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Blood Game

Cato x Clove
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

dieses Kapitel knüpft direkt an Kapitel 1 an. Es wird diesmal ein wenig mehr Action vorkommen und wir treffen auf einen Tribut, von dem man bisher noch nicht viel mitbekommen hat.

Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Angst


 

[Tag 10]
 

Die Karrierretribute trafen an ihrem ersten Tag in der Arena eine Abmachung: Sollten sie sich getrennt haben und der Knall einer Kanone ertönen, würden sie schnellstmöglich zum Füllhorn zurückkehren. Es war nur logisch, denn dort befand sich alles, was sie brauchten – zumindest bis ihre Vorräte in die Luft gesprengt wurden. Außerdem würden sie dann besser zuordnen können, wessen Kanone ertönt war.

 

Dieses Mal wurden sogar gleich zwei Kanonenschüsse abgefeuert, nur kurz hintereinander. Es konnte entweder bedeuten, dass Marvel Loverboy und Lovergirl erwischt hatte – zwei Fliegen mit einer Klappe – oder er war auf einen der anderen Tribute getroffen und irgendetwas war schiefgegangen.

 

Nachdem Cato und Clove eine Stunde am Füllhorn gewartet hatten und Marvel nicht aufgetaucht war mussten sie nicht mehr auf die Ankündigungen am Himmel warten, um die Gesichter der Toten zu sehen. Entweder wurde er getötet oder aber die Spielemacher hatten ihre Finger im Spiel – Mutationen, giftige Schlangen, ein abrutschender Hügel … Vielleicht hatte auch einer der anderen Tribute eine Falle gelegt … Wie das Mädchen aus Distrikt 5 … Ihr wäre es durchaus zuzutrauen. Oder Loverboy war endlich seinen Verletzungen erlegen und seine Distriktpartnerin hatte sich wegen gebrochenen Herzens gleich mit das Leben genommen.

 

Zu schön, um wahr zu sein …

 

Sobald die Stunde um war schnappten Clove und Cato ihre Waffen und machten sich auf den Weg. Vielleicht würden sie Marvel ja doch noch finden. Und wenn nicht, dann vielleicht einen anderen Tribut. Aufgeregt und mordlustig marschierten sie in den Wald. Cato ging – ganz der Anführer – mit dem Schwert in der Hand vorweg. Clove folgte dicht hinter ihm, ihre Messer sorgsam in ihrem Jackeninneren versteckt. Manchmal schaute er über die Schulter, um zu prüfen, ob sie noch da war, ansonsten starrte sie auf seinen Rücken und die Bewegungen der Muskeln seiner breiten Schultern. Sie versuchte sich auf die Umgebung zu konzentrieren und die Augen nach einem Schatten oder einer Bewegung offen zu halten, doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zu dem Moment zurück, kurz bevor der Kanonenschuss sie unterbrochen hatte.

 

Ihre Finger wanderten zu ihren Lippen. Die Gedanken an den Kuss kamen ihr beinahe vor wie die Erinnerung an einen bereits verblassenden Traum. Aber es war tatsächlich geschehen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Wie hatte es nur so weit kommen können? Sie waren hier in der Arena, um sich gegenseitig umzubringen und nicht, um miteinander rumzumachen, und dann auch noch am helllichten Tag, sodass ganz Panem dabei zusehen konnte. Was hatte sie sich dabei gedacht?

 

Gar nichts. Clove hatte gar nicht mehr denken können.

 

Und sie hatte es so sehr gewollt, dass ihr in diesem Moment alles andere egal gewesen war.

 

Nun konnte sie sich eingestehen, dass sie diesen Kuss schon lange gewollt hatte, dass sie ihn schon lange gewollt hatte. Vom ersten Augenblick an hatte Cato etwas Anziehendes an sich gehabt und sie in seinen Bann gezogen. Die Spannung zwischen ihnen war immer größer geworden. Sie war schon beinahe dankbar, dass er endlich den ersten Schritt gemacht hatte.

 

Cato blieb abrupt stehen, sodass sie beinahe in ihn hineingelaufen wäre. Er schaute nach links, als hätte er im Wald etwas gehört und hob eine Hand, um ihr zu bedeuten stehen zu bleiben. Leise spitzten sie beide die Ohren und ihre Augen suchten die Umgebung ab. Doch Clove konnte nichts Auffälliges entdecken.

 

Als sie so nah bei ihm stand und sein Gesicht ungeniert musterte, spürte sie wieder dieses Verlangen in sich. Ihre Augen wanderten zu seinen Lippen – sinnlich weiche Lippen, die sich so gut auf ihren eigenen anfühlten – und sie wünschte sich, sie wären nie unterbrochen worden.

 

Was auch immer Cato glaubte gehört zu haben, er schien es aufzugeben und wandte sein Gesicht nun zu ihr. Als er ihren intensiven Blick bemerkte, sah er sie fragend an. Keiner von beiden sagte ein Wort. Nur seine Augen studierten sie, als würde er ihre Gedanken lesen wollen.

 

Clove fragte sich, was wohl geschehen wäre, wenn die Kanone sie nicht unterbrochen hätte. Allein die Vorstellung weckte eine Welle ungeahnter Gefühle in ihr. Verlangen breitete sich in ihr aus und vernebelte ihr die Sinne. Sie biss sich auf die Unterlippe und sie konnte sehen, wie er diese kleine Bewegung mit seinen Augen genau beobachtete.

 

Scheiß auf die anderen Tribute! Sie wollte ihn!

 

Langsam ging sie einen Schritt auf ihn zu, sah von unten verführerisch zu ihm auf, doch gerade als sie mit ihren Fingern zärtlich über seine Brust streichen wollte, hielt er sie am Handgelenk fest. In seinen Augen erkannte sie eine Gier, die nicht ihr galt.

 

Mordlust.

 

Seine Stimme klang abwehrend und bestimmt. „Nicht jetzt, Clove. Ich bin nicht mehr in Stimmung.“ Dann wandte er sich einfach von ihr ab und ging den schmalen Pfad durch den Wald weiter.

 

Einen Moment lang starrte sie ihm mit offenem Mund hinterher. Ihr Blick verfinsterte sich. Er wies sie ab? Sie war sprachlos. Der Gedanke, dass er sie nicht mehr wollen würde, war ihr nie in den Sinn gekommen und irgendwie war es wie ein Schlag ins Gesicht. Was dachten jetzt die Leute vor den Fernsehern? Lachten sie sie gerade aus? Oder stöhnten sie enttäuscht, weil sie eine gute Show erwartet hatten? Noch nie hatte Clove bei den Spielen eine solche Szene gesehen, was aber nicht bedeuten musste, dass so etwas nicht vorkam. Eine Arena voll pubertierender und hormongesteuerter Teenager? Vielleicht hatte das Kapitol derartiges nur nie veröffentlicht. Sie waren sicher nicht die ersten …

 

Seine Dreistigkeit versetzte sie in Rage. Was erwartete er? Dass er sie erst heißmachen und dann ignorieren konnte? Die lange quälende Stunde am Füllhorn, während der sie nicht ein Wort miteinander gesprochen und den Blick zum jeweils anderen peinlich berührt vermieden hatten war schlimm genug gewesen. Sollte es sich bei dem Kuss um eine einmalige Sache handeln, etwas, das er bereits bereute? Dieser Gedanke beunruhigte sie. Sie lief ihm hinterher und holte schnell auf. „Cato!“, rief sie außer Atem. „Warte doch mal.“

 

Ohne sich umzudrehen antwortete er: „Ich sagte, nicht jetzt!“ Inzwischen klang er wütender und gerade in dem Moment, als sie ihm eine Beleidigung an den Kopf werfen wollte, weil er so respektlos mit ihr sprach, hörte sie etwas: das leise Knacken eines Astes.

 

Clove blieb abrupt stehen und drehte sich um. Ihre Augen erkundeten jeden Baumstamm, jedes Blatt und jeden Zweig.

 

Nichts.

 

Nur ihr Gefühl sagte ihr, dass sie nicht allein waren. Also wartete sie.

 

Und dann sah sie sie. Nur den Bruchteil einer Sekunde, aber sie hatte sie gesehen, als sie hinter einem Baumstamm vorsichtig hervorgelugt hatte.

 

Nicht vorsichtig genug …

 

„Cato!“

 

Er wandte sich genervt zu ihr, mit erhobenem Schwert in der Hand. „Ich hab doch gesagt–“

 

„Scht!“

 

Clove hielt sich ihren rechten Zeigefinger erst an die gespitzten Lippen, dann deutete sie mit ihm in die Richtung, in der sie das Mädchen gesehen hatte und er folgte ihrem ausgestreckten Finger. Er verengte die Augen, als würde er dadurch besser sehen können.

 

Zuerst sah er nichts anderes als Bäume, doch für einen Moment hätte er schwören können rotes Haar aufblitzen zu sehen.

 
 

* * *

 

Das Mädchen aus 5 stand dicht an den Baumstamm gepresst. Adrenalin explodierte in ihrem Leib und brachte ihn zum Zittern. Verängstigt schloss sie die Augen. Mit aller Willenskraft, die sie aufbringen konnte, versuchte sie ihren Körper zu beruhigen, ihre Atmung zu kontrollieren und bloß kein Geräusch von sich zu geben, das sie verraten würde.

 

Wenn sie sie jetzt sähen, wäre sie tot.

 

Sie hatte sie zu spät entdeckt, eine Flucht wäre jetzt unmöglich. Sie hatten sie nicht gesehen, nein, das hatten sie nicht! Sie schluckte. Doch, das gefährliche Mädchen hatte ihr für einen Moment genau in die Augen gesehen.

 

Angst. Sie hatte solche Angst. Was sollte sie nur tun? Was?

 

Blanke Panik ergriff sie. Sie hatte keine Chance gegen den Berserker und die Messerwerferin, sie hatte ja nicht einmal eine Waffe dabei, mit der sie sich hätte verteidigen können. Ihr blieb nur die Flucht, alles andere war aussichtslos. Nur wie lange würden ihre schwachen Beine sie tragen können? Seit Tagen hatte sie nicht genug getrunken und gegessen. Ihr Körper war ausgezehrt und schwach. Besaß sie überhaupt genug Kraft, um wegzulaufen? Jetzt bloß nicht durchdrehen, ermahnte sie sich. Es war das erste Mal seit langem, dass sie etwas anderes als quälenden Hunger verspürte. Sie war doch immer so vorsichtig gewesen. Niemand hatte sie je gesehen. Wieso also musste sie ausgerechnet jetzt jemandem auffallen?

 

Du musst unbedingt einen kühlen Kopf bewahren.

 

Ihre Hand fuhr in ihre Hosentasche und klammerte sich hilfesuchend um die Nüsse, die sie noch vor wenigen Minuten aufgesammelt hatte. Ihre heutige Beute und ihre einzige Nahrung seit Tagen.

 

Als der riesige Junge aus Distrikt 2 plötzlich vor ihr stand blieb ihr nur der Hauch einer Sekunde, um sich vor dem Schwert zu ducken, das er auf sie hinabsausen ließ. Es verfehlte sie um Haaresbreite und rammte geräuschvoll in den Stamm des Baumes. Sie sprintete davon, an ihm vorbei, der damit beschäftigt war, das Schwert aus dem Baum zu ziehen. Ihre Finger zitterten wie Espenlaub und doch schaffte sie es geistesgegenwärtig die Nüsse in ihrer Hosentasche zu umfassen, die Hand herauszuziehen und ihr einziges Nahrungsmittel, das sie derzeitig vor dem Hungertod bewahrte, auf den Boden fallen zu lassen.

 

Dann rannte sie um ihr Leben.

 
 

* * *

 

Clove stand nur zwei Meter von dem fliehenden Mädchen entfernt und sie wollte sich gerade auf sie stürzen, das Wurfmesser bereits in ihrer Hand, als sie plötzlich auf etwas ausrutschte. Der Fall kam so schnell und überraschend, dass sie gerade noch ihre Hände benutzen konnte, um sich abzufangen und nicht mit dem Gesicht frontal auf den Boden zu knallen. Sie knurrte verärgert. Dieses kleine Miststück!

 

Neben sich hörte sie plötzlich etwas Schwerfälliges zu Boden gehen und wusste, dass auch Cato auf den Nüssen ausgerutscht war. Ein Laut des Zorns entfuhr ihm. „Ich bring dich um!“, brüllte er außer sich.

 

Clove rappelte sich mühsam auf, was schwierig war, da diese Nüsse überall zu liegen schienen und es schwierig machten, das Gleichgewicht zu behalten. Noch dazu kam, dass sie vom Sturz leicht wackelig auf den Beinen war. Als sie endlich stand, erhaschte sie noch einen letzten Blick auf das Mädchen, welches schon viele schützende Meter zwischen sich und ihren Angreifern gebracht hatte. Clove griff nach ihrem Messer und holte mit dem Arm aus, um damit zu werfen, doch genau in dem Moment, in dem sie es losließ, rempelte Cato sie kräftig an. Das Messer zischte an der Rothaarigen einige Zentimeter vorbei und blieb letztendlich in einem Baumstamm stecken.

 

„Was zur Hölle soll das?“, fuhr sie Cato aufgebracht an.

 

„Sie gehört mir!“, zischte er und rannte los, seinem Ziel hinterher, das Schwert in seiner Faust umklammert.

 

Clove hätte ihr nächstes Messer beinahe nicht in Richtung des rothaarigen dürren Mädchens geworfen, sondern in den Rücken ihres arroganten Distriktpartners. Doch dann atmete sie einmal tief durch, um sich zu beruhigen, zog das Messer aus dem Baumstamm und folgte ihnen.

 
 

* * *

 

Das Mädchen war schnell. Aber nicht schnell genug.

 

Der Abstand zwischen ihr und Cato wurde immer geringer. Noch dazu schien sie auf einen Abgrund zuzulaufen. Sie würde also stehenbleiben müssen, wenn sie nicht in den Tod springen wollte. Cato kam ihr immer näher, seine Finger schlossen sich fester um den Griff seines Schwertes. Gleich würde er es in ihren Leib rammen und den Boden mit ihrem Blut tränken. Gleich war es so weit.

 

Aber sie verlangsamte ihr Tempo nicht. Wollte sie etwa in den Abgrund springen? Lieber den Freitod wählen, als sich von ihm umbringen zu lassen? Verübeln konnte er es ihr nicht. Wenn sie in den Abgrund sprang würde sie schnell sterben, schnell und schmerzlos. Wenn er sie erwischte – dann würde er sich genug Zeit für sie nehmen.

 

Nur noch wenige Meter lagen zwischen ihnen, er konnte sie bereits keuchen hören, sie war aus der Puste, hatte kaum noch Kraft, er konnte ihre Angst beinahe fühlen. Sie war nun kurz vor dem Abgrund und Cato hob sein Schwert. Wenn er jetzt nicht bald stehenblieb würde auch er in den Abgrund stürzen.

 

Er sah, wie sie etwas aus ihrer Hosentasche holte.

 

Er nahm noch drei weitere Schritte und holte mit dem Schwert aus. Er hatte es nun direkt auf ihren Kopf abgesehen.

 

Sie legte das Etwas über Mund und Nase, hielt es mit der Hand dagegen gepresst und Cato realisierte, was es war.

 

Sie sprang ohne zu zögern.

 

Sein Schwert zog einen großen Halbkreis und die Spitze seines Schwertes verfehlte ihren Nacken um Millimeter, schnitt stattdessen nur ein großes Büschel ihrer Haare ab. Als Cato schlitternd am Rand des Abhangs zum Stehen kam und ihr hinterher blickte, sah er noch, wie sie in dem großen See am Ende der Klippe eintauchte. Die abgeschnittenen roten Haare wurden vom Wind durch die Luft getragen. Er hatte sie nicht erwischt.

 

Das Schwert hielt er teilnahmslos in seiner Hand. Für einen Moment verspürte er vollkommene Leere.

 

Clove kam neben ihm zum Stehen und sah auf den See hinab. „Hast du sie erwischt?“

 

„Nein“, gab er ungern zu. Er starrte weiterhin auf die Oberfläche des Sees, die sich langsam zu beruhigen schien. Wie tief er war konnte man nur erahnen. Sie war bisher noch nicht aufgetaucht. Aber das hatte er auch nicht erwartet.

 

„Worauf wartest du noch?“, fragte Clove ungeduldig. „Lass uns runtergehen und es zu Ende bringen.“

 

Cato wandte sich vom Anblick des Sees ab und ließ ihn ohne noch einmal zurückzuschauen hinter sich.

 

„Ich glaube nicht, dass sie in den nächsten Stunden noch einmal auftauchen wird“, murmelte er wütend. „Sie hatte Dianthuskraut dabei.“

 

In der Akademie war Cato immer der Beste gewesen, nur der theoretische Teil hatte ihn stets gelangweilt. Verschwendete Zeit, seiner Meinung nach. Ein wenig war ihm dennoch in Erinnerung geblieben, wie das Dianthuskraut. Mit diesem Zeug konnte man beliebig unter Wasser bleiben, ohne Atmen zu müssen. Hinterher zu springen und im Wasser nach ihr zu suchen würde nichts bringen, denn er konnte zwar schwimmen, aber niemals so lange die Luft anhalten wie sie. Womöglich blieb sie stundenlang unter Wasser, bis sie sichergehen konnte, dass die Gefahr vorüber war. Er fragte sich, wo sie es her hatte. Wuchs dieses Zeug etwa hier im Wald? Oder kam es womöglich von einem Sponsoren? Wütend ballte er die Hände zu Fäusten und kickte einen großen Ast, der auf dem Boden lag, mehrere Meter in die Lüfte. Er hätte sie beinahe gehabt! Er war so nah dran gewesen! So! Nah!

 

Clove steckte ihr Messer weg. „Sie sah dünn aus“, stellte sie fest. „Scheint kurz vor dem Verhungern zu sein. Falls sie den Fall überlebt hat–“

 

„Natürlich hat sie ihn überlebt!“, blaffte er sie unbeherrscht an. Mit seinem erhobenen Schwert drehte er sich in ihre Richtung und ging mehrere Schritte auf sie zu, bis er ganz nah vor ihr stand. „Oder hast du etwa eine beschissene Kanone gehört, hm?“

 

Er platzte beinahe vor Wut. Seine Finger krampften sich so schmerzhaft um sein Schwert, dass sein ganzer rechter Arm zitterte. Wäre er nur schneller gewesen! Am liebsten hätte er seine Distriktpartnerin gepackt und sich an ihr abreagiert. Seine Sicht begann bereits zu verschwimmen.

 

Clove hielt seinem Blick stand, hob sogar noch arrogant das Kinn, zeigte keine Furcht. „Gib nicht mir die Schuld“, zischte sie gefährlich, „nur weil du zu langsam warst.“

 

Seine Augen weiteten sich leicht. Sein Blick wirkte schon beinahe abwesend, als würde er durch sie hindurch gucken. „Was hast du gesagt?“, fragte er leise, fast atemlos. Die Ader an seiner Stirn fing gefährlich an zu pochen. Sie reizte ihn, provozierte, obwohl seine Zündschnur gewaltig kurz war.

 

„Du hast mich schon richtig verstanden“, hauchte sie kalt. Plötzlich hielt sie ihm mit der rechten Hand ein Messer unters Kinn, direkt an den Hals. „Nur weil du mich angerempelt hast, hab ich sie verfehlt! Deinetwegen habe ich sie nicht getroffen.“ Er wollte mit seiner linken Hand nach ihrer greifen, doch sie hielt sie mit der Hand, in der sich keine Waffe befand, fest und er registrierte abwesend wie viel Kraft sie hatte. Ihre Augen waren kalt und gefährlich. „Wenn du dich nicht eingemischt hättest wäre sie jetzt tot!“

 

Dann ging alles ganz schnell. Cato holte mit seinem Schwert aus, woraufhin Clove mit ihrem Messer zudrücken wollte. Daraufhin lehnte er sich zurück, um der tödlichen Klinge auszuweichen. Ihre linke Hand entzog sich seinem festen Griff und sie zog blitzschnell ein zweites Messer. Mit beiden Klingen wehrte sie sein Schwert ab. Kurzerhand hob er sein rechtes Bein an und trat ihr mit voller Wucht in den Bauch, sodass sie zwei Meter nach hinten geschleudert wurde. Noch während sie fiel warf sie eins ihrer Messer nach ihm, dem er knapp auswich; es streifte ihn an der Schulter und hinterließ eine blutige Wunde. Den Schmerz spürte er nicht einmal, so sehr vernebelte ihm das Adrenalin die Sinne.

 

Clove schnappte nach Luft und stöhnte vor Schmerz, wollte sich gerade wieder vom Boden aufrichten, als er auch schon breitbeinig über ihr stand, beide Füße neben ihren Hüften positioniert. Erschrocken blickte sie zu ihm hoch und schloss panisch die Augen, als er mit seinem Schwert ausholte. Mit voller Wucht rammte er die tödliche Waffe direkt neben ihrem Kopf in die Erde. Nach einigen Sekunden öffnete sie vorsichtig die Augen. Cato genoss den Anblick, wie sie ängstlich und zitternd auf dem Boden lag – wehrlos. Ihr letztes Messer hielt sie immer noch umklammert, aber sie rührte sich nicht ein Stück, um sich zu verteidigen oder um erneut anzugreifen. Die Arroganz in ihrem Blick war endlich verschwunden und durch blanke Angst ersetzt.

 

Panem hatte ihn wenige Stunden zuvor in einem Moment der Schwäche gesehen, als er seiner körperlichen Begierde nachgegeben hatte. Nun erinnerte er die Zuschauer an seine wahre Natur.

 

Wie gern würde er sie jetzt töten, das Schwert tief in ihren Leib bohren und ihr ungeheure Schmerzen zufügen. Es wäre so leicht …

 

Aber etwas hielt ihn davon ab …

 

Er beugte sich kniend hinab, mit beiden Händen immer noch auf dem Griff des Schwerts. Aus der Wunde an seiner Schulter lief dunkelrotes Blut seinen Oberarm hinunter, das auf der Höhe seines Ellenbogens hinabtropfte, direkt auf ihre Wange.

 

„Verbündete hin oder her. Leg dich nicht mit mir an“, zischte er leise. „Ansonsten ertönt gleich doch noch der Schuss einer Kanone.“ Er lehnte sich noch weiter zu ihr hinunter. „Nur dass du ihn dann nicht mehr hören wirst.“

 

Mit einer schnellen Bewegung zog er das Schwert aus dem Boden und machte sich auf den Rückweg zum Füllhorn. Mit einer Hand wischte er sich das Blut vom Arm und als er seine Schnittwunde flüchtig berührte, zischte er vor Schmerz kurz auf. Dieses Biest! Am Füllhorn würde er erst einmal seine Wunde versorgen.

 

Wenn Clove schlau war, würde sie ihm in den nächsten Stunden nicht über den Weg laufen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Harry-Potter-Fans werden es bereits erkannt haben: Das Dianthuskraut habe ich mir von der tollen JK Rowling "geliehen". Nur dass man es hier nicht essen muss, sondern nur über Mund und Nase halten. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2020-07-25T15:05:04+00:00 25.07.2020 17:05
mmmmhhhhh nach dem Erotischen Teil war der Aktion Teil zwar abwechslungsreich aber mir hat etwas Prickelnedesgefehlt xDD
Ich hoffe du schreibst dazu dann noch einen Teil;) Ich denke immer die fetzen sich so sehr und dann endet es doch in einem Kus oder sogar mehr <3

Ich habe mich sehr gefreut über deine OS Sammlung.
Allgemein dass du aufeinmal soviel geschrieben hast zu den beiden O_O Das echt der Wahnsinn!! Da hat es dic wohl echt wieder gepackt ;)
Antwort von:  stone0902
25.07.2020 18:41
Der Prolog, das erste Kapitel, so wie das Kapitel mit Foxface habe ich bereits 2012 geschrieben, aber nie hochgeladen. Es sollte eigentlich mal eine komplette Story werden, aber diese Szenen-Sammlung finde ich auch ganz gut. Irgendwann kommt auch noch mal etwas intimeres. Da sind noch mehrere Sachen geplant ;)


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