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Ein Chef zum Verlieben

Mann mit Kind sucht Mann mit Saldenlisten
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
- Ich mag dieses Kapitel nicht so, aber es ist auch eher mehr ein Übergang, schätze ich.
- Die heutigen Playlistsongs sind Helplessness Blues von Fleet Foxes und Your Turn To Drive von David Bowie.
- Dank geht an die Supportgruppe, die mir den Rohrbruch eingegeben hat. <3 Komplett anzeigen

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500 Days of Trouble

Das schrille Klingeln seines Handys riss Kai aus seinem wohlverdienten Schlaf, bevor es der Wecker tun konnte. Einen Moment lang sah er sich desorientiert um, dann tastete er nach dem klingelnden Monstrum und hob ab, die Stimme immer noch rau vom Schlaf: „Hiwatari.”

„Mr. Hiwatari, guten Morgen!”, gellte ihm Mrs. Roberts Stimme entgegen. Kai unterdrückte ein gepeinigtes Stöhnen. 

Dann setzte er sich mit einem Ruck kerzengerade auf. „Ist etwas mit Gou?”

„Da hatte wohl jemand seinen Kaffee noch nicht!”, lachte Mrs. Roberts so glockenhell, dass Kai sich die Schläfen reiben musste. „Nein, mein Lieber, die Schule hat doch heute noch nicht begonnen. Deswegen rufe ich aber an. Sehen Sie, wir hatten einen Rohrbruch.”

„Einen Rohrbruch”, wiederholte Kai und fühlte sich sehr wach, „Ist das ein Witz?”

„Leider nein. Die halbe Schule ist geflutet, wir haben zumindest für die nächsten beiden Tage, wahrscheinlich aber länger, nicht die Möglichkeit, hier Unterricht abzuhalten. Aber wir arbeiten daran, den regulären Betrieb so schnell wie möglich wieder aufzunehmen.“

Sie klang, als ob sie diesen Satz heute schon sehr oft gesagt hatte. Kai rieb sich über das Gesicht und seufzte.

„Danke für die Information“, sagte er dann und wimmelte die Frau ab, ehe sie ihn noch einmal zu dem Picknick befragen konnte, dann überdachte er rasch seine Situation. Zuhause bleiben war keine Möglichkeit. Natürlich hatte er genau heute ein Meeting, das er so kurzfristig weder auf Skype umstellen noch verschieben konnte. Er konnte nur Mathilda beknien, ihren sonst eigentlich freien Vormittag zu opfern und sich der Sache anzunehmen. Mit einem tiefen Seufzer entschied er, dass es sich nicht mehr lohnte, sich noch einmal hinzulegen, also stand er auf und verwendete die Bonuszeit lieber für eine etwas ausgedehntere Dusche, die immerhin ein paar Verspannungen löste. Nur im Handtuch um die Hüften und frisch rasiert spazierte er dann in den begehbaren Kleiderschrank und nahm sich Zeit darüber nachzudenken, ob er heute den schwarzen Anzug von Armani oder den von Dior in dunklem Anthrazit nehmen wollte. Über das Hemd war schnell entschieden; es war ein Hemd in dezentem Marineblau aus der Manufaktur eines kleinen Betriebs direkt in London, bei dem er als Stammgast ein und aus ging. Er stimmte die Krawatte darauf ab, nahm den Anzug von Dior und begann sich anzuziehen. Gerade hatte er die Lade mit den Manschettenknöpfen herausgezogen, als Gou hereinkam, der sich verschlafen die Augen rieb und hochgenommen werden wollte. 

Kai hob ihn hoch, obwohl Gou mittlerweile wirklich kein Fliegengewicht mehr war, dann zeigte er auf die Lade, die Gou als Schatzlade bezeichnete. „Hilfst du aussuchen?“ 

„Vogi!“, sagte Gou prompt und zeigte auf die goldenen Manschettenknöpfe mit dem stilisierten Phönixkopf, der das Zeichen von Hiwatari Enterprise war und die Kai erhalten hatte, nachdem er die Firma aus den roten Zahlen geholt und erfolgreich vor dem Konkurs bewahrt hatte. 

