews. Wie bereits abgesprochen ein erwachseneres Design für Cordelia, anschließend an ihren Auftritt bei der Wagenparade.“

Erwachsen ist milde ausgedrückt. Ihr Kleid hat einen aufreizenden Rückenausschnitt, der gerade so viel wie noch erlaubt zeigt. Allein der Anblick des figurbetonten Designs lässt mich den Cardigan weiter verschließen, obwohl es nicht einmal um meinen Körper geht. Ich erinnere, wie bei dem Interview mit Caesar Flickerman Szenen aus dem Erneuerungscenter gezeigt wurden. Aber das hier ist anders, es liegt in unserer Hand, wie wir Cordelia präsentieren.

„Ist das nicht etwas... viel?“, frage ich vorwurfsvoll. Rechtfertigend ergänze ich: „Sie ist siebzehn aber...“, hilflos blicke ich zu Finnick, „naja, also, muss das sein?“

Er sieht mich aus traurigen Augen an, langsam nickend.

„Ja, es ist in der Tat viel, aber“ und an dieser Stelle wendet er sich von mir ab, „wir sollten an diesem Entwurf festhalten. Körperbetont und mit einem Rückenausschnitt, das sollte sich von den anderen Outfits abheben dürfen. In den anderen Distrikten wird es genug dramatische Kleider voller Rüschen und Glitzer geben. Mit etwas Schlichterem sollten wir herausstechen und gleichzeitig Cordelia in den Vordergrund bringen.“

Mir ist, als hätte jemand ein Messer in meinen Rücken gerammt. Bevor ich Luft holen kann, um zu einer Erwiderung anzusetzen, springt ihm Amber zur Seite.

„Ich gebe dir Recht, der Entwurf ist schon gelungen. Wir könnten ihn bitten den Rücken ein paar Zentimeter weiter zu bedecken, ohne zu viel von dem Effekt wegzunehmen. Auch würde ich das Kleid weiter unten ausstellen, um mehr einen Meerjungfrauen-Effekt zu erzielen. So ab dem Knie würde ich vorschlagen. Damit ist es nicht ganz zu schlicht, hebt ihre Weiblichkeit hervor und dürfte aufregend genug für die Sponsoren sein.“

Empörung wächst in meinem Inneren. Ich hatte gehofft, man würde mir beipflichten, aber da habe ich mich getäuscht. Ausgerechnet Amber, die immer nur in Trainingskleidung rumläuft und sich keinen Deut für Mode interessiert! Die richtigen Worte, um mein Unbehagen auszudrücken, wollen mir nicht einfallen, trotzdem erhebe ich erneut die Stimme.

„Aber muss es denn unbedingt so sexy sein? Ich mein, ich musste damals auch nicht so ein freizügiges Kleid tragen und habe dennoch Sponsoren bekommen. Oder du, Amber, selbst Riven nicht! Ich meine...“, wieder wandert der Blick zu Finnick, der es vermeidet, mich anzusehen, „wir wissen doch alle, wohin das führt.“

Jetzt ruhen sämtliche Augen auf mir, bis auf Finnicks. Trexler zieht die Augenbrauen zusammen.

„Es is‘ eine Strategie, Annie. Eine, die funktioniert“, sagt er sanft. Die Übrigen nicken zustimmend.

„Alles für das Leben unserer Tribute, falls du dich erinnerst“, ergänzt Amber mit fester Stimme. „Cordelia ist weder ich, noch Riven, noch du. Deswegen kriegt sie auch ihr ganz eigenes Image. Und leider“, sie seufzt, „ist es häufiger erfolgreich, wenn man gewisse Qualitäten der Tribute hervorhebt.“

Unzufrieden beiße ich auf die Unterlippe. Nein, diese Lösung gefällt mir nicht. Ich muss daran denken, wie unwohl ich mich auf der Siegestour in meinem schwarzen Kleid gefühlt habe, Gaffern von allen Seiten ausgesetzt.

Ungewohnt hart mischt Finnick sich in das Gespräch ein: „Man kann nicht an jeder Front kämpfen“, sagt er leise, aber durchdringend. „Cordelia mag dieser Kleidung gegenüber ein anderes Verhältnis haben, als du. Sie hat gelernt mit Strategie zu handeln und wir helfen ihr nur dabei. Also vertrau auch du den Mentoren, die sich für diesen Weg entschieden haben.“

Die ganze Zeit über sieht er mich nicht einmal an. Das nervöse Flügelflattern im Magen erstirbt. Unbefriedigt kreuze ich die Arme vor dem Oberkörper. Dennoch sinken die angespannten Schultern herab. Diesen Kampf kann ich nicht gewinnen. Schon bereue ich, überhaupt etwas gesagt zu haben. Statt weitere Widerworte zu geben, kaue ich auf meiner Unterlippe.

Mitleidig blickt Amber mich an. „Ich verstehe wie du dich fühlst“, sagt sie, „aber manchmal musst du es mit etwas Distanz betrachten. Das Spiel gewinnt, wer sich an die Regeln hält. Und wer gewinnt, überlebt.“

 

Nach dem Abendessen steht die erste Einzelstunde unserer Tribute auf dem Plan. Cordelia und Edy haben sich dafür entschieden getrennt zu trainieren. Besser gesagt, sie hat ihm keine andere Wahl gelassen. Vermutlich hat ihre Entscheidung, nicht gemeinsame Sache zu machen, ihn verletzt, jedenfalls lässt er den Kopf hängen, als wir alle im Fahrstuhl Richtung Trainingscenter stehen. Mich hat auch niemand eingeplant, da ich kaum kriegerisches Talent vorweisen kann. Trotzdem habe ich vor, an der Trainingsstunde teilzunehmen, um unsere Tribute zu beobachten. Morgen brauchen wir die finale Strategie für Cordelia also ist jetzt die beste Chance, noch etwas über sie in Erfahrung zu bringen. Besser, als in meinem Zimmer zu sitzen, in einem weiteren Versuch die Kondolenzkarten zu beschriften. Bei dem Gedanken daran, die große Sporthalle mit all ihren Mordwerkzeugen wieder zu sehen, kribbelt es erneut in meinem Magen, dieses Mal allerdings auf eine Übelkeit erregende Art. Wir sind früh dran, dank Cece die uns förmlich fortgescheucht hat. Distrikt drei ist nicht fertig, wie uns ein rundlicher Friedenswächter mitteilt, den Finnick zu kennen scheint. Locker scherzen beide miteinander, bis endlich die Tribute aus Drei mit ihrem Mentor die Trainingshalle verlassen. Für Cordelia scheinen die mageren Kinder Luft zu sein, doch Edy betrachtet sie, wie ich, mit vorsichtigem Interesse. Angespannt halten sie den Blick unten, darauf bedacht niemanden von uns direkt anzusehen. Mit ihrem Selbstvertrauen ist es nicht weit her. Dahinter folgt, ebenfalls dünn und nervös, ihr Mentor. Haut, so grau wie seine Kleidung, verleiht ihm ein kränkliches Aussehen. Ohne Vorstellung weiß ich, dass der Brillenträger Beetee sein muss. Finnick hat hin und wieder von ihm erzählt, ihn einen Freund genannt. Unablässig bewegt der Mann seine Finger, öffnet und schließt die Faust, während seine Lippen stille Worte formen. Distrikt drei haftet ein eigenartiger Ruf an, den ich bei seinem Anblick zu verstehen glaube. Nicht, dass daran etwas Schlimmes wäre, ich bin selber merkwürdig genug. Gerade in diesem Moment sind auch meine Nerven zum Zerreißen angespannt und es ist ein Wunder, dass ich mich überhaupt so weit zusammenreißen kann. Vielleicht liegt es an den Tributen, vor denen ich möglichst wenig Schwäche zeigen will. Zumindest auf den ersten Blick erscheint Beetee mir schlicht aufgewühlt, mit einem kleinen Tick, was ich nur zu gut verstehe. Sobald er uns sieht, hält er kurz inne, um ein paar Worte zu wechseln.

„Ah, das muss Miss Cresta sein“, grüßt Beetee höflich, ein scheues Lächeln im Gesicht.

Ich nicke ihm zu. „Freut mich sehr“, sagt er etwas überschwänglich und schüttelt mir die Hand. Anders als die Hände von den Meisten daheim ist seine nicht rau, sondern weich, ein Zeichen der fehlenden körperlichen Arbeit in Distrikt drei.

„Mich ebenfalls“, erwidere ich ehrlich.

Seine Augen gleiten immer wieder zu dem Friedenswächter in der Ecke, der nur mäßig interessiert an unserem Gespräch scheint. Er erkundigt sich, wie es Mags geht, doch Cordelia drängt in Richtung Trainingscenter, einen ärgerlichen Ausdruck auf dem Gesicht. Der gutmütige Friedenswächter lächelt ihr verschwörerisch zu.

„Keine Sorge, die fünf Minuten Verspätung schenk ich euch“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Frustriert atmet Cordelia aus und stemmt die Hände in die Hüften.

„Ich hoffe es bleibt bei fünf Minuten“, murmelt sie.

„Na wir können auch schon vorgehen“, schreitet Floogs ein und scheucht die beiden Tribute vor sich her in die Halle, „dann könnt ihr euch schon mal warm machen.“

„100 Kniebeugen!“, ruft Amber ihnen schadenfreudig nach.

Beetee sieht entschuldigend in die Runde. „Ich wollte euch keinesfalls aufhalten“, sagt er hastig, „ihr habt ja Arbeit vor euch.“ Nervös richtet er die wacklige Brille auf seiner Nase. Trotzdem scheint er sich nicht recht lösen zu können. Er leckt sich über die Lippen, als wolle er noch etwas sagen, schweigt dann jedoch nur und reicht Finnick die Hand zum Abschied. Es ist nur ein kurzer Augenblick, aber ich sehe einen kleinen Gegenstand in Beetees Fingern aufblitzen, bevor sie die Hände schütteln. Ehe ich mich versehe, ist der Moment vorbei und Finnick schlägt ihm mit der Linken locker auf die Schulter.

„Machs gut, wir sehen uns“, sagt er grinsend, als ob nichts wäre.

Mit zusammengekniffenen Augen verfolge ich seine rechte Hand, die er beiläufig in die Hosentasche steckt. Wieder erhasche ich einen kurzen Blick auf das Teil, dann ist der mysteriöse Gegenstand verschwunden.

Was immer es war, das Beetee ihm gegeben hat, ich vermute, dass es Grund für seine Nervosität war. Denn kaum, dass die Sache sicher in Finnicks Tasche verstaut ist, völlig unbemerkt von dem Friedenswächter, fällt ein Teil der Anspannung von Beetee ab. Mit einem deutlich freudigeren Lächeln als eben verabschiedet der dünne Mann sich von mir und folgt seinen Tributen zum Fahrstuhl. Nachdenklich blicke ich ihm nach. Was hat das zu bedeuten?

Beim Training habe ich nicht genug Zeit, darüber nachzudenken. Um Cordelias Bitte nachzukommen, jedem ein Einzeltraining zu geben, nehmen wir zwei weit voneinander entfernte Ecken der Halle in Beschlag. Ein paar Schutzwände von der Station zum Messerwerfen dienen als Sichtschutz. Amber und Finnick trainieren Edy, Floogs und Trexler hingegen Cordelia. Wenigstens hier fehlt Mags nicht, denn in ihrem Alter ist sie keine große Kämpferin mehr. An ihrer Stelle kann ich guten Gewissens zusehen. Das reicht völlig. Ähnlich wie in der Akademie läuft mir beim Anblick der zahlreichen Waffen ein eisiger Schauer über den Rücken. Nein, dieser Ort hat nichts an Bedrohlichkeit eingebüßt, nur weil ich kein Tribut mehr bin. Umgeben von scharfen Klingen offenbart sich ein erster Vorgeschmack auf das Grauen der Hungerspiele. Um Cordelia nicht zu verunsichern, habe ich mich ein Stück zurückgezogen und sitze im Halbdunkel auf einer Kiste mit Gewichten, während sie uns Mentoren vorführt, was sie die letzten zwei Tage im Training gelernt hat. Konzentriert wirft sie Speere auf Zielscheiben, besiegt Floogs in einem Ringkampf, liefert sich einen Schwertkampf mit Trexler – der erstaunlich behände mit dem Schwert ist – und schießt mit dem Bogen. Anerkennend applaudieren die beiden ihr.

„Wie ich sehe, hast du deinen Fertigkeiten den Feinschliff verpasst“, lobt Floogs. Glücklich strahlt sie ihn an.

„Bis zur Ernte habe ich jeden Tag mit Lana trainiert, aber die Trainer hier haben noch ganz Anderes drauf. Die haben mir Sachen gezeigt, von denen ich vorher nur träumen konnte. Echt schade, dass wir nur so wenige Tage Zeit haben.“

Für jemanden, der sich auf einen Wettkampf auf Leben und Tod vorbereitet, ist sie erstaunlich gefasst. In die Betrachtung von Cordelia versunken lege ich den Kopf auf die angezogenen Knie. Sie bewegt sich mit Selbstbewusstsein und Grazie, immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Ihre Wirkung auf den Kameras wird wunderbar sein, erkenne ich. Zusammen mit dem Kleid von Roan werden sich alle Augen bei den Interviews auf sie richten. Trotzdem sträubt sich alles in mir dagegen, sie so schutzlos den Klauen des Kapitols zu überlassen.

Bei den Überlebenstaktiken schneidet Cordelia ebenfalls gut ab. Sie kennt die wichtigsten essbaren Pflanzen, hat die Grundlagen des Fährtenlesens gelernt und zumindest eine einfache Falle kann sie stellen. Die simple Konstruktion aus Schnüren ist zwar ein wenig schief, aber es könnte reichen um ein kleines Tier zu fangen. Verlegen lacht sie.

„Ich hab nicht viel Zeit an den Stationen verbracht“, gibt sie zu, „denn Cato und die Anderen halten nicht viel davon. Sie haben sich schon über die anderen lustig gemacht, das Mädchen aus Zwölf und die paar Versager, die fast ihre ganze Zeit mit so Kleinkram verschwendet haben.“ Sie zuckt betreten mit den Schultern. „Klar, dass ich nicht an so ne Station gehe, wenn die anderen Messer werfen. Nachher denken sie noch, dass ich ihres Bündnisses nicht wert bin, so wie Edy.“ Ein harscher Ausdruck liegt in ihren Augen. „Ich musste mich von ihm trennen, denn Cato sagt, er ist kein echter Karriero.“ Ohne irgendwen direkt anzusehen, reibt sie sich den Unterarm. „Außerdem kann eh nur einer von uns überleben.“

Gutmütig lächelt Floogs ihr zu. „Damit bist du nicht alleine. Dir geht es wie den meisten anderen Tributen, im Training will man sich keine Schwäche geben. Aber dafür sind ja die Einzelstunden da, um dafür zu sorgen, dass du trotzdem vorbereitet bist. Hier geht es nur um dich, um niemand anderen. Wir werden etwas finden, indem du die Beste bist.“ Erleichterung gleitet über Cordelias Gesicht. „Und außerdem gibts kein wildes Schwertgefuchtel mehr, dein Können in dem Bereich hast du ausreichend zur Schau gestellt. Jetzt ist genug Zeit für die Sachen, die dich am Ende wirklich am Leben halten werden“, beendet Floogs die Ausführung.

Erstaunt starrt Cordelia ihn an. „Kein Training mehr?“, fragt sie verdutzt.

Rumpelnd lacht Trexler auf. „Training für’n Kopf, nich‘ für die Arme. Die Köpfe einschlagen tut ihr noch früh genug. Erstma‘ musst du solange überleben. Hat Riven wohl nich‘ erwähnt, das Spezialtraining, was?“

Zögerlich schüttelt Cordelia den Kopf. „Nein, davon hat sie nichts erzählt...“ Ihr Gesicht wird nachdenklich. „Aber eigentlich hat sie sowieso nicht viel erzählt.“ In diesem Moment sieht sie klein und verloren aus zwischen all den Waffen. Sie zuckt mit den Schultern. „Vielleicht hat sie es vergessen, oder es war nicht so wichtig, schließlich hat sie gewonnen.“

„Nun, dafür sind wir Mentoren ja da, wir passen auf dich auf“, beruhigt Floogs sie.

Ich bin ebenfalls überrascht von der plötzlichen Wendung, die unsere Vorbereitung genommen hat. Gerechnet habe ich damit, dass Cordelia lauter Übungskämpfe machen würde, wie ich damals. Floogs winkt zu mir herüber.

„Annie, magst du dich zu uns gesellen? Wir könnten eine helfende Hand gebrauchen.“

Überflüssigerweise schlägt mein Herz schneller, als alle zu mir sehen. Lieber würde ich weiter beobachten, doch das wäre merkwürdig. Immerhin hat es nichts mehr mit Waffen zu tun. Zögerlich rutsche ich von der Kiste und trete zu ihnen ins Licht. Cordelia sieht ebenso angespannt aus, wie ich mich fühle. Sobald sie meinen Blick bemerkt, strafft sie sich, bemüht um einen selbstsicheren Ausdruck.

Gemeinsam mit Floogs und Trexler baue ich einen kleinen Parcours für sie auf. Anscheinend ziehen die Mentoren dieses Programm öfter durch, denn routiniert weisen sie mich an, trockene Zweige von der Feuerstation auf dem Boden zu verteilen oder Hindernisse aus Kisten aufzutürmen. Das Ergebnis sind zwölf Etappen, durch die Floogs Cordelia leitet, jede eingeleitet durch eine vorgegebene Situation, bei der sie eine Entscheidung ohne Waffengewalt fällen muss. Zunächst soll sie einen geeigneten Ort für ein Nachtlager wählen. Ratlos gleitet ihr Blick über die notdürftig improvisierten Umgebungen.

„Ich würde beim Füllhorn übernachten...“, antwortet sie schwach.

Etwas enttäuscht sieht Floogs sie an. „Und wenn ihr auf der Jagd seid? Wenn ihr von eurem Lager fortgelockt werdet? Es gibt hunderte Möglichkeiten, warum ihr das Füllhorn verlassen müsst.“

Nach einigem Zögern entscheidet Cordelia sich für den Fuß eines großen Baums, mit einem weichen Untergrund aus Laub.

„Ein passabler Ort“, nickt Floogs aufmunternd. „Allerdings wäre eine höhere Lage besser, denn am Boden ist man ein leichtes Opfer. Zusammen mit den Karrieros sind eure Überlebenschancen allerdings größer, denn dann habt ihr immer eine Wache. Wenn du von den anderen getrennt werden solltest, musst du aber darauf achten, dass dich niemand im Schlaf überraschen kann.“

So geht es immer weiter. Cordelia soll nach Nahrungsquellen suchen, vorhersagen wo eine Falle der Spielmacher verborgen sein könnte oder bestimmen, in welche Richtung sich der nächste Tribut aufhält. Erstaunlich viel kann ich beantworten. Jede Arena folgt einem sorgfältigen Plan, damit sich Hoffnung und Verzweiflung stets die Waage halten. Wo die offensichtlichen Nahrungsmittel vergiftet sind – wie in meinen Spielen – gibt es kaum giftige Pflanzen, um denen, die vorsichtig sind, eine Chance zu geben. Wenn andere Tribute in der Nähe sind, werden keine Fallen ausgelöst, da die Kämpfe lieber gesehen werden, als der Tod durch die Hand der Spielmacher.

„Auch wenn es dir in der Arena nicht so vorkommt, es gibt immer eine Lösung in deiner Nähe, wenn es dir schlecht geht.“, erkläre ich Cordelia auf Floogs ermunternden Blick hin, nachdem diese auf der Suche nach Wasser gescheitert ist. Röte kriecht in mein Gesicht, als ich weiter spreche. „Manchmal verliert man aber auch seinen Kopf und tut etwas dummes.“ Ich erinnere, wie ich zu Beginn der Spiele eine leere Wasserflasche fortwarf, weil diese mir in jenem Moment wertlos erschien. „Zwischendurch hilft es sich hinzusetzen, sich zu beruhigen, damit man einen Weg erkennt. Mir hat es immer geholfen zum Nachthimmel zu sehen...“, wenn möglich werde ich noch röter, in Gedanken bei Finnick, der mir beim Anblick der Sterne immer als Erstes in den Sinn kam „er ist nicht echt, aber trotzdem schön da drinnen. Und dein Glücksbringer kann dich an zuhause erinnern, wann immer du es brauchst.“ Selbst jetzt tasten meine Finger oft nach der feinen Kette mit dem Medaillon und dem Fischanhänger. In all den dunklen Momenten lassen sie mich nie das Licht vergessen.

Bei der Erwähnung des Talismans schleicht sich ein kleines Lächeln auf Cordelias Gesicht.

„Hoffentlich erinnere ich mich noch daran, wenn es so weit ist.“ Ihre Finger streichen über ein geflochtenes Armband aus bunten Schnüren. Bisher ist es mir nicht aufgefallen, aber es ist ein Band aus dem Viertel der Schiffsbauer. Die meisten in Distrikt vier verdienen ihr Geld mit dem Fischfang oder der Verarbeitung dessen, nur ein paar gehen noch dem Schiffbau nach. Vor allem, weil der Großteil von ihnen nur das Nötigste zum Leben hat, seit ein Teil der Produktion in Distrikt sechs stattfindet. In Ermanglung des Geldes schmücken die Schiffsbauerfamilien sich oft mit Resten aus Segeltuch oder nähen gleich Kleidung daraus. Mit neugewonnenem Interesse betrachte ich Cordelia. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass sie von dort kommt. Ihr Kleid bei der Ernte war jedenfalls keines Selbstgenähtes. Ertappt versteckt sie ihre Hand hinter dem Rücken.

„Dann muss ich es wohl nochmal versuchen“, sagt sie ausweichend.

Insgesamt schlägt Cordelia sich passabel. Es könnte schlimmer sein, wie Trexler zu bedenken gibt, aber an diversen Stellen wäre sie in der echten Arena gescheitert. Natürlich spricht das niemand aus, um sie so kurz vor den Spielen nicht zu demotivieren, dennoch hat sich ein dunkler Schleier über ihr Gesicht gelegt. Am Ende des Abends scheint sie nur fort zu wollen. Ich kann es ihr nicht verübeln. Aber es gibt genug eigene Sorgen, die mich plagen, sobald wir ins Apartment zurückkehren. Die Trauerkarten, unsere Strategie und der mysteriöse Gegenstand verlangen all meine Aufmerksamkeit. Floogs und Trexler waren zwar bemüht, Cordelia in ein lockeres Gespräch während des Trainings zu verwickeln, doch sie war zu sehr konzentriert auf die anstehende Aufgabe. Wenigstens ist mir aufgefallen, dass sie ein Schiffsbauerkind zu sein scheint – nur weiß ich nicht, was mir diese Erkenntnis bringt. Ob die anderen einen geeigneteren Anhaltspunkt haben, bezweifle ich. Völlig erschöpft von dem langen Tag, lasse ich mich auf mein weiches Bett fallen und möchte am liebsten sofort einschlafen. Ich beschließe, die Trauerkarten auf später zu verschieben. Wenn ich mehr von unseren Tributen weiß, kommen mir hoffentlich bessere Worte in den Sinn. Was ich den ganzen Abend zu unterdrücken versucht habe, bahnt sich jetzt seinen Weg nach oben. Längst verdrängte Erinnerungen an meine Zeit im Trainingscenter, an Tage voller Angst und Ungewissheit. Das vertreibt sogar die Gedanken an Beetees seltsamen Gegenstand. Für den Moment erlaube ich mir, schwach zu sein, die Tränen ins Kissen laufen zu lassen. Würde ich es nicht tun, könnte ich unmöglich bis zum Ende der Hungerspiele durchhalten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Frohes neues Jahr, liebe Leser!
Ich hoffe ihr hattet ruhige Festtage und seid alle bei bester Gesundheit. Um die Feiertage rum habe ich mir eine kleine Pause gegönnt, aber jetzt bin ich voller Tatendrang zurück und dank einem tollen Weihnachtsgeschenk auch mit einem neuen Schreibprogramm gerüstet, mit dem es sich komfortabler schreiben lässt, als mit OpenOffice. Mit all den Funktionen habe ich mich die letzten Tage beschäftigt anhand des neuen Kapitels. Kann sein, dass sich dadurch mein Schreibprozess künftig etwas länger streckt, aber dafür sollte es der Qualität der einzelnen Kapitel helfen :)
Jedenfalls geht es jetzt weiter mit Meeressturm und damit auch der Vorbereitung auf die 74. Hungerspiele. Was, glaubt ihr, hat Beetee wohl Finnick gegeben?
Bis zum nächsten Mal,
eure Coronet Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: irish_shamrock
2021-03-14T15:22:59+00:00 14.03.2021 16:22
Hallo Coronet,

auch in diesem Kapitel ist es dir gelungen, Annies Sorgen, Ängste und den inneren Kampf so zu beschreiben, dass es nachvollziehbar ist.
Bei der Szene im Kontrollraum dachte ich erst, dass dort sämtliche Mentoren von D1-D12 aufeinandertreffen, doch wie sich zeigte, waren die Mentoren aus D4 unter sich, um sich der Strategien und Bündnisse anzunehmen.
Klein-Edy tut mir wirklich leid und es ist schade um ihn. Aber auch eine Cordelia ist nicht in allem so glänzend. Dass du ihre Schwächen aufzeigst, lässt sie längst nicht so überheblich wirken, wie sie innerhalb des bisherigen Verlaufs erscheint.

Ich freue mich auf weitere, spannende Kapitel.

Liebe Grüße,
irish C:
Antwort von:  Coronet
14.03.2021 19:52
Oh huch, da war ich vielleicht nicht klar in der Beschreibung. Jeder Distrikt hat seinen privaten Kontrollraum, der ins Appartement eingegliedert ist :) Für alle Mentoren ist dann der große Saal im Keller des Trainingscenters da.
Ich bin mal gespannt, was du von der weiteren Entwicklung der (leider totgeweihten) Tribute hältst!


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