Zum Inhalt der Seite

Eisprinz - Ich bringe dein Herz zum schmelzen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Am nächsten Morgen trat Otabek seinen Dienst an, schnappte sich die Krankenakte und wollte sich ans Werk machen. Doch schon von weitem hörte er den Tumult, der aus dem Zimmer kam. Yuri erinnerte nicht mehr an einen mürrischen Teenager, sondern eher an einen wildgewordenen Tiger. Es war gerade Visite und eine Menge Ärzte standen um sein Bett herum. Otabek wartete ab, bis die Delegation der weißen Kittel an ihm vorbeigezogen war und traute sich dann ins Zimmer. Er traf auf einen extrem schlechtgelaunten Yuri.

„Guten Mor…“, begann er.

„Wünsch mir ja keinen guten Morgen, der Morgen ist Scheiße! Diese blöden Penner wollen mich nicht entlassen. Ich muss weiter hier versauern“, kam Otabek ein Schwall zorniger Worte entgegen.

„Na na, beruhige dich. Du bist noch nicht in der Verfassung schon nach Hause zu gehen. Du bist der Typ, der sich sofort wieder aufs Eis begibt und was ist, wenn du dann wieder stürzt? Dann dürfen wir wieder von vorne anfangen.“

„Vorher willst du denn wissen, was für ein Typ ich bin? Du kennst mich erst seit gestern.“, erwiderte Yuri knurrend aber schon deutlich ruhiger.

„Dafür muss man kein Experte sein, du versprühst eine Energie, die selbsterklärend ist. Wenn du dieselbe Energie jetzt für den Heilungsprozess aufwendest, wirst du schneller gesund als du gucken kannst. Auf geht’s ins Bewegungsbad.“
 

Ohne einen weiteren Mucks folgte Yuri ihm. Zwei Schwestern, die an der Tür gelauscht hatten, starrten den beiden mit offenen Mündern hinterher. So schnell hatte noch niemand Yuri zum Schweigen gebracht.

Misstrauisch sah sich Yuri in dem Raum, wo das Bewegungsbecken lag, um.

„Hier sind ja nur alte Leute!“

Eine ältere Frau und ein alter Mann waren gerade dabei, sich abzutrocknen.

„Die sind gleich weg, ich habe einen Einzeltermin gebucht. Also, runter mit den Hosen!“

Otabek zwinkerte und Yuri lief rot an. Während Yuri versuchte, sich alleine aus seiner Trainingshose zu schälen, streifte Otabek sein Shirt ab und stand plötzlich in Badeshorts da.

„Du…du kommst mit…also mit ins Wasser?“, fragte Yuri stotternd und versuchte den verdammt durchtrainierten Oberkörper zu ignorieren, schaffte es aber nicht.

„Natürlich, ich muss doch sehen, ob du es richtigmachst.“

Mit einem Kopfsprung tauchte Otabek in Wasser hinein.

„Komm, versuch mal, ob du es zu mir hineinschaffst. Nimm die Treppe.“
 

Doch Yuri fiel plötzlich etwas ein.

„Ich habe… keine Badehose mit…“

„Macht nichts, komm einfach in Unterwäsche rein. Oder genierst du dich etwa?“

Unter Otabek´s Grinsen wurde Yuri wieder rot.

„Natürlich nicht!“

Kurze Zeit später war Yuri dann endlich neben Otabek im Wasser. Er griff vorsichtig nach Yuris Beinen.

„Mach jetzt ganz langsam Bewegungen, als ob du Rad fährst.“

Yuri spürte die vorsichtigen Hände auf seiner Haut und gegen seinen Willen fing sein Herz an zu pochen. Hier im Wasser, so leicht bekleidet, war es ziemlich gefährlich, plötzlich romantische Gefühle zu entwickeln.

„Lass los, ich will das alleine machen!“, herrschte Yuri ihn an.

„Okay, versuch es.“

Yuri war zutiefst erleichtert, als Otabek seine Hände von ihm ließ und machte eifrig seine Übungen. Zum Glück hatte der junge Therapeut nichts gemerkt.

„Du machst das prima, aber nicht übertreiben. Ich werde veranlassen, dass die Schmerzmittel reduziert werden und dann sehen wir weiter.“
 

Nach Feierabend verzichtete Otabek darauf, mit seinem besten Freund und Mitbewohner, zu zocken. Stattdessen setzte er sich an seinen Laptop und googelte den Namen „Yuri Plisetsky“ Es gab eine Menge Videos von dem jungen Goldmedaillengewinner. Otabek wollte sich nur ein paar ansehen, merkte aber nicht, dass er ein Video nach dem anderen ansah und die Zeit verging. Fasziniert betrachtete er die eleganten und anmutigen Bewegungen des Jungen. Auf dem Eis sah er zart und zerbrechlich, doch gleichzeitig auch kraftvoll und energisch aus. Spätestens ab jetzt wollte er nicht nur seinen Job machen, er wollte Yuri zur Topform verhelfen. Die kleine Zicke hatte es verdient.
 

Doch die melancholische Stimmung am Abend war am nächsten Tag schnell wieder verschwunden, denn Otabek traf auf einen schmollenden und übernächtigten Yuri. Statt eines „Guten Morgen“, fauchte Yuri ihm ein:

„Deine Idee war ziemlich blöd!“, entgegen.

„Ich wünsche dir auch einen zauberhaften Tag, Mister Plisetsky. Welche Idee meinst du genau?“

„Na, die Reduzierung der Schmerzmittel. Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen, weil das Bein gezwickt hat! Ich brauche meinen Schlaf!“

„Schönheitsschlaf kannst du ja nicht meinen, du bist jetzt schon eine Schönheit.“, erwiderte Otabek relaxt und zwinkerte ihm zu.

Prompt war Yuri ruhig und lief rot an.

„Kr…krieg ich nun mehr Schmerzmittel…bitte?“

„Sooo, du kennst also das Zauberwort, sehr schön. Jetzt bekommst du auch was, sonst nicht. Denk immer daran, ich bin derjenige zu dem du nett sein solltest, denn ich bin der Herr über die Medikamente.“
 

Den Rest der Übungsstunde tat Yuri keinen Mucks mehr, machte brav seine Übungen und war ein vorbildlicher Patient. Später, als Otabek Pause machte und in der Cafeteria aß, setzte sich Kollege Pascal zu ihm.

„Na, ich hörte, du bist als Löwenbändiger abberufen worden?“

„Ach ja?“

„Bei dem jungen Russen. Von dem spricht das ganze Krankenhaus.“

„Löwe? Na ja, eher ein kleiner Löwenwelpe. Erwachsene Löwen liegen faul herum und tun nichts, nur kleine Welpen reißen das Mäulchen zu weit auf.“, meinte Otabek schmunzelnd.

„Du wirst also fertig mit ihm?“

„Ich denke schon. Über seinen Jähzorn sehe ich hinweg, meistens kommt er ganz schnell wieder runter. Und, hey, ist er 15…in dem Alter darf man überreagieren.“
 

Yuri hatte eine der Schwestern mehr oder weniger nett, dazu überredet, ihn in den Park zu begleiten. Alleine im Zimmer hatte er das Gefühl, zu ersticken. Einen Rollstuhl hatte er vehement abgelehnt.

„Ich werde mich nicht in einem verdammten Rollstuhl setzen! Ich werde mit Krücken gehen!“

Im Park angekommen biss Yuri die Zähne zusammen und humpelte so lange die Wege entlang, bis er nicht mehr konnte. Plötzlich sah Yuri Otabek, der Feierabend hatte. In schwarzer Lederbekleidung steuerte er auf einen ziemlich heißen Feuerstuhl zu, streifte seinen Helm über und unter aufheulen des Motors brauste er davon. Yuri starrte ihm hinterher. Nie hätte er gedacht, dass der junge Therapeut etwas von einem Rocker hatte. Ein Schauer der Erregung lief ihm über den Rücken, wenn er daran dachte, dass seine zarten Hände auch zupacken konnten. Zupacken an Stellen, von denen Yuri nicht zu träumen wagte.

„Ich will zurück ins Zimmer… sofort!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück