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Cancer pagurus

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Cancer pagurus

Nachdenklich blickte Rose hinaus auf die Weiten des Meeres. Mit der linken Hand ihr Kinn abstützend, folgten ihre Augen den wenigen Seemöwen, welche über dem tiefen Nass ihre Kreise zogen. Beobachtete die Vögel, wie sie hin und wieder in den Sturzflug übergingen, um sich den einen oder anderen Fisch zu schnappen.  Der frühe Morgen mit seinem sanften Sonnenaufgang war bereits längst an ihnen vorbeigezogen, doch für ein unsterbliches Wesen wie Rose Quartz spielten Dinge wie Zeit keine besonders große Rolle. Für sie waren diese wenigen Stunden nur ein Wimpernschlag, ein Nichts im Gegensatz zu den tausenden von Jahren, die sie bereits existierte.

Von ihr vollkommen unbemerkt wurde auch sie wiederum von jemand beobachtet. Pearl hatte es sich auf den Stufen vor dem Warp-Pad gemütlich gemacht und sah Rose Quartz mit einem breiten Lächeln zu, wie diese ihren Gedanken nachging. Ein leichter, blauer Schimmer lag dabei auf ihren Wangen und sie konnte nicht aufhören zu lächeln. Auch dann nicht, als sich hinter ihr das Tempeltor öffnete und Garnet heraustrat. Pearl konnte hören, wie diese zu ihr kam und sich neben sie stellte. Garnet blickte zu Pearl hinunter, anschließend zu der Gem-Dame hinüber, welche Pearl schmachtend betrachtete.

"Ich habe den Gem in den Bubble Room gebracht", sagte sie, während sie weiterhin zu Rose hinübersah.

"Oh, das ist gut, gut gemacht, Garnet", erwiderte Pearl leicht verwirrt, doch auch sie ließ ihre Gruppenanführerin nicht aus den Augen.

"Sieht sie nicht wunderschön aus, wie sie da im Sonnenlicht sitzt und über irgendetwas grübelt?"

Garnet zuckte mit den Schultern, doch da Pearl es nicht sehen konnte, meinte sie nur: "Schätze schon."

Ein Seufzer entfuhr Pearls Lippen, sie legte ihre Hände an ihr Kinn, nur um dann ein weiteres Mal herzhaft zu seufzen.

"Ich gehe mal zu ihr rüber. Herausfinden, was sie gerade denkt", sagte Garnet trocken. Kaum hatte sie sich in Bewegung gesetzt, sprang Pearl reflexartig auf.

"N-Nein, warte, Garnet, du kannst sie doch nicht stören, ich meine, was, wenn sie über etwas Wichtiges nachdenkt und es dann vergisst ... nein, warte!"

Doch Garnet wartete nicht, sie ging stattdessen immer weiter, bis zu an ihr Ziel angelangt war. Pearl hatte sie wenige Sekunden später eingeholt und versuchte Garnet wegzuzerren, doch diese war stärker als sie.

"Hallo Rose!", grüßte Garnet ihre Anführerin. Diese erhob sich aus ihrer Sitzposition und sah die beiden Gems an, die ihr nun Gesellschaft leisteten.

"Hallo Pearl, hallo Garnet, seid ihr von der Mission wieder zurück?", fragte sie die beiden neugierig. 

Garnet nickte nur, während Pearl stolz ihre Brust streckte.

"Ja, die Mission war eine Leichtigkeit, Garnet und ich konnten das Gem-Monster schnell und problemlos besiegen.  Dein Vertrauen in uns war ganz richtig, Rose."

Garnet räusperte sich ein wenig.

"Gut, Garnet konnte es schnell und einfach besiegen. Aber ich habe die Strategie dazu entworfen, also habe ich auch einen sehr wertvollen Teil dazu beitragen können", fügte Pearl mit stark nervöser Stimme hinzu. Rose lächelte ein wenig.

„Ich bin mir sicher, dass du einen sehr guten Plan dazu ausgearbeitet hast, Pearl. Darauf können wir uns immer verlassen“, sagte sie und blickte zu den beiden Gems hinüber. Während Garnet kaum eine Reaktion zeigte, hatten sich Pearls Wangen hellblau gefärbt. Doch noch immer ging Rose nicht darauf ein, stattdessen drehte sie sich wieder zurück zum Strand, in die Richtung des Ozeans und verschränkte ihre Finger vor ihrem Bauch.

„Dieser Planet, die Erde, sie hat so viele wundervolle Dinge und jeden Tag gibt es etwas neues zu entdecken. Alles hier funktioniert nach seinen eigenen Regeln und ist doch frei und unabhängig. Ist das nicht schön?“, sagte sie verträumt vor sich hin.

Pearl nickte eifrig, auch wenn sie das, was Rose sagte, nicht wirklich verstehen oder nachvollziehen konnte.

„Es gibt noch so viel, das wir ihr zeigen können, all die wundervollen Tiere hier. Möglicherweise können wir ihr auch helfen, ihre Kräfte zu entdecken. Das wäre doch schön“, sagte Rose nun leicht melancholisch. Pearl beendete ihr gut gemeintes Nicken und sah Rose fragend an.

„Verzeih mir, Rose, aber ich bin mir nicht sicher, was du damit genau meinst …“, fing Pearl an laut nachzudenken, bis sie Garnet unterbrach. Sie konnte die Hand der Fusion auf ihrer Schulter spüren.

„Rose meint damit bestimmt Amethyst“, sagte kurz und kühl. Pearls nachdenkliche Falte auf der Stirn verschwand.

„Ach, ja, stimmt, Amethyst, es ist gar nicht so lange her, dass wir sie gefunden haben; damals vor etwa 500 Jahren in dem … Kindergarten“, sagte Pearl und konnte sich ein Schaudern nicht verkneifen. Rose schüttelte mitleidig den Kopf.

„Und es gibt so vieles, das ich ihr noch zeigen und beibringen möchte. Das hat sie verdient. Sie kennt außer dem Kindergarten nicht viel, dabei gibt es auch für sie noch so viel Schönes zu entdecken.“

Verträumt hatte sie die Finger verschränkt, bevor ihr etwas einfiel und sie sich wieder an die Gems vor ihr wandte.

„Dann sollten wir keine Zeit verlieren. Pearl, geh bitte in Amethysts Raum und hole sie. Sag ihr, dass wir eine Überraschung für sie haben. Wir treffen uns dann beim Warp-Pad, ja?“

Pearl nickte wieder eifrig, noch stärker als davor, bevor sie sich mit schnellen Schritten zur Tempeltür begab und Amethysts Raum öffnete.

 

~

 

Nur eine kurze Zeit später, nachdem sie sich zusammen wegteleportiert hatten, verließen die vier Gems das Warp-Pad. Rose blickte sich suchend um, ging einige Schritte umher, bis sie schließlich fündig wurde.

„Wir müssen in diese Richtung gehen, wenn wir unser Ziel erreichen wollen“, rief sie und begann aufgeregt in die Richtung zu laufen.

„W-Warte auf uns, Rose!“, rief Pearl, mit Amethyst in den Armen und begann ebenfalls zu laufen, was mit der kleinen Gem in ihren Armen sich als äußert schwierig herausstellte.

„Pearl, Amethyst kann alleine laufen“, sagte Garnet und Pearl ließ die Kleinere peinlich berührt los. Amethyst war vor gerade einmal 500 Jahren aus ihrem Loch herausgebrochen, das war für jemanden wie Pearl kein Alter. Auch hatte Amethyst immer noch ihr Anfangsdesign, welches ihr ein hilfloses, fast schon puppenhaftes Aussehen verlieh. Erst vor kurzem hatte sie aufhört, ihnen nachzuahmen und alles nachzureden, was sie um sich herum hören konnte. Erst vor kurzem hatte Amethyst angefangen, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Nur aus ihrem Raum fand sie noch nicht von alleine heraus. Auch fing sie an, diesen mit vielen kleinen Gegenständen zu füllen. Für Pearl war es ein Zeichen dafür, dass sich der Raum in eine Zone unendlichen Chaos entwickeln würde, doch Rose hielt sie zurück. Immerhin ist es der Gedanke der Crystal Gems, dass sich jedes Gem so entfalten können sollte, wie es möchte. Dafür hätten sie gekämpft, dafür hätten sie all diese Verluste erlitten. Pearl gab ihr recht, auch wenn ihr der Gedanke an die noch kleine Unordnung einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

So hatte sie Amethyst abgesetzt, diese sah Pearl nun fragend an.

„Was machen wir hier?“, fragte sie neugierig mit ihren großen, runden Augen. Pearl seufzte laut auf.

„Wir rennen hinter Rose hinterher, und wenn wir uns nicht beeilen, dann werden wir sie nicht mehr einholen können. Komm, wir sollten schnell hinterher“, sagte sie, gab Amethyst die Hand und rannte mit ihr der großen Gem hinterher. Rannte mit ihr durch einen langen, dunklen Wald, eine weite Steppe und ein großes Feld. Schon lange konnte sie Rose in der Ferne erkennen, das Kleid wehte ihr um den Körper und doch schien es sie nicht am Laufen zu hindern. Auch konnte sie sehen, dass Garnet keine Probleme damit hatte, mit Roses Geschwindigkeit mithalten zu können. War sie doch als Fusion hier klar im Vorteil.

So liefen sie eine Weile herum, durchquerten einen weiteren Wald und ein großes Feld voller Sonnenblumen, bevor sie schließlich an einem Strand zum Stehen kamen. Verwirrt blickte sich Pearl um und ließ, ohne es merken, Amethysts Hand wieder los. Während sich in Garnets Gesicht keinerlei Regung zeigte, lag dafür auf Roses Gesicht ein sehr breites Lächeln.

„Ihr fragt euch sicher, warum ich euch hierhergebracht habe. An einen Strand, obwohl wir doch beim Tempel einen haben“, sagte sie und konnte ihre Begeisterung kaum zurückhalten. Garnet schüttelte den Kopf und Pearl winkte ab.

„Ach, das ist schon in Ordnung, Rose, ich meine, du wirst dir damit sicherlich eine Menge gedacht haben“, sagte sie und erneut färbten sich ihre Wangen blau. Einzig und alleine Amethyst schien keine Ahnung zu haben, neugierig blickte sie den Strand an, dann das Meer und anschließend Rose Quartz.

„Es ist hier wie am Tempel, voller Sand und Wasser!“, rief sie und wusste nicht so recht, was sie von der Situation halten sollte. Rose lachte laut auf.

„Nun, ja, damit hast du recht“, sagte sie, trat an Amethyst heran und wuschelte ihr durchs kurze Haar.

„Allerdings ist der Strand hier anders als der bei uns am Tempel. Hier gibt es etwas besonderes, das ich euch schon länger zeigen wollte. Ganz besonders dir, Amethyst!“

Die Augen der Kleineren beginnen zu leuchten.

„Was, mir? Ohja, zeig’s mir, zeig’s mir!“, rief sie neugierig und streckte die Arme zu Rose hoch. Diese lachte erneut auf.

„Nun, dann sollten wir keine Zeit verlieren und danach suchen“, sagte sie und fing langsam an, den Strand abzulaufen, erst in die eine, dann in die andere Richtung. Doch egal wie sehr sie suchte, sie schien nicht zu finden, was sie suchte. Unter keiner Muschel, keinem Stein und keinem Sandhügel wurde sie fündig. Enttäuscht begann sie laut zu seufzen.

„Rose, ist alles in Ordnung?“, fragte Pearl besorgt. Doch Rose blickte sie nur stumm an. Enttäuschung lag in ihren Augen. Pearl kannte diesen Blick. Er erinnerte sie an alte Zeiten, Zeiten, über die sie nicht sprechen durfte. Als sie zusammen mit Pink Diamond auf die Erde gekommen war und diese erkundet hatten. Als ihre Diamond erkannt hatte, dass sie kein Leben aus dem Nichts schufen, sondern das Leben aus der Erde nahmen und ein Nichts hinterlassen würden.

„Es tut mir so leid, Rose“, sagte Pearl und wünschte sich, sie könnte ihre Lieblingsgem wieder glücklich machen. „Wenn du möchtest, kann ich dir helfen, zu finden, was auch immer du suchst, du weiß, ich bin gut darin, Dinge zu finden …“

Rose lächelte sie dankbar an.

„Danke, aber ich befürchte, hierbei wirst du mir nicht helfen können. Vermutlich bin ich doch ein paar Jahre zu spät dran. Das letzte Mal ist schon ein Weilchen her, als ich sie hier gesehen habe …“

Pearl dachte weiter nach, dann rannte sie los und kam mit Garnet zurück, welche sie hinter sich herzog. Diese leistete keinerlei Widerstand, sondern ließ sich einfach zu ihrer Anführerin bringen. Pearl vermutete, dass sie dies vorhergesehen haben muss.

„Rose, du kannst doch Garnet fragen. Vielleicht sieht sie ja mit ihrem Zukunftsblick, ob du, was auch immer du suchst, noch finden wirst. Nicht wahr, Garnet?“, fragte Pearl und ließ Garnets Arm wieder los.

„Ja, Pearl“, sagte diese trocken. Nun waren es Roses Augen, die zu leuchten beginnen und sie eilte direkt zu Garnet heran.

„Pearl, du bist brillant, warum habe ich nicht daran gedacht. Danke dir!“, rief sie ihr zu, was dafür sorgte, dass Pearls Gesicht nun komplett blau aufleuchtete. Doch Rose ging auch darauf nicht näher ein, sondern näherte sich Garnets Ohr und flüsterte ihr etwas zu. Sowohl Pearl, als auch die kleine Amethyst, welche sich schließlich den dreien genähert hatten, versuchten etwas zu verstehen, was ihnen aber nicht gelang. Kaum war Rose fertig, hielt sich Garnet ihre Brille fest und blickte in die Ferne. Sie alle wussten, dass sie diverse Zukunftsszenarien durchsuchte, um herauszufinden, was diese bringen würden. Schließlich nickte sie Rose zu.

„Dein Ziel wird in wenigen Stunden hier an diesem Strand erscheinen. Ich sehe insgesamt vier Szenarien, in welchen dies der Fall ist.“

„Vier Szenarien? Das reicht, danke Garnet!“, sagte sie und umarmte Garnet stürmisch.

„Gerne doch“, antwortete diese und ließ es geschehen.

„Und dir natürlich auch“, sagte Rose, bevor sie Pearl auf die gleiche Art umarmte.

„Amethyst will auch eine Umarmung!“, sagte diese und auch sie wurde von Rose heftig umarmt. Nachdem sie die kleine Gem losgelassen hatte, setzte Rose sich an den Rand des Strandes und winkte die anderen heran, es ihr gleichzutun.

„Wenn sie erst in wenigen Stunden kommen, dann können wir uns ja die Zeit mit Geschichten vertreiben. Wir können Amethyst ein paar Erlebnisse aus der Vergangenheit erzählen“, schlug sie vor. Und da keinem anderen Gem etwas Besseres einfiel, setzten sie Pearl und Garnet zusammen mit Amethyst sich zu ihr und brachten, mit Ausnahme von Amethyst, eine Anekdote nach der anderen.

 

~

 

Die Zeit verging wie im Flug und während Pearl lachend in Erinnerungen schwelgte, wie sie zusammen mit einer guten Freundin ein Dutzend Jasper übers Ohr hauen konnte, richtete Garnet sich auf.  Neugierig blickten die drei Gems sie an.

„Rose, es ist soweit, sie kommen jetzt“, sagte sie und deutete auf einen bestimmten Punkt am Strand, an welchem sich ein kleiner Stein befand. Kleine Wellen brachen sich an ihm und hatten ihm über die letzten Jahrzehnte dadurch in eine angenehme, runde Form gebracht. Die Gruppe, Rose voran, näherte sich dem Stein und begann diesen näher zu beobachten.

Es dauerte nicht lange, bis sich etwas auf dem Stein regte. Bis etwas auf ihn heraufkletterte, dünne rote Beinchen, welche von weiteren dünnen Beinchen verfolgt wurden. Kleine, rote Tierchen kletterten den Stein hinauf und spielten mit ihren Scheren. Manche schnappten nach einem anderen Artgenossen, andere dagegen bemerkten die Gems und schnappten aus Neugierde nach ihnen.

„Da sind sie ja!“, rief Rose Quartz begeistert und holte die kleine Amethyst, welche sich hinter ihrem Kleid versteckt hatte.

„Sieh doch nur mal, Amethyst! Sind sie nicht wunderschön?“, fragte sie die kleine Gem und diese nickte, wenn auch leicht verwirrt.

„Sie sind so faszinierend. Sieh nur, sie laufen seitwärts, sowas habe ich noch bei keinem anderen Lebewesen gewesen. Pearl, wie heißen sie nochmal?“

Cancer pagurus“, antwortete Pearl wie aus der Pistole geschossen.

„Achja, richtig“, sagte Rose und mühte sich ein Lächeln ab.

„Canker paparus …?“, versuchte Amethyst es ihr nachzusagen,  was Rose zum lächeln brachte. Pearl quittierte dies dagegen mit einem wütenden Schnauben.

„Nimm einfach meinen Namen, dem ich diesen Wesen gegeben habe: Taschenkrebs. Das kannst du dir bestimmt einfacher merken, oder?“, fragte Rose und Amethyst nickte.

„Nun, wenn ich kurz erklären darf“, sagte Pearl leicht genervt und projizierte eine dreidimensionale Darstellung eines Taschenkrebses in die Luft.

„Der Cancer pagurus oder auch … Taschenkrebs ist ein Tier aus der Familie der Cancirdae. Wie man hier sehen kann“, sagte sie und drehte ihr Model um. „Es hat einen deutlich verkürzten Pleon, der fest unter dem Cephalothorax geschlagen ist. Außerdem haben sie mächtig entwickelte Scheren, deren Spitzen auffällig schwarz gefärbt sind. Dies hilft ihnen bei der Nahrungsaufnahme, da es wie alle organischen Wesen Nahrung zu sich nehmen muss, um den Energiehaushalt auszugleichen“, erklärte sie, wobei sie der letzte Fakt mehr als erschauerte.

Die anderen Gems hatten nur wenig von dem verstanden, was Pearl ihnen erzählt hatte, aber da sie ihr ihren Stolz nicht nehmen wollten, nickten sie ihr dankbar zu.

„Was meinst du, Amethyst, sind diese kleinen Wesen nicht wundervoll? Sie haben so viele Beine und schaffen es trotzdem, damit zu laufen, ohne dass sie sich verheddern oder darüber stolpern. Kleine Wesen, die sowohl im Wasser leben, als auch auf dem Land. Sie können sich austoben, wie auch immer sie es möchten, wenn sie Ablenkung brauchen… ist das nicht unglaublich?“

Wieder zustimmendes Nicken in der Runde. Rose setzte sich hin und deutete Amethyst an, es ihr gleichzutun.

„Amethyst, wenn wir schon einmal bei dem Thema sind, möchte ich auch gleich die Chance nutzen und dir etwas zeigen. Eine Fähigkeit, die jede Gem besitzt und die sie nutzen kann, wenn sie mal ein wenig Abwechslung brauchen“, sagte sie und blickte kurz zu Pearl hinüber. Diese konnte dem Blick nicht standhalten und sah besorgt auf den Sand hinunter. Amethyst sah sie dagegen verwundert an.

„Heute möchte ich es dir beibringen, es ist ganz einfach. Wir nennen es shapeshiften. Moment, ich zeige es dir. Siehst du diesen kleinen Krebs? Ich werde nun gleich genauso aussehen wie er!“, sagte sie, da begann auch schon ihr Gem aufzuleuchten. Ihr Körper war nur noch ein großer, heller Haufen an pinken Licht, welcher sich zu formen begann. Kaum hatte sie ihr Werk beendet, saß nun ein großer, pinker Krebs neben ihr. Pearl biss sich nervös auf die Lippen, doch da weder Garnet, noch Amethyst eine Reaktion zeigten, atmete sie leise auf.

„Siehst du? Das ist ganz einfach. Du musst dir nur vorstellen, was du sein möchtest und schon kannst du dich in alles verwandeln, was du möchtest, auch in so einen kleinen Krebs. Willst du es versuchen?“, fragte sie und sah Amethyst fröhlich an. Soweit es ihr in der Krebsgestalt möglich war.

Amethyst sah die verwandelte Rose mit großen Augen an.

„Wow, wie hast du das gemacht? Kann ich das auch?“, fragte sie und wedelte aufgeregt mit den Armen. Rose lachte laut auf.

„Ja, kleine Amethyst, du kannst das mit Sicherheit auch, da bin ich mir sicher“, meinte Rose freundlich und begann, mit ihren Scheren die Luft  zu kneifen.

„Und wie mache ich das?“, fragte Amethyst und begann, Rose gründlich von allen Seiten zu studieren. Auch hob sie Rose hoch, um einen besseren Blick auf sie werfen zu können.

„Es ist ganz einfach. Du musst dir einfach nur vorstellen, wie du aussehen möchtest und den Rest erledigt dein Gem. Glaub mir, sobald du den Dreh raushast, ist es ganz einfach.“

Rose lächelte, soweit es ihr als Krebs möglich war, Amethyst an und diese erwiderte das Lächeln.

„Gut, dann versuche ich es.“

Entschlossen legte Amethyst den pinken Krebs vorsichtig auf dem Boden ab, schloss ihre Augen und versuchte sich, auf das Bild eines Taschenkrebs zu konzentrieren.

„Du kannst es schaffen, wir glauben an dich, Amethyst!“, konnte sie Roses positive Worte hören, wie auch das Geräusch ihrer Rückverwandlung. Und da, Amethyst konnte es sehen. Das Bild einer der Krebse vor ihrem inneren Auge.

„Ja, so will ich aussehen, das will ich sein“, murmelte sie und spürte, wie sie sich veränderte, wie ihr Körper aus hartem Licht eine andere Gestalt annimmt. Es dauerte nur wenige Sekunden und doch fühlten sich genau diese Sekunden für sie sehr lange an.

Als sie spürte, dass ihr Körper die Transformation beendet hatte, öffnete sie die Augen. Alle sahen sie aufgeregt an, sogar Pearl konnte ihre Freude kaum verbergen. Rose hatte Tränen in den Augenwinkeln und Garnet sah sie voller Stolz an, sie hatte sogar ihre Brille abgenommen und zum ersten Mal konnte Amethyst ihre drei Augen sehen.

„Hab ich … hab ich es hinbekommen? Bin ich jetzt ein Krebs?“, fragte sie unsicher in die Runde hinein.

„Ja, du hast es geschafft, du hast es wirklich geschafft! Ich bin so stolz auf dich, Amethyst!“, rief Rose laut auf und hob die kleine, lila Krabbe hoch um sie sachte an sich zu drücken.

„Wir sind stolz auf dich!“, erwiderte Garnet und Pearl nickte. Dass sie aufgrund dessen, dass Amethyst eine defekte Gem war, befürchtet hatten, dass diese nicht shapeshiften könnte, diese Gedanken behielten sie doch lieber für sich.

„Moment, du musst dich sehen!“, sagte Rose und trug die kleine Krabbe in ihren Händen an das Meer heran. Vorsichtig hob sie diese so ans Wasser heran, dass sie sich selbst im Wasser spiegeln sehen konnte.

„Wow!“, rief Amethyst laut aus, „seht mich an, ich bin ein Taschenkrebs! Schnapp, schnapp!“

Sie ließ ihre Scheren immer wieder zuschnappen und hatte ihren Spaß dabei. Rose setzte sie ab und verwandelte sich ebenfalls in einen Krebs.

„Komm schon Garnet, mach bei uns mit!“, rief sie der Fusion zu. Diese hob nur kurz die Schultern, da hatte auch sie sich in einen dunkelroten Krebs verwandelt. Gespannt richtete Amethyst ihren Blick in Richtung Pearl, doch die hob abwehrend die Hände.

„Ich?! Nein, nein, ich mach da nicht mit, ihr müsst ohne mich auskommen!“, sagte sie und ging ein paar Schritte zurück.

„Das ist schon in Ordnung, Amethyst. Pearl mag es nicht zu shapeshiften, und wenn sie es nicht mag, dann möchte ich sie auch nicht dazu zwingen. Immerhin ist unsere Pearl eine freie Pearl, nicht wahr?“

„Ja, das bin ich!“, sagte Pearl stolz und ballte ihre Faust.

„Außerdem brauchen wir noch jemanden, die auf uns aufpasst, damit uns die Möwen nicht für Futter halten.“

Dabei zwinkerte Rose ihr zu, worauf Pearl mit einem nervösen Lächeln reagierte.

„Ja, ich denke, das kann ich machen, Rose.“

„Gut!“; meinte Rose und wandte sich an die beiden bunten Krebse.

„Dann sehen wir uns doch mal den Lebensraum und das Verhalten der Krebse aus nächster Nähe an. Seid ihr dabei?“

Einheitliches Nicken war die Antwort und so wanderten sie seitwärts zu den echten Krebsen hinüber, unter den wachsamen Augen einer freien Pearl.



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