„Hmmm“, sagte Kai und tat so, als ob er lieber ein silbernes Paar nehmen wollte. 

„Papa, nein! Die Vogis!“, sagte Gou empört und griff nach seiner Hand, um sie zur richtigen Stelle zu dirigieren. 

Kai verkniff sich ein Schmunzeln und nickte ernst, als Gou schließlich selbst nach den Manschettenknöpfen griff und sie in seine Handfläche fallen ließ. „Und die passen auch wirklich hier dazu?“

„Ja! Und die beschützen dich!“

„Oh? Wovor denn?“, fragte Kai und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass das die Momente waren, in denen sein Herz buttrig weich wurde. Behutsam setzte er Gou auf der Ankleidebank ab, damit er die Manschettenknöpfe befestigen konnte.

„Vor Monstern“, sagte Gou und schlenkerte dabei mit seinen Beinen, „und vor Blödis.“

„Das ist schon sehr wichtig, ich muss heute mit vielen Blödis reden“, stimmte Kai zu und streckte seinem Sohn die Ärmel zur Inspektion hin, der sie aufmerksam musterte und dann zufrieden nickte. „Ach, übrigens, heute ist keine Schule.”

Gou riss den Mund und die Augen auf. „Keine Schule?! Ist die Frau Lehrer gestorben?”

Kai fragte sich, ob es normal war, dass sein Sohn immer gleich von Null auf Hundert schaltete. „Nein, es gab einen Rohrbruch. Du verbringst heute den Tag mit Mathilda, ja? Ihr könntet ja in den Park gehen.”

Gou war sofort Feuer und Flamme für diese Idee. „Enten füttern!”

Kai strich ihm durch die Haare und hielt ihm dann die Hand hin, sodass Gou von der Ankleidebank sprang und die Finger in seine legte. „Das ist eine gute Idee. Und zum Spielplatz könnt ihr auch.”

„Mag Makoto auch”, verlangte Gou, während er hinter Kai her ins Kinderzimmer trippelte, um das tägliche Ritual des Anziehens zu absolvieren. 

„Hm, der müsste jetzt auch daheim sitzen”, überlegte Kai und atmete erleichtert aus, als Gou eigenständig zu einem Shirt griff und die restliche Kleiderauswahl klaglos seinem Vater überließ. „Ich rufe mal an und frage, ob er mit will.”

Als Gou begeistert über diese Aussicht in die Hände klatschte und so fröhlich von seinen Parkplänen erzählte, dass er sich sogar ohne Schwierigkeiten anziehen ließ, hatte Kai zumindest eine Weile lang das Gefühl, diese Sache als alleinerziehender, berufstätiger Vater halbwegs gut zu meistern. Nachdem niemand ihn auf die Vaterrolle vorbereitet hatte und sowohl sein Vater als auch sein Großvater alles in allem nicht gerade die besten Vorbilder in dieser Hinsicht waren, hatte er oft das Gefühl, nicht genug Energie und Zeit in Gou zu investieren, und wenn es ihm dann doch gelang, kamen wieder Zweifel auf, ob er sich nicht eher mehr der Firma widmen sollte. Gepaart mit den meist wohlmeinenden, im Endeffekt aber dennoch dummen und unnötigen Sprüchen und Ratschlägen anderer Leute zu dieser Situation konnte das manchmal sehr frustrierend sein. Aber jetzt, in diesem Moment, hatte er das Gefühl, eine potentielle Krise abgewandt und eine Lösung gefunden zu haben, die alle Beteiligten zufrieden stimmte. 

Er ahnte allerdings sofort, dass sein Tag nicht verlaufen würde wie geplant, als er wenig später mit Gou in die Küche kam und sah, dass Mathilda unnatürlich glänzende Augen hatte und generell wesentlich zerrupfter wirkte, als er sie kannte.

„Um Gottes Willen”, sagte er höchst alarmiert, „sind Sie krank?”

„Nur eine kleine Erkältung”, sagte Mathilda. Zumindest glaubte er, dass sie das sagte, denn ihre Stimme war quasi nicht vorhanden. Sie krauste einen Moment lang die Nase, dann begann ihr ganzes Gesicht zu wackeln, bis sie schließlich einen Nieser in ihren Ärmel machte, der so gewaltig war, dass Kai vor Schreck einen Schritt nach hinten machte und instinktiv einen Arm vor Gou schob.

Sein innerer Vater kickte ein, bevor er darüber nachdenken und sich dafür bemitleiden konnte, dass er mit Anfang Dreißig überhaupt schon einen inneren Vater hatte. Rasch war er an die junge Frau herangetreten und hatte ihr eine Hand auf die Stirn gelegt, um dann den Kopf zu schütteln. 

„Sie messen jetzt erstmal Fieber”, sagte er und begann dabei ihre matten Einwände ignorierend im Medizinschrank nach dem Fiebermesser zu kramen, „und dann nehmen Sie sich einen Tee und legen sich hin.”

„Aber das Frühstück”, protestierte Mathilda schwach, „und-”

„Und nichts”, unterbrach Kai sie bestimmt und streckte ihr den Fiebermesser hin, „ich wollte Sie bitten, heute mit Gou in den Park zu gehen, nachdem die Schule wegen eines Rohrbruchs ausfällt, aber dann denke ich mir etwas anderes aus.”

Mathilda schnüffelte vor sich hin und steckte den Fiebermesser unter die Achsel. „Ich kann ein Aspirin einwerfen und dann geht das schon…”

„Sie sollten krank nicht arbeiten”, sagte Kai mit gerunzelter Stirn, „damit verschleppen Sie es nur und am Ende stecken Sie Gou auch noch an. Und wir brauchen nicht nochmal eine Grippesituation wie letzten Dezember.”

Sie tauschten ein kleines Lächeln aus. Die Grippe war nicht stark gewesen, aber Gou war gerne sehr dramatisch, wenn er krank war und hatte wirklich besonders unter Gliederschmerzen gelitten. Es war sowohl für Kai als auch für Mathilda in physischer und psychischer Hinsicht eine mehr als anstrengende Woche gewesen.

Kai stellte den Wasserkocher auf die richtige Temperatur für Sencha und bereitete die Teekanne vor, während Gou um seine Beine lief und versuchte, an die Naschlade zu kommen. Das Problem wurde mit dem raschen und wenig kunstvollen Schmieren eines Brotes beseitigt, das Kai ihm vor die Nase setzte, ehe er für sich selbst die Kaffeemaschine anwarf. Als der Wasserkocher sich abschaltete, piepste der Fiebermesser. Kai kam sich vor wie ein Multitaskinggott, als er in einer fließenden Bewegung sowohl die Teeblätter in der Kanne aufgoss, als auch Mathilda den Fiebermesser abnahm und einen Blick darauf warf. Insgeheim hoffte er, dass irgendwo ein Geist in seinem Haus herumspukte, der zu schätzen wusste, wie cool Kai gerade ausgesehen hatte.

„Ja, nein”, sagte er, „Sie bleiben mir heute im Bett, hören Sie? Bestellen Sie sich zu Mittag etwas zu essen.”

„Aber Gou”, protestierte Mathilda.

Kai zuckte mit den Achseln, weil er nun selbst ein wenig ratlos war. Seine Mutter war keine Option; Misaki war geschäftlich für Hiwatari Enterprise bei Verhandlungen in San Francisco. Sein Vater war selbst seit einigen Tagen krank und hatte sich bereits ausführlich darüber beschwert, dass er nicht an seiner neuesten Entwicklung für die Speicherung von Solarenergie weiterarbeiten konnte. Es half nichts, er musste wohl … nein, noch gab er sich nicht geschlagen.

„Ich rufe jetzt Hiromi an”, beschloss er und zückte sein Handy. Er hatte die Kinomiyas in Gous erster Schulwoche kennengelernt. Ihr Sohn Makoto war ein Jahr älter als Gou, aber die Klassenräume lagen nebeneinander und irgendwie hatten die beiden Jungen sich miteinander angefreundet - vermutlich nicht zuletzt, weil sie beide ein ähnliches Mischmasch aus Japanisch und Englisch sprachen, wenn keine Lehrerinnen sie korrigierten. Irgendwie hatten sowohl Hiromi als auch Takao es geschafft, sich mit herzlicher Hartnäckigkeit so weit in sein Leben einzuschleichen, dass er sie tatsächlich als Freunde bezeichnete. 

Glücklicherweise hob Hiromi bereits nach dem zweiten Klingeln ab. „Hab’ mich schon gefragt, wann du dich rührst!”, sagte sie auf Japanisch und Kai konnte das Lächeln, das dabei auf ihrem Gesicht liegen musste, förmlich in ihrer Stimme hören. „Unglaublich, das mit dem Rohrbruch, oder?”

„Kommt leider sehr ungelegen”, sagte Kai ebenfalls auf Japanisch mit einem Seufzer und nahm dabei das Teesieb aus der Kanne, um Mathilda eine Tasse Tee einzuschenken und in die Hände zu drücken. „Mein Plan war, Mathilda mit Gou in den Park zu schicken, aber die Arme ist krank geworden und sollte im Bett bleiben. Die Eltern fallen aus und Ayaka ist nicht in der Stadt. Wäre es sehr unverschämt, zu fragen, ob…?”

„Natürlich nicht, Kai”, sagte Hiromi warm, „du weißt, dass wir Gou immer gern bei uns haben. Allerdings fürchte ich, dass genau heute auch bei uns schlecht ist. Meine Eltern sind extra zu Besuch aus Japan gekommen und freuen sich jetzt schon wahnsinnig, den Enkelsohn den ganzen Tag für sich zu haben.”

„Verflixt”, murmelte Kai und massierte sich die Nasenwurzel, dann hielt er Gou davon ab, aus Langeweile auf die Küchenplatte zu malen. „Verstehe ich natürlich. Einen Versuch war es wert. Sonst alles okay bei dir und Takao?”

„Alles gut. Hör mal, vielleicht können wir ihn Nachmittags holen? Auch wenn dir das wahrscheinlich nicht viel bringen wird, oder?”

„Ich denke darüber nach, aber ich schätze, dann nehme ich ihn einfach mit mir in die Firma”, sagte Kai. „Danke trotzdem auf jeden Fall.”

Nach ein bisschen mehr Smalltalk legte Kai auf und sorgte erst einmal dafür, dass Mathilda, die immer noch sorgenvoll und halbtot in der Küche herum hing, sich ins Bett begab. Kai nahm Gou nicht gerne mit in die Firma und hatte es seit Gous Geburt nur eine Handvoll Male gemacht, wenn wirklich nichts anderes übrig geblieben war. Scheinbar war der heutige Tag ein solcher Fall.

Wie vorauszusehen gewesen war, war Gou nicht begeistert. Verglichen mit einem Tag im Park war sein nunmehriges Schicksal in seinen Augen scheinbar eine einzige Ehrenbeleidigung. Aus diesem Grund verbrachte Kai die Fahrt ins Büro, die eigentlich seine paar Minuten Ruhe pro Tag darstellten, mit einem sehr ungehaltenen Kleinkind, das nur mit sehr viel Peppa-Pig-Soundtrack und einem Märchen-Hörspiel halbwegs zufrieden gestellt werden konnte. Vielleicht, sinnierte Kai im Stau stehend mit beginnender Migräne, vielleicht war es Zeit für ein bisschen Urlaub. Oder einen vorgetäuschten Tod und eine neue Identität.

„Okay”, sagte er zu Gou, als der mit immerhin wieder einigermaßen erträglicher Laune neben ihm im Fahrstuhl nach oben ins Firmengebäude stand, „du bleibst bei mir im Büro. Ich muss einmal mit vielen Blödis im Konferenzzimmer reden, da musst du bei Wyatt bleiben und brav sein, ja? Aber es dauert auch nicht lange.”

Gou gab daraufhin einen so tiefen Seufzer von sich, wie es für einen so kleinen Körper gar nicht hätte möglich sein sollen, dann nickte er aber. „Okay, Papa. Ich will aber Kuchen.”

„Wyatt soll mit dir Kuchen holen”, sagte Kai, erleichtert darüber, dass er sich die Gunst seines Sohnes in diesem Fall erkaufen konnte. 

„Äh”, sagte Wyatt perplex, der wie immer direkt vor dem Aufzug gewartet und den letzten Satz durch die sich öffnenden Aufzugtüren bereits erhascht hatte. Sein Blick fiel von Kai auf Gou, dann wanderte er wieder mit sichtlicher Alarmiertheit zurück. „Äh … guten Morgen?!”

„Guten Morgen”, sagte Kai, als ob alles bei bester Ordnung war, während Gou das Gesicht verzog und Wyatt geradezu missbilligend ansah.

„Ich mag bei dir bleiben”, sagte er dann entschieden an Kai gewandt. 

„Ich weiß”, sagte Kai betont auf Englisch, damit Gou in die gleiche Sprache wechselte, „aber es wird nicht lange dauern, okay? Wyatt, gehen Sie mit Gou Kuchen holen. Oder - was auch immer er will.” Er machte eine Pause. „Okay, nicht alles. Wir wollen bitte den Froschvorfall nicht wiederholen.”

„Das war aber lustig!”, krähte Gou prompt.

Kai begegnete Wyatts Blick und formte mit den Lippen lautlos: „Nichts Lebendes.” Er war zufrieden, als sein Assistent überfordert nickte und blickte auf die Uhr, ehe er sich hinkniete und Gou einen Kuss auf die Stirn drückte.

„Ich bin bald wieder da”, versprach er, „dann malen wir gemeinsam was, okay?”

„Okay”, sagte Gou mit einem weiteren schweren Seufzer.

Kai riss sich von seinen kummervoll dreinblickenden Kulleraugen los, bevor er wieder schwach werden konnte, nickte Wyatt dankbar zu und hastete dann mit der Aktentasche zurück in den Aufzug, um fünf Stockwerke hinunter zum Seminarraum zu fahren, wo das Meeting stattfand. Er nahm sich ein paar Minuten Zeit, seine Haare in Ordnung zu bringen und sein Sakko zurecht zu zupfen, dann atmete er tief durch und betrat den Raum. 

Das Meeting erwies sich als länger und zäher, als er erwartet hatte, war aber schließlich immerhin erfolgreich und Kai konnte zufrieden das Aufsetzen eines neuen Vertrags in Auftrag geben. Sobald er allerdings auf dem Flur stand, galten seine Gedanken sofort wieder seinem Sohn und er machte sich auf den Weg zum Aufzug, um erstaunt innezuhalten, als Wyatt ihm entgegen kam - ohne Gou, dafür mit Angstschweiß auf der Stirn.

Kai schwante Übles.

„Wo ist mein Sohn”, fragte er schneidend, „und erzählen Sie mir ja nicht, dass es diesmal eine Ziege geworden ist, die in der Eingangshalle herumhüpft-”

„Ich habe ihn nur eine Sekunde aus den Augen gelassen, ich schwöre”, platzte Wyatt vollkommen aufgelöst heraus, „er hat darauf bestanden, vor dem Seminarraum auf Sie zu warten, also bin ich mit ihm hinunter gefahren, dann wollte er etwas zu trinken, also habe ich mich an den Automaten gestellt und als ich mich umgedreht habe war er weg!”

Kai entfuhr ein herzhafter japanischer Fluch, dann versuchte er, die aufkommende Enge in seiner Brust aufzuhalten, tief durchzuatmen und logisch zu denken. Auf dieser Ebene befanden sich drei weitere Seminarräume und die Buchhaltung. Es war unwahrscheinlich, dass Gou die schweren Feuerschutztüren zum Stiegenhaus aufbekommen hatte und den Aufzug hätte Wyatt vermutlich bemerkt.

Kai atmete erneut tief durch. Tod vortäuschen, schoss es ihm durch den Kopf, neue Identität annehmen. Wieder kinderlos sein und doch noch Literaturkritiker werden. Als schlimmstes Problem James Joyces Ulysses haben.

Dann verabschiedete er sich von diesem Fantasieleben, das niemals seines sein würde, und rannte los, um seinen Sohn zu finden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  -Kai-
2020-05-17T13:50:50+00:00 17.05.2020 15:50
Mega mega gut!!!!ich bin so ein Fan vom dir und deinen Künsten hier!!!!!m ga cool beschrieben!!!! Vernünftige kommis nur schwer möglich sorry! Ich sag nur, dass ich dich liebe dafür!!!
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-05-08T10:49:18+00:00 08.05.2020 12:49
Out of Context ist das Vorwort arglustig… Rohrbruch, hehe… (Teeniegirl aus!)
Aber ja, der Rohrbruch… Und was war noch mal mit Mrs. Roberts? Du wolltest sie so un-sympathisch wie möglich machen? Ja, geschafft. „Sie hatten wohl noch keinen Kaffee“ – entschuldigen Sie mal! (gut, so unsympathisch oder Creepy wie Jays Brooklyn und Garland ist sie noch nicht, aber wer weiß, wie die sich noch entwickelt. Auf jeden Fall nervt sie hart!)

Ich liebe die Szene mit den Manschettenknöpfen sehr. Auch die Hintergrundgeschichte dazu ist toll! Das gibt der Szene auch irgendwie noch mehr Tiefe! Gefällt mir! Auch Gous forsches Handeln ist sehr treffend. Er hat den Dickkopf vom Vater, wage ich zu behaupten. Ach und ich schmelze, weil die Knöpfe den Daddy beschützen sollen – vor allem vor „Blödis“.
Hach, ich mag es sehr, dass du auf andere Kapitel eingehst, indem du z. B. die T-Shirtproblematik aufgreifst (die zum Glück für Kai klaglos über die Bühne geht). Kapitel, die sich sich miteiander verbinden, gefallen mir. Das rundet so ab, weischt, wie isch mein?! ;)

Kais Übergang von „Achtung, ein Bazillenmutterschiff“ zu „Mund auf, Tee und Bettruhe-innerer Daddy“ von 0 auf 100 in Bruchsekunden. Wundervoll! :DD Der innere Vater, ich hab sehr gelacht! Nun, vor allem darüber, dass er sich selbst bemitleidet. Er hat wohl mehr Erfahrung mit Kindererziehung als Lebensjahre auf dem Buckel… Alte Seele und so…
Und ich finde die Beziehung zwischen Kai und Mathilda sehr lieb! Bonding über Gou und Vertrauen lese ich hier raus und auch, wenn sie „nur“ für ihn arbeitet, merkt man schon, dass Kai auf sie baut und sich Sorgen macht.
Verstehe ich das richtig, das Mathilda irgendwie in dem Haus/Wohnung/Anwesen von Hiwatari wohnt? Oder wieso ist sie unten und soll sich über Mittag was bestellen? Oder hat sie einen Schlüssel und kann gehen wie sie will? (Das wirft vor allem Fragen auf für die Stelle, als Kai betrunken über Yuriy lamentiert…Ist Mathilda auch da? Das wär ein we-nig strange…)

Die vielen eingestreuten Hinweise auf Kais Mehrsprachigkeit bzw. darauf, dass er es ent-spannend findet, in seiner Muttersprache zu reden, ist einfach so pur! LIEBÄ!
Und an dieser Stelle möchte ich noch mal anmerken, dass ich hier leichte, ganz seichte polyamore Vibes zwischen Kai, Hiromi und Takao gemerkt hab – also zumindest zu Hiro-mi, aber wirklich nur ganz seicht, die sich in nem späteren Kapitel verhärteten. Ich mag die Beziehungskonstellation sehr und die Verbindung, die sie haben.

Aber – OMG ich muss es einfach sagen: Gou ist ein anstrengendes Kind für seine 5 Jahre…. Man braucht wirklich viel Geduld! Mir tut der völlig überforderte und hilflose Wyatt echt leid. Der ist ja schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe!
(Hier möchte ich kurz anmerken, dass mir die Alterssache etwas Kopfweh bereitet. Du schreibst manchmal, Gou sei noch ein Kleinkind, das sorgt bei mir für Verwirrung… Für mich hört Kleinkind irgendwie bei 3 auf… Und Gou geht schon zur Schule, wäre also eher Vorschulkind?… Ich find die Altersgrenze sehr schwer… Ich mein, rechtlich gesehen geht der Begriff Kleinkind ja bis zum sechsten oder siebten Jahr… Na ja, das ist mir jedenfalls aufgefallen, darum stell ich mir Gou irgendwie jünger vor als er ist? Aber 5 ist ja auch echt noch klein…)
Auf jeden Fall ist die Andeutung des Frosch-Vorfalls spannend, das hätte ich gern gese-hen? Warum und wieso einen Frosch? Woher? Was ist dann passiert? :DD Ohne Frage glaube ich Gou aufs Wort, dass das sicherlich lustig war.

Hach und dieser tiefe Seufzer… Als würde alle Last der Welt auf diesen schmalen Kinder-schultern ruhen, jetzt, da er nicht mit Papi zusammen arbeiten gehen darf, sondern bei Blödi-Wyatt sein muss.

Und ohne Witz, ich habe Kais Alternativplan sehr gefeiert. Immer diese überdramatischen CEOs! XDD
Die Kursive war wirklich der Knaller, auch weil er sich das nicht zum ersten mal gedacht hat! XDDD

Ich spekuliere natürlich jetzt darauf, dass Gou in die Buchhaltung gewetzt ist. Und auf Yuriy trifft. Und wenn Yuriy mit Gou umgeht, und das gut (Milcheinschuss bei Karen und Nicht-Karen vorprogrammiert!), liegt das sicher daran, dass Yuriy mit einem Kindskopf wie Boris um zugehen weiß XD
Und oh Mann, wenn der Chef rennt, dann fürchten sich sicher alle Angestellten, weil – warum sollte der Chef rennen? Feuer? Kuchen? Oh Fuck nein, Papa-bär hat Baby verloren und raged havoc!


(Es tut mir leid, ich hab seit Kapitel 3 nicht mehr kommentiert, da musste ich etwas nach-holen^^°)

Antwort von:  Mitternachtsblick
08.05.2020 13:22
Ich realisiere gerade, dass ich das Au-Pair-System vielleicht irgendwo genauer erklären hätte sollen XD Also, so wie ich es von unseren Au Pairs kenne, funktioniert das folgendermaßen: Au Pairs leben mit der Familie, der sie helfen sollen, sie haben dabei meistens ihr eigenes Zimmer. (Mathilda hat ihres ganz am anderen Ende von Kais Haus für maximum privacy.) Die Hauptaufgabe ist die Kinderhütung, sie übernehmen aber oft auch leichtere Haushaltsaufgaben (zB eben Kochen, wie Mathilda das hier tut). Sie werden dafür bezahlt und haben meistens 1-2 Tage frei, bzw. die Abende oft auch, je nachdem, wie die Familie das regeln möchte. Mathilda wohnt also bei Kai und hat definitiv auch alle nötigen Schlüssel, die meisten Abende hat sie auch frei, weil Kai dann sowieso daheim ist, sollte es nötig sein, schaut sie auch mal über Nacht auf Gou. Sie war an dem Abend also wohl entweder auf ihrem Zimmer oder gar nicht daheim. Sonntags hat sie komplett frei. Ich lasse Yuriy denke ich definitiv nach diesen Sachen nochmal fragen, damit es in der Story selber auch drin ist :,)
Die Kleinkindsache ist sicher sowas, über das ich nochmal drüber gehen sollte. Du hast recht, mit fünf ist er wohl einfach nur noch ... ein Kind?? Auf jeden Fall ein guter Anstoß, falls ich das Ding doch nochmal überarbeitend durchkämme!
Von:  LittleLionHead
2020-04-30T05:00:06+00:00 30.04.2020 07:00
Wie geil ist er denn? Er wird quasi mitten in der Nacht angerufen und seine Frage ist ob was mit Gou ist? Typ, du brauchst Urlaub. Ich liebe es dass er sich kurzfristig vorkommt wie ein Multitaskinggott. Welcome to our lives.
Oh, und die Blödis! Ich habe das Gefühl dass uns dieses Wort noch mal begegnen wird und dass es ziemlich peinlich für Kai werden könnte. :D
Übrigens wurde ich gestern morgen von einem Kind im Peppa Pig Shirt angegrinst als ich den WhatsApp Status geöffnet habe. 😱
Antwort von:  Mitternachtsblick
30.04.2020 18:22
Kai braucht sooooo dringend einen Urlaub, es ist schon nimmer lustig XD Aber er bekommt immerhin mal nen thirsty Yuriy, das muss fürs Erste reichen!
Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-04-29T19:08:35+00:00 29.04.2020 21:08
Ha ich hab geahnt, dass das Kapitel kommt, da du mein vorheriges Kommi beantwortest hast :D
Gou ist super genial und die Szene mit den Knöpfen ❤❤
Allerdings beauch sich Kai nicht zu wundern, dass Gou so wählerisch ist bzgl. Kleidung. Er lebt es ja im Prinzip vor. 😅

Ich frage mich wann gar diese Mrs. Roberts begonnen die Leute anzurufen? Ich gehe einfach davon aus, dass Kai nicht in letzter Sekunde aufsteht...und da sie ihn aus dem Schlaf gerissen hat und er anscheinend nicht der Erste war...muss sie ja fast 4Uhr begonnen haben.
Gute Besserung an der Stelle an Mathilda. Die Ärmste...
Ich kann aber auch verstehen, dass klein Kai (Gou) nun enttäuscht ist, dass der tolle Tag im Park ausfällt...wäre wohl jeder.

Interessant übrigens, dass Makoto ein Jahr älter ist. 🧐

Nun bin ich aber gespannt ob der Kleine in der Buchhaltung sitzt. XD
Und...ich wäre an Kais Stelle 1000 Tode gestorben, wenn Wyatt ohne mein Kind auftaucht....da wäre nix mehr mit falscher Identität gewesen.
Übrigens fand ich such sehr gelungen wie du die Zweifel von Eltern eingefügt hast über das was sie machen...und ob das überhaupt genug ist.
Das war wirklich sehr authentisch.
Antwort von:  Mitternachtsblick
30.04.2020 18:21
Ja, Kai darf sich eigentlich echt nicht beschweren, dass Gou pingelig mit seinen Klamotten ist, der kennt es ja nicht anders. XD Warum Makoto ein Jahr älter ist und wie lange Mrs. Roberts da schon telefoniert hat - ich weiß es nicht, mein Hirn wollte das so. Für die total seriöse AU muss das reichen. XD Und es freut mich immer so, wenn du meinst, dass ich die Eltern bzw. Gou gut darstelle, das ist immer eine Ehrenbezeichnung <3
Von:  FreeWolf
2020-04-29T19:04:59+00:00 29.04.2020 21:04
Meine drei Lieblingsmomente:
1. Kai der Multitaskinggott. (Und die Realisierung, dass ICH der Geist bin, der ihm zuschaut und ihn cool findet! - Meta!)
2. HIROMI UND TAKAO ich feiere es und liebe es.
3. Gou.
4. (I lied, es sind doch mehr als drei): "Kai atmete erneut tief durch. Tod vortäuschen, schoss es ihm durch den Kopf, neue Identität annehmen. Wieder kinderlos sein und doch noch Literaturkritiker werden. Als schlimmstes Problem James Joyces Ulysses haben.". This. Einfach nur this.

Aber jetzt erwarte ich freudig, wie Kai vom Anblick von Yuriy hin und weggefegt wird. <3
Antwort von:  Mitternachtsblick
30.04.2020 18:18
Ahahaha danke dir <3 Das Wegfegen wird auf Gegenseitigkeit beruhen >:)


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