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Das Herz will, was das Herz will!

Fortsetzung zu "Die Personentombola"
von

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Die Widmung

Ein paar Tage waren vergangen, als es an der Haustür des geräumigen Bungalows klingelte. Mit der Kaffeetasse in der Hand schlurfte Eiri barfuß zur Haustür. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe aber er beachtete es längst nicht mehr. Er hatte die letzten drei Stunden geschrieben und jetzt war es gerade kurz nach acht Uhr. Post!

Er öffnete die Tür und nahm ein mittelgroßes Paket in Empfang. Er quittierte den Empfang und ließ die Tür unmittelbar darauf wieder ins Schloss fallen. Nachdem er den Absender gelesen hatte, hellte sich seine Miene ein wenig auf und seine Schritte beschleunigten sich. Zügig kam er wieder in seinem Arbeitszimmer an. Er konnte spüren wie sein Puls sich vor Aufregung ein wenig beschleunigte und schnaubte kurz auf. So weit war es schon mit ihm gekommen.

Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl plumpsen, stellte die Tasse ab und begann dann damit, das Paket auszupacken. Heraus holte er ein geschmackvoll eingeschlagenes Buch und eine Notiz. „Für Eiri Yuki zur Einsicht vor Indrucknahme.“ Ein zufriedenes Lächeln zog über sein Gesicht. Er schlug die ersten Seiten auf und überflog das Geschriebene. Seine Mundwinkel wanderten weiter nach oben. Wenn ihn das nicht auf den Plan rief.

Er sann einen kurzen Moment nach und kramte dann aus einer Schublade ein Heftchen mit Klebenotizen hervor. Dann schrieb er mit sauberen Buchstaben eine kleine Mitteilung darauf. Prüfend betrachtete er sein Werk. Dann plötzlich zog ein recht ungezogenes Schmunzeln über sein Gesicht. Er wühlte noch einmal in seiner Schreibtischschublade und förderte schließlich einen anderen Stift hervor. Sorgfältig fügte er der Notiz noch etwas hinzu und dann packte er das Buch wieder umsichtig in seinen Karton um es dann ordentlich wieder zu verpacken und mit einer neuen Adresse zu versehen.

Dann begann er sein Zimmer nach vorzeigbaren Kleidungsstücken zu durchsuchen. Am besten brachte er das Päckchen zur Post bevor Shuichi von der Arbeit zurückkam. Er hatte keine Lust auf irgendwelche neugierigen Fragen. Eilig zog er sich an und verließ kurz darauf mit der Buchsendung das Haus.
 

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Es war noch recht früh, aber Seto Kaiba saß bereits in seinem Büro um erste Vorbereitungen für den heutigen Tag zu treffen. Gerade kam seine Sekretärin mit der neuen Post herein, natürlich schon vorsortiert damit er nur die Post erhielt, die tatsächlich für ihn bestimmt war. Und selbst dann war es noch immer eine ganze Menge. Für gewöhnlich, bestand die tägliche Sendung aus Briefen und größeren Umschlägen, doch heute war tatsächlich auch ein Päckchen dabei.

Interessiert nahm Seto es in die Hände. „Zu Händen Seto Kaiba“ stand darauf. Der Absender schien irgendein Verlag zu sein. Was konnten die von ihm wollen? Er abonnierte grundsätzlich keine Bücher und Werbematerial erreichte ihn für gewöhnlich anders.

Mit einem Cuttermesser öffnete er vorsichtig die Verpackung. Darin befand sich ein offenbar frisch gedrucktes Buch. Er hob es heraus und studierte den Einband. „Das Herz will, was das Herz will“ lautete der Titel. Er wurde nicht ganz schlau daraus. Er war wirklich kein Freund von Liebesschnulzen. Er drehte das Buch um, um den Autor in Erfahrung zu bringen, und sogleich sackten seine Mundwinkel empfindlich abwärts. Auf der Rückseite des Einbandes schmunzelte ihm ein leider bekanntes Gesicht entgegen. Eiri Yuki!

Seto gab ein ärgerliches Schnaufen von sich. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Wie kam dieser notzüchtige Kriminelle dazu ihm seine Bücher zu schicken? Dann fiel sein Blick auf den kleinen gelben Klebezettel der darunter pappte. „Lies die Widmung!“, stand darauf, und Ja, auf dem Rand der Klebenotiz war ein kleines rosafarbenes Herz gemalt.

Seto Kaiba stieg unvermittelt die Schamröte ins Gesicht. Oder war es der Zorn über diese abartige Ungeheuerlichkeit? Sein erster Impuls war das Buch augenblicklich in den Müll zu befördern, doch seine Rationalität hielt ihn zurück. Vielleicht sollte er lieber doch in Erfahrung bringen warum dieser Irre der Meinung war, dass er diesen Schmachtfetzen in Händen halten sollte. Mit sehr gemischten Gefühlen öffnete er den Buchdeckel.

„Widmung“, las er. „An Seto Kaiba, dessen finanzielle Unterstützung dieses Werk erst möglich machte und der mich immer wieder aufs Neue zu dieser Geschichte inspiriert hat.“

Seto saß da wie vom Donner gerührt. Im ersten Moment wusste er gar nicht wie er darauf reagieren sollte. Dieser dreckige Penner erdreistete sich tatsächlich ihn auf so frivole Art und Weise in seinem seiner Schundromane zu erwähnen? Das war eine glatte Kampfansage! Wenn der Kerl nicht so elendig erfolgreich wäre, könnte ihm das ja beinahe egal sein, doch bei der Größe der Fangemeinde von diesem Mistkerl, bestand die Gefahr, dass das am Ende nicht nur gelesen sondern womöglich noch geglaubt wurde.

Und dass das nicht nur geglaubt, sondern höchstwahrscheinlich auch weitergesponnen wurde, davon hatte er sich vor einigen Wochen selbst überzeugen können. Er hatte diesen Zweimillionen teuren Packen Schmuddel-Fanfictions bestimmt dreimal durch den Reißwolf gejagt, ehe er zufrieden war. Auf keinen Fall sollte jetzt wieder neues Öl ins Feuer gegossen werden. Er knallte das Buch missmutig auf seine Schreibtisch und griff dann zum Hörer. „Geben sie mir eine Verbindung zum Black-Geisha-Verlag, aber plötzlich!“, patzte er ins Telefon. Das wäre doch gelacht, wenn er denen den Blödsinn nicht austreiben konnte.
 

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Es dauerte beinahe eine ganze Stunde, bis Seto den Hörer einmal mehr auf die Station knallte und mit einem bitterbösen Blick auf das 'unsagbare Objekt' auf seinem Schreibtisch starrte. Das war doch alles nicht zu fassen! Diese Schwachköpfe von dem Verlag mit dem, wie er inzwischen wusste, mehr als zweifelhaften Ruf, hatten ihm doch ernsthaft klar machen wollen, dass sie keinerlei Einfluss darauf hatten, womit ihre Autoren ihre Romane verzierten. Die vollständig unbeteiligte Stimme seines Gesprächspartners hatte ihn dabei fast zur Weißglut gebracht. „Es tut mir wirklich leid, Kaiba-san“, hatte die monotone Stimme genäselt, „aber solange es zu keiner Diffamierung und oder Bloßstellung in und im Rahmen der Werke unserer Autoren kommt, unterliegen sie vollständig der dichterischen Freiheit und können von uns weder belangt, beeinflusst oder abgemahnt werden. Sie werden das mit dem betreffenden Autor persönlich klären müssen.“

Kaiba war sich zu hundert Prozent sicher gewesen, dass der Andere die Worte irgendwo abgelesen hatte. Kein Wunder warum er Servicehotlines bis aufs Blut verabscheute. Man erhielt allenfalls dürftige Auskünfte über Statuten die sich je nach Tagesform änderten und niemals bekam man jemanden an den Apparat der auch nur irgendetwas zu sagen hatte.

Nun gut, dann eben anders. Ehe er sich mit denen weiter herumärgerte, überließ er das lieber seiner Rechtsabteilung. Umso größer war sein Ärger, als ihm von dort mitgeteilt wurde, dass man ihn in der Hotline korrekt informiert hatte. „Natürlich könnten wir versuchen das auf dem rechtlichen Weg zu regeln. Allerdings stehen die Chancen in diesem Fall nicht sehr erfolgversprechend. Solange kein Böswill oder Vorsatz nachgewiesen werden kann, unterliegt diese Sache dem Autor. Und selbst wenn wir es bis vor Gericht bringen, könnte das durch mehrere Instanzen gehen und möglicherweise am Ende gar nichts bewirken. Abgesehen davon, würde es nur unnötig Aufsehen auf die Sache lenken, den Sie ja nun gerade vermeiden wollen. Wenn sie mir gestatten, das wäre doch etwas sehr viel Aufhebens für so eine Banalität. Abgesehen davon, würde das Ganze vermutlich viel länger dauern, als bis das Buch in den Handel kommt. Wenn sie es schnell und unauffällig aus der Welt schaffen wollen, sollten sie vielleicht doch versuchen sich mit dem Autor zu einigen.“

Seto knirschte mit den Zähnen. Unglaublich! Er hätte gedacht er wäre in der Sache unmissverständlich gewesen. Und nun tauchte dieser Kerl einfach wieder aus der Versenkung auf. Allein das Herzchen auf dem Zettel bewies zweifelsfrei, dass dies ein ganz bewusster und geplanter Akt gewesen war. Was also konnte der Kerl wieder von ihm wollen?

Zu seinem Leidwesen sah er sich mit der Problematik konfrontiert, dass ihm offenbar nichts anderes übrig blieb, als sich direkt an den blonden Schriftsteller zu wenden. Es war ihm völlig klar, dass dieser genau das beabsichtigt hatte. Dieser Bastard! Aber so leicht machte er es ihm nicht. Das wäre doch gelacht!

Wieder griff er zum Telefon. „Geben sie mir noch mal die Rechtsabteilung!“



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