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Hoffnung

von

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Der klägliche Rest Hoffnung...

Dunkelheit.
 

Sie beherrschte Tales‘ Leben seit jenem Tag an dem er seinen eigenen Bruder getötet hatte. Seit er Radditz erlöst hatte. Seine Gefühle waren in dem kalten Gebirge erfroren. Es gab nichts außer dem allmächtigen Schmerz und niemand konnte ihn lindern.
 

Seine Familie war ein paar Tage bei ihm geblieben. Mehr durften sie nicht. Tales war offiziell vom König verbannt worden. Er durfte das eisige Gebirge nicht mehr verlassen.
 

In all ihrer Trauer, versuchte seine Familie ihn aufzubauen und für ihn da zu sein. Sie wollten, dass er das Gefühl der Schuld verlor. Doch Tales zweifelte weiter an seiner Entscheidung. Vielleicht hatte er doch zu wenig getan, vielleicht hätte Radditz doch noch eine Chance gehabt und er hatte sie ihm genommen.
 

Die Schuld lag schwer auf seinen Schultern. Das Einzige was das noch Überschattete war der Schmerz des Verlustes. Radditz war nicht mehr da. Das war etwas womit Tales nicht zurechtkam. Es war noch viel zu früh für ihn, um zu gehen. Tales verstand nicht, wieso es soweit kommen musste.
 

Nachdem seine Familie ihn verließ, versank er in der Dunkelheit, beinahe vollkommen. Er blieb in der Hütte, wo er die letzten Wochen mit Radditz verbracht hatte. Doch sein Lebenswille war gebrochen. Das Einzige was ihn dazu zwang weiter zu machen, war die Gewissheit, dass sein großer Bruder von ihm enttäuscht wäre, wenn er jetzt aufgeben würde.
 

Also quälte er sich weiter durchs Leben. Er jagte nur das was er brauchte. Die Hütte repartierte er nur notdürftig. Doch ihm war immer kalt. Die Kälte war in seinem Herzen. Nach Wochen des Verweilens, der Qual und der Einsamkeit hielt Tales es nicht mehr aus. Er konnte nicht akzeptieren, dass dies das Ende sein sollte. Das Radditz wirklich tot sein sollte…
 

Er wusste, dass er seinen Bruder in einer Vollmondnacht wiedersehen konnte, aber das war ihm zu wenig. Nur alle paar Jahre war ihm nicht genug. Es musste doch einen Weg geben…

Irgendeinen!
 

In seiner Verzweiflung schlich Tales sich davon. Er verließ das Gebirge und fing an in den Bibliotheken nach etwas zu suchen. Etwas das ihm Hoffnung gab. Jeden Tag betete er zu Sadur, dass er ihm seinen Bruder zurück gab. Doch seine Gebete blieben unerhört.
 

Seine Familie sorgte sich zunehmend. Sie nahmen oft zu ihm Kontakt auf. Sie versuchten ihn zu besänftigen, baten ihn darum aufzuhören. Wenn man ihn erwischte, würde ihm ein ähnliches Schicksal wie Radditz ereilen. Doch Tales konnte nicht aufhören.
 

Weitere Wochen vergingen in denen er ein sehr gefährliches Leben führte. Ständig auf der Flucht, versteckt in der Dunkelheit schlich er sich überall hinein, wo er dachte Antworten zu finden. Schließlich musste er erkennen, dass er sie hier nicht finden würde. Die Verzweiflung nahm wieder überhand. Tales war bereit endgültig aufzugeben. Er wollte nicht mehr.
 

An einem sonnigen Tag schritt er gut sichtbar für alle Saiyajins durch die belebten Straßen der Hauptstadt Traké. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihn einer erkannte. Doch es kam anders, als er erwartet hatte. Statt einer Wache die ihn verhaften wollte, lief er Kakarott und Broly in die Arme. Sein Zwilling hatte ihn entsetzt angestarrt und angefleht mit ihm mitzukommen. Tales hatte sich geweigert, also hatte ihn Broly kurzerhand gepackt und die beiden waren mit ihm zum Baum der Macht geflogen.
 

Das darauffolgende Gespräch dauerte lange an. Kakarott appellierte an sein Gewissen und fragte ihn, was Radditz wohl davon halten würde. Er sprach davon, dass er nicht aufgeben sollte, auch wenn er hier keine Möglichkeit fand, Radditz wieder zu erwecken. Tales blieb ruhig, ja beinahe teilnahmslos. Er war müde und es leid. Seine Kaltherzigkeit brachte Kakarott zum Weinen. Dann sagte er etwas, was Tales endgültig daran hinderte, aufzugeben. Er sagte, dass er auch seinen großen Bruder verloren hatte… und dass er es nicht ertragen könnte, ihn jetzt auch noch zu verlieren.
 

Dieser eine Satz war für Tales wie ein Schlag ins Gesicht. Ihm wurde klar, dass er das Kakarott nicht antun konnte. Sein Herz schmerzte, während er seinem Bruder das Versprechen gab, nicht aufzugeben. Kakarott hatte es geschafft. Tales würde in das kalte Gebirge Ravir zurückkehren…
 

Doch bevor er das tat wollte er eine letzte Nacht bei seinem Baum verbringen. Geschützt und versteckt lag er in dem weichen Bett aus mit Moos überzogenen Wurzeln in der Höhle seines Baumes. Dieser Ort hatte ihm am meisten gefehlt. Sein Baum war immer schon sein Rückzugsort gewesen. Hier fühlte er sich wohl… und sicher. Trotzdem fand er keinen Schlaf.
 

Seine Gedanken wanderten zu Radditz und er weinte stille Qualen. Nun hatte er ihn endgültig verloren und nicht nur das. Er hatte das Versprechen gegeben mit dieser Last weiterzuleben. Tales konnte nicht verstehen, wie das alles passieren konnte…
 

Nachdem die Nacht fast vorbei war, stand er auf. Liebevoll lehnte er seinen Kopf gegen den mächtigen Stamm und verabschiedete sich von seinem Baum. Er nahm sich nur eine Handvoll Früchte mit, die er sicher in einem Beutel um seine Hüfte verstaute. Dann flog er los. Sein Ziel war das Gebirge… sein Zuhause.
 

Doch aus einer plötzlichen Eingebung heraus flog er plötzlich in eine andere Richtung. Diesen Ort hatte er vorher bewusst gemieden. Sein Herz schlug schmerzhaft in seiner Brust, während er langsam näherkam. Dann landete er. Seine Augen weiteten sich, als er den Geburtsbaum von Radditz in all seiner Pracht stehen sah.

„Rasildán…“, murmelte Tales den anmutigen Namen des Baumes, ehe er langsam auf ihn zuschritt. Statt eines toten Baumes, fand er ihn in all der Schönheit, die er zu Radditz‘ Lebzeiten ausstrahlte. Kakarott musste sich um ihn gekümmert haben. Ansonsten wäre er schon längst abgestorben.
 

Tränen traten in seine Augen, während er mit zitternden Beinen auf den Baum zuging. Er wankte etwas und stolperte beinahe gegen die dicke Rinde. Seine Hände strichen über die raue Oberfläche und ein Schluchzen entfloh seinen Lippen. Er fühlte ihn hier so intensiv. Dieser Ort war Radditz. Seit er ihn verlassen hatte, konnte er ihn nicht mehr so nah bei sich fühlen. Doch zum ersten Mal waren sie sich wieder nah.
 

„Váraktu Sórek…“, nuschelte Tales erstickt und lehnte seinen Kopf gegen den Baum. Er hatte das Gefühl versagt zu haben. Nach all der Zeit konnte er Radditz immer noch nicht retten. Weinend sackte Tales zusammen und erinnerte sich wieder an Kakarotts Worte. Plötzlich weiteten sich seine Augen. Auch wenn er hier nichts fand, wie er Radditz retten konnte… das Universum war groß. Es musste irgendwo eine Möglichkeit geben. Tales schöpfte neue Hoffnung und ein Plan formte sich in seinem Kopf. Noch am selben Tag stahl er ein Raumschiff und verließ den Planeten.
 

Das war jetzt fast ein Jahr her. Radditz war 18 Monate und 5 Tage tot.
 

Seine Suche war müheselig und bisher ohne Erfolg. Es war anstrengend. Tales vermisste seine Heimat und auch seine Familie. Doch besonders Radditz. Bisher hatte er viele Hinweise bekommen, die aber alle ins Leere liefen. Er hielt sich mit kleinen Aufträgen über Wasser. Bestimmte Leute töten, Dinge stehlen oder ganze Dörfer vernichtete er gegen Gold und Informationen.
 

Inzwischen hatte er sich einen Namen gemacht. Es gab nicht so viele abtrünnige Saiyajins im Universum wie man vielleicht dachte. Ein, Zwei Mal war er einigen Artgenossen begegnet. Es kam zum Kampf, doch sie waren ihm alle nicht gewachsen. Wenn er nicht aß oder schlief, trainierte er. Das war die einzige Möglichkeit um mit all dem Elend klarzukommen. Das hatte ihn einiges an Stärke eingebracht. Sogar die Schwelle zum Super Saiyajin hatte er endlich geschafft. Radditz wäre stolz…
 

Tja, jetzt war er… Tales der Weltraumpirat.
 

Zeitweise war er sogar mit einer Crew unterwegs. Sie alle schlossen sich ihm freiwillig an. Aber er hatte es irgendwann satt. Sie wollten andere Dinge als er. Informationen für Arbeit war nicht ihr Ding. Also trennten sich ihre Wege. Tales brauchte sie nicht. Er ließ niemanden an sich heran. Sein Leben war verdammt zur Einsamkeit.
 

Manchmal meldete er sich wenigstens bei seiner Familie. Sein Scouter war sein größter Schatz und die einzige Verbindung zu ihnen. Bis er unbrauchbar wurde. Von einem Tag auf den anderen, funktionierte er nicht mehr. Tales brachte ihn zu jemanden, der ihn reparieren sollte. Nun diente er ihm wenigstens als Übersetzer. Doch er konnte niemanden mehr kontaktieren. Der einzige Trost den er hatte war, dass seine Familie durch seinen Baum wusste, dass er noch lebte.
 

Es gab nur eins. Seinen Traum, der kleine Überrest kläglicher Hoffnung Radditz nicht doch noch retten zu können. Normalerweise könnte die Geschichte hier enden. Die Gewissheit, das Tales sein Leben allein in den Tiefen des Weltraums verbrachte würde als einziges bleiben. Dass er sein Ziel niemals erreichen und der Schmerz niemals enden würde.
 

Doch hier geht es um die Hoffnung. Sei sie auch noch klein. Hier zählte dieser klägliche Rest der Hoffnung.
 

So kam es, dass Tales an jenem Tag auf einem Handelsplaneten ankam. Seine Váris war gerade erst am ausklingen und kam zum denkbar unpassendsten Moment. Seine Vorräte waren endgültig zu neige gegangen und er wollte sich einen neuen Auftrag abholen. Normalerweise hätte er sonst gewartet bis sie gänzlich verschwunden war. Manche Rassen reagierten auf seinen Lockduft positiv. Doch er hielt nichts davon Sex mit einer anderen Spezies zu haben, daher mied er die Städte zu der Zeit.
 

Heute war es jedoch anders. Mit eisigem Blick schlenderte er durch die Gassen und kaufte Proviant. Er bezahlte genug, damit man es auf sein Schiff brachte. Als das erledigt war, steuerte er eine Taverne an. Er brauchte etwas in den Magen und hier waren die Speisen relativ erträglich. Er bestellte sich eine kleine Portion und aß in aller Stille. Der laute Trubel um ihn herum interessierte ihn nicht. Es war Zufall, dass er die Stimme des Fremden vernahm. Die Sprache wurde auf den meisten Handelsplaneten gesprochen und er hatte sie inzwischen auch gelernt.
 

„So ein Idiot! Tràkon hat bestimmt zu viel gesoffen! Wenn es einen Planeten gäbe, auf dem man sich jeden Wunsch erfüllen könnte, würde das ganze Universum Schlange stehen!“, brüllte eine merkwürdige Echse, während sie einen Becher wild hin und her schwenkte. Der Inhalt verteilte sich dabei auf dem Boden, den Tisch und seinem Kumpanen. Der gackerte nur.
 

Tales Kopf ruckte in die Richtung der beiden.
 

„Wenn du mich fragst, sind ihm seine Forschungsreisen zu Kopf gestiegen!“, antwortete der Andere und lachte fauchend. Beide wirkten betrunken. Doch als Tales das hörte, sprang er von seinem Platz auf und fegte sein Mahl zu Boden. Mit schnellen Schritten war er bei den grölenden Fremden und packte den Ersten an seinem Umhang. Eisig funkelten seine Augen und sein Herz schlug schneller in seiner Brust. Wenn an diesem Gerede etwas dran war, dann…
 

Tales schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich auf das hier und jetzt. Gerade rechtzeitig, denn die Echse schlug mit einer Hand nach ihm. Tales fing sie spielend ab und hielt sie eisern fest.

„Von welchen Planeten ist hier die Rede?“, fragte Tales eindringlich. Die Echse fauchte ihn an, doch Tales grinste nur spöttisch. Er erhöhte den Druck auf die klauenförmige Hand und es knackte bedrohlich. Die Echse heulte auf. Die andere wollte ihn angreifen, doch ein Blick genügte um sie daran zu hindern.

„Ich frage nicht nochmal… von welchem Planeten habt ihr geredet? Wo werden einem die Wünsche erfüllt?“, fragte Tales nun deutlich leiser, aber nicht weniger drohend. Ernst blickte er sich um, doch niemand nahm sie war.
 

„Von… Namek… der Planet heißt Namek. Aber unser Kumpel irrt sich sicher…“, begann die Echse nun endlich zu reden. Tales grinste siegessicher.

„Das werde ich herausfinden. Doch sollte ich erfahren, dass ihr gelogen habt, werde ich eure erbärmliche Rasse vollständig aus dem Universum pusten!“, drohte der Dunkelhäutige.

„Das ist die Wahrheit!“, entgegnete die Echse gepresst.

„Schön“, sagte Tales schlicht und ließ ihn los. Er verließ die Taverne und begab sich auf sein Raumschiff. Die Vorräte waren bereits verladen und so konnte er ohne Verzögerungen aufbrechen.
 

Sein Ziel war Namek.
 

Nun begann eine wochenlange Reise, die Tales manchmal in den Wahnsinn trieb. Er war aufgeregt und auch etwas nervös. Sein Gefühl sagte ihm, das er dieses Mal nicht enttäuscht wurde. Aber er traute sich nicht, darauf zu vertrauen. Die Angst einer erneuten Enttäuschung war groß. Die meiste Zeit nutzte er um sich über den Planten zu informieren. Tales hatte inzwischen eine riesige Datenbank zusammengetragen.
 

Dort erfuhr er mehr über die Namekianer. Sie waren ein friedliches Volk und keine Kämpfer. Ihre Kampfkraft war lächerlich und der Planet bestand zum größten Teil aus Wasser. Alles recht uninteressant. Es gab auch keine Hinweise darauf, dass man sich dort Wünsche erfüllen konnte. Doch eigentlich wunderte ihn das nicht. Wenn so etwas bekannt wäre, würde der Planet wahrscheinlich schon lange nicht mehr bestehen. Tales musste also selbst herausfinden, ob das was dieser Tràkon seinem Kumpanen erzählte wahr war. Dann endlich nach wochenlangen warten landete er auf dem Planeten. Neugierig trat er nach draußen und sah sich um. Angewidert rümpfte er die Nase. Er war auf seinen Reisen schon auf vielen Planeten gewesen, manche hässlicher wie dieser. Aber trotzdem gefiel es ihm hier nicht.
 

Tales schloss die Augen und konzentrierte sich. Er fand eine größere Gruppe an Energien und flog in diese Richtung. Nach ein paar Minuten landete er in einem Dorf. Misstrauisch sah er die grünen Bewohner des Planten an, die ihm angstvoll entgegenblickten. Manche waren ernst und es sah so aus, als wollten sie ihn angreifen. Er hatte selbst lange darüber nachgedacht, wie er vorgehen sollte, sobald er hier war.
 

Langsam hob er seine Hände in die Luft und sein Blick wurde etwas weniger ernst.

„Ich komme in Frieden“, sagte er ruhig. Und ja, er meinte jedes Wort ernst. Es wäre kein Problem für ihn die gesamten Bewohner zu töten und dann den Planeten abzusuchen. Aber das konnte Monate oder sogar Jahre dauern. Also entschied sich dafür, die Namekianer um Hilfe zu bitten. Wenn sie so ein friedliches Volk waren, wie er gelesen hatte, würden sie ihm helfen. Er hoffte es zumindest.

„Wieso bist du dann hier?“, fragte ihn einer der Namekianer und trat langsam auf ihn zu. Tales blieb ruhig.

„Ich hörte davon, dass einem auf diesen Planeten Wünsche erfüllt werden können“, sagte der Dunkelhäutige ruhig. Ein Raunen ging durch die Menge.
 

„Du bist falsch informiert, Saiyajin. Es gibt hier nichts, was deine Wünsche erfüllen kann“, sagte ein anderer Namekianer und schritt durch die Reihen. Tales starrte ihn an. War das wirklich die Wahrheit? Wenn ja, dann…
 

Verzweifelt sank Tales auf die Knie und Tränen traten in seine Augen. Das konnte nicht schon wieder eine Sackgasse sein. Das durfte nicht wahr sein.

„Bitte… wenn es hier wirklich diese Kraft gibt… ich will doch nur meinen Sórek zurück…“, bat Tales leise und je eine Träne lief über seine Wangen. Der alte Namekianer im roten Gewand trat näher an ihn heran. Dann legte er ihm eine Hand auf die Stirn. Tales Atem stockte und er fühlte ein merkwürdiges Prickeln. Doch er regte sich nicht und ließ den Alten gewähren. Der Moment dauerte eine gefühlte Ewigkeit an. Dann nahm der Namekianer die Hand weg und nickte den anderen zu. Tales sah ihn verwirrt an.
 

„Wir gewähren dir deinen Wunsch. Doch es gibt eine Bedingung. Du darfst niemals jemanden davon erzählen. Sonst würde mein Volk vernichtet werden“, sprach der Namekianer mit ruhiger Stimme. Tales starrte ihn fassungslos an. Er konnte es noch nicht so recht glauben. Sollte er wirklich… Radditz zurückbekommen?
 

„Ich gebe dir mein Versprechen“, sagte Tales mit zitternder Stimme. Seine Rute löste sich von seiner Hüfte und legte sich sanft um die Hand des Fremden. Dies war ein Schwur, den kein Saiyajin leichtfertig brach. Sollte er wirklich seinen Bruder zurückbekommen, dann würde er das Geheimnis für immer bewahren.
 

Nach einem kurzen Augenblick löste er seine Rute wieder und stand langsam auf. Der Alte nickte ihm zu und ging in die Mitte des Dorfes. Tales folgte ihm. Verwirrt beobachtete er die Fremden dabei, wie sie mehrere große orangene Kugeln zusammentrugen. Als sie sieben beieinander hatten, begannen diese zu leuchten.
 

Der Alte hob die Hände in den Himmel und begann in einer ihm fremden Sprache zu sprechen. Tales schaltete seinen Scouter an, um ihn zu verstehen. Es war eine Art Beschwörung. Dann verdunkelte sich der Himmel und Blitze durchzuckten ihn. Eine goldene Gestalt erhob sich aus den Kugeln und ein mächtiger Drache erschien am Himmel.
 

Beeindruckt starrte Tales ihn an und sein Mund öffnete sich einen spaltbreit. So etwas hatte er noch niemals gesehen. Eine Gänsehaut erfasste seinen Körper und er empfand ein wenig Ehrfurcht vor diesem mächtigen Geschöpf. Eine Hand berührte ihn am Oberarm und sein Kopf ruckte zur Seite.

„Wie heißt dein Bruder?“, fragte der Alte ihn ruhig. Tales Atem stockte und sein Mund wurde trocken. Für einen Moment war er nicht in der Lage zu antworten.

„Radditz… sein Name ist Radditz“, sagte er schließlich stockend. Der Alte nickte und wandte sich wieder dem Drachen zu. Er nannte ihm seinen Wunsch und die Augen des Drachen blitzen rot auf. Eine Gestalt nur wenige Meter vor ihm, begann sich in einem hellen Leuchten zu manifestieren.
 

Tales hörte auf zu atmen, während er zusah, wie Radditz vor ihm erschien. Sie sahen einander in die Augen. Dann sackte Tales auf die Knie. Er begann zu weinen. Ein heftiger Weinkrampf erfasste seinen Körper. Radditz kam schnellen Schrittes auf ihn zu und nahm ihn in die Arme. Tales weitete die Augen, während er seinen Bruder mit beiden Händen fest umarmte. Er spürte ihn. Endlich. Endlich hatte er ihn wieder. Tales konnte es kaum glauben.
 

„Váraktu Radditz… Váraktu Sórek…“, flüsterte Tales stockend. Immer und immer wieder wiederholte er diese Worte. Radditz hielt ihn weiterhin fest. Keiner der beiden sah den Drachen verschwinden. Sie blendeten ihre Umgebung vollständig aus.

„Es ist alles gut, Tales“, sagte Radditz leise und strich ihm sanft durch die Haare. Tales begann noch mehr zu Schluchzen. Es tat so gut Radditz‘ Stimme zu hören. Er hatte sie so sehr vermisst. Doch es erinnerte ihn daran, wie sehr er ihn gequält hatte.

„Váraktu Radditz…“, flüsterte Tales abermals. Seine Hände schlangen sich wie ein ertrinkender um Radditz‘ Nacken, als dieser ihn hochhob.
 

Radditz wandte sich an den Ältesten und verneigte sich, soweit es ihm möglich war.

„Ich danke Euch vielmals. Euer Geheimnis ist bei uns sicher“, versprach er mit ernster Stimme. Der Oberälteste nickte. Dann hob Radditz mit seinem Bruder ab und brachte ihn zurück zum Raumschiff. Er betrat es zielsicher und drückte die richtigen Knöpfe um das Schiff zurück in den Weltraum zu bringen.
 

Dann brachte er Tales in den Schlafraum. Sanft legte er ihn auf das Bett ab und legte sich neben ihm. Liebevoll strich er Tales durch die Haare und über den Rücken. Leise flüsterte er ihm ins Ohr, dass alles gut war. Trotzdem dauerte es lange bis Tales sich beruhigte. Erschöpft und seelisch am Ende blieb Tales nah bei ihm liegen. Seine Augen ruhten die ganze Zeit auf Radditz‘ Gesicht und vereinzelt liefen Tränen über seine Wangen hinab. Der ganze Schmerz war mit einem Mal über ihn hereingebrochen.

„Váraktu Radditz… dass ich dich... getötet habe…“, flüsterte Tales mit belegter Stimme und senkte den Blick. Sanft legte Radditz eine Hand unter sein Kinn und hob seinen Kopf wieder an. Liebevoll leckte er ihm die Tränen aus dem Gesicht.
 

„Es gibt nichts zu verzeihen, Sórek. Du hast richtig gehandelt. Ich wollte es so“, sagte Radditz ruhig. Tales schluchzte und krallte sich fester an seinen Bruder. Deutlich spürte er die warme Haut unter seinen Fingern. Radditz war nur in Shorts zurückgekommen, so wie er gestorben war. Aus einer plötzlichen Eingebung heraus zog Tales sich den Brustpanzer aus und kuschelte sich eng an Radditz. Die Kälte, die er seit her fühlte, verschwand allmählich.

„Ich habe dich gequält… als ich dich dazu zwang… zu essen… wäre ich doch nur früher gekommen“, begann Tales leise. All die Dinge vergrößerten die Schuld, die er mit sich herumtrug.
 

„Nein… du hast versucht mir zu helfen, Sórek. Du hast nichts Falsches getan“, erwiderte Radditz ernst und zog ihn etwas näher an seine Brust. Vorsichtig legte er sich auf den Rücken und zog Tales mit dem Kopf auf seinen Oberkörper. Tales konnte sein Herz schlagen hören. Ein sanftes Lächeln stahl sich auf seine Lippen und liebevoll strich er mit einer Hand über seine Brust. Doch die Last seiner Schuld blieb bestehen.
 

„Sórek, du hast für mich alles riskiert, als du mich gerettet hast. Du hast alles aufgegeben. Ohne dich wäre ich im Kerker gestorben. Ich bin dir unendlich dankbar dafür, dass du mich gerettet hast. Auch wenn ich Schmerzen hatte, so konnte ich wenigstens noch etwas Zeit mit dir verbringen… und ich war froh, dass du bei mir warst, als es passierte“, sagte Radditz ruhig. Sanft nahm er Tales‘ Gesicht in beide Hände und küsste ihm unschuldig auf die Lippen.
 

Tales erwiderte den Kuss, ehe er sich von ihm löste und ihn fest in die Arme schloss.

„Ich konnte dir einfach nicht helfen… egal wie sehr ich es versucht habe…“, flüsterte Tales mit belegter Stimmte. Er schloss die Augen und sog Radditz‘ Geruch in seine Nase ein. Nur langsam beruhigte er sich immer mehr. Tales konnte sich nicht daran erinnern, jemals so aufgelöst gewesen zu sein. Außer bei Radditz‘ Tod…
 

„Du hast getan was du konntest und außerdem hast du es geschafft, Tales. Deinetwegen lebe ich wieder. Du hat mir mein Leben zurückgebracht. Ohne dich, wäre ich nicht hier…“, sprach Radditz ruhig und strich ihm liebevoll über die Schultern. Eng drückte er Tales an sich und vergrub sein Gesicht für einen Moment in seinen Haaren.

„Ich habe gesehen was du alles durchstehen musstest, Sórek. Wie du… all die Zeit gelitten hast und trotzdem nie aufgehört hast nach einem Weg zu suchen, um mich zurückzuholen“, flüsterte der Langhaarige mit belegter Stimme.

„Du hast es gesehen?“, fragte Tales und hob den Blick etwas.
 

„Ja, ich war immer bei dir, Sórek. Tausende Mal wünschte ich mir, du würdest aufhören nach einen Weg zu suchen. Hilflos sah ich dich leiden und konnte nichts tun. Aber du hast es geschafft und ich lebe… das ist ein Wunder. Ich danke dir“, antwortete Radditz und küsste ihn auf die Stirn. Ihm kamen beinahe selbst die Tränen, während er sich an seine Zeit im Jenseits erinnerte. Es war schrecklich für ihn gewesen Tales so leiden zu sehen. Es brach ihm immer und immer wieder das Herz. Er betete zu Sadur, sein Bruder möge endlich seinen Frieden mit seinem Tod schließen. Niemals hätte er erwartet, dass er sein schier unmögliches Ziel erreichte. Doch das hatte er.
 

„Ich musste es versuchen, Sórek“, murmelte Tales und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ein tiefes Gefühl der Zuneigung und Dankbarkeit nahm von ihm Besitz. Er war froh, dass Radditz ihm nichts nachtrug, was er ihm in den letzten Wochen seines Lebens angetan hatte. Und er war dankbar, dafür dass er ihn endlich wiederhatte. Überrascht hob er den Kopf, als sich die weiche Rute seines Bruders um sein Handgelenk legte.

„Tales, ich verspreche dir… ich lasse dich nicht mehr allein. Niemals! Wir beide suchen uns einen Ort, an dem wir glücklich sein können. Ich schwöre, du musst nie wieder meinetwegen traurig sein“, sagte Radditz ernst. Tales hielt den Atem an, während er ihm zuhörte. Seine Augen füllten sich abermals mit Tränen, die er aber dieses Mal trotzig wegwischte. Stattdessen begann er zu lächeln und ein warmes Gefühl erfasste ihn.
 

„Danke“, flüsterte er leise, beinahe andächtig. Zu mehr war er nicht fähig. Doch das brauchte er auch nicht. Radditz wusste selbst, wieviel ihm dieses Versprechen bedeutete. Nach diesem Tag fing Tales endlich wieder an zu leben. Die Kälte und der Schmerz verschwanden aus Tales‘ Herzen. Er war frei. Nein… sie beide.
 

Einige Tage irrten sie noch ziellos durch das All doch dann machten sie sich auf den Weg. Sie suchten einen Weg um ihre Familie zu informieren, dass Radditz lebte. Nachdem sie das geschafft hatten, fanden sie einen kleinen Planeten in sicherer Entfernung zu Vegeta-Sei. Sie bauten sich eine Hütte im Wald und lebten dort ein friedliches Leben. Einige Jahre blieben sie dort, bis sie das Heimweh nach Hause führte.
 

Beinahe unbemerkt kehrten sich auf ihre Heimat zurück und bezogen erneut die Hütte im Gebirge. Sie arbeiteten hart, doch irgendwann konnten sie trotz der harten Bedingungen da draußen, ein schönes Zuhause füreinander bauen. Auch wenn es nicht immer einfach war, genossen sie es wieder bei der Familie zu sein. Auch wenn es verboten war, besuchten sie Bardock, Gine und Kakarott immer wieder heimlich.
 

Es war nicht perfekt und auch nicht einfach. Doch die Familie war wieder vollständig. Tales hatte seinen großen Sórek wieder und mehr hatte er sich nicht gewünscht. Selbst hier in der Kälte, fror er niemals wirklich. Denn sein Herz war erfüllt von der Liebe seiner Familie.
 

Ende


Nachwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen,

ich habe wirklich sehr lange darüber nachgedacht, ob ich wirklich eine Fortsetzung schreiben sollte. Eigentlich hatte ich den Gedanken komplett verworfen, da ich finde das der erste Teil keine braucht. Nach wochenlanger Schreibblockkade wurde mir dann doch bewusst, dass ich diese Geschichte schreiben muss.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal herzlich Bedanken für euer Beileid.

Der zweite Teil hat natürlich wenig mit der Realität gemeinsam. Doch ich dachte mir das wenigstens Tales ein Happy End verdient hat.

Ich hoffe die Geschichte hat euch gefallen!
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Saicke
2020-06-19T19:03:17+00:00 19.06.2020 21:03
Mir hat diese Geschichte sehr gefallen!
Ich kann verstehen, dass du mit dir gehadert hast, aber ich freue mich sehr, dass du dich dazu entschieden hast, sie dennoch zu schreiben und hochzuladen.
Du hast Tales Gefühlswelt sehr gut dargestellt und ich habe mit Spannung seine Entwicklung in der Geschichte gelesen. Zuerst der Schmerz, dann die Resignation und dann das Versprechen, dass er Kakarott gegeben hat.
Dass er dann als Weltraumpirat das Universum bereist ist eine schöne Hommage an den Film, wo man ihn gesehen hat. besonders als er kurzfristig ein Team hatte. ;)
Und dann die erlösende Nachricht für ihn, dass er auf Namek das findet, wonach er sucht.
Ich war so erleichtert, dass die Namekianer seinen Wunsch erfüllt haben und als Radditz dann endlich vor ihm stand! Ein so schönes Wiedersehen! ♥
Auch das Gespräch dann zwischen den beiden war richtig herzerwärmend. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass Tales sich wie ein Ertrinkender an seinen Bruder klammerte und Tränen vergoß.
Dass sie dann ihr Leben wieder in der Nähe ihrer Familie heimlich verbrachten am Ende, ist ein schönes Happy End. Nicht nur für Tales, auch für alle anderen. :3
Vielen Dank auf jeden Fall, dass ich so eine schöne Geschichte wieder lesen durfte und ich hoffe, dass es auch dir schon etwas besser geht. :)
Antwort von:  Tales_
20.06.2020 05:03
Guten Morgen,

es freut mich sehr. dass dir die Geschichte gefällt.
Ich bereue es nicht, sie geschrieben zu haben :)

Ja, Tales hat so einiges durchgemacht.
Dank Kakarott hat er nicht aufgegeben und zum Glück!
Ich kann mir gut vorstellen, dass Radditz bei seinem ersten Treffen mit seiner Familie Kakarott beiseite nimmt. Er würde sich bedanken, dafür dass er Tales davon abgehalten hatte, aufzugeben. Denn immerhin verdanken sie beide ihm ihr Leben :)

Das war eine spontane Idee und ich musste sie einbauen.
Das passte einfach :)

Bei dem Wiedersehen habe ich lange überlegt, wie Tales reagieren sollte. Ich glaube Tales hätte in dem Moment nicht anders reagieren können. So lange hat er sich gewünscht seinen Bruder zurückzubekommen. Als ihn dann vor sich sah, ist alles über ihn hereingebrochen.

Darüber habe ich sehr viel nachgedacht, als ich die Geschichte noch anfangs in meinem Kopf geschrieben habe. ich konnte mir nicht vorstellen, dass die beiden für immer ihrer Heimat fernbleiben würden. Sie sind sehr familienbezogen, daher mussten sie früher oder später nach Hause.

Danke für das Lob, ich freue mich sehr darüber :)

Ja, inzwischen geht es mir besser. Zugegeben hat mich die Ankunft der Urne an meinem Geburtstag nochmal sehr mitgenommen. Aber so langsam wird es besser. Auch wenn mir die Kleine immer noch fehlt :)

lg Tales


